Dass die deutsche Sprache verfällt, ist eine traurige Tatsache, an der wir in den Sprachbrocken nur schwer vorbeikommen. In Cottbus beispielsweise, erfahren wir in einem Leserbrief in der Lausitzer Rundschau, wird Deutsch nur noch zu Hause gesprochen — in der Öffentlichkeit bedient man sich nur noch der „Sprache der Vereinigten Staaten von Amerika“ (womit vermutlich Englisch gemeint ist). So werden „deutsche identitätsstiftende Werte unter den Tisch gekehrt“.
Ach so, der Beleg für dieses düstere Szenario? Nun, Studierende der Brandenburgischen Technischen Universität (die „zukünftigen intellektuellen Elite unseres Landes“ so der Leserbriefverfasser) protestierten gegen eine Umstrukturierung ihrer Universität mit Schildern, auf denen We ♥ BTU stand (hier ist dieses Zeichen des rapiden Sprachverfalls auf einer offiziellen Webseite der BTU zu sehen).
Dabei könnte Sprache so schön sein. Französisch, zum Beispiel, „ist wie eine schöne Melodie, ein Fluss, dessen Wellen an keine spitzen Steine stoßen, eine Sprache ohne Ecken und Kanten eben“, berichtet ein Schüler in der Märkischen Allgemeinen von einem Workshop im literarischen Schreiben. Dieser Ausbruch lyrischen Schwärmens ist umso erstaunlicher, als wir dieser Tage aus der Bild erfahren, dass wir uns in einer Fremdsprache rationaler verhalten und weniger von Gefühlen beeinflussen lassen als in unserer Muttersprache (die Studie, auf die sich die Meldung bezieht, dürfte diese hier sein).
Ob auch der „geheime Polit-Code“ der Piraten als Fremdspache durchgeht und wir auf eine entsprechend rationale Politik hoffen dürfen, weiß der Berliner Kurier zwar nicht, aber dafür erklärt er die „neue Sprache“, an die sich gewöhnen muss, wer mitreden will. Ich möchte nicht zuviel verraten, aber diese Sprache besteht auf folgenden Wörtern (in alphabetischer Reihenfolge): afaik, BGE, btw, Crew, liquid feedback, n8, np und Pad.
[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Version enthält möglicherweise Korrekturen und Aktualisierungen. Auch die Kommentare wurden möglicherweise nicht vollständig übernommen.]
Irgendwie weiß ich bei den Sprachbrocken nie, ob ich lachen oder weinen soll… Btw, gilt Weinen eigentlich als liquid feedback? 😉
Hmm…
Erinnert mich ein Bisschen an Chicken…
Das hat mich…
…wieder gut amüsiert, dankeschön.
Darauf ein fröhliches Nah8!
“Viele Ausdrücke (np — kein Problem, afaik – as far as I know, so weit ich weiß) stammten aus der SMS-Sprache”
“lol”
Ich wusste gar nicht, dass man in Großbritannien in den 80’ern schon SMS verschickt hat:
http://groups.google.com/…afaik#5398eb8272c8407c
Es gäbe vermutlich noch ältere Referenzen, wenn Google wirklich alle News seit Anbeginn des Usenet hätte.
“afaik” und “BTW” sind in jedem Fall sooo 80’er.