Die Sprachbrocken #35, die ich heute morgen veröffentlicht habe, sind in ihrem Vorausblick auf ein Internet ohne Links und ohne Zitate ja etwas trübsinnig geworden. Aber so würde eine bundesdeutsche Ausgabe eben in Zukunft aussehen, beschweren Sie sich nicht bei mir, sondern beim Springer-Verlag (der ja im Übrigen schon immer eine reaktionäre, demokratiefeindliche Propagandamaschine war, also guckt halt nicht so überrascht). Da die Sprachbrocken in dieser Form auf Dauer keinen Spaß machen werden, präsentiere ich hier ein zweites mögliches Zukunftsszenario.
Mit sinnentstellenden Übersetzungsfehlern (bundes-)deutscher Qualitätsmedien befasst sich die Neue Zürcher Zeitung. Aus „Arabern“ werden da einfach „Ausländer“, aus einem „geselligen“ gar ein „genialer“ Mitt Romney. Sicher richtig, aber erstens bleibt unklar, was uns der Autor damit sagen will (außer, dass Fehler eben vorkommen), und zweitens ist die Handvoll Beispiele über einen Zeitraum von mehreren Jahren verteilt, sodass unklar bleibt, wie systematisch die Übersetzungsprobleme tatsächlich sind.
Während man sich in der NZZ über falsche Übersetzungen beschwert, kämpft eine Hundertschaft chinesischer Gelehrter dafür, dass englisches Vokabular überhaupt ins Chinesische übersetzt wird, statt in Form von Lehnwörtern in chinesische Wörterbücher aufgenommen zu werden. Eine solche Aufnahme sei illegal, wollen die Gelehrten laut China Radio International „den Behörden“ mitgeteilt haben: sie „verletze die Gesetze über die Standardisierung der chinesischen Sprache und des Verlagswesens.“ Die chinesischen Behörden bestreiten allerdings, einen solchen Brief erhalten zu haben.
Die österreichischen Behörden sind da weniger ausweichend: Mit den Ergebnissen einer Umfrage von heute.at konfrontiert, bei der sich die österreichische Bevölkerung für mehr Deutschunterricht, mehr Turnunterricht und weniger Latein, Religion und Philosophie ausspricht, ließ das Bildungsministerium mitteilen, dass es in der Mittelschule „zusätzlich zum Turnunterricht … einmal pro Woche das Fach ‘gesunde Ernährung’“ gebe. Das finde ich begrüßenswert, denn nur in einem durchtrainierten und gesund ernährten Körper wohnt ein lebendiger Sprachgeist. Wenigstens glaube ich, dass das die korrekte &Uumk;bersetzung des Sprichworts „Mens sana in corpore sano“ ist. Garantieren kann ich es aber nicht, denn dazu müsste ich Latein können.
[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Version enthält möglicherweise Korrekturen und Aktualisierungen. Auch die Kommentare wurden möglicherweise nicht vollständig übernommen.]
interpretierend übersetzt, verkürzt zit.
“denn nur in einem durchtrainierten und gesund ernährten Körper wohnt ein lebendiger Sprachgeist. Wenigstens glaube ich, dass das die korrekte Übersetzung des Sprichworts ‘mens sana in corpore sano’ ist.”
‘mens sana in corpore sano’ heißt: In einem gesunden Körper [zu ergänzen: ist] ein gesunder Geist. Das “nur” ist hinzugefügt. Häufig wird in der Tat dieser Spruch so zitiert und auch mit dem Gehalt versehen, den die Fassung mit “nur” nahelegt.
Wikipedia schreibt dazu: “Im Umkehrschluss heißt die verkürzt interpretierte Redewendung, dass in kranken und schwachen Körpern kein gesunder Geist innewohne. Eine derartige Analogie führt geradewegs in die Diskriminierung Körperbehinderter. Vor diesem Hintergrund lehnen die Interessenvertreter von Behinderten (Behindertenverbände) das „Mens sana in corpore sano“ vehement ab.”
Aber der römische Satiriker Juvenal ist unschuldig, der hat es nämlich eindeutig anders geschrieben und gemeint, worüber ebenfalls die insoweit latinumsersetzende Wikiepedia Auskunft gibt.
http://de.wikipedia.org/…ns_sana_in_corpore_sano
@Phaeake
Ja, die Wikipedia ist ihr Gewicht in goldgepresstem Latinum wert…
Tu felix Austria, disce!
Herrn Stefanowitschs Hinweis liest sich so, als ob das geknechtete österreichische Volk von der Obrigkeit die Reduktion der Lateinstunden erfleht. Die Überschrift des Artikels des Boulevardmediums heute.at (Das könnte sie auch interessieren: Schülerin versteigert Jungfräulichkeit, Die 22 versautesten Songs fürs Liebesspiel) könnte man tatsächlich schon so verstehen. Nach Lektüre des Textes halte ich es für höchstwahrscheinlich, dass gefragt wurde, welche Fächer STÄRKER betont werden sollten. Auf dieser Liste landete Deutsch und Turnen ganz vorne und Latein ganz hinten. Das heißt nicht, dass die Österreicher weniger Latein wollen, sondern dass die wenigsten Österreicher Latein stärker fokussieren wollen. Das ist natürlich auch nicht weiter verwunderlich, da die meisten österreichischen Schüler kein Latein lernen, im Gegensatz zu Deutsch und Turnen, was alle lernen, so dass die Frage, ob Latein nun mit mehr oder weniger Einsatz gelernt wird, den meisten Österreichern am Nates vorbei gehen dürfte.
Ein Vorschlag zur Güte: Lassen wir doch einfach alle Menschen selber entscheiden, ob sie Latein lernen wollen.
Tja
Jetzt haben wir das Springer-Gesetz.
Frau Springer und Frau Mohn haben Frau Merkel genug Geld in den Allerwertesten geschoben (garantiert keine Bestechung, nur Beraterhonorare, wie damals beim Kohl), bis Angie alles macht, was die Medienkonzerne ihr vorschreiben.
Ich kotze.
Tja
jetzt haben wir das Springer-Gesetz.
Friede Springer und Frau Mohn haben Angie überrzeugt (mit oder ohne Geld???), sich von der Presse erpressen zu lassen.
Tja, good bye, Presselandschaft, ab jetzt heißt es nur noch Springer oder tot.….
Ich kotze.…
Forschungsfrage
Wie ist der anhaltende Misserfolg der reaktionären, demokratiefeindlichen Propagandamaschine zu erklären und wie begründet sich angesichts dessen ihr Fortbestehen? Der Springer-Verlag hat das Rentenalter erreicht; wir sind freier und unser Staat demokratischer als zur Zeit seiner Gründung; und der Eiserne Vorhang durch Europa sowie die einst dahinter verborgenen Diktaturen haben keine Chance auf Wiederherstellung. Als reaktionäre, demokratiefeindliche Propagandamaschine hat der Springer-Verlag also offensichtlich auf ganzer Linie versagt.
@Phaeake
Wer ist dieser Wikipedia?
Als ich jüngst die Physikalisch-Technische Bundesanstalt zu ihrem 125jährigen Jubiläumstag besucht habe, wurde ich auch immer wieder mit Bemerkungen konfrontiert, die dieser Wikipedia geschrieben haben soll, auch von einer Frau Doktor, die übrigens nebenbei auch anmerkte, dass F = m / a sei. Fehler darf jeder mal machen, aber die wikipedianischen Fehler sollte man nicht unkritisch nachplappern.
Wieso Minus-DE?
Ich dachte, jetzt lese ich endlich mal etwas Schlaues zur (eine gewisse Negativität ausdrückenden) Sprechweise des Bindestriches in URL-Namen, aber nuscht dergleichen. Schade.
Diese Version der Sprachbrocken bekommt meine Stimme für die Ära des Leistungsschutzrechts (solange sie denn währt)