Blogspektrogramm 23/2013

Von Sprachlog

Willkom­men zum dreiundzwanzig­sten Blogspek­tro­gramm des Jahres, dies­mal mit Son­der­berichter­stat­tung zum gener­ischen Fem­i­ninum und zum neusten (naja) Coup des VDS.

    • Auf LAUT & LUISE äußert sich die Lin­guistin Luise Pusch in einem Inter­view anlässlich des Leipziger Sen­ats­beschlusses zum gener­ischen Fem­i­ninum in der Grun­dord­nung der Uni (wir berichteten) zum The­ma: »Ich beze­ichne das gener­ische Fem­i­ninum schon seit 30 Jahren als Empathi­etrain­ing für Män­ner, damit sie mal eine Vorstel­lung davon entwick­eln, was es eigentlich bedeutet, immer nur mit­ge­meint zu sein und eigentlich nie genau zu wis­sen, ob mann eigentlich über­haupt gemeint ist.«
    • Auch der TAGESSPIEGEL hat  ein Inter­view dazu geführt, mit dem Berlin­er Ger­man­is­ten Horst Simon: »Ger­ade Leute, die schon länger aus der Schule raus sind, mögen es nicht, wenn gut gel­erntes Wis­sen entwertet wird und einem so Möglichkeit­en genom­men wer­den, sich von schlechter Gebilde­ten abzuheben. Beim fem­i­nis­tis­chen Sprachge­brauch haben nun außer­dem vor allem Män­ner Angst, dass ihre Pfründe ver­loren gehen. Das amüsiert mich.«

  • Wer sich dafür inter­essiert, welche Art von Kom­men­tar es nicht durch die Sprachlog-Kon­trolle schafft, kann sich auf EPHEMERA informieren — und kriegt gle­ich noch eine scharf­sin­nige Analyse von Ana­tol Ste­fanow­itsch dazu.
  • Anlässlich der VDS-Nominierung der Duden-Redak­tion als »Sprach­pan­sch­er des Jahres« (wir berichteten) analysiert ERBLOGGTES  die darin ver­wen­dete Phase die große Hure Duden: »Damit eine Belei­di­gung als Hure auch nur einiger­maßen plau­si­bel wird, muss man die jew­eilige Ware für heilig erk­lären und behaupten, diese dürfe nicht gegen Geld getauscht wer­den. Dem VDS dürfte “die deutsche Sprache” ein solch­es Heilig­tum sein, und der Verkauf von herkömm­lichen Wörter­büch­ern dem­nach eine Entwei­hung.«
  • Detlef Gürtler (WORTISTIK) find­et im VDS-Nominierung­s­text zwis­chen allen sprach­lichen Unflätigkeit­en hinge­gen kein altes, son­dern ein ganz neues Wort: Amitüm­ler.
  • Ein Inter­view mit der Lin­guistin Kilu von Prince, die zwei Sprachen in Van­u­atu erforscht, hat der TAGESSPIEGEL anlässlich des aus­laufend­en DOBES-Pro­jek­ts zur Doku­men­ta­tion bedro­hter Sprachen geführt.

 

 

 

2 Gedanken zu „Blogspektrogramm 23/2013

  1. peer

    Das mit dem gut gel­ern­tem Wis­sen ist gut gesagt. Ger­ade im Netz definieren sich viele darüber, dass sie fleis­chge­wor­dene Rechtschreibprü­fung sind. Da sibd Änderun­gen natür­lich fatal und unter­graben die Autorität.

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  2. Wentus

    Das “Empathi­etrain­ing” für geschlechterg­erechte Sprache wirkt tat­säch­lich. Ins­beson­dere finde ich den Vorschlag ver­lock­end, das Neu­trum für Berufs­beze­ich­nun­gen bei­der­lei Geschlechts einzuführen.
    Ich benutze deshalb in eMails an gemis­chte Grup­pen gerne das Wort “Mit­glied” für die per­sön­liche Ansprache. Aber auch der Plur­al von Par­tizip­i­en ist sehr prak­tisch, z.B. Studierende.

    Im Ungarischen und eini­gen anderen Sprachen kön­nte man glauben, dass es man­gels Genus diese Prob­leme nicht gibt, aber die Sprech­er haben kün­stlich die Prob­leme neu geschaf­fen, indem sie das Wort für “Frau” an die neu­tralen Wörter ange­hängt haben: z.B. “barát” für Fre­und und “barát­nö” für Freundin.

    Im Chi­ne­sis­chen gibt es zwar in der gesproch­enen Sprache keinen Unter­schied zwis­chen “er” und “sie”, aber in der Schrift wer­den diese Wörter mit masku­li­nen und fem­i­ni­nen Zeichen markiert. Dort müsste man diese Markierun­gen nur weglassen.

    In allen Sprachen wird man die Kri­te­rien für Gerechtigkeit irgend­wann erfüllen müssen. Das bezieht sich nicht nur auf die Geschlechter durch Geburt, son­dern auch auf die gewählten: Als ich Rosa von Praun­heim getrof­fen habe, war ich hin- und herg­eris­sen, “er” oder “sie” zu sagen.

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