Über die religiösen Mythen exotischer Kulturen kursieren ja die wildesten Gerüchte, was häufig daran liegt, dass sie in ebenso exotischen Sprachen abgefasst sind und dass es keine Übersetzungen gibt. Ein Grund mehr, einen Meilenstein des interkulturellen Verständnisses zu feiern, der diese Woche bekannt wurde: der Mythos „Star Wars Episode IV: Eine neue Hoffnung“ (bei Fundamentalisten aus nicht nachvollziehbaren Gründen als „Episode I“ bekannt) wird, wie der HOLLYWOOD REPORTER meldet, endlich ins Navajo übersetzt. Damit wird dieses urtümliche und schwer verständliche Epos erstmals Mitgliedern einer fortgeschrittenen Zivilisation zugänglich gemacht, die so unschätzbar wertvolle Einblicke in das spirituelle Leben der sogenannten „Amerikaner“ (die sich selbst nur People, also grob übersetzt „Menschen“ nennen) erhalten.
Was das Verständnis primitiver Kulturen angeht, hinken die Navajo allerdings deutlich hinter den Maya her. Die haben die sogenannten „Telenovelas“ der manchmal mit dem abwertend empfundenen Ausdruck „Rostro Pálido“ ((Moment mal, bitte, das war früher ein ganz normales Wort, und außerdem ist es doch nur ein Scherz, und ich kenne einen Weißen, der sich selbst so nennt.)) bezeichneten Stämme jahrelang genauestens studiert. Nun ist es ihnen, wie der STERN berichtet, gelungen, die für Außenseiter hoffnungslos verwirrenden Handlungsstränge dieser moralischen Erbauungsstücke so detailliert aufzuschlüsseln, dass sie sie in ihrer eigenen Sprache nachbilden können.
Umgekehrt fällt es den Mitgliedern in ihrer zivilisatorischen Entwicklung zurückgebliebener Kulturen häufig schwer, den Wissensschatz fortgeschrittenerer Kulturen zu verstehen. So beschwerte sich ein Stammeshäuptling der sogenannten „Deutschen“ (bei ihren Nachbarn als „Niemcy“, „Alemánes“ oder „geschichtsvergessene Arschgesichter“ bekannt) bei einem Abgesandten der Europäer darüber, dass deren Texte zur finanziellen Solidarität (einem Konzept, das in der deutschen Kultur nicht existiert) nicht schnell und gut genug in die Stammessprache der Deutschen übersetzt würden. Der oberste Häuptling der Deutschen hatte interessanterweise vor einigen Monaten vorgeschlagen, dass diese ja eigentlich lieber Englisch (die Stammessprache der oben erwähnten „Amerikaner“) verwenden könnten, um mit den Europäern zu kommunizieren — was nur zeigt, wie verwirrend selbst so etwas einfaches wie die Sprachvielfalt für die Angehörigen einer Kultur sein kann, die sich aus ihrem Stammesgebiet nur in sogenannten „Reisegruppen“ ((Bei diesen handelt es sich nach dem aktuellen Verständnis der Anthropologie um rituelle Zusammenschlüsse sogenannter „Touristen“, einer Art geistige Erfüllung Suchender.)) hinaus wagen.
Die Navajos und hinken, ich weiß nicht. Im zweiten Weltkrieg spielte ihre Sprache eine wichtige Rolle, vgl.
http://www.tribalink.org/archives/whispers.htm
Süß! Besonders der Hinweis, die dt. Kultur kenne den Begriff der finanziellen Solidarität nicht dürfte im Süden begeistert gefeiert werden, ich musste jedenfalls lachen. Vielen Dank! Nur eine kleine Korrektur: Im Spanischen schreibt man alemán (singular), mit Akzent. Alemanes (plural) jedoch ohne. Und mitten im Satz braucht man alemanes nicht großzuschreiben.
Gez. Der spanische Unter-unter-neben-Häuptling, ehemaliger Abgesandter vor den Jedi