Ich habe eben bei Twitter via WortWirrWarr einen großartigen Zeitungsausschnitt aus einer sudanesischen Zeitung gesehen, in dem die Ankunft des deutschen Außenministers angekündigt wird:
German Foreign Minister Arrives Khartoum Today
The Democrat (Amal Abdul Rahim)
The German foreign minister, Jido Fister Filly, will arrive Khartoum today , Thursday, on an official visit during which he will hold talks with his Sudanese counterpart, Ali Ahmed Karti and a number of high ranking Sudanese officials. […]
Wie aber ist aus Guido Westerwelle hier Jido Fister Filly geworden?
Sowohl die (nicht sonderlich aktuelle) Internetpräsenz der Zeitung, als auch der Stil des Artikels (to arrive X) legen nahe, dass es sich bei diesem englischen Text um eine Übersetzung aus dem Arabischen handelt. Die Seite der Deutschen Botschaft in Damaskus nennt Westerwelle auf Arabisch جيدو فسترفيلى. Nun habe ich vom arabischen Alphabet nur extrem wenig Ahnung, seid also gewarnt, aber ich habe mir die hier verwendeten Buchstaben via Wikipedia zusammengestoppelt. Von rechts nach links also, der Vorname:
arabisch | IPA |
ﺟ | ʤ |
ﻴ | j, i, iː, ɨ, ɨː |
ﺪ | d |
ﻮ | w, u, uː |
Einen g-Laut gibt es im Arabischen nicht, man hat hier dann den genommen, der noch am nächsten dran ist, nämlich das stimmhafte ʤ wie in Dschungel. (Wobei man’s im Sudan wohl eher [ɡʲ] ausspricht, sagt Wikipedia.) Das schreibt man auf Englisch … ja, genau: <j> (wie in jungle). Das <o> am Ende erklärt sich aus einer Eigenheit des sudanesischen Arabischen: Der hocharabische Vokal [u] wird dort viel o-ähnlicher ausgesprochen und deshalb normalerweise auch mit <o> transkribiert (Wikipedia). Damit ist der Jido dann auch schon recht klar. Der etwas behäbigere Nachname:
arabisch | IPA |
ﻑ | f |
ﺴ | s |
ﺘ | t |
ﺭ | r |
ﻔ | f |
ﻴ | j, i, iː, ɨ, ɨ |
ﻠ | l |
ی | j, i, iː, ɨ, ɨ |
Fstrfili ist von Fister Filly auch gar nicht so weit weg. Der Name wurde in diesem Fall wahrscheinlich einfach etwas anders ins Arabische übertragen, als das die Deutsche Botschaft in Damaskus getan hat, nämlich mit beiden l-Buchstaben. Die beiden Hauptunterschiede zur deutschen Aussprache sind wohl das w, das zum f wurde, und das e, was zu i wurde.
Die w-Aussprache ist ganz logisch: Im Arabischen gibt es zwei Laute, die da einigermaßen nah dran sind, aber nicht den deutschen w-Laut selbst (wir, vegetarisch, …). Das sind w (ein Halbvokal, wie in englisch water) und f. Das f unterscheidet sich vom deutschen w nur in der Stimmhaftigkeit: Spricht man w stimmlos aus, hat man ein f, spricht man f stimmhaft aus, hat man ein w. Beide sind sogenannte Frikative (Reibelaute). Die Schreibung mit <f> liegt also auf der Hand.
Bei Vokalen ist die Sache immer etwas komplizierter. Prinzipiell gibt es im Hocharabischen nur drei Stück (a, i und u, ihre Aussprache kann stark variieren, wie man oben schon an o für u gesehen hat). Die werden aber nur dann auch geschrieben, wenn sie lang sind. Dass in Fstrfili zwei fehlen und zwei da sind, kann ich damit aber nicht erklären.
Vielleicht auch noch ganz interessant: Viele arabische Buchstaben werden, je nach Position im Wort (Anfang, Mitte, Ende), anders geschrieben. Deshalb seht ihr oben für i und f verschiedene Zeichen.
Dass aus dem Nachnamen hier zwei Wörter wurden, könnte auch indirekt damit zu tun haben: Das Zeichen ﺭ, also <r>, hat keine verschiedenen Formen. Eine Trennung an der Stelle fällt damit vielleicht nicht so sehr auf wie anderswo, wo sich die komplette Schreibung ändern würde.
Sooooo, genug erklärt, ich geh weiterlachen!
[Update 6.7.: Habe zur besseren Lesbarkeit die arabischen Buchstaben vergrößert.]
Ich glaube, den werd’ ichjetzt immer so nennen. 😀
“filly” bedeutet im englischen ja auch “stutenfohlen”
Ist jetzt sehr spekulativ, aber das mit den Vokalen könnte was mit offenen und geschlossenen Silben zu tun haben (von dem ambisilbischen “l” in “Welle” mal abgesehen).
Das ist Quatsch — gib bei Google translate جيدو فسترفيلى ein, und als Antwort erhälst du Guido Westerwelle
Und was ist deshalb genau Quatsch? Kann dir leider nicht folgen. Dass die arabische Schreibweise des Namens auch in einem Wörterbuch (oder eben bei Google translate) auftaucht, ist doch zu erwarten und steht für mich in keinem erkennbaren Bezug zu meinen Ausführungen.
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=D Ein Glück, dass es Klaus Wowereit in naher Zukunft wohl nicht in Sudan verschlagen wird.
Verzeihung, wollte sagen “in den Sudan” <.<
Recht gut erarbeitet. Interessant ist, dass selbst die arabische Schreibweise Westerwelles nicht ganz korrekt scheint.
Laut meinem Arabischlehrer werden die Vokale in ausländischen Namen immer ausgeschrieben (egal ob lang oder kurz), damit man den Namen auch wirklich lesen kann. Die Aussprache eines Wortes (also ob und welche Vokale zwischen den Konsonanten auftauchen) ergibt sich nämlich aus seinem Kontext. Dafür muss ein Wort natürlich bekannt sein, was bei fremdländischen Namen nun nicht der Fall ist.
Und über das eine “l” in der arabischen Version von Westerwelle müsste eigentlich das Schadda stehen. http://de.wikipedia.org/wiki/Taschdid Dies zeigt eine Dopplung von Buchstaben an.
Aber wenn der Außenminister schon Probleme mit der englischen Sprache hat, warum sollten seine Angestellten dann arabisch können 😉
Lunky
Danke, freut mich, dass jemand mit Ahnung seinen Segen gibt 🙂
Dass kein doppeltes l genutzt wurde, ist eigentlich ganz schlau — auch im Deutschen wird das ja nur geschrieben, nicht aber ausgesprochen.
Dass die arabische Transkription nicht ganz dem Lehrbuch folgt, macht nichts, es ist ja lesbar und vermutlich so eingebürgert. Eine Google-Suche mit dem arabischen Namen ergibt ja diverse Treffer in Medien wie Al-Jazeera.
Das mit der Schadda halte ich aber für übertrieben. In Transkriptionen lateinischer Namen werden solche Zusatzzeichen m.W. nicht verwendet. Sonst könnte man gleich durchvokalisieren:
جِيدُ فِسْتِرفِلّه
(beachte das ha im Auslaut, das gerne für den Schwa genommen wird!)
Der Unfall wäre übrigens nicht passiert, würde man den Namen persisch transkibieren, was für deutsche Ohren einfach besser ist:
گیدو وستروله
Korrektur für die vokalisierte arabische Form von “Gidu” جِيدو
Der/die/das (?) Schadda über dem L wäre nicht nur übertrieben, sondern schlicht falsch, da es sich in Westerwelles Namen um eine rein orthographische Doppelkonsonsonanz handelt , und nicht um eine akustische, wie beispielsweise in dem Satz “sie will_Liebe” (es sei denn , man ist Schweizer 🙂 ) ; denn wenn man wirklich orthographisch umschreiben will, muss man ja auch das U im Vornamen noch irgendwo unterbringen.…
Wäre man noch pedantischer, könnte man auch Guido mit غ schreiben, das dem G wesentlich näher kommt als das ج ,
und für das W den extra für okzidentalische Fremdwörter kreeirten Sonderbuchstaben ڤ
Schön, wieder was gelernt 🙂
Ups, im drittletzten Satz soll es natürlich ‘über dem einen “l” ’ heißen…
Und zum zweigeteilten Nachnamen: Es gibt im arabischen einige Zeichen, die keine Schreibverbindung nach links aufweisen. So auch beim langen “r”. Daher steht dahinter immer eine Lücke.
Ist schon lustig! Gebt mal “Guido Westerwelle” hier ein — http://www.oddcast.com/home/demos/tts/tts_example.php und gebt als Sprache ‘Arabic’ an, dann Voice ‘Maged’.…
Was werden die wohl machen bzw gemacht haben, als sie erfahren haben, dass unser hochverehreter Außenminister Jido Fister Filly auch noch schwul ist ? 🙂
*hochverehrter
Was würde erst aus Leutheuser-Schnarrenberger werden?
Hm, ich vermute, sowas wie Zabini Luithuisa Shnarnbirja? Ohne jetzt mit den Feinheiten der Transkription vertraut zu sein.
Hm, und Wiesbaden heißt Fiesbaden (bzw. Fisbadn) …
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