Werden immer mehr Politiker geverbt?

Von Anatol Stefanowitsch

Ich brauche eine kurze Pause vom Anglizis­mus des Jahres, am Woch­enende muss ich mich, mit­ten im Umzugschaos, ordentlich ran­hal­ten, damit alle Wortkan­di­dat­en zu ihrer recht­mäßi­gen Diskus­sion kom­men. Deshalb zwis­chen­durch ein klein­er, und sehr unfer­tiger Beitrag über Ver­ben, die von Poli­tik­er­na­men abgeleit­et sind.

Angeregt wurde ich dazu durch diesen Beitrag auf Bet­ter Media, in dem das Wort wulf­fen in seinen drei Bedeu­tun­gen disku­tiert wird — als da wären:

  1. jeman­dem eine lange Nachricht auf der Mail­box zu hinterlassen“
  2. nicht die ganze Wahrheit zu sagen, ohne aus­drück­lich zu lügen“
  3. möglichst viel mitzunehmen, ohne zu bezahlen“

Der Beitrag weist dann darauf hin, dass es mit hartzen, riestern und gut­ten­ber­gen in jün­ger­er Zeit mehrere solch­er Ver­ben gab und pos­tuliert, dass es sich um ein Phänomen han­delt, das in sein­er Häu­figkeit zunimmt. Allerd­ings, so der Beitrag, gab es ja auch schon schrödern und merkeln, ohne dass die sich hal­ten konnten.

Ob das Phänomen wirk­lich häu­figer wird, kann ich heute nicht beurteilen. Aber es ist ein alt­bekan­nter, und sprach­wis­senschaftlich gut erforschter Wort­bil­dungsmech­a­nis­mus. Aus den vie­len Arbeit­en dazu empfehle ich ein­fach mal die Arbeit „Erst ver­ri­estert, dann versee­hofert: Wie Eigen­na­men zu ein­er (vor­läu­fi­gen) Bedeu­tung kom­men“ (PDF) der Lyon­er Lin­guistin Marie-Hélène Péren­nec, haupt­säch­lich, weil sie kurz, knack­ig und frei ver­füg­bar ist. Dort erfährt man neben anderen inter­es­san­ten Tat­sachen über diese Art von Ver­ben, dass sie ihre Bedeu­tung über eine bekan­nte und auf­fäl­lige Eigen­schaft, bzw. ein solch­es Ver­hal­ten, der Politiker/innen erhal­ten, von deren Namen sie abgeleit­et sind — was nicht weit­er ver­wun­dern dürfte.

Mich hat nun inter­essiert, welche der (Bundes)präsidenten, Staat­sratsvor­sitzen­den und Bundeskanzler/innen aus der kurzen Geschichte unser­er Repub­lik es bish­er zu einem eige­nen Verb gebracht haben.

Von den Staat­sratsvor­sitzen­den (bzw. DDR-Präsi­den­ten) hat nach mein­er Recherche nur Honeck­er ein Verb her­vorge­bracht, wobei das für Pieck schw­er festzustellen wäre, da sich jede Menge Google-Tre­f­fer für pieck­en, gepieckt usw. find­en, in denen es ums Pieken geht, und bei Krenz, weil gekren­zt eine beliebte Falschschrei­bung von kre­den­zt , gekreuzt und gegren­zt ist. Bei Ulbricht, Stoph und Ger­lacht bin ich aber rel­a­tiv sich­er, dass sie zumin­d­est kein Verb her­vorge­bracht haben, dass es bis ins Inter­net­zeital­ter geschafft hat.

Von den Bundeskanzler/innen haben Brandt und Erhard keine Verb­bil­dun­gen inspiri­ert (bei Brandt gibt es aber wieder das Prob­lem falsch oder altertüm­lich buch­sta­biert­er Vari­anten von, in diesem Fall, bren­nen). Die anderen haben es alle geschafft.

Bei den Bun­de­spräsi­den­ten sind nach meinen Recherchen Carstens, Heine­mann, Her­zog, Heuss, Lübke, Rau und Scheel ver­schont geblieben (bei Her­zog, Rau und Scheel gibt es wieder Prob­leme mit gle­ich oder ähn­lich lau­t­en­den reg­ulären Ver­ben), lediglich Köh­ler, Weizsäck­er, und eben Wulff haben hier Spuren im Verblexikon hinterlassen.

Und hier sind meine Funde (in eini­gen Fällen habe ich eine Auswahl getrof­fen, und reine Wort­spiele (wie merkeln für „(als Merkel) etwas merken“ oder eben pieck­en für „(als Pieck) jeman­den pieken“ (siehe hier) habe ich ignoriert).

ade­nauern

a) „sich nicht nach dem richt­en, was man vorher selb­st gesagt hat“

Die Wahl von 1953 hat er nur mit ein­er lügner­ischen Ver­leum­dungskam­pagne gegen die SPD gewon­nen, die er sofort nach der Wahl wieder vergessen hat. Damals hat er also genau in dem Sinne, wie ich es sagte, gead­e­nauert. [Link]

… aber es haben schon ganz andere Leute gead­e­nauert — geht der Plan später auf, inter­essiert kaum jeman­den mehr […] das Geschwätz von gestern. [Link]

b) „(als Ade­nauer) seinen Ein­fluss gel­tend machen“ Da wurde also gefringst und gead­e­nauert. [Link]

honeck­ern

wie Honeck­er reden“

Klar­czyks piep­sige Stimme honeck­erte weit­er pro­fes­so­ral über die harten Äck­er europäis­ch­er Geis­tes­geschichte. [Link]

kiesingern

Kiesingers poli­tis­ch­er Lin­ie folgen“

Die CDU/CSU stand wie ein Mann hin­ter ihm: „Jet­zt gibt es nur eines: So weit­er! So wer­den wir uns ins Ziel kiesingern“, jubelt Barzel… [Link]

kohlen

schlechte Poli­tik machen“

Du siehst das falsch, die haben nur gekohlt (das große Vor­bild für schlechte Poli­tik). [Link]

köh­lern

a) „(über­raschend) zurücktreten)“

Haben Sie heute schon geköh­lert? [Link]

b) „zum Rück­tritt zwingen“

Dann wird man halt geköh­lert, wie Ade­nauer, Brandt oder Gut­ten­berg, hin­ter­rücks abgeschossen. [Link]

merkeln

a) „Brut­to mit Net­to vertauschen“

Ich habe heute in der Klausur gemerkelt — Brut­to mit Net­to ver­tauscht 🙁 [Link]

b) „wichtige poli­tis­che Entschei­dun­gen versäumen/vertagen/zerreden“

Lei­der haben wir dann fünf ver­lorene Jahre hin­ter uns, in denen auf allen großen Zukun­fts­feldern im Wesentlichen gemurkst und gemerkelt wurde. [Link]  

…da wurde gemerkelt bis zum Geht-nicht-mehr, jede schwierige Entschei­dung wurde so lange im Koali­tion­sauss­chuss zerre­det, bis jegliche Trennschärfe ver­loren ging und CDU und SPD zu einem einzi­gen Ein­heits­brei ver­schmolzen [Link]

schmidten

schnell machen“

Fast drei Stun­den lang wird „geheestert“ und „geschmidtet“, sprich wie beim seli­gen Johannes das Tem­po rausgenom­men, im Kampf gegen das Ver­falls­da­tum. Oder, wie beim Uraltkan­zler (93), unge­mein beschle­u­nigt… [Link]

schrödern

a) „die Haare fär­ben, um zu ver­steck­en, dass sie grau werden“

Und immer noch kein graues Haar! Sind Sie bes­timmt nicht „geschrödert“? [Link]

b) „als Ex-Bun­deskan­zler Schröder klare Worte sprechen“ 

Ja, da hat er mal wieder geschrödert, nicht wahr? Das nen­nt man so, wenn Ger­hard Schröder klare Worte spricht, was er bisweilen tut. [Link]

c) „den Sozial­staat zerstören“

Viele schimpfen ja auf den Schröder und sagen, der hat den Sozial­staat geschrödert. [Link]

weizsäck­ern

a) „nach Weizsäck­ers Vorschlä­gen ausführen“

Man kann die Reform á la Scharp­ing nicht ein­fach weizsäck­ern. [Link]

b) „alles von zwei Seit­en betra­cht­en, sich nicht festlegen“

Pflege hier im Forum nicht lange […] zu weizsäck­ern (“zum einen … zum anderen”). [Link]

 

[Nach­trag (27.1.2011): Nach dem Kom­men­tar von Phaeke unten habe ich die Pas­sage über die Staat­sratsvor­sitzen­den und den (einzi­gen) Präsi­den­ten der DDR über­ar­beit­et. Pieck war von 1949 bis 1960 Präsi­dent der DDR, dann wurde das Amt abgeschafft und durch den Staat­sratsvor­sitzen­den ersetzt.]

[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Ver­sion enthält möglicher­weise Kor­rek­turen und Aktu­al­isierun­gen. Auch die Kom­mentare wur­den möglicher­weise nicht voll­ständig übernommen.]

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

27 Gedanken zu „Werden immer mehr Politiker geverbt?

  1. Cyrus McDugan

    Noch’n Name
    “Ihre Augen­brauen weigeln.”
    Über­hört in einem Friseursalon.

  2. Gregor

    Neues Wort oder net­ter Witz?
    Hier stellt sich die Frage, ob das Kreatio­nen von Jour­nal­is­ten oder Kabaret­tis­ten sind, über die man ein­mal lacht und sie dann ver­gisst, oder echte Bere­icherun­gen für die Sprache. Spätestens wenn die Sachver­halte, die den Begriff mit Inhalt aus­füllen, in Vergessen­heit ger­at­en, wer­den diese Ver­ben unver­ständlich. Die meis­ten wis­sen zwar, wer Kon­rad Ade­nauer war, aber was „ade­nauern“ nun genau sein soll (z. B. „sich nicht nach dem richt­en, was man vorher selb­st gesagt hat“ und nicht etwa „lügen“ oder „kun­geln“), das dürfte heute schw­er zu erschließen sein. (Ob man sich in zehn Jahren noch erin­nert, wer Gut­ten­berg war/ist und was „gut­ten­ber­gen“ bedeuten kön­nte? Hof­fentlich nicht!) Ist das Verb rein abw­er­tend (dummes Zeug reden, schlechte Poli­tik machen) dann kann es jed­erzeit durch eine Neu­bil­dung erset­zt wer­den, die einen ähn­lich unbe­liebten, aktuell rel­e­van­ten Poli­tik­er aufs Korn nimmt. Auch Prä­gun­gen, die lediglich „in der für den Poli­tik­er X typ­is­chen Manier han­deln“ bedeuten, dürften mit der Per­son aus der Sprache verschwinden.

  3. D. Müller

    wulf­fen” lässt sich gut mit Prä­fix­en verse­hen, was die Bedeu­tung deut­lich­er macht, z.B. “den AB voll­wulf­fen”, die Sache “auswulf­fen (statt sich wegzuköhlern)”.

  4. Christoph Päper

    Namen als Phrasen-Symbole
    Ein anderes inter­es­santes, aber sel­teneres und schlechter recher­chier­bares Phänomen ist der Ersatz ein­er ganzen Floskel durch den (Nach-)Namen dessen, der sie erst­mals, beson­ders präg­nant oder beson­ders promi­nent aus­ge­sprochen hat. Mir fällt ger­ade nur „Wow­ere­it!“ für „und das ist auch gut so“ ein, bin mir aber sich­er, über die Jahre noch ein paar weit­ere, mglw. kur­zlebige Fälle gele­sen zu haben.

  5. Drago Starcevic

    nicht zu vergessen das Genschern
    beim Dop­pelkopf (mit­ten im Spiel die Koali­tion wechseln)

  6. Drago Starcevic

    Für mich bedeutet “köh­lern” übrigens
    “den Kon­den­sor eines Mikroskops ein­stellen und zen­tri­eren”. Dürfte die Google-Suche auch erschweren.

  7. impala

    Was heißt denn “pieken”?

    Das­selbe wie piek­sen, also abgeschwächte Form des Stechens.

  8. Drumer

    Schrödern c)
    Ich dnke das hier auch wieder ein Wort­spiel vor­liegt. Hier wird das Verb geschred­dert zu geschrödert ver­ball­hornt. Da man merkeln und pieck­en aus diesen Grün­den einen weit­eren Punkt ver­weigert hat, würde ich das auch hier vorschlagen. =)
    LG

  9. Phaeake

    Wenn ich
    mal ganz kurz — Achtung — BECKMESSERn darf: Wilh­lem Pieck war nicht Staa­tratsvor­sitzen­der, son­dern Präsi­dent der DDR.

  10. NörglerIn

    @impala
    “Piek­sen” finde ich lei­der auch nicht im Wörterbuch.
    [Dann darf ich die Anschaf­fung eines neuen Wörter­buchs empfehlen. Für den Moment dür­fen Sie meins benutzen: pieken und piek­sen– A.S.]

  11. Ludwig Trepl

    @Frank Rawel
    “Na, vieles halte ich für Kreatio­nen von Journalisten …”
    Richtiger ist wohl: alles. Zu der­art unsäglichem Zeug ist der Volksmund nicht in der Lage, und er übern­immt es auch nicht. Keines der genan­nten Wörter ist mir je im wirk­lichen Leben begeg­net. Dabei ist es nicht aus­geschlossen, daß eine solche Kreation gelingt, “beckmessern” (@Phaeake) gibt es ja tatsächlich.

  12. Kai Becker

    Schon 133 Jahre alt
    ist das Verb “boykot­tieren”, das allerd­ings nicht auf etwas ver­weist, was der Namenspate tat, son­dern auf etwas, was ihm getan wurde: http://de.wikipedia.org/…rles_Cunningham_Boycott
    OK. Ist vielle­icht etwas OT unter diesem Blog­beitrag, weil Boy­cott nicht Poli­tik­er war. Aber auch unsympathisch!
    (Und das ist doch auch inter­es­sant, dass — jeden­falls in den genan­nten Beispie­len — meist Namen­sträger geverbt wer­den, die dem Sprech­er wohl eher nicht sym­pa­thisch sind).

  13. NörglerIn

    @ A.S.
    Aha, die Wörter­büch­er wider­sprechen sich. Der aktuell­ste Duden (Duden.de) ken­nt nur pik(s)en, der online Wahrig daneben auch piek(s)en. Dieser Gegen­satz ist übri­gens schon jahrzehn­tealt. Mein alter Wahrig (o.J., ich schätze 60er Jahre) hat auch schon pieken, ken­nt dafür aber nicht piken. Tja, ist schon trau­rig; auf nichts kann sich mehr verlassen.
    Bei­de Wörter­büch­er ken­nen aber nicht den guten alten Pi(e)k(s). Erstaunlich, wo sich doch bei­de Wörter­büch­er so abstram­peln, immer ganz “up to date” zu sein und auch die entle­gen­sten Anglizis­men zu bringen.
    Jeden­falls her­zlichen Dank für die großzügige Erlaub­nis, Ihren online Wahrig benutzen zu dürfen.

  14. Dierk

    Inter­es­sante Beobach­tung, Nör­g­lerIn. Ich kön­nte mir Vorstellen, dass hier wieder ein­mal ein Nord-Süd-Unter­schied zugrun­deliegt, ähn­lich wie bei ‘guck­en’ und ‘kuck­en’ [in dem Fall sind allerd­ings bei­de in den ein­schlägi­gen Wörter­büch­ern zu find­en, wenn auch unter­schiedlich eingeordnet*].
    [ie] ist ja im Deutschen die Stan­dard­darstel­lung des lan­gen i‑Lauts, somit wäre ‘piek[s]en’ kor­rekt — außer südlich des Mains wird tat­säch­lich kurz gesprochen, aber nicht so kurz [und scharf], dass ein Dop­pel-k-Laut, also [ck] fäl­lig würde. Zumin­d­est in Nord­deutsch­land pick­en allerd­ings vor allem Hüh­n­er, und zwar Körn­er vom Boden.
    *Im großen Wahrig hat ‘kuck­en’ seinen eige­nen Platz mit dem Hin­weis ‘beson­ders nord­deutsch’, ist also dur­chaus der Stan­dard­sprache zugeschrieben. Kluge ver­weist auf ‘guck­en’, wie es m.W. auch das Werk der Dudenredak­tion macht, die somit bei­de ‘kuck­en’ nicht als Stan­dard sehen.

  15. impala

    Was machen denn die südlichen Hüh­n­er mit den Körn­er? Pick­en die nicht? Ich bin im deutschen Sprachraum noch nie südlich­er als Frank­furt am Main gewe­sen, kann mich also täuschen, aber ich war bish­er davon aus­ge­gan­gen, dass sowohl pieken als auch pick­en keine rein dialek­tal­en Erschei­n­un­gen sind.

  16. Dierk

    @impala
    Im Süden pi[ck]en die Hüh­n­er auch, allerd­ings wäre es möglich zwis­chen pi[ck]en und p[ie]ken noch piken phonetisch zu real­isieren. Das war die frage, die ich aufge­wor­fen hatt und weswe­gen ich ‘piken’ mit ‘pick­en’ kon­trastierte — ersteres kürz­er als ‘pieck­en’, aber länger als ‘pick­en’.

  17. impala

    Ah okay, mein west­deutsches Ohr kann im Deutschen in der Tat nur zwis­chen kurzem und langem i unter­schei­den, piken würde ich dann ein­fach als selt­same Schreib­weise von pieken interpretieren.

  18. Aginor

    nicht-poli­tik­er
    Ich denke das ganze ist naturgemäß bei Poli­tik­ern häu­figer, ins­beson­dere wenn deren Ver­hal­ten gut dazu geeignet ist, sie zu verspotten.
    Mein­er Mei­n­ung nach sind außer­dem die meis­ten dieser Worte von Jour­nal­is­ten poli­tisch ent­ge­genge­set­zt gefärbter Print­me­di­en ent­standen. Nichts dif­famiert mehr als eine mit dem Namen verknüpfte Eigen­schaft. Das wird man nicht mehr los.
    So wie im Tier­re­ich der Ham­ster das hort­en (bzw. im Englis­chen der Wolf das schlingen)
    Ich habe zu Alt­präsi­den­ten eigentlich nur fol­gen­des gehört, das inter­es­san­ter­weise nicht in Ihrem Beitrag auftaucht:
    “lübken” (hat mal ein Englis­chlehrer von mir zu einem Klassenkam­er­aden gesagt, er spielte damit auf dessen — auf lustige Weise schlecht­en — englis­chen Satzbau an (“Lübke-Englisch”), ein Attrib­ut das (größ­ten­teils inko­r­rek­ter­weise) Hein­rich Lübke zugeschrieben wird.
    Ich weiss nicht ob das ein Einzelfall war, eine Suche nach dem Wort ergab nichts.
    Über einen amerikanis­chen Poli­tik­er gibt es noch etwas. Ein japanis­ches Wort, ent­standen nach einem Vor­fall 1992, als sich George H.W. Bush bei einem Aben­dessen mit dem japanis­chen Pre­mier­min­is­ter erbrechen musste. Es fand Ein­gang ins Japanis­che als “Bushu-suru”, was etwa “Bushen” oder “den Bush machen” bedeutet.
    Inter­es­sant sind aber auch die Fälle in denen es auch bei nicht-Poli­tik­ern auftritt. Außer dem bere­its genan­nten boy­cottieren (das es in mehreren Sprachen zum all­ge­mein gebräuch­lichen Aus­druck gebracht hat) fall­en mir da ger­ade fol­gende ein:
    — (engl.) “to west­ing­house”: Ein von Edi­son geprägter Aus­druck für das Hin­richt­en auf dem Elek­trischen Stuhl, das seinen Konkur­renten West­ing­house und dessen Fir­ma dif­famieren sollte.
    — “feld­buscheln”: schlecht­es Deutsch sprechen, im Stil von Verona Feldbusch.
    Gruß
    Aginor

  19. NörglerIn

    @Dierk, impala
    Mein alter Wahrig beze­ich­net pieken als „nord­dt.“ und ver­weist auf das Wort Pike (von frz. pique), äußert sich aber nicht zu der unter­schiedlichen Schreibung.
    Duden.de beze­ich­net piken dage­gen als Neben­form von pick­en. Pick­en beze­ich­net er wiederum als „wohl laut­mal­end“ (vom Geräusch pick­ender Vögel).
    Die Ableitung des Duden erscheint mir wenig überzeu­gend. Wie der Wahrig piken/pieken von Pike abzuleit­en, überzeugt mich schon eher. Damit würde die Schrei­bung des Duden ja auch gerechtfertigt.
    Wieder ein­mal sehe ich meine all­ge­meine Skep­sis gegenüber vie­len ety­mol­o­gis­chen Ableitun­gen bestätigt.
    Übri­gens sagt Duden.de zu piken noch: „Dieses Wort wird oft falsch geschrieben.“ Höchst­wahrschein­lich meint er damit eben die Schrei­bung pieken. Sein Link zu ein­er „Liste der rechtschreib­lich schwieri­gen Wörter“ führt lei­der auf eine leere Seite.
    Neben­bei fällt mir noch auf, daß nach dem Duden das Wort Pik (im Sinne von einen Pik auf jmd. haben) mit langem i aus­ge­sprochen wer­den soll. Ich habe das Wort aber immer mit kurzem i aus­ge­sprochen und auch nur so gehört. Der Duden gibt ja auch die Alter­na­tivschrei­bung Pick an, die mein Wahrig wiederum nicht ken­nt. Ist das vielle­icht ein Unter­schied zwis­chen Nord- und Süd­deutsch­land? Ken­nt jemand die Aussprache mit langem i?

  20. impala

    Ich habe die Redewen­dung noch nie gehört, würde sie aber mit langem i vor­lesen. Das ist aber dann natür­lich eher eine spelling pro­nun­ci­a­tion, die ich vom Karten­spiel-Pik ableite. Ich kann übri­gens gut damit leben, dass ich laut Duden pieken ohne e schreiben müsste. Ich gehe aber auch mal davon aus, dass das Wort ety­mol­o­gisch auf das franzö­sis­che pique zurückgeht.

  21. BJ

    Hans Sarpei
    Ger­ade auf Hans Sarpeis (Fußball­spiel­er von Schalke 04) Face­book­seite gelesen:
    “4:1 Sieg in Köln! Gle­ich erst­mal ein paar Fre­un­den aus Köln die Mail­box zuwulf­fen ;)” http://de-de.facebook.com/HansSarpei
    Nur als Hin­weis darauf, dass auch Nicht-Jour­nal­is­ten “wulf­fen” bzw. “die Mail­box zuwulf­fen” ver­wen­den. Ob sich das nun aus­bre­it­et, ver­mag ich nicht zu beurteilen.
    Abge­se­hen davon, würde die Tat­sache, dass diese Ver­ben über­wiegend von Jour­nal­is­ten gebildet und benutzt wer­den, das Phänomen meines Eracht­ens nicht weniger inter­es­sant machen.

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