For You, Verbohrt

Von Anatol Stefanowitsch

Deutsche Fir­men, die sich für englis­che (oder deutsch-englis­che) Fir­men­mot­tos und Werbeslo­gans entschei­den, kön­nten natür­lich ein­fach dazu ste­hen. Sie wer­den sich ja etwas dabei gedacht haben.

Nehmen wir zum Beispiel die Fir­ma Schleck­er, die mit dem Mot­to „FOR YOU. VOR ORT.“ von sich reden gemacht hat. Wenn denen jet­zt jemand einen empörten Brief schreiben würde, in dem die mögliche Rolle dieses harm­losen Wort­spiels bei einem endgülti­gen Unter­gang der deutschen Sprache ange­sprochen und eine sofor­tige Erset­zung des­sel­ben durch einen rein deutschen Werbe­spruch gefordert würde, kön­nte Schleck­er wie fol­gt antworten:

Vie­len Dank für Ihre Anfrage. Wir ver­ste­hen, dass nicht jed­er unseren deutsch-englis­chen Slo­gan mag, aber uns und unseren Kun­den gefällt er. Er ist einzi­gar­tig, er fällt auf, er bleibt im Gedächt­nis hän­gen — kurz, er erfüllt alle Anforderun­gen an ein präg­nantes Fir­men­mot­to. Die deutsche Sprache hat die Auf­nahme hun­dert­er von lateinis­ch­er, franzö­sis­ch­er und englis­ch­er Fremd­wörter glänzend über­standen, und wir glauben nicht, dass sie aus­gerech­net an diesem harm­losen Wort­spiel zugrunde gehen wird. [Hypo­thetis­ch­er Antwort­brief der Fa. Schlecker] 

Aber man muss natür­lich nicht zu seinen Slo­gans ste­hen. Man kön­nte beim Erhalt eines sprachkri­tis­chen Briefes auch sofort einknick­en, dem Brief­schreiber zus­tim­men, dass die Pflege der deutschen Sprache ein hohes gut ist, dass die eige­nen Kun­den aber lei­der zu dumm sind, um das einzuse­hen. Dass die Kun­den in ihrer Beschränk­theit eben auf deutsch-englis­chem Sprach­mis­chmasch beste­hen und man nicht umhin komme, ihnen genau das zu liefern. 

Die Fir­ma Schleck­er hat sich in Per­son des Leit­ers ihrer Unternehmen­skom­mu­nika­tion, Flo­ri­an Baum, M.A., für den zweit­en Weg entsch­ieden. In einem Schreiben, das die sprach­puris­tis­che Deutsche Sprach­welt auf ihrer Face­book-Seite veröf­fentlicht hat, offen­bart der zunächst seine Liebe zum gehobe­nen Sprachgebrauch:

Per­sön­lich kann ich das nachvol­lziehen, denn als Geis­teswis­senschaftler füh­le ich mich im pri­vat­en Sprachge­brauch der Stil­tugend der Latini­tas verpflichtet und sehe die Bestre­bun­gen des Vere­ins Deutsche Sprache mit großem Wohlwollen. 

Es reicht nicht, ein­fach Deutsch zu sprechen — nein, es muss eine Stil­tugend gepflegt wer­den, und zwar eine, die sich an der lateinis­chen Sprache ori­en­tiert (denn Latein ist natür­lich viel gebilde­ter als Englisch).

Aber lei­der ist Flo­ri­an Baum mit sein­er latinophilen Ader allein unter Sprachbanausen:

Schleck­er hat nach einem neuen Unternehmensmot­to gesucht. Dieses Mot­to sollte die durch­schnit­tlichen Schleck­er-Kun­den, die niederen bis mit­tleren Bil­dungsniveaus zuzuord­nen sind, ansprechen. […]

Der so zus­tande gekommene Vorschlag „FOR YOU. VOR ORT.“ machte am Ende vor allem deshalb das Ren­nen, weil er beim für unsere Haupt-Ziel­grup­pen repräsen­ta­tiv­en Test­pub­likum am besten abschnitt … [d]ie Ziel­gruppe unseres Werbe­spruchs sind auch nicht die vielle­icht 5% der Bevölkerung, zu denen Sie und Ihre Mitun­terze­ich­n­er gehören (näm­lich pro­movierte Akademik­er, Philolo­gen und andere reflek­tierte Sprachver­wen­der) – son­dern die übri­gen 95%.

In diese Belei­di­gung der sprach­lichen Reflek­tiertheit sein­er Kun­den flicht Baum zwis­chen­durch auch das ein, worauf er sich lieber hätte beschränken sollen, näm­lich ein klares Beken­nt­nis zum Fir­men­mot­to und dessen gewün­schtem Effekt:

Dies lag nicht zulet­zt daran, dass er durch sein pro­vokant kalauern­des Denglisch im Gedächt­nis hän­gen bleibt und gle­ichzeit­ig kon­tro­ver­sen Gesprächsstoff liefert. Mit ein­er rein deutschen, sprachrichti­gen For­mulierung wür­den diese Effek­te ver­loren gehen. […] Zweck eines Werbe­spruchs ist nicht, einen Beitrag zur Bere­icherung oder Rein­hal­tung der deutschen Sprache zu liefern […] Die Funk­tion eines Werbe­spruchs ist es, in [der] bre­it­en Masse der Bevölkerung nach­haltig pos­i­tive Aufmerk­samkeit zu erregen. 

Das ist natür­lich alles mehr oder weniger richtig, aber der Schaden war bere­its geschehen: Baum hat­te sich und den Brief­schreiber als Teil ein­er Sprache­lite dargestellt, die Kun­den seines Unternehmens aber als unge­bildete Sprachver­hun­z­er. Da half es nichts, dass das „Schleck­er Team“ sich schnell in die empörte Diskus­sion dieser elitären Phan­tastereien einschaltete:

Bevor hier jet­zt die Empörungswellen hochschla­gen: wir möcht­en nie­man­den kri­tisieren oder uns gar zu Wächtern des Bil­dungsniveaus in Deutsch­land auf­schwin­gen. Und selb­stver­ständlich freuen wir uns, wenn sich 95 Prozent der Deutschen von unserem neuen Mot­to FOR YOU. VOR ORT. ange­sprochen fühlen und bei uns einkaufen. Mit den übri­gen fünf Prozent führen wir gerne auch eine Debat­te dazu, inwieweit das Mot­to polar­isiert, oder ob sich unsere Sprache nicht schon seit tausenden Jahren immer wieder durch frische kul­turelle Ein­flüsse weit­er entwick­elt und neu erfun­den hat. Vielle­icht dür­fen wir diese Diskus­sion auch Debat­te ver­ste­hen, die jed­er mod­er­nen Gesellschaft weltweit gut zu Gesicht ste­ht: daran zu arbeit­en, dass sich das Bil­dungsniveau in allen gesellschaftlichen Grup­pen immer weit­er entwick­elt. [Kom­men­tar des „Schleck­er Team“ auf der Face­book-Seite der Deutschen Sprachwelt] 

Im Gegen­teil, dieser Kom­men­tar macht alles noch viel schlim­mer. Erstens behauptet er plöt­zlich, 95 Prozent der Deutschen wür­den sich vom Fir­men­mot­to ange­sprochen fühlen — dafür gibt es aber kein­er­lei Beleg. Zweit­ens wird die imag­inäre 5%-Elite des Flo­ri­an Baum nochein­mal bestätigt — nur mit dieser (aber nicht mit der bre­it­en Masse) sei man bere­it, über die Entwick­lung der deutschen Sprache zu sprechen. Außer­dem sei es natür­lich wichtig, am „Bil­dungsniveau“ der­jeni­gen zu arbeit­en, die an dieser Diskus­sion (noch?) nicht teil­nehmen können.

Wenn du dir eine Grube gegraben hast, möchte man dem „Schleck­er Team“ zurufen, hör doch auf, dich immer tiefer einzubud­deln! Es ist ja erfreulich, dass sich Schleck­er in eine Face­book-Diskus­sion ein­schal­tet, aber doch bitte mit ein­er klaren Entschuldigung für die unglück­lich gewählten For­mulierun­gen des Leit­ers der Unternehmenskommunikation.

Und wenn dann die nationale Presse die Geschichte auf­greift (Der West­en und die Finan­cial Times Deutsch­land)? Kommt man dann zur Ein­sicht, dass man sich ver­ran­nt hat?

Nein. Man haut dann im firmeneige­nen Blog nochein­mal kräftig in dieselbe Kerbe:

Der Vere­in für Sprach­pflege e. V. hat­te uns eine Anfrage zu unserem neuen Werbe­mot­to „For You. Vor Ort.“ geschickt. Darauf haben wir in einem per­sön­lichen Brief geant­wortet. Dieser Brief wurde nun in der Face­book-Gruppe der Zeitschrift „Deutsche Sprach­welt“ veröf­fentlicht mit der Über­schrift: „Schleck­er vertei­digt seinen Spruch „For You. Vor Ort.“ mit dem „niedri­gen Bil­dungsniveau“ sein­er Kun­den.“ Tun wir das? 

Ja, möchte man rufen, das tut ihr, und zwar schwarz auf weiß und für jeden nach­les­bar. Aber bei Schleck­er sieht man das ganz anders:

Nein, wir vertei­di­gen nicht unser Unternehmensmot­to. Wir haben uns bewusst auch deshalb für das Mot­to entsch­ieden weil es polar­isiert, weil sich Men­schen darüber aus­tauschen und weil es in Erin­nerung bleibt. Genau das ist die Ker­nauf­gabe eines Unternehmensmot­tos. […] Und ja, wir ste­hen zu diesem Motto […] 

Na gut, denkt man, ihr vertei­digt es nicht, aber ihr ste­ht dazu. Immer­hin. Aber was ist denn jet­zt mit der Bildung:

[…] wir ste­hen zu diesem Mot­to, wie wir auch zu ein­er unser­er wichtig­sten Ziel­grup­pen ste­hen: Men­schen mit ein­fachem bis mit­tlerem Bil­dungsniveau. Men­schen also, die ganz nor­mal einen Haupt- oder Realschu­la­b­schluss gemacht haben und heute in vielfälti­gen Berufen das Rück­grat unser­er Gesellschaft bilden – zum Beispiel als Handw­erk­er, Briefträger, Kranken­schwest­ern, Büroangestellte oder auch als Haus­frauen und ‑män­ner.

Fakt ist: Sie bilden die bre­ite Mehrheit in Deutsch­land – nach Angaben des Sta­tis­tis­chen Bun­de­samts mehr als 60 Prozent. Vor allem für sie gibt es Schleck­er – For You. Vor Ort.

Ach so! Eure Kun­den sind unge­bildet, und euer deutsch-englis­ches Fir­men­mot­to richtet sich an eure Kun­den, aber eur­er deutsch-englis­ches Fir­men­mot­to richtet sich nicht an eure Kun­den, weil sie unge­bildet sind. Das ist natür­lich etwas anderes. Wie kon­nte da bloß der Ein­druck entste­hen, dass ihr eure Kun­den für Idioten haltet?

Komisch, dass nie­man­dem bei Schleck­er aufge­fall­en ist, dass die eige­nen Kun­den so unge­bildet gar nicht sein kön­nen, wenn der Werbe­spruch tat­säch­lich wirken soll. Das Wort­spiel „FOR YOU. VOR ORT“ erfordert nicht nur Englis­chken­nt­nisse auf einem Niveau, das den Lateinken­nt­nis­sen des Flo­ri­an Baum ver­gle­ich­bar sein dürfte, son­dern auch eine gewisse sprach­liche Intel­li­genz, die deut­lich ober­halb der emo­tionalen Intel­li­genz der gesamten Abteilung Unternehmen­skom­mu­nika­tion der Fir­ma Schleck­er ange­siedelt ist.

Von mir heute deshalb ehrlich gemeinte Glück­wün­sche an die Deutsche Sprach­welt zu dieser genialen Demask­ierung sprachgestal­ter­isch­er Dop­pelzüngigkeit. Man kön­nte fast Sym­pa­thien für eure sprach­nör­g­lerische Agen­da entwickeln.

(Natür­lich nur fast.)

 

[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Ver­sion enthält möglicher­weise Kor­rek­turen und Aktu­al­isierun­gen. Auch die Kom­mentare wur­den möglicher­weise nicht voll­ständig übernommen.]

Dieser Beitrag wurde unter Altes Sprachlog abgelegt am von .

Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

51 Gedanken zu „For You, Verbohrt

  1. Andreas St

    Berlin­er Stadtreinigung
    Ich find den Spruch von Schleck­er eigentlich recht witzig, klingt halt sehr wie der alte Spruch der Berlin­er Stadtreini­gung: We kehr for you. Wobei der noch mehr Englis­chken­nt­nisse benötigt. Wie ich finde ist das übri­gens ein ziem­lich schlauer Weg, englis­che Slo­gans (oder wie man im Wer­ber­jar­gon sagt “Claims”) zu ver­wen­den — iro­nisch mit deutsch gemis­cht. Man wirkt gebildet und mondän (weswe­gen man ja über­haupt englisch spricht) aber auch boden­ständig und humor­voll. Das ist doch schon mal was. Angenehm find ich auch die Rewe Vari­ante: Claim auf deutsch, im gesun­genen Jingle/Song aber auf deutsch. Das passt zu Pop­musik und prägt sich gle­ich mehrfach ein (Jeden Tag ein biss­chen besser/A lit­tle bet­ter every day)

  2. Odysseus

    Desaster
    Wie wird man eigentlich Leit­er der Abteilung Unternehmen­skom­mu­nika­tion? Wird dafür nicht in erster Lin­ie auf die Fähigkeit geachtet, mit den Kun­den gekon­nt kom­mu­nizieren zu kön­nen? Anscheinend nicht.
    Wenn ein zwis­chen­men­schlich unbe­darfter Man­ag­er sich einen rhetorischen Faux­pas erlaubt oder ein Fil­ialleit­er Kun­den bepö­belt hätte, kön­nte ich das ja alles ver­ste­hen, aber wie ger­ade der Chefkom­mu­nizier­er vom Dienst das Unternehmen öffentlich in die Jauchegrube reit­et, lässt mich sprach­los. Die Unfähigkeit, es in den “Klarstel­lun­gen” auch nur ansatzweise bess­er zu machen, lässt ver­muten, dass man eine kom­plett neue PR-Abteilung (hui, das war jet­zt auch Denglisch, gemerkt?) braucht.
    Zugegeben, man erst­mal drin der­maßen sitzt, fällt es schw­er, den Fehler öffentlich einzuräu­men. Jet­zt ist nicht mehr viel zu ret­ten, ver­mut­lich ver­legt man sich aufs Aussitzen.

  3. ama

    So ganz stim­met diesem aber nich’!
    Ich muß jet­zt Fut­ter für den CO2-Kon­vert­er bunkern, deswe­gen nur kurz:
    Ein paar Punk­te sind schon richtig erkan­nt, dafür andere gar nicht — oder falsch inter­pretiert. Die Wahrheit liegt meist (ver)quer — und nicht in der Mitte*…
    (* und nicht mit Grab­stein, Grüße posthum an Stanis­law Jerzy Lec)

  4. Lars Fischer

    Ehrlich gesagt…
    … habe ich beim ersten Schreiben von Her­rn Baum noch gedacht, der will die Adres­sat­en hochnehmen.
    Ich mein, “der Latini­tas verpflichtet”? Ern­sthaft jetzt? ^^
    Offen­sichtlich ja. Ern­sthaft. Weia.

  5. Mark

    es polar­isiert.…
    Die Schleck­er-Aus­sagen sind doch wirk­lich etwas zweifelhaft.
    “Wir haben uns bewusst auch deshalb für das Mot­to entsch­ieden weil es polar­isiert, weil sich Men­schen darüber aus­tauschen und weil es in Erin­nerung bleibt.”
    Es polar­isiert aber nur in der Ziel­gruppe der Akademik­er (und der anderen Unterze­ich­n­er): also 5% des Mark­tes. –> dies ist jedoch nicht die Ziel­gruppe von Schlecker.
    Die anderen 95% (der Mark­tan­teil von Schleck­er ist in Real­ität natür­lich deut­lich geringer) ver­ste­hen um was geht. Deshalb kaufe ich wohl weit­er bei DM ein.

  6. Tasso

    Die halbe Welt…
    …lacht über uns:
    Früher:Ladentisch
    Heute: point of sale
    Früher: Verkäufer
    Heute: point of sales manager
    usw.usf.
    Ich glaube es gibt kein zweites Volk auf der Welt das seine eigene Sprache so verge­waltigt wie wir Deutschen.
    Aber seien wir froh das Schleck­er nicht noch kon­se­quenter war: “4U.Vor Ort.”
    In dem Sinne: “come in and find out” 😉

  7. Mats

    deutschen Sprache ein hohes gut ist 😀
    Aehm, muesste es nicht (in einem Sprachlog) ‘Gut’ heissen…

  8. Anton Maier

    @all
    Solche Ein­stel­lun­gen erk­lären auch die anderen Skan­dale und Skandälchen die Schleck­er verur­sacht. Wenn man so eine Ein­stel­lung hat ist man entwed­er gut­mütiger Unternehmenspa­tri­arch oder aus­beu­ter­isch­er Kap­i­tal­ist im naiv­en marx­is­tis­chen Sinne.

    Kein Wun­der, dass Schleck­er so gegen DM und Ross­mann nicht mehr anstinken kann.

  9. Gunnar

    cool
    “Dieses Mot­to sollte die durch­schnit­tlichen Schleck­er-Kun­den, die niederen bis mit­tleren Bil­dungsniveaus zuzuord­nen sind, ansprechen.”
    Hut ab vor der “stil­vollen”, um nicht zu agen unerträglich arro­gan­ten Art, wie Herr Baum in einem Neben­satz mal eben seine Kun­den belei­di­gen kann. Wer so von Standes­dünkel zer­fressen ist und das auch noch coram pub­li­co, der ist als Leit­er der Unternehmen­skom­mu­nika­tion wohl eine glat­te Fehlbesetzung.

  10. doncish

    Beware, cyn­i­cism inside
    Ver­ste­he die Aufre­gung nur bed­ingt. Wofür Schleck­er mit seinem Geschäftsmod­ell ste­ht, dürfte hin­länglich bekan­nt sein. Das bestäti­gen die Ver­laut­barun­gen ja auch (obwohl ver­mut­lich hier und da ‘Bil­dungsniveau’ und ‘Einkom­men­sniveau’ ver­wech­selt wur­den — kann ja mal vorkom­men). Es wird doch wohl kaum über­raschend sein, dass jemand, der dort in der Presseabteilung sitzt, andere Werte, Überzeu­gun­gen und Moti­va­tion­sla­gen mit­bringt, als jemand, der sich um die Presse- und Öffentlichkeit­sar­beit — sagen wir — der Mae­ce­na­ta Stiftung, dem CCC oder dem Par­itätis­chen küm­mert. Hal­lo, McFly, jemand zu Hause? Immer­hin hat der arme Mann mal Kom­mu­nika­tions- und Sozial­wis­senschaften studiert. Da wird er doch noch aus Selb­stschutz wenig­stens seine per­sön­liche Sichtweise kor­rek­tiv ein­brin­gen dür­fen? Dass er dieses Bedürf­nis ver­spürt, wer will es ihm verdenken?

  11. Daniel W.

    Das kommt davon…
    Das kommt davon, wenn man für Unternehmen­skom­mu­nika­tion und ins­beson­dere für Social Media vor­rangig auf gar nicht oder nur rudi­men­tär bezahlte Prak­tikan­ten auswe­icht. Jemand, der Kom­mu­nika­tion pro­fes­sionell betreibt, hätte niemals in dieser Form geant­wortet. Schön, wenn Schleck­er die Lohn­erspar­nis nun bin­nen kürzester Zeit x‑fach raushauen muss, um diesen Shit­storm halb­wegs unter Kon­trolle zu bekom­men. Denn man merkt, dass der Absender eher für sich sprach als nach irgendwelchen Leitlin­ien der Fir­ma. Dumm gelaufen…

  12. Dierk

    Lars, du siehst das, glaube ich, vol­lkom­men richtig, da wollte jemand toll iro­nisch sein. Wie so oft hat er dabei nicht Abstand zu sich und seinem Unternehmen hergestellt und sich selb­st nicht so Ernst genom­men, son­dern hat den anfra­gen­den Kun­den auf Dis­tanz geset­zt. Ja, da wird sich lustig gemacht, noch dazu auf eine nicht sehr nette Art.

  13. Stefan

    @Tasso
    Pics or it did­nt happen.
    Wo unsere tollen Sprachvertei­di­ger immer ihre Beispiele aus­graben (wenn sie denn schon nicht frei erfun­den sind), ist immer wieder eine Freude. Und vor allem dann den Sprachver­fall von 80 MILLIONEN Deutschen zu propagieren ist doch auch wohl mehr als gewagt. Aber es Ihnen geht doch gar nicht um die Sprache, es geht doch nur darum sich vom Poebel abzuset­zen wie es der feine Herr bei Schleck­er nun auch aus­ge­sprochen hat.

  14. Pum the Hung

    …völ­lig irrelevant
    Es ist doch völ­lig irrel­e­vant, was Schleck­er oder ein Vertreter schreiben, denn 95% wer­den es nicht lesen… 😉

  15. Sabine

    Der Herr Flo­ri­an Baum, M.A., kauft sein Scheuer­mit­tel garantiert nicht bei Schleck­er, son­dern bei Man­u­fac­tum. Wegen der Latinitas.

  16. Klausi

    Fol­gende Antwort (sin­ngemäß) hört man in solchen Fällen viel öfter:
    “Vie­len Dank für Ihre Anfrage, die wir sehr gut nachvol­lziehen kön­nen. Bedenken Sie aber bitte, dass Schleck­er sich als inter­na­tionales Unternehmen ver­ste­ht, das in vie­len europäis­chen und außereu­ropäis­chen Län­dern Fil­ialen unter­hält. Unsere Wer­bung muss deshalb entsprechend inter­na­tion­al aus­gerichtet, das heißt, auf Englisch ver­fasst sein. Darüber hin­aus kaufen auch in unseren deutschen Fil­ialen, vor allem in Bahn­hof­s­nähe, sehr viele aus­ländis­che Kun­den ein, die wir nicht alle in der jew­eili­gen Mut­ter­sprache ansprechen kön­nen. Mit dem ver­traulichen ‘For You’ kann sich der typ­is­che Schleck­erkunde über­all auf der Welt wie zuhause und als Teil der weltweit­en Schleck­erge­mein­schaft fühlen…”

  17. Ano Nym

    @Gunnar: ?

    Hut ab vor der “stil­vollen”, um nicht zu agen unerträglich arro­gan­ten Art, wie Herr Baum in einem Neben­satz mal eben seine Kun­den belei­di­gen kann.

    Worin liegt die Belei­di­gung? Haben Sie Dat­en, die die Aus­sage, dass die Schleck­er-Lun­den »niederen bis mit­tleren Bil­dungsniveaus« zuzuord­nen seien, falsifieren?
    Oder stört es Sie, dass jemand ein­er Per­so­n­en­gruppe mit niedrigem Bil­dungsniveau sagt, dass sie ein niedriges Bil­dungsniveau besitzt?
    Let­zteres kann man ja wohl nur dann als Belei­dung auf­fassen, wenn man meint, dass ein niedriges Bil­dungsniveau ein abw­er­tender Aus­druck bzw. das niedrige Niveau selb­st ein Makel ist, der keines­falls kom­mu­niziert wer­den darf.

  18. Paul

    Nur eine Frage
    Ist Latrini­tas ansteckend?
    Anson­sten: Für den Spruch muss sich doch kein­er entschuldigen, viel schlim­mer sind diese ewigen Lei­den­schafts-/ Leis­tungs-/ Lust­beken­nt­nisse in Unternehmen­sclaims, egal in welch­er Sprache sie vorge­bracht werden.

  19. Paul

    Nur eine Frage
    Ist Latrini­tas ansteckend?
    Anson­sten: Für den Spruch muss sich doch kein­er entschuldigen, viel schlim­mer sind diese ewigen Lei­den­schafts-/ Leis­tungs-/ Lust­beken­nt­nisse in Unternehmen­sclaims, egal in welch­er Sprache sie vorge­bracht werden.

  20. Helmut Wicht

    Wie sagte doch…
    …der Anatom zum Leich­nam, als er sich anschick­te, ihn mit For­mol-Lösung (Paraformalde­hyd) zu konservieren:
    “For you — Formol.”
    4 da chemists noch: Mol für Mol.

  21. Statistiker

    Da muss ich doch mal.…
    Zitat:
    “Früher:Ladentisch
    Heute: point of sale
    Früher: Verkäufer
    Heute: point of sales manager
    usw.usf.
    Ich glaube es gibt kein zweites Volk auf der Welt das seine eigene Sprache so verge­waltigt wie wir Deutschen.”
    Wie falsch. Wer hat schon jemals in einem deutschen Laden den Begriff “point of sales man­ag­er” gehört? ich wette, die Quote geht gegen Null Prozent. Eine Großs­tadtle­gende, in die Welt geset­zt von Modernitätsleugnern.
    Ich verge­waltige unsere Sprache aber gerne, das macht Sinn, und die Sprach­bü­gler sind nicht wirk­lich sin­nvoll. Das sickt doch schon wieder.….

  22. DrNI

    For me, hihi
    Ich finde da dm eigentlich viel gruseliger, denn bei denen ste­ht zu lesen: “Hier bin ich Men­sch, hier kauf ich ein.” Ein­er­seits zwar intellek­tuell witzig, da ein abge­wan­deltes Goethe-Zitat, ander­er­seits auch unchar­mant neuzeitlich: Das gute und schöne Men­sch­sein wird einzig dem Gel­daus­geben gle­ichge­set­zt. Erm, und wo war nun das Englisch? Egal, der Schleck­er-Slo­gan rührt bei mir als Hal­blin­guist über­haupt nichts neg­a­tives. Ich finde ihn sog­ar leicht char­mant witzig. Und kaufe trotz­dem bei dm, denn die sind ein­fach anständi­ger zu ihren Arbeit­nehmern. Slo­gan hin oder her. Aber vielle­icht denkt Schleck­er ja, seine unge­bilde­ten Kun­den hät­ten diese Geschichte mit der Zeitar­beits­fir­ma schon lange wieder vergessen? Schleck­er: “For me, hihi!”

  23. Jochen

    Naja, Schleck­er ver­sucht ja mit­tler­weile das bish­erige Konzept “Wach­s­tum durch Wach­s­tum” (durch immer mehr Kle­in­stlä­den, kann immer gün­stiger eingekauft wer­den) auf­grund von Wach­s­tumsstill­stand durch ein eher an Ross­mann und dm ori­en­tiertem Ladenkonzept abzulösen. Da man sich aber ja gehörig den Ruf auch auf der Ebene der Unternehmensführung ruiniert hat, kann man nicht so wäh­lerisch bei der Auswahl des Per­son­als sein. 😉
    Aber eins zeigt ja diese öffentlich gemachte Ein­schätzung über die Kun­den: Anscheinend set­zt man weit­er­hin auch darauf, dass die Kun­den zu doof sind, preise zu ver­gle­ichen. Denn da hat Schleck­er auch schon längst nichts mehr zu melden und ist nicht umson­st mit dem o.g. Wach­s­tumsmod­ell und auch mit dem “neuen” Konzept gescheitert.

  24. Schleuderkurs

    ist doch eigentlich ganz lustig
    Hm, ich finde den Slo­gan eigentlich ganz gut, obwohl ich Diplom und MA habe, darf ich das jet­zt noch? Allerd­ings kaufe ich trotz­dem nicht bei Schleck­er (ich wohne in einem Land, wo es das nicht gibt und außer­dem fand ich wed­er Pro­duk­te, Ser­vice noch Unternehmen­sphiloso­phie je beson­ders ansprechend).
    Verur­sacht­en eigentlich Slo­gans wie “Pour vous-Pures Einkaufsvergnü­gen”, “Para ust­ed- Para­nor­mal guter Ser­vice” “Sin­ulle-OK, hier wird’s schwierig” eben­falls ein solch­es HeckMeck?

  25. Tasso

    @statistiker
    “Wie falsch. Wer hat schon jemals in einem deutschen Laden den Begriff “point of sales man­ag­er” gehört? ich wette, die Quote geht gegen Null Prozent. Eine Großs­tadtle­gende, in die Welt geset­zt von Modernitätsleugnern.”
    Ich bin seit über 20 Jahren in leit­ern­der Posi­tion im Han­del tätig und weiß im Gegen­satz zu Dir sehr genau was dort abge­ht. Es geht nicht nur um die Kun­den, es geht auch um die Mitar­beit­er der Han­del­sun­ternehmen, die tagtäglich mit diesem Sprachge­quir­le belästigt wer­den und in Schu­lun­gen und Sem­i­naren mit diesem Schwachsinn kon­fron­tiert wer­den. Vielle­icht soll­test Du Dich mal mit Mitar­beit­ern aus Führungsebe­nen aus anderen Län­dern unter­hal­ten, was die für eine Mei­n­ung über das ach so trendi­ge ver­denglis­chen im deutschen Han­del haben. Aber ist eben schick und trendig jedem, aber auch wirk­lich jedem Mist nachzu­laufen und in sowas ist der deutsche Michel ja sowieso Spitze. Es ist für einige Zeitgenossen schein­bar um einiges ein­fach­er “trendig” daherzu­la­bern, als ihr Hirn dafür zu benutzen die eigene Sprache zu pflegen.
    Und wenn diese Ver­denglis­chung, für die Du Dich so stark machst, die “Mod­erne” ist, dann gute Nacht Herr Lehrer.
    In diesem Sinne: “come in and find out”

  26. Physiker

    Ziel­gruppe für Drogerieartikel
    Brauchen die 5% Akademik­er eigentlich keine Zahnbürste?

  27. Gregor

    Unten und Oben
    Abge­se­hen von der Ein­schätzung über die Schleck­er-Kund­schaft halte ich auch die Aus­sagen über das Mot­to für frag­würdig. Die Kun­den mögen unser Mot­to, es polar­isiert, man tauscht sich darüber aus – Pustekuchen! Wer redet den, ob hoch- oder unge­bildet, über solchen Quatsch. Die einzi­gen, die tat­säch­lich darüber stre­it­en, sind doch der VDS und A.S. und seine Jünger. Den Kun­den geht das doch so was am A…. vor­bei. Der glaube, mit sinnlosen Sprüchen (egal in welch­er Sprache) das Image auf­polieren zu kön­nen, ist ein Kinder­glaube der Wer­be­branche. Die meis­ten nehmen das nicht mal wahr, egal welch­er Bildungsgrad.
    Mir scheint außer­dem, dass hier mal wieder die wider­sprüch­lichen Selb­st­po­si­tion­ierun­gen der Intellek­tuellen in diesem Blog, die so gerne anti-elitär wären, zu einiger Ver­wirrung führen. Nor­maler­weise lautet die Parteilin­ie hier: alles, was von „unten“ kommt ist gut, alles was von „alten Män­nern“, „den Eliten“ etc stammt, ist Teufel­szeug. Wenn nun aber ein einge­bilde­ter (Möchtegern)-Intellektueller seinen unge­bilde­ten Kun­den einen Anglizis­mus vorset­zt, weil die es ange­blich nicht anders wollen – ist das dann gut, oder schlecht, oder stellt sich dann plöt­zlich her­aus, dass „For you — Vor Ort“ sog­ar „Niveau“ und „sprach­liche Intel­li­genz“ erfordert? Dann wäre also das hier stets bespöt­telte Argu­ment, ältere und weniger gebildete Men­schen seien mit Anglizis­men über­fordert, doch nicht so ganz falsch?

  28. Anonym

    @Physiker
    Die kaufen sie bei Manufactum.
    In einem zen­tral­franzö­sis­chen Dominikan­erk­loster nach jahrtausendeal­tem Rezept gedrech­seltes Rosen­wurzel­holz mit hand­ver­lese­nen Tapirborsten.

  29. Salvermoser

    Inter­esse am Kunden
    Das lässt ja tief blick­en über das Inter­esse am Kun­den und sein Woh­lerge­hen bzw. sein Befind­en. Wenn die genau­so viel Inter­esse an der Prü­fung der Qual­ität der Pro­duk­te die sie verkaufen haben, na ja …?
    Übri­gens ist ja Schleck­er bekan­nt auch für das her­vor­ra­gende Arbeit­skli­ma in den Fil­ialen bei den Mitarbeitern.
    Somit bleibt nur eines: DeM­nächst woan­ders einkaufen DaMit das bestraft wird!

  30. old mann

    lateini­taet
    “latini­tas” ist nicht “latein”, son­dern ein ter­mi­nus der rhetorik und meint “korek­tes” sprechen (recte loqui/puritas). latini­tas beze­ich­net grund­sät­zlich die kor­rek­te ver­wen­dung jed­er sprache. insofern hat der brief­schreiber sog­ar recht, wenn er von ein­er “stil­tugend” spricht, wofern wir “stil” ein­mal unter dem rubrum des von der rhetorik lizen­zierten sprachge­brauchs ver­ste­hen wollen, und die tugend als wed­er der gram­matik (ars recte loquen­di) noch der rhetorik (ars bene dicendi)zugehörig ignorieren.
    dumm nur, daß der claim von schleck­er einem dezi­diert nicht entspricht: der latini­tas, also der “kor­rek­ten” ver­wen­dung der deutschen sprache. englisch ist halt kein deutsch. und deutsch kein englisch. insofern müßte argu­men­ta­tiv bei der “latini­tas” von “werbesprache”/marketingkommunikation ange­set­zt wer­den — und da basteln sich die leute eben ihre jew­eils eigene real­itäts- wie sprachgrammatik.

  31. Alexander

    Akademik­erquote bei 20%
    Die Akademik­erquote war vielle­icht mal in den 50ern, 60ern bei 5%. derzeit liegt sie im Bun­dess­chnitt bei 20 %, und die nachrück­enden Jahrgänge liegen noch darüber.
    Anson­sten muss ich tas­so in einem recht geben: Fir­menin­tern ist das Denglisch-Kaud­er­welsch teil­weise inzwis­chen eine echte Katas­tro­phe, und dort ist der POS-Man­ag­er längst Real­ität. Nach außen, zum Kun­den, wird das ja noch stark gefiltert.

  32. Klausi

    Leck­er-Schleck­er
    An Tasso:
    Die armen Verkäufer im Einzel­han­del, auch die bei Schleck­er, tun mir immer wieder leid ob der Hil­flosigkeit vor der Wer­bung des eige­nen Haus­es, die sie selb­st nicht ver­ste­hen und schon gar nicht erk­lären oder gar über­set­zen kön­nen. Genau dort, also auch bei Schleck­er, arbeit­en die mit wenig Schul­bil­dung und deshalb in einem Bil­liglohnsek­tor des Einzel­han­dels, in dem ich nie­man­den hier zumuten möchte zu arbeit­en, auf die die Wer­bung vorge­blich zugeschnit­ten sein soll.
    An A.S.
    Ein­mal mehr wird mit diesem Beispiel belegt, wer Sprache tat­säch­lich macht, und das sind nicht “wir”, son­dern die Werbe-Hei­nis und andere Heißluft­pro­duzen­ten wie z.B. die in den Medi­en. Gefühlte 99% der über­flüs­si­gen Anglizis­men im deutschen Sprachge­brauch kom­men allein durch diese bei­den Mut­ter­sprachen­verunglimpfer zus­tande. Der Rest ist nicht etwa eine Sache der Sprecherge­mein­schaft, son­der schier­er Atavis­mus, also alles andere als eine wie auch imer geart­ete freie Entschei­dung. Was hier http://www.scilogs.de/…volu­tion-von-homo-sapi­ens Michael Blume über Frem­den­feindlichkeit schreibt, gilt ver­gle­ich­bar auch dem genetisch vor­pro­gram­mierten Nach­plap­per­ver­hal­ten des Men­schen. Durch Nach­plap­pern und nicht anders hat bis heute ein jed­er Men­sch sprechen gelernt.
    Ich bin mir ziem­lich sich­er, dass Sie die atavis­tis­che Aspek­te, die beim Spracher­werb und v.a. bei der Sprachen­twick­lung eine Rolle spie­len, noch nicht unter­sucht haben, anson­sten kön­nten Sie die soge­nan­nte Sprecherge­mein­schaft nicht immer so in den Him­mel loben. Da gehören Instink­te näm­lich nicht hin. Allerd­ings müssten Sie dann auch noch umler­nen — und das tut nie­mand gern, schon gar nicht jemand, der im Glauben ist, er habe die Sprache qua­si selb­st erfunden.
    Ich bin mir allerd­ings nicht sich­er, ob man die notwendi­gen Grund­la­gen für so eine Forschungsar­beit erguggeln kann, denn unsere Vor­fahren hat­ten ver­mut­lich untere­inan­der noch gar keinen Schriftverkehr, ganz sich­er aber noch kein Inter­netz. Und es geht ja auch um das Sprechen und nicht um die Ver­schriftlichung. In solchen Fällen wird es natür­lich schw­er — für die Guggelforsch­er. Aber daran müsste die Sache nicht grund­sät­zlich scheit­ern, man kön­nte ja seinen Hin­tern auch mal aus dem Netz her­aus­be­we­gen und statt Guggel- so etwas wie Feld­forschung betreiben.
    Zum Scheit­ern ist mein Anliegen aber allein deshalb von vorn here­in verurteilt, weil Sie ver­mut­lich gar nicht die Absicht hat, die Lehrmei­n­ung Ihres Fach­es zu hin­ter­fra­gen. Sie möcht­en die The­o­rie gar nicht wider­legt sehen, son­der hüb­sch bequem die alte behalten.
    Bekomme ich jet­zt endlich ein­mal einen Tadel?
    Mit den besten Grüßen
    Ihr Klausi

  33. Phaeake

    Gibt es eigentlich Deuteinisch?
    Ich sehe es kri­tisch — ver­mut­lich kri­tis­ch­er als Herr Ste­fanow­itsch, wenn deutsche Worte ohne erkennbaren Sinn durch englis­che erset­zt wer­den, wenn von Kids statt Kindern, von Socks statt Sock­en die Rede ist. Bei “For You. Vor Ort” dient aber die englisch-deutsche Mis­chung einem Wort­spiel. Das finde ich abso­lut in Ord­nung, auch wenn ich die Witzigkeit dieses Wort­spiels auf ein­er zehn­teili­gen Skala etwa bei zwei — Achtung! — VORorten würde.
    Sprach­spiele dieser Art gibt es ver­mut­lich seit hun­derten von Jahren auch auf lateinisch-deutsch:
    Mens sana in cor­pore sanella!
    Mens sana in in Cam­pari soda!
    Nemo dat, quod non hat.
    Auf ein­er Friedens­demon­stra­tio­nen las ich:
    “Non cog­i­to, ergo bumm!” (es fol­gte ein geze­ich­neter Atompilz)
    Regen sich die Schützer der deut­shcen Sprache darüber eigentlich auch so auf? Oder wenig­stens die Alt­philolo­gen? Wahrschein­lich freuen sich zumin­d­est let­ztere ein­fach nur, mal wieder im öffentlichen Raum Latein zu lesen.

  34. Stefan

    @Tasso
    Mein Gott was ist denn das fuer eine Argu­men­ta­tion. Sie wer­den z.b. auch bei/zwischen Pro­gram­mier­ern einen nicht ganz ’nor­malen’ (meisst englisch bee­in­flussten) Sprachge­brauch vorfind­en. Das ist oft der Lit­er­atur und Schu­lun­gen geschuldet, die eben oft kopiert wer­den. Und sales point wird ja nicht­mal im Englis­chen in der Nor­mal­sprache benutzt, von daher ist Ihr Argu­ment dop­pelt falsch, denn Fach­sprech gibt es ueber­all und es bee­in­flusst den nor­malen Sprachge­brauch eher weniger.
    Was sie und andere kon­ser­v­a­tive Sprachvertei­di­ger nicht ver­ste­hen wollen, ist dass Sprache zuerst zur Kom­mu­nika­tion ver­wen­det wird und danach erst als Sta­tussym­bol. Und damit wird ist es voel­lig egal welch­er Sprache/Worte ich mich bedi­ene, solange ich von mein­er Ziel­gruppe ver­standen werde. Und wenn das mal in die Hosen geht, dann liegt das auch oft genug gen­er­all am Fach­sprech, wie der Herr von Schleck­er das mit “Latini­tas” beweist. Ich habe keine Ahnung was das bedeutet und er will ver­mut­lich von mir unge­bilde­tem Poebel(BS IT) gar nicht ver­standen werden.

  35. Papa

    Da ziti­er ich mal meine Sohn…
    , ein Vierk­lässler, der bringt es auf den Punkt:
    “Los­er! So dumm!”

  36. mööp

    @Schleuderkurs
    Anteek­si kuin­ka? Mal im Ernst, ger­ade auf Finnisch wäre der Werbe­spruch doch noch kerniger (ein­schließlich Brechung zwis­chen Du und Sie): Sin­ulle — Sie Null ey! 🙂

  37. NörglerIn

    Endlich ein gelun­gener Slogan
    Mir gefällt der Slo­gan als witziges Wort­spiel zwis­chen Deutsch und Englisch sehr gut, obwohl ich mich natür­lich nicht — wie kön­nte es anders sein? — zu den 95% der Bevölkerung zähle.
    Mir gefällt er auch, weil er mir als gelun­gene Per­si­flage der son­sti­gen lächer­lichen Werbe­sprüche wie “come in and find out” erscheint.
    Er hat zudem den Vorteil, daß sein Wortwitz selb­st bei ein­fach­sten Englis­chken­nt­nis­sen den besagten 95% ver­ständlich sein dürfte, woge­gen etwa “come in and find out” anscheinend nicht so leicht zu ver­ste­hen ist.
    Mir gefällt auch das Antwortschreiben des Her­rn Flo­ri­an Baum durch seine erstaunliche Offen­heit bess­er als der Alter­na­tiven­twurf von A.S.
    Was inter­essiert schließlich ein Unternehmen, daß ange­blich “die deutsche Sprache … die Auf­nahme hun­dert­er von lateinis­ch­er, franzö­sis­ch­er und englis­ch­er Fremd­wörter glänzend über­standen” habe?
    Die Wirk­lichkeit ist doch wohl eher so, wie sie Herr Baum beschrieben hat: Das Unternehmen wen­det sich an “renom­mierteste Mar­ket­ing- und Mark­t­forschungsagen­turen”. Diese erk­lären dem Unternehmen, daß ein Slo­gan mit inter­na­tionalem Flair her­muß, sei es von Fall zu Fall die “feine englis­che Art” oder die “cui­sine fran­caise”. Das habe eben Erfolg bei jenen, die ihre Söhne Kevin und ihre Töchter Jacque­line nen­nen. Schließlich wolle nie­mand als deutsch­er Spießer erscheinen.
    Aus­nahm­sweise sind sie Agen­turen mal auf einen witzi­gen und ein­prägsamen Slo­gan ver­fall­en. Mabruk!

  38. DrNI

    @esox: *.schlecker-blog.com
    Schlecker-blog.com funk­tion­iert mit beliebi­gen Sub­do­mains. Das ist natür­lich ein gefun­denes Fressen für kreative Nerds.
    Beispiele:
    http://fro.schlecker-blog.com/
    http://mat.schlecker-blog.com/
    Sowas passiert halt, wenn unter­bezahlte und gequälte Mitar­beit­er im IT-Depart­ment unter Streß die Kreativ­ität der Kun­den unter­schätzen. Phan­tasiere ich nun mal, wis­sen tu ich’s nicht.

  39. Wencke

    @ Klausi
    “Ein­mal mehr wird mit diesem Beispiel belegt, wer Sprache tat­säch­lich macht, und das sind nicht “wir”, son­dern die Werbe-Hei­nis und andere Heißluft­pro­duzen­ten wie z.B. die in den Medi­en. Gefühlte 99% der über­flüs­si­gen Anglizis­men im deutschen Sprachge­brauch kom­men allein durch diese bei­den Mut­ter­sprachen­verunglimpfer zustande.”
    Einen Punkt scheinen Sie mir dabei überse­hen zu haben: Näm­lich dass die “Heißluft­pro­duzen­ten” und “Mut­ter­sprachen­verunglimpfer” von dem bee­in­flusst wer­den, was um sie herum gesprochen wird. Der Ein­fluss ist keines­falls einseitig.
    “Zum Scheit­ern ist mein Anliegen aber allein deshalb von vorn here­in verurteilt, weil Sie ver­mut­lich gar nicht die Absicht hat, die Lehrmei­n­ung Ihres Fach­es zu hin­ter­fra­gen. Sie möcht­en die The­o­rie gar nicht wider­legt sehen, son­der hüb­sch bequem die alte behalten.”
    Habe ich als Stu­dentin eigentlich irgend­was falsch ver­standen? Zumin­d­est in meinen Insti­tuten wird nicht DIE Lehrmei­n­ung der Fäch­er ver­mit­telt. Meine Pro­fes­soren ver­suchen tat­säch­lich immer noch, uns mit ver­schiede­nen Mei­n­un­gen und Forschungs­stand­punk­ten zu kon­fron­tieren, um unser kri­tis­ches Denken zu schulen (ja, das gibt es heute tat­säch­lich noch bei jun­gen Men­schen). Ich unter­stelle Ihnen an dieser Stelle ein­fach mal, dass Sie provozieren woll­ten und ich es nicht ver­standen habe, son­st wäre ich ent­täuscht. Abge­se­hen davon, dass mir nicht ganz klar ist, wie Sie über­haupt vom Sprach­wan­del (denn das ist doch das, was mit dem Ein­brin­gen von Anglizis­men in unsere Sprache passiert und was seit Anbe­ginn der Sprache immer stattge­fun­den hat) zum Spracher­werb gekom­men sind, aber ja, das lässt sich schlecht ergoogeln. Und wenn Kinder von vorne­here­in nach­plap­per, auch englis­che Sätze, wo genau liegt das Prob­lem? Ist es nicht erwiesen, dass Kinder ein­fach­er ler­nen, je jünger sie sind? (Oh, ‘tschuldigung, Lehrmei­n­ung…) In ein­er zunehmend inter­na­tion­al­isierten Gesellschaft ist der frühe Zweit­spracher­werb unumgänglich.
    Warum es immer als Verunglimp­fung der Mut­ter­sprache ange­se­hen wird, wenn Wörter aus dem Englis­chen über­nom­men wer­den, ist mir abso­lut unklar. Franzö­sisch, Latein, son­stiges, wird bere­itwillig hin­genom­men, weil es gebilde­ter wirkt, oder was? Sprache ist ein lebendi­ges Gut, kein unbe­weglich­es Kon­strukt. Und der Sprachkon­takt lässt unsere Sprachen doch nur lebendi­ger werden.
    @ ursprünglich­es Thema:
    Der Slo­gan ist tat­säch­lich nicht schlecht kon­stru­iert. Son­der­lich lustig ist er nicht, hat allerd­ings alles, was ein guter Werbeslo­gan braucht: Er ist catchy. Oh, ‘tschuldigung, er “geht ins Ohr und bleibt im Kopf” (Slo­gan für Radiowerbung).
    Das Schreiben von Flo­ri­an Baum allerd­ings war ein Schuss in den Ofen. Wobei er bei mir ab “sehe die Bestre­bun­gen des Vere­ins Deutsche Sprache mit großem Wohlwollen” ver­loren hat. Wo ich den ersten zitierten Absatz noch iro­nisch hätte ver­ste­hen kön­nen, ist der zweite Absatz nur noch daneben.

  40. Luigi Koechlin

    Glob­al Voices
    @Andreas St
    Den Slo­gan der Berlin­er Stadtreini­gung “We kehr for you” finde ich echt lustig und gekon­nt. Es ist eine Kun­st, mit Werbeslo­gans Inter­esse zu weck­en und Gesprächsstoff zu liefern, in mehreren Sprachen ist das Ganze gle­ich noch um ein Vielfach­es schwieriger.

  41. Anne

    Selt­same Schlecker-Kommunikation
    Ist die Unternehmen­skom­mu­nika­tion von Schleck­er über­haupt ernst zu nehmen?
    Das “Ar.schleckerblog” hat­te ich für Satire gehal­ten, aber es ist tat­säch­lich ein offizielles Organ (hier müsste man “Organ” eigentlich apos­tro­phieren …) Eben­da twit­tert man Stel­lenange­bote an Auszu­bildende, die fol­gen­der­maßen lauten:
    “Abitur oder nicht, ist uns egal! Wir freuen uns trotz­dem auf Sie!”
    Wieso “trotz­dem” ..?!
    Sie wis­sen wohl ein­fach nicht, was sie schreiben.

  42. ama

    Und sie wis­sen, was sie tun.
    “Anne Selt­same Schlecker-Kommunikation
    02.11.2011, 11:18
    Ist die Unternehmen­skom­mu­nika­tion von Schleck­er über­haupt ernst zu nehmen?”
    Ja. Man muß sie aber ver­ste­hen. Um sie zu ver­ste­hen, muß man sich schon ein bißchen MÜHE geben, wenn man keine Ahnung vom Mar­ket­ing hat.
    “Das “Ar.schleckerblog” hat­te ich für Satire gehalten,”
    Ich auch. Der [darf ich lei­der, lei­der nicht sagen] von Web­server­ad­min gehört auf der Stelle [darf ich lei­der, lei­der auch nicht sagen] und frist­los gefeuert. Was der macht, ist übel­ste Sab­o­tage an der Fir­ma Schlecker.
    “Eben­da twit­tert man Stel­lenange­bote an Auszu­bildende, die fol­gen­der­maßen lauten:
    “Abitur oder nicht, ist uns egal! Wir freuen uns trotz­dem auf Sie!”
    Wieso “trotz­dem” ..?!”
    Zwei Möglichkeiten:
    ERSTENS: Lieber Leute nehmen, die von Haupt- und Realschule kom­men, aber Grips haben, als Leute nehmen, die Abitur haben, aber schwach qual­i­fierte Jobs wollen, weil sie zu [darf ich nicht sagen] sind.
    ZWEITENS: Protest gegen Standes­dünkel. Wobei der Hin­tergedanke, schwäch­er Aus­ge­bilde­ten weniger Lohn zu zahlen als bess­er Aus­ge­bilde­ten, dur­chaus logisch ist und kaufmän­nis­chem Denken folgt.
    “Sie wis­sen wohl ein­fach nicht, was sie schreiben.”
    Doch. Bloß ihren Web­server­ad­min­is­tra­tor, den soll­ten sie feuern, aber sowas von ratz­fatz, daß den Abgang nicht mal eine Hochgeschwindigkeit­skam­era ohne Bewe­gung­sun­schärfe pix­e­lieren könnte.

  43. David

    Trotz­dem

    Wieso “trotz­dem” ..?!

    Weil sich viele Unternehmen, wie sta­tis­tisch leicht nachzuprüfen sein dürfte, unter diesen Umstän­den eben nicht freuen?
    Mann, mann. Schleck­erkri­tik in allen Ehren, aber man kön­nte sie doch an was

  44. Anne

    War ar.schleckerblog ein Fake?
    Bin ich jet­zt auf einen Fake reinge­fall­en, und das ar.schleckerblog war gar nicht die offizielle Schleckerseite?
    Das würde klar für den Fake sprechen. Der war gut! 😉

Kommentare sind geschlossen.