Heute wäre der große Douglas Adams 61 Jahre alt geworden. Mir bleibt er natürlich als großartiger Science-Fiction-Autor, aber vor allem als genialer Wort- bzw. Bedeutungsschöpfer in Erinnerung. In The Meaning of Liff recycelt er Ortsnamen, um Bedeutungen ein Wort zu geben, die bislang keines haben. ((Es gibt auch eine deutsche Übersetzung, Der Sinn des Labenz von Sven Böttcher; außerdem betreibt Kilian Evang vom „Texttheater“ eine Webseite, auf der er sogenannte „Labenze“ sammelt.))
Um seiner zu gedenken, biete ich hier drei eigene Zweitverwertungen überflüssiger Ortsnamen an. Ich würde mich natürlich freuen, wenn Leser/innen des Sprachlogs zusätzliche selbst ausgedachte Vorschläge beisteuern.
Köpenick, der: Person, die den einzigen funktionierenden Fahrkartenautomaten auf dem Bahnsteig so lange in Beschlag nimmt, bis die Bahn weg ist, die man dringend hätte nehmen müssen, und die dann den Bahnohf verlässt, ohne einen Fahrschein gekauft zu haben.
Moabit, das: Maßeinheit für die Sitzfläche, die durch die Taschen, Einkaufstüten und oder Hunde des Sitznachbarn eingenommen werden. Die Moabits pro Person (mo/ps) korrelieren positiv mit dem Bedarf an Sitzplätzen und erreichen ihren Höchstwert im Berufsverkehr.
Steglitz, der: Person, die beim Einsteigen in die U‑Bahn suchend um sich blickend in der Tür stehenbleibt und einen damit solange daran hindert selbst einzusteigen, bis alle Plätze von den durch die anderen Türen einsteigenden Fahrgäste belegt sind. Der Steglitz setzt sich dann entweder auf den einen Platz, der doch noch frei war, oder er merkt, dass er im falschen Zug ist.
Spandau, das: Medizinische Sammelbezeichnung für die Art von Verrenkungen, die durch scharfes Abbremsen oder auch akute/chronische Platznot im öffentlichen Nahverkehr bedingt sind.
Jannowitz, der: Witze über Zugereiste, vorgetragen mit gefälschtem Berliner Akzent von selbst innerhalb der letzten fünf Jahre zugereisten Zugereisten. Z.B. A (seit drei Jahren in Berlin): “Kiek da diese Touris an, wie se die Weiße trinken.” B (seit zwei Jahren in Berlin): “Ach lass die Jannowitze sein, trink mer noch ein Tannezäpfle ausch der Heimat”
Marzahn, der: Fahrgast in Verkehrsmitteln des öffentlichen Nahverkehrs, der mit einer Hand Mundhöhle und/oder Nase und Ohr nach störenden Kleinteilen absucht, um danach mit jener Hand und einer abstreifenden Bewegung wieder nach Haltegriff oder ‑stange zu greifen.
Haha, tolle Sache! 😀
Speyer, der: Ältere, meist übergewichtige männliche Person mit mäßigem Haarwuchs (zumindest auf dem Kopf), welche in einem Feinripp-Unterhemd bekleidet aus dem Fenster blickend die Geschehnisse auf der Straße verfolgt und gelegentlich kommentiert.
Pergamonieren (V.): Den doitschen Chauvinismus überwinden und den Pergamonaltar und seine geistige Omnipräsenz bei Museumsmachern von Berlin nach Pergamon transferieren.
Altona, das: Bezeichnung für einen unerbetenen Übergriff auf die Privatsphäre eines anderen Menschen.
Botswana, die: Der irreversibele und weitestgehend unerklärliche Vorgang, bei dem man in guter Absicht ein kleines, autonomes Computerprogramm eingesetzt hat, um standardisierende Textkorrekturen und Formatierungen automatisch durchzuführen — und alles wird nur noch schlimmer… (“Wer ist für diese verd***te Botswana verantwortlich..!?!?”)
Moischt, das: Die Diskrepanz zwischen der Irrelevanz einer These und der Frequenz, mit der sie geäußert wird. “das Moischt stapeln”: Eine irrelevante These in einer Diskussion gebetsmühlenartig wiederholen.
Prenzelberg, der: Begriff für einen Bus, der im hinteren Teil leer ist und in dem sich vorne die Fahrgäste auf die Füsse treten, weil im mittleren Bereich drei Kinderwagen hineingestopft worden sind und die dafür verantwortlichen Mütter mit Zähnen, Klauen und Berliner Schnauze Jeden der sich daran vorbeimogeln will mit der Höchststrafe bedrohen…
Pommern (V.): Mit überhöhter Geschwindigkeit und unter Missachtung weiterer Verkehrsregeln sowie insbesondere Radfahrenden und Zu-Fußgehenden, insbesondere aber ordentlich alkoholisiert, mit einem deutlich zu lauten Kraftfahrzeug durch ländliche Kleinstädte rasen.
Unterkaka, das: das unsaubere Abreißen von Toilettenpapier trotz Sollabreißmarkierungen.
Pforzheim, das: nach § 3 BKleinGG zugelassenes Toilettenhäuschen in deutschen Schrebergärten
Ehrenfeld, das: Auslauffläche für Ballonseide-bekleidete Hundebesitzer
Kieler, das: Ignorieren von (unsinnigen) verkehrsrechtlichen Anweisungen. Das Kieler überquert auch Straßen, wenn in 1.200 Metern Entfernung eine Fußgängerampel ist. Ein Frevel aus Sicht des Autofahrers (Mercedes, der, da diese Meinung schlicht maskulin ist) schlechthin die Höchststrafe (Ewige Verdamnis, geratzingert) verdienende Handlung.