Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“ (APUZ 9–11/2014) mit dem Thema „Leichte und Einfache Sprache“ ist seit gestern online verfügbar. ((Das Heft kommt am Montag als Beilage der Wochenzeitung „Das Parlament“ und kann dann auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung bestellt werden)) Neben fünf anderen Autor/innen bin auch ich mit einem Beitrag vertreten, in dem ich versuche, eine sprachwissenschaftliche Einordnung der „Leichten Sprache“ vorzunehmen. Hier die Einleitung:
Die Idee, dass gesellschaftliche Teilhabe mit sprachlicher Komplexität zusammenhängt, ist nicht neu. „Ohne eine demokratische, eine allgemein verständliche, einfache, klare Sprache, ohne einen ächten Volksstyl ist keine Volksherrschaft möglich; aber auch umgekehrt ist mit einer klaren, einfachen, aller Welt zugänglichen Schriftsprache auf die Dauer kein Absolutismus, keine Aristokratie mehr haltbar“, schrieb der Publizist und Politiker Jacob Venedey schon 1850. Durch ein wachsendes Bewusstsein für die Notwendigkeit einer inklusiven Gesellschaft hat die Frage nach einer sprachlichen Teilhabe möglichst all ihrer Mitglieder in den vergangenen Jahren aber eine neue Dringlichkeit erhalten. Es besteht weitgehende Einigkeit darüber, dass der Zugang zu Informationen und zu Kommunikation ein allgemeines Recht ist, das auch Menschen mit kognitiven oder sensorischen Einschränkungen zusteht. Ebenfalls unstrittig ist, dass gerade diese Menschen (aber vielleicht nicht nur sie) nur schwer Zugang zu gehobenen standardsprachlichen Registern finden, vor allem in ihrer schriftlichen Form. […]
Die Sprachwissenschaft, von der man für dieses Dilemma vielleicht Lösungsansätze erwarten könnte, tut sich grundsätzlich schwer, sprachplanerische Hilfestellungen für gesellschaftliche Probleme anzubieten. So haben es hier (wie auch in anderen Bereichen) Aktivistinnen und Aktivisten übernommen, Vorschläge für eine einfache, möglichst weithin verständliche Sprache zu entwickeln. Es ist höchste Zeit, diese Vorschläge aus sprachwissenschaftlicher Perspektive zu beleuchten, um eine Grundlage für konstruktive Kritik zu schaffen. Im vorliegenden Beitrag will ich einen ersten Schritt dahin versuchen, indem ich die sogenannte Leichte Sprache in die wissenschaftliche Diskussion um sprachliche Komplexität und ihre kognitiven und sozialen Konsequenzen einordne.
Jetzt soll sich also die akademische Elite auf das Niveau von bildungsfernen Schichten herablassen?! Ich denke, dass auch eine Demokratie Unterschiede aushalten muss!
@Max:
Dir fällt es leicht wissenschaftliche Texte zu entziffern oder Formulare zu verstehen.
Es gibt aber Menschen die, aus verschiedensten Gründen, das nicht können. Die haben aber das gleiche Recht am Leben teil zu nehmen wie du. Werden aber gehindert durch unverständlichen und meist elitären Sprachstil. Deshalb bin ich sehr dafür Sprache, die sich an jederman wendet, verstehbar zu halten.
Ein “Muss” sehe ich da nicht. Und du musst dich ja auch nicht herablassend herablassen, aber staatliche Stellen schon.
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