In der Diskussion zu meinem Beitrag vom Montag wird unter anderem die Frage diskutiert, ob die Tatsache, dass weibliche Personenbezeichnungen häufig von männlichen Personenbezeichnungen abgeleitet sind, aber fast nie umgekehrt, auf einen strukturellen Sexismus der deutschen Sprache hinweist. Mir ist unklar, wie man ernsthaft der Meinung sein kann, dass das nicht der Fall ist: Man müsste dazu entweder davon ausgehen, dass die Richtung der Ableitung hier reiner Zufall ist, oder, dass sprachliche Strukturen grundsätzlich keine Bedeutung transportieren, sodass die Richtung der Ableitung keine Rolle spielt. Beide Annahmen scheinen mir absolut unplausibel.
Nicht nur offensichtliche Aspekte der Sprachstruktur transportieren aber ein sexistisches Menschenbild; auch in versteckten Muster des Sprachgebrauchs schlägt es sich nieder. Diese Muster kann man nicht durch die Betrachtung einzelner Beispiele aufdecken, sondern nur durch die quantitative Analyse größerer Textmengen. Die Wörter Witwe und Witwer liefern ein schönes Beispiel dafür.
Witwe und Witwer sind ja Verwandschaftsbezeichnungen, und als solche können sie auf zwei verschiedene Weisen verwendet werden, die ich hier „relational“ und „absolut“ nennen will. Bei der relationalen Verwendung wird die hinter der Bezeichnung stehende Verwandschaftsbeziehung sprachlich offengelegt — durch ein Possessivpronomen (1a, 2a), einen Genitiv (1b, 2b), oder die Präposition von (1c,2c) (alle Beispiele sind aus dem Deutschen Referenzkorpus des Instituts für Deutsche Sprache). Witwe/Witwer bedeutet hier „Frau/Mann des/der verstorbenen Person X“:
(1a)Nach dem Tod ihres Mannes Patrick Swayze … spürt seine Witwe Lisa Niemi seine Gegenwart noch immer.
(1b)Die Witwe des früheren Fußball-Nationaltorwarts hat Anzeige erstattet…
(1c)Die Witwe von Kurt Cobain zeigt bei Twitter stolz ihre neuen Tattoos.
(2a)Nach ihrem Tod setzte ihr Witwer Paul von Schell die Arbeit fort.
(2b)[D]er Witwer der ermordeten Jessica P. … muss doch nicht ins Gefängnis.
(2c)Der Witwer von Jessica P. sitzt in Haft.
Bei der absoluten Verwendung steht die Verwandschaftsbeziehung völlig im Hintergrund, Witwe/Witwer bedeutet hier lediglich „Frau/Mann, dessen/deren Ehepartner gestorben ist“:
(3) Sie ist alleinerziehende Witwe…
(4)Der Witwer und Vater zweier Kinder arbeitet Tag und Nacht, um über die Runden zu kommen.
Und nun wird es interessant: Strukturell scheinen die Wörter Witwe und Witwer sich symmetrisch zu verhalten, beide können sowohl relational als auch absolut, also mit oder ohne Bezug auf den verstorbenen Partner verwendet werden. Im tatsächlichen Sprachgebrauch zeigt sich aber eine klare Asymmetrie: Das Wort Witwer wird in der überwältigenden Mehrzahl der Fälle absolut verwendet, bei dem Wort Witwe halten sich dagegen relationale und absolute Verwendungen die Waage (der Unterschied zwischen den Wörtern ist statistisch höchst signifikant):
Ein Mann, dessen Frau gestorben ist, wird also zwar als Witwer bezeichnet, aber so gut wie nie als Witwer von jemandem. Seine Frau ist tot, und wer sie war, spielt keine Rolle. Frauen, deren Männer gestorben sind, werden dagegen in fast der Hälfte aller Fälle als Witwen von jemandem bezeichnet — sie werden über den Tod ihrer Männer hinaus in Bezug auf diese Männer definiert.
Nun stellt sich natürlich die Frage, ob sich diese Asymmetrie auch findet, solange beide Eheleute noch leben. Um das herauszufinden habe ich mir die Wörter Ehefrau und Ehemann angesehen und ebenfalls in „relationale“ und „absolute“ Verwendungen kategoriesiert. Bei diesen Wörtern gibt es eine kleine Besonderheit zu beachten: die Verwandschaftsbeziehung kann nicht nur durch Possessivpronomen, Genitiv oder von ausgedrückt werden, sondern auch durch den Satzzusammenhang, wie in folgenden Beispielen:
(5) Seniorchef Gerhard Ziebart und Ehefrau Edeltraut erinnern sich…
(6) Birgit I. bringt Ehemann Harry Friedel mit, der mit vier Rock’n’Roll-Songs die Stimmung anheizt.
Hier ist jeweils klar, wessen Ehefrau/Ehemann die bezeichneten sind: in (5) ist klar, dass der Seniorchef sich nicht mit irgendeiner Ehefrau, sondern mit seiner Ehefrau erinnert, und in (6) bringt Birgit I. nicht irgendeinen Ehemann, sondern ihren Ehemann mit. Solche Beispiele habe ich als „implizit relational“ gewertet.
Das Ergebnis ist eindeutig: Solange beide Eheleute noch leben, findet sich keine solche Asymmetrie, die Wörter Ehemann und Ehefrau unterscheiden sich nicht signifikant bezüglich der Häufigkeit explizit relationaler, implizit relationaler und absoluter Verwendungen:
Solange ihre Ehepartner am Leben sind, werden Männer und Frauen bezüglich ihres Ehestandes also sprachlich gleich behandelt. Aber Männer werden nach dem Tod ihrer Frauen wieder zu eigenständigen Individuen. Frauen werden dagegen über ihre Ehemänner definiert, auch über deren Tod hinaus. Nur für Männer gilt also tatsächlich „bis das der Tod euch scheidet“.
[Die Idee zu diesem Blogbeitrag stammt aus einer Fußnote in Igor Mel’čuk (2004): Actants in semantics and syntax I: actants in semantics. Linguistics 42(1), 1– 66; für diese Fußnote habe ich vor vielen Jahren eine Analyse der englischen Wörter widow und widower durchgeführt, die zum selben Ergebnis kommt wie die hier präsentierte].
[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Version enthält möglicherweise Korrekturen und Aktualisierungen. Auch die Kommentare wurden möglicherweise nicht vollständig übernommen.]
Die “Lustige” Witwe hatte dies Problem nicht, sie war einfach nur lustig 😉
Warum muß ich die ganze Zeit an die “Zahnarztfrau” denken? 😉
@ Julius — Zahnarztfrau
Sie meinen die “Frau Doktor”? Oder ihre Nachbarin, die Frau Regierungsrat?
Lebenserwartung
Kann das nicht auch an der höheren Lebenserwartungen der Frauen liegen? Gibt es einfach mehr Witwen als Witwer?
Durch den “Cougar/Toy Boy-Trend” mag sich das ändern: Ältere prominente und reiche Damen heiraten jüngere Männer, segnen das Zeitliche, hinterlassen jede Menge “Witwer von…” und mischen so die Statistik auf.
Die Fußnote
„für diese Fußnote habe ich vor vielen Jahren eine Analyse der englischen Wörter widow und widower durchgeführt, die zum selben Ergebnis kommt wie die hier präsentierte“
Ist denn dann die englische Sprache genau so strukturell sexistisch, wie Sie das nennen, wie die deutsche? Gibt es denn andere, sagen wir mal europäische Sprachen, in denen es gerechter zugeht?
Übrigens, es wird ja gemeinhin angenommen, dass sprachliche Ungerechtigkeit Frauen benachteiligt, aber hier sieht es danach aus, dass sich ganz einfach keiner für die männlichen Hinterbliebenen von bekannten Frauen interessiert 😉
@Gregor
Da ja jeweils 150 Vorkommen untersucht wurden, spielt der Faktor hier gar keine Rolle, es geht ja nur um die Verwendungsverteilung innerhalb zweier gleichgroßer Stichproben.
Die Erklärung
dafür liegt doch aber auf der Hand, oder nicht? Die unterschiedliche Verwendung ist nicht sexistisch, sondern nur pragmatisch. Wenn die gesellschaftlich relevanten Positionen vorwiegend von Männern besetzt sind, werden deren (weniger einflussreiche) Frauen eben nur durch ihre Beziehung zu diesen Männern öffentlich interessant. Wäre Amy Winehouse verheiratet gewesen, gäbe es jetzt sicher einen Typen, der sein Leben lang “Witwer von Amy Winehouse” bliebe. Ändert sich die gesellschaftliche Stellung von Frauen (etwa durch Positionen in Aufsichtsräte etc.), ändert sich selbstverständlich auch der Sprachgebrauch.
Englisch, Pragmatik
@anderer Daniel: Die englische Sprache ist interessanterweise nicht ganz so sexistisch wie die deutsche (dazu in einem der nächsten Beiträge mehr). Selbstzufrieden zurücklehnen kann sich aber auch das Englische nicht.
@Panama: „Sexistisch“ und „pragmatisch“ schließen sich (leider) nicht gegenseitig aus. Ich denke aber, Ihr Vorschlag (der sicher nicht ganz falsch ist) kann nicht die ganze Erklärung sein, denn dann müsste man den Effekt auch bei „Ehemann/Ehefrau“ beobachten können. Das ist aber eben nicht der Fall.
@Panama: Sexismus+Rolle
Sie schreiben:
Wahrscheinlich entspringt der Seximus ja gerade der unterschiedlichen gesellschaftlich relevanten Position von Frauen und Männern.
Nach Wikipedia unterteilt [der Sexismus] alle Menschen anhand ihrer biologischen Geschlechtsmerkmale in Frauen und Männer, unterstellt ihnen damit eine grundlegende Unterschiedlichkeit und weist ihnen auf dieser Basis unterschiedliche Rechte und Pflichten zu.
Mir scheint aber die tiefere Logik hinter dem Sexismus ist gerade eine Rechtfertigung von vorbestehenden unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen. Da der Mensch immer nach Erklärungen sucht und auch Sexisten Menschen sind und sich selber und anderen die Welt erklären wollen, liegt es für den Sexisten nahe, dass die unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen nicht willkürlich sondern biologisch begründet sind.
Sexistisch und pragmatische Begründung des aktuellen “sexistischen” Sprachgebrauchs sind also letztlich identisch oder haben mindestens die gleiche Wurzel.
@ Martin Holzherr
Na, da möchte ich nochmal widersprechen. Es ist doch schon allein für das Textverständnis nicht unwichtig, z. B. Inge Buback als “Witwe von Siegfried Buback” einzuordnen. Helmut Kohl dagegen musste nach dem Tod seiner ersten Frau nicht als “Witwer von Hannelore Kohl” firmieren. Der Grund dafür sind real vorhandene Ungleichgewichte, nicht eine sexistische Sprechweise die diese Ungleichgewichte zementieren würde. Ändern sich die Umstände, ändert sich die Sprache.
@panama
Sie erklären die Ausnahme zur Regel. Selbstverständlich kann es in gewissen Zusammenhängen sinnvoll sein, auf die Beziehung zwischen Personen hinzuweisen — auch unabhängig davon, ob sie noch leben oder nicht. Mir fällt bei dem Thema regelmäßig ein, was ich vor Jahren gelesen habe: “Frau verwitwete Generalstabsarzt a. D.”. Für sehr unwahrscheinlich halte ich die Beschreibung eines Mannes als “Herr verwitweter Oberstudienrätin a. D.”.
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es gibt strukturellen sexismus. in der gesellschaft. im menschenbild und in der religion. dort wird die frau vom mann »abgeleitet«. und all das findet seinen ausdruck in der sprache und ihrer verwendung. es wäre auch verwunderlich, wenn das nicht der fall wäre.
ja, sie werden aber auch im leben stark über ihre männer definiert und definieren sie selbst so. bereits während kleine jungs mit autos und bauklötzen oder fußball spielen bringen mütter und tanten kleinen mädchen bei, dass sie einmal heiraten und kinder bekommen werden und dafür möglichst brav zu sein haben, damit sie einen mann abbekommen (ja, das ist verkürzt, aber leider zutreffend!).
es wäre töricht, keinen widerhall dieser asymmetrischen verhältnisse in der sprache vorfinden zu wollen.
der vergleich zu ehemann/frau ist an dieser stelle gar nicht so passend, wie es den anschein hat, wie man an den absoluten verwendungen erkennt. »sie ist ehefrau« empfindet man als unvollständige aussage. »sie ist witwe« bedarf keiner weiteren erklärung.
eine schnelle (und natürlich nicht repräsentative) google-suche nach »die frau von« ergibt Ungefähr 10.900.000 Ergebnisse , »der mann von« schon etwas weniger, nämlich Ungefähr 9.910.000 Ergebnisse. Ungefähr 592.000 Ergebnisse gibts für »der ehemann von« und Ungefähr 1.030.000 Ergebnisse für »die ehefrau von«. »ehemann« allein Ungefähr 7.990.000 Ergebnisse und «ehefrau« Ungefähr 22.800.000 Ergebnisse.
hier haben wir die gleiche asymmetrie wie bei witwe und witwer. und das besagt nichts anderes, als dass frauen häufiger als »frau von« definiert werden und männer weniger als »mann von«. das ist auch keine große erkenntnis. man kann es täglich selbst beobachten.
im umkehrschuss würde das bedeuten, dass männer – verheiratet – den gleichen status in sachen eigenständigkeit haben wie frauen. und das wäre schon fast ein emanzipatorisches utopia, denn auch verheiratete männer werden individueller (autonomer, flexibler, disponibler, selbstbestimmter) wahrgenommen als verheiratete frauen und sind es de facto mehrheitlich.
worauf will ich hinaus? ich weiß nicht, wie belastbar ihre zahlen zu »ehefrau« und »ehemann« sind. wären sie und die schlussfolgerung zutreffend, so wäre das ein einmaliger fall: die sprachlichen verhältnisse wären besser als die wirklichen, und die sprache wäre kein ausdruck der realität.
Harter und weicher Sexismus
Ich finde die herausgearbeiteten statisitschen Unterschiede sehr beeindruckend. Ich hätte vor Lektüre des Artikels gesagt: Die Formulierung “Der Witwer von Frau X” oder gar “ihr Witwer” klingt anders als die reziproken Formulierungen “irgendwie komisch”. Jetzt wissen wir es sehr viel genauer. Schönen Dank!
Ich habe ein grundsätzliches Problem mit der Qualifizierung sprachlicher Strukturen oder eines Sprachgebrauch als sexistisch. Das hängt vielleicht mit der heute sehr schillernden Bedeutung des Begriffs “Sexismus” zusammen. In seinem Begriffskern bedeutet er — und die Brockhaus Enzyklopädie von 1993 legt diese Definition dem “Schlüsselbegriff” Sexismus zugrunde — “die Diskriminierung, Unterdrückung, Zurücksetzung oder Benachteiligung von Menschen wegen ihres Geschlechts” (das nenne ich im Folgenden hart definierten Sexismus). Dagegen lehrt ein Blick in Wikipedia, dass man heute auch sehr viel weitergehend unter Sexismus stereotype Merkmalszuschreibungen verstehen kann oder auch die (bloße) Erwartung, dass Menschen Geschlechternormen verkörpern. Nachfolgend nenne ich das weich definierten Sexismus. Selbstverständlich kann man weich definierten Sexismus fast überall feststellen auch in Sprachstrukturen. Für hart definierten Sexismus fällt mir das sehr viel schwerer. Ich kann darin, dass sich “Bäckerin” von “Bäcker” ableitet, keine Zurücksetzung der Frauen erkennen, solange diese den Beruf ergreifen dürfen und nicht etwa durch ein nur für Frauen geltendes Nachtarbeitsverbot daran gehindert werden. Ich sehe darin, dass man bei Witwen häufiger den Namen des verstorbenen Ehemanns nennt, keine Benachteiligung, sondern — ähnlich wie Panama — einen Reflex darauf, dass sich die Öffentlichkeit für die hinterbliebenen Frauen berühmter Männer mehr interessiert als für die hinterbliebenen Männer berühmter Frauen, vielleicht weil es von letzteren weniger gibt, vielleicht weil erfolgreiche Frauen in höherem Maße als erfolgreiche Männer danach streben, einen noch erfolgreicheren Menschen als Ehepartner zu haben.
Man könnte im imkriminierten Sprachgebrauch sogar den Beleg einer Bevorzugung der Frauen sehen: In Form von öffentlicher Beachtung profitieren Frauen von der Bekanntheit ihres Ehemanns auch über dessen Tod hinaus in höherem Maße als vice versa. Dieser gesellschaftliche Fakt, der sich im Sprachgebrauch niederschlägt, wäre Zeichen einer krassen Benachteiligung, wenn der einzige Weg zu öffentlicher Aufmerksamkeit für eine Frau über den Ruhm ihres Mannes führte. Das ist aber nicht so. Jede Frau kann sich dafür entscheiden, selber eine herausragende Position zu erreichen, um nicht nach dem Tod ihres Mannes nur als die Witwe des berühmten Chemieprofessors Joachim Sauer angesehen zu werden. Für das Ziel, “irgendwie” berühmt zu werden, haben Frauen bei realistischer Betrachtung eine Option mehr als Männer.
PS: Bei „Frau/Mann des/der verstorbenen Person X“ muss m.E. das “des/” getilgt werden.
“In der Diskussion zu meinem Beitrag vom Montag wird unter anderem die Frage diskutiert, ob die Tatsache, dass weibliche Personenbezeichnungen häufig von männlichen Personenbezeichnungen abgeleitet sind, aber fast nie umgekehrt, auf einen strukturellen Sexismus der deutschen Sprache hinweist.”
Ich finde, Sie machen hier den gleichen Fehler, den sonst die Sprachnörgler so gerne machen: Sie nehmen ein Wort zu wörtlich und begehen letztlich einen etymologischen Fehlschluss.
Dieses Ableitungsprinzip ist ja nicht erst gestern entstanden, sondern zu Zeiten, in denen ohne jeden Zweifel das Patriarchat herrschte. Und solche sprachlichen Strukturen werden nicht regelmäßig auf ihren Bezug zur außersprachlichen Realität überprüft und eventuell angepasst. Das ist doch gerade das Grundprinzip hinter den meisten Ihrer Blogbeiträge. Nur weil diese sprachliche Struktur früher mal außersprachlichen Sexismus abbildete und dadurch durchaus selbst sexistisch war, muss das nicht auch heute gelten.
Ich erinnere mich, in einem Raumfahrtheft vor vielen Jahren im Editorial gelesen zu haben, dass die Redaktion zukünftig statt von der “bemannten Raumfahrt” aus Gründen der Gleichberechtigung von der “bemenschten Raumfahrt” sprechen wollte. Das illustriert mein Argument hervorragend, finde ich: ich fand diese Entscheidung völlig grotesk, weil ich “bemannte Raumfahrt” niemals mit Männlichkeit oder auch bloß mit dem Wort “Mann” in Verbindung gebracht hätte. Die Phrase war, empfand ich, schon lexikalisiert, ohne erkennbaren Bezug zu ihrem Ursprung.
Mit dem Ableiten weiblicher Bezeichnungen von männlichen verhält es sich, meine ich, genauso. Ich interpretiere “Wissenschaftlerin” nicht als “weiblichen Wissenschaftler”, obwohl der Begriff ursprünglich exakt so entstand.
Sie pochen auf die wörtliche (die etymologische) Bedeutung dieser grammatischen Eigenheit des Deutschen. Der VDS ernennt Sie noch zum Ehrenmitglied! (Bestimmt kann man Sie mit nichts besser ärgern als mit solchen, wie ich betonen möchte: nicht ernstgemeinten Vorwürfen, oder?)
Irre ich mich oder wird hier der neutrale Befund ‘Sexismus’ mit dem moralischen vermengt?
Hoppla, da bin ich wohl irgendwie nüchtern vom Pferd gefallen.
Sprachliche Eigenheiten sind doch erst einmal nur Symptom gesellschaftlicher Entwicklung und persönlicher Perspektive. Der zweite Teil interessiert uns im Moment eher nicht. Die bloße Feststellung, dass z.B. das Deutsche nach männlich und weiblich scheidet, mit einem vermutlich zahlenmäßig erheblich kleineren Anteil eines dritten Geschlechts, macht sie erst einmal sexistisch im Sinne einer Unterscheidung nach Geschlechtern. Diese mag ursprünglich auf eine natürliche [Mann und Frau sind nun mal unterschiedlich], später auch auf eine metaphorische [Sonne vs. Mond] und letztendlich eine gesellschaftliche Unterscheidung zurückgehen. Diese spielen allerdings in der Sprache an sich gar keine Rolle, das grammatische Geschlecht ist wesentlich arbiträr, eine weibliche Entität wird sächlich [Mädchen], diverse Sachen sind männlich oder weiblich [der Tisch, die Kanne], metaphorisches Geschlecht war immer schon willkürlich [siehe der Mond/die Sonne — la lune/le soleil].
Der moralische Befund ‘Sexismus’ kann überhaupt erst in der Anwendung der Sprache zum Tragen kommen. Wenn in Stellenanzeigen für angeblich typisch männliche Berufe nur die männliche Form verwendet wird oder vice versa, ist das einfach nicht in Ordnung. Eine statistische Untersuchung, wie von Anatol Stefanowitsch hier vorgenommen, macht wiederum auch versteckten Sexismus anhand des Sprachgebrauchs deutlich. Ob jemand Witwe oder Witwer ist, hängt auf jeden Fall am Geschlecht der Verstorbenen*, nicht an irgendwelchen Diskriminierungsversuchen. ABER, wir hören und lesen häufiger ‘Witwe’, nicht weil Männer öfter sterben, sondern weil Frauen bis heute häufiger Anhängsel ihres Mannes sind.
Eine weitere Sache, die durch solche Untersuchungen offenbar werden kann, ist Gedankenlosigkeit. Mag sein, das ‘bemenscht’ uns seltsam klingt, allerdings klingen viele unserer Wörter und Phonemkomplexe für, sagen wir, Goethe auch seltsam. Das macht sie aber nicht inhärent schlecht. Wer auf ‘bemenscht’ zickig reagiert, und dies für sich damit erklärt, ‘bemannt’ wäre ihm nie als ausschließend in den Sinn gekommen, sollte froh sein, sich durch die Gegenüberstellung mal Gedanken über seine Wörter zu machen.
*Mehrzahl
fakt ist doch, dass ein begriff eine bedeutung haben kann, die aus der reinen kombination von buchstaben nicht zu entnehmen ist, da sie sich im laufe der zeit gewandelt hat. darüber schreibt der blogautor ja auch ziemlich gern.
wenn im worten wie bemannt oder mannschaft “frau” nicht vorkommt, so bedeutet es nicht, dass frauen tatsächlich ausgeschlossen werden, da es begriffe gibt die sich in ihrer bedeutung heute von “männlich” zu “neutralgeschlechtlich” gewandelt haben. es ist also nicht unbedingt notwendig, dass, wenn frauen ebenfalls in mannschaften spielen und ins weltall fliegen, die wörter mannschaft und bemannt geändert werden müssen, denn das inhaltliche potenzial dieser worte ändert sich hinsichtlich der gemeinten personen und damit ist dem umstand genüge getan, dass in der sprache die außersprachliche realität zum ausdruck kommt.
Verwendung und Bildung
Die Verwendung von Woertern sagt erstmal gar nichts ueber einen strukturellen Sexismus in der Sprache aus. Ob nun Witwer oder Witwe haeufiger in welchem Zusammenhang gebraucht werden ist Sexismus in der (aktuellen) Sprachgemeinschaft aber nicht der Sprache ansich. Sexismus in der Sprache ist die ueberwiegende Ableitung von Begriffen eines Geschlechts von einem andweren.
@Dierk
DAS Maedchen ist eine voellig normale Herleitung mit ‑chen, bei der immer das grammatische Geschlecht ins Neutrum wechselt. Warum allerdings die Sprachgemeinschaft es als notwendig empfand das fuer Maedchen aber nicht fuer Jungen zu machen, das waere interessant. Vermutlich haengt das damit zusammen das Maedchen ziemlich lange suess und niedlichen sein ‘duerfen/muessen’ waehrend Jungen schneller echte Maenner werden ‘duerfen/muessen’ 😀
Gegenargumente
Auf den ersten Blick habe ich Ihrer Analyse recht gegeben und in dem beschriebenen Fall ein Beispiel für den (sicher häufigen)strukturellen Sexismus in der deutschen Sprache gesehen.
Nach näherem Nachdenken kam ich aber auf zwei Gründe, die dieses Phänomen aussersprachlich erklären könnten:
Eine relationale Verwendung wird ja in der Regel dann stattfinden, wenn der verstorbene Ehepartner in irgendeiner Weise eine herausgehobene gesellschaftliche Stellung/Prominenz innehatte. Wenn man dann noch das Durchschnittsalter der Verstorbenen bedenkt, kann man sich denken, dass der Anteil der Männer deutlich höher liegen dürfte. Damit kann das Ungleichgewicht zwar auf Sexismus zurückgeführt werden, nicht jedoch auf einen sprachstrukturellen Sexismus.
Ausserdem habe ich das (nicht empirisch überprüfte) Gefühl, dass der Boulevard (aus dem die meisten Äusserungen über Witwen/Witwer stammen dürften) bevorzugt über die Frauen berühmter Männer berichtet, die Männer berühmter Frauen werden seltener Thema öffentlicher Diskussionen. Dies gilt schon zu Lebzeiten der Berühmtheiten und setzt sich nach deren Tod natürlich entsprechend fort. Ob das nun einen sexistischen Hintergrund hat, darüber kann man streiten. Jedenfalls keinen sprachstrukturell sexistischen.
Die Wahl von “Ehefrau / Ehemann” als Gegenbeispiel erscheint mir etwas unglücklich gewählt, da es (meinem Sprachgefühl nach) aus einem vollkommen anderen Register stammt. Während Witwe/Witwer fest in der Alltagssprache verankert sind, wird statt Ehefrau/-mann im relationalen Kontext normalerweise einfach von Frau/Mann gesprochen; im absoluten Kontext wird wohl eher eine Konstruktion mit “verheiratet” verwendet. “Ehefrau/Ehemann” würde ich nur in einem sehr offiziellen Kontext verwenden, es erscheint mir sehr technisch.
@Dierk
Mir scheint, es hängt am Geschlecht der Überlebenden, jedenfalls in den Ländern, die die gleichgeschlechtliche Ehe haben.
Das ist natürlich schon deshalb richtig, weil Männer nicht “häufiger sterben”. Allerdings sterben Männer häufiger vor ihren Ehefrauen als umgekehrt (1. haben Männer eine kürzere Lebenserwartung; 2. sind Männer immer noch überwiegend älter als ihre Ehefrau).
Es ist also unbestreitbar, daß es mehr Witwen als Witwer gibt. Allein daraus ergibt sich schon zwingend, daß wir mehr von der Witwe als vom Witwer hören oder lesen. Natürlich dürfte das nicht der einzige Grund sein.
Nachtrag
Laut Statistischem Jahresbericht gab es am 31.12.2008 in Deutschland:
1,440 Mio Witwer
4,792 Mio Witwen
@NörglerIn
Die absolute Zahl an Witwen und Witwern ist für die Statistik nicht relevant, weil für beide Begriffe die gleiche Stichprobengröße verwendet wurde.
Bei der Statistik für die Ehefrauen/Ehemänner ist mir allerdings nicht ganz klar, wie die absolute Verwendung aussehen sollte. Mir fallen nur Sätze ein wie “Ehemann Rolf geht währenddessen einkaufen”, die allerdings auch immer noch m.E. relational sind, weil sie sich auf einem im Kontext angegebenen Ehepartner beziehen müssen. Gäbe es da denn ein Beispiel für einen Satz aus der Statistik?
Künstlerwitwe
Die Künstlerwitwe liefert bei Google 4670 Treffer. Der Künstlerinnenwitwer zwei (bald wohl drei), von denen einer (bald wohl zwei) thematisiert, dass es ihn eigentlich nicht gibt.
@Martin
Mein Kommentar bezog sich auf den Beitrag von Dierk, insbesonder seine Aussage
Ihre Aussage:
ist aber so allgemein auch nicht richtig.
Zu Begründung muß ich etwas ausholen:
A.S. gliedert seine Stichproben nach zwei Kategorien, nämlich „relational“ (Die Witwe von Kurt Cobain) und „absolut“ (Sie ist alleinerziehende Witwe). Die beiden Beispiele haben allerdings eins gemeinsam: sie beziehen sich auf bestimmte konkrete Personen. Solche personenbezogene Aussagen bezeichne ich mal als „konkret“. Daneben gibt es auch Aussagen, die sich nicht auf bestimmte Personen, sondern auf Witwen und/oder Witwer in ihrer Allgemeinheit beziehen: Witwen und Witwer haben Anspruch auf Hinterbliebenenrente, Witwen und Witwer erhalten eine Fahrpreisermäßigung. Solche Aussagen nenne ich mal „abstrakt“.
Unter den absoluten Aussagen gibt es offensichtlich sowohl konkrete (personenbezogene) als auch abstrakte. Relationale Aussagen sind dagegen immer auch konkrete.
Nun gibt es in Deutschland fast dreimal so viel Witwen wie Witwer. Es ist daher höchst plausibel, daß es auch deutlich mehr konkrete (personenbezogene) Aussagen über Witwen als über Witwer gibt. Dagegen ist es prima facie nicht ersichtlich, warum die Zahl abstrakter (nicht personenbezogener) Aussagen über Witwen und Witwer gleichermaßen von der relativen Häufigkeit von Witwen/Witwern abhängen sollte.
Daher wird eine zufällige Stichprobe zu Witwen wahrscheinlich relativ mehr konkrete als abstrakte Aussagen enthalten als eine entsprechende Stichprobe zu Witwern. Da die abstrakten Aussagen eine Untermenge der absoluten Aussagen sind, wird – ceteribus paribus — auch das Verhältnis von relationalen zu absoluten Aussagen bei Witwen höher sein als bei Witwern.
Natürlich ist die höhere Zahl von Witwen als von Witwern nur ein Einflußfaktor unter mehreren. Die gesellschaftliche Wirklichkeit, daß es wohl immer noch mehr männliche Prominente als weibliche gibt (s. Kommentar von Panama) ist ein anderer, vermutlich noch wichtigerer, Einflußfaktor.
Übrigens will ich mit meinen Ausführungen nur begründen, daß Ihre Aussage, die absolute Zahl an Witwen und Witwern sei für die Statistik nicht relevant, so allgemein nicht zutreffend ist. Ob das für die Statistiken von A.S. von Bedeutung ist, weiß ich nicht, weil ich nicht weiß, wie er genau zu seinen Stichproben gekommen ist.
@Nörgler
Sie haben vollkommen Recht, dass es aus diversen Gründen mehr Witwen als Witwer gibt, aber das war gar nicht mein Punkt. Es geht hier nämlich nicht darum, wie viele A oder B rumlaufen, sondern wie wir auf sie referenzieren und warum wir das so tun.
Wenn Frauen nur 2% der Führungskräfte einer Gesellschaft ausmachen, ist es kaum verwunderlich, wenn wir sie immer nur als Anhängsel ihrer erfolgreichen Männer sehen — selbst wenn sie eine ganz eigene öffentliche Leistung erbracht haben. Die Ausnahmen bestätigen hier nur wieder einmal, dass es eine Regel gibt.
ursprünglich weibliche Formen
Anscheinend misst die deutsche Sprache den Weibchen einiger Tierarten eine größere Bedeutung zu, so dass die männlichen Formen aus den weiblichen abgeleitet werden: Ente, Gans, Katze, Reh. Daraus kann man zumindest erkennen, dass die deutsche Sprache durchaus dazu in der Lage ist.
Einige moderne Wörter nutzen diese alte Wortbildung anscheinend wieder häufiger: Lesbe (statt Lesbierin), Transe.
Die ungarische Sprache ist eigentlich geschlechterneutral: “özvegy” bedeutet gleichzeitig Witwe und Witwer. In dieser Weise könnten die Ungarn problemlos eine gerechte Sprache benutzen, wenn sie nicht eine weibliche Form eingeführt hätten: “barát” ist nur “der Freund”, für “die Freundin” muss man noch das Wort für “Frau” anfügen: ‑nö.
Ganz ähnlich ist es im chinesischen, dort steht das Wort für Frau vor dem Rest und klingt ganz ähnlich: nü-.
In beiden Sprachen gibt es nur ein Wort für “er” und “sie”. In der Schrift machen die Chinesen allerdings einen Unterschied. Daraus kann man wohl ableiten, dass ihre Sprache weniger sexistisch ist als ihre Schrift.
“Mensch” ist auch sexistisch
Auch das Wort “Mensch” ist nicht geschlechtsneutral! Es leitet sich aus dem Adjektiv von “Mann” ab (mannisch) und wird deshalb auch schwach dekliniert.
Das gleiche gilt natürlich auch für “human”, sowohl oberflächlich (weil es “man” enthält), als auch im Ursprung aus “homo”.
Um gerecht zu sprechen, müssten wir also häufiger “Leute” bzw. “people” benutzen. Schließlich hört sich “Feuerwehrleute” mindestens genauso gut an wie “Feuerwehrmänner”. Nur schade, dass es keinen Singular dazu gibt! Also dort müssten wir sprachschöpferisch eingreifen, damit jedes Landsleut gerecht sprechen kann.
Stichprobe, Reh, Mensch
@Nörgler: Ein aufmerksamer methodischer Einwand, danke. Tatsächlich enthält mein Sample aber ausschließlich Verwendungen, die sich auf konkrete Individuen beziehen (wahrscheinlich, weil ich nur die Singularformen betrachtet habe).
@Wentus: Reh ist natürlich kein Femininum, sondern ein Neutrum, ansonsten ist Ihre Beobachtung zur Endung -e aber korrekt.
Nochmal @Wentus: Das Wort Mensch ist geschlechtsneutral. Dass es etymologisch mit Mann verwandt ist, ist zwar kulturgeschichtlich interessant, spielt aber im heutigen Sprachgebrauch keine Rolle (man darf nicht den Etymologischen Fehlschluss begehen).
wenn es auch feuerwehrfrauen gäbe, wäre “feuerwehrleute” sicher angebracht. soweit ich weiß, gibts aber keine (oder sehr wenige) feuerwehrfrauen, sodass “feuerwehrmann” den ist-zustand präzise beschreibt. das gleiche gibt für bergmänner. auch wenn man “bergleute” sagen würde, stellt man sich keine beliebigen “leute” vor, wie sie auf der straße herumlaufen, sondern männer.
Ich finde, dass die aktuelle Debatte ein gutes Beispiel dafür ist, dass struktureller Sexismus zwar in der Sprache vorhanden ist, jedoch nunmal durch den gesellschaftlichen Seximus maßgeblich geprägt ist. Weiterhin spielt auch dadurch verbunden wohl die Tatsache eine Rolle, dass über “normale” Leute eben niemand ständig schreibt, ob sie Witwen oder Witwer sind.
Dass aktuell nun mal Frauen seltener wegen ihrer beruflichen Erfolge (Ausnahme im Showbiz) in den Medien erwähnt werden, ist für mich der primäre Faktor, dass dadurch es eben weniger erwähenswerte Witwer gibt. Die Sprache ist hier meiner Meinung nach nicht wertend, das Resultat zeigt nur indirekt die Folge jahrhunderterlanger Ungleichbehandlung.
Ich erkenne wie oben angedeutet an, dass Sprachgebrauch in vielen Bereichen von fehlender Gleichberechtigung (nicht nur zwischen Mann und Frau) geprägt wurde. Aber ich halte es für einen Fehlschluß, dass diese Sprache rückwärts genau so stark auf das eigene Verhalten wirkt, wie bei der Entwicklung sprachlicher Gewohnheiten, die durch zu dem Zeitpunkt “normale” Gewohnheiten geprägt wurden.
Denn das, auf was es ankommt, ist die Sensibilität und auch Fähigkeit von Menschen, wirkliche Ungleichbehandlung zu erkennen. Wäre die Wirkung so stark, würde Gleichberechtigung in relevanten Situationen nicht immer “normaler” (auch wenn es in manchen Bereichen immer noch schwierig ist). Eine bewußte Sprachänderung kann für mich kein sinnvoller und v.a. erfolgsversprechender Weg sein, Gleichberechtigung zu fördern.
Im Gegensatz zur Debatte bei rassistisch geprägten Begriffen, glaube ich, daß gerade bei der Nutzung von strukturell sexistischer Sprache, die Intention des Sprechers oft eine andere ist. Oben wurde ja das Beispiel mit “bemannter Raumfahrt” genannt, dass wohl auch andere kaum bei der Aussprache damit verknüpfen, Frauen dabei auszuschließen. Wenn nun auch die Wirkung beim Empfänger keine andere ist, sehe ich keinen Anlaß, sich eine andere Wortwahl zu wünschen.
Bei der Nutzung rassistisch geprägter Sprache unterscheidet sich meist nämlich die Intention, was man denn eigentlich sagen will. Menschen mit bestimmten körperlichen Merkmalen anders zu bezeichnen ist im Kern rassistisch, da bedarf es letztlich nicht der Debatte um das politisch korrekte Wort für eine Bezeichnung.
bemannt etc. sicher nicht sexistisch
Hinter Wörtern wie bemannt noch zu vermuten, dass Frauen durch das Wort ausgeschlossen werden, halte ich ebenfalls für hanebüchen. Der Ursprung des Worts mag die sexistischen Gesellschaftsstrukturen widerspiegeln, aber bei einem Satz wie China schickt unbemannte Raumkapsel ins All dürfte klar sein, dass keine Konnotation wie “ausschließlich Männer” im Gegenwartsdeutschen vorliegt, da der Leser beim Wort unbemannt weiß, dass die Raumkapsel leer ist und nicht allein von Frauen besetzt.