Die Wahl des „Sprachpanschers des Jahres“ vom Verein Deutsche Sprache stellt mich jedes Jahr vor ein Dilemma: Darüber schreiben, und die vom VDS euphemistisch als „Schmähpreis“ bezeichnete Desinformationskampagne durch diese Aufmerksamkeit adeln, oder sie mit der Missachtung strafen, die sie verdient, und den Sprachnörglern damit die mediale Deutungshoheit über den Gebrauch von Lehnwörtern überlassen?
Wohin diese Deutungshoheit führen kann, zeigt das traurige Beispiel der Deutschen Bahn, der der Titel „Sprachpanscher“ zweimal verliehen wurde — 1999 musste der damalige Vorstandsvorsitzende Johannes Ludewig sich so schimpfen lassen [VDS, 1.9.1999], 2007 dann sein Nachfolger Hartmut Mehdorn [VDS, 31.8.2007]. Bequemerweise war die Begründung in beiden Fällen dieselbe: Fahrkartenschalter würden „Ticket Counter“ genannt, Informationsstände „Service Point“ und Bahnhofstoiletten „McClean“. Und statt auf die Denkfehler hinter dieser Begründung hinzuweisen, gelobte die Deutsche Bahn im letzten Jahr dann tatsächlich Besserung (wobei unklar ist, ob tatsächlich die Quengeleien des VDS dafür verantwortlich waren, oder eher die sprachpuristischen Scheinattacken des Verkehrsministers Peter Ramsauer.
In diesem Jahr zeigte sich dagegen schon früh, dass dem Verein Deutsche Sprache bei seinen billigen Versuchen, sich auf ihre Kosten bekannter Namen und Institutionen als Bewahrer der deutschen Sprache darzustellen, ein etwas rauerer Wind ins Gesicht wehen würde. Als im Mai die Nominierungen bekanntgegeben wurden [VDS, 26.5.2011], war unter den Kandidat/innen auch der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Wiese. Ihm wurden Wörter wie Jobcenter, Start-Up-Coaching und Businesstalks angekreidet. Und statt zerknirschte Besserung zu geloben, wies die BfA in einer Pressemeldung auf etwas hin, das der VDS nie verstehen wird: Lehnwörter sind ein Teil der deutschen Sprache, und wer verstanden werden will, wird sie deshalb verwenden.
Als vor einigen Tagen dann der Sieger der diesjährigen Sprachpanscherwahl bekanntgegeben wurde, durfte man deshalb gespannt auf die Reaktion sein. Gewonnen hatte die Deutsche Telekom in Person ihres Vorstandsvorsitzenden René Obermann, der schon im letzten Jahr nominiert war [VDS, 26.8.2011. Wie die Deutsche Bahn trägt auch sie den Titel damit zum zweiten Mal (schon 1998 war Ron Sommer so „ausgezeichnet“ worden [VDS, 1.10.1998]).
Und die Telekom folgte tatsächlich dem Beispiel der Bundesagentur für Arbeit und stellte klar, dass man sich bei der Verwendung englischen Wortguts eben dem allgemeinen Sprachgebrauch anpasse:
Vor allem die Telekommunikationsbranche werde nun mal von Begriffen wie „Social Media“, „Smartphones“, „Apps“ und „Cloud“ dominiert, teilte das Unternehmen in Bonn mit. „Diese Begriffe haben sich nicht nur im allgemeinen Sprachgebrauch durchgesetzt, sondern finden sich zum Teil mittlerweile auch in namhaften Nachschlagewerken“, so Pressesprecher Christian Fischer. [DPA, 26.8.2011 (cit. Zeit Online)]
Im Besonderen war die Telekom vom VDS (wie schon 1998) wegen ihrer englischsprachigen Produktbezeichnungen — z.B. Entertain Comfort und Call & Surf Comfort nominiert worden und gab auch darauf eine Antwort, die jedem vernünftig denkenden Menschen — und damit natürlich nicht dem Verein Deutsche Sprache — einleuchten sollte:
Die Telekom sei ein internationales Unternehmen mit internationalen Produkten, die international bezeichnet werden müssten. „Es ergibt für uns keinen Sinn, etwa an Flughäfen mit internationalem Publikum, dort ein Mobilfunk-Angebot mit einem deutschen Produkt-Namen zu bewerben“, sagte Fischer. [DPA, 26.8.2011 (cit. Zeit Online)]
So erfreulich diese klaren Worte sind, so ganz steht man bei der Telekom wohl doch noch nicht über den Sprachnarreteien des VDS: Man wisse, das man „weit davon entfernt [sei,] perfekt zu sein“ ließ man über das Firmenblog verlauten, und freue sich „deshalb … schon jetzt auf die Fortführung des konstruktiv-kritischen Dialogs mit dem VDS.“
Ich kann der Telekom nur wärmstens empfehlen, bei Gelegenheit beim Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland nachzufregen, wieviel Freude ein solcher konstruktiv-kritischer Dialog bereitet. Auch der die EKD fand sich im Mai in Person ihres Präses Nikolaus Schneider auf der Kandidatenliste, weil er, so der VDS,
seine Gläubigen mit „LutherActivities“ wie „Wellness für die Männerseele“, „marriage weeks“ oder „worship summerpartys“ bei der Stange halten will [VDS, 26.5.2011].
Wie ich seinerzeit im Sprachlog gezeigt habe, sind diese Vorwürfe völlig haltlos — kein einziges dieser Wörter findet sich in irgendwelchen Äußerungen Schneiders oder in Verlautbarungen der EKD. Zwei der Wörter werden jeweils einmal in Ankündigungen einzelner Kirchengemeinden verwendet, eins stammt von einer unabhängigen Initiative an der die EKD nur als eine unter vielen Trägerinnen beteiligt war, und eins stammt von einer Selbsthilfegruppe, die keine offensichtlichen Verbindungen zur Kirche hat.
Die EKD selbst wehrte sich seinerzeit eher zaghaft in einem nicht öffentlich einsehbaren Artikel des christilichen Nachrichtenportals Idea mit dem Hinweis, dass diese Wörter nicht von Präses Schneider oder anderen offiziellen Vertreter/innen der EKD, sondern von unabhängigen Organisationen verwendet wurden. Außerdem, so erfuhr ich im Juni von der Pressestelle der EKD, hatte deren Leiter, Reinhard Mawick, das auch in einem direkten Gespräch mit dem VDS-Vorstand klargestellt.
Umso größer muss die Überraschung bei der EKD gewesen sein, als man sich bei der Bekanntgabe der „Sprachpanscher“ vor einigen Tagen mit der unveränderten Begründung auf dem dritten Platz wiederfand. Reinhard Mawick (an den ich im Mai und Juni nicht herangekommen war) meldete sich nach der Bekanntgabe bei mir, um sich für meine damalige Verteidigung der sprachlichen Ehre der EKD zu bedanken. Der Geschäftsführer des VDS, Holger Klatte, mit dem er seinerzeit über die falsche Zuschreibung der angeprangerten Ausdrücke gesprochen habe, sei damals „eigentlich auch ganz einsichtig“ gewesen und man sei deshalb etwas verärgert, dass dieser auf seiner „frei erfundenen“ Darstellung beharre. Es scheine wohl doch nichts genützt zu haben, auf den Verein zuzugehen.
Da ich seit Jahren immer wieder darauf hinweise, dass der VDS sich Fakten und Argumente gerne beliebig zusammenpanscht, kann ich mich über dessen Beharren natürlich nur bedingt wundern. Beim VDS hat man das Gespräch offenbar auch ganz anders in Erinnerung: Das christliche Medienmagazin Pro zitiert Klatte wie folgt:
„Die EKD teilte uns damals mit, dass gerade Präses Schneider eigentlich jemand sei, der stets auf sprachliche Fehlleistungen von Werbeagenturen oder bei kirchlichen Veranstaltungen hinweise und Kritik übe. Deswegen sei er der falsche Kandidat.“ Doch der Verein betont, dass sich Schneider als Verantwortlicher offenbar nicht ausreichend für den öffentlichen Auftritt eingesetzt habe. [pro, 29.8.2011]
Ob man beim VDS den eigentlichen Inhalt des Gesprächs tatsächlich vergessen hat, oder ob man die Geschichte von den „LutherActivities“ und der „Wellness für die Männerseele“ einfach zu gut fand, um sie wegen einer Kleinigkeit wie der Tatsache, dass sie erlogen ist, aufzugeben, kann ich nicht beurteilen.
So oder so sollte es aber allen bisherigen und zukünftigen „Sprachpanschern“ deutlich vor Augen führen, auf welches Niveau man sich herabbegibt, wenn man versucht, konstruktiv-kritische Gespräche mit den Dortmunder Sprachnarren zu führen.
[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Version enthält möglicherweise Korrekturen und Aktualisierungen. Auch die Kommentare wurden möglicherweise nicht vollständig übernommen.]
Warum der VDS halb richtig liegt
Der VDS und seine Mitglieder sind auch mir unheimlich. Aber das heißt, dass sie immer Unrecht haben. Der Telekom den Vorwurf zu machen, sie benutze ist Begriffe Social Media oder Smartphone ist in der Tat absurd. Aber die Begrundung für “Surf & Call Comfort” ist mehr als abenteuerlich. Macht die Telekom ihren wesentlichen Umsatz mit nur in Deutschland buchbaren Tarifen an internationalen Flughäfen? In Wirklichkeit geht es um etwas anderes: Man möchte cool klingen und — noch viel wichtiger — Verwirrung stiften, um so die Vergleichbarkeit von Tarifen zu verhindern. Telekommunikationsunternehmen bringen ja nicht deshalb so viele unterschiedliche Tarife auf den Markt, weil sie dem Kunden eine so große Auswahl bieten wollen. Im Gegenteil: Sie wollen durch die große Auswahl verhindern, dass Kunden eine rationale Entscheidung aufgrund weniger, vergleichbarer Daten zwischen den Angeboten verschiedener Anbieter treffen können. Und bei deiser Verschleierungstaktik helfen scheinenglische Bezeichnungen ungemein.
telekomische Sprachpanscher
Ich schließe mich dem ersten Kommentator an. An Lehnwörtern ist per se nichts Schlimmes, aber die abstrusen Phantasiebegriffe, die sich die Telekom für ihre Produkte ausdenkt, kann man ruhig anprangern. Völlig unabhängig davon, ob sie englischen oder deutschen Ursprungs sind.
Darauf, daß die Antwort man spreche mit auf Deutschland beschränkten Produkten ein internationales Publikum an ebenfalls großer Quatsch ist, bin ich gar nicht gekommen.
Produktnamen und Pranger
Firmen wegen ihrer Produktnamen „anzuprangern“ ist so ziemlich das albernste, was ich mir im ohnehin schon albernen Bereich der Sprachpflege vorstellen kann. Wem die Tarifbezeichnungen der Telekom nicht passen, der gehe doch einfach zur Konkurrenz.
Aber darum geht es hier auch gar nicht. Hier geht es darum, dass der Verein Deutsche Sprache sich nicht einmal an einfachste Fakten (wie z.B. die Frage, wer welche Wörter wann und wo verwendet hat) halten kann und damit die denkbar ungeeignetste Instanz ist, wenn es darum geht, anderen Vorschriften zu machen.
@ A.S.
Ich fürchte, dass Sie in Ihrem Furor gegen Sprachpflege andere Argumente nicht mehr entsprechend würdigen.
Bei der Kritik an den englischsprachigen Produktbezeichnungen ging es mir gar nicht um “Sprachpflege”, sondern um Verbrauchergesichtspunkte. Es ging darum, dass solche Unternehmen mit coolen englischen Namen die Transparenz ihrer Produkte verhindern und Vergleichbarkeit erschweren wollen. Ich halte es nicht für sinnvoll, mit linguistischen Argumenten einen miesen Marketingtrick verteidigen zu wollen, nur weil man etwas gegen Sprachpfleger hat.
Wenn Verbraucherschützer darauf hinweisen, dass in mancher Geflügelwurst sich nur minimale Anteile von Geflügel befinden,könnte man natürlich auch antworten: Was soll diese Sprachpflegerei? Wenn der Hersteller meint, seine kleingeschnipselten und weichgekochten Schweineborsten Geflügel nennen zu müssen, dann soll er doch. Schließlich darf jeder Sprecher die Sprache aus linguistischer Sicht so benutzen wie er will. Dieses Argumente würde mich aber nicht überzeugen — und die meisten anderen Menschen wohl auch nicht.
@Klardeutsch
Die Kritik verstehe ich nicht recht.
Dass die Produktnamen cool klingen sollen — logisch, aber das ist ja nicht verwerflich.
Dass sie Teil einer Verwirrungstaktik sind — möglich, aber wie sollte man die Tarife denn benamen, um Verwirrung zu reduzieren? Das Problem, das Sie schildern ist doch kein sprachliches, sondern eines, das auch unabhängig von irgendwelchen Markennamen gegeben wäre.
Und dem VDS geht es natürlich bloß darum, dass die Produkte mit englischen Namen bezeichnet werden und um nix anderes.
Tarifvergleich
Die Vergleichbarkeit von Tarifen wird doch nicht durch ihren namen erschwert, sondern durch die Anzahl der Tarife (bzw. dass Tarife auch manchmal relativ schnell kommen und gehen bzw. sich ändern)
Klar können Namen da helfen, aber das wird doch auch bei anderen Produkten eher selten gemacht.
Sonst könnte man ja auch VW dafür kritisieren, dass man ja nicht am Namen erkennen kann, ob der Golf größer als ein Passat ist und welchen man davon mit dem Toyota Corolla oder dem Yaris vergleichen kann…(Rühmliche Ausnahme: der Mini 😉 )
@klardeutscher
Der Verbraucher hat das — und vor allem ganz ohne selbst ernannte Sprachsittenrichter — selbst in der Hand: Unternehmen ignorieren. Geht bei sprachlichen “Entgleisungen” auch sonst ganz gut. Ansonsten hilft nachfragen, was ich immer sehr gerne mache, ganz unabhängig von der angeblichen Quellsprache.
Der VDS stellt sich immer deutlicher als reiner Lobbyverein für seinen Vorschwitzenden dar, der mir nicht nur im Zusammenhang mit Sprache schon häufiger sehr unangenehm auffiel. Um Sprache oder auch nur Toitsch geht es dort gar nicht, sondern um Aufmerksamkeit. Das ist natürlich nur bedingt kritikfähig, denn ich kann niemandem vorhalten, von anderen wahrgenommen werden zu wollen. Die Frage bleibt nur: Cui detrimento?*
*Falls mich mein Grammatik mal wieder im Stich ließ — immerhin schon einige Jahrzehnte her -, bitte ich um Entschuldigung und kurze Korrektur.
Sweatshirt
Ziemlich ad hominem und inhaltlich dennoch absolut korrekt ist übrigens die Feststellung, daß des VDS Vorschwitzender in der Tat aussieht, als könne er ganz ausgezeichnet schwitzen.
O
ha!
(Jetz is aber auch wieder gut mit den Personalien.)
Denkfehler
Als „Denkfehler hinter dieser Begründung“ (des Sprachvereins) seinerzeit, als Mehdorn ausgezeichnet wurde, nennt A. S. hauptsächlich, daß an Bahnhöfen nun einmal viele Menschen aus allerlei Ländern herumlaufen und die sollen doch verstehen, was da steht, darum z. B. „Ticket Counter“.
Da steckt aber ein Denkfehler drin. Denn so war und ist es ja nicht. Ich erinnere mich noch sehr gut: Am Fahrkartenschalter stand irgendwas, jedenfalls ein deutschdeutsches Wort. Aber auf einem Schild stand: Dieser Counter ist nicht besetzt und darum möge man zu einem anderen Counter gehen. (Da ist mir zum ersten Mal in Deutschland das Wort Counter begegnet.) Das versteht keiner, der nicht Deutsch kann, denn außer Counter kennt der ja den Voraussetzungen von A. S. nach kein Wort; und was counter heißt, wußte damals vermutlich die Mehrzahl der Deutschen nicht.
Wenn die Bahn das erreichen wollte, was sie A. S. zufolge erreichen will, dann würde sie es so machen, wie es in den meisten anderen Ländern üblich ist: einen Text in der Landessprache, und darunter die englische Übersetzung. Aber darum geht es der Bahn ja nicht.
Das ist der zweite Denkfehler von A. S.: Er verwechselt den Sinn, den das haben könnte (aber nicht hat), was die Bahn macht, mit der Motivation der Bahn. Die hat „Klardeutsch“ eben klar benannt: „Man möchte cool klingen“. Es ist nicht anders als bei einem dörflichen Friseurladen, der ja auch nicht wegen der vielen sich Ausländer auf der Dorfstraße „Hair-Paradise“ nennt.
Ferner: Es geht nicht um Lehnwörter. Zur Zeit der Einführung von „Info-Point“ und „Counter“ durch die Bahn waren das keine Lehrwörter, sondern unter Deutschen ganz unbekannte englische Wörter (in dem einen Fall allerdings zu erraten).
Was die Verteidigung von N. Schneider angeht, bin ich mit A. S. einer Meinung.
Wem die Tarifbezeichnungen der Telekom nicht passen, der gehe doch einfach zur Konkurrenz.
Ich glaube nicht, daß ich in einer Welt leben möchte, in der sich meine Wahl als Konsument nur auf kaufen oder nicht kaufen beschränkt und ich ansonsten die Klappe halten soll.
@myself. Der erste Absatz sollte ein Zitat sein, aber da es keine Vorschau- oder Editierfunktion gibt (hint, hint), habe ich es leider versemmelt.
Sprachpflege
Dass solche Vereine wie der VDS erst dann notwendig werden, wenn die regional begrenzte Muttersprache in Vergessenheit zu geraten droht zeigen verschiedene Vereine zur Erhaltung von Dialekten. Vorher ist Spracherhaltung überflüssig, da sich Sprache sowieso stets verändert und nie “usprünglich” erhalten bleibt. Was machen solche Vereine jedoch solange, bis sich Sprachen nicht mehr weiterentwickeln und in Vergessenheit geraten? Sie vergeben unsinnige Preise und nerven ihre Mitmenschen mit Forderungen nach Erhaltung, wo es nichts zu erhalten gibt.
Resteverwertung
Leider besteht dieser Beitrag überwiegend aus Selbstzitaten. Abgesehen vom Aufhänger (Telekom als “Sprachpanscher”) fällt es mir schwer, darin neue Gedanken zu erkannen.
Die Verteidigung der Telekom ist äußerst schwach, wesentlich schwächer als die auch nicht ganz überzeugende der Bundesagentur. Das ist in den verschiedenen Kommentaren ja schon treffend dargestellt.
Besonders schwach ist die Argumentation im erwähnten “Firmenblog”. Selbst der VDS wird wohl nicht verlangen, das die Telekom ihre “CombiCards” in “Kombinationskarten” umbenennt. Aber täte “Kombikarte” es nicht genauso gut? Mit dem fiktiven Beispiel “Kombinationskarte Backfisch” für “CombiCard Teens” gleitet die Telekom in reine Polemik ab, und macht sich selbst nur lächerlich. Daß sie “seit Jahren am Markt etablierte Produktnamen wie ‘Call & Surf’ nicht einfach verschwinden lassen” will, ist ja schon verständlich. Da kann man aber nur sagen: selber schuld, das ist eben der Fluch der bösen Tat.
Erwähnenswert erscheint mir noch, daß die Telekom gerade in den angelsächsischen Ländern wenig erfolgreich ist (jedenfalls im Konsumentenbereich): in den USA will sie verkaufen, in Großbritannien mit Orange fusionieren, in Kanada ist sie nicht präsent. Vielleicht wäre die Telekom besser beraten gewesen, ihre deutsche Herkunft dort stärker herauszustellen. Das Ansehen deutscher Ingenieurskunst ist wenigstens in Nordamerika ja noch erstaunlich hoch. Volkswagen und Audi werben auch dort mit ihren deutschen Werbesprüchen “Das Auto” und “Vorsprung durch Technik”.
Mit Missachtung strafen
An A.S.:
Das wird Ihnen nicht gelingen, dafür sind Sie schon viel zu sehr verstrickt. Sie führen, nicht anders als der VDS, einen Glaubenskrieg. Rein sprachwissenschaftlich betrachtet müssten Sie mit meinem Verein längst durch sein, da Ihnen aber die Ziele des VDS politisch suspekt sind, machen Sie fleißig weiter. Dass Sie dabei polemisieren, ist nicht das Problem. Auch nicht, dass Sie eben dieses Mittel der Auseinandersetzung Ihren Kontrahenden so häufig vorwerfen, wie Sie es selbst verwenden.
Den Pfad der Wissenschaft haben Sie dabei, als Glaubenskrieger der Sie nun sind, allerdings längst verlassen. Nur wenn es hilfreich ist, packen Sie dieselbe aus, um sie genau so schnell wieder verschwinden zu lassen, wenn es Ihnen besser in den Kram passt. Den eitlen Ex-cathedra-Unterton behalten Sie allerdings immer bei.
@Dierk @klardeutscher 06.09.2011, 17:44
Ich will diesen Verein nicht verteidigen, aber daß es sich um “selbst ernannte Sprachsittenrichter” handelt, ist doch nicht schlecht. Sind Sie denn dafür, daß der Staat solche Richter ernennt?
Ausführlicher: http://deutsche-sprak.blogspot.com/…nden_31.html
Kostenfallen vs. Bezeichnungen
Wie die Telekommunikationsunternehmen ihre Produkte bezeichnen (das können auch völlig erfundene Wörter sein) ist ganz und gar ihre Sache und wird im schlimmsten Fall vom Markt abgestraft. Damit ist eine “Instanz” wie der VDS vollkommen überflüssig.
Die unangemessene Sympathie, die der VDS (auch hier) erntet liegt nur daran, dass so gut wie jeder schlechte Erfahrungen mit dem Tarif-Dschungel und dem miserablen Service in diesem Dienstleistungsbereich gemacht hat. Damit ist der VDS nichts anderes als ein Trittbrettfahrer eines Unmuts der vielleicht vor 5–10 Jahren mal aktuell war. Wer inzwischen seinen Telekommunikationsanbieter nicht gewechselt hat, weil einem selbst der Fachhändler nicht erklären konnte, was ein “HappyLive” ist und warum man dafür bezahlt obwohl man es nie bestellt hat, ist absolut selbst schuld.
Der Markt wird’s schon richten?
Das ist eine recht gewagte Behauptung. Bei der Auswahl eines Tarifs spielen jede Menge Faktoren mit. Dass ausgerechnet ein Tarif wegen seines dämlichen Namen von den Verbrauchern nicht angenommen wird, dürfte in allen Branchen eher die Ausnahme sein.
Und weil der Markt es richten wird, soll der VdS die Klappe halten? Auch eine merkwürdige Ansicht, denn die Ernennung zum Sprachpanscher durch den VdS ist ja hier durchaus Bestandteil des Marktgeschehens.
@anonym:
Hier sind ein paar Beispiele für Flops, die fast ausschliesslich am unglücklich gewählten Namen und den damit verbundenen Assoziationen liegen (siehe Nr. 7,8,10,12,17,19,20,21,22):
http://www.dailyfinance.com/…t‑flops-of-all-time
Wem vergeht denn nicht der Appetit, wenn auf einem Fertiggericht fett “Colgate” draufsteht…
Übrigens, was soll denn der Markt richten? Dass die Produktnamen dem Geschmack eines Senioren-Vereins entsprechen? Bestimmt nicht. Stattdessen sorgt der Markt dafür, dass die erfolgreichen Produktnamen der Mehrheit/der Zielgruppe gefallen — und was soll denn dagegen einzuwenden sein?
Bei der Popularität der Apple-Produkte spielen sicher “jede Menge Faktoren” keine Rolle, stattdessen der Name um so mehr.
Wenn der VDS Mumm gehabt hätte, dann hätte er sich ja mit Apple anlegen können anstatt die beschriebene Trittbrettfahrer-Masche auszuschlachten.
@Ludwig Trepl
Ich bin dafür, dass es gar keine Sprachrichter gibt [außer mir selbstverständlich]. Aber das wissen Sie.
Zum Blogartikel selbst ist hinsichtlich dem Für und Wider wohl das Wesentliche gesagt, aber zu einigen Kommentaren möchte ich anmerken: Die Telekom wegen ihrer Sprache zu kritisieren, ist verboten, stattdessen soll man wegen ein bisschen Werbesprech den Anbieter wechseln, ohne dass diese Entscheidung mit Preis und Qualität zu tun hat? Aberwitzig …
Nachholbedarf
Man kann der Telekom und der Bahn für Ihre epochale Entdeckung, daß sich auch Ausländer auf deutsche Flughäfen und Bahnhöfe verirren, ja nur dankbar sein.
Zu den deutschen Verkehrsministerien ist die Erkenntis leider noch nicht durchgedrungen, daß auch deutsche Straßen gelegentlich von Ausländern befahren werden.
Es ist doch wirklich überfällig, daß es auf deutschen Straßen Aix-la-Chapelle, Cologne und Munich heißt. Wie in aller Welt sollen sich denn die armen Ausländer sonst auf deutschen Straßen zurechtfinden? Man bedenke auch die vielen Irrfahrten von Ausländern aufgrund der heutigen puristischen deutschen Straßenschilder. Das ist doch ökologisch ganz unvertretbar!
Natürlich müßte auch die Notrufsäule Emergency Phone, die Polizeiwache Police Station und die Raststätte Motorway Service Area heißen.
Sollten auch deutsche Entsprechungen auf die Straßenschilder? Erstens geht das nicht, weil die Schilder zu klein sind, zweitens verstehen ja alle Deutschen sowieso Englisch.
Immerhin könnte man ja, als kleine Geste gegenüber dem VDS, an dem Wort “Autobahn” festhalten, denn das kennen ja selbst Engländer.
Klardeutsch: “Man möchte cool klingen und — noch viel wichtiger — Verwirrung stiften, um so die Vergleichbarkeit von Tarifen zu verhindern.”
Oh Gott ja, “Call & Surf Comfort”, jetzt bin ich völlig verwirrt.… Wie einfach dagegen doch alles wäre, wenn der Tarif “Anrufen & Netzseiten besuchen Bequemlichkeit” heißen würde!
In einer Sache gebe ich Ihnen allerdings Recht: Der deutsche Name klingt eindeutig weniger cool.
Tarifnamen und Sprachkritik
Nein, Herr Mueller, es ist selbstverständlich nicht „verboten“, die Telekom wegen ihrer Sprache zu kritisieren. Es hat nur (a) nichts mit Sprachpflege zu tun und ist (b) völlig sinnlos — vor allem, wenn man nicht bereit ist, den Worten Taten folgen zu lassen und zu einem anderen Anbieter zu wechseln.
Die Mobilfunkanbieter in Deutschland sind sich doch in einem einig: Sie alle verwenden englische oder englisch-deutsche Produktnamen. Aus sprachpflegerischer Perspektive ist das völlig irrelevant, denn Produktnamen sind eben Produktnamen, und keine Wörter der deutschen Sprache. Aber wenn man sich unbedingt sprachpflegerisch mit dem Thema auseinandersetzen wollte, warum greift man sich dann beliebig die Telekom heraus? Die Antwort ist klar: Dem VDS geht es nicht um Sprachpflege, sondern darum, seinen Mitgliedern regelmäßig Klamauk zu bieten, damit die ihre Beiträge schön weiterzahlen. Und weil der VDS hauptsächlich aus älteren Herren besteht, kennen die gar keine anderen Telefonanbieter und glauben immer noch, dass die Telekom eine Behörde und damit der deutschen Sprache in besonderer Weise verpflichtet ist.
Ich frag mich gerade, was damit gewonnen wäre, wenn ein “surf and fun” Tarif jetzt “Wellenreiten und Spaß” Tarif hieße. Brächte das tatsächlich Licht in den Tarifdschungel? Tschuldigung, ich meine den undurchdringlichen, tropischen Tarifsumpfwald.
Dierk @Ludwig Trepl 07.09.2011, 16:51
“Ich bin dafür, dass es gar keine Sprachrichter gibt [außer mir selbstverständlich].”
Eben, sag’ ich doch. Denn wer hat Sie ernannt? Doch sicher Sie selbst. Also: nur selbsternannte Sprachrichter, uns wenn’s nur ein einziger ist.
@ A.S.
Da ich weder VDS-Mitglied noch Telekom-Kunde bin, weiß ich nicht, ob diese Herren und Damen entsprechende Konsequenzen gezogen haben. Es wäre jedoch auch (und zwar gerade aus VDS-Perspektive) sinnlos, da andere Anbieter, wie Sie selbst schreiben, ähnliche Bezeichnungen verwenden.
Dass der VDS es dennoch bevorzugt mit der Telekom hat, liegt indes nicht nur an dem Alter der Mitglieder, sondern auch daran, dass dieses Unternehmen aus Gründen, die nichts mit Sprache zu tun haben, ohnehin unbeliebt ist (T‑Aktien-Hype, Spitzelaffäre). Kurz, es ist üblicher Lobbyisten-Populismus.
Bahn, Telekom
Die hier schon erwähnte Bahn macht es ja mehrsprachig. Zumindest auf großen Bahnhöfen sind Wegweiser mit dem deutschen Begriff in größerer und der englischen und französischen Übersetzung in kleinerer Schrift versehen. Solange man Begriffe verwendet, die allgemein bekannt sind, funktioniert das prima. Schwierig wird es, wenn der deutsche Begriff selbst Muttersprachlern nicht ganz klar ist. Inzwischen wissen wahrscheinlich die meisten, die ab und zu ihre Fahrkarten am Bahnhof kaufen, dass sie das im Reisezentrum tun müssen. Und ob Ausländern die Übersetzung “travel center” hilft?
Die modischen englischen Tarifbezeichnungen bei T‑Mobil und Konsorten wecken bei mir eher die Assoziation, dass ich hier über den Tisch gezogen werden soll: Schwierig nachzuvollziehende, sehr klein gedruckte Regeln mit schicken englischen Namen wecken erst einmal einen Verdacht… Das wäre bei schicken deutschen Namen aber wohl auch nicht anders, nur ist Deutsch derzeit nicht als “schick” eingestuft.
Noch mehr Faktenpanscherei
@A.S. Tarifnamen und Sprachkritik:
100%ig ins Schwarze getroffen.
Einerseits kann man den VDS nicht ernst nehmen, und Hr. Obermann wird dies auch nicht tun. Soll sich diese vernachlässigbare Minderheit von Deutschen doch lächerlich machen, indem sie Call & Surf durch “Anruf und Navigieren (im Internet)” ersetzt und die anglo-deuteinische, d.h. “gepanschte” Servicenummer der Bahn bejubelt, weil sie die rein anglizistische Hotline verdrängt!
Andererseits ist die Scheinheiligkeit (s. EKD-Episode im Blogpost) und Unehrlichkeit des VDS ein stetes Ärgernis. Dazu noch ein Beispiel:
Erstens ist das für die Erhaltung des Deutschtums irrelevant, weil die Telekom hierzulande nicht auf Spanisch oder Französisch wirbt. Zweitens ist es m.E. falsch. Eine oberflächliche Überprüfung ergab über eine Milliarde mehr an spanischsprachigen Webpages und noch mehr an französischsprachigen (wobei mich letzteres etwas wundert). Gemessen an der Zahl der User steht Deutsch gerade mal auf Platz 6. Warum sollte es “die zweithäufigste Sprache” sein? Kennt jemand eine zuverlässige, aktuelle Statistiken zur Sprachverteilung im Netz anhand der Anzahl Pages?
@ A.S.
Das sind doch bloße, von gänzlicher Voreingenommenheit zeugende Behauptungen. Oder können Sie empirische Ergebnisse über den Altersaufbau der VDS-Mitglieder und über deren Kenntnisse zu anderen Anbietern und zur Unternehmensstruktur der Telekom vorlegen?
Tatsache ist, daß der Bund direkt und über die KfW 31,70% der Aktien besitzt. der nächstgrößte Aktieninhaber hält nur 4,5% der Aktien. Der Bund könnte also, wenn er nur wollte, erheblichen Einfluß auf die Telekom ausüben, auch wenn diese keine “Behörde” mehr ist. Auch die Deutsche Bahn ist keine “Behörde” mehr, dennoch ein reines Staatsunternehmen.
Sollte, ihrer Logik folgend, der VDS besser Angela Merkel als “Sprachpanscherin des Jahres” nominieren?
Kundenverwirrung jetzt auch in DEUTSCH
Die Telekom zeigt: Verwirrung des Kunden durch geeignete Begriffswahl geht gut auch ganz ohne Englisch: ISDN heißt jetzt Universal, analog heißt jetzt Standard.
Sprachlich müsste die Umbenennung des “Integrated Services Digital Network” in Universal eigentlich ganz im Sinne des VDS liegen. Dass der Telekom ihr neues Sprachbewusstsein nicht dabei hilft sich aus der Rolle des Buhmanns beim VDS zu befreien ist einzig dessen PR-Qualitäten geschuldet: Es ist immer einfacher auf die einzuprügeln, die sowieso jeder auf den Kieker hat. Und da sind Unternehmen wie die Bahn, Microsoft, die Telekom, ALDI oder Schlecker einfach am besten geeignet.
NörglerIn Nachholbedarf 07.09.2011, 23:0
Gegen das, was in diesem Beitrag zu den rationalen Gründen, die es nach Meinung mancher für die Anglisierung der Sprache gibt , gesagt wird, habe ich von den Freunden der Anglisierung bisher kein Argument gehört. Und andere Gründe, die den Anspruch erheben könnten, rational zu sein, sind mir nicht begegnet (wohlgemerkt: Gründe, es geht mir nicht um rationale Erklärungen des Sprachwandels durch Aufdeckung der Ursachen). Herr Allers, Herr Stefanowitsch, könnten Sie zu dem Kommentar von NörglerIn Stellung nehmen?
Der Club der alten Männer
@NörglerIn:
Da der VDS keine Mitgliederlisten veröffentlicht, kann man auch das Alter der Mitglieder nicht empirisch belegen. Wohl aber habe ich mir den Spaß gemacht, Alter und Geschlecht “Bekannte® Mitglieder” auszuwerten in der Annahme, dass diese halbwegs repräsentativ für die Mitgliederstruktur sind. Sechs davon sind dermaßen “bekannt”, dass sich beim besten Willen das Alter nicht ergoogeln ließ. Übrige Ergebnisse (XLS):
Weiblich: 8%, männlich: 92%.
Durchschnittsalter: 68 Jahre.
Fazit:
1. Frauen sind anscheinend mit mehr Sprachvernunft gesegnet.
2. Jugendwahn kann man dem VDS eher nicht unterstellen.
@Michael Allers
Sie bestätigen damit, was ich gesagt habe.
Übrigens wäre es ja noch schöner, wenn der VDS seine Mitgliederliste mit Altersangaben veröffentlichen würde. Die Mitglieder würden sich ja wohl bedanken, abgesehen davon, ob das Datenschutzrechtlich überhaupt zulässig wäre.
Hätten Sie sich das Beitrittsformular des VDS angesehen, wüßten Sie auch, daß der VDS das Alter seiner Mitglieder gar nicht kennt. Ausnahmen sind allenfalls diejenigen , die jünger als 27 Jahre sind und deshalb keine Beiträge bezahlen müssen. Ob deren Angaben stimmen, wird der VDS allerdings auch nicht wissen.
Ihre Annahme, daß Alter und Geschlecht “Bekannter Mitglieder” auch nur halbwegs „repräsentativ für die Mitgliederstruktur“ des VDS seien, ist geradezu abenteuerlich. Die meisten Menschen werden, wenn überhaupt, erst in fortgeschrittenerem Alter bekannt. Spitzensportler, Pop-Sänger(innen) oder Schönheitsköniginnen sind unter den VDS-Mitgliedern vermutlich unterrepräsentiert. Das räume ich gerne ein.
@NörglerIn
Natürlich erwarte ich nicht, dass der VDS individuelle Mitgliederdaten veröffentlicht. Und ja, der VDS weiß so manches nicht. Andere Vereine haben jedenfalls kein Problem damit, eine — naturgemäß anonyme — Altersstatistik ihrer Mitglieder ins Netz zu stellen. Googeln Sie mal:
“altersstatistik” “e.V.”
Die mangelnde Überprüfbarkeit als Argument für “Voreingenommenheit” zu benutzen, ist angesichts der Fotos auf der VDS-Site und der Tatsache, dass viele namentlich gekennzeichneten Aufsätze dort von lange emeritierten Professoren, längst pensionierten Dipl.-Ingenieuren und Lehrern i.R. verfasst sind, geradezu abenteuerlich. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.
Und nun die gute Nachricht: Die Vorstandsmitglieder des VDS (größtenteils mit Geb.-Datum) sind in der Tat durchschnittlich jünger als die “Bekannte(n) Mitglieder” (68): nachgerade jugendliche 65 Jahre (ergänztes XLS, s.u.).
Letztlich ist es aber egal: Die abenteuerlichen VDS-Sprachthesen wären ja nicht besser, wenn sie von 20-Jährigen stammten.
@ Michael Allers
Danke für die Daten zur Altersstruktur des VDS — das ist der empirische Forschergeist, der den Sprachnörglern leider völlig fehlt!
Dass „NörglerIn“ damit nicht zufrieden ist, wundert niemanden — er erfüllt damit nur seine Aufgabe hier, nämlich zu nörgeln, vorzugsweise, ohne sich das, worüber er nörgelt, näher anzusehen.
Man könnte die Forschungsarbeit fortführen, indem man sich als nächstes die Regionalleiter und Arbeitsgruppenleiter des VDS vornimmt. Zu meiner Hypothese stehe ich: alles ältere Herren.
Mutmaßliches Alter
Bei Regional- und Arbeitsgruppenleitern ist die Datenlage ungenügend (nur ca. 50% mit Geburtsjahr). Dem Augenschein nach dürfte die Altersstruktur ähnlich sein wie bei den bisherigen Probanden, zumal einige Fotos offensichtlich nicht wirklich aktuell sind.
Es ist ja auch plausibel und macht Sinn:
Wer hat denn genug Zeit und Langeweile, um willkürlich Fremd- / Lehnwörter ausschließlich englischer Herkunft und ausschließlich ‘jüngeren’ Einwanderungsdatums ([sic, Superkomparativ von nörgeln], es werde kein Deutsch mehr gesprochen? Rentner und Pensionisten! (Mein favorite Austriazismus und allemal verständlicher als das dem Deuzösischen so gar nicht ähnliche pensioner 😉
Korrektur
Ups, sollte heißen:
… aus der deutschen Sprache wegzudefinieren, und sodann permanentzunörgeln [sic, Superkomparativ von nörgeln]
@A.S.
Wenn das der „empirische Forschergeist“ der Sprachwisenschaft ist, dann sehe ich mich in meinen schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
Immerhin, das läßt mich ja hoffen, ist die frühere apodiktische Behauptung inzwischen zu einer „Hypothese“ herabgestuft.
“Vor Tische las man’s anders.”
Bleibt noch die ebenso apodiktische Behauptung zu diesen VDS-Senilitäten:
Lieber Herr Allers, was sagt Ihr „empirischer Forschergeist“ dazu?
Das erklärt (in Analogie bzw. direkt) die Altersstruktur des Vorstandes ebenso wie die Altersstruktur derjenigen Vereinsmitglieder, die öffentlich in Erscheinung treten.
Über die tatsächliche Altersstruktur des VDS, die ja auch diejenigen umfaßt, die den Zielen des Vereins zustimmen, ohne die Zeit zu haben, sich für dessen Ziele zu engagieren, sagt es aber tatsächlich nichts aus. Sofern Sie nicht postulieren, daß nur solche Mitglied werden, die auch ordentlich Freizeit zum Nörgeln mitbringen.
Indizien vs. Fakten
@NörglerIn:
Zur Kenntnis anderer Telefonanbieter sagt mein empirischer Forschergeist gar nichts, weil mir dazu keine — Achtung, Fremdwort — Fakten vorliegen. Für unwahrscheinlich halte ich A.S.’ Vermutung jedoch nicht. Über die Weltfremdheit der VDS-Protagonisten stolpert man doch regelmäßig, z.B. wenn man im Index liest, dass Popper, ein längst ausgestorbener Anglizismus der 1980-er Jahre, die ebenfalls ausgestorbenen Wörter Geck und Salonlöwe “verdränge”. Und wer in rührender Obrigkeitsgläubigkeit meint, die deutsche Sprache müsse und könne durch das GG “geschützt” werden, mag auch die Telekom noch für einen Behörde halten. Natürlich sind dies keine Beweise, wohl aber Indizien.
@David:
Nehmen wir an, die Mehrzahl der VDS-Mitglieder identifiziert sich lediglich mit den Zielen des Vereins, ohne aktiv permanentzunörgeln oder (weil heute Sonntag ist) sprachzuschützen. Das wäre an sich nicht ungewöhnlich für einen e.V.. Ich bin z.B. passives Mitglied in einem großen dt. Automobilclub. Der hat übrigens über 17 Mio. Mitglieder, die seinen Zielen zustimmen, plus eine Dunkelziffer von Sympathisanten. Der VDS hat ca. 34.000 Mitglieder, gleich welchen Alters, plus Dunkelziffer. Eine “Mehrheit der Deutschen” ist das nicht wirklich, sofern Sie nicht postulieren, dass die Dunkelziffer mindestens 40 Mio. betrage.
Fazit: Solange der VDS keine Fakten veröffentlicht, kann er seinen Kritikern nicht vorhalten, sich lediglich auf Indizien zu stützen. Und die gibt es wie Sand am Meer.
Freilich nicht, aber wer hat denn das behauptet? Alles, das ich schrieb, war, daß die Alterstruktur der öffentlich bekannten und präsenten Mitglieder keine Rückschlüsse auf die Altersstruktur des gesamten Vereins zuläßt.
@David
Den Mehrheitsvertretungsanspruch erheben in der Tat nicht Sie, sondern der VDS selbst, z.B. hier (am Textende).
Schlüsse auf das Alter der VDS-Mitglieder lassen sich insofern ziehen, als diese sich an (urspr.) englischen Ausdrücken in der deutschen Sprache stören (das betrachte ich als Fakt).
Laut einer Untersuchung der GfdS sind dies bei 60-Jährigen und Älteren 68%, bei Jüngeren weitaus weniger (s. auch die weitgehend korrespondierende Statistik zu den Englischkenntnissen darüber).
Theoretisch wäre es möglich, dass die im Schnitt 25% Denglischgegner unter den 16- bis 59-Jährigen einen überproportional großen Anteil der VDS-Mitglieder ausmachen. Praktisch halte ich das für äußerst unwahrscheinlich.
Aber nochmals: Eigentlich tut das Alter von VDS-Mitgliedern wenig zur Sache. Ob nun ein 20- oder ein 80-Jähriger behauptet, Deutsch sei die zweithäufigste Sprache im Netz, Public Viewing heiße aussschließlich öffentliche Aufbahrung usw. etc. pp. — unwahr ist es allemal.
@Michael Allers
Es geht mir nicht darum, die Hypothese über die Alterstruktur zu widerlegen, zumal ich sie selbst für wahrscheinlich halte (das Ergebnis der Umfrage ist tatsächlich ein stichhaltiger Hinweis), sondern darum, darauf hinzuweisen, daß die Begründungen dafür mich nicht überzeugt hatten.
Der sattsam bekannte Umstand, daß der VDS hauptsächlich Unsinn produziert, ist davon in der Tat nicht berührt. Er war aber auch nicht mein Thema.
@Nörgler
Da Sie schon seit vielen Jahren im Sprach(b)log mitlesen und ‑diskutieren, lege ich die Kommentarregeln für Sie immer recht großzügig aus. Wenn Sie Ihre Kommentare aber weiterhin auf nur halb gelesene Beiträge oder aus dem Zusammenhang gerissene Halbzitate stützen, ist damit Schluss. Sie sind doch in der Kunst der Diplomatie geschult — gehört es dazu nicht auch, sicherzustellen, dass man die Aussagen seines Gegenübers genau verstanden hat, bevor man darauf antwortet?
@Michael Allers
Der hochgerühmte „empirische Forscherdrang“ kapituliert also, sobald ihm „keine Fakten vorliegen“ (das ist keine Kritik an Ihnen, denn Sie haben diesen Begriff nicht geprägt).
Aus der apodiktischen Behauptung wird also zunächst eine „Hypothese“, dann eine „nicht unwahrscheinliche Vermutung“. Was ist der nächste Schritt?
Übrigens halte ich die „Hypothese“ (vulgo „Annahme“), daß das Durchschnittsalter der VDS-Mitglieder über dem der Gesamtbevölkerung liegt, für „nicht unwahrscheinlich“. Ist es aber ein sachliches Argument?
Die „Vermutung“, daß die VDS-Mitglieder nicht einmal wüßten, daß die Telekom keine Behörde ist und daß es heute auch andere Anbieter gibt, halte ich dagegen für höchst unwahrscheinlich und deshalb für eine rein polemische Unterstellung.
Gerade wer akademisch tätig ist, sollte nicht einfach Behauptungen in die Welt setzen, sondern Hypothesen, Annahmen und Vermutungen als solche kennzeichnen.
jahraus, jahrein mit immer gleichen Argumenten und immer gleichen bloßen Behauptungen auf die sog. „Sprachnörgler“ einzudreschen?
Auch eine akademische Tätigkeit schützt anscheinend nicht vor Muße und Langeweile.
@Nörglerin
Es gibt hier drei Thesen:
a) Der VDS besteht überwiegend aus Männern über 65 Jahren.
b) Der VDS wird überwiegend repräsentiert von Männern über 65, seine allgemeine Altersstruktur entspricht aber der der Gesamtbevölkerung Deutschlands.
c) Der VDS rekrutiert sich überproportional aus Männern und Frauen in der Alterskategorie ‘jünger’. [Diese Kategorie lege ich einfach mal großzügig auf 20–45 fest.]
Es ließen sich eine ganze Reihe weiterer Thesen über die Altersstruktur der VDS-Mitglieder aufstellen, aber diese 3 scheinen mir die im Kontext einzig interessanten zu sein. Alle drei lassen sich ohne Schwierigkeiten rhetorisch zuspitzen, falls Sie das wünschen.
Der wissenschaftliche Forschungsdrang hat jetzt auch 3 Möglichkeiten:
1) Er sucht sich die Fakten.
2) Er versucht das Problem nicht empirisch, sondern logisch-stochastisch zu lösen.
3) Er interessiert sich nicht für Nebenkriegsschauplätze.
Alle drei Möglichkeiten wurden versucht, zwei davon scheiterten. Die zweite Methode scheitert daran, aus Wahrscheinlichkeiten Und weil die Lautsprecher des VDS hauptsächlich ältere Herren sind, bekommt man den Eindruck, der Verein kenne gar keine anderen Telefonanbieter und glaube, die Telekom sei eine Behörde und der deutschen Sprache in besonderer Weise verpflichtet.
PS: Die Mitgliederstruktur mag sein wie auch immer, die Forderungen des VDS sind auf Alte-Herren-Stammtischniveau, das einzige, was sie jünger erscheinen lässt, ist die dummerhaftige Schulbuben-Art, in der das alles vorgetragen wird.
@Nörgler
Letzte Warnung.
Avantgarde
Wenn es tatsächlich so ist, dass die Mitglieder des VDS überwiegend ältere Bürgern sind, dann haben wir es wohl mit einer einmaligen historischen Situation zu tun: Die Anvantgarde einer breiten Bürgerbewegung befindet sich im Rentenalter!
Nach Wikipedia versteht man unter Avantgarde “eine kreative und innovative Bewegung, die selten den vorherrschenden gesellschaftlichen und ökonomischen Machteliten angehört”. Weiter heißt es dort: “Im Gegensatz zum Trendsetter, der nur kurzfristige neue Moden anstößt, sind die Veränderungen, die von der Avantgarde ausgehen, von grundsätzlicherer und längerfristiger Wirkung.”
Statt die Altersstruktur des VDS zu beklagen, sollten wir demnach alle froh darüber sein, dass es eine Bürgerbewegung gibt, die für uns die Langsamkeit wiederentdeckt hat und uns mit Erfahrung und Weisheit andere Wege als die üblichen weist.
Besonders weit ist die heutige Welt der amerikanisierten Schnellen und Jungen nämlich nicht gekommen. Man sehe sich nur an, was die in der (Finanz-)Wirtschaft angerichtet haben.
PS: Ich pflege seit Jahren keine Kontakte mehr zur Telekom, weder beruflich noch privat. (Leider bringt ein Anbieterwechsel nicht viel, die anderen sind, aus sprachlicher Sicht betrachtet, auch nicht viel besser.)
@Dierk
Der vorletzte Absatz Ihres letzten Beitrags ist leider völlig unverständlich.
‘xactly!
Sehr richtig. Oder, wie ich mit dem großen Hans Jürgen Lietz zu sagen pflege: Das Anglo-Sprech hat uns in die Bankenpleite gemacht!