Interessanterweise haben wir — die wir uns möglicherweise als Expertinnen für Anglizismen bezeichnen dürfen — selten bis nie über Pseudo- oder Scheinanglizismen unterhalten. Das wollen wir ändern. Als Pseudoanglizismen bezeichnet man Wörter, von denen behauptet wird, dass sie a) im Englischen nicht existieren oder b) dort angeblich völlig andere Bedeutungen haben (Klassiker: Handy). Was meist übersehen wird: Pseudoanglizismen bilden keine homogene Klasse, deren Mitglieder eindeutig von hundsgewöhnlichen Anglizismen abgrenzbar wären (genausowenig, wie „normale“ Anglizismen perfekte Übertragungen wären). Beginnen wir heute mit Wellness.
Bei Wellness wird argumentiert, es existiere nicht, was meist einher geht mit dem Argument, dass unser Wellness im Englischen spa heiße. Alternativ ist Wellness einfach nur eine (deutsche) Erfindung. Mit letzterer Aussage wird auch Barbara Brandstetter, Professorin für Wirtschaftsjournalismus, in diesem Artikel zitiert, der mir letzte Woche bereits für eine Replik über Shafe diente. Die SÜDWEST PRESSE schreibt ihr die Aussage zu, Begriffe wie Handy, Service-Point und Wellness „hätten sich deutsche Werber ausgedacht“. ((Brandstetter äußert sich auch zum Shitstorm — das müssen wir für den Moment leider unkommentiert so stehen lassen.)) Was bei der Diskussion um Pseudoanglizismen natürlich meist fehlt, sind Kenntnisse um sprachliche Prozesse bei Bildung, Bedeutung, Verwendung und Wandel.
Warum wellness im Englischen nicht existieren soll, hab ich mich immer schon gefragt. Denn es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass es nicht möglich ist. Formal folgt es dem Wortbildungsmuster ADJ + -ness, dessen Bedeutung ungefähr mit ‚Zustand des ADJ-seins‘ umschrieben werden könnte: illness, business, darkness, remoteness, fairness oder coolness. Einige davon sind frequenter, stärker lexikalisiert und somit weniger transparent (z.B. illness oder business). Aber mit etwas etymologischem Willen ist auch bei business noch der ‚Zustand des busy-seins‘ zu erkennen.
So sieht es auch das OED, das wellness definiert als the state of being well or in good health. Es ist seit 1654 belegt, hier in einer Verwendung für ‚Gesundheit/guter Zustand‘:
I..blessed God..for my daughter’s wealnesse. [1654, A. Johnston Diary (S.H.S.) II. 197]
Allerdings schreibt das OED wellness eher den Status eines Okkasionalismus zu („rather a nonce [word]“), also einer gelegentlichen, nicht-lexikalisierten Bildung, anders als bei illness. Das Corpus of Historical American English (COHA, 1810–2009) bestätigt den Eindruck der spärlichen historischen Verwendung. Dort findet sich der erste Eintrag erst 1964 — der einzige bis in die 1980er — in der Bedeutung ‚Gesundheit/Besserung‘:
She was about to add that it was like Helene to blank out and leave her holding the bag, her way of getting even for the time when she had told Helene that she saw the possibility of wellness in her. [COHA, 1964, I Never Promised You A Rose Garden]
Bis hier kann man festhalten: jawoll, wellness existiert im Englischen. Und ja, es hat auch was mit Gesundheit und Wohlgefühl zu tun. Ich meine, c’mon, was soll’s denn sonst heißen? Aber ob das dann heute noch so uneingeschränkt relevant ist und es deshalb nicht doch sein könnte, dass wellness sei eine Erfindung der deutschen Werbung ist?
Unwahrscheinlich. So schaut’s nämlich ab den 1970ern in GoogleBooks aus — amerikanisches Englisch (blau), britisches Englisch (rot) und Deutsch (orange):
(Erratum: An dieser Stelle war heute morgen noch diese Grafik zu finden — meine kritische Reflexion der Daten & Methode hat diesen Fehler jetzt halbwegs korrigiert. Das entsprechende R‑Paket und/oder die Googledatenbank könnten fehlerhaft sein: ignore_case=T
hat für deutsche Daten offenbar nur wellness, aber nicht Wellness gefunden, was das Bild natürlich massiv verzerrt (aber nicht das Argument zerstört)). Wer helfen möchte, den Fehler zu lokalisieren, hier das Skript.)
Öh.
Das hätte man jetzt auch ohne linguistische Grundausbildung herausfinden können (diese Überprüfung gebetsmühlenartig wiederholter Behauptungen findet übrigens selten statt). Man sollte aus dem Vergleich der Kurven aber keine vorschnellen sprachvergleichenden Schlüsse ziehen. ((Textbasis, Textauswahl, Genre etc. diese Liste ist bei GoogleBooks bekanntlich lang.)) Aber was vom Tisch ist: wellness erfreut sich auf beiden Seiten des Atlantiks steigender Gesundheit. Und: wellness ist keine Erfindung der Werbung — offenbar schon gar nicht der deutschen — die macht sich seit den 1970ern (höchstens) verstärkt einen Bedeutungsaspekt von wellness zu Nutze.
Und das geht so.
Auch in COHA und seinem Pendant für die Gegenwartssprache, COCA, findet sich ab den 1980ern plötzlich eine ganze Menge wellness. Hier sind sechs Beispiele, die zwei Bedeutungsschattierungen verdeutlichen. Der Übersichtlichkeit halber fangen wir mit dem Genre „Akademisch“ an:
Developing spiritual competency with Native Americans: Promoting wellness through balance and harmony. [COCA, 2009, Families in Society]
According to Dr. Donald B. Ardell, a major proponent of wellness since the 1970’s. Wellness is not a fad, but a growing movement. He defined wellness as ” a conscious and deliberate approach to an advanced state of physical and psychological/spiritual health ” (Ardell, 1985). Wellness is also a movement away from traditional health care practices. [COCA, 1992, Physical Educator]
Women’s narratives suggest a holistic perspective of health that involved the integration of attitudes and behaviors aimed at promoting physical, emotional, and spiritual wellness. [COCA, 2007, Health & Social Work]
Und zum Vergleich das Genre „Magazin“:
15 readers will each win a Spa & Wellness Gift Card from Spa Week. [COCA, 2012, Redbook]
the Wellness Center offers state-of-the-art exercise equipment for use, as well as videos and literature on the appropriate methods to use when undertaking an exercise program. [COCA, 1994, Children Today]
3. WELLNESS AND YOUTH-ENHANCING PRODUCTS. America may be aging, but many older consumers want to look and feel as young as possible. [COCA, 1992, Futurist: When Gray Is Golden — Business In An Aging America]
Die ersten drei sind nah an der historischen Grundgesundheitsbedeutung dran. Dementsprechend viele Belege haben dann auch die Gesundheitsversorgung sozial benachteiligter Gruppen zum Thema. Aber es geht weniger um Fiebermittel und Impfungen, sondern bereits um eine Balance der — Verzeihung — ganzheitlichen Gesundheitsversorgung. Und von da bis zur abstrakteren Bedeutungskomponente „auch-so-n-Yuppie-Anti-Stress-Tralala“-Wellness ist es sowohl konzeptuell wie sprachlich natürlich nur noch ein kleiner Schritt.
Und so ist es also wenig überraschend, dass das OED im Januar 2005 einen Zusatz in die Definition von wellness eingefügt hat: designating health care which is preventative rather than curative (‚Gesundheitsversorgung, die präventiv, weniger kurativ angelegt ist‘) — was beide Schattierungen abdeckt, die ich etwas deutlicher voneinander getrennt habe.
Und im Deutschen? Hier liegt überwiegend nur die zweite Bedeutung vor, die mit der — überspitzt gesagt — „Anti-Stress-irgendwie-Yuppie“-Komponente. Zumindest suggerieren das die Nominalkollokate (Partneragentur, Fitness, Kur, Lifestyle, Shopping, Wohlfühlen; Quelle: DWDS). Wobei man einschränken muss, weil Wellness im DWDS-Kernkorpus nicht vorkommt (bis 2000) und mit den sonstigen Belegen im ZEIT-Korpus eventuell eine Genre-Verzerrung vorliegt.
Es ist aber auch kein Wunder, dass wir nicht alles übernehmen, wenn wir was übernehmen. Regelmäßige Leserinnen unserer Anglizismus des Jahres-Beiträge wissen das längst. Aber von diesem — und anderen möglichen Unterschieden in der Verwendung — darauf zu schließen, Wellness sei ein Pseudoanglizismus als Folge einer Erfindung von Werbeagenturen, ist dann doch etwas sehr unplausibel.
Und was sagen Sie beim nächsten Mal den Menschen, die behaupten, Wellness sei im Englischen eigentlich spa? Die kurze Antwort: Wellness bezeichnet Abstraktes, bei spa ist fast ausschließlich Konkretes im Spiel: eine geografische Lokalität (we arrived at the old spa resort of Buxton [BNC, CFT]) oder ein Gebäude (The Crescent Hotel is adjacent to the Brunswick Pavilion and car park, with the beach, Spa and railway station close by [BNC, B3K]). Spa kann auch alleine auf Konkreta referieren, wellness braucht in diesem Fall eine „Ergänzung“ (v.a. center). Das ist aufgrund der Etymologien und Bildungsmuster nicht verwunderlich: spa wird gemeinhin auf das belgische Spa zurückgeführt und wellness kombiniert mit einem Suffix, das Abstrakta aus Adjektiven ableitet.
Wellness kann mit ziemlicher Sicherheit von der Liste der Pseudoanglizismen gestrichen werden. Es ist ein hundsgewöhnlicher Anglizismus. Die Diskussion um Pseudoanglizismen als heterogene Klasse müssen wir also irgendwie kurz vertagen.
Statt Fußnote
Der VDS stuft wellness übrigens auf seiner dreistufigen Skala als „verdrängend“ (Stufe 3) ein und gibt als Alternative Wohlgefühl, in Komposita für wellness-center (sic) ((Weil der VDS sich gegen Integration sträubt und angepassten Orthografiemigranten wie Wellnesscenter keinen Raum bieten möchte.)) die Wohlfühloase. Interessant ist bei wellness-center übrigens, dass dies als „differenzierend“ (Stufe 2) eingestuft sind, obwohl beide Elemente wellness & center jeweils „verdrängend“ (Stufe 3) sein sollen. Offenbar gibt – + – sowas wie ±.
Hmm…ich habe gleich mal den Ngram-Viewer für Handy ausprobiert und da liefert der Vergleich zwischen Deutsch, br. Englisch, am. Englisch — als Nomen — nur Treffer für Deutsch. Das ist natürlich interessant aber da ich nicht genau weiß, was in Google Books so alles drin ist, bin ich mit Rückschlüssen vorsichtig. Ich meine aber schon vor Jahren gelesen zu haben, dass die Briten und Amerikaner die “deutsche” Verwendung von Handy zumindest kennen; der schönste Clip zu diesem Thema ist meiner Meinung nach immer noch der hier: http://www.youtube.com/watch?v=8WIscxut_ak
@Martin: Korrekt. Das ist etwas missverständlich formuliert, Handy wird im Englischen nicht als Nomen verwendet und falls es doch mal irgendwo auftaucht, dann in einer Metaverwendung. Handy ist also auf der Skala tatsächlich deutlich näher dran am Pseudoanglizismus — aber auch hier ist nicht alles so klar, wie’s scheint. Stay tuned!
@Peer: „wie im Deutschen?“ — anzunehmen.
“Wellness bezeichnet Abstraktes, bei spa ist fast ausschließlich Konkretes im Spiel (…)” — wie im Deutschen, oder? “Wellness” im Deutschen bezeichnet ja auch noch nix-konkretes, da wird erst durch Anhängen wie “Drink” oder “Center” etwas konkretes draus. (Und das wieder englische Wörter angehängt werden ist eigentlich auch nicht verwunderlich — sonst kommt man wieder mit “Backshop”…
@ Martin,
mit dem Begriff “Handy” hat sich Anatol schon vor längerere Zeit beschäftigt:
http://www.sprachlog.de/2007/07/02/woher-kommt-das-handy/
http://www.sprachlog.de/2007/08/01/schon-wieder-das-handy/
[Anm. d. Red.: Links aufs Bremer Sprachblog mit den entsprechenden Links auf die Sprachlogbeiträge ersetzt. Die liegen ja jetzt auch alle hier in der WG rum. SF]
Könnte die mangelnde Tradition des Begriffs “Wellness” als “Produkt” vielleicht auch damit zu tun haben, dass dieses Produkt noch nicht besonders lange existiert. Schließlich ist in letzter Zeit um diesen Begriff eine ganze Industrie entstanden, die es vermutlich auch in den englischsprachigen Ländern früher nicht gab. Womit wir wieder bei der üblichen Anpassung der Sprache an veränderte Lebensumstände wären…
@Susanne: der starke Anstieg des Begriffs hat sicherlich damit zu tun, klar. Das war ja gar nicht in Frage gestellt. Ob man daraus die doch eher hochtrabende, generalisierende Annahme von „Anpassung der Sprache an veränderte Lebensumstände“ sollte, weiß ich nicht — aber auf der lexikalischen Ebene definitiv.
Und was gäbe es zum klassischen Oldtimer und zum neueren Youngtimer zu sagen? Das sind doch schöne Scheinanglizismen!
@ Ferrer: Stimmt schon, ein Oldtimer ist bei uns ein altes Auto, im Englischen eher ein alter Mensch. Der Begriff “Vintage Car” ist aber in der Fachszene bekannt und verbreitet.
Die deutsche Oldtimer-Szene unterscheidet sich aber von den internationalen Definitionen. In der internationalen Szene werden verschiedenste Begriffe für verschiedene Zeiträume gebraucht, für VOR-WK1-Autos, Autos zwischen den Weltkriegen etc. Dabei ist regelmäßig das Erstauflagedatum (!) eines Autos entscheident.
Die deutsche Definition richtet sich sehr stark nach den Bedingungen von Autoversicherern. Demnach ist jedes Auto, das ab der Erstzulassung (!) älter als 25 Jahre ist, ein Oldtimer, wenn es älter als 15 Jahre ist, ein Youngtimer.
Damit hat man zwei schöne Begriffe, bei denen ich mich schwertuen würde, ähnlich kurze, knackige deutsche Begriffe zu finden.
Wie würdest Du denn einen sehr gut erhaltetenen 82´er Golf 1 bezeichnen? “Altes Auto” trifft es wohl nicht ganz, damit bezeichnet man Schrottlauben, wenn man höflich ist. Wenn Du knackige Begiffe für solche älteren Fahrzeuge kennst, würden und werden sie sich durchsetzen, aber mir sind keine bekannt.…
Classic Car Center und die Zeitschrift “Markt” könnten Dir vielleicht weiterhelfen, was ich in Hinblick auf die Bezeichnungen jedoch bezweifle.…
“Alt-Auto” und “Sehr-Alt-Auto” würde ich als sprachlich irgendiwe komisch empfinden.…
@peer: Zum Thema abstrakt vs. konkret passt auch der Klassiker unter den Pseudo-Pseudoanglizismen, nämlich das “Public Viewing” — von dem sich auch hartnäckig das Gerücht hält, es bedeute etwas völlig anderes, nämlich das öffentliche Anschauen eines aufgebahrten Leichnams… was es je nach Kontext tatsächlich bedeuten *kann*, aber: Das Zauberwort ist hier wieder mal *Kontext* – während “Public Viewing” im Deutschen etwas sehr konkretes bedeutet, nämlich das öffentliche Ansehen einer Sportübertragung, ist es im Englischen sehr viel abstrakter (das öffentliche Anschauen von *irgendetwas*) und somit kontextabhängiger. Zahlreiche Beispiele dafür hier: http://j.mp/19UPf9o.
Diese Diskrepanz zwischen Abstraktheit im Englischen und Konkretheit im Deutschen dürfte die Wurzel des Missverständnisses sein, diese Allokation bedeute im Englischen etwas völlig anderes.
@TMB: Nicht ganz das, was mit abstrakt vs. konkret gemeint ist. Was Sie meinen, ist eine engere Bedeutung, die bei der Entlehnung häufig passiert, d.h. dass wir nicht das gesamte Bedeutungsspektrum eines Wortes importieren, sondern nur einen Teil davon. Bei Public Viewing ist das sogar noch mal was anderes, weil öffentliche Fußballübertragungen in der Form, die wir heute Public Viewing nennen, vorher überhaupt nicht da war (und deshalb nicht benannt wurde). Dann haben wir eine Bezeichnung dafür etabliert, die im Englischen sowohl für öffentliche Vorführungen, wie auch für Leichenschauen verwendet werden können. Public Viewing ist bei uns ja nicht auf Fußball beschränkt, allerdings sind die Massenguckevents eben überwiegend Fußballübertragungen (könnte aber auch Basketball, Tennis oder Hallenhalma sein, wenn sich genügend InteressentInnen finden könnten).
@Erbloggtes: ob die Deutschen in Spa waren, ist aber irrelevant für die Frage, ob sie die Bezeichnung übernommen haben oder nicht. Also auch wenn Deutsche und Briten gleichermaßen dort gebadet haben, muss es nicht automatisch bedeuten, dass beide Sprachgemeinschaften gleichermaßen damit, öh, baden gehen.
Wenn das englische “spa” vom belgischen Kurort Spa stammt, dann sind die Deutschen dort wohl nicht baden gegangen. Das deutet auch eine Ngram-Abfrage an, in der zwischen 1840 und 1914 Spa sehr selten ist. (Häufig sind es Fundstellen, in denen Spa-nien o.ä. als zwei Wörter erkannt wurde.) Ab dem Ersten Weltkrieg kommt im Deutschen wohl ein Spa-Diskurs auf, in dem der Ort als Kriegsschauplatz (HQ der OHL) und dann Ort einer Reparationskonferenz 1920 belegt wird, so dass die Benennung von “Wohlfühloasen” als “Spa” nur für historisch unempfindliche Deutsche in Frage gekommen sein dürfte.
Die Briten scheinen da vor dem Ersten Weltkrieg häufiger Urlaub gemacht zu haben, oder ab dem Krieg nicht so oft darüber gesprochen. Die Wellness-Bedeutung wäre dann wohl ab etwa 1975 in der Schreibung “spa” im Aufstieg.
(Toll, Ngrams gibt’s jetzt in case-sensitiv!)
@susanne Flach
Ich will ja nicht kleinlich sein*, aber eine Leichenschau ist was anderes als eine Aufbahrung. Erstere findet in der forensischen Pathologie statt und soll u.a. klären, woran jemand verstorben ist. Letztere ist z.B. bei Katholiken bekannt — vermutlich wollen die ganz sicher gehen, dass die Leiche auch wirklich tot ist. Kein Wunder, eine Leichenschau ist mit dem ausgeübten Glauben nicht vereinbar.
Die Aufbahrung ist, zurück zur Sprache, genau das, was jene Sportübertragungen an frei zugänglichen Orten für alle waren: eine öffentliche Vorführung. Und nichts weiter heißt ‘public viewing’ im Englischen. Es kann dabei die Leiche eines ehemals geliebten/-hassten Menschen Objekt der Ansicht sein.**
*Selbstverständlich will ich das; ich schreibe hier doch zum Vergnügen und nicht unter Druck.
**Obwohl die englische Sprache dafür bereits ein eigenes Wort hat: ‘wake’.
Mir ist doch ein gemischtes Wort eingefallen: “Wellness-Bereich” (auch hier wird durch anhängen konkretisiert).
Davon unabhängig: Gibt es einen Grund warum Sie antworten können, bevor die Frage gestellt wurde? 😉
@peer: Man darf sich den Grund aussuchen — entweder Hellseherei, oder der Antwortbutton bei der Kommentaransicht im Administrationsbereich denkt noch, wir hätten verschachtelte Kommentare und postet deshalb direkt unter den entsprechenden Beitrag.
Mir gefällt ja die erste Möglichkeit besser …
@Kristin/peer: Kristin, hatten wir das mit den Verschachtelungen nicht mal abgeschafft? Es gibt ja keinen Grund dafür, das Template gibt das auch nicht her, offenbar.
@Dierk: jupp, Kleinlichkeiten sind gut — andererseits ist mir der Unterschied trotz frühbisspätmorgendlichen Verwirrung und frühpubertierender Abkehr vom katholischen Traditionsglauben durchaus bewusst, gell?
Pingback: die ennomane » Links der Woche
Danke für die Erläuterungen, Statistiker. Die Zeitschriften kenne ich, aber ich fürchte, Du hast mein Anliegen falsch verstanden. Ich finde Oldtimer und Youngtimer hervorragende Begriffe, auch dann, wenn sie kein Englisch sind. Wenn “classic car” oder “vintage car” damit nicht ganz deckungsgleich sind, ist das kein Beinbruch. Das schlimmste was passieren kann, die Übersetzung wird schwierig. So what? Falls es Zweifel geben sollte: Ich bin NICHT vom VDS, ich mag Lehnworte. Ich finde sie sind eine Bereicherung für andere Sprachen, wie man an den vielen Lehnwörtern sehen kann, die in allen Sprachen vollkommen integriert sind. Und Scheinanglizismen sind prima, in diesem Fall drücken sie etwas schön und prägnant aus. Subjektive Meinung, natürlich. Bei Oldtimer und Youngtimer würde mich nebenbei interessieren, wo diese Worte herkommen. Wer hat sie sich ausgedacht? Sind sie in AT und CH auch geläufig? So in der Art. Ich lehne diese Begriffe nicht ab, kritisiere sie nicht. Ich erwähne sie, weil ich sie mag. Nochmals danke für Deine Antwort.
Ein Arbeitskollege von mir ist Amerikaner, Kalifornier, genauer gesagt, und kommt, da schon mehr als 10 Jahre im deutschen “Outback” daheim, mittlerweile sehr gut mit beiden Sprachen zurecht, und so reden wir nicht selten auch über Pseudoanglizismen, wobei zumeist er damit anfängt, grinsend versteht sich, so wie letzthin, als er sich mir schalkhaft zuwandte: “Wellness? WELL-NESS? What’s that?”
Natürlich wusste er, was im tieferen Sinne damit gemeint ist, aber er macht sich, was mich jedes Mal seltsam beschämt (warum eigentlich?) wahnsinnig gern lustig über diese irreführende “german special wordness” …