Ab und zu fehlen selbst den eloquentesten Mitgliedern einer Sprachgemeinschaft die Worte — dann nämlich, wenn deren Sprache für einen bestimmten Sachverhalt schlicht kein Wort bereitstellt. In der Sprachwissenschaft spricht man hier allgemein von lacunae, oder, weniger latinisiert, von „lexikalischen Lücken“.
Interessant sind diese Lücken natürlich nur dann, wenn ein Wort für einen an sich bekannten Sachverhalt fehlt, und nicht dann, wenn ein Wort fehlt, weil das zu Bezeichnende selbst unbekannt ist. Das Deutsche hatte bis in die 1990er Jahre kein Wort für Sushi, aber weil niemand das damit bezeichnete Gericht überhaupt kannte, fehlte das Wort ja nicht im eigentlichen Sinne. Man könnte also etwas präziser von „Versprachlichungslücken“ sprechen (aber das ist eine Eigenkreation, kein anerkannter Fachbegriff).
Bei solchen Versprachlichungslücken wiederum lassen sich zwei Fälle unterscheiden. Zunächst gibt es systematische Lücken, die sich daraus ergeben, dass es für erwartbare Kombinationen von Bedeutungsmerkmalen kein Wort gibt (die Semantikerin Adrienne Lehrer spricht hier von „Matrixlücken“ (matrix gaps). Zum Beispiel gibt es zu dem Adjektiv hungrig auch das Adjektiv satt, dessen Bedeutung etwa „nicht hungrig“ ist; zu dem Adjektiv durstig gibt es aber kein Adjektiv mit der Bedeutung „nicht durstig“ — eine Matrixlücke, die sogar die Dudenredaktion zu Verzweiflungstaten getrieben hat. Ein ähnlicher Fall ist das Wort Eltern dessen Bedeutung eine Kombination der Bedeutungen der Wörter Vater und Mutter ist; es gibt aber kein Wort, dass die Bedeutungen von Onkel und Tante kombiniert.
Neben solchen systematischen Lücken gibt es aber auch unsystematische Lücken, die sich nicht aus der Tatsache ergeben, dass im Sprachsystem selbst angelegte Bedeutungskombinationen ohne Worte sind, sondern daraus, dass komplexere Sachverhalte unversprachlicht bleiben. Aus einem sprachwissenschaftlichen Lehrbuch — ich weiß leider nicht mehr, aus welchem — erinnere ich mich an das Beispiel „Geruch einer Wiese nach einem Frühlingsregen“. Obwohl viele Mitglieder der deutschen Sprachgemeinschaft diesen Geruch kennen, gibt es kein Wort dafür, sondern nur eine Umschreibung.
In der Sprachwissenschaft spielen lexikalische Lücken keine sehr zentrale Rolle, aber es gibt eine gewisse literarische Tradition, solche Lücken zu finden und zu füllen. Interessanterweise konzentrieren diese Versuche sich immer auf die unsystematischen Lücken, wahrscheinlich, weil das Durchexerzieren von semantischen Merkmalskombinationen für die Allgemeinheit wenig Unterhaltungswert bietet.
Ein solcher Versuch mit einem ernsthaften Hintergrund ist zum Beispiel die Kunstsprache Láadan der amerikanischen Sprachwissenschaftlerin, Feministin und Science-Fiction-Autorin Suzette Haden Elgin. Das Vokabular dieser Sprache, die in Elgins Roman Native Tongue eine zentrale Rolle spielt, soll eine spezifisch weibliche Weltsicht versprachlichen. Ein paar Beispiele (meine Übersetzung):
doóledosh Schmerz oder Verlust, der erleichternd wirkt, weil er die Erwartung seines Kommens beendet
zhaláad das Aufgeben einer liebgwonnenen/tröstlichen/vertrauten Illusion oder Perspektive
raduth nicht-verwenden, jemanden absichtlich von jeder nützlichen Funktion entbinden, z.B. durch erzwungenen Ruhestand oder wenn ein Mensch als Spielzeug oder Haustier gehalten wird
Der wohl bekannteste Versuch, Versprachlichungslücken zu füllen, dürfte Douglas Adams’ und John Lloyds The Deeper Meaning of Liff sein. Den beiden Autoren gelingt es tatsächlich, hunderte von Dingen und Situationen zu finden, die man sofort als wiederkehrendes Bedeutungsschema erkennt, für die es aber kein Wort gibt. Für die Versprachlichung dieser Konzepte verwenden die Autoren dabei Ortsnamen, die nach ihrer Meinung bis dato nur nutzlos „auf Schildern herumgelungert haben, die auf Orte zeigen“. Ein paar Beispiele (ich zitiere hier aus dem Original, es gibt auch eine deutsche Adaption, die ich aber nicht kenne):
nad (n.) Measure defined as the distance between a driver’s outstretched fingertips and the ticket machine in an automatic car-park. 1 nad = 18.4 cm. („Maß für die Entfernung zwischen der ausgestreckten Hand des Fahrers und dem Parkkartenautomaten (an der Schranke) eines Parkplatzes (oder ‑hauses). 1 Nad = 18,4 cm.“)
nybster (n.) The sort of person who takes the lift to travel one floor. („jemand, der den Fahrstuhl benutzt, um ein Stockwerk höher oder tiefer zu gelangen“)
ozark (n.) One who offers to help just after all the work has been done. („jemand, der genau in dem Moment seine Hilfe anbietet, wo alles erledigt ist“)
Obwohl Adams und Lloyd nicht ernsthaft vorhatten, neue Wörter zu schaffen, wären viele ihrer Vorschläge wohl tatsächlich nützliche Ergänzungen des Wortschatzes. Auf jeden Fall regen sie zum Nachdenken darüber an, warum wir für manche Konzepte Wörter haben, für andere, ebenso vertraute und häufige Konzepte aber nicht.
In dieser Tradition sehe ich auch Sascha Lobos gerade erschienenes Buch Wortschatz. 689 neue Worte für alle Lebenslagen. Auch Lobo versucht, vertraute Konzepte des Alltags (oder der „modernen Lebenswelt“, wie es der Klappentext beschreibt) zu finden und zu versprachlichen. Für die Versprachlichung verwendet er allerdings keine Ortsnamen, sondern hauptsächlich Misch- oder Kofferwörter (in der deutschen Sprachwissenschaft häufig mit dem unglücklich gewählten Begriff Kontamination bezeichnet), bei dem zwei in ihrer Lautstruktur überlappende Wörter zusammengezogen werden und sich ihren Bedeutungen eine neue Gesamtbedeutung ergibt. Ein Beispiel für ein Kofferwort im alltäglichen Sprachgebrauch ist Ostalgie „Sehnsucht nach (bestimmten Lebensformen) der DDR“ (duden.de) aus Ost + Nostalgie.
Ein paar Beispiele aus Lobos Wortschatz:
Praktivitäten Sammelbegriff für diejenigen Arbeiten, die durch Praktikanten ausgeführt werden, also alle Tätigkeiten außer Dienstreisen.
Tränung Eine sehr schmerzhafte und tränenintensive Trennung. Nicht selten ist des einen Partners Trennung des anderen Partners Tränung.
Ausgayen Als heterosexueller Mensch dem Trend folgend in schwule Lokale gehen und dabei die Schwulen nach und nach vertreiben. Funktioniert auch mit ganzen Stadtteilen.
Unter den 689 Wörtern finden sich aber auch ein paar Beispiele, die tatsächlich systematische Versprachlichungslücken füllen. Zum Beispiel, in dem sie regelhaft ein Antonym zu einem existierenden Wort bilden, wie in den folgenden Beispielen:
Tändeln Sein Leben sinnvoll und statthaft führen. Gegenteil von vertändeln.
Gemutter Wenn es den Gevatter gibt, ist schon aus Gründen der Gleichberechtigung nicht einzusehen, warum es keine Gemutter geben soll. Bedeutung gemäß dem Vorbild (Beispiel: Gevatter Tod, Gemutter Natur, auch: Zeugemutter).
Zu tändeln ist anzumerken, dass es ein Wort mit dieser Form natürlich schon gibt, allerdings mit der Bedeutung „etwas mehr in spielerisch-leichter als in ernsthafter Weise tun, ausführen“ (duden.de) — Lobo leitet seine Bedeutung ab, indem er für das Präfix ver- die Bedeutung „eine Person [macht] etwas falsch, verkehrt“ voraussetzt, während das Verb vertändeln tatsächlich mit der Präfixbedeutung „eine Sache [wird] durch etwas (ein Tun) beseitigt, verbraucht“ aus tändeln abgeleitet ist (vgl. die mindestens acht Bedeutungen von ver-, die duden.de nennt.
Ein anderes Beispiel für das Füllen einer systematischen Versprachlichungslücke ist das folgende:
Tant, Onke Die noch fehlenden, sprachlogischen Fabilienbegriffe. Tante bezeichnet die Schwester eines Elternteils, Onkel den Bruder. Der Tant ist der Mann der Tante, die Onke ist die Frau des Onkels. Das befremdliche, diskriminierende Wörtchen „angeheiratet“ hat ausgedient, endlich kommt die lange fehlende Klarheit in die verbale Familienlogik. Falls es so ein Wort wie „Familienlogik“ überhaupt gibt.
Hier ist anzumerken, dass es tatsächlich Sprachen gibt, in denen die Geschwister der Eltern anders bezeichnet werden als die Ehepartner der Geschwister der Eltern — dabei wird normalerweise noch zusätzlich zwischen den Geschwistern des Vaters und denen der Mutter unterschieden (z.B. im Hindi und im Mandarin).
Da wir Sprachwissenschaftler uns hartnäckig weigern, neue Wörter zu erfinden, muss hier eben (wie so oft) Sascha Lobo einspringen. Er macht seine Sache (wie so oft) sehr gut, und da bald Weihnachten ist, und der eine oder andere vielleicht noch ein preiswertes aber vergnügliches Geschenk sucht, spreche ich hier einfach mal eine Kaufempfehlung aus (bitte „Full Disclosure“ unten beachten).
Sascha Lobo/NEON
Wortschatz. 698 Wörter für alle Lebenslagen
Rohwolt, 2011
€ 8,99 (D), 9,30 (A)
Weiterführende Informationen
- Suzett Haden Elgins Láadan wird erstmals in The Native Tongue erwähnt, einem der besten Science-Fiction-Romane überhaupt (der Roman ist 1984 erschienen und wurde 2000 in einer sehr schönen Ausgabe von Feminist Press neu aufgelegt; ins Deutsche wurde der Titel 1990 vom Heyne-Verlag sehr unschön mit Amerika der Männer übersetzt, die Übersetzung ist aber inzwischen vergriffen). Láadan wurde danach ernsthaft weiterentwickelt, unter http://www.laadanlanguage.org/ finden sich weitere Informationen
- Douglas Adams und John Lloyds The Meaning of Liff erschien 1983 und wurde 1990 in erweiterter Fassung als The Deeper Meaning of Liff (Pan Books) neu aufgelegt. Eine deutsche Adaption von Sven Böttcher erschien 1992 unter dem Titel Der tiefere Sinn des Labenz (Langenscheidt Heyne).
- Sascha Lobos Buch Wortschatz steht in irgendeiner, für mich nicht im Detail durchschaubarer Beziehung zu der Neon-Kolumne gleichen Namens. Mehr dazu hier: http://www.neon.de/wettbewerb/505
[Hinweis für Kommentator/innen: Dies ist ein Beitrag über lexikalische Lücken. Diskussionsbeiträge ohne Bezug auf solche Lücken oder wenigstens auf Wörter und ihre Bedeutungen werden gelöscht.]
[Full disclosure: Ich habe keinerlei finanzielle oder sonstige vertragliche Verbindungen zu den genannten Autor/innen oder den Verlagen der Bücher. Alle genannten Bücher habe ich regulär im Buchhandel erworben, habe also keine kostenlosen Rezensionsexemplare angefordert oder erhalten. Douglas Adams habe ich leider nie persönlich kennen gelernt, Suzette Haden Elgin kenne ich sehr entfernt aus lange zurückliegenden professionellen Zusammenhängen. Mit Sascha Lobo bin ich auf diversen sozialen Netzwerken verknüpft.]
[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Version enthält möglicherweise Korrekturen und Aktualisierungen. Auch die Kommentare wurden möglicherweise nicht vollständig übernommen.]
Tand
Meine erste Assoziation zu Tant und Onke war ja eigentlich Tand. Ich fände “Ong” als neues Wort für den Tand, den man von einem Onkel geschenkt bekommt, auch gut 🙂
Tant, Onke
Wären nicht die Worte Schwiegeronkel und Schwiegertante passender?
Nichtmögen
Mir ist mal eine lexikalische Lücke aufgefallen: Man kann kaum ohne umständliche Umschreibungen zwischen „nicht mögen“ und „nichtmögen“ unterscheiden.
„Ich mag x“ ist eindeutig: x gefällt mir, schmeckt mir oder ist mir sympathisch, je nachdem, wofür x steht.
„Ich mag x nicht“ dagegen kann mindestens zwei Bedeutungen haben: 1. Mir gefällt/schmeckt x nicht, mir ist x unsympathisch, ich lehne x also ab. 2. Mir ist x ziemlich egal, ich mag x nicht aktiv, mag es aber auch nicht ausdrücklich nicht. (Das ist die Unterscheidung, ob ich Spinat nicht besonders mag, aber ohne Probleme esse, oder ob ich Spinat so eklig finde, dass ich lieber hungere als welchen zu essen.) Die Formulierung „Ich mag x nicht“ gibt nicht her, welche dieser Bedeutungen gemeint ist.
Gelegentlich wäre es nützlich, diese Unterscheidung einfach ausdrücken zu können.
Bei lieben und hassen geht es anders: „Ich liebe x“ ist eindeutig, „ich hasse x“ auch (entspricht der ersten Bedeutung von „Ich mag x nicht“). Dann gibt es noch „ich liebe x nicht“ und „ich hasse x nicht“. Ich bin mir nicht sicher, ob diese beiden Aussagen dasselbe bedeuten. Wahrscheinlich schon, der Unterschied dürfte hauptsächlich im Blickwinkel liegen – man betont, ob man x nicht liebt oder nicht hasst, schließt das jeweils andere aber nicht ausdrücklich aus.
Also, ich fände ein Wort in der Bedeutung „nichtmögen“ praktisch…
The Deeper Meaning of Liff
Nur weil im Text die deutsche “Übersetzung” (vielleicht besser: Nachdichtung) angesprochen wurde: die kann man sich schenken. Der Übersetzer hat m.E. das Prinzip der willkürlichen Bedeutungszuordnung nicht verstanden und stellt gerne lautlich oder lautmalerisch motivierte Zusammenhänge her, die der anarchischen Fabulierlust des Originals überhaupt nicht gerecht werden, was die Sache für meinen Geschmack sehr witzlos macht.
Solche Lückenfüller kann man auch für Lücken erfinden, die es real gar nicht gibt.
Beim Lesen musste ich an einen alten Witz denken, der “ein Kohl” definiert als den Abstand zwischen zwei Fettnäpfchen (in Anspielung auf den Altkanzler).
Für den Geruch der Erde nach Regen gibt es ein Wort: Petrichor — http://en.wikipedia.org/wiki/Petrichor
The word is constructed from Greek, petra, meaning stone + ichor, the fluid that flows in the veins of the gods in Greek mythology.
Die Konstruktion ist hinreichend generisch, um sie auch im Deutschen verwenden zu können, ohne einen Anglizismus einzuführen, denke ich.
Sitt
Hehe, “Kurz und bündig: “Sitt” hat gewonnen.” behauptet der Spiegel da. Also, ich habe eher den Eindruck, dass “Sitt” so verloren hat wie man es nur kann (^__^)
Da fällt mir ein, ist nicht auch das fehlende Gegenteil von “Schwachsinn” eine Matrixlücke? Ich schlage dann halt mal “Starksinn” vor; der Duden/Lipton Contest gehört aber definitiv nicht in diese neu zu schaffende Kategorie (^_~)
Es muß auch ein Buch geben…
…in dem Begriffe aus verschiedenen Sprachen gesammelt sind, die es angeblich nur jeweils in einer Sprache gibt und die etwas “Typisches” aus der jeweiligen Kultur beschreiben sollen. Aus dem Deutschen wird “betriebsblind” aufgeführt. (Ich habe nur einmal eine Rezension gelesen und Titel/Autor wieder vergessen, aber es war wohl eine Übersetzung aus dem Englischen)
Fundort für neue Wörter: Berufssprachen
Berufssprachen sind doch eine alte, vielgenutzte Quelle für Bezeichnungen, die man sonst vermisst: Den Achtender aus der Jägersprache für einen gelungenen Aufriss oder spurlaut (für Hunde, die bellen, wenn sie eine Waidspur sehen) lässt sich gewiss auch in anderen Bereichen verwenden. Natürlich ist die Jägersprache heute nicht mehr angesagt, dafür aber der Netzjargon. LOL, Pseudo-HTML und Asterisken sind allerdings mehr der Schriftsprache vorbehalten.
Katachresen
Neben Kofferwörtern und Wortspielen sind vor allem auch Katachresen (also Metaphern für etwas, das keinen wörtlichen Ausdruck hat) eine sehr beliebte und wirkungsvolle Methode bisher Unbenanntes zu benennen.
Unser Wortschatz ist voll davon, z.b. Motorhaube, Dachstuhl, Tischbein – selbst das Wort Kofferwort ist eine solche Katachrese.
Oft bemerken wir sie nicht mehr als Metaphern, weil sie ja zur eigentlichen Bezeichnung werden. Auffällig werden sie meist nur, wenn sie neu entstehen.
Dies ist natürlich bei technischen Innovationen oft der Fall wie z.b. im Internet, wo wir von webs, streams, clouds, torrents, etc sprechen. Aber auch im Bereich der Politik und der Finanzwirtschaft entstehen gern solche Katachresen, wie z.B. Rettungsschirme oder Steuerpakete.
Neben den oben vorgestellten literarischen Versuchen sind die Sprachspiele des Alltags oft sehr erfinderisch darin, Lücken zu stopfen, die das Leben ständig in ihr Gewebe reißt…
wir
Mir fällt manchmal so eine Lücke auf, wenn ich zwischen “wir (Gesprächspartner eingeschlossen)” und “wir (Gesprächspartner nicht eingeschlossen)” unterscheiden muss.
Außerdem bräuchte ich noch ein Wort für “Jemanden, der von hinten toll aussieht, den man aber lieber nicht ins Gesicht gesehen hätte”:-P
Freund/Freundin
“Freund” und “Freundin” bräuchte differenziertere Begriffe auf deutsch, im Sinne von “friend” und “girlfriend”/“boyfriend”.
Was es auf deutsch auch nicht gibt ist das spanische “amigo con derecho” bzw. englisch “friend with benefits”
@ohne
Ein Wort fuer letzteres Phaenomen gibt es schon, “Butterface”. 😀 (But her face…)
http://www.urbandictionary.com/…?term=butterface
Fuer die maennlichen unter ihnen gibt es laut dieser “Quelle” die Bezeichnung Butterface Boy.
Fuer Substantive sind wir im Deutschen doch gerade mit der Moeglichkeit der Zusammensetzung gesegnet.
Ein “nybster” waere sowas wie ein “Einstockwerksfahrer” oder verkuerzt, ein “Einstocker”!? 🙂
Wie heissen eigentlich die Leute, die den Fahrstuhl rufen, danach aber weggehen und die Aufzugsinsassen voellig unoetig in dem Stockwerk anhalten lassen?
“Durchfahrtsblockierer”, “Dufablos”? 🙂
Die Leute, die unnoetigerweise im Vorbeigehen Fussgaengerampeln betaetigen, fallen auch darunter.
PS: Ich warte auf den Tag, an dem der Duden eine gesonderte Bedeutung von “zweiundvierzig” auflistet, die nichts mit der Zahl zu tun hat und uns allen bekannt sein sollte.
Vollen
Vollen: Neue Worte erfinden, um vermeintliche lexikalische Lücken (Synonym lL) zu schließen und weitere Bedeutungsredundanzen (auch eine lL) zu schaffen.
Aus Spaß, ok.
Für den täglichen Gebrauch könnte ich auch glatt auf satt verzichten und nicht hungrig oder habe gegessen benutzen. Dann müßte ich nicht so viele WörterWorte lernen.
Gruß
Lacuna
Versprachlichungslücke halte ich für keine wirklich gelungene Kreation, um die Versprachlichungslücke der lacunae zu füllen. Allerdings bin ich vermutlich befangen, weil ich selbst vor Jahren hierfür den Begriff “Sprachloch” vorgeschlagen habe.
http://blogs.taz.de/…istik/kategorie/sprachloch/
Lacunae hat allerdings den grossen Vorteil, dass man dazu sowohl ein Adjektiv als auch ein Verb bilden kann. Wer versucht, Sprachlöcher zu füllen, handelt lakunisch oder lakuniert.
Geruch einer Wiese
In Ingo Plags “Word formation in English” kommt die Diskussion auf das Konzept “the smell of fresh rain in a forest in the fall”, Seite 7. Kein Frühling, keine Wiese, aber nah dran, oder?
Onke ist mir lautlich ein bisschen zu nah an der Unke, weswegen ich das Wort etwas unglücklich finde.
Ein schönes Äquivalent zu Butterface gibt es im Deutschen leider wirklich nicht. Begriffe wie Gesichtskirmes oder Gesichtselfmeter sind jedenfalls zu offensichtlich beleidigend und implizieren leider auch nicht, dass der Rest gut aussieht.
Es ist außerdem interessant, dass wir für friend with benefits keine deutsche Entsprechung haben, für das vulgärere fuck buddies allerdings schon.
Wie riecht’s denn hier?
Für Gerüche haben wir generell wenige eigene Worte. Geschmack unterscheidet süß sauer bitter salzig, bei Gerüchen? Kommt man meistens nur mit einem Vergleich weiter: “wie faule Eier”, “wie auf’m Weihnachtsmarkt”, wobei das ungeklärt lässt, ob gebrannte Mandeln oder Glühwein gemeint ist.
Hausfreund
@Martina & impala wegen des “friend with benefits”, für das es im Deutschen kein Wort gebe: zum einen würde ich sagen, dass “friend with benefits” ja kein Wort, sondern eine Wendung ist, und zum anderen fiele mir dazu der – wenn auch etwas veraltete – “Hausfreund” ein (http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=hausfreund).
Oder trifft’s das nicht?
Bezüglich der Verwandten: könnte man doch statt Tant und Onke auch die alten Bezeichnungen Oheim und Muhme wieder (neu) einführen…
Bei der Gesellschaft zur Stärkung der Verben beschäftigen wir uns (neben der Stärkung der Verben und manch anderem) mit dem Füllen systematischer Lücken, vor allem paradigmatischer Lücken, wie sie etwa von Kausativverben, Verneinungen ohne unverneinten Widerpart, Partizipien und reflexive Varianten von ansonsten ausgestorbenen Verben hinterlassen werden:
http://verben.texttheater.net/Wortschatz
Kleine Korrektur: “Der tiefere Sinn des Labenz” sieht zwar so aus, aber er ist m.W. nie bei Langenscheidt erschienen. Ich finde diese deutsche Version von “The Deeper Meaning of Liff” durchaus gelungen und betreibe auch hierzu eine wortschöpferische Fortsetzungswebsite:
http://labenz.texttheater.net
Es gibt keine lexikalischen Lücken
Ich möchte mal folgendes Argument in die Runde werfen: Und zwar halte ich sämtlich genannten Beispiele für ziemlich konstruiert. Wenn es sich um “echte” Lücke handeln würde, gäbe es auch einen entsprechenden “Lückenfüllungsbedarf” — d.h. es würde ein entsprechendes Wort “geschöpft” (im Sinne von “Wortschöpfung”), m.a.W.: dann würde es die Lücke (nicht mehr lange) geben.
Die genannten angeblichen Lücken deuten m.E. also vor allem auf den fehlenden Bedarf der Sprachgemeinschaft nach einer “Benennung im einem einzigen Wort” der betreffenden Sachverhalte/Konzepte/Begriffe hin.
Es wäre ja auch ziemlich unökonomisch, für jeden denkbaren Sachverhalt ein eigenständiges Wort zu bilden. Für alle “wichtigen”, “zentralen”, immer wieder benötigten Konzepte/Begriffe usw. existieren eigenständige Wörter; alles andere lässt sich umschreiben. Ich sehe da aber keine Lücken…
In diesem Sinne möchte ich Sie, Herr Sprachwissenschaftler, auch mal ganz genau beim Wort nehmen — etwas sprachliche Präzision darf man wohl erwarten — und insofern korrigieren: Und zwar schreiben Sie, “dass komplexere Sachverhalte unversprachlicht bleiben”. Das ist insofern nicht korrekt, da komplexere Sachverhalte (durch Umschreibung mittels Wortgruppe, Satz usw.) sehr wohl versprachlicht werden. Komplexere Sachverhalte werden also sehr wohl versprachlicht, wenn auch nicht in einem einzigen Wort.
Noch mal: Ich sehe die Relevanz der lexikalischen Lücke nicht so recht. Bzw. wieso soll das eine Lücke sein, dass es für den Schmutz unter dem Fingernagel, für das Sich-die-Zehen-Stoßen, für unterschiedliche Popelarten usw. keine extra Wörter gibt. Wahrscheinlich gibt es mehr solcher Lücken als Wörter?
Galt denn nicht…
… “der Stab, den man im Supermarkt auf das Fliessband legt, um die Grenze zwischen den Einkäufen zweier Kunden zu markieren” als Standardbeispiel für eine solche Lücke? Wundert mich grade, dass es in so vielen Kommentaren nicht vorkommt.
@ohno
DE: Radiogesicht
AT: Rundfunkgesicht
.
@ ohno, Ja, das ist ein Problem: http://www.iaas.uni-bremen.de/…/02/wir-sind-wir/
@ Detlef Guertler: Das „Sprachloch“ löst für mich nicht das Problem der Unterscheidung zwischen einer Lücke, die daher rührt, dass hier ein Konzept fehlt, und einer Lücke, die daher rührt, dass das Konzept vorhanden, aber nicht versprachlicht ist. „Sprachlöcher“ sind beide.
@ Martin Hilpert: Interessanter Hinweis, allerdings glaube ich, dass ich Plags „Word Formation“ nie in der Hand hatte. Vielleicht ist das so ein Standardbeispiel, das jeder von jedem abschreibt.
@ A.P. Der Unterschied zwischen systematischen und unsystematischen Lücken diskutiere ich im Text ebenso wie die Frage, was ich mit „unversprachlicht“ meine und die Möglichkeit, Sachverhalte zu umschreiben. Ob es einen Bedarf gibt, eine Lücke zu füllen, kann kaum ein Kriterium für die Entscheidung sein, ob es die Lücke überhaupt gibt.
friends with benefits / butterface
stromgeist:
Nein, friends with benefits bezeichnet konkret eine platonische Freundschaft, in der man ab und zu auch Sex hat. Das ist also anders als fuck buddies, also wenn man sich ausschließlich trifft, um Sex zu haben, aber sonst keinen Kontakt pflegt.
Ano Nym: Radiogesicht ist aber im Prinzip synonym mit Gesichtselfmeter. Damit beschreibt man jemanden, der ein besonders hässliches Gesicht hat. Damit wird keine Aussage über den Rest des Körpers gemacht. Das englische Wort Butterface bezeichnet aber Frauen, deren Körper als gutaussehend empfunden wird – vom Gesicht abgesehen (“I liked everything but her face” -> Butterface).
Familienlogik
Im Schwedischen ist die Familienlogik sehr elegant umgesetzt, sodass man den “Pfad” der Verwandtschaft direkt am Wort erkennen kann:
Ausgehend von den Basiswörtern Far (Vater), Mor (Mutter), Bror (Bruder) und Syster (Schwester) ergeben sich für die Großeltern Farfar, Farmor, Morfar und Mormor und für die Tanten und Onkel Faster, Farbror, Moster und Morbror.
Je nach dem, ob der Mutter oder des Vaters Mutter, Vater, Schwester oder Bruder gemeint ist, erspart es das eher umständliche “Mütterlicher/Väterlicherseits”.
Das ganze kann mit der gleichen Logik beliebig weiter geführt werden, ein Urgroßvater wäre zum Beispiel Farmorsfar der ein Onkel zweiten Grades wäre Morfarsbror.
Gesichtselfmeter und Gesichtskirmes ist nicht das selbe. Letzteres bezeichnet die lustigen Gesichtsspasmen die bei übermäßigem Amphetaminkonsum entstehen.
Da gehts dann auf und ab wie bei einer Kirmes.
Als deutsches Wort für Butterface würde ich Biergesicht vorschlagen :
aBer IhR Gesicht
Hat die nette Nebenbedeutung, dass man es sich schönsaufen kann^^
Busenwurth
@ A.S.
Wieder einmal ein erfreulich gut recherchierter origineller Beitrag von Ihnen.
Schade nur, dass Sie nicht die deutsche Übersetzung von Douglas Adams’ Wörterbuch der bisher unbenannten Gegenstände und Gefühle kennen, die ist nämlich nach meiner Auffassung mindestens ebenso gut wie die englische Originalfassung und enthält viele neue Begriffe, die schmerzliche Sprachlücken füllen könnte.
Z. B. gibt es darin den Begriff „Busenwurth“, ein Begriff, den Sie in Ihrem Beitrag „Der Mythos vom Tal zwischen den Brüsten“ gut hätten einbeziehen können.
friend with benefits
@stromgeist, impala
“friend with benefits”: Gibt es dafür auf deutsch nicht die Formulierung “Freunde mit gewissen Vorzügen”, abgekürzt “Freunde mit GV”?
Leider kann ich keinen Google-Beleg liefern, ich finde nur Referenzen auf den gleichnamigen Spielfilm. Im Film geht es übrigens genau um derartige Freundschaft.
Gibt es schon…
@ Drago Starcevic
“der Stab, den man im Supermarkt auf das Fliessband legt, um die Grenze zwischen den Einkäufen zweier Kunden zu markieren”
heißt: Warentrenner
Lücke gefüllt (wenn je vorhanden gewesen…)
Labenzweisheiten
Da es hier bisher gemischte Stimmen zur deutschen Version “Der tiefere Sinn des Labenz” von Douglas Adams Wörterbuch gibt, möchte ich darauf hinweisen, dass das englische Original in der deutschen Ausgabe ebenfalls enthalten ist. Man kann damit also eigentlich gar nichts falsch machen.
Mir persönlich gefällt übrigens auch die von amfenster kritisierte Herangehensweise des deutschen Autors Sven Böttcher. Man merkt, dass er sich viel Mühe damit gegeben hat. Für mich sind es im Prinzip zwei unterschiedliche Bücher zum gleichen Grundgedanken (und ja, zum Preis von einem… 😉
Der “Fabilienbegriff” ist wirklich eine lacuna. Vom pater familias et studiosorum?
Lücken oder keine Lücken
@A.S.:
“Ob es einen Bedarf gibt, eine Lücke zu füllen, kann kaum ein Kriterium für die Entscheidung sein, ob es die Lücke überhaupt gibt.”
Gut, das mag man für die systematischen Lücken vielleicht noch gelten lassen, aber in Bezug auf die unsystematischen Lücken bedeutete das, dass es für jedes/n Ding/Sachverhalt/Begriff, den ich mir ausdenke und den ein anderer ebenfalls kennt und für den/das es kein lexikalisiertes Wort gibt, eine Lücke konstatiere. Sorry, das ist mir aber ein bisschen zu unspefizisch. Dann gibt es vermutlich mehr unsystematische Lücken als Worte…
Zum Thema “Butterface”
Um das Niveau der Debatte endgültig auf Urban Dictionary Level zu heben, schlage ich jetzt mal als “von vorne unattraktives” Gegenstück zur “Sexbombe” die “Arschbombe” vor.
–* wegduck *–
Nkrumah Fubar:
Oh okay, dann ziehe ich den Gesichtskirmes-Teil meiner Aussage zurück. Ich kenne mich mit MDMA allerdings auch überhaupt nicht aus.
Nur dass man das englische but hier leider im Deutschen mit bis auf wiedergeben müsste.
Arbol:
Das scheint eine Lehnübersetzung aus dem Englischen zu sein, die ich persönlich allerdings noch nie gehört habe. “Freunde mit GV” würde ich auch nicht als “gewisse Vorzüge” interpretieren sondern als “Geschlechtsverkehr”, aber die Doppeldeutigkeit ist sicher beabsichtigt.
klappnase:
Sie wissen aber schon, dass das Wort Arschbombe bereits existiert, oder? Oder übersehe ich gerade die Ironie?
@A.S.
Eine genauerer Ausdruck wäre wohl „Verwortlichungslücke“, einfacher noch „Wortlücke“ anstelle von „Versprachlichungslücke“. Eine Wortlücke kann doch überhaupt nur bezeichnet werden, indem man sie versprachlicht.
Der Begriff der „systematischen Lücke“ kommt mir sehr schwammig vor. Wer oder was entscheidet darüber, was „erwartbar“ ist? Was sind „Kombinationen“? Bei hungrig — satt ist damit anscheinend ein Gegensatzpaar, bei Onkeln und Tanten eher ein Oberbegriff gemeint. Was fällt noch darunter? Was schließlich sind „Bedeutungsmerkmale“?
Was sind „im Sprachsystem selbst angelegte Bedeutungskombinationen“? Was heißt „Sprachsystem“? Wenn es in einer Sprache ein Wort für ewas gibt, kann man sich natürlich fragen, ob es dafür vielleicht ein Antonym gibt; und wenn es inhaltlich verwandte Wortpaare gibt, mag man sich fragen, ob es ein Wort für den Oberbegriff gibt. Ist das gemeint? Was hat das aber mit einem „Sprachsystem“ zu tun?
Das ist wohl eine Untertreibung. Jedenfalls wundert es mich nicht. Es mag ja eine begrenzte Zeit lang Spaß machen, sich Phantasiewörter auszudenken. Vielen macht es gelegentlich auch Spaß, Scrabble zu spielen.
Das mag ein „ernsthafter Hintergrund“ sein für die, die an Humboldt-Sapir-Whorf glauben. Kaum für andere.
Dem stimme ich durchaus zu. Fangen wir doch endlich damit an. A.P. hat ja verdienstvollerweise schon eine erste These aufgestellt:
Was sagt denn nun die Sprachwissenschaft dazu?
@A.S.
Eine genauerer Ausdruck wäre wohl „Verwortlichungslücke“, einfacher noch „Wortlücke“ anstelle von „Versprachlichungslücke“. Eine Wortlücke kann doch überhaupt nur bezeichnet werden, indem man sie versprachlicht.
Der Begriff der „systematischen Lücke“ kommt mir sehr schwammig vor. Wer oder was entscheidet darüber, was „erwartbar“ ist? Was sind „Kombinationen“? Bei hungrig — satt ist damit anscheinend ein Gegensatzpaar, bei Onkeln und Tanten eher ein Oberbegriff gemeint. Was fällt noch darunter? Was schließlich sind „Bedeutungsmerkmale“?
Was sind „im Sprachsystem selbst angelegte Bedeutungskombinationen“? Was heißt „Sprachsystem“? Wenn es in einer Sprache ein Wort für ewas gibt, kann man sich natürlich fragen, ob es dafür vielleicht ein Antonym gibt; und wenn es inhaltlich verwandte Wortpaare gibt, mag man sich fragen, ob es ein Wort für den Oberbegriff gibt. Ist das gemeint? Was hat das aber mit einem „Sprachsystem“ zu tun?
Das ist wohl eine Untertreibung. Jedenfalls wundert es mich nicht. Es mag ja eine begrenzte Zeit lang Spaß machen, sich Phantasiewörter auszudenken. Vielen macht es gelegentlich auch Spaß, Scrabble zu spielen.
Das mag ein „ernsthafter Hintergrund“ sein für die, die an Humboldt-Sapir-Whorf glauben. Kaum für andere.
Dem stimme ich durchaus zu. Fangen wir doch endlich damit an. A.P. hat ja verdienstvollerweise schon eine erste These aufgestellt:
Was sagt denn nun die Sprachwissenschaft dazu?
Schon wieder zum thema Butterface
@impala:
Sie wissen aber schon, dass das Wort Arschbombe bereits existiert, oder? Oder übersehe ich gerade die Ironie?
Was soll ich da jetzt noch sagen, ausser: Ja! (^_~)
Aber andererseits: im Vergleich zu den anderen vorgeschlagenen Begriffen (Biergesicht, Gesichtselfmeter…) finde ich die “Arschbombe” für das beschriebene ein vergleichsweise zündendes Wort. Und ein schönes Wort kann doch auch problemlos zwei Bedeutungen vertragen, oder?
Und: (aber das soll jetzt bitte jemand mit Fachkenntnissen entscheiden) für mich als Laien sieht es so aus, als wäre, trotz der “offiziellen” Herkunft des “Butterface” aus “but-her-face” doch irgendwie auch noch der “Butt” bzw. das “Butt-face” darin enthalten, und diesem Umstand trägt “Arschbombe” doch wesentlich besser Rechnung, als z.B. “Biergesicht”, was doch eher entweder nach “Schnapsnase” oder allenfalls nach “schöngesoffen” klingt.
@gregor
das buch heißt “the meaning of tingo” von adam jacot de boinod.
http://www.amazon.de/…;qid=1322307969&sr=8–1
sehr amüsante aufzählung. allerdings kommt das buch in den kommentaren nicht allzu gut weg, und es ist ewig her, dass ich es gelesen habe, weswegen ich nicht einordnen kann, wie gut es tatsächlich ist.
Als eine schöne (Koffer-)Wortschöpfung möchte ich das von meinem damals dreijährigen Sohn geprägte Wort „Pipilaktisch“ vorstellen, welches bedeutet: „z.B. vor einer längeren Autofahrt noch einmal prophylaktisch auf die Toilette zu gehen, damit man nicht an der ersten Tankstelle schon wieder anhalten muss“ … und das sich sehr schnell in unserem Freundeskreis verbreitet hat.
Das Schöne daran finde ich, dass es eben nicht von einem erwachsenen Wortlückenfüller konstruiert wurde, sondern aus dem Mund eines Kindes, das die Erwachsenen reden gehört hat ‑und irgendwie verstanden hat, worum´s geht — einfach hervorgekommen ist.
…meine Mutter benutzt “persona grata” als Gegenstück zu “persona non grata” und “wirsch” als (positives!) Antonym zu “unwirsch”. Das macht die Kommunikation manchmal etwas verwirrend. 😉
Aber nochmals zum letzten Absatz: Hatten wir uns einer solchen Unterscheidung in der Deutschen Sprache nicht bereits entledigt, da offenbar nicht notwendig? Hatten wir nicht den “Oheim” lange nur als Bruder der Mutter verwendet?
butterface
Die Japaner haben, besser hatten auch mal ein Wort dafür: bakku-shan, aus dem englisch back und dem deutschen schön. Jemand der von hinten besser aussieht als von vorn.
Nach Angaben eines japanischen Online-Wörterbuchs für Umgangssprache http://zokugo-dict.com/26ha/back-schon.htm ist das Wort aber schon wieder ausgestorben, weil die deutsche Komponente in Vergessenheit geraten ist.
Im Japanischen werden andauernd neue Wörter erfunden (ein schönes ist baacoodo-atama, “Barcode-Kopf”, für jemanden der seine wenigen verbliebenen Haare quer über den Kopf kämmt), da müssen auf der Seite wohl auch wieder welche in Vergessenheit geraten.
Nein, das Wort ist nicht darin enthalten. Im Englischen bezeichnen buttface und butthead übrigens auch nicht jemanden mit einem besonders hässlichen Gesicht, sondern jemanden, der besonders dämlich ist.
Familienbezeichnungen
Wie till schon angedeutet hat, muss man für die differenzierten Personenbezeichnungen gar nicht so weit gehen, die finden sich in den skandinavischen Sprachen genauso.
Ich werd die dänischen jetzt nicht erneut anführen, da die deckungsgleich mit den schwedischen sind.
Wieder mal ein schöner Beitrag, danke!
1) Familenbezeichnungen 2) Piplaktisch
Nachdem im Artikel darauf hingewiesen wurde, dass z.B. im Hindi und im Mandarin zwischen den Geschwistern des Vaters und denen der Mutter unterschieden wird und in den Kommentaren, dass man so weit gar nicht gehen müsse, auch im Dänischen und Schwedischen etc., möchte ich ergänzen: Auch im Deutschen. Die noch im 19. Jahrhundert gebräuchlichen Wörter Oheim /Muhme bezeichneten ursprünglich Bruder und Schwester der Mutter. Dagegen hießen Bruder und Schwester des Vaters: Vetter und Base. Später erst wurden Vetter/Base für die Kinder der Onkel und Tanten verwendet und Oheim/Muhme unabhängig von väter-/mütterlicherseits.
Ein ganz tolles Wort finde ich “Pipilaktisch”. Nur: Ist es Verb oder ein Adverb oder gar ein Nomen? Wie lautet das im ganzen Satz?
Auch ich verwende manche Neuschöpfung meiner Tochter sehr gerne, z.B. das transitive beeilen: “Warum beeilst Du mich so?” Das enthält im Gegensatz zu “hetzen” oder “antreiben” keinen Vorwurf. Auch schön, wenn auch ziemlich kontruiert finde ich ihre Bezeichnung für die kleinen Geschenke, welche der Gastgeber eines Kindergeburtstags für die Gäste z.B. in Form von Preisen verteilt — ein Wort das man mit Kindern im entsprechenden Alter regelmäßig braucht: “Geburtstagsmannschaftsgeschenke”
Auffall
Schon lange wünsche ich mir einen “Auffall”.
Mir fällt etwas ein — habe einen “Einfall”
Mir fällt etwas auf — habe einen “Auffall”.
Du/Sie
Mir fehlt ständig ein neutrales Personalpronomen für die 2.Person; wenn ich mir der passenden Anrede nicht sicher bin, oder wenn ich mehrere Personen mit verschiedenem Status gleichzeitig ansprechen möchte.
Ich behelfe mir dann meist mit komplettem Verzicht auf persönliche Anreden, was formal auch nicht immer unproblematisch ist. Aus: “Möchten Sie Kaffee?”, wird dann etwa: “Wie wär’s mit Kaffee?”
Ist das eigentlich auch lakunisch — wenn der Bedarf nicht aus einem Mangel, sondern aus einem Überangebot resultiert?
Neutrales Personalpronomen
“Mir fehlt ständig ein neutrales Personalpronomen für die 2.Person; wenn ich mir [1] der passenden Anrede nicht sicher bin, oder wenn ich [2] mehrere Personen mit verschiedenem Status gleichzeitig ansprechen möchte.”
In der Schweiz kann man in beiden fällen die Leute “ihren” (ja, das Wort gibt es auch) — und im Fall [2] scheint mir das auf Deutsch auch ein gangbarer Weg zu sein, oder? “Ihr” an eine Gruppe ist doch wesentlich weniger aufdiepellerückerisch als “Du” an eine Einzelperson, würde ich sagen.
Die wichtigste Frage für mich:
Hat Herr Lobo Wörter für die drei mittleren Zehen? Ring‑, Mittel‑, und Zeigezeh als vorläufigen Behelf würde ich gerne ablegen.
Butterface
Wie wär’s denn mit “Besaufsgesicht”?
Das hätte drei Vorzüge: Es klingt wie “bis aufs Gesicht”, es ist geschlechtsneutral und es hat die “schönsaufen”-Konnotation.
fehlender zoologischer Fachbegriff
Ich schlage “Lope” als Sammelbegriff für alle Tiere, die keine Antilopen sind, vor.
Multillionen und Multilliarden
Obwohl systematische Lücken für die meisten eher uninteressant sind, so möchte ich doch einen kleinen Beitrag leisten:
Bei den Zahlwörtern auf “-illion”, den “Multillionen”, verzeichnen englische Wörterbücher keine Wörter zwischen “vigintillion” und “centillion”. Ich habe versucht diese (und viele weitere) Lücken zu füllen, Näheres unter:
http://de.wiktionary.org/…:IvanP/Zahlw%C3%B6rter
Zu den Zehen: Analog zu den Fingern kann man sie zwar “Zeigezeh”, “Mittelzeh” und “Ringzeh” nennen, davon passt aber nur “Mittelzeh”, denn mit einem “Zeigezeh” zeigt man nicht wirklich und den Ring setzt man wohl kaum auf den “Ringzeh”.
pipilaktisch
@phaeake
Ich habe es immer als Nomen verstanden: Ich mach Pipilaktisch …(analog zu “ich mache Pipi” ) .… jetzt macht jeder nochmal Pipilaktisch und dann fahren wir los..
meine Tochter, die Latein und Deutsch auf Lehramt studiert und natürlich in diesem Zusammenhang sich auch mit Linguistik beschäftigen muss,sagt, es sei ein Adverb: Ich mache / gehe / muss (wie?) pipilaktisch.…