Geschlechtergerechte Sprache ist nicht nur ein gesellschaftlich kontroverses Thema – kein Wunder in einer Gesellschaft, in der der Mann immer noch als Norm gilt –, sondern vor allem auch eines, über das sich viele Menschen schlicht noch nie Gedanken gemacht haben – ebenfalls kein Wunder in einer Gesellschaft, in der der Mann immer noch als Norm gilt. Es ist deshalb klar, dass man nicht automatisch vom Schlimmsten ausgehen sollte, wenn jemand gegen geschlechtergerechte Sprache argumentiert und etwa behauptet, das „generische“ Maskulinum sei unproblematisch, da ja alle wüssten, dass dabei auch Frauen einbezogen sind, und jede Abweichung von dieser sprachlichen Form würde Texte nur unlesbar machen. Die- oder derjenige könnte ja einfach aus einer Unkenntnis des Themas so argumentieren.
Das könnte auch für das „Komitee zur Regelung des Schriftverkehrs“ des Austrian Standards Institute gelten, das in einem Entwurf für eine Überarbeitung ÖNORM A 1080 („Richtlinien für die Textgestaltung“) vorschlägt, das „generische“ Maskulinum tatsächlich zur Norm zu erheben und damit alle Formen geschlechtergerechter Sprache für inkorrekt zu erklären (wir berichteten).
Als die österreichische Sprachwissenschaftlerin und Lektorin Karin Wetschanow, Mitautorin eines Leitfadens für geschlechtergerechte Sprache des österreichischen Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur (PDF) dem Komitee in der Wiener Zeitung vorwarf, „von einer ‚antifeministischen Ideologie‘ geprägt zu sein und auf die Expertise maßgeblicher Wissenschaftler verzichtet zu haben“, war ich zunächst sehr skeptisch.
Das ist natürlich ein Scherz. Niemand, der qualifiziert genug ist, um in einem „Komitee zur Regelung des Schriftverkehrs“ mitzuwirken, könnte sich ernsthaft auf Unkenntnis der Thematik der geschlechtergerechten Sprache berufen. Das Thema wird seit über dreißig Jahren diskutiert und es existiert eine umfassende Forschungslage, die zeigt, dass das „generische“ Maskulinum in Wahrheit ein ganz normales Maskulinum ist, das bei Personenbezeichnungen wie zu erwarten männlich interpretiert wird. Ich vermutete also sofort, dass Wetschanow mit ihrer Annahme richtig liegt.
Und ich musste auch gar nicht lange bei Vermutungen bleiben, denn die Vorsitzende des Komitees, die Lektorin und Geschäftskorrespondenz-Trainerin Walburg Ernst bestätigte das in einem Interview, das sie gestern ebenfalls der Wiener Zeitung gab.
Zunächst zeigt sie dort, dass sie schlicht keine Ahnung von den Funktionen und der Funktionsweise natürlicher Sprachen hat: „Die Sprache dient der klaglosen Verständigung und nicht der Durchsetzung zweifelhafter politischer Ziele“, behauptet sie etwa. Schon das ist Unfug: Sprache dient zur Kommunikation, und Kommunikation ist nie neutral, sondern immer von der Perspektive der Sprechenden geprägt. Natürlich geht es bei geschlechtergerechter Sprache um ein politisches Ziel: die Sichtbarmachung von Frauen, zum Beispiel, oder der Auflösung traditioneller Geschlechtsvorstellungen überhaupt. Ob diese Ziele „zweifelhaft“ sind, liegt dabei im Auge der Betrachtenden. Ich zum Beispiel halte es für ein zweifelhaftes politisches Ziel, Frauen sprachlich weiterhin unsichtbar zu halten und patriarchale Traditionen unreflektiert fortzuführen.
Ernst bestätigt ihre Unkenntnis noch einmal deutlich, als sie auf die Frage, ob sie z.B. bei dem Wort Arzt automatisch Frauen mitdenke, antwortet
Natürlich, das tut jeder Mensch, der in der Schule Deutsch gelernt hat, weil das Berufsbezeichnungen und keine Geschlechterzuordnungen sind.
Sie glaubt also ernsthaft, wir lernten unsere Muttersprache in der Schule. Tatsächlich lernen wir sie aber durch Imitation und (unbewusste) Analyse der Sprech-Ereignisse in unserem sozialen Umfeld, und zwar lange bevor wir in der Lage sind, abstrakte Kategorien wie „Berufsbezeichnung“ und „Geschlechterzuordnung“ zu reflektieren.
Außerdem liefert Ernst zwei Lieblingspseudoargumente der Feinde geschlechtergerechter Sprache. Das erste:
Sprachliche Gleichberechtigung und faktische Gleichberechtigung sind verschiedene Paar Schuhe. 20 und mehr Jahre der Bemühungen um sprachliche Gleichbehandlung haben die faktischen Probleme der Frau in der Gesellschaft um keinen Millimeter zum Besseren gewendet.
Nun ist es ja so, dass das selbst, wenn es stimmen würde, kein Argument gegen sprachliche Gleichberechtigung wäre. Sprachliche Gleichberechtigung ist ein Ziel an und für sich, sie muss ihren Nutzen nicht dadurch rechtfertigen, dass sie magisch auch Gleichberechtigung bei Gehältern nach sich zieht. Aber natürlich ist überhaupt nicht klar, ob das stimmt, denn es ist ja nicht so, als habe man in Österreich in den letzten 20 Jahren flächendeckend geschlechtergerechte Sprache eingeführt. Stattdessen führt diese in Österreich (genau wie in Deutschland) ein Nischendasein in Behördenratgebern und feministischen Veröffentlichungen. Dass sich die Gender Pay Gap in Österreich (und Deutschland) in den letzten 10 bis 20 Jahren kaum verringert (in Deutschland sogar vergrößert) hat, ist deshalb wohl kaum ein Beleg für die Unwirksamkeit gerechter Sprache.
Und das zweite, auf die Frage hin, ob man nicht „wie an der Uni Leipzig nur die weibliche Form nehmen“ könnte:
Das tauscht die angebliche „Unterlegenheit“ der Frau in der Sprache durch eine „Unterlegenheit“ des Mannes aus. Da befinden wir uns auf dem Niveau eines Rachefeldzugs.
Das Problem hier ist natürlich, dass Ernst damit zugibt, dass das generische Maskulinum zu einer sprachlichen Unterlegenheit von Frauen führt, auch wenn sie versucht, das mit den Wort angeblich und den Anführungszeichen zu vertuschen. Denn wenn die weibliche Unterlegenheit wirklich nur „angeblich“ wäre, würde das ja auch für die männliche Unterlegenheit beim generischen Femininum gelten. Dann könnte es sich aber nicht um einen Rachefeldzug handeln, denn eine nur „angebliche“ Unterlegenheit des Mannes würde ja niemandem weh tun und wäre als Rache völlig ungeeignet.
Schon diese inkonsistenten Standardargumente der anti-feministischen Sprachbewahrer zeigen, woher Ernst ihre Einstellungen nimmt. Ganz deutlich wird sie aber, als der Interviewer sie direkt auf Wetschanow anspricht:
[Frage:] Die Sprachwissenschafterin Karin Wetschanow verweist auf Studien, die belegen sollen, dass Frauen beim Maskulinum nur bedingt mitgedacht werden.
[Ernst:] Man muss wissen, dass Frau Wetschanow die feministische Linguistik vertritt. Das ist ein ideologisches Programm im Gewand der Wissenschaft. Wissenschaft hat kritisch, objektiv und wertneutral zu sein.
Wenn als Reaktion auf „feministische Linguistik“ nämlich die Phrase „ideologisches Programm im Gewand der Wissenschaft“ kommt, ist klar, dass man es mit maskulistischen Argumenten zu tun hat. Die feministische Linguistik ist keineswegs ein „ideologisches Programm“ (außer in dem Sinne, dass sie, wie alle Wissenschaften, auf der „Ideologie“ der Wissenschaftlichkeit beruht). Die Studien, die Wetschanow meint, sind in national und international anerkannten Fachzeitschriften erschienen, die über jeden Verdacht erhaben sind, von feministischen Ideologinnen unterlaufen zu sein – Behavior Research Methods, Journal of Cognitive Psychology, Journal of Psychology of Education, Language and Cognitive Processes, Experimental Psychology, Psychologische Rundschau, Journal of Verbal Learning and Verbal Behavior, Journal of Psycholinguistic Research, Developmental Psychology, um nur einige zu nennen.
Die einzige, die hier von einem „ideologischen“ Programm geleitet ist, ist Walburg Ernst, die glaubt, ihre uninformierten und antifeministischen Alltagsweisheiten würden eher dem Anspruch einer „kritischen, objektiven und wertneutralen“ Wissenschaftlichkeit genügen als zwanzig Jahre tatsächlicher wissenschaftlicher Forschung.
[Nachtrag. Das Austrian Standards Institute rudert inzwischen übrigens heftig zurück. In einer Pressmitteilung distanziert man sich von der Komitee-Vorsitzenden Walburg Ernst: diese sei „gegenüber Austrian Standards Institute für die objektive und sachbezogene Führung verantwortlich“ und man werde prüfen, ob in dieser Sache „weitere Schritte nötig“ seien. Man sei sich bewusst, dass es sich bei geschlechtergerechter Sprache um ein sehr sensibles Thema handele und rufe ja gerade deshalb zu einer besonders breiten Diskussion auf. Es werde am Ende nur das zur Norm, was „breiter Konsens“ sei.
Dieser Sinneswandel deutete sich übrigens schon gestern an. Die von mir im Screenshot festgehaltene, beim Einkauf im Supermarkt von Normen begleitete Frau…
… war ganz plötzlich durch eine Aufforderung zur Mitwirkung an ÖNORMen ersetzt worden, bebildert mit Menschen um einen Konferenztisch, von denen wenigstens eine möglicherweise weiblich sein könnte:
Klickt man auf den Link, kommt man zum Normen-Entwurf-Portal, das dann aber fototechnisch wieder klarstellt, wer hier Normen kommentieren soll – Männer in Polohemden mit MacBook:
Tja, alles nicht so einfach mit der Geschlechtergerechtigkeit…]
Walburg Ernst, die Ausschussvorsitzende, hat übrigens eine “Europäische Sekretärinnen-Akademie” (ohne Binnen‑I) abgeschlossen, aber auch die “Ausbildnerprüfung” und eine “Controllerausbildung” http://www.wifiwien.at/default.aspx/Walburg-Ernst/@/menuId/1681/ — aber in ihrer Welt ist das wohl auch ganz ok.
Ich hoffe, dass hier auch abweichende Meinungen zulässig sind.
Ich habe in meinem Bekanntenkreis nämlich festgestellt, dass die männlichen Bezeichnungen zunehmend auch von Frauen verwendet werden. Zum Beispiel hat sich vorgestern eine Kollegin als Anfänger im Pokern bezeichnet — nicht als Anfängerin. Zweites Beispiel: Meine Frau hatte in ihrem Xing-Profil „wissenschaftlicher Mitarbeiter“ stehen, bis ich sie gefragt habe, ob sie denn nicht vielmehr eine Mitarbeiterin ist.
Vielleicht löst sich das Problem in einigen Jahren von selbst – dadurch, dass man bei vielen Bezeichnungen nicht mehr zwischen den Geschlechtern unterscheidet? So wie zum Beispiel im Englischen.
Anekdoten heißen Anekdoten, weil es eben Anekdoten sind. Insgesamt lässt sich keineswegs ein Trend dahingehend feststellen, dass männliche Bezeichnungen „zunehmend auch von Frauen verwendet werden“. Im Gegenteil: in der deutschen Sprachgeschichte zeigt sich seit Jahrhunderten ein Trend zum immer stärkeren Zusammenfall von Genus (grammatischem Geschlecht) und Sexus (dem „natürlichen“ Geschlecht der Bezeichneten). Das Problem wird sich erst lösen, wenn die Kategorie des grammatischen Geschlechts aus der Sprache verschwindet, so wie im Englischen bereits geschehen. Erste Anzeichen dafür gibt es in diversen Dialekten, aber bis es wirklich soweit ist, werden schon noch einige hundert Jahre ins Land gehen.
„Erste Anzeichen dafür gibt es in diversen Dialekten, […]“
Oh, interessant – Links?
Bi uns im Nordn hätt dat “de” dat “der” un dat “die” freten.
“Klickt man auf den Link, kommt man zum Normen-Entwurf-Portal, das dann aber fototechnisch wieder klarstellt, wer hier Normen kommentieren soll – Männer in Polohemden mit MacBook:”
Das ist aber ein normales, hochgekrempeltes Hemd und MacBooks sind auf Stockart-Bilder nun mal Usus. Das Bild beweist einfach nur das die betraute Agentur keine Fingerspitzengefühl in der Auswahl solcher Bilder hat.
Ich arbeite selber häufig mit Symbolbildern für Ministerien und genderneutrale Bilder zu finden ist gar nicht so leicht bzw. wird in vielen Agenturen leider kaum thematisiert.
Mann mit Polohemd und MacBook ist übrigens auch so ein fieses Klischee. 🙂 So haben sich meine Ex-Mitbewohnerinnen (Gender-Studies) alle BWL- und Medien-Fuzzies vorgestellt.
In Frankreich heißt es la bierre und la lune. In Deutschland das bier und der Mond. Was sagt das praktisch aus? Das grammatische Geschlecht (genus) hat nichts direkt mit dem natürlichen (sexus) zu tun. Das Mädchen ist sächlich wie das Häuschen und das Männchen, das im Walde steht. Die Natur ist weiblich, die Technik sowieso und die Kalaschnikoff im Gegensatz zu dem Tanga, dem Rock, dem Zopf.
Orwell hat gewarnt. Nehmen wir ihn ernst. Machen wir Sprache nicht zu einem artifiziellen Instrument von symbolischer Politik für Arme.
@ Carol: Wow, in vierzig Jahren feministischer Sprachwissenschaft ist es niemandem aufgefallen, dass Genus und Sexus nicht identisch sind! Gut, dass Sie vorbeigekommen sind, und das klargestellt haben. Ich werde umgehend die internationale Forschungsgemeinde informieren, dass die Forschung zu diesem Thema umgehend eingestellt werden kann.
PS. Da Ironie im Internet häufig gerade von denen nicht verstanden wird, die es am nötigsten haben: DAS WAR IRONIE. Vielleicht informieren Sie sich einfach mal über die Forschungslage zum Zusammenhang zwischen Sexus und Genus, zum Beispiel, indem Sie die Beiträge lesen, die IN DIESEM BLOG dazu stehen.
Nachtrag:
ich frage mich, weshalb sich noch keiner darüber echauffiert hat, dass Schiffe — egal welchen Namen sie tragen — weiblich sind:
DIE Titanic
DIE USS-Enterprise
DIE Gorch Fock
DIE Bismarck
DIE Wilhelm Gustloff
Sind die Verfechter einer geschlechtsneutralen Sprache nur Frauen und weibliche Männer mit Minderwertigkeitskomplex?
Stockfotos, die Frauen aus einem anderen Blickwinkel in Szene setzen, gibt es neuerdings auch http://www.buzzfeed.com/ashleyperez/stock-photos-that-hope-to-change-the-way-we-look-at-women
“Ich habe in meinem Bekanntenkreis nämlich festgestellt, dass die männlichen Bezeichnungen zunehmend auch von Frauen verwendet werden.”
Ich empfehle einen Grundkurs in der Statistik. Da wird u.a. gelehrt, was eine Stichprobe ist, und wie diese erhoben werden muss, um eine Schlussfolgerung auf die Grundgesamtheit zuzulassen.
Übrigens, und für dieses Wissen braucht es keinen Statistikkurs, sind Frauen nicht frei von (sprachlichem) Sexismus. Frauen sind nämlich auch alle in dieser sexistischen Welt groß geworden, und haben entsprechende Werte/Vorstellungen verinnerlicht.
Und weiter:
“Vielleicht löst sich das Problem in einigen Jahren von selbst – dadurch, dass man bei vielen Bezeichnungen nicht mehr zwischen den Geschlechtern unterscheidet? So wie zum Beispiel im Englischen.”
Auch zum Englischen gibt es Studien, die belegen, dass “nurse” (Krankenpfleger\in) überwiegend als auf Frauen referierend verstanden wird, wohingegen die meisten Menschen bei “pilot” (Pilot\in) nur an Männer denken. Die Lösung wäre also nicht, das in Sprachen wie dem Deutschen Genus abgeschafft wird, sondern vielmehr das in Sprachen wie dem Englischen Genus eingeführt wird, so dass alle Geschlechter konsequent mitgedacht und benannt werden.
Zitat: „Natürlich geht es bei geschlechtergerechter Sprache um ein politisches Ziel: die Sichtbarmachung von Frauen, zum Beispiel, oder der Auflösung traditioneller Geschlechtsvorstellungen überhaupt. Ob diese Ziele „zweifelhaft“ sind, liegt dabei im Auge der Betrachtenden.“
Und darum darf die „geschlechtergerechte Sprache“ auch nicht von irgendwem zur Norm erklärt werden, eben weil sie Ziele transportiert, zu denen man sich persönlich bekennen muss, und die zu dekretieren niemand das Recht hat.
Zitat: „Ich zum Beispiel halte es für ein zweifelhaftes politisches Ziel, Frauen sprachlich weiterhin unsichtbar zu halten und patriarchale Traditionen unreflektiert fortzuführen.“
Das ist eben genau gar kein „Ziel“ derjenigen, die so sprechen, wie die deutsche Sprache nun mal ist, sondern sie sprechen einfach deutsch, ohne politische Hintergedanken. Es ist absurd, einem gewöhnlichen deutschen Sprecher zu unterstellen, er hätte ein dezidiertes Interesse daran, „Frauen sprachlich unsichtbar“ zu halten.
@fegalo: Ich fasse zusammen: Ein Unrecht, das schon lange existiert, ist völlig unproblematisch und darf uns allen als Norm dekretiert werden – weil es ja schon so lange existiert. Dieses Unrecht darf aber keinesfalls beseitigt werden, denn niemand hat das Recht, eine solche Beseitigung zu dekretieren. Hm, irgendetwas stimmt an dieser Idee nicht, aber ich komme nicht darauf, was das sein könnte…
Lieber Herr Stefanowitsch,
1) was ich mich frage: ist nicht das grammatikalische “Geschlecht” etwas völlig anderes als das biologische oder Gender-Geschlecht?! Warum ist z.B. “Schraube” demnach “weiblich” und “Faden” “männlich”?! Kann es nicht sein, dass hier von einer völlig anderen Art des “Geschlechts” die Rede ist als bei der Redeweise von männlichen oder weiblichen Personen?
Das grammatikalische Geschlecht hat doch keineswegs immer irgendwas mit einem “realen” Geschlecht der bezeichneten Dinge zu tun.
“Person” ist (grammatikalisch) weiblich, und “Gast” ist (grammatikalisch) männlich, aber das sagt doch rein GAR NICHTS über das biologische Geschlecht des Bezeichneten aus.
2) Die Sprache kann doch niemals direkten Bezug auf Dinge nehmen, sondern es gibt doch immer die kommunikativen Zwischenebenen mit Botschaft, Interpret etc.
Warum sollte man davon ausgehen, dass mit dem Wort “Arzt” konkrete männliche Personen mehr gemeint sein sollen als weibliche? Jeder Mensch auf der Welt weiß, dass es viele weibliche Ärzte gibt, und wer könnte beweisen, dass man damit “mehr” an Männer denkt als an Frauen?
Wie soll eine psychologische Studie belegen können, was Testpersonen bei bestimmten Begriffen “mitdenken”? Was ist “mitdenken” überhaupt für eine Tätigkeitsbezeichnung? Wie soll sich messen lassen, ob man eine Frau oder einen Mann “mitdenkt?!
3) “sprachliche Gleichberechtigung” haben wir dahingehend, dass wahnsinnig viele Frauen von “geschlechtergerechter” Sprache genervt sind und gerne auf alle Formen des “innen” verzichten. Für wessen Nutzen kämpfen sie eigentlich (und haben sie mal gefragt, ob das überhaupt mehrheitlich gewollt wird?)? Wieso soll “sprachliche Gleichberechtigung” ein Ziel an sich sein? Müsste man dann nicht auch weitergehen und prüfen, ob nicht zuviele Substantive grammatikalische männlich sind, und warum Wörter wie “Bombe” skandalöserweise grammatikalisch weiblich sind?
4) Was wäre denn so schlimm daran, wenn man z.B. beim Wort “Ingenieur” vorrangig an Männer denken würde (sofern man dies belegen könnte)? Verkleinert es wirklich die Chancen von Frauen auf bestimmte Berufe und Führungspositionen, wenn man mit manchen Berufsbezeichnung eher Männer assoziiert? Wie genau ist da der Zusammenhang und ließe er sich irgendwie beweisen? Und dass es bestimmte Berufs- und Führungsgruppen gibt, in denen Frauen unterrepräsentiert sind: wäre das so schlimm? Und für wen? Und wer sagt das? Die Betroffenen selbst? Kann es nicht sein, dass der Grund dafür, dass viele Frauen nicht in gleicher Weise berufliche Karriere machen wie viele Männer auch in dem unhintergehbaren biologischen Faktum liegt, dass Frauen in unserer Welt die Gebärenden sind, und dass so eine Geburt einschl. Schwangerschaft und Stillzeit vielleicht — jenseits aller sprachlichen “Diskriminierung” — viele “natürliche” Gründe für diese Tatsache mit sich bringen?
@alex: ich glaub eher, dass es da zwei verschiedene probleme gibt. einmal, dass bestimmte sprachliche strukturen bestimmte gedanken wachrufen- zb eher männer bei männlichen berufsbezeichnungen in einer sprache, die da prinzipiell auch weibliche versionen hätte.
wenn es aber eh keine geschlechterspezifischen formen gibt und trotzdem noch manche begriffe das eine geschlecht eher nahelegen als das andere, mag es schon sein, dass ein eingriff in das genussystem auch eine verbesserung brächte, aber das scheint doch unnötig kompliziert. sprachlich kann auch anders auf die geschlechter der beteiligten aufmerksam gemacht werden, und dann gibt es ja noch bilder etc…
darüber hinaus (mal so weitergedacht, als könnte das gelingen) find ich die idee gefährlich für alle, die weder männlich noch weiblich sind. ein nicht abwertendes neutrum einführen? ok, wenn ersteres gelungen ist könnte das schon auch gehen… aber prinzipiell: je weniger das geschlecht einer person markiert wird, umso einfacher ist es für nichtbinäre leute, sich zu bezeichnen und bezeichnet zu werden, ohne dass das jedesmal sowas wie ein ihre identität leugnender faustschlag ist.
klar, gedankenexperiment, aber auch in solchen gilt: my feminism will be intersectional or it will be bullshit.
@Alex: Wieso sollte man alle Geschlechter konsequent mitdenken wollen? Für so gut wie alle Aussagen, außer es geht z.B. explizit um Reproduktion, ist der Sexus der Bezeichneten völlig unerheblich. Wäre es dann nicht logischer, überhaupt kein Geschlecht mitzudenken?
Zitat: „Hm, irgendetwas stimmt an dieser Idee nicht, aber ich komme nicht darauf, was das sein könnte…“
Wenn Sie nicht von selbst darauf kommen, dann bin ich gerne behilflich, obwohl die Antwort eigentlich schon sehr klar in meinem Kommentar enthalten ist.
- Mit der Sprache wird niemandem ein „Unrecht als Norm dekretiert“, da die Sprache gar keinen Vorschriftscharakter hat hinsichtlich dessen, wie jemand über irgendetwas zu denken hat. Ich kann ja kaum glauben, dass Sie als Sprachwissenschaftler so tun, als würde die gewachsene Sprache der gesellschaftlichen Praxis irgendwelche Vorschriften machen.
- Wenn Sie etwas an der Position der Frauen in unserer Gesellschaft stört, so ist es Ihr gutes Recht, Ihre Meinung zu vertreten, und sich für Ihre Position einzusetzen, um etwas daran zu ändern.
- Wenn Sie der Ansicht sind, dass der Sprache patriarchale Strukturen eingeschrieben sind, dann dürfen Sie gerne – was Sie ja auch tun – selbst eine andere Ausdrucksweise verwenden.
- Jedoch den Sprachgebrauch anderer Menschen zu „korrigieren“ oder Normen dafür zu formulieren, ist schlicht politisches Programm und hat mit Linguistik exakt nichts zu tun. Sie tun das dann als Privatmann oder Politiker. Mit den Erkenntnissen der Linguistik können Sie nicht das geringste politische Programm rechtfertigen.
@ fegalo: Vielen Dank für Ihre großzügige Hilfe, da will ich Ihnen im Gegenzug auch gerne behilflich sein: Diejenigen, die hier den Sprachgebrauch anderer Menschen korrigieren und Normen dafür formulieren wollen, sind nicht die Befürworter/innen, sondern die Gegner/innen geschlechtergerechter Sprache. Und die wollen nicht „die gewachsene Sprache der gesellschaftlichen Praxis“ zur Norm erheben, sondern eine bestimmte Sprache, nämlich eine, die Männer als Norm darstellt und Frauen unsichtbar macht. Und wenn Sie tatsächlich glauben, diese Sprache sei einfach so „gewachsen“, dann täuschen sie sich. Die menschliche Sprachfähigkeit mag ein Produkt der natürlichen Welt sein, das sich nach eigenen Prinzipien entwickelt, aber einzelne Sprachen sind Produkte einzelner Kulturen.
Was den Vorschriftscharakter von Sprache angeht, mögen diese Worte von Benjamin Lee Whorf ein Denkanstoß sein:
Anatol, bei Formulierungen wie “Ich kann ja kaum glauben, dass Sie als Sprachwissenschaftler so tun…” kann man auf Reaktionen wohl verzichten…
Da geht es nur um Provokation, nicht um Diskussion.…
Hatte heute übrigens heute ein nettes Gespräch mit meiner Mutter über die Darstellung des Ukraine-/Krimkonfliktes in den Medien. Gilt auch für Ägypten.
Traurig, wie einseitig die Medien berichten. Nehmen wir Ägypten: Als die Leute gegen den Diktator Mubarak auf die Straße gingen, waren da “Helden”. Als die Menschen gegen die demokratisch gewählten Muslimbrüder auf die Straße gingen, waren das “Helden”. Als die Menschen gegen die an Macht geputschten, westlich-freundlichen Militärs auf die Straßen gingen, war es der “Mob”.…
Sorry, wurde etwas off-topic, ist aber die gleiche Problematik.…
“Sprachliche Gleichberechtigung ist ein Ziel an und für sich, sie muss ihren Nutzen nicht dadurch rechtfertigen, dass sie magisch auch Gleichberechtigung bei Gehältern nach sich zieht.”
Nein, aber es zieht die Erkenntnis nach sich, was wirklich zu einer besseren Welt führt. Mit symbolischer Anerkennung kann man sich nun mal nicht viel kaufen.
Das ‘bemühen um eine bessere Sprache’ hat bei Ihnen, wahrscheinlich die Sehnsucht nach einem besseren Leben schon längst verdrängt.
@ „Marxist“: Ja, genau. Gerechte Sprache führt dazu, dass Frauen nicht mehr merken, dass sie weniger verdienen, einen schlechteren Zugang zum Arbeitsmarkt haben, häufiger die Doppelbelastung von Beruf und Haushalt tragen, in Politik und Medien unterrepräsentiert sind, dass ihre Körper und ihre Sexualität gesellschaftlich und rechtlich stärker reglementiert werden, dass ihre Bewegungsfreiheit stärker eingeschränkt ist usw. So sind sie leider, die armen Hascherl – lassen sich leicht von Symbolik blenden. Hängt wahrscheinlich mit ihrer Liebe zu Schmuck, Schminke und Haute Couture zusammen.
Zitat: „Diejenigen, die hier den Sprachgebrauch anderer Menschen korrigieren und Normen dafür formulieren wollen, sind nicht die Befürworter/innen, sondern die Gegner/innen geschlechtergerechter Sprache. Und die wollen nicht „die gewachsene Sprache der gesellschaftlichen Praxis“ zur Norm erheben, sondern eine bestimmte Sprache, nämlich eine, die Männer als Norm darstellt und Frauen unsichtbar macht.“
Was Sie da schreiben, ist ja vollkommen wahrheitswidrig. Sie argumentieren nicht, sondern wiederholen einfach nur Ihre falschen Thesen. Sie werden niemanden anführen können, der das explizite Ziel verfolgt, “Frauen unsichtbar zu halten”. Niemand außer den Genderbewegten will an der Sprache herumbasteln oder Vorschriften machen. Ihren Gegnern geht ausschließlich um die Zurückweisung ideologisch motivierter Eingriffe in die Sprache.
Zu Whorf: Der Schärfe seiner Thesen wird bekanntlich seit Jahrzehnten in der Linguistik widersprochen. Warum führen Sie sie dann an?
Die Vorstellung, der Gebrauch eines generischen Maskulins etwa könnte Einfluss haben auf mein Verhältnis zu Frauen, wäre in ihrer Naivität geradezu abenteuerlich.
@ fegalo: Vielleicht verstehen Sie es, wenn ich lauter rede: DER BEITRAG HANDELT VOM VERSUCH EINES KOMITEES DER ÖSTERREICHISCHEN NORMIERUNGSBEHÖRDE, GESCHLECHTERGERECHTE SCHREIBWEISEN PER INDUSTRIENORM ZU VERBIETEN. Da Sie das anscheinend nicht begreifen, haben Sie den Text vermutlich gar nicht gelesen. Weitere Kommentare von Ihnen werden hier nicht freigeschaltet, denn der Kommentarbereich in diesem Blog ist kein Forum für Dinge, die Sie immer schon einmal loswerden wollten, sondern dient zur inhaltlichen Diskussion der Beiträge.
Zweites Beispiel: Meine Frau hatte in ihrem Xing-Profil „wissenschaftlicher Mitarbeiter“ stehen, bis ich sie gefragt habe, ob sie denn nicht vielmehr eine Mitarbeiterin ist.
Es hat seine Tücken, im Xing-Profil weibliche Berufsbezeichnungen zu verwenden (siehe Abschnitt “Xing – der Gender-Fluch der Datenbank”):
http://ebookautorin.de/twitter-xing-facebook-autoren/
Technisch wäre es für Xing keine große Sache, das zu ändern und der Kundin den selben Nutzen zu bieten wie dem Kunden. Man könnte in der Datenbank die Begriffe Fotograf, Fotografin, Fotografie sozusagen gleichstellen.
Danke an “werauchimmer” für die Ergänzung zum Binaritätsproblem. Das hatte ich tatsächlich nur implizit mitgedacht (schrieb darum im ersten Beitrag “alle Geschlechter” und nicht nur “beide Geschlechter”).
Ich bin allerdings der Meinung, dass, gerade weil andere Geschlechter als das männliche oft unsichtbar sind, eine sprachlich explizite Mitbenennung wünschenswert ist. Die bewusstseinsbildende Funktion von Sprache ist in diesem Blogeintrag ja schon erwähnt worden.
Es scheint ein Unterschied zu bestehen, wie nahe ein Begriff mit einer Person verbunden ist.
Ich würde nie auf die Idee kommen, bei einer Auseinandersetzung zwischen Ukrainern und Russen nur an Männer zu denken. Bei der Frage, wer der erfolgreichste deutsche Tennisspieler der letzten 50 Jahre ist, fiele mir allerdings zunächst Boris Becker ein — hier scheint mir Steffi Graf nicht mitgemeint zu sein.
Gibt es dafür einen objektiven Grund oder ist es nur die Gewohnheit, dass eben bei Sporttreibenden der Unterschied schon lange gemacht wird und bei anderen Gruppen nicht?
Übrigens ist die weibliche Entsprechung einer männlichen Personenbezeichnung nicht zwangsläufig eine Ableitung mittels “in”-Suffixes. Gerade dort, wo die männliche und die weibliche Bezeichnung stark von einander abweichen, treten die zu Grunde liegenden Rollenbilder deutlich hervor. So ist in der Literatur das Gegenstück zum aktiven “Liebhaber” praktisch immer die passive “Geliebte”, während die “Liebhaberin” äußerst selten zu finden ist. Ganz grob lässt sich das hier sehen (methodisch nicht sonderlich sauber, aber der Kontrast zwischen “Liebhaber” und “Liebhaberin” lässt sich gut erkennen).
Haha, Herr Stefanowitsch, Sie können halt nicht aus Ihrer Haut, und dass Sie mich sofort sperren würden, wenn ich Ihren wirren Thesen widerspreche, war mir von vornherein klar.
Die Österreicherin hatte einfach keinen Bock darauf, mit Schrägstrichen, Binnen-Is, Redundanzen wie „Schülerinnen und Schülern“ die deutsche Sprache verhunzen zu lassen. So einfach wohl.
Sie dagegen leiden etwas an Verfolgungswahn durch finstere Mächte, die den armen Frauen ständig etwas antun wollen.
Träumen Sie weiter von Ihrer verdreht- verquasten korrekten Genderwelt. Hoffentlich vergelten es die Objekte Ihrer Fürsorge es Ihnen wenigstens angemessen.
@ fegalo: Den schalte ich aus didaktischen Gründen doch noch frei.
Was mir bei solchen Diskussionen immer wieder auffällt, ist der, nennen wir es mal, Mangel an Autorität der Sprachwissenschaft im öffentlichen Diskurs über Sprache. Hätte man zum Beispiel ein Problem aus einem naturwissenschaftlichen oder mathematischen Bereich, so würde wohl kaum jemand Dinge sagen wie “also ich habe da einen Kumpel, der hat das auch mal ausgerechnet und bei dem kam was ganz anderes raus. Somit ist für mich erwiesen, dass diese Leute da an der Uni alle total ideologisch verblendet sind!” Nur bei Sprache (oder allgemein Geisteswissenschaften?) glauben alle, nur weil sie die Sprache benutzen, wissen sie auch so gut Bescheid, dass sie sich mit Fachleuten (die den ganzen Tag nix anderes machen, als sich mit dem Thema zu beschäftigen) anlegen können.
Klar, da könnte man spontan zwar noch z.B. den Klimawandel oder Homosexualität anführen, da wehren sich bestimmte Gruppen auch stark gegen die Wissenschaftlichkeit, aber da wird m.M.n. eher bei den Gegnern die Ideologieschiene gefahren als bei den Befürwortern.
In Frankreich gibt es übrigens eine ähnliche Diskussion, da die Sprachstruktur des Französischen natürlich ebenso eine regelmäßige Feminisierung männlicher Berufsbezeichnungen zulässt (auch wenn diese morphologisch etwas komplexer ist als im Deutschen), die jedoch noch weniger flächendeckend benutzt wird und genauso bei vielen Gruppen auf große Ablehnung stößt.
Im Januar ist die französische Linguistin Valérie Brunetière vom Centre de Recherche Sens, Éthique, Société (CERSES) der Université Paris Descartes zu diesem Thema in der Tageszeitung Libération zu Wort gekommen. Brunetière setzt sich zwar für die Benutzung weiblicher Berufsbezeichnungen ein, muss aber gleichzeitig feststellen, dass dies auf dem Arbeitsmarkt immer noch Risiken mit sich bringt. Viele empfänden es als lächerlich, wenn man sich contrôleuse de qualité auf dem Lebenslauf nennt. In dem Artikel werden übrigens dieselben “Argumente” der Gegner genannt, die auch die Gegner im deutschen Sprachraum anführen: es klänge nicht gut und es sei einfach kein richtiger Sprachgebrauch.
Der Unwille, über Sprachveränderungen dieser Art nachzudenken, ist also zumindest kein rein deutsches Phänomen. Dadurch wird es leider auch nicht besser…
Der Artikel ist noch frei zugänglich auf der Website von Libération:
http://www.liberation.fr/vous/2014/01/21/cheffe-cheffe-ou-est-la-plombiere_974549
Herr Stefanowitsch,
Sie schreiben: “Tatsächlich lernen wir sie aber durch Imitation und (unbewusste) Analyse der Sprech-Ereignisse in unserem sozialen Umfeld, und zwar lange bevor wir in der Lage sind, abstrakte Kategorien wie „Berufsbezeichnung“ und „Geschlechterzuordnung“ zu reflektieren.”
Hierzu eine Frage: würde das nicht für das “generische Maskulinum” sprechen? Wenn Eltern zu ihrem Kind sagen, dass sie zu einem Arzt gehen und dieser Arzt eine Frau ist, dann dürfte das Kind den Begriff “Arzt” doch eigentlich nicht auf ein bestimmtes Geschlecht beziehen?
Oder ist das zu einfach gedacht?
Der Unwille, über Sprachveränderungen dieser Art nachzudenken, ist also zumindest kein rein deutsches Phänomen. Dadurch wird es leider auch nicht besser…
Die französische Gesellschaft ist sogar wesentlich konservativer als die deutsche, siehe z.B. die Großdemos gegen die gleichgeschlechtliche Ehe. Man legt auch bei der Sprache mehr Wert auf Tradition und beargwöhnt Fremdwörter, während man sich in Deutschland bemüht, up to date zu sein und gern neue Begriffe einführt. Moslems heißen z.B. im Französischen immer noch “musulman(e)s” (als Selbst- und Fremdbezeichnung gängig). Derweil im deutschen Sprachraum: Muselmanen -> Mohammedaner -> Moslems -> Moslems, gegendert (Moslem und Muslima) -> Muslime (Muslim und Muslimin) -> …
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Oft wird aber auch der Unwille, bestimmte Lösungsansätze für dieses Problem zu befürworten bereits als Unwille ausgelegt, das Problem überhaupt zu sehen.
Und die Diskussionen verlaufen sich dann dahin, ob man überhaupt etwas tun muss, anstatt die Optionen abzuwägen unter der Prämisse: das Problem ist real.
Frauenquote, zum Beispiel. Empfinde ich als Resignation vor den Ursachen, die dazu geführt haben, daß sie überhaupt nötig ist.
Es ist die schlechtestmögliche aller Lösungen — aber wir haben keine bessere.
Bei den (generischen) Gegnerinnen gibt es viel intelektuelles Potential — aber anstatt bessere Lösungen zu zeigen wird das Problem als solches zeitraubend abgestritten.
Verdammt, dann TUT doch einfach mal so, als wäre es nötig, wenn ihr es schon nicht glaubt, und sagt, was Ihr machen würdet!
‘türlich lernt man das in der schule, heißt ja auch “muttersprache”, nicht wahr.
.~.
Hihi.
@fluctuat, Irene Gronegger: Französisch leidet allerdings auch unter dem der Sprache imminenten Problem, dass es nur zwei Genera kennt. Wie soll geschlechterneutrale Sprache funktionieren, wenn die Struktur der Sprache selbst dazu zwingt, sich zwischen maskulin und feminin zu entscheiden?
aber letztlich ist ja jede diskrimminierung auf die denkfaulheit der nichtbetroffenen zurückzuführen, die herrschaft überhaupt erst so manifestiert.…