Viren haben kein natürliches Geschlecht, aber ihr Genus, also ihr grammatisches Geschlecht, sorgt immer wieder für Unsicherheit. Immer wieder mal werde ich gefragt, ob es denn nun korrekterweise das Virus oder der Virus heißen müsste. Nun gibt es auf diese Frage natürlich keine „korrekte“ Antwort, sondern nur die Antworten, die sich alle deutsche Muttersprachler/innen auf der Grundlage des eigenen Sprachgefühls selbst geben können. Aber da diese Antworten eben wahrnehmbar voneinander abweichen, will ich hilfsbereit sein und gebe deshalb schon mal das weiter, was mein Sprachgefühl mir sagt: Es heißt der Computervirus (Maskulinum), sonst aber das Virus (Neutrum).
Bei dieser Antwort habe ich immer ein etwas schlechtes Gewissen, denn aus dem Sprachgefühl Einzelner kann nun einmal keine sprachliche Handlungsanweisung für alle abgeleitet werden. In einem kurzen Beitrag in der Außenstelle bin ich der Frage nach dem grammatischen Geschlecht von Viren deshalb genauer nachgegangen. Inzwischen hat sich das dort berichtete Bild noch etwas verkompliziert, sodass sich ein neuer Beitrag lohnt.
Sehen wir uns zunächst an, was der Duden zum Thema sagt. Man sieht die Situation dort grundsätzlich ähnlich wie ich, allerdings mit einer zusätzlichen Komplikation. Für Computervirus wird das Genus wie folgt angegeben:
der, auch: das Computervirus [Duden online, s.v. Computervirus]
Bei Virus heißt es dagegen:
das, außerhalb der Fachsprache auch: der Virus [Duden online, s.v. Virus]
Auch für den Duden ist also das Maskulinum der Normalfall bei Computervirus (es wird deshalb an erster Stelle genannt). Wann das mit „auch“ angegebene Neutrum verwendet wird, ist nicht genauer ausgeführt. Bei Virus dagegen ist das Neutrum der Normalfall, und für das unter „auch“ angegebenen Maskulinum findet sich immerhin der Hinweis, dass es nur außerhalb der Fachsprache zu finden sei.
In dem oben erwähnten Beitrag habe ich die die Präferenz verschiedener Komposita mit dem Zweitglied Virus für das Neutrum bzw. Maskulinum untersucht und festgestellt, dass es unterschiedlich stark ausfällt. Im Deutschen Referenzkorpus (das hauptsächlich aus Zeitungstexten besteht, die eher die Alltagssprache als die Fachsprache wiederspiegeln dürften), findet sich für das Computervirus tatsächlich eine Präferenz für das Maskulinum, auch wenn diese mit 64 Prozent nicht überwältigend stark ist. Interessant war jedoch, dass es auch beim Grippevirus eine leichte Tendenz zum Maskulinum gab (der Grippevirus), während beim Aidsvirus tatsächlich über 90 Prozent der Fälle wie erwartet im Neutrum standen (das Aidsvirus).
Diese Ergebnisse zeigen, dass Komposita mit Virus grundsätzlich im Neutrum oder im Maskulinum stehen können, dass aber jedes Kompositum eigene unterschiedlich starke Präferenzen für das eine oder das andere grammatische Geschlecht hat.
Wie sieht es nun mit dem Hinweis des Duden auf die „Fachsprache“ aus? Dieser findet sich nicht nur bei Virus, sondern auch bei Grippevirus und Aidsvirus, der Duden sieht das Neutrum also vor allem in der medizinischen Fachsprache als Norm.
Um diese Behauptung genauer unter die Lupe zu nehmen, habe ich Genuszuordnung derselben drei Komposita auf Google Scholar — einer Suchmaschine, die wissenschaftliche Fachliteratur durchsucht — wiederholt. Ich habe außerdem das Kompositum HI-Virus dazugenommen, da manche Fachleute das Wort Aidsvirus als ungenau kritisieren und deshalb meiden.
Das Ergebnis bestätigt zunächst, dass die Präferenz für das Maskulinum (der Computervirus) auch in der Fachsprache besteht — tatsächlich ist sie hier mit fast 75 Prozent eher noch ausgeprägter als in der Alltagssprache. Bei den biologischen Viren zeigt sich hier eine durchgängige klare Präferenz für das Neutrum (das Grippevirus, das Aidsvirus, das HI-Virus).
Das scheint die These des Duden zunächst zu bestätigen. Allerdings zeigt sich auch, dass selbst in der Fachsprache zwischen zwanzig und dreißig Prozent der Verwendungen im Maskulinum stehen. Die Verteilung von Maskulinum und Neutrum kann also nicht über die Textsorte (Fachsprache/Alltagssprache) erklärt werden (zumindest nicht unmittelbar).
Ich nehme an, dass die Genuszuweisung sich besser mit dem Konzept der gebildeten Sprache erfassen lässt: Virus ist generell dabei, sich vom ursprünglichen Neutrum zum Maskulinum hin zu entwickeln. Mit diesem Genus begegnet es uns in der informellen Alltagssprache, und erst in formellen Bildungskontexten lernen wir, dass es „eigentlich“ das Virus heißt. Mit der Verwendung von Virus im Neutrum können wir nun unser Bildungsniveau signalisieren. Es scheint mir nicht unplausibel, dass ein solches Signal unter Medizinern wichtiger ist, als unter Informatikern. Beide Berufsgruppen sind meiner Erfahrung nach überdurchschnittlich gebildet, aber Informatiker definieren sich tendenziell nicht über diese Bildung.
Das könnte erklären, warum beim Computervirus sowohl in der Alltags- als auch in der Fachsprache das neue („ungebildete“) Maskulinum üblich ist, während bei den biologischen Viren in der Fachsprache — also da, wo Mediziner Bildung demonstrieren wollen — das Neutrum dominiert. Es könnte auch die Unterschiede zwischen dem Grippe- und dem Aidsvirus in den Zeitungen erklären: Über Aidsviren schreiben eher Wissenschaftsjournalist/innen, die ihre Bildung zeigen möchten (und sollen), über Grippeviren schreiben wegen deren jährlich wiederkehrender praktischer Relevanz dagegen auch die Generalist/innen in den Nachrichtenressorts, für die Schnelligkeit mehr zählt als kultureller Feinsinn.
Das ist natürlich alles Spekulation. Man müsste zunächst zeigen, dass Bildung einen direkten Einfluss auf die Genuswahl hat, wenn man das konkrete Wort und die Textsorte konstant hält. Um das zu überprüfen, habe ich auf BILD.de und ZEIT.de nach der/den/das Grippevirus gesucht und die Ergebnisse nach Maskulinum und Neutrum ausgezählt. Wenn man annimmt, dass BILD.de eher auf einen alltäglichen Sprachgebrauch abzielt, während ZEIT.de (im besten Sinne) eine bildungsbürgerliche Sprache pflegt, müsste sich hier ein klarer Unterschied zeigen.
Und in der Tat ist das Ergebnis ist eindeutig (da die Gesamttrefferzahl hier kleiner ist als bei den anderen Untersuchungen, habe anstelle von Prozentwerten absolute Zahlen angegeben):
Ein Wörterbucheintrag für Virus könnte deshalb das grammatische Geschlecht wie folgt angeben: „der (im gebildeten Sprachgebrauch auch: das) Virus“.
[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Version enthält möglicherweise Korrekturen und Aktualisierungen. Auch die Kommentare wurden möglicherweise nicht vollständig übernommen.]
Blog
Und jetzt noch: “der Blog” oder “das Blog”? 🙂
Hypothesen
Wenn man die Hypothese der Bildung anführen möchte, könnte man ihr auch zwei weitere Hypothesen gegenüberstellen:
(1) Vergleich mit der Geschlechterrolle:
Während biologische Viren Wesen sind, die nur an der Schwelle zum Leben stehen und somit nur als Dinge aufgefasst werden, sind Computerviren Werkzeuge einer männlichen erscheinenden Aggresivität mit eingepflanzter Intelligenz.
(2) Vergleich mit der lateinischen Sprache:
Oberflächlich betrachtet sieht das Wort durch die Endung ‑us männlich aus, sogar noch unterstützt durch die Genitiv-Endung ‑i, hat aber im Plural ‑a, was auf ein neutrales Wort hinweist. Es wird durch die Verwendung also eventuell die Mühe ausgedrückt, mit der man sich über die Wörter informiert.
OK, begriffen
Wenn ich also ‘das Virus’ sage und schreibe, sinkt der Verdacht, ich könne BILD-Leser sein.
Duden
Das haben wir nun davon, dass der Duden sich wieder einmal nicht festlegen will. Würde der Duden vorgeben, was in dem Beispiel richtig und falsch ist, müssten wir uns nicht mit Problemen herumschlagen, die eigentlich gar keine sind.
Das ist lustig, der große Wahrig gibt für ‘Virus’ n an, umg. auch: m. Das ist die 8. Auflage von 2006; in der nächsten könnte sich das umkehren. Der 1995er Kluge hat auch Neutrum als Standard und Maskulinum nebenher.
Der Wahrig von 2009 sieht es immer noch so.
Genus & Bestimmtheit
Eine spontane Idee, die die Bildungserklärung (die ich durchaus einleuchtend finde) noch ergänzt:
“Grippevirus” kommt laut google relativ häufiger mit unbestimmtem Artikel “ein” und im Plural vor als “Aidsvirus”. In beiden Fällen (mit “ein” und im Plural) ist das Genus nicht genau zu identifizieren, so dass sich das default-maskulinum leichter durchsetzen kann, weil es weniger Gegenevidenz gibt.
Varietät?
Möglicherweise gibt es auch eine regionale Präferenz. Ich hab einfach mal nach “der Computer Virus” und “das Computer Virus” gegoogelt mit dem Zusatz site:.ch, also nach Schweizer Beiträgen:
“das computer virus”: 2’930
“der computer Virus”: 2’070
Das ist sicherlich nicht signifikant, aber verglichen mit den Resultaten im gesamten Sprachgebiet doch erstaunlich.
Ich selber würde übrigens auch im Schweizer Dialekt “der Computer Virus sagen”.
Lateinischer Ursprung
Ich würde es eher auf die schulische vor-Bildung zurückführen.
Wer in der Schule Latein lernte, beschäftigte sich recht eingehend damit, dass virus neutrum war, und gerade weil es nicht in’s “-us = maskulin”-Schema passt, merkt man sich das für immer.
Wer Medizin studieren wollte, musste ein Latinum nachweisen, in Österreich ist dies immer noch notwendig. Für Informatik war Lateinunterricht womöglich sogar hinderlich 😉
Ich sehe es also eher, dass ein sächliches Virus auf eine Latein-Vergangenheit hinweist, die zumindest in der Vergangenheit mit der Bildung korrelierte.
Latein
Ich gab bisher dem Maskulinum den Vorzug,
da lateinisch virus maskulin ist.
@Simone
“Möglicherweise gibt es auch eine regionale Präferenz.”
Könnte stimmen! In Bayern und Österreich sagt man auch “der Computer Virus”. Allerdings wird in den Schulen verlangt, dass die Kinder (auf Hochdeutsch) “das Virus” schreiben.
@Stefan R.
Äh, nein.
Was dem Genus des “Genus” egal ist …
… kann mir nur recht sein.
.
@ Stefan R.: Nein, lat. virus ist ein Neutrum (siehe Kommentar von Wentus); das ist auch der Grund, warum es im Deutschen ursprünglich ein Neutrum war.
@ Wentus, Sophie Lang: Die Verbindung zum Lateinischen spielt sicher eine Rolle bei der Wahrnehmung des Neutrum als „gebildet“, vor allem die obligatorischen Lateinkenntnisse von Medizinern könnten hier relevant sein.
@ Wentus: Eine semantisierende Erklärung über Geschlechterrollen halte ich für fragwürdig, denn wenn die Fakten umgekehrt wären, könnte man auch eine solche konstruieren. Nehmen wir an, der Sprachgebrauch würde das Computervirus aber der (biologische) Virus vorziehen; dann könnte man argumentieren, dass biologische Viren als autonom handelnde, quasi-intelligente Wesen wahrgenommen werden, während Computerviren nur als Werkzeuge, also Dinge betrachtet werden.
@ Michael: Interessante Idee!
@ Simone, Mona: Ich habe das anhand der im Deutschen Referenzkorpus enthaltenen Rhein-Zeitung (Deutschland) und St. Galler Tagblatt (Schweiz) überprüft — in beiden Fällen machen Neutra etwa 25 Prozent der Vorkommen von Virus aus.
Grob geschätzte Trefferzahlen?
Wie umgehen Sie das Problem der ungenauen Trefferzahlen? ( http://homepage.ntlworld.com./…gless-metric.html und http://blog.xkcd.com/2011/02/04/trochee-chart/ )
@pingel
Das Problem der ungenauen (oder besser, auf nicht nachvollziehbaren Algorithmen beruhenden) Trefferzahlen habe ich bei den Google-Scholar-Daten vermieden, indem ich die komplette Trefferliste durchgesehen und dann selbst gezählt habe (ich musste das sowieso tun, um Fehltreffer wie Ausbruch der Grippevirus-Epidemie herauszufiltern). Bei der dritten Grafik habe ich das Problem einfach ignoriert.
Ah..
Danke!
Semantisierung und Rolle
Nochmal kurz ergänzende (keineswegs alternative) Überlegungen zur Verteilung masc vs neutrum in “normalem” und “gehobenem” Textkorpus.
1. Der Terminus “virus, i” (Schleim, Gift) taucht in der klassischen Lektüre des Lateinschülers nahezu gar nicht auf: Caesar hat das Wort nicht [vgl H. Merguet (1966): Lexikon zu den Schriften Caesars. Olms. Hildesheim], bei Cicero findet es sich einmal in Laelius 87] Die naturwissenschaftlichen Schriften von Plinius — ein relevanter Fundort — (vgl. den Georges) sind alles andere als Standardlektüre.
2. Mir selber war das lateinische Neutrum von “virus, viri” gar nicht klar. Vielmehr war bei meiner unbewussten Wahl des Masc dreierlei am Werk:
a) Die meisten lateinischen Substantive/Nomen auf ‑us,-i sind masculinum — genus, generis ist eine ganz andere Deklinationsklasse und insofern ist das Neutrum von genus in meinem Gedächtnis geblieben. Virus, viri dagegen war unbelegt. Insofern wurde es der Standardklasse Masc zugeordnet.
b) Die meisten Substantive/Nomen auf ‑us in der deutschen Gegenwartssprache sind mit dem Maskulinum kombiniert. Es kann sich also bei der hohen Frequenz von “der Virus” in Standardtexten um eine Analogiebildung zum Lexemkorpus auf ‑us handeln.
N.B. “Das Korpus” und auch “der Korpus” sind laut Duden im Deutschen vorhanden. Korpus im Sinn von “Körper” ist masc, Korpus im Sinn von “Textsammlung” eher neutr. Hier mag also das deutsche Genus und eine Analogiebildung Pate gestanden haben. Umgekehrt konserviert sich im bildungssprachlichen Feld das lateinische Neutrum.
Und: Manchmal hörte man in sprachwissenschaftlichen Übungen auch von “der Genus” reden. Nicht selten wurde das dann von den Profis als “das Genus” moniert.
c) “irgendwie” ist ein Virus mit Aggressivität, Inkubation und Eindringen gekoppelt. Auch mag im mentalen Lexikon “viril” aufblenden.
So liegt konnotativ-emotional und im kognitiven Schema eine masculine Interpretation des Lexems vielleicht nicht fern. Auch wenn Tornados und andere Naturkatastrophen gern weibliche Namen tragen müssen.
3. So dürfte das bildungssprachliche Neutrum wohl tatsächlich auf eine speziell-medizinische Ausbildung rückverweisen.
Dass im anglo-amerikanischen Bereich das Phänomen “virus” “sowieso als Neutrum behandelt wird, mag dann umgekehrt die deutsche Neutrum-Präferenz in “gehobenen” Textkorpora verstärkt und bestätigt haben.
@Willi Wamser:
» 3. So dürfte das bildungssprachliche Neutrum wohl tatsächlich auf eine speziell-medizinische Ausbildung rückverweisen. «
Nicht zu vergessen, dass Kinder ab der siebten Klasse (Sekundarstufe 1) im Bio-Unterricht “das Virus” lernen. Zumindest in Hessen 😉
Präzisierung
@Balanus
Völlig einleuchtend, der Hinweis auf den Biologieunterricht (innerhalb und außerhalb von Hessen/Hessens/Hessen :))
Bei der Gelegenheit noch eine Präzisierung:
Die meisten Substantive/Nomen auf ‑us in der deutschen Gegenwartssprache sind mit dem Maskulinum kombiniert.
Natürlich sind solche Wörter gemeint, deren Fremdheitsstatus/Entlehnungsstatus noch spürbar ist. Also zum Beispiel “Bonus” oder “Malus” oder “Abakus” oder “Obulus” oder “Lapsus”, nicht aber “Haus, Saus und Braus” oder “Emaus” oder “Blutlaus” oder “Bitbus”.
Man vergleiche etwa folgendes Bildungsgut:
herzzyklus
hinduismus
hinkjambus
hinterhaus
hokuspokus
homunculus
homunkulus
humanismus
idealtypus
idiotismus
islamismus
japonismus
kochkursus
Interessant für das grammatische Geschlecht (s.o.):
Genus
Korpus
Fremdwörter und Fachkulturen
Mir fallen dazu zwei Dinge ein:
a) Status. Das lateinische Wort gehört in die u‑Deklination, der Plural lautet also [statu:s]. Die meisten Deutschen sagen aber “Stati”. Ich sage mal “Status” mit kurzem /u/ (Dehnung in Nicht-Tonsilben ist mir nicht in die Wiege gelegt worden…), mal “Status” mit langem /u/ und mal “Zustände” 🙂
b) Modul. Da ich beruflich mit der Studienreform zu tun habe, rede ich viel über Module: das Modúl, die Modúle. Wenn man dann auf Kolleginnen und Kollegen aus den Ingenierwissenschaften stößt, hört man immer noch “das Módul” und “die Móduln”. Davon weiß duden.de schon gar nichts mehr…
@Achim
Módul ist eine völlig übliche Aussprachevariante, wenn es um den mathematischen Begriff geht, ebenso ist die entsprechende Pluralform in diesem Zusammenhang üblich. Der Duden ist da schlechter informiert als Wiktionary (oder ignoriert mathematische Fachausdrücke einfach…).
Anscheinend haben die Ingenieure also die Aussprache des Fachausdrucks auch für die anderen Bedeutungen übernommen.
Ich habe keine Ahnung, wie die Unterschiede historisch zu erklären sind.
Nochmal Módul
Das Genus hatte ich gerade bei den Unterschieden ganz vergessen.
Die Wikipedia nennt für das maskuline Módul mit der entsprechenden Pluralform insgesamt folgende Bedeutungen:
‑Modul (Mathematik), eine den Vektorraum verallgemeinernde algebraische Struktur
‑Modul (Architektur), ein Baumaß der klassischen Antike (Grundmaß der Säulenordnung)
‑Modul (Technik), eine Maßangabe zur Normierung von Zahnrädern, Schrauben und Gewinden
‑Kompressionsmodul, Maß für die Verdichtung eines Stoffes
‑E-Modul, siehe Elastizitätsmodul
‑G-Modul, siehe Schubmodul
Offenbar müssen das die Ingenieure also auch nicht unbedingt aus der Mathematik übernommen haben.
Modul, @ David
Ich nehme an (ohne jetzt die Möglichkeiten zur Recherche zu haben), dass der Módul, die Móduln die historisch ursprüngliche Form ist. Duden meint, dass das deutsche Wort vom englischen module übernommen wurde, welches vom lat. modulus käme. Mir fällt allerdings spontan die prosodische Nähe zu consul ein, das ebenfalls den Plural auf ‑n bildet.
Die Form mit der Betonung auf der ersten Silbe ist im Deutschen ein eher ungewöhnliches Muster, durch die Verschiebung der Betonung auf die zweite Silbe wurde das Wort ein Stück weit eingebürgert. Dito bei der Pluralbildung, das vokallose ‑n als Plural für konsonantisch auslautende Wörter ist ja auch nicht gerade weit verbreitet.
auch interessant…
Hab mal gegoogelt:
“der ansteckende Virus”: 787 Treffer
“der ansteckende Virus”: 500 Treffer
“der harmlose Virus”: 30 Treffer
“das harmlose Virus”: 43 Treffer
“der schreckliche Virus”: 27 Treffer
“das schreckliche Virus”: 1.490 Treffer
Also, ansteckende Viren sind eher männlich, schreckliche Viren deutlichst eher sächlich und harmlose Viren gibt es kaum.
Das Adjektiv scheint also eine Rolle zu spielen…
Klasse!
Wie immer auf den Punkt. Vielen Dank. Warum es aber “der Kartoffel” bei mir in Bayern heißt und “der Butter”? Und warum es das Tunell und der Tunnel gibt? Und der Socken und die Socke… ein weites Feld.
@Josef: der Butter
der bay. Begriff ´der Butter´ erklärt sich sprachgeschichtlich:
altgriechisch ´butyron´ wurde zum lateinischen ´butyrum´ (beides Neutra). In den romanischen Sprachen wurden alte lateinische Neutra => maskulin: le beurre / il burro => bayerisch ´der Butter´.
Der Begriff ´die Butter´ erklärt sich, weil die lateinische Mehrzahlform ´butira´ wegen der ‑a-Endung (fälschlicherweise) als weibich aufgefasst wurde.
Quelle: Prof. Dr. Ludwig Zehetner; http://www.mittelbayerische.de/dialekt
Der Butter usw.
Das habe ich bis jetzt immer für Schwäbisch gehalten 😉
Das Tunell / der Tunnel gibt es bei uns auch.
–> scheint also eher eine süddeutsche als eine bairische Sach zu sein