Vor einigen Wochen haben wir hier über den Versuch zweier Wikipedia-Autoren berichtet, das sogenannte „generische“ Maskulinum (also die patriarchale Praxis, männliche Personenbezeichnungen „geschlechtsneutral“ zu verwenden) als allgemeinen Standard festzulegen (in der Abstimmung scheiterte dieser Versuch spektakulär, was entweder darauf hinweist, dass die Wikipedianer/innen insgesamt mehr Bewusstsein für diskriminierende Sprachstrukturen haben als gemeinhin angenommen, oder dass sie Vorschriften noch mehr hassen als geschlechtergerechte Sprache).
Aktuell versucht nun das Austrian Standards Institute, denselben Taschenspielertrick abzuziehen. Wie der Verein österreichischer Juristinnen berichtet, schlägt das ASI im aktuellen Entwurf für die ÖNORM A 1080 („Richtlinien für die Textgestaltung“) vor, „auf weibliche Formen zu verzichten und stattdessen mittels Generalklauseln klarzustellen, dass Frauen in der männlichen Form mitgemeint seien.“ Auch das Binnen‑I und die in Österreich üblichen weiblichen Formen für akademische Titel (z.B. Dr.in, Prof.in) sollen nach der Vorstellung des ASI als inkorrekt gelten. „Auf weibliche Formen könne in schriftlichen Texten verzichtet werden, denn männliche Formen würden für beide Geschlechter gelten, so die Empfehlung.“
Was von diesem Vorschlag zu halten ist, brauche ich hier nicht im Detail zu wiederholen. Erstens haben wir im Sprachlog oft und ausführlich über den eigentlich ohnehin offensichtlichen Irrtum diskutiert, man könne mit männlichen Formen auch Frauen bezeichnen (z.B. hier und hier), aber nicht umgekehrt (z.B. hier). Zweitens haben die österreichischen Juristinnen eine kluge und überzeugende Stellungnahme (PDF) an das ASI geschickt, der wenig hinzuzufügen ist und die ich unbedingt zur Lektüre empfehle. Der Entwurf, schreiben sie darin, sei „klar abzulehnen“, denn:
Die dadurch erfolgte – nicht neue, aber definitiv mit der modernen Realität nicht mehr konforme – Konstruktion von „männlich“ als Norm (und damit Gleichsetzung von Mann = Mensch) macht die Notwendigkeit einer tatsächlich geschlechtergerechten Sprache einmal mehr deutlich.
Das „generische“ Maskulinum widerspricht nach Ansicht der Juristinnen der kommunikativen Funktion von Sprache (und sie zitieren sprachwissenschaftliche Studien, die dies belegen):
Sprache soll Realität abbilden und daher verständlich sein. Eine Sprache, die lediglich männliche Formulierungen verwendet, wenn es tatsächlich um Männer und Frauen geht, bildet weder die Realität ab, noch ist sie verständlich…
Sie weisen auch treffend darauf hin, dass weibliche Formen ja durchaus verwendet werden, nämlich, wenn stereotype Frauenbilder angesprochen werden, beispielsweise im Fall von „Kindergärtnerinnen“ und „Putzfrauen“:
Die jeweils verwendete Sprachform beeinflusst demnach die Vorstellungen über die beschriebene Person und ist daher – bei nicht durchgängig verwendeter geschlechtergerechter Formulierung – ein wesentlicher Faktor, um traditionelle Bilder über Frauen und Männer fest- und fortzuschreiben.
Dass das ASI solchen traditionellen Bildern verhaftet ist, zeigt übrigens auch die Startseite des Instituts, auf der Männer Standards entwickeln, während Frauen nur im Alltag (nämlich beim Einkaufen) mit diesen in Berührung kommen:
Besonders überzeugend an der Stellungnahme des Verbands österreichischer Juristinnen ist, dass nicht nur auf die wirklichkeitsabbildende Funktion von Sprache hingewiesen wird, sondern auch auf die bewusstseinsbildende:
Sprache bildet nicht nur de-facto-Realitäten ab, sondern prägt auch unser Bewusstsein und wirkt damit als ein Faktor der gesellschaftlichen Weiterentwicklung. Eine geschlechtergerechte Sprache impliziert demnach nicht nur die Existenz von mehr als dem männlichen Geschlecht (und kann dadurch – je nach Fallkonstellation – eventuell schon Reflektionen über Geschlechterverhältnisse auslösen), sondern trägt darüber hinaus die Botschaft in sich, dass Geschlechtergleichstellung ein gesellschaftspolitischer Wert ist.
Ich kann dem ASI nur empfehlen, auf diese Stellungnahme zu hören. Ansonsten läuft man in Österreich Gefahr, sich ähnlich lächerlich zu machen wie die Staatsregierung von Indiana, die 1897 eine Methode zur (mathematisch unmöglichen) Quadratur des Kreises gesetzlich festschrieb, aus der sich ein Wert von Pi ergab, der bei 3.2 lag.
„Entdeckt“ hatte diese Methode übrigens ein Amateurmathematiker namens Edwin J. Goodwin, dessen Name mich gerade fatal an den Rechtsanwalt Mike Godwin erinnert – den Schöpfer von Godwin’s Law, das besagt, dass sich die Wahrscheinlichkeit für einen Vergleich mit den Nazis oder Hitler mit zunehmender Länge einer Online-Diskussion dem Wert Eins annähert. Solche Vergleiche sind hier im Sprachlog zum Glück streng untersagt, sonst könnte ich auf die Idee kommen, das Austrian Standards Institute zu fragen, was sie von dem sprachlich eleganten Vorschlag halten würden, in Zukunft grundsätzlich nur noch von Deutschland zu sprechen und Österreich dabei einfach „mitzumeinen“.
Korrektur: In einer früheren Version des Beitrags stand, der Wikipedia-Antrag stamme von Administratoren. Das ist falsch, es handelte sich um normale Autoren (siehe Kommentar von dingdong unten).
»Auch das Binnen‑I und die in Österreich üblichen weiblichen Formen für akademische Titel (z.B. Dr.in, Prof.in) sollen nach der Vorstellung des ASI als inkorrekt gelten.«
Der gute alte, aus der Politik bestens bekannte U‑Boot-Trick: wirf zwei Dinge, die man differenziert sehen muß, in einen Topf, laß darüber abstimmen, und behaupte hinterher für jedes einzelne, es sei demokratisch legitimiert.
Wenn im Singular das Geschlecht konkret bekannt ist, muß selbstverständlich ggf. die weibliche Form zur Anwendung kommen, und diese sollte sich auch in der Abkürzung wiederfinden.
Für Gruppen gilt etwas völlig anderes, hier hat das Auseinanderdividieren von Männlein und Weiblein einen spaltenden Charakter, und das ohne konkrete Veranlassung.
Nein, die Frauen sind nicht “mitgemeint”, wenn ich von Professoren spreche. Professoren ist ein Wort wie Autos oder Blumen, es steckt schlichtweg keine Bestimmung eines Geschlechts drin. Das andere Wort Professoren (für nur Herren) ist ein Homonym.
Wenn der Schreibende nicht im Kontext klar und unmißverständlich erkennen läßt, daß er das diskriminierende buchstabenidentische Wort benutzt, warum muß man es ihm dann unterstellen?
@ Sergantini:
Das ist sprachlogisch Unfug und empirisch falsch. Es hundert Mal zu wiederholen, macht es nicht logischer oder richtiger.
Segantini, did u even read the “bewusstseinsbildend” part
„wie die Staatsregierung von Indiana, die 1897 eine Methode zur (mathematisch unmöglichen) Quadratur des Kreises gesetzlich festschrieb, aus der sich ein Wert von Pi ergab, der bei 3.2 lag.“
Neinneinneinneinnein, das wurde dann (zum Glück) eben *nicht* gesetzlich festgeschrieben. Bitte den ganzen Wikipedia-Artikel lesen. 😉
Fall mit “zwei Administratoren” die Initiatoren des Meiningsbildes gemeint sind, muss ich Sie korrigieren: weder Benutzer “Brahmavihara” noch Benutzer “Tuxman” sind Administratoren, eine Abstimmung darf in der Wikpedia jeder initieren.
Eine Sache hab ich nie richtig verstanden: Das generische Maskulinum wird unter anderem deshalb kritisiert, weil Frauen immer erst überlegen müssten, ob sie mitgemeint seien. Das wirkt so, als wäre es Männern grundsätzlich immer egal, ob nun Frauen mitgemeint sind oder nicht, und deshalb nehmen sie an dieser Form keinen Anstoß. Aber ist das wirklich so, dass es aus männlicher Sicht egal ist? Ich habe da meine Zweifel. Die Frage, ob nun eins der beiden Geschlechter einbegriffen ist oder nicht, dürfte in den meisten Fällen gar nicht im Fokus sein, darum auch die sprachliche Unschärfe. Ein sehe ein Problem gerade darin, diese Unschärfe aufzugeben.
Meines Erachtens trägt daher auch nur der Lösungungsansatz von Pusch.
Ehrlich gesagt finde ich diese Bilder am schlimmsten. Da sieht man doch am besten, dass wir immer noch weit entfernt von der Gleichberechtigung sind. Unglaublich. Solange solches Schubladendenken herrscht, bleibt noch viel zu tun.
Ich finde auch, dass die Geschlechterunterscheidung bei (gemischten!) Gruppen spaltenden Charakter besitzt und damit das Gegenteil dessen bewirkt, was Verfechter von Geschlechtergerechtigkeit im Sinn haben (ich führe das unten weiter aus). Das Problem ist freilich, dass es sprachlich keine andere Lösung gibt: Entweder a) man lässt alles wie es ist, dann fühlen sich Frauen, wie empirisch gezeigt, (unbewusst) nicht mitgemeint, auch wenn sie aus dem Kontext natürlich oft ableiten können, mitgemeint zu sein. Oder b) man segregiert die Geschlechter (z.B. “Professoren und Professorinnen”, Binnen‑I o.ä.). Oder man macht es c) wie Luise Pusch et al. und erfindet völlig neue sprachliche Konstrukte, deren gesellschaftliche Akzeptanz eher nicht zu erwarten ist.
Nun zur Frage, warum meiner Ansicht nach eine (künstliche) Segregation der Geschlechter bei geschlechtlich gemischten Gruppen eher spaltenden Charakter hat: In den meisten Fällen (wenn nicht gerade von Reproduktion die Rede ist) spielt das biologische Geschlecht keine Rolle. Ob es sich um Professoren oder Professorinnen handelt, ist völlig egal, wenn man die Leser eines Textes lediglich anreden möchte, denn hinsichtlich Textverständnis o.ä. macht es keinen Unterschied, ob der Text von Männern oder Frauen gelesen wird. Man weist durch solche Konstruktionen also dem biologischen Geschlecht eine scheinbare Wichtigkeit zu, die es nicht hat. Der Leser (oder die Leserin) muss unwillkürlich zu dem Schluss kommen, die geschlechtliche Unterscheidung wäre *inhaltlich* relevant. Gerade dies hat aber spaltenden Charakter, da in den meisten Situation das biologische Geschlecht der Bezeichneten nichts zur Sache tut.
Nicht, dass man mich falsch versteht: Die männliche Form als Default zu definieren, kann auch keine Lösung sein. Ich sehe bei der vom Hausherrn präferierten Alternative aber oben erwähnte Probleme, die aus meiner Sicht nicht so einfach vom Tisch gewischt werden können.
Ich finde die Debatte gut, aber wenn man sich mit Linguistik und Universalienforschung beschäftigt hat weiß man, dass es markierte und unmarkierte Wortformen gibt. Die unmarkierte (einfachere, generische) Form ist in vielen Sprachen die männliche (und steht auch oft für positive oder der Norm entsprechende Eigenschaften) während die markierte Form (komplexerer Wortbau, also +in) meist die weibliche (und teilweise auch negative, abweichende Eigenschaften) bezeichnet. Lehrer war früher ein Mann, daher die markierte Variante für die Lehrer+in. Krankenschwester war früher Frau — wird nun generisch genutzt.
Da kann der Sprachnutzer erst mal nichts für, auch wenn patriarchalische Strukturen die Sprache historisch in dieser Richtung begünstigt haben können.
Das hat mit “Mitmeinen” nichts zu tun! Es steckt einfach in der Struktur Sprache.
Daher ist diese Prämisse des “absichtlich Falschmeinens” von vermeintlichen Frauenhassern einfach quatsch.
Ob man aktiv darauf hinarbeiten sollte, die Sprache zu ändern (also weniger diskriminierend zu machen), kann gerne diskutiert werden, wenn man davon ausgeht dass der Aufbau einer Sprache Denkgewohnheiten und Diskriminierung hervorbringt.
Überspitzt könnte man sich auch fragen, ob man/frau das Neutrum abschaffen sollte… Ist natürlich quatsch weil es sich um grammatische Kategorien und Wortbildungsregeln handelt und nichts über das Denken über Geschlechtlichkeit und Rollen aussagt.
“Der Leser (oder die Leserin) muss unwillkürlich zu dem Schluss kommen, die geschlechtliche Unterscheidung wäre *inhaltlich* relevant. Gerade dies hat aber spaltenden Charakter, da in den meisten Situation das biologische Geschlecht der Bezeichneten nichts zur Sache tut.”
Ist es nicht Sache der Lesenden, ob die Geschlechter-Unterscheidung relevant ist oder nicht? “Professoren und Professorinnen” zwingt niemanden zu einer Geschlechter-trennenden Interpration, wohingegen die Beschränkung auf ein Geschlecht in der Anrede ein impliziter Ausschluss des anderen ist.
“Der Leser (oder die Leserin) muss unbedingt zu dem Schluss kommen […]”
Schon die Klammer ist nicht okay!
Ich würde auch gern wissen, was die Diskutierenden davon halten, wenn man die weibliche Form an erster Stelle nennt: die Professorinnen und Professoren fragen sich …
@Matthias
Letztenendes scheitert auch (b) an der Akzeptanz der Sprachgemeinschaft, wenn man nicht nur gelegentlich, sondern sondern wirklich durchgehend gendert und dabei auch den ganzen pronominalen Bereich einbezieht. Wenn man wirklich in den Kern der Sprache eindringt. Besonders problematisch sind die typographisch gekennzeichneten Genderschreibweisen (Binnen‑I usw.). Hier hat sich ja nicht einmal eine mündliche Konvention herausgebildet.
Das wäre überhaupt mal interessant, was aus sprachwissenschaftlicher Sicht zur Frage der Durchsetzbarkeit zu sagen ist. Es gibt ja immerhin interessante Vorbilder von Sprachen, die am Reißbrett entworfen worden sind; vielleicht kann man auch Neuhebräisch dazuzählen, das ja durchaus erfolgreich ist.
Auch wenn es etwas off topic ist: Ich finde es im Deutschen ja überfällig, das Sie (als höfliche Anrede) abzuschaffen. Es gibt hier eine rein binäre Regelung, man kann den Grad der Höflichkeit (oder vielleicht besser: Distanz) nicht über Zwischenformen beliebig abstufen, man muss sich für das eine oder andere entscheiden. Es ist auch ein No-Go, vom du zum Sie zu wechseln, einmal du, immer du. Das Sie ist eigentlich schon lange auf dem Rückzug, aber irgendwie ist es offenbar schwierig, es ganz zu überwinden.
Das zeigt, wie konservativ Sprache ist. Wie schwer es solche tieferen — die Grammatik betreffenden — Eingriffe haben. Und das, obwohl sich Sprache ja ständig verändert — das Vokabular, die Bedeutungen und Konnotationen usw.
Wie realistisch ist da eigentlich die Umsetzung nach gendergerechter Sprache? Hat man da valide Erkenntnisse, oder ist man eher auf Bauchgefühl angewiesen?
@Nithart Grützmacher:
In den meisten Texten die mir so unterkommen, wird die weibliche Form als erstes genannt.
Was ich auch einmal sehr nett gefunden habe war “… wird von den Schüler/innen und Schülern bearbeitet.”
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»Die Frage, ob nun eins der beiden Geschlechter einbegriffen ist oder nicht, dürfte in den meisten Fällen gar nicht im Fokus sein, darum auch die sprachliche Unschärfe. Ein sehe ein Problem gerade darin, diese Unschärfe aufzugeben.«
Das ist genau der Punkt. Durch die getrennte Ansprache der Männlein und Weiblein kommt ein Element ins Spiel, das möglicherweise gar nicht bekannt ist: wie kann ich denn von “Teilnehmerinnen und Teilnehmern” sprechen, wenn ich gar nicht weiß, wie sich die Gruppe zusammensetzt? Ein Leser würde durch diese — frei erfundene — Präzisierung annehmen, daß mindestens zwei Frauen in der Gruppe sind.
Es muß doch sprachlich einen Weg geben auszudrücken, daß die Geschlechter der Personen schlichtweg nicht bekannt sind. Und möglicherweise auch nicht relevant.
@ Segatini: Ja, manchmal gibt es diesen Weg: Personenbezeichnungen, die aus Partizipien gebildet werden, sind wenigstens im Plural geschlechtsneutral – z.B. die Teilnehmenden. Diese Strategie ließe sich deutlich ausdehnen, wenn der entsprechende Wille zu sprachlicher Kreativität vorhanden wäre. Der fehlt aber häufig.
»Personenbezeichnungen, die aus Partizipien gebildet werden, sind wenigstens im Plural geschlechtsneutral«
Zugegeben, es gibt Fälle, in denen auch ein Partizip-Plural zur Verfügung steht, dieser Weg taugt aber nicht zur Verallgemeinerung (wie viele Metzgende wohl ein Schlachthof beschäftigt?)
Spätestens in der Einzahl — etwa wenn es bei einem Unfall eine/n Verletzte/n gab — schleicht sich die Bestimmtheit aber über den Artikel wieder ein. Wäre der Mann oder die Frau tot gewesen, hätten er oder sie wohl zumindest hinsichtlich Sprachneutralität das bessere Los gezogen, dann könnte man nämlich statt von dem bzw. der Toten einfach vom Todesopfer sprechen.
@ Segantini: Sobald eine Situation so konkret wird, dass die Mehrzahlform nicht mehr geht, wird auch meist das Geschlecht konkret. Bei einem konkreten Unfall gibt es dann eine konkrete Person mit einem konkreten Geschlecht, sodass sich das Problem der Beidnennung nicht mehr stellt. Für allgemeine, normative Aussagen kann man wohl bei der Mehrzahlform bleiben und die Einzahl mitmeinen, ohne dass dies eine Diskriminierung darstellt. 🙂
Aber zugegeben, es geht nicht in allen Fällen. Was dann bleibt ist Beidnennung oder kreative Lösungen. Für “Professorinnen und Professoren” würde mir “Professori” gefallen, also eine (Pseudo-)Lateinifizierung…
Befremdend finde ich es, wie tiefsitzend das generische Maskulinum vermutlich ganz unreflektiert immer noch die Sprache gerade auch von Frauen be“herr“scht.
So war ich z.B. unlängst auf einer Fortbildung, an der zufällig ausschließlich Frauen teilnahmen und dennoch sagte die weibliche Dozentin fortwährend Sätze, wie ” Jetzt sucht sich jeder einen Partner .… ”
Genau, flux. Es gibt nicht nur Männer, sondern auch Frauen, die das generische Maskulinum verwenden; manchmal sogar, wenn es nur um Frauen geht. Sind das jetzt anekdotische Einzelfälle oder ein bedeutender Anteil vom Ganzen? Ist das unreflektiert oder eine bewusste Entscheidung? Sind es eher die Jüngeren oder die Älteren? Die Hoch- oder die wenig Gebildeten? Die Selbstbewussten oder die Verunsicherten?
Unwahrscheinlich, dass ich der erste bin, der das untersuchenswert findet, aber ich habe noch nichts darüber gelesen. Weiß hier jemand etwas über die Datenlage?
@ Daniel: Von welcher Datenlage reden Sie und was soll hier untersucht werden? Das „generische“ Maskulinum ist eine soziale Praxis, die seit mehreren hundert Jahren auf den Sprachgebrauch einwirkt. Welche Rolle spielt es da, ob es bei seiner Verwendung demografische Unterschiede gibt? Eins zeigt die Datenlage, und wenn Sie noch so sehr nach einem Schlupfloch suchen, das eine Relativierung zuließe: Das „generische“ Maskulinum wird in der Sprachverarbeitung wie ein gewöhnliches Maskulinum interpretiert. Und das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn es IST ja ein gewöhnliches Maskulinum. Also verwenden Sie es entweder weiter und stehen einfach dazu, dass sie hier eine patriarchale Praxis fortführen. Niemand wird Sie daran hindern oder Sie dafür verurteilen und wenn doch, können darauf verweisen, dass SIE sich diese Praxis ja nicht ausgedacht haben und dass Sie nur machen, was alle deutschen Zeitungen außer taz und Emma und (trotz aller Aufregung um Staßenverkehrs- und Leipziger Prüfungsordnungen) 95 Prozent aller Behörden machen. Oder Sie bemühen sich um irgendeine Form der gerechten Sprache, weil es Ihnen ein Bedürfnis ist, und nehmen dafür in Kauf, dass das nicht immer einfach, schön oder kurz ist.