Kluge Artikel über Sprache scheinen Konjunktur zu haben! Hier schnell ein Hinweis auf ein schönes Interview aus dem Spiegel mit Petra Schulz über Zweisprachigkeit im Fall von Deutsch und Türkisch – ein Sprachpaar, das in der öffentlichen Wahrnehmung bekanntermaßen ziemlich unfair behandelt wird. Sie bringt es auf den Punkt:
Wir leben mit einer Doppelmoral. Wir freuen uns, wenn jemand mit Deutsch und Chinesisch aufwächst oder mit Deutsch und Englisch. Dafür gibt es Schulterklopfen. Warum nicht Deutsch und Türkisch?
Meine Tochter wächst zweisprachig auf, weil ich mit ihr auf Englisch rede — auch in der Öffentlichkeit. (Mein Vater kommt aus England und hat es mit mir genauso gemacht.)
Was mich immer wieder interessiert ist das Phänomen, dass ich von Menschen angesprochen werde, die ganz begeistert sind, dass eine Sechsjährige fließend zwei Sprachen spricht — und dass einige von diesen Menschen selber zweisprachig sind! (Oft eben Deutsch und Türkisch.)
Eigentlich ist Deutsch-Englisch ja nicht schwieriger als Deutsch-Türkisch; dennoch scheint es selbst für manche Zweisprachige einen qualitativen Unterschied zu geben.
Es ist wirklich ein erschreckendes Phänomen, dass zwischen verschiedenen Sprachen und Kulturkreisen Unterschiede gemacht werden. So scheint es aus sich mancher Leute “Ausländer” und “Ausländer” zu geben –die, die man gerne im Land haben möchte und die, die am besten gar nicht erst gekommen wären. Sehr beängstigend nach so vielen Lektionen, die man aus der Geschichte hätte ziehen sollen! Insofern bleibt türkischen Eltern nur, sich nicht beirren zu lassen –alle Sprachen sind wertvoll und “karrieretechnisch” braucht der Markt später nicht nur gute Englisch- sonder auch Türkisch-Übersetzer!