Während die römisch-orthodoxe Kirche sich mit Jorge Mario Mergoglio aka Franziskus I schon des zweiten twitternden Papstes in Folge rühmen kann, muss ihr russisches Gegenstück wohl auf absehbare Zeit ohne Kurznachrichten ihres Oberhaupts auskommen. Wie die Nachrichtenagentur RIA NOVOSTI berichtet, hält Wladimir Michailowitsch Gundjajew aka Kyril I nichts von der „Twitter-Sprache“, dem „Twitter-Stil“ und vor allem wohl dem „Twitter-Tempo“, das die Welt heutzutage erwarte. Seelsorge sei wichtiger als prompte Reaktionen auf aktuelle Ereignisse. Der Pontifex sieht das ja offensichtlich anders: Statt, wie sein Vorgänger, nur Kalendersprüche zu twittern, bat er vorgestern seine Schäfchen darum, mit ihm gemeinsam für die Opfer der Explosion in einer texanischen Düngemittelfabrik zu beten. Nett gemeint, zweifelsohne, aber schwer nachvollziehbar, warum ausgerechnet dieses Ereignis – und ausschließlich dieses – seiner Aufmerksamkeit würdig ist.
Bei allen Differenzen über den Umgang mit den sozialen Medien haben die beiden Kirchenoberhäupter aber eines gemeinsam: Sie sind beide die ersten, die sich ihren jeweiligen Künstlernamen gewählt haben. ((Nachtrag: Also, nicht die ersten, die sich selbst Künstlernamen gewählt haben, sondern die ersten, die sich die Namen Franziskus und Kyril gewählt haben. Was eigentlich erstaunlich ist, weil diese Namen in den jeweiligen Organisationen ja durchaus einen Brand-Credibility-Vorschuss hatten und ich davon ausgegangen wäre, dass die Namen längst vergeben waren.)) Das gibt ihnen eine gewisse Einzigartigkeit, die Kinder mit Namen wie Luca, Sophie, Maximilian und Marie wohl schmerzlich missen werden – wis schon seit Jahren führen die nämlich auch 2012 wieder die Liste der beliebtesten Vornamen an, die die GESELLSCHAFT FÜR DEUTSCHE SPRACHE jährlich ermittelt. Selbst mit dem Nummerierungssystem, das Päpste, Patriarchaten und sonstige Patrizier häufig pflegen, wird diesem Problem nicht beizukommen sein, denn wer will schon beispielsweise Maximilian MMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMM MMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMM MMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMM MMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMCDXXI heißen? Die traurige Wahrheit ist doch, dass das römische Zahlensystem für solche Größenordnungen schlicht nie gedacht war.
Traurig ist auch oft die Wahrheit hinter Wohnungsangeboten. Um Wohnungssuchenden zu helfen, die Beschreibungen von Mietobjekte zu verstehen, hat die B.Z. ein Glossar der Maklersprache veröffentlicht aus dem wir zum Beispiel erfahren, dass individuell geschnitten auf eine „verkorkste Raumaufteilung“ hindeutet, während gut geschnitten alles heißen kann. Aber wollen wir in Zeiten akuten Wohnungsmangels diese Wahrheiten wirklich wissen? Mir scheint, Seelsorge wäre da wichtiger.
Glücklicherweise ist die Lage nicht so düster, wie die GdS sie erscheinen lässt — die Auszählung unterscheidet nämlich nicht zwischen Erst- und Zweitnamen. Da z.B. Maria ein typischer Zweitname ist, gewinnt er unzulässig viel Gewicht. Für wissenschaftliche Zwecke sind diese Listen dadurch ärgerlicherweise nicht so brauchbar.
Leider auch nicht auf perfekte Weise erhoben, aber m.E. dennoch sinnvoller, sind die Listen von Knut Bielefeld. Hier kann man sehen, dass bei den Zweitnamen Maria weit oben ist (Platz 3), bei den Erstnamen aber erst auf Rang 69 (!!) auftritt.
Maximilian ist als Erstname auf Rang 9, als Zweitname auf Rang 3.
Die Römer hatten über die Jahre mehrere Strategien um große Zahlen zu schreiben.
Auf der Sprachstufe, die wir als klassisches Latein bezeichnen, ist Apostrophen-Schreibweise in.
http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6mische_Zahlen#Gro.C3.9Fe_Zahlen
Die römisch-orthodoxe Kirche wird in Theologen- und Kirchenkreisen u. a. auch römisch-katholische Kirche genannt… 😉
Und ich bin kein Theologe und muss deshalb den Anspruch, der in dem Wort „katholisch“ steckt, nicht akzeptieren.
@Kristin: Interessante Links, aber gibt es etwas Entsprechendes vielleicht auch für Rufnamen? Ich weiß, daß es da entsprechend schwerer ist, zuverlässige Statistiken zu kriegen, aber es würde mich doch interessieren. 🙂
… sagt jemand, dessen Rufname der Zweitname ist.
@Philipp: Der Rufname wird meines Wissens nicht festgelegt, weshalb die Standesämter wahrscheinlich nicht über entsprechende Daten verfügen. Ich kenne an ernstzunehmenden Vornamensstatistiken nur diese beiden.
…und ich dachte, der Franz hätte keine Ordinalzahl (weil er doch der erste seines Namens ist)
Sollte Bildblog sich getäuscht haben?
Offiziell nennt er sich wohl „Franciscus PP“, aber ich sage: die I wem die I gebührt!
Aber Sie akzeptieren den Anspruch, der in dem Begriff “orthodox” steckt? ;-)(Ich bin übrigens evangelisch, nur so, um etwaige Missverständnisse zu vermeiden.)
Natürlich — die wirken auf mich alle recht gläubig…
Guter Konter 😉