In Memoriam Douglas Adams

Von Anatol Stefanowitsch

Heute wäre der große Dou­glas Adams 61 Jahre alt gewor­den. Mir bleibt er natür­lich als großar­tiger Sci­ence-Fic­tion-Autor, aber vor allem als genialer Wort- bzw. Bedeu­tungss­chöpfer in Erin­nerung. In The Mean­ing of Liff recycelt er Ort­sna­men, um Bedeu­tun­gen ein Wort zu geben, die bis­lang keines haben. ((Es gibt auch eine deutsche Über­set­zung, Der Sinn des Labenz von Sven Böttch­er; außer­dem betreibt Kil­ian Evang vom „Textthe­ater“ eine Web­seite, auf der er soge­nan­nte „Laben­ze“ sammelt.))

Um sein­er zu gedenken, biete ich hier drei eigene Zweitver­w­er­tun­gen über­flüs­siger Ort­sna­men an. Ich würde mich natür­lich freuen, wenn Leser/innen des Sprachlogs zusät­zliche selb­st aus­gedachte Vorschläge beisteuern.

Köpenick, der: Per­son, die den einzi­gen funk­tion­ieren­den Fahrkarte­nau­to­mat­en auf dem Bahn­steig so lange in Beschlag nimmt, bis die Bahn weg ist, die man drin­gend hätte nehmen müssen, und die dann den Bah­no­hf ver­lässt, ohne einen Fahrschein gekauft zu haben.

Moabit, das: Maßein­heit für die Sitzfläche, die durch die Taschen, Einkauf­stüten und oder Hunde des Sitz­nach­barn ein­genom­men wer­den. Die Moabits pro Per­son (mo/ps) kor­re­lieren pos­i­tiv mit dem Bedarf an Sitz­plätzen und erre­ichen ihren Höchst­wert im Berufsverkehr.

Steglitz, der: Per­son, die beim Ein­steigen in die U‑Bahn suchend um sich blick­end in der Tür ste­hen­bleibt und einen damit solange daran hin­dert selb­st einzusteigen, bis alle Plätze von den durch die anderen Türen ein­steigen­den Fahrgäste belegt sind. Der Steglitz set­zt sich dann entwed­er auf den einen Platz, der doch noch frei war, oder er merkt, dass er im falschen Zug ist.

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

14 Gedanken zu „In Memoriam Douglas Adams

  1. jhermes

    Span­dau, das: Medi­zinis­che Sam­mel­beze­ich­nung für die Art von Ver­renkun­gen, die durch schar­fes Abbrem­sen oder auch akute/chronische Platznot im öffentlichen Nahverkehr bed­ingt sind.

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  2. Christopher

    Jan­nowitz, der: Witze über Zugereiste, vor­ge­tra­gen mit gefälschtem Berlin­er Akzent von selb­st inner­halb der let­zten fünf Jahre zugereis­ten Zugereis­ten. Z.B. A (seit drei Jahren in Berlin): “Kiek da diese Touris an, wie se die Weiße trinken.” B (seit zwei Jahren in Berlin): “Ach lass die Jan­now­itze sein, trink mer noch ein Tan­nezäpfle ausch der Heimat”

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  3. Heidi Schmitt

    Marzahn, der: Fahrgast in Verkehrsmit­teln des öffentlichen Nahverkehrs, der mit ein­er Hand Mund­höh­le und/oder Nase und Ohr nach stören­den Klein­teilen absucht, um danach mit jen­er Hand und ein­er abstreifend­en Bewe­gung wieder nach Hal­te­griff oder ‑stange zu greifen.

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  4. Nathalie

    Haha, tolle Sache! 😀

    Spey­er, der: Ältere, meist übergewichtige männliche Per­son mit mäßigem Haar­wuchs (zumin­d­est auf dem Kopf), welche in einem Fein­ripp-Unter­hemd bek­lei­det aus dem Fen­ster blick­end die Geschehnisse auf der Straße ver­fol­gt und gele­gentlich kommentiert.

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  5. Alexander Rey-Vorberg

    Perg­a­monieren (V.): Den doitschen Chau­vin­is­mus über­winden und den Perg­a­mon­al­tar und seine geistige Omnipräsenz bei Muse­ums­mach­ern von Berlin nach Perg­a­mon transferieren.

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  6. Romper Room

    Botswana, die: Der irre­versibele und weitest­ge­hend unerk­lär­liche Vor­gang, bei dem man in guter Absicht ein kleines, autonomes Com­put­er­pro­gramm einge­set­zt hat, um stan­dar­d­isierende Tex­tko­r­rek­turen und For­matierun­gen automa­tisch durchzuführen — und alles wird nur noch schlim­mer… (“Wer ist für diese verd***te Botswana verantwortlich..!?!?”)

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  7. Stadtgorilla

    Mois­cht, das: Die Diskrepanz zwis­chen der Irrel­e­vanz ein­er These und der Fre­quenz, mit der sie geäußert wird. “das Mois­cht stapeln”: Eine irrel­e­vante These in ein­er Diskus­sion gebetsmüh­le­nar­tig wiederholen.

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  8. O-M

    Pren­zel­berg, der: Begriff für einen Bus, der im hin­teren Teil leer ist und in dem sich vorne die Fahrgäste auf die Füsse treten, weil im mit­tleren Bere­ich drei Kinder­wa­gen hineingestopft wor­den sind und die dafür ver­ant­wortlichen Müt­ter mit Zäh­nen, Klauen und Berlin­er Schnau­ze Jeden der sich daran vor­beimo­geln will mit der Höch­st­strafe bedrohen…

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  9. Kay Karpinsky

    Pom­mern (V.): Mit über­höhter Geschwindigkeit und unter Mis­sach­tung weit­er­er Verkehrsregeln sowie ins­beson­dere Rad­fahren­den und Zu-Fußge­hen­den, ins­beson­dere aber ordentlich alko­holisiert, mit einem deut­lich zu laut­en Kraft­fahrzeug durch ländliche Kle­in­städte rasen.

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  10. Statistiker

    Kiel­er, das: Ignori­eren von (unsin­ni­gen) verkehrsrechtlichen Anweisun­gen. Das Kiel­er über­quert auch Straßen, wenn in 1.200 Metern Ent­fer­nung eine Fußgänger­am­pel ist. Ein Frev­el aus Sicht des Aut­o­fahrers (Mer­cedes, der, da diese Mei­n­ung schlicht maskulin ist) schlechthin die Höch­st­strafe (Ewige Ver­dam­nis, ger­atzingert) ver­di­enende Handlung.

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