Lexikografischer Herdentrieb

Von Anatol Stefanowitsch

Wie das Sprachlog — damals noch aus Bre­men und mit b — sein­erzeit man­gels inter­es­san­ter­er The­men berichtete, rief der Radiosender 1LIVE im Juni 2008 anlässlich der Fußballeu­ropameis­ter­schaft dazu auf, eine Alter­na­tive für den englis­chen Aus­druck Pub­lic View­ing zu find­en, weil der ja das Auf­bahren eines Toten, bla, bla, bla. Aus der Aktion ging das Wort Rudel­guck­en als Sieger her­vor (dicht gefol­gt von Grup­pen­glotzen und — mit deut­licherem Abstand — Tum­mel-TV, Pil­lenk­i­no und Meutekino).

Schon mit der Verkün­dung des Ergeb­niss­es gab man bei 1LIVE den Plan bekan­nt, das Wort in den Duden zu bekom­men, und for­mulierte sicher­heit­shal­ber auch gle­ich den dazuge­höri­gen Eintrag:

Ru|del|gu|cken, das: gemein­schaftlich­es, meist öffentlich­es, Mitver­fol­gen viel­er Zuschauer von Fußball­turnieren wie die Welt- und Europameis­ter­schaft auf Groß­bild­wän­den an öffen­lichen Plätzen. Der Begriff Rudel­guck­en wird seit der Europameis­ter­schaft 2008 anstelle des im Jahre 2006 einge­bürg­erten Scheinan­glizis­mus „Pub­lic View­ing“ ver­wen­det. Der Aus­druck wurde von 1LIVE, einem Hör­funksender des West­deutschen Rund­funks, im Juni 2008 mit­tels ein­er Abstim­mung der Hör­er, als deutschsprachiger Begriff etabliert. [1LIVE 2008a]

Dass man das ernst meinte, bekräftigte 1LIVE-Redak­teur Math­ias Schnei­der in einem Inter­view auf der sendereige­nen Webseite: 

Meine per­sön­liche Prog­nose ist, vielle­icht mit einem Tick Wun­schdenken dabei: Das Wort wird es irgend­wann tat­säch­lich in den Duden schaf­fen. Ich nehme Wet­ten an! Wir haben ja auch schon mit dem Leit­er der Duden-Redak­tion gesprochen — dem hat das Wort gefall­en. Er meinte allerd­ings: Um in den Duden zu kom­men, müsste es sich über den Sek­tor hin­aus in der Sprache ein­bürg­ern. Und genau das passiert ja ger­ade: Neben mehreren NRW-Zeitun­gen haben seit unser­er Aktion ja auch Sender außer­halb des Sek­tors das Wort benutzt, und sog­ar große Zeitun­gen in Öster­re­ich und der Schweiz haben es aufge­grif­f­en! Davon abge­se­hen gibt es zu dem Wort auch immer mehr Such-Tre­f­fer im Inter­net, es taucht in unzäh­li­gen Foren und Blogs auf. Und viele unser­er Hör­er haben angekündigt, dass sie das Wort außer­halb des Sek­tors gerne ver­bre­it­en wollen. Das freut uns natür­lich alles sehr. [1LIVE 2008b]

Am let­zten Fre­itag nun, keine drei Jahre nach der Aktion, kann der West­deutsche Rund­funk tat­säch­lich stolz Vol­lzug melden:

„Rudel­guck­en“ als Alter­na­tive zu „Pub­lic View­ing“ hat es in den Duden geschafft. „Das Wort wird im Deutschen Uni­ver­sal­wörter­buch und bei Duden online geführt“, sagte Dr. Wern­er Scholze-Stuben­recht, der Leit­er der Duden-Redak­tion. „Damit ist ‘Rudel­guck­en’ offiziell im Duden.“ Die Idee, einen Ersatz für den Aus­druck “Pub­lic View­ing” zu suchen, hat­te 1LIVE im Jahr 2008 anlässlich der Fußball-Europameis­ter­schaft. [WDR/ots 2011]

Der Ein­trag ist ins­ge­samt knap­per und küh­ler ger­at­en als der damals von 1LIVE vorgeschla­gene, aber — und darauf kommt es an — er ist tat­säch­lich da:

Rudel­guck­en, das
Wor­tart: Sub­stan­tiv, Neutrum.
Gebrauch: salopp
[…]
Bedeu­tung gemein­sames Anschauen von auf Groß­bild­schir­men über­tra­gene­nen [Sport]veranstaltungen (meist auf öffentlichen Plätzen) [DUDEN 2011a]

Erstens, an die Ver­ant­wortlichen bei 1LIVE: her­zlichen Glück­wun­sch zu dieser gelun­genen PR-Aktion. Das größte und tra­di­tion­sre­ich­ste deutsche Wörter­buch auf diese Weise vor den eige­nen Kar­ren zu span­nen ist eine Leis­tung, die Anerken­nung ver­di­ent (der Vere­in Deutsche Sprache dürfte vor Neid erblassen).

Zweit­ens, an die Ver­ant­wortlichen beim Duden: Was hat euch da gerit­ten? Wo bleibt euer lexiko­grafis­ches Ehrge­fühl? Was in aller Welt hat dieses Kunst­wort im Duden verloren?

Was es bräuchte, damit ein Wort in den Duden aufgenom­men wird, berichtet ja schon Math­ias Schnei­der im oben zitierten Inter­view: Das Wort muss sich in der Sprache ein­bürg­ern. Diese und ein paar weit­ere Bedin­gun­gen nen­nt der Duden­ver­lag auch auf der eige­nen Web­seite unter der Über­schrift „Wie kommt ein Wort in den Duden“:

Zunächst gilt: Das Wort muss in dem entsprechen­den Wörter­buchtyp richtig aufge­hoben sein, das heißt, rechtschreib­lich schwierige Wörter … sind poten­zielle Auf­nah­mekan­di­dat­en für den Rechtschreib­du­den, erk­lärungs­bedürftige Fremd­wörter … für den Fremd­wör­ter­du­den usw. Natür­lich gibt es zahlre­iche Über­schnei­dun­gen und Grenzfälle.

Dann muss das Wort, über dessen Auf­nahme die Redak­teurin oder der Redak­teur zu entschei­den hat, in ein­er gewis­sen Häu­figkeit auftreten, und zwar über einen län­geren Zeitraum hin­weg, am besten über mehrere Jahre. .… Darüber hin­aus sollte das infrage ste­hende Wort in ver­schiede­nen Textsorten (Zeitschrifte­nar­tikeln, Roma­nen, Fach­tex­ten etc.) vorkom­men, sodass die Redak­tion davon aus­ge­hen kann, dass es wirk­lich „in aller Munde” ist und nicht etwa nur von Fach­leuten gebraucht wird. [Duden 2011b]

Ein Wort muss also a) rechtschreib­lich schwierig und/oder b) ein erk­lärungs­bedürftiges Fremd­wort sein, und es muss c) über einen län­geren Zeitraum in ein­er gewis­sen Häu­figkeit auftreten. Die Häu­figkeit, so erfahren wir, wird in einem eigens dafür erstell­ten Kor­pus, dem Dudenko­r­pus, ermit­telt, das „mehr als 2 Mil­liar­den Wort­for­men zählt und sich aus ein­er Vielzahl aktueller Zeitungs- und Zeitschrifte­nar­tikel, Romane, Reden, Reparatur- und Baste­lan­leitun­gen usw. zusam­menset­zt“. Außer­dem wer­den auch das Inter­net und andere Kor­po­ra hinzugezogen.

Gut, dann sehen wir doch mal: Rechtschreib­lich schwierig ist das Wort nicht. Rudel schreibt sich, wie man’s spricht und beim guck­en bere­it­et das g zwar oft Prob­leme, aber erstens ste­ht das Wort guck­en ja bere­its im Duden, und zweit­ens lässt der Duden daneben ohne­hin vernün­ftiger­weise auch die Form kuck­en zu. Damit sind bish­er 0 von 3 Kri­te­rien erfüllt.

Ein Fremd­wort ist Rudel­guck­en auch nicht (eben darum ging es ja bei der 1LIVE-Aktion). Erk­lärungs­bedürftig mag es sein, aber das hinge mit dem drit­ten Kri­teri­um zusam­men. Damit sind immer noch 0 von 3 Kri­te­rien erfüllt.

Kom­men wir zur let­zten und wahrschein­lich entschei­den­den Frage: Ist das Wort häu­fig genug und aus­re­ichend bre­it „in aller Munde“ (dann wäre es automa­tisch auch nicht mehr „erk­lärungs­bedürftig“)? Ich habe keinen Zugriff auf das Dudenko­r­pus, aber es gibt ja viele ver­gle­ich­bare Quellen.

Begin­nen wir mit dem Deutschen Ref­eren­zko­r­pus des Insti­tuts für Deutsche Sprache. In diesem Kor­pus — dem größten frei zugänglichen Kor­pus der deutschen Sprache — find­en sich für die Jahre 2008 bis 2010 ins­ge­samt achtundzwanzig Tre­f­fer für Rudel­guck­en (und kein einziger für die alter­na­tive Form Rudelkuck­en). Wenn Ihnen das nicht ger­ade häu­fig erscheint, dann sind wir schon zwei. Aber damit nicht genug: Die 28 Tre­f­fer sind über nur 19 einzelne Zeitungsar­tikel in nur acht ver­schiede­nen Zeitun­gen verteilt, von denen drei in 2008, sechs in 2009 und zehn in 2010 erschienen sind.

Aber es kommt noch schlim­mer: Es müssen hier natür­lich die Artikel abge­zo­gen wer­den, in denen das Wort nicht ver­wen­det wird, son­dern selb­st The­ma ist. Von den 19 Artikeln bericht­en drei über den 1LIVE-Wet­tbe­werb, fünf über die Wahl zum Jugend­wort 2009 (zu der das Wort Rudel­guck­en plöt­zlich zu einem typ­is­chen Beispiel von Jugend­sprache mutiert war), zwei beschw­eren sich ganz all­ge­mein über Anglizis­men und nen­nen deutsche Alter­na­tiv­en, und ein­er han­delt davon, dass das Wort Rudel­guck­en sich nicht im all­ge­meinen Sprachge­brauch etablieren konnte.

Es bleiben also sat­te acht Tre­f­fer übrig, die aus drei Zeitun­gen stam­men: der Brauschweiger Zeitung, den Nürn­berg­er Nachricht­en und der Ham­burg­er Mor­gen­post. „In aller Munde”? Kaum.

Wie sieht es in Büch­ern aus, die im Dudenko­r­pus ja eben­falls vertreten sind? Google Books liefert genau zwei Tre­f­fer, von denen ein­er darüber berichtet, dass das Wort Rudel­guck­en „zu Recht“ aus dem Anglizis­menin­dex des Vere­ins Deutsche Sprache ent­fer­nt wor­den ist; es bleibt eine einzige tat­säch­liche Ver­wen­dung. „In aller Munde“? Äh, nein.

Das „Inter­net“ liefert 43 000 Tre­f­fer, von denen sich natür­lich unzäh­lige mit dem Wet­tbe­werb selb­st oder mit der Tat­sache befassen, dass das Wort nun im Duden ste­ht. Wieviele tat­säch­liche, authen­tis­che Ver­wen­dun­gen darunter sind, kann man nur schätzen: Unter den ersten 50 Tre­f­fern sind nur sieben authen­tis­che Ver­wen­dun­gen, auf 43 000 hochgerech­net ergäbe das 6 020 Ver­wen­dun­gen im gesamten Inter­net. Für ein „in aller Munde“ reicht das nicht.

Mit anderen Worten: Es bleibt beim 0:3. Rudel­guck­en erfüllt kein einziges Kri­teri­um, das ein Wort erfüllen muss, um in den Duden aufgenom­men zu werden.

Wie ist es also dort hineinger­at­en? Zu dieser Frage zitiert der WDR den Chefredak­teur des Dudens, Dr. Wern­er Scholze-Stuben­recht, wie folgt:

Das Wort habe laut Scholze-Stuben­recht eine „lockere Art“ und entspreche der respek­t­losen Sprache des All­t­ags. Es sei heute die bekan­nteste Alter­na­tive zu „Pub­lic View­ing“: „Alle anderen Ein­deutschungsver­suche hat­ten bish­er keinen mess­baren Erfolg.“ [WDR/ots 2011]

Aha! Es gibt also noch ganz andere Kri­te­rien für die Auf­nahme eines Wortes in den Duden: Eine „lockere Art“ muss es haben! Der „respek­t­losen Sprache des All­t­ags“ muss es entsprechen! Und am überzeu­gend­sten: Andere Ein­deutschungsver­suche dür­fen „keinen mess­baren Erfolg“ gehabt haben! Dass auch das Wort Rudel­guck­en keinen mess­baren Erfolg bei dem Ver­such erzielt hat, sich im Volksmund zu etablieren, spielt dann keine Rolle mehr.

Ein Schelm, wer meint, die Auf­nahme dieses sprach­lichen Rohrkrepier­ers in den Duden kön­nte eine PR-Aktion nicht nur des WDR, son­dern auch der Dudenredak­tion sein, die damit möglicher­weise ihr ger­ade ges­tartetes freies Online-Ange­bot bewer­ben will.

Nein, es ist sich­er nur Zufall, dass der Ein­trag für Rudel­guck­en zu den 100 am häu­fig­sten ange­se­henen Ein­trä­gen auf Duden online zählt. Vielle­icht auch nur ein Zufall, dass man sich bei WDR und Duden gut ken­nt, zum Beispiel, weil der Chefredak­teur des Duden mit der „WDR 2 Deutschstunde“ seine eigene (oft äußerst vergnügliche) Sendung beim West­deutschen Rund­funk hat.

Nichts gegen PR. Der neue, kosten­lose „Duden online“ ist eine schöne, nüt­zliche Ressource, und man kann den Ver­lag nur zu der Ein­sicht beglück­wün­schen, dass ein solch­es Onlin­eange­bot eine her­vor­ra­gende Wer­bung für die ins­ge­samt her­vor­ra­gen­den Pro­duk­te des Bib­li­ographis­chen Insti­tuts sein wird. Aber die PR darf eben nicht auf Kosten der Qual­ität gehen. Rudel­guck­en hat im Duden nichts ver­loren und es mit aufzunehmen bedeutet, den hohen Stan­dard und die Zuver­läs­sigkeit des Duden-Uni­ver­sal­wörter­buchs aufs Spiel zu setzen.

Seit über hun­dert Jahren begleit­et und beobachtet die Dudenredak­tion den Sprachge­brauch, und die lange Folge von Aufla­gen, die ihre Wörter­büch­er durch­laufen haben, stellen eine beein­druck­ende Doku­men­ta­tion des deutschen Sprachge­brauchs dar. Wenn man jet­zt begönne, wer­be­wirk­sam erfun­dene Wörter aufzunehmen, wäre diese Tra­di­tion zu Ende.

Ich weiß, dass Mitarbeiter/innen der Dudenredak­tion ab und zu im Sprachlog vor­beis­chauen, deshalb auf diesem Wege eine Bitte: Bleibt ser­iös und objek­tiv. Über­lasst sprach­pflegerischen Aktion­is­mus den Krämers, Sicks und Schnei­ders dieser Welt.

Ich will euch ja lieb haben, also macht es mir nicht so schwer.

 

1LIVE (2008a) Komm, wir gehen zum Rudel­guck­en!, einslive.de, 6. Juni 2008. [Link]

1LIVE (2008b) Am Anfang war das Wort: Mak­ing of Rudel­guck­en — Inter­view mit Frühteam-Redak­teur Math­ias Schnei­der, einslive.de, 11. Juni 2008. [Link]

DUDEN (2011a) Duden online, s.v. Rudel­guck­en. [Link]

DUDEN (2011b) Wie kommt ein Wort in den Duden? [Link]

Ste­fanow­itsch, Ana­tol (2008) Pub­lic View­ing. Bre­mer Sprach­blog, 8. Juni 2008. [Link]

Ste­fanow­itsch, Ana­tol (2010a) Pub­lic View­ing oder die Rück­kehr der Leichenbeschauer, Sprachlog, 10. Juni 2010. [Link]

Ste­fanow­itsch, Ana­tol (2010b) Pub­lic View­ing zum Drit­ten. Sprachlog, 12. Juni 2011. [Link]

WDR/ots (2011) 1LIVE Wortschöp­fung „Rudel­guck­en“ jet­zt offiziell im Duden. Pressemit­teilung des West­deutschen Rund­funk, 6. Mai 2011. [Link]

[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Ver­sion enthält möglicher­weise Kor­rek­turen und Aktu­al­isierun­gen. Auch die Kom­mentare wur­den möglicher­weise nicht voll­ständig übernommen.]

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

31 Gedanken zu „Lexikografischer Herdentrieb

  1. Julius

    sitt
    Ver­mut­lich wird das wie bei »sitt« funk­tion­ieren. Damals hat­ten Lip­ton und Duden ein Wort für ›nicht durstig‹ gesucht. Es wurde sog­ar in den Duden aufgenom­men (ich weiß lei­der nicht, welche Auflage), doch schon bei der näch­sten Auflage wieder ent­fer­nt. In ein­er späteren Aus­gabe des Duden-Sprachkalen­ders wurde das Wort the­ma­tisiert und man tat so, als sei das Wort nie aufgenom­men worden.

  2. Klausi

    Pflege oder nicht Pflege,
    das ist hier tat­säch­lich die Frage.
    Seit über hun­dert Jahren nimmt die Dudenredak­tion jeden Mist auf, weshalb also nicht auch Rudel­guck­en? Wenn man jet­zt begönne, damit aufzuhören, wäre diese unschöne Tra­di­tion endlich zu Ende.

  3. Dr. Azrael Tod

    und?
    Bliebe die gle­iche Frage die sich mir auch bei den Wikipedia-Exk­lud­is­ten immer wieder stellt. “Was für einen Schaden richtet es denn an wenn das dort steht?”
    Gut, beim Duden kön­nte man vlt. noch den gesteigerten Umfang/gesteigertes Gewicht der Aus­gabe nen­nen, aber da es um ein einzelnes Wort geht, welch­es sich­er nicht in allen Vari­anten des Duden aus­geliefert wird, wird sich das wohl in Gren­zen halten.
    Qual­i­ta­tiv bee­in­flusst dieses Wort ern­sthaft nur diejeni­gen die es nach­schla­gen (oder liest hier jemand gerne Wörter­büch­er Seite für Seite durch?). Selb­st wenn das nur eine Per­son ist, bee­in­flusst es diese eher weniger neg­a­tiv da sie ihre Dat­en findet.
    Man kön­nte es inhaltlich also auch mit Witzen über Stein­läuse ver­gle­ichen. Wer weiß was eine Stein­laus ist, wird sie vlt. nach­schla­gen, wer es nicht weiß wird auch nicht anfan­gen an selt­same Tiere zu glauben weil er den Absatz darüber nie lesen wird.

  4. Jana G.

    Zeitver­schwen­dung!
    > Ich weiß, dass Mitarbeiter/innen der Dudenredak­tion ab und zu im Sprachlog vorbeischauen,
    Nein, Herr Ste­fanow­itsch, falsch ver­mutet, das macht aus der Duden-Redak­tion niemand.

  5. Helmut Wicht

    Rudel­guck­en, andersum
    (Der Löwe und die Gnus)
    Der Löw’ tut sich im Grase ducken,
    und macht ver­steckt Gnu-Rudelgucken.
    Ich find “Rudel­guck­en” zumin­d­est ulkig. Wegen der schö­nen Allit­er­a­tion der bei­den “u”. Schade, dass Uhus nicht im Rudel auftreten…

  6. gnaddrig

    @ Hel­mut Wicht
    Wenn sie us wollen: Dru Chunusun mut num Kun­trubus sußen uf du Strußu und urzuhltun such wus und macht­en da auch so eine Art Rudelkucken…

  7. Elina

    Ist “in 2010” inzwis­chen kor­rek­tes Deutsch? Es lässt mich erschaudern.
    In meinen aktiv­en Wortschatz ist “Rudel­guck­en” übri­gens tat­säch­lich einge­gan­gen, wahrschein­lich benutze ich es häu­figer als “pub­lic view­ing”. Allerd­ings wohne ich auch im “Sek­tor” und höre 1LIVE, und natür­lich reicht mein Mund nicht aus, damit irgendwelche Duden-Kri­te­rien erfüllt werden.
    Aber “in 2010” — ernsthaft?
    [Ja, ern­sthaft. — A.S.]

  8. Philip Newton

    Kri­te­rien falsch verstanden?
    Sie schrieben: “Ein Wort muss also a) rechtschreib­lich schwierig und/oder b) ein erk­lärungs­bedürftiges Fremd­wort sein, und es muss c) über einen län­geren Zeitraum in ein­er gewis­sen Häu­figkeit auftreten.”
    Das lese ich so aber nicht aus dem Zitat.
    Nach meinem Ver­ständ­nis hängt das Kri­teri­um, ob ein Wort in einen Duden aufgenom­men wird, von dem konkreten Duden (“dem entsprechen­den Wörter­buchtyp”) ab:
    i) Rechtschreib­du­den: “rechtschreib­lich schwierige Wörter”
    ii) Fremd­wör­ter­du­den: “erk­lärungs­bedürftige Fremdwörter”
    iii) andere Duden: “usw.”
    Wenn nur von “dem Duden” gesprochen wird, so ist ver­mut­lich das Uni­ver­sal­wörter­buch gemeint, das also unter iii) fällt, und hier­für wur­den im Zitat keine konkreten Kri­te­rien genan­nt; man kann also m.E. nicht schlussfol­gern, dass Ihr a) und/oder b) hier zutr­e­f­fen. Es bleibt also allein das c), die “gewisse Häu­figkeit”, die im Zitat als grund­sät­zlich für alle Worte zuzutr­e­f­fen scheint: keine 3 Kri­te­rien, die das Wort erfüllen muss, son­dern eine. (Die sicher­lich nicht das einzige Kri­teri­um ist, wohl aber das einzige expliz­it im Zitat genannte.)

  9. angy

    -
    @Helmut Wicht
    Wenn wir schon am Reimen sind, dann noch die poli­tis­che Version:
    Das Volk soll nicht aufmucken,
    drum gibt es Rudelgucken.
    Zum The­ma neue Begriffe im Duden: Mir scheint, seit Jahren ver­sucht die Dudenredak­tion ger­adezu zwang­haft ‘hip’ zu sein.

  10. Kadir

    Das Wort ist ja schon als salopp markiert, dürfte also im schriftlichen Sprachge­brauch, ins­beson­dere in veröf­fentlicht­en Tex­ten (zumal noch so neu), kaum eine Rolle spie­len. Die Ver­wen­dung im Inter­net kommt der Sache schon näher, aber da sind Ihre Kri­te­rien fürs Inter­polieren nicht halt­bar. Die ersten Seit­en wer­den haupt­säch­lich von beson­ders gut ver­link­ten (Nachrichten-)Portalen gefüllt. Andere — dem mündlichen Sprachge­brauch nähere Quellen — dürften auf den hin­teren Seit­en deut­lich zunehmen.

  11. Michael Khan

    Warum “Rudel­guck­en” und nicht .…
    Wieso find­et “Rudel­guck­en” mit etwas über 40000 Google-Hits seinen Weg in den Duden, “Rudel­bum­sen” mit deut­lich über 180000 Tre­f­fern aber nicht? Diese Zahlen haben Aus­sagekraft in bezug auf den Grad der Ver­bre­itung und ich finde das eine min­destens eben­so erk­lärungs­bedürftig wie das andere.

  12. Martin Holzherr

    Duden, Sprache und Öffentlichkeit
    Ein Wort schafft es in den Duden, wenn es eine „lockere Art“ hat und immer mehr Forsch­er erhal­ten den Nobel­preis, weil ihre Arbeit ger­ade in aller Munde ist. Das gilt sog­ar für die Nobel­preise für natur­wis­senschaftliche Fäch­er, sich­er aber für die Preise für Lit­er­atur und den Frieden. Da bekommt dann Oba­ma den Frieden­sno­bel­preis auf Vorschuss und Al Baradei bekommt ihn, weil ger­ade der Kon­flikt Iran/Westen in den Schlagzeilen ist.
    Wenn die Ein­deutschung von “Pub­lic View­ing” es in den Duden schafft und sich her­ausstellt, dass der Medi­en­rum­mel um die Schaf­fung dieses Wortes wohl ein wichtiger Grund für die Auf­nahme war, so steckt wohl ein­fach der Wun­sch der Dudenredak­tion dahin­ter, bess­er wahrgenom­men zu werden.
    Die fol­gende Pas­sage in Ana­tol Stefanowitsch’s Artikel
    Seit über hun­dert Jahren begleit­et und beobachtet die Dudenredak­tion den Sprachge­brauch, und die lange Folge von Aufla­gen, die ihre Wörter­büch­er durch­laufen haben, stellen eine beein­druck­ende Doku­men­ta­tion des deutschen Sprachge­brauchs dar.
    betont die her­aus­ra­gende Stel­lung des Duden’s in Bezug auf einen wichti­gen Aspekt der deutschen Sprache — und die deutsche Sprache ist ja so etwas wie ein öffentlich­es Gut. Dieser her­aus­ge­hobene Stel­lung macht das Schie­len auf ein Medi­ene­cho, auf einen Nach­hall im öffentlichen Raum ver­ständlich aber zugle­ich prob­lema­tisch. Prob­lema­tisch vor allem dann, wenn eine solche PR-Aktion let­ztlich im Dien­ste ein­er Fir­ma und nicht im Dien­ste der Sprache steht.

  13. Lars v. Karstedt

    nur am Rande bzw. sitt?!
    @Julius: Das Wort für “nicht mehr durstig” lautet immer noch “schmöll”! Robert-Gern­hardt-Fans wis­sen das natür­lich. In diesem Fall wäre immer­hin eines der Dudenkri­te­rien erfüllt (Erk­lärungs­bedürftigkeit).

  14. Dierk

    Nicht mehr durstig
    Es fehlte der deutschen Sprache nie ein Wort. Schon gar nicht für den Zus­tand, in dem wir kein­er­lei Flüs­sigkeit mehr zu uns nehmen wollen, weil wir in naher Ver­gan­gen­heit genug zu uns genom­men haben; kürz­er ’satt’.

  15. Giulia

    Top 100 lan­guage lovers 2011 — you are n
    Hi! Your blog has been nom­i­nat­ed for our Top 100 Lan­guage Lovers 2011 competition.
    Read more here: http://www.lexiophiles.com/…minate-your-favorite
    Good luck!
    Giu­lia — On behalf of the bab.la and Lex­io­philes team

  16. Stan

    rudel­guck­en
    Mal abge­se­hen davon, dass das Wort schlicht falsch ist.
    Wenn das Heili­gengeist­feld in Ham­burg mit Leuten ange­füllt ist, die gemein­sam ein Fuss­ball­spiel schauen, dann kann man wohl kaum noch von einem “Rudel” sprechen!

  17. Joachim

    @Stan
    Wieso ist das Falsch. Der Duden definiert Rudel als:
    “Gruppe wild leben­der Säugetiere der gle­ichen Art”
    Wenn das auf dem Heili­gengeist­feld keine wild leben­den Säugetiere der gle­ichen Art sind, was sind sie dann?

  18. gnaddrig

    saloppes Rudel
    @ Joachim: Die Leute mögen sich beim kollek­tiv­en Fußbal­lkuck­en wild auf­führen, aber wild leben tun sie sich­er mehrheitlich nicht. Insofern hat Stan schon recht. Ander­er­seits geht die Duden­de­f­i­n­i­tion noch weit­er: „[die sich für eine bes­timmte Zeit zusam­mengeschlossen haben]“. Und das trifft auf die Fußbal­lkuck­er ja schon in gewis­sem Maß zu, insofern ist Ihr Ein­wand ein biss­chen berechtigt.
    @ Stan: Ich nehme mal an, dass bei einem Wort mit der Kennze­ich­nung “Gebrauch: salopp” nicht ver­lan­gen muss, dass die Wortbe­standteile fach­sprach­lich kor­rekt ver­wen­det wer­den. Wenn Rudel schon umgangssprach­lich in ander­er als der fach­sprach­lichen Bedeu­tung gebräuch­lich ist (der Duden weist auch auf die über­tra­gene Bedeu­tung hin), kann man solch eine umgangssprach­liche Bedeu­tung sich­er auch als Grund­lage für saloppe Wort­bil­dun­gen akzeptieren.

  19. stan

    @ Joachim und Gnaddrig
    Ein paar tausend Leute sind keine Gruppe und kein Rudel.
    Vielle­icht redet ein Math­e­matik­er bei solchen Zahlen von Grup­pen, aber “salopp” ist das ein­fach eine Masse, und für einen Biolo­gen evtl. eine Herde, ich weiss es nicht, aber jed­er andere stellt sich unter “Rudel” etwas kleineres vor.

  20. gnaddrig

    @ Stan
    Ich glaube, die Anzahl der Rudelkuck­er ist hier nicht wirk­lich wichtig, weil von vorn­here­in klar ist, dass es sich nicht um ein Rudel im engeren Sinn han­delt. Das Etikett “salopp” dürfte sog­ar solche krassen Unge­nauigkeit­en in der Größenord­nung abdeck­en. Umgekehrt kann man ja bei dreiein­halb Zuschauern auch iro­nisch von den Men­schen­massen vor der Lein­wand sprechen.

  21. Gregor

    Ich höre “-guck­en” und denke “-bum­sen”
    Ich habe den Ver­dacht, daß diese Neuschöp­fung deshalb so pop­ulär ist, weil sie eine Analo­gie zum Begriff „Rudelbums“/“Rudelbumsen“ (scherzhaft für Grup­pen­sex) darstellt. Dafür gibt es auch wesentlich mehr Fundstellen…
    http://www.google.de/…w.&fp=760041facd3e7f63

  22. Mueller

    Rudel­guck­en” taucht fast dop­pelt so häu­fig auf wie “App­likatur”. Das Wort “äquilib­ris­tisch” ergibt ger­ade mal 342 Tre­f­fer, ste­ht den­noch sowohl im Duden als auch im Wahrig. Schwierige Fremd­wörter, ja.
    Doch selb­st “EM 2012” kommt nur auf 7550 Ein­träge, trotz der Diskus­sion um den Austragungsort.
    Ich ver­wende den Aus­druck “Rudel­guck­en” nicht (eben­so wenig wie “Pub­lic View­ing”). Den­noch ist er von der Duden-Redak­tion zu Recht aufgenom­men wor­den — eben­so beste­ht natür­lich die Möglichkeit, dass er in ein­er der näch­sten Aus­gaben wieder raus­fliegt, wenn er in Vergessen­heit ger­at­en sollte. Die Wahrschein­lichkeit hier­für schätze ich auf 20 bis 30 Prozent, Wet­ten nehme ich an:
    “Ich wette, dass der Aus­druck “Rudel­guck­en” am 1. Juli 2012 bei Google noch min­den­stens 20.000 Tre­f­fer ergibt.” Wer hält dagegen?

  23. David

    Die Wahrschein­lichkeit hier­für schätze ich auf 20 bis 30 Prozent

    Welche Art Exper­i­ment wäre geeignet, diese Schätzung ein­er Prü­fung zu unterziehen?

  24. amfenster

    In einem Text der SZ ist mir eine zumin­d­est ober­fläch­lich “authen­tis­che” Ver­wen­dung von ‘Rudel­guck­en’ begegnet:
    “Hier, am Düs­sel­dor­fer Rhein­ufer, fand das Rudel­guck­en statt.”
    http://www.sueddeutsche.de/…scher-pomp‑1.1097663
    Allerd­ings schre­it mich da ein krampfhaft ver­miedenes ‘Pub­lic View­ing’ an (vgl. ‘das ergibt Sinn’). Zusam­men mit dem völ­lig ern­sthaften und ironiefreien Gebrauch von ‘Rudel­guck­en’ wirkt das doch eher grotesk.

  25. Antoninus

    Kon­junk­tiv I als Ableitung zur Imper…
    ” (…) begönne, (…):
    Hi — warum nicht, der Regel entsprech­nd: “begänne”?

  26. Oliver Scholz

    Manch­mal habe ich den Ein­druck, dass Sie ein­fach die diame­trale Gegen­po­si­tion zu den von Ihnen als “Sprach­nör­gler” Beze­ich­neten beziehen.
    Dass “Rudel­guck­en” bei der Aktion eines Radiosenders als Alter­na­tive zu “Pub­lic View­ing” aufkam, heißt nicht, dass es eigens dazu erfun­den wurde. Es ist dur­chaus möglich und alles andere als unwahrschein­lich, dass das Wort in Teilen der Umgangssprache bere­its etabliert war. Auskun­ft darüber kön­nte nur die Recherche in einem umfan­gre­ichen Kor­pus der spon­tan und in All­t­agssi­t­u­a­tio­nen gesproch­enen Umgangssprache geben, das es meines Wis­sens in dieser Form noch gar nicht gibt.
    Selb­st dass die Ver­bre­itung in Blogs und Mag­a­z­i­nar­tikeln maßge­blich auf den Ein­fluss der Aktion zurück­zuführen wäre, ist bloß möglich, keineswegs sich­er und ohne weit­ere Erhe­bun­gen eben­so wahrschein­lich wie das Gegenteil.
    Und selb­st wenn es so wäre, und selb­st wenn es sich bei “Rudel­guck­en” um ein Kun­st­pro­dukt han­delte — entschei­dend für die Auf­nahme ist die Ver­wen­dung und Ver­bre­itung. Ob “Rudel­guck­en” die erforder­lichen Kri­te­rien erfüllt lässt sich nicht abstrakt entschei­den. Inter­es­san­ter als vage Selb­stauskün­fte der Dudenredak­tion wären Ver­gle­iche mit andern aufgenomme­nen Wörtern und deren Gebrauch.
    Ich bezwei­fle sehr, dass “Pub­lic View­ing”, welch­es sich zumin­d­est in der Online-Ver­sion des Dudens find­et, anders ent­standen wäre denn am Kon­feren­ztisch ein­er PR-Agen­tur und dass es in einem sprach­wis­senschaftlich rel­e­van­ten Maße älter ist als “Rudel­guck­en”.

  27. Oliver Scholz

    Nach­trag
    Mir ist das nicht Recht aus dem Kopf gegan­gen. Ich kann mir für ver­schiedene regionale Sozi­olek­te, mit denen ich ver­traut bin, mit denen ich aber in jün­ger­er Zeit nur noch wenig Kon­takt hat­te, ohne Weit­eres eine spon­tane Entste­hung und Ver­bre­itung — wegen der Assozi­a­tion mit “Rudel­bum­sen” sog­ar eine ras­ante — von “Rudel­guck­en” vorstellen. Das sind natür­lich nur Ver­mu­tun­gen. Aber das Fol­gende hat vielle­icht heuris­tis­chen Wert:
    “Pub­lic” bere­it­et zwar keine Prob­leme, aber “View­ing”, selb­st bei phonetis­ch­er Angle­ichung zu [ˈfjuɪŋ] wider­spricht in /fju/ der deutschen Phonolo­gie. Das legt für mich die Ver­mu­tung nahe, dass Sprech­er in All­t­agssi­t­u­a­tio­nen, etwa in Verabre­dun­gen der Art “wir tre­f­fen uns zum X aufm Y platz”, auf Dauer nach Ersatzwörtern suchen dürften.
    Gibt es irgendwelche Stu­di­en zur Rolle der Phonolo­gie bei der Inte­gra­tion Englis­ch­er Wörter in die deutsche Alltagssprache?

  28. Dierk

    Pub­lic View­ing ist kein Kun­st­pro­dukt, son­dern ganz nor­males Englisch, wie z.B. ‘yel­low dress’ oder ‘large tree’. Rudel­guck­en [oder ‑kuck­en] ist zwar mor­phol­o­gisch auch nor­males Deutsch — patschen wir ein­fach ein Sub­stan­tiv und ein Verb zusam­men -, aber seman­tisch kaum ver­gle­ich­bar, da doch sehr künstlich.

  29. Oliver Scholz

    Ich sollte vielle­icht noch hinzufü­gen, dass ich “Sprach­nör­gler” in meinem ersten Kom­men­tar nicht etwa deshalb in Anführungsze­ichen geschrieben hätte, weil ich glaubte, dass Bas­t­ian Sick und andere Spaßvögel die Beze­ich­nung nicht ver­di­en­ten. Ganz im Gegen­teil. Son­dern weil ich der Ansicht bin, dass sich das Phänomen nicht auf die Anglizis­men­jäger beschränkt, son­dern dass es eben­so gut auch auf der andern Seite des Grabens vorkommt. So wie ja auch Sick nicht nur dort ein Sprach­nör­gler ist, wo er Anglizis­men bekrit­telt, son­dern auch über­all dort, wo er sein eigenes beschränk­tes Sprachempfind­en als ange­blich regel­hafte, ange­blich all­ge­mein­verbindliche Vari­etät unter­stellt. Ich glaube, ich ziehe “Sprach­meta­physik­er” als Beze­ich­nung dem “Sprach­nör­gler” vor, weil mir scheint, dass sich let­zteres zu sehr mit der Anglizis­men­jägerei ver­bun­den hat. Doch es gibt eben auch eine sprach­metaph­sy­sis­che Krit­telei unab­hängig von der Anglizis­mus­frage und im Einzelfall sog­ar *für* Anglizismen.

  30. Stefan Wagner

    Pub­lic Viewing
    Pub­lic View­ing ist mir irgend­wie ent­gan­gen. Bob­by View­ing kenn ich noch, von Dal­las, habe es aber nicht so lange geguckt. Der Fies­ling hieß Jey Ahr View­ing, und der alte View­ing hat­te glaube ich keinen Namen, aber als ich gemerkt habe, dass es kein Kri­mi ist, wie “Die Strafen von San Franzisko” habe ich das nicht weit­er ver­fol­gt. Ich ver­ste­he den ganzen Sinn nicht, so eine Folge, wo nie was passiert. Jet­zt schaut man das in Rudeln?
    Sachen gibt’s! Code: 539634

  31. Lothar Lemnitzer

    lei­der nicht neu
    Hal­lo Ana­to, vie­len Dank für den schö­nen und wie immer gut recher­chierten Artikel. Lei­der ist diese Prax­is nicht neu. Im Duden Rechtschrei­bung, 25. Auflage, find­en sich noch a) Mond­schein­tarif, schon bei Entste­hung uns zugege­ber­maßen schönes Wer­be­wort der Post (immer­hin mit Zei­tangabe im Artikel); b) Rollerblade, ein Pro­duk­t­name, der sich als Gat­tungsname aber nicht gegen “Inlineskate(s)” behaupten kon­nte. Und dies, obwohl es bei den Duden-Wörter­büch­ern eine lange Tra­di­tion gibt, unge­bräuch­liche Wörter “auszuschei­den”.
    Her­zliche Grüße aus Berlin

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