Don’t mention it – in etwa „nicht der Rede wert“ – ist im Englischen eine der Standardantworten auf Dankesbekundungen. Das Oxford English Dictionary hat dieses Motto so verinnerlicht, dass man sich dort gar nicht erst bedankt. Man stellt zwar ein Online-Formular bereit, über das Nutzer/innen Erstbelege, Wortvorschläge, Fehler und anderes melden können – Crowdsourcing hat beim OED eine lange Tradition, schon die erste Auflage stützte sich stark auf Sprachbelege, die von belesenen Sprachliebhaber/innen eingeschickt und in der Redaktion des Wörterbuchs von Hand sortiert und in Zettelkästen verwahrt wurden (für unsere jüngeren Leser/innen: Das Internet gab es im neunzehnten Jahrhundert noch nicht). Aber eine Reaktion bekommt man auch dann nicht, wenn der gemeldete Vorschlag umgesetzt oder Mangel behoben ist.
Wie vor einigen Monaten beschrieben, hatte ich im Eintrag zu shitstorm – einem Wort, das uns im Sprachlog aus offensichtlichen Gründen besonders am Herzen liegt – einen fehlerhaften Erstbeleg gefunden.
So sah der Eintrag damals aus:
Das angeblich 1940 erschienene Buch, aus dem der Erstbeleg stammte, ist nämlich eigentlich 1982 erschienen. Es ist nur bei Google Books falsch datiert – womit auch klar sein dürfte, mit welchen Quellen man heutzutage beim einstmals ehrwürdigen OED arbeitet.
Ich teilte dies der Redaktion über besagtes Online-Formular natürlich umgehend mit, denn beim shitstorm und seiner lexikografischer Dokumentation verstehen wir überhaupt keinen Spaß. Eine Reaktion blieb aus, aber als ich letzte Woche zufällig mal wieder nachgeschaut habe, war der Eintrag korrigiert:
Dass man im neunzehnten Jahrhundert nicht allen Einsender/innen von Belegen, Vorschlägen und Fehlern einzeln danken konnte, sehe ich ein – das Porto hätte den Verlag schnell ruiniert, von den Kosten des Briefpapiers ganz zu schweigen. Nicht zu vergessen die armen Kinder, die in einem stillgelegten Bergwerk die Briefumschläge hätten anlecken müssen.
Aber dass man im 21. Jahrhundert nicht einmal eine kurze Dankes-E-Mail verschicken kann, von mir aus automatisiert, enttäuscht mich dann doch sehr. Da könnte ich ja stattdessen gleich bei der Wikipedia mitarbeiten, da bekomme ich zwar auch keinen Dank, aber wenigstens könnte ich die Änderungen selbst vornehmen. Und dann gäbe es einen Löschantrag wegen fehlender Relevanz und eine lange Diskussion die immer kurz davor stünde, sich zu einem anständigen Shitstorm auszuwachsen.
Da muss ich doch mal eine Lanze für die Wikipedia brechen: Es stimmt nicht, dass man dort keinen Dank bekommt. Ich arbeite jetzt schon seit einigen Jahren nicht mehr mit und trotzdem schlagen noch regelmäßig Leute auf meiner Diskussionsseite auf, die sich sehr nett für den einen oder anderen meiner Texte bedanken. Und wenn ich auf die Diskussionsseiten anderer Nutzer schaue, finde ich auch dort viele Dankeschöns und freundliches Feedback. Das Problem der Wikipedia ist nur, dass man gar nicht soviele Dankeschöns bekommen kann, dass sie die rüpelhaften Bemerkungen selbsternannter Wikipolizisten aufwiegen.
Ich wette, Sie waren des Danks nicht würdig, weil Sie beim Ausfüllen des Formulars an einer bestimmten Stelle den einen Tab, d.h. die optische Einrückung nicht gesetzt haben, die doch seit 400 Jahren beim Ausfüllen ebendieses Formulars britische Norm und ehrenwerte Tradition ist.