Sag mir was du siezt

Von Anatol Stefanowitsch

Die Apotheken Umschau (sie schreibt sich wirk­lich so, was mich nicht weit­er stört, was ich aber trotz­dem gesagt haben will, falls es andere stört, die dann näm­lich wis­sen, dass es mich nicht stört) veröf­fentlicht jeden Monat eine repräsen­ta­tive Umfrage zu aktuellen The­men wie„Opfer des Jo-Jo-Effek­ts: Frauen oft von neuen Diät­meth­o­d­en ent­täuscht — Jede Zweite nahm rasch wieder zu“, „Trend zum rasierten Mann: Män­ner — vor allem die jün­geren — ent­fer­nen nicht mehr nur den Bart“, „Tal­is­man im Täschchen: Glücks­bringer sind Frauen­sache“ oder„Riskantes Fieber­messen mit Glas: Jed­er Vierte in Deutsch­land benutzt noch ein herkömm­lich­es Ther­mome­ter“ – ein regel­recht­es kleines Fen­ster in die deutsche Volksseele.

Schon lange habe ich davon geträumt, ein­mal eine dieser Umfra­gen hier im Sprachlog zu behan­deln, aber mir fiel ein­fach nicht ein, wie ich einen sprach­lichen Bezug zu The­men­bere­ichen wie „Die Angst vor der Methusalem-Schwemme: Viele Deutsche machen sich Sor­gen um die Fol­gen des demographis­chen Wan­dels. Selb­st wollen aber etliche gerne 100 Jahre alt wer­den“, „Hek­tik vor der Heili­gen Nacht — Umfrage: Frauen lassen sich von der Vor­wei­h­nacht­szeit mehr stressen als Män­ner“ oder „Treue nur bis zum Tod: Vor allem junge Men­schen kön­nen sich nach dem möglichen Tod des Part­ners eine neue Verbindung vorstellen“ her­stellen sollte. Lediglich beim The­ma „Über Tote nur Gutes — Umfrage: Die meis­ten Men­schen hal­ten sich an das ungeschriebene Gesetz, über Ver­stor­bene nicht schlecht zu sprechen“ wäre mir etwas über indi­gene aus­tralis­che Sprachge­mein­schaften einge­fall­en, bei denen man die Namen von kür­zlich Ver­stor­be­nen mei­den muss, auch dann, wenn sie nur zufäl­lig in anderen Wörtern vorkommen.

Vor ein paar Tagen gab es nun endlich ein gen­uin sprach­wis­senschaftlich­es The­ma: Es ging um das Duzen und Siezen. Die Apotheken Umschau fand dabei fol­gen­des heraus:

Das „Du“ ist für viele Deutsche etwas Beson­deres. Laut ein­er repräsen­ta­tiv­en Umfrage der „Apotheken Umschau“ drückt es für mehr als die Hälfte (58,8 Prozent) der Befragten Nähe und Ver­trautheit aus, weshalb sie es auch nur bei wirk­lich engen Fre­un­den oder Ver­wandten ver­wen­den. Ein­fach so duzen kommt laut Studie nicht gut an: Wenn dies unaufge­fordert geschieht, fühlt sich jed­er dritte (32,6 Prozent) der Befragten eige­nen Angaben zufolge „schon ein wenig pikiert oder gar belei­digt“. 28,7 Prozent der Stu­di­en­teil­nehmer — in der Teil­gruppe der über 70-Jähri­gen sog­ar 40,2 Prozent — erk­lären, in so einem Fall bere­its ein­mal jeman­den ener­gisch zurecht­gewiesen zu haben. Welch große Wertschätzung mit der Anrede „Du“ ver­bun­den ist, zeigen weit­ere Ergeb­nisse der Studie. Fast jed­er Vierte (23,5 Prozent) hat das Ange­bot, sich mit jeman­dem zu duzen, schon ein­mal abgelehnt. Außer­dem hat jed­er Neunte (11,1 Prozent) der Befragten das ver­trauliche „Du“ sog­ar schon ein­mal wieder zurückgenom­men, weil sich das Ver­hält­nis grundle­gend geän­dert hat­te. [Quelle: Apotheken Umschau, 20. April 2012]

Lei­der ist das alles ja auch nicht so furcht­bar span­nend (dass ältere Men­schen z.B. stärk­er auf dem Sie behar­ren als jün­gere ist ja fast so über­raschend wie die Tat­sache, dass „vor allem Teenag­er … unter unrein­er Haut [lei­den]“, während das Prob­lem „bei Älteren … kaum ver­bre­it­et“ ist.

Es hat mich aber an eine Diskus­sion erin­nert, die ich zu Beginn mein­er Zeit als Blog­ger im Bre­mer Sprach­blog hat­te und in der ich mich dafür recht­fer­ti­gen musste, dass ich Men­schen, die ich nicht kenne, in meinem Blog und den Kom­mentaren sieze. Online sei informell ein­fach Pflicht, hieß es damals.

Ich habe seit­dem öfter darüber nachgedacht, ob das generell stimmt. Mir ist näm­lich aufge­fall­en, dass ich Leute auf Twit­ter schneller duze als im Blog oder im echt­en Leben (ich duze manch­mal sog­ar Leute auf Twit­ter, die ich im echt­en Leben vielle­icht gar nicht duzen würde). Ich frage mich deshalb, ob es all­ge­mein Unter­schiede beim Duz-/Siez-Ver­hal­ten in ver­schiede­nen Online-Kanälen gibt. Wie sehen Sie das, liebe Leser/innen?

[Full Dis­clo­sure: Ich ver­wahre mich aus­drück­lich gegen das Gerücht, dass dieser Beitrag weit­ge­hend inhalts­frei ist und lediglich dazu dienen sollte, eine all­ge­meine troll- und wet­terbe­d­ingte Schreib­müdigkeit zu übertünchen (und möglichst viele Umfra­gen der Apotheken Umschau zu ver­linken). Men­schen, die so etwas behaupten, sind für mich tox­is­che Kräfte, die mir damit metapho­risch gesprochen ins Gesicht pinkeln und in Zukun­ft lieber die Sprachlog­beiträge von Kim Schmitz lesen sollten.]

[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Ver­sion enthält möglicher­weise Kor­rek­turen und Aktu­al­isierun­gen. Auch die Kom­mentare wur­den möglicher­weise nicht voll­ständig übernommen.]

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

56 Gedanken zu „Sag mir was du siezt

  1. viola

    geht mir ähnlich
    ich duze via twit­ter auch schneller als in blogs oder “in echt”.
    inter­es­sant wird es, wenn man twit­ter- oder blog-kon­tak­te später “in echt” trifft — und sich dann doch wieder fragt, ob man duzen oder siezen soll.

  2. Frauke Watson

    Duzen/Siezen
    Ich bin an und fuer sich eher “old school” und ziehe es vor, bei Erstr­e­f­fen von Angesicht zu Angesicht erst ein­mal zu siezen. Ausser­dem schaet­ze ich die Nuan­cen im Umgang miteinan­der, die das Duzen/Siezen mit oder ohne Vor­na­men erlaubt.
    Find­et die Vorstel­lung im Fre­un­des- oder Fam­i­lienkreis statt, richte ich mich nach der all­ge­mein gebraeuch­lichen Anrede.
    Das Inter­net ist eine selt­same Sache — da man sich hier ein­er­seits sehr direkt, unmit­tel­bar und ander­er­seits doch anonym, also ohne Blick- oder Stimmkon­takt begeg­net, erscheint mir dort das Duzen angemessen­er. Auch hier gel­ten Aus­nah­men: Macht ein­er der von mir Ver­fol­gten deut­lich, dass er/sie gesiezt wer­den will, respek­tiere ich das, sofern ich mich im entschei­den­den Moment daran erin­nere. Im Moment sind es allerd­ings nur ein oder zwei Faelle.
    Eben­falls inter­es­sant ist allerd­ings die Kon­se­quenz daraus: Trifft man sich im RL, ist der Praeze­den­z­fall bere­its gegeben und es waere eher pein­lich, jet­zt mit dem Duzen anz­u­fan­gen. Wir hat­ten jedoch in einem Twit­ter-Erst­tr­e­f­fer­kreis ein­mal eine ganz ern­sthafte Diskus­sion darue­ber, in der uns von einem Beteiligten die Genehmi­gung zum Siezen sozusagen nach­traeglich formell erteilt wurde.

  3. Susanne

    Lieber Herr Ste­fanow­itsch (Sie),
    bei Twit­ter würde ich schreiben lieber @stefanowitsch (Du), auch ich mache eine Unter­schei­dung, allerd­ings nicht zwis­chen ver­schiede­nen Online-Kanälen, son­dern zwis­chen denen und dem soge­nan­nten wirk­lichen Leben. Es gibt Men­schen, die ich bei Twit­ter duze, außer­halb davon und vor allem in offizieller Runde sieze, das gilt vor allem für Poli­tik­er. Gle­ich­es gilt für Blogs. Online ist eben doch manch­es lock­er­er, und da sehe ich wenig Unter­schiede in den ver­schiede­nen Kanälen. Und dann gibt es noch das beruf­s­grup­pen­spez­i­fis­che Duzen: Unter uns Jour­nal­is­ten z. Bsp. ist es sehr weit ver­bre­it­et, ganz anders bei der Bun­deswehr, die das Sie bis heute fast bis zum Exzess pflegt, vor allem bei Dienstgrad-Gefälle.
    Dass eine Umfrage bei der “Apotheken Umschau” eher kon­tra Duzen aus­fällt, über­rascht indes nicht. Dieselbe Umfrage in der “Bra­vo” fiele ganz anders aus. Repräsen­ta­tiv ist wed­er das eine noch das andere.

  4. Frank Wappler

    There’s no “ich” in “geri­atrisch”
    Ana­tol Ste­fanow­itsch fragte (02. Mai 2012, 13:33):
    > […] ob es all­ge­mein Unter­schiede beim Duz-/Siez-Ver­hal­ten in ver­schiede­nen Online-Kanälen gibt 
    Gewiss:
    in englis­chsprachi­gen Onlineme­di­en wird oft “you” ver­wen­det, ohne damit beson­dere Ver­trautheit, wert- oder Ger­ingschätzung nahezule­gen. Entsprechend entkrampft gestal­tet sich ggf. auch die Ver­wen­dung von “I”.
    In deutschsprachi­gen Onlineme­di­en sind (direk­te) Per­son­al­pronomen dage­gen eher vermeidbar.

  5. JHB

    ver­fechter des DU
    Ich duze bei mir auf der Arbeite alle, das ist bei uns so Fir­menkul­tur (auch den Eigen­tümer) obwohl wir über 1000 Mitar­beit­er haben…
    Es macht vieles ein­fach­er, nach dem Mot­to: “Kannst DU mir mal kurz helfen?”
    Es vere­in­facht auch die ganze Kom­mu­nika­tion weil man nie darüber nach­denken muss ob man den­jeni­gen schon duzen “darf”.
    Gefühlt würde ich aber auch sagen, das Netz ist viel schneller beim du als das wirk­liche Leben.
    Ich muss mich immer daran erin­nern den Verkäufer im Laden nicht zu duzen 😉

  6. Tauben Tigerin

    Da ich im Inter­net sehr oft mit Men­schen mein­er eige­nen Alter­sklasse, zumin­d­est aber mit Unter-30-Jähri­gen zu tun habe, stellt sich mir diese Frage sel­ten. Fak­toren, die mein generelles Du im echt­en Leben ver­hin­dern kön­nten, sind ein­fach nicht wahrnehm­bar. (Einen hochgestoch­enen Stil haben auch so einige 17-Jährige, dort, wo meinere­ins sich herumtreibt.) Wenn ich gesiezt werde, sieze ich allerd­ings zurück, das ist für mich dann gek­lärt. (So viel zu Twit­ter, Blogs, den meis­ten Foren.)
    Ähn­lich­es gilt dann, wenn ich kein­er­lei oder noch gerin­gere Vorstel­lung von meinem Gegenüber habe. Grund? Öhm, Inter­netkom­mu­nika­tions-Nor­men, die schon vor mir da waren und die ich repro­duziere? Wahrscheinlich.
    Schwierig wird es nur in hal­b­ver­traut­en, hal­bunanony­men Umfeldern wie Twit­ter oder Face­book, wenn die Aus­reißer aus mein­er Alters­gruppe ein­deutig sind und vielle­icht auch noch eine indi­rek­te Hier­ar­chie hinzukommt, bei der ich unten ste­he. Wie spreche ich die mir unbekan­nte Mut­ter ein­er Fre­undin auf FB an? (Auf Face­book scheinen öfters unbekan­nte Ver­wandte von Bekan­nten geduzt zu wer­den, was mir ein wenig wider­strebt.) Wie eine Per­son wie, naja, Ana­tol Ste­fanow­itsch, der ich unter anderen räum­lichen Bedin­gun­gen Hausar­beit­en abzugeben hätte? (Ich gehe davon aus, dass hier manche ein Du sehr natür­lich fän­den, was mir allerd­ings auch in diesem Fall widerstrebt.)
    Die charak­ter­lich zweifel­hafte, aber sehr prak­tik­able Lösung mein­er­seits: Direk­te Anre­den wer­den, wenn möglich, ver­mieden. Und “wenn möglich” heißt hier “immer”.

  7. Ferenjito

    Siezen unter gleichaltrigen
    Ein­er der erschüt­ternd­sten Momente des Her­anwach­sens ist der, wo man das erste Mal von einem etwa gle­ichal­tri­gen gesiezt wird.

  8. Ariane

    Inter­es­sante Diskus­sion. Ich denke auch, dass es je nach Kanal unter­schiedlich ist. Blogs sind für mich noch eine Grau­zone, allerd­ings hat sich da meist das Duzen fest­ge­set­zt. Hätte ich ohne diesen Ein­trag wohl auch gemacht, weil es meis­tens all­ge­mein üblich ist und ich hier schon lange lese, was bei mir dann auch irgend­wie eine Rolle spielt. In einem Forum hab ich das Siezen allerd­ings noch nie erlebt und das käme mir auch sehr merk­würdig vor.
    Twit­ter nutze ich nur pas­siv, allerd­ings ist es hier vielle­icht anders, weil mehr “offizielle” Leute unter­wegs sind, ich kön­nte mir zb nur schw­er vorstellen, den Regsprech­er zu duzen.
    Mir ist aber aufge­fall­en, dass auch der Email-Verkehr mit Kun­den schnell informeller wird. Zwar siezt man sich natür­lich, aber spätestens nach der zweit­en Mail ist man bei “Hal­lo” und “herzliche/sonnige Grüße” statt “sehr geehrte..” und “mit fre­undlichen Grüßen”
    Ich per­sön­lich finde das ganz gut, hätte auch nichts dage­gen, das Siezen im Deutschen abzuschaffen.

  9. Martin Huhn

    @ Wat­son

    Ausser­dem schaet­ze ich die Nuan­cen im Umgang miteinan­der, die das Duzen/Siezen mit oder ohne Vor­na­men erlaubt. 

    Das ist für mich der größte Blödsinn. Siezen und Vor­name ver­wen­den geht gar nicht. Das lasse ich meist nur bei aus­ländis­chen Mit­bürg­ern durchgehen.

  10. Kris

    Siezen und Vorname
    Mar­tin Huhn,
    wohl nicht aus Nord­deutsch­land? Das nen­nt sich auch “hanseatis­ches Du”.
    Auch an Unis ver­bre­it­et, denn Studierende wün­schen sich dur­chaus, dass die Lehren­den Vor­na­men ver­wen­den, denn so ler­nen sie die Namen ihrer Mit­studieren­den. So habe ich es erlebt.

  11. Balanus

    @Martin Huhn
    »Siezen und Vor­name ver­wen­den geht gar nicht.«
    Klar geht das, ist alles nur eine Frage der Gewohnheit.
    Ein SciLogs-Blog­ger hat mal einem anderen gegenüber geäußert, er würde nur nach per­sön­lich­er Bekan­ntschaft zum Du überge­hen. Als er mir später dann schrieb, er heiße (oder sei) Michael, benutzte ich den Vor­na­men als Anrede und blieb selb­stver­ständlich beim Sie.
    (Apro­pos Michael: Kön­nten Sie mal für mich bei Michael Khan inter­ve­nieren, dass er mich nicht länger von seinem Blog aussper­rt? Wäre sehr nett, danke!)

  12. Michael

    Ein­fach abschaffen
    Ich finde das Siezen ziem­lich anstren­gend. Wenn ich gesiezt werde kommt mir das sehr komisch vor und ich möchte auch mit 70 glaube ich noch geduzt wer­den. (Ich werde bald 30)
    Wenn man Grup­pen ansprechen soll wird es beson­ders bizarr: Ich bin Leit­er ein­er Jugend­gruppe und bin mit eini­gen Eltern per­du. Wenn ich alle Eltern anspreche, soll ich dann duzen, siezen oder beides?
    Noch klar­er wird das Prob­lem wenn ich die Eltern und die Jugendlichen anspreche, zum Beispiel in einem Brief: “Liebe Eltern, liebe Jugendlich, wie Ihr/Sie sicher­lich wisst/wissen wollen wir dem­nächst ins Ferien­lager fahren…”
    In der Fir­ma (IT-Branche) duzen wir uns auch alle und sog­ar mit den meis­ten Kun­den sind wir per­du. Der Pro­fes­sion­al­ität tut das keinen Abbruch.
    Mein­er Mei­n­ung nach sollte das Siezen grund­sät­zlich in Frage gestellt wer­den. Früher war es ja z.T auch noch üblich, dass die eige­nen Eltern gesiezt wur­den und diese Zeit­en haben wir auch überwunden.

  13. Joker

    @ Mar­tin Huhn
    Wie ist das bei mir, ist Jok­er ein Vor- oder Nach­name, Herr Huhn, was geht da?
    Wat­son würde ich duzen, Holmes siezen, Dr. Wat­son siezen und Frauke Wat­son duzen — würdest du das anders machen, Martin?
    Ich selb­st werde sowohl gesiezt als auch geduzt, sowohl von älteren als auch von jün­geren und sog­ar von gle­ichal­tri­gen. Sowohl das Siezen als auch das Duzen schme­ichelt mir.

  14. Joachim

    Weit­ge­hend Inhaltsfrei
    Ich wollte mich ja eigentlich nicht zu Wort melden, weil dieser Beitrag weit­ge­hend Inhalts­frei ist und offen­sichtlich nur zu dem Zweck erstellt wurde, möglichst viele Umfra­gen der Apothekenum­schau (die ich in einem Wort schreibe) zu ver­linken. Aber da ich schon­mal hier bin:
    Nach­dem ich fünf Jahre in Schwe­den lebte und mich pro­fes­sionell meis­tens auf englisch ver­ständi­ge, kommt mir das Duzen in Deutsch­land reich­lich unnötig vor. Man kann auch Respekt vor Men­schen haben und Abstand wahren, ohne dafür eine eigene Anrede zu haben. Zudem ist die Ver­trautheit mit Per­so­n­en ja eher kontinuierlich.
    Ich bin im Blog nur deshalb dazu überge­gan­gen die Leserin­nen und Leser zu Siezen, weil ich weiß, dass einige damit Schwierigkeit­en haben. Im Pri­vatleben gehe ich so oft es geht schnell zum Du über und auf Twit­ter habe ich noch nie jeman­den gesiezt.
    Und weil hier die Möglichkeit dazu beste­ht das mal aus­drück­lich zu sagen: Ich freue mich über alle, die mich in meinem oder anderen Kom­men­tar­bere­ichen duzen und werde auch zurück­duzen. Sollte ich jeman­den verse­hentlich mal nicht Siezen, ist das nicht abw­er­tend gemeint.

  15. lokalreporter

    Siezen
    Ger­ade eben auf der re:publica12 traf ich auf Katha­ri­na Borchert, bat für mein Blog um ein NAHPORTRAIT. Ein anwe­sender Herr in der kleinen Runde [Mario Six­tus saß eben­falls da] fülte sich durch meine formelle, siezende Fre­undlichkeit bemüßigt, ein wenig zu frotzeln. Ich siezte ihn eben­falls, replizierte s/einen dum­men Spruch mit etwas Schärfe und spürte ihn in mir, wie sich das Du meldete, in etwa: “Halt gefäl­ligst deine blöde Fresse, du Idiot!” — ich hab das natür­lich nicht gesagt, erst recht nicht im Bei­sein zweier Damen. Den­noch, gepasst hätte es schon.
    Die Frage: Wann passt das Du, wann das Sie, ist aus mein­er Sicht immer eine emo­tionale. Das Belei­di­gungs-Du ist imma­nent. Es ist Teil des .

  16. lokalreporter

    Ger­ade eben auf der re:publica12 traf ich auf Katha­ri­na Borchert, bat für mein Blog um ein NAHPORTRAIT. Ein anwe­sender Herr in der kleinen Runde [Mario Six­tus saß eben­falls da] fülte sich durch meine formelle, siezende Fre­undlichkeit bemüßigt, ein wenig zu frotzeln. Ich siezte ihn eben­falls, replizierte s/einen dum­men Spruch mit etwas Schärfe und spürte ihn in mir, wie sich das Du meldete, in etwa: “Halt gefäl­ligst deine blöde Fresse, du Idiot!” — ich hab das natür­lich nicht gesagt, erst recht nicht im Bei­sein zweier Damen. Den­noch, gepasst hätte es schon.
    Die Frage: Wann passt das Du, wann das Sie, ist aus mein­er Sicht immer eine emo­tionale. Das Belei­di­gungs-Du ist imma­nent. Es ist Teil des Schmerzkörpers.

  17. Martin Huhn

    @ Kris

    wohl nicht aus Nord­deutsch­land? Das nen­nt sich auch “hanseatis­ches Du” 

    Ne, ich bin nicht aus Nordeutsch­land. Ich dachte, diese Unart wäre englis­chsprachige Ein­flüsse begrün­det (beispiel­sweise bei syn­chro­nisierten Fil­men). Ich finde das jeden­falls schreck­lich. Und es ist auch unl­o­gisch. Entwed­er duze ich oder sieze ich. Was sollen diese Zwis­chen­for­men? Warum dann nicht auch beim Nach­na­men anre­den und duzen. Gut, das mache ich bisweilen auch, aber nur zum Spaß.

  18. Martin Huhn

    @ Bal­anus

    (Apro­pos Michael: Kön­nten Sie mal für mich bei Michael Khan inter­ve­nieren, dass er mich nicht länger von seinem Blog aussper­rt? Wäre sehr nett, danke!) 

    Wenn er sich dafür entsch­ieden hat — ich weiß nicht, warum und weshalb — dann kann ich da nicht viel tun.

  19. sven

    @lokalreporter
    “Arschloch” + “Sie” hat eine unver­gle­ich­bare Würze, die man nicht leicht­fer­tig ver­lieren möchte.

  20. Kris

    @Martin Huhn
    diese Zwis­chen­for­men gibt es, weil bei manchen zwis­chen­men­schlichen Beziehun­gen eine Zwis­chen­stufe als erforder­lich emp­fun­den wird, nach dem Mot­to, es beste­ht eine gewisse Nähe, aber bitte auch nicht zu nah an sich ranlassen.
    Und wie war das in der gym­nasialen Ober­stufe? Wird da in Süd­deutsch­land etwa von den Lehrer weit­er geduzt?
    Ich per­sön­lich wäre auch für die schwedis­che Lösung, alle duzen sich, bis auf den König, der auf dem “ni” beste­ht (Witze über die Rit­ter, die ni sagen, hier ein­fü­gen) und wir haben ja zum Glück keinen König.
    Das lässt sich auch schön in der dänis­chen Serie “Bor­gen” ver­fol­gen. Die einzige Szene, in denen sich zwei Per­so­n­en gesiezt haben (soweit ich dem Dänis­chen fol­gen kon­nte, aber alle Poli­tik­er­in­ter­views waren z.B. auch per du), war die zwis­chen der Pre­mier­min­is­terin und dem Großin­dus­triellen Joachim Chrohne.
    Natür­lich gibt es auch in den skan­di­navis­chen Sprachen Zwis­chen­stufen, wie Per­so­n­en per Titel anzure­den, “Statsmin­is­tern”, “Dok­tor Lars­son” etc, aber der­lei ist ja auch aus dem Englis­chen bekannt.
    (Hier eien Diskus­sion, warum man zwar “Dok­tor Lars­son” sagt, aber nicht “Bäck­er Andersson”
    https://www.flashback.org/t810349 )

  21. Erbloggtes

    Sehr verehrte Damen und Herren…
    Du, Herr Pro­fes­sor, ich glaube, dass es sich bei Anre­de­for­men um einen wichti­gen Bestandteil des Habi­tus han­delt. Der drückt sich zumeist unre­flek­tiert aus (oder, wie ein Kom­men­ta­tor oben sagt, Siezen/Duzen ist eine “emo­tionale” Frage). Und der Habi­tus drückt die soziale Lage aus.
    Unter Verzicht auf umfan­gre­iche Klassen­the­o­rien kön­nte man vielle­icht sagen, dass die unangemessene (d.h. als unangemessen emp­fun­dene) Ver­wen­dung von Du/Sie ein Indika­tor dafür ist, dass der Sender nicht zur gle­ichen Gruppe wie der Empfänger gehört. Es ist ein Dis­tink­tion­s­merk­mal, übri­gens eben­so wie Son­der­for­men wie Du+Nachname/Sie+Vorname.
    Die Frage, welche Gruppe jew­eils rel­e­vant ist, und in welch­er Hin­sicht der unangemessene Sender fol­glich nicht zum Empfänger passt, hängt wiederum vom Ver­ständ­nis des Empfängers ab, welch­er Gruppe er sich im Hin­blick auf die betr­e­f­fende Kom­mu­nika­tion zuordnet.
    Die Folge der durch unangemessene Anrede dro­hen­den Ent­larvung als nichtzuge­hörig ver­suchen viele Men­schen, nicht nur im Inter­net, zu ent­ge­hen, indem sie eben gar nicht unter­schei­d­bar anreden.
    Das Inter­net erzeugt zusät­zliche möglicher­weise rel­e­vante Grup­pen, in denen bes­timmte Gepflo­gen­heit­en herrschen kön­nten. Unter Blog-Kom­men­ta­toren, in der Twit­ter-Time­line und in sozialen Net­zw­erken kann man — mit jed­er Anrede — Kreise von Zuge­hörigkeit definieren oder über­schre­it­en. Es han­delt sich um eine ständi­ge soziale Zuord­nung, aber um eine stets ver­schieden interpretierbare.
    Auf­grund dieser Beschrei­bung der Nichtzuge­hörigkeits-Iden­ti­fika­tions­funk­tion von Anre­den empfehle ich Dir, Herr Pro­fes­sor, und auch Ihnen, den ganzen Kom­men­ta­toren, in Kon­tex­ten, in denen man keinen Wert auf Dis­tink­tion legt, Anrede-Irri­ta­tio­nen ein­fach zu ignori­eren und jede Anrede als gle­ich­w­er­tig zu inter­pretieren (oder sich darum zumin­d­est zu bemühen). Aber ob das prak­tik­a­bel ist?

  22. Kris

    Nehmen wir mal an,
    wir wären in ein­er Partei, nen­nen sie wir mal “SDP”, wo alle Mit­gliedr sich duzen.
    Aber ab und an gibt es doch welche, die einen siezen. Warum?
    Würde mich inter­essieren, ob es dazu Unter­suchun­gen gibt. Und ich meine, in den Parteien, in denen Duzen üblich ist, wäre ein Siezen doch in der Regel ziem­lich belei­di­gend, oder?
    Vor allem, wenn ich der Partei beige­treten wäre, damit ich mir nicht andauernd Gedanken drüber machen muss, ob ich jet­zt jeman­den duzen oder siezen muss..

  23. Markus A. Dahlem

    Mallinck­rodt­strasse ist Twitter
    Als ich noch im Dort­munder Nor­den gewohnt habe, auf der Mallinck­rodt­straße, wäre es mir wohl nie in den Sinn gekom­men, jeman­den auf der Strasse unter 80 zu siezen, darüber meist. Die über 80jährigen dutze ich aber gele­gentlich, wenn a) sie mich zuerst duzten, b) sie ger­ade am Kiosk vor mir standen oder c) sie auf der Straße ein Kro­nen Export tranken. So etwa sind die Regeln dort. Aber in dieser Zeit wur­den auch zwei Men­schen auf dieser Straße erschossen und vielle­icht wollte ich ein­fach meinem .. ach lassen wir das beiseite.
    Im Kreuzvier­tel, weit­er südlich in Dort­mund, nahe am Sta­dion, habe ich ich mein dutz-Ver­hal­ten, so meine ich, ger­ingfügig geän­dert, ver­mag aber nicht zu sagen wie. Ich erwähne das auch nur, weil ich heute dort es so mache wie in Berlin und eigentlich über­all: im Zweifels­falls immer siezen. Nur auf der Mallinck­rodt­strasse gel­ten nach wie vor immer noch die alten Regeln.
    Was ich sagen will: Auch in Stadtvierteln gibt es bei mir Unter­schiede. Die Mallinck­rodt­strasse ist Twitter.

  24. Simone

    Län­der­ab­hängig
    Schweiz­er duzen nor­maler­weise schneller als Deutsche. Ich bin mir dessen sehr bewusst und passe mich entsprechend an bis hin zur Überko­r­rek­tur. Will heis­sen: wenn ich davon aus­ge­he, dass mein Gesprächspart­ner ein Deutsch­er ist, egal ob online oder offline, dann sieze ich. Gehe ich aber davon, aus, dass ich mit einem Schweiz­er kom­mu­niziere, dann komme ich online nicht auf die Idee, zu siezen, dann ist Du ange­bracht. Offline ist in dem Fall wohl das Alter bes­tim­mend. Junge wer­den eher geduzt als Alte.

  25. Michael

    In Fil­men
    In (aus dem Englis­chen syn­chro­nisierten) Fil­men und Serien sieht man oft sehr deut­lich, welche Schwierigkeit­en die Unter­schei­dung in Du und Sie macht. Da sieht man teil­weise wie die Pro­tag­o­nis­ten sich recht inten­siv küssen um sich anschließend weit­er zu siezen. Erst nach vol­l­zo­gen­em GV scheint bei eini­gen Syn­chron­sprech­ern das Du üblich zu sein.

  26. WFHG

    Keine Antwort, nur eine Frage mehr …
    Inter­es­sant wäre es m.E. auch, regionale Unter­schiede im Duzver­hal­ten zu untersuchen.
    Ich lebe in Berlin und hier auch das, äh, von vorne­here­inige Duzen fremder Men­schen m.E. weit­er ver­bre­it­et als in anderen Regio­nen Deutschlands.
    Zum Beispiel duzen sich fast automa­tisch alle Eltern, deren Kinder gemein­sam zur Schule oder in den Kinder­garten gehen und ich bin woan­ders mit meinem unbe­dacht­en Duzen schon öfter mal angeeckt.

  27. Tauben Tiger

    …nun gut, mein her­ablassend­stes Sie
    (das ist mir soeben wieder einge­fall­en) ver­di­enen sich ab und an Men­schen in den Diskus­sio­nen auf http://derstandard.at

  28. Statistiker

    Andere Län­der, andere Sitten…
    Bei uns im Land­tag sitzen auch Abge­ord­nete der dänis­chen Min­der­heit, mit denen man ab und zu dien­stlich zu tun hat. Der erste Satz, mit dem man ange­sprochen wird, ist regelmäßig: “Du kannst du zu mir sagen.” Finde ich irgend­wie sympathisch…
    Anson­sten: Wenn man in eine Gruppe hinzukommt, in der sich alle duzen (z.B. Sportvere­in), dann duzt man sich auch sofort. Einzelne fremde Per­so­n­en sieze ich jedoch immer erst­mal, vor dem “Du” sollte man sich erst­mal etwas beschnup­pern. Und wenn mich jemand mich unge­fragt duzt, sieze ich den so pen­e­trant, bis der­jeneige merkt, dass ich das “Du” nicht akzep­tiere. dauert bei manchen recht lange…

  29. Nick der Bösewicht

    Dritte Per­son
    Ich werde von meinem Chef in der drit­ten Per­son ange­sprochen. Er ist es gewohnt, alle Mitar­beit­er automa­tisch zu duzen, aber vor mir hat er irgend­wie Schiss, bringt es aber nicht übers Herz mich zu siet­zen. Deswe­gen sagt er Sachen zu mir wie:“Könnte er Fre­itag etwas länger da bleiben?”, oder “Hat er schon die Mail von Soundsogelesen?”.
    Das geht auch.

  30. Frank Rawel

    Du, wenn es bil­lig wird
    Neulich haben sie in unser­er Therme das Kell­nern abgeschafft. An der Kasse, wo man jet­zt immer so ein Leucht­din­gens erhält, das einen zum Essen­holen ruft, gin­gen sie mit diesem Tag plöt­zlich zum “Du” über. Ob das daran lag, dass wir nun auch gas­tronomisch etwas arbeit­eten, also ein wenig zum Team gehörten? Ähn­lich schien dieses Duzen jen­em bei IKEA, das zwar schwedisch-folk­loris­tisch wirken soll, aber doch auch ange­bracht scheint, weil wir alle auch mitschrauben an den Möbeln in der großen Möbelbaubrigade.
    Im Bere­ich öffentlich­er Dien­stleis­tun­gen schätze ich doch eher das “Sie”, denn es erhält mich als Ver­tragspart­ner. So war ich auch sehr besorgt, als der Bauleit­er unseres Ein­fam­i­lien­haus­es wenige Tage vor der Abnahme unver­mit­telt zum “Du” überg­ing. Ging zum Glück gut aus.

  31. kreetrapper

    1) Wegen dieser unge­sun­den Fix­ierung auf die Apothekenum­schau mache ich mir ein wenig Sor­gen um den Blogbetreiber.
    2) Dieses gruselige Leerze­ichen in “Apotheken Umschau” geht mir extrem gegen den Strich. Ich füh­le mich fast kör­per­lich unwohl dabei. Ja, ich bin deswe­gen in Behandlung.
    3) Der Kom­men­tar von Markus über die Dort­munder Nord­stadt ließ mir das Herz aufgehen.
    4) Ich kom­mu­niziere beru­flich fast nur auf Englisch. Immer wenn ich doch mal mit jeman­dem auf Deutsch rede oder maile, stolpere ich regelmäßig über das Prob­lem ob ich die Per­son nun duze oder sieze. Ich hätte nichts dage­gen, wenn diese Dis­tink­tion auch im Deutschen verschwände.

  32. A.P.

    Frage von Nähe und Distanz?
    Dass man es auf unter­schiedlichen Kanälen/Medien mit dem Duzen/Siezen unter­schiedlich hält, hängt vielle­icht auch damit zusam­men, dass man diese “Medi­en” unter­schiedlich kat­e­goriesiert hin­sichtlich solch­er Merk­male wie Distanz/Nähe oder Grad der Formalisiertheit.
    Bspw.:
    E‑Mail — ist mit­tler­weile ein einge­führtes Medi­um, bei welchem sich bere­its mehr oder weniger verbindliche Regeln her­aus­ge­bildet haben. Hier hängt es dann eben vom Kon­text der Kom­mu­nika­tion ab (pri­vate vs. geschäftliche Kom­mu­nika­tion; ken­nen sich die Adres­sat­en usw.)
    Foren — existieren eben­falls schon länger und bilden ihre jew­eils eige­nen Regeln aus, die durch die kom­mu­nika­tive Prax­is entwick­elt, einge­hal­ten, durchge­set­zt werden…
    Blogkom­men­tarspal­ten — sind etwas jünger, hier hängt es (nach mein­er Beobach­tung) häu­fig auch von der Anrede durch den Blog­ger ab. Wenn dieser selb­st siezt (“Wie sehen Sie das, liebe Leser/innen?”), dann ist das “Sie” im Grunde schon vorgeben.
    Twit­ter — das his­torisch jüng­ste Medi­um, d.h. kom­mu­nika­tive Regeln müssen sich erst noch her­aus­bilden bzw. sind noch nicht so fest… Bei Twit­ter spielt m.E. noch eine Rolle, dass auf­grund der Zeichen­be­gren­zung Formeln wie Anrede und Gruß wie bei E‑Mail schon rein tech­nisch nicht möglich sind. Inge­samt ist Twit­ter also weitaus weniger formell/formalisiert wie bspw. die E‑Mail (die zumin­d­est poten­tiell). Wenn aber das Medi­um “an sich” bere­it ein eher “informelles” ist, wird auch eher das “Du” eher als das “Sie” gewählt…

    Darüber hin­aus denke ich, spielt auch eine Rolle, dass man es bei Twit­ter und Kom­men­tarspal­ten häu­fig mit unbekan­nten Per­so­n­en zu tun hat, mithin nicht mit “ganzen” Men­schen, son­dern “lediglich” mit Urhe­bern ander­er Äußerun­gen. D.h. — so empfinde ich es zumin­d­est — die Kom­mu­nika­tion ist häu­fig eher sach-/the­men­be­zo­gen, Beziehungsaspek­te sind gegenüber der Face-to-face-Kom­mu­nika­tion bzw. Kom­mu­nika­tion zwis­chen per­sön­lich bekan­nten Gesprächspart­nern erst ein­mal nachrangig. (Das sich manche Kom­men­ta­toren dann schnell daneben benehmen, ist dann ein anderes, wenn auch eng ver­wandtes Thema…)

  33. Nathalie

    @Nick der Bösewicht
    Das erin­nert mich an ein Prob­lem, das ich auch mal hat­te. Näm­lich ob ich meine Schwiegerel­tern schon duzen oder doch lieber noch siezen sollte. Anstatt die dritte Per­son zu wählen, die für mich auch eher her­ablassend klingt, habe ich dann jedoch ver­sucht, jegliche Anrede zu ver­mei­den. Statt “Wann hast du Zeit?” fragte ich dann eben “Wann würde es passen?” usw. Ziem­lich umständlich. Zum Glück sind wir inzwis­chen aber ein­deutig per Du. 😉

  34. Erbloggtes

    Daneben benehmen
    @A.P., 11:34h: Guter Hin­weis, dass der zuweilen raue Ton in informellen online-Debat­ten nicht vom Duzen kommt (oder kom­men muss), son­dern mit diesem gle­ichur­sprünglich ist (oder sein kann).

  35. SegaTakai

    Ver­mei­dungsstrate­gien
    Offen­sichtlich ist es gar nicht so unüblich, auf bes­timmte Ver­mei­dungsstrate­gien zurück­zu­greifen, wenn die Frage des Du/Sie nicht ein­deutig gek­lärt ist. Auch ich habe mit meinen Schwiegerel­tern ein halbes Jahr lang nur indi­rekt gesprochen, etwa in der Art von “Möchte noch jemand Wein?”. Schön zu sehen, dass ich nicht der einzige bin, dem es so erging.
    Nor­maler­weise habe ich als Faus­tregel, älteren Per­so­n­en die Wahl der Anrede zu über­lassen und diese dann zu übernehmen. In bes­timmten Fällen (besagte Schwiegerel­tern oder sehr viel ältere Men­schen) fällt es mir jedoch schw­er, ein Du ein­fach zu erwidern. Gle­ichzeit­ig würde ich es aber auch als unhöflich empfind­en, jeman­den direkt zu fra­gen, ob er oder sie gesiezt oder geduzt wer­den will.

  36. rechenmonster

    @Nick der Bösewicht
    Uff, laut Knigge war es allerd­ings ein ziem­lich­er Affront, in der drit­ten Per­son angere­det zu wer­den, wenn man nicht ger­ade Dien­st­per­son­al oder son­st wie ziem­lich tief in der Hier­ar­chie stand.
    Ich wage hier mal eine steile These, für die ich wohl von pro­fes­sionellen Lin­guis­ten wieder ver­bal hin­gerichtet wer­den werde: Mit der Aufhe­bung ständis­ch­er Unter­schiede ver­schwand wohl auch die dritte Per­son und set­zte sich all­ge­mein die Anrede “Herr” bzw. “Frau” durch. Hat­te jemand näm­lich Leibeigene, dann war nur der erstere der Herr, die Leibeige­nen waren nicht der Herr.

  37. rechenmonster

    @Frank Wap­pler

    Gewiss:
    in englis­chsprachi­gen Onlineme­di­en wird oft “you” ver­wen­det, ohne damit beson­dere Ver­trautheit, wert- oder Ger­ingschätzung nahezule­gen. Entsprechend entkrampft gestal­tet sich ggf. auch die Ver­wen­dung von “I”.

    Au con­traire, würde der Latein­er sagen. “You are” ist entsprechend dem franzö­sis­chen “vous êtes” die Höflichkeitsform.
    (“Sie sind” ist ja der Plur­al des vorhin erwäh­n­ten “Er ist”. Und irgend­wie ist ja die Anrede in drit­ter Per­son noch distanzierter.)
    Aus­gestor­ben im heuti­gen Sprachge­brauch ist “thou art” — Du bist.
    Die Ang­los duzen sich also nicht per default, son­dern siezen sich (oder man “ihrt” sich, wenn man mir dieses schwachsin­nige Wort­spiel ein­mal nach­se­hen möge.)
    Es ist ja auch schw­er vorstell­bar, dass sich englis­che Lords à la “stiff up a lip” — eigentlich würde ich lieber eine deutsche Redewen­dung mit einem Stock in ein­er Kör­peröff­nung benutzen — auf ein­mal dazu überge­gan­gen wären, sich stan­dard­mäßig zu duzen.
    Dadurch, dass nur noch die Höflichkeits­form existiert, ist natür­lich eine Niv­el­lierung der Intim­itäts­d­if­feren­zierung per Verb­form eingetreten.
    Aber es ist so, als würde im Deutschen das “Du” ausster­ben und alle siezten einan­der nur noch.

  38. AZ

    Du im Inter­net folge der Anonymität
    Im “echt­en Leben”, wo man seinem Gesprächspart­ner gegenüber­ste­ht oder wenig­stens seine Iden­tität ken­nt, kommt natür­lich das Sie viel selb­stver­ständlich­er und ist ein Segen, schließlich wahrt es Dis­tanz und drängt sich nicht auf.
    Es gibt weniges was so nervt, wie die umsich­greifende Duzerei. Am schlimm­sten sind Firmen-“Kulturen” wo jed­er jeden duzt, was dann schnell mit Fre­und­schaftlichkeit ver­wech­selt wird und wo es dann schnell zu Trä­nen kommt, wenn jemand ent­lassen wird. (“Du Ste­fan, ich möchte jet­zt, daß Du Deinen Schreibtisch leer­räumst und die Fir­ma ver­läßt. Und viele Grüße an Kathrin und die Kinder!”)
    Mit Amis geht das ja noch in Ord­nung, schließlich ist deren “you” ja eigentlich ein “Sie”. Mit Deutschen ein­fach nur anmaßend und aufdringlich.
    Jeden­falls zurück zum Inter­net: Da hier sowieso schon Dis­tanz herrscht, da alles eh anonym ist, kann man auch duzen. Genau­so, wie Groß- und Klein­schrei­bung oder Rechtschrei­bung generell in den meis­ten Kon­tex­ten ver­nach­läs­sigt wer­den kön­nen. Oder es liegt daran: Man schreibt ja nie “im Inter­net”, son­dern immer in Grup­pen, Foren, Kreisen — jeden­falls immer irgend­wo, wo man aus welchen Grün­den auch immer dazuge­hört, ein­er — neudeutsch — Com­mu­ni­ty; vielle­icht ver­gle­ich­bar mit dem Sportvere­in, den Nach­barn oder den Sport­platzkumpels. Also semi-pri­vat, und da würde man ja auch in der “echt­en Welt” schneller mal duzen.

  39. Nick der Bösewicht

    @Nathalie @Rechenmonster
    Naja, mein Chef ist halt Schwabe. Wenn er es sagt, hört es sich für mich irgend­wie feu­dal an. Ich füh­le mich nicht her­abge­set­zt dadurch, komis­cher­weise ist das Gegen­teil der Fall. Es ist auch so, dass er alle anderen mit Vor­na­men anspricht, mich mit Nach­na­men. Dabei sagt er aber nicht “Herr Sound­so”, son­dern sagt nur meinen Nach­na­men, also in etwa so: May­er, hat er schon gefrüh­stückt? — Ich heiße nicht May­er, aber der Rest ist Origninalzitat.

  40. Frank Wappler

    Mais oui, mon capitan!
    rechen­mon­ster schrieb (03.05.2012, 17:59):
    > Die Ang­los duzen sich also nicht per default, son­dern siezen sich 
    Your Most Incal­cu­la­ble Hideousness –
    whatchu talkin bout, dude!?.

  41. Sophia

    on- und offline
    Es wurde ja nach dem Duz‑, Siezver­hal­ten online gefragt und ich stimme zu, in E‑Mails (der ältesten Online-Kom­mu­nika­tions­form) über­trage ich 1:1 meinen Bezug zum jew­eili­gen Kor­re­spon­den­z­part­ner aus dem realen Leben.
    An anderen virtuellen Orten der Kom­mu­nika­tion passe ich mich meist an. Sprich: ist dort (evt. vom Verfasser/Blog) ein Sie vorgegeben, retourniere ich es, wer­den die Leser mit du ange­sprochen, antworte ich auch so.
    In bes­timmten Foren ist ein Sie undenkbar. Selb­sthil­fe­grup­pen (Bsp: Anonyme Alko­ho­lik­er), Ero­tis­che Plat­tfor­men und, soweit mir bekan­nt, Dat­ing-Seit­en, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
    Ich benutze übri­gens real wie auch virtuell ganz gerne die Zwis­chen­form Sie plus Vor­na­men. Es ist eine Brücke, auf der man sich zwis­chen Nähe und Dis­tanz, zwis­chen fre­und­schaftlich­er Annäherung und for­malem Abstand in der Mitte trifft.
    Ich mag diesen Zwis­chen­schritt manch­mal, wenn ich der Höflichkeit und des zu zeigen­den Respek­ts wil­lens nicht in ein flap­siges du fall­en will, mir ein “Herr” oder “Frau” in der Anrede aber den­noch nicht über die Lip­pen, par­don: in die Tas­ten kom­men will.

  42. Sophia

    Übri­gens…
    …beißt mein Hirn sich ger­ade an der Frage fest, warum der Autor des Blogs wohl “Sag mir was du Siezt” anstatt “…wen du Siezt” schreibt.
    Dies­seits des Bild­schirm lässt Freud mal wieder grüßen, denn zur ‘Ver­säch­lichung’ von men­schlichem Gut in Form von Per­so­n­en habe ich einen ganz speziellen Bezug (auf den ich jet­zt nicht näher einge­he), was allerd­ings der Autor sich dabei dachte, kön­nte ein­fach sein­er humori­gen Kreativ­ität entsprun­gen sein.
    Ein Verse­hen schließe ich jeden­falls defin­i­tiv aus.

  43. Balanus

    @Sophia: »Ein Verse­hen schließe ich jeden­falls defin­i­tiv aus. «
    Yep, ich auch (ich sehe was, was du nicht siezt… 😉 )

  44. Sophia

    @Balanus
    Sollte man ‘Blind­en’ und Ahnungslosen wie mir nicht gedanklich über die Straße helfen, anstatt sie im Dunkel ihres eige­nen unen­twirrbaren Gedankenguts ste­hen zu lassen?
    Da muss ich wohl weit­er im trüben Sud der unau­flös­baren Frageze­ichen dümpeln?
    Hach…(wie gemein!)

  45. Sophia

    Achso!
    Thanks für die kleine Erleuch­tung Ihrer­seits, @Balanus.
    Den Hin­weis hat­te ich ganz anders interpretiert.

  46. Kristin

    Ich duze …
    … im Inter­net eigentlich alle, außer sie siezen mich zuerst oder es herrscht all­ge­meines Siezen in ein­er Unter­hal­tung, in die ich mich einklinke.
    Als mein Leben mit dem Inter­net anf­ing (ich war 14 und es gab diese AOL-Gratis-CDs, mit denen man sich jeden Monat unter einem anderen Namen … ihr wisst schon), war das Duzen eigentlich über­all, wo der Schw­er­punkt auf gegen­seit­igem Aus­tausch lag (also in Chats, Instantmes­sen­gern, Foren und Gäste­büch­ern) die Norm, und dabei bin ich geblieben. Ich kann bei mir auch keine Unter­schiede zwis­chen meinen drei Kanälen Blog, Twit­ter und Face­book feststellen.
    Ich weiß noch, dass ich ziem­lich lachen musste, als ich die ersten Blogs gefun­den habe, in denen man sich siezte.
    Mit­tler­weile weiß ich nicht mehr so recht, wie ich zur ganzen Anred­erei ste­he, die Online-Kom­mu­nika­tions­for­men haben sich ja doch sehr stark verän­dert und man inter­agiert mit vie­len, auch eigentlich zu siezen­den Men­schen sowohl on- als auch offline, wo das früher bedeu­tend stärk­er getren­nt war.
    Bei E‑Mails ist meine Du-Sie-Dis­tri­b­u­tion wie offline, war sie auch schon immer (wobei der Aus­tausch von Mails mit Zusiezen­den erst bedeu­tend später einsetzte).

  47. phaeake

    @Nick der Bösewicht, Schwiegerkinder
    Wenn mich mein Chef mit bloßem Nach­na­men und “er” anspräche, würde ich mich entwed­er zurück­ge­set­zt fühlen, oder aber den Schluss ziehen, dass er im Umgang mit Men­schen unbe­holfen ist, also einen guten Teil des Respek­ts vor ihm verlieren.
    Denn so sprach vielle­icht vor 150 Jahren der Gut­sherr den Knecht an. Die Kom­bi­na­tion Vor­name und Sie erin­nert eben­falls an Per­son­al (wie schon erwäh­nt wurde), allerd­ings eher an das Dien­st­mäd­chen im aufgek­lärten bürg­er­lichen Haushalt.
    Zum Schwiegerel­tern­prob­lem. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal zum Vertei­di­ger von Ben­imm­regeln werde, aber hier machen sie das Leben schon ein­fach­er. Man siezt seine Schwiegerel­tern — jeden­falls im Nor­mal­fall, dass diese älter sind als man selb­st — und es ist deren Entschei­dung, ob und wann sie einem das Du anbi­eten. Das Anre­de­v­er­mei­den finde ich pein­lich und wird bei Ken­nt­nis der Regel überflüssig.

  48. Thomas Bruderer

    Schweiz
    Ich denke das ist auch noch Region­al unter­schiedlich. In der Schweiz ist das “Sie” IMHO am ausster­ben. Ich siet­ze Men­schen nur noch in höch­st­formellen Sit­u­a­tio­nen wie Vorstel­lungs­ge­sprächen — und selb­st da ist der Trend weg vom “Sie” klar zu spüren. Es wird da sicher­lich Branchen­ab­hängig noch Unter­schiede geben, aber im grossen und ganzen würde ich sagen, dass das “Sie” bald ein Ger­man­is­mus sein wird, welchen die Schweiz­er zwar noch ver­ste­hen aber nicht mehr benutzen.
    Im Inter­net ist meine­ser­acht­ens ein Sie kom­plett ver­pönt — ein “Sie” betra­chte ich im Inter­net als eine unter­schwellige Beleidigung.

  49. Nick der Bösewicht

    @phaeke
    Naja. Erstens, habe ich schon erwäh­nt das er Schwabe ist? Habe ich. Nur weil er tat­säch­lich Schwierigkeit­en im Umgang mit Men­schen hat, käme ich per­sön­lich nie auf die Idee, den Respekt vor ihm — oder vor irgend jemand son­st, der irgend ein zwis­chen­men­schlich­es Defiz­it hat — zu ver­lieren. Nur weil er “..im Umgang mit Men­schen unbe­holfen ist…” ist er kein schlechter Men­sch. Warum Sie da sofort einen Gut­teil Ihres Respek­tes ver­lieren soll­ten, ver­ste­he ich nicht.
    Um es klar zu sagen: ich mag meinen Boss sehr, ich würde fast sagen, ich bin ein Fan von ihm.

  50. Hanno Rüther

    duzen vs. irzen
    Nur ganz am Rande möchte ich darauf hin­weisen, dass die ursprüngliche Höflichkeit­sanrede im Mit­tel­hochdeutschen die zeite Per­son Plur­al war, also ‘ir’. Daher kommt auch das schöne Verb ‘irzen’. Gibt es heute wohl noch in ver­schiede­nen Dialek­ten als Anre­de­form. Streng und his­torisch genom­men wären im Deutschen also wenig­stens die Anre­deart­en duzen, siezen und irzen zu unterscheiden.
    Han­no Rüther

  51. phaeake

    Nick der Bösewicht
    Ja, Sie erwäh­n­ten, dass er Schwabe ist — mir ist nur nicht klar, wofür genau das eine Rolle spielt. Pfle­gen Schwaben all­ge­mein einen raueren oder hier­ar­chis­cheren Ton?
    Nein, natür­lich ist jemand, der die kur­renten Umgangs­for­men nicht beherrscht, deswe­gen kein schlechter Men­sch. Ich würde meinen Chef — was ich klar­er hätte aus­drück­en kön­nen — in diesem Fall auch nicht als Men­schen weniger respek­tieren, wohl aber als Chef. Denn von meinem Chef würde ich schon ganz gerne ler­nen kön­nen. Und in meinem Meti­er ist Umgang mit Men­schen so wichtig, dass es mir bei so starken Defiziten in diesem Bere­ich zu schw­er fiele, ins­ge­samt beru­flich zu ihm aufzuschauen.
    Ich wollte aber wirk­lich nur eine Aus­sage über mich tre­f­fen und nicht etwa Ihnen empfehlen, Ihrem Chef Respekt zu entziehen.

  52. Frank Wappler

    Neck die Badenerinnen
    Han­no Rüther schrieb 08.05.2012, 13:35):
    > […] wenig­stens die Anre­deart­en duzen, siezen und irzen zu unterscheiden 
    Und nicht zu verwechseln:
    das (zugegeben­er­maßen maskulin-gener­ische) Erzen.

  53. kaspernase

    eigentlich…
    eigentlich schreibt sich das Blatt sog­ar APOTHEKEN Umschau – das erste Wort ver­sal (was es nicht bess­er macht).

  54. Nick der Bösewicht

    @phaeke
    Ich lerne von meinem Boss jeden Tag. Nicht, wie man Men­schen anre­det, aber dur­chaus wie man mit ihnen umgeht.
    Und ich denke, jed­er Men­schen­schlag hat seine Eige­narten. Der Schwabe ist anders als der Rhein­län­der, der Ost­friese anders als der Nieder­bay­er, und Berlin­er unter­schei­den sich doch mehr oder weniger deut­lich von Freiburg­ern. Der Schwabe redet nicht so viel, brud­delt lieber und lässt Tat­en sprechen. Im Zweifel guckt man lieber grim­mig als fre­undlich, und bis man sich ange­fre­un­det hat, dauert es ein wenig länger. Man kauft zwar gerne Mer­cedes, erzählt aber nach­her, dass habe man sich nur leis­ten kön­nen, weil die Lebensver­sicherung abge­laufen ist.

  55. Giovannino Bavarese

    In Bay­ern wird generell mehr geduzt,
    gefühlt.
    Haben Sie, Herr Ste­fanow­itsch, dazu ein paar wis­senschaftliche Details?
    Das inter­essiert mich schon lange. Ich kenne das aus mein­er bay­erischen Jugend so, dass man fremde Men­schen im Smalltalk oder bei schnellen Geschäften ein­fach duzt.
    Es gibt meines Wis­sens ein Gericht­surteil, mit dem ein Bay­er freige­sprochen wurde, der einen Polizis­ten geduzt hat­te und deswe­gen wegen Belei­di­gung angezeigt wurde.
    Klar wurde mir die Sit­u­a­tion, als ich die Eltern mein­er Leipziger Ex-Fre­undin ken­nen­lernte: Ich sprach sie gle­ich aus Erfahrung mit “Du” an, das war aber ein großes Fet­tnäpfchen. In Bay­ern üblich, in Leipzig boten sie mir das Du erst nach zwei Jahren an…

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