Ich habe Anfang des Jahres zum ersten Mal seit ewig eine Zwiebelfischkolumne gelesen. Und erstaunlicherweise am Ende nicht angewidert weggeklickt, sondern eher neutral. Ne Kolumne halt. Es geht um Sprache und Sprachspiele und er versucht nicht, sprachwissenschaftlich zu sein. Vielleicht kann ich ihn vom Erzbösewicht zum normalen Bösewicht runterstufen? Mal im Auge behalten.
Der Text handelt von der ü-Affinität des Türkischen und davon, dass es im Deutschen ja auch eine Menge ü’s gibt. Aber Äpfel und Birnen. Dass beide Sprachen den Laut ü besitzen, ist eine ziemlich lasche Gemeinsamkeit. Das ü ist zwar ein nicht sooo häufiger Laut, findet sich aber doch in einer ganzen Reihe von uns umgebenden Sprachen, so im Französischen (culture ‘Kultur’), im Schwedischen (tysk ‘deutsch’), im Niederländischen (huren ‘mieten’) und im Ungarischen (könnyű ‘einfach’). Die weltweite Verbreitung in einem Sample von 562 Sprachen kann man sich im WALS anschauen (und habe ich auch hier schon einmal behandelt):
Auffälliger ist (wie Sick auch bemerkt), dass beide Sprachen den Laut als <u> mit zwei Punkten drauf verschriften. Aber mir geht’s um die Verteilung dieser ü’s. Dass Deutsch und Türkisch den Laut haben und gleich schreiben, heißt nämlich noch lange nicht, dass sie ihn auch gleich nutzen …
Deutsch: Bitte jeder nur ein ü!
Es gibt einen ganz grundlegenden Unterschied zwischen Deutsch und Türkisch, und der besteht darin, was einzelne Silben eines Wortes können.
Im Deutschen gibt es immer eine privilegierte Silbe, nämlich die betonte, und die darf quasi alles. Sie kann alle Vokale benutzen, die es im Deutschen so gibt – mit einer Ausnahme: dem Schwa. Das Schwa, verwirrenderweise als <e> geschrieben, ist der Vokal, der sich mit dem geringsten Aufwand produzieren lässt. Die Zunge bleibt einfach faul mitten im Mund liegen, fertsch. Und es vertritt so gut wie alle anderen Vokale in den unbetonten Silben:
Jedes σ steht für eine Silbe. Die orange Silbe ist in diesem Beispielwort die betonte, und deshalb darf sie auch ein ü haben. Die unbetonten Silben können das nicht, ein Wort wie *gübügült ist im Deutschen unvorstellbar. Statt dessen haben wir Wörter wie gebraten, verbrauchen, Gehäuse, bestehlen, Briefchen, hunderte, …1
Alle deutschen Beispiele mit mehr als einem ü, die Sick nennt, sind deshalb auch Komposita, also aus zwei selbständig vorkommenden Wörtern zusammengesetzt:
Tür+drücker, Geflügel+würste, Glück+wünsche, Mühlen+flügel, Süd+früchte, …
Man sieht klar, dass die Einzelelemente jeweils nur ein ü haben können:
Tür, Drücker, Geflügel, Würste, Glück, Wünsche, Mühle, Flügel, Süd, Früchte, …
Bei Wörtern, die eh nur eine Silbe haben, fällt das nicht so stark auf, aber wenn man sie verlängert, sieht man wieder den gleichen Effekt:
Türen, beglücken, Süden, …
Komplexe deutsche Wörter, die nur ü als Vokal haben, sind deshalb ziemlich hingetrickst, sie bestehen nur aus einsilbigen Bestandteilen, wie Frühstück (aber frühstücken).
Türkisch: Je ü, desto harmonischer!
Im Türkischen hingegen kann zwar nicht jeder Laut in jeder Silbe vorkommen, aber die Auswahl ist schon erheblich größer als im Deutschen.2 Dazu muss man zwei Dinge wissen:
- Grammatische Information (also Plural, Kasus, Person, …) folgt im Türkischen immer auf den Wortstamm, der die Bedeutung trägt. (Ist im Deutschen ähnlich, aber nicht ganz so extrem.) Dabei ist die Abfolge der Endungen streng geregelt.
- Im Türkischen werden Vokale auf zwei bzw. vier Gruppen verteilt, die immer zusammen auftreten wollen.
Ein türkisches Wort brüllt nicht “Stoooop, ich habe schon ein ü, ab jetzt nur noch Schwas!”. Ein türkisches Wort kennt gar keine Schwas. Das Signal, das der Wortstamm an seine Endungen sendet, ist vielmehr: “Leute, ich hab ein ü, passt euch gefälligst an!”
Diese Anpassung der Endungen nennt sich Vokalharmonie. Im Türkischen werden dabei die große und die kleine Vokalharmonie unterschieden. Für eine Art von Endung steht immer fest, welche der beiden Harmonien sie befolgt, z.B. die Pluralendung immer die kleine, die Possessivendung immer die große.
Kleine Vokalharmonie
Bei der kleinen Vokalharmonie gibt es zwei Lautgruppen. Sie unterscheiden sich in der horizontalen Position der Zunge (“Zungenlage”): Liegt sie bei der Lautproduktion vorne oder hinten? Für i, ü, e und ö befindet sie sich vorne, für ı, u, a und o hinten im Mundraum (siehe rechts im Bild). Nun gibt der Wortstamm den Harmoniebefehl, und Endungen, die der kleinen Vokalharmonie folgen, müssen sich anpassen.
Wenn sich im Wortstamm ein vorderer Vokal befindet, wählen die Endungen das e als Vertreter dieser Gruppe. Es wird also nicht genau der Vokal des Stamms auf die Endungen übertragen, sondern ein Stellvertretervokal der ganzen Gruppe, der vorne ausgesprochen wird. Das sieht dann zum Beispiel mit der Pluralendung -l_r3 so aus:
- i im Stamm: il ‘Provinz’ → iller ‘Provinzen’
- ü im Stamm: kültür ‘Kultur’ → kültürler ‘Kulturen’
- e im Stamm: el ‘Hand’ → eller ‘Hände’
- ö im Stamm: kuaför ‘FriseurIn’ → kuaförler ‘FriseurInnen’
Und bei einem hinteren Vokal gewinnt das a:
- ı im Stamm: kız ‘Mädchen’ → kızlar ‘(die) Mädchen’
- u im Stamm: mum ‘Kerze’ → mumlar ‘Kerzen’
- a im Stamm: araba ‘Auto’ → arabalar ‘Autos’
- o im Stamm: org ‘Orgel’ → orglar ‘Orgeln’
Große Vokalharmonie
Bei der großen Vokalharmonie werden vier Gruppen aufgemacht. Neben dem weiterhin geltenden Kriterium vorne vs. hinten kommt nun noch die Lippenrundung hinzu. Bei ü, ö, u und o rundet man die Lippen zur Aussprache, bei i, e, ı und a tut man das nicht. Kombiniert man die beiden, so erhält man vier neue Gruppen:
- vorne und ungerundet: i, e
— vorne und gerundet: ü, ö
— hinten und ungerundet: ı , a
— hinten und gerundet: u, o
In allen Fällen wird der hohe Vokal für die Endungen benutzt, d.h. der, bei dem sich die Zunge zur Bildung höher im Mund befindet (im Bild dunkler hinterlegt).
Eine Endungsgruppe, die der großen Vokalharmonie folgt, ist die Besitzanzeige. Wenn mir (1. Person Singular) etwas gehört, hänge ich an das entsprechende Ding ein -_m.4 Es entstehen also Wörter wie …
- el+im ‘meine Hand’, il+im ‘meine Provinz’
- kültür+üm ‘meine Kultur’, kuaför+üm ‘meinE FriseurIn’
- kız+ım ‘meine Tochter’, mal+ ım ‘mein Eigentum’
- mum+um ‘meine Kerze’, org+um ‘meine Orgel’
Die beiden Vokalharmonien können auch miteinander interagieren, dazu findet sich für Interessierte etwas am Ende dieses Beitrags. Ach ja: Für den Fall, dass die Wurzel mehrere Vokale besitzt, ist immer der letzte ausschlaggebend (z.B. sembol ‘Symbol’ nimmt bei der großen Vokalharmonie u und bei der kleinen a, wie sich das für o gehört, nicht i bzw. e, was die Wahl des ersten Vokals im Wort, e, wäre) .
Zurück zum ü
Das ü ist einer der Vokale, die sich bei der großen Vokalharmonie durchsetzen. Das bedeutet, dass dann alle Wörter mit ö oder ü im Stamm in den entsprechenden Endungen auch ein ü haben. Sick hat ja die folgenden Beispiele:
Es gibt Wörter wie “Müdürlügü” (Direktion, Leitung) und Sätze wie “Gülüm, gül yüzünü güldürürüm senin” (Meine Rose, ich kann dein Rosengesicht zum Lachen bringen).
In allen Fällen sind zahlreiche ü’s der Vokalharmonie geschuldet, bei der Direktion wurde auch noch ein bißchen geschummelt:
müdür-lüğ‑ü (mit <ğ> und kleingeschrieben) besteht aus:
- müdür ‘DirektorIn’
- lük – eine Endung, mit der man u.a. Abstrakta bilden kann (ähnlich wie mit -tum im Deutschen, vgl. König → Königtum), der Vokal folgt der Vokalharmonie (die <k>/<ğ>-Varianz ist regelgeleitet)
- ü – die Endung für Akkusativ oder Possessiv, der Vokal folgt auch der Vokalharmonie
Das letzte ü gehört also gar nicht zur Nennform des Wortes.
Der Rosensatz lässt sich folgendermaßen zerlegen:
Auch hier also eindeutig: Es gehört immer nur ein ü zur lexikalischen Bedeutung (gül ‘Rose’, yüz ‘Gesicht’ und gülmek ‘lachen’), der Rest sind grammatische Endungen mit großer Vokalharmonie (Possessiv, Kasus, Diathese, Tempus/Aspekt, Person/Numerus).
Und dann noch: Das Phänomen <Fürühstück>
Hier gibt Sick die richtige Erklärung für das zusätzlich eingeschobene ü:
Die türkische Sprache zeichnet sich durch ihren Vokalreichtum aus. Sie kennt keine zwei aufeinanderfolgenden Konsonanten. Daher wird beim Sprechen (und offenkundig auch beim Schreiben) ins deutsche Konsonantengestrüpp gern die eine oder andere türkische Vokal-Blume gepflanzt. Aus “Glühwein” wird “Gülühwein” und aus “Frühstück” wird “Fürühstück”; nach den Gesetzen der türkischen Vokalharmonie hätte sogar ein “Fürühsütück” daraus werden können.
Das sind sogenannte phonotaktische Beschränkungen. Viele Sprachen verbieten das gehäufte Auftreten von Konsonanten (das heißt “Konsonantencluster”, aber “Gestrüpp” finde ich eigentlich auch cool) am Anfang oder Ende einer Silbe. (In der Mitte steht ja meist eh ein Vokal.) Das mit der Silbe ist wichtig! Die Kombination rs in Versehen ist kein Konsonantencluster, weil die Konsonanten zu zwei verschiedenen Silben gehören: Ver.seh.en.
Das Deutsche sieht in Konsonantenclustern auf jeden Fall kein Problem, in Frühstück haben wir bei beiden Silben jeweils zwei Konsonanten im Anlaut (fr, st), wir können aber auch noch viel abartiger, wie in Herbst, lernst oder Strumpf.
Lerner mit einer Muttersprache, die keine Konsonantencluster erlaubt, tun sich dann ziemlich schwer, wenn sie Deutsch lernen. Um diese Cluster einigermaßen aussprechbar zu machen, schieben sie oft zusätzliche Vokale zwischen die störenden Konsonanten ein. Dieser Vorgang selbst ist keine Vokalharmonie, wie Sick im oben zitierten Absatz unzulässig verkürzend behauptet, aber natürlich ist im Fall des Türkischen die Auswahl des eingeschobenen Vokals von der Vokalharmonie bestimmt.
Fazıt
Während im Deutschen eine Silbe im Wort exponiert wird und einen großen Vokalreichtum aufweisen kann, darunter auch das ü, wird im Türkischen die Strategie verfolgt, möglichst ähnliche Vokale in einem Wort zu haben. Das ü tritt dann, sofern der Stamm auf ü oder ö auslautet und die große Vokalharmonie greift, in allen weiteren Silben auf.
Und teşekkür ederim!
Meinen herzlichsten Dank an Memo, der diesen Beitrag kritisch gelesen hat und dem ich auch die Segmentierung der Beispiele aus dem Sick-Artikel verdanke! Alle verbleibenden Fehler sind natürlich meine eigenen.
Update: Und ebenfalls vielen Dank an Julian Jarosch, dem ich seine Kritik an meinen Grafiken verzeihen kann, weil seine einfach so viel besser sind 😉
Fußnoten:
1 Natürlich gibt es im Deutschen auch Derivationsaffixe, die kein Schwa besitzen, z.B. ‑ung, ‑heit, ‑schaft, ‑ig, ‑lich, … Darauf gehe ich hier nicht ein, weil ich dazu das Konzept des phonologischen Wortes einführen müsste, aber: Keines dieser Affixe kann ein ü haben. ü geht wirklich nur für die betonte Silbe!
2 Die erste Silbe gibt den Ton an, in der zweiten (und den weiteren) kann es dann Beschränkungen geben. So gibt es z.B. ö und o nicht in der zweiten Silbe nativ türkischer Wörter – nur in Lehnwörtern wie şoför ‘ChauffeurIn, FahrerIn’, kuaför ‘FriseurIn’, organizatör ‘OrganisatorIn’, sembol ‘Symbol, Formel’, filozof ‘Philosoph’. Das hat sicher mit der Vokalharmonie zu tun, die gleich erklärt wird und bei der o und ö nie zur Harmonisierung genutzt werden können.
3 Um anzuzeigen, welcher Vokalharmonie ein Suffix folgt, schreibt man in der türkischen Sprachwissenschaft Großbuchstaben, wenn man nur die Endung nennt, also -lEr, das E zeigt die kleine Vokalharmonie, oder -Im, das I zeigt die große.
4 Hat das Wort schon selbst einen Vokal am Ende, wie araba ‘Auto’, dann wird nur ein m angefügt: arabam ‘mein Auto’
Exkurs: Groß meets klein
Interessante Effekte entstehen, wenn Endungen mit großer und welche mit kleiner Vokalharmonie angehängt werden. Die erste Endung bildet zusammen mit dem ursprünglichen Stamm (den man in der Linguistik zur besseren Unterscheidung auch “Wurzel” nennt) einen neuen Stamm und der letzte Vokal dieses neuen Stammes ist ausschlaggebend. Im folgenden Beispiel wird zuerst die Pluralendung angehängt (kleine Vokalharmonie) und danach die Possessivendung (große Vokalharmonie):Wenn die kleine Vokalharmonie der großen vorangeht, bleibt für die große keine wirkliche Wahl mehr (i oder ı), bei groß vor klein passiert hingegen nichts:
Ein schöner Beitrag.
Bleibt mir nur zu erwähnen, dass die Stämme türkischer Zunge bereits massenhaft mehrsilbige Wörter unter anderem aus dem Persischen (und damit indirekt aus dem Arabischen) entlehnt hatten, die die in ererbten Morphemen universelle Vokalharmonie durchbrachen, noch bevor sie im Zuge der mongolischen Eroberung und Besiedlung das östliche Eurasien in Richtung Westen verließen. Wir alle kennen ja z. B. Namen wie Ayşe und Erdal, in denen sowohl Vorder- als auch Hintervokale im selben Morphem vorkommen. In der osmanischen und in der türkeitürkischen Epoche kamen dann auch noch französische, griechische, italienische, englische und weitere Entlehnungen hinzu, die ebenfalls nicht vokalharmonisch angepasst wurden.
Und was die phonotaktischen Beschränkungen angeht: es gibt heute Wörter wie film, die von manchen auch einsilbig wie im Deutschen ausgesprochen werden, während andere nach der traditionellen Silbenstrutur filim sprechen. Da ist einiges im Fluss.
Cooler Artikel. Bin durch den Link vom Sprachlog hierübergekommen.
Kann es sein, dass in diesem Satz “Eine Endungsgruppe, die der kleinen Vokalharmonie folgt, ist die Besitzanzeige.” eigentlich “große Vokalharmonie” stehen sollte? Ist ja auch in dem Absatz und das Beispiel verhält sich entsprechend.
War trotzdem sehr interessant zu lesen.
Oh, vielen Dank für das Lob und den Hinweis! Ja, klar, das ist ein Fehler, habe ihn gleich ausgebügelt.
Das Türkische hat doch schwa, und das sogar betont! Verschriftlicht als i ohne Punkt. z. b. kızıl ‘rot’.
Gruß
Sabine (Gast)
Hallo Sabine,
nein, das Schwa ist ein zentraler, mittlerer Vokal, das ı hingegen ein hinterer, geschlossener, vgl. z.B. hier.
Viele Grüße,
Kristin.
Sehr interessant, auch für mich, ‚die ich türkisch nur “kenne”, nicht spreche, da z. B. die Lage der Laute (Zungenlage im Mund) generell beim Sprechenlernen eine große Rolle spielt. Diese Gesetzmäßigkeiten haben nicht nur Auswirkung auf die grammatische Entwicklung einer Sprache, sondern geben beim Spracherwerb auch phonologisch die Reihenfolge vor. Das interessiert gesunde Sprachlerner kaum, aber Sprachtherapeuten schon, weil es bei der Behandlung von phonologischen Entwicklungsstörungen eine Rolle spielt.
Gruß
Birgit (Gast)
Schau mal meine Hausaufgabe durch, bitte.…
5. Turkish (Cowan & Rakušan)
Consider the sounds [u] and [ü] and determine whether they are allophones of the same phoneme or represent two different phonemes. If allophones, state the complementary distribution; if phonemes, state the contrast.
• If you’re the least bit hesitant, set up environments for each word, like Hayes suggests for Maasai (37ff.).
• Look for patterns/contrasts
bavul ‘trunk’ türk ‘Turk’
uyumak ‘to sleep’ üč ‘three’
bozukluk ‘small change’ ürkütmek ‘to cause’
bučuk ‘half’ üst ‘top’
bu sefer ‘this time’ yüzü ‘to refuse’
ǰuma ‘Friday’ süt ‘milk’
usta ‘mechanic’ öksürük ‘cough’
uzak ‘far’ üzüm ‘grape’
tuz ‘salt’ yüzünǰü ‘hundredth’
šu ‘that’ ölčülü ‘moderate’
[u] används
a) initialt i tvåstaviga ord före konsonanterna s, z, y [u]→ s, z, y
b) medialt efter v, y, t, š, ǰ, č v, y, t, š, ǰ, č → [u] → l, k, z, m, č
c) medialt före l, k, z, m, č _ [u] → l, k, z, m, č
d)finalt i enstaviga ord efter b, š b, š→ [u]
[ü]används
a) initialt i enstaviga ord före č, z, r [ü]→ č, z, r
b) medialt efter t, k, y, z, s, l, r t, k, y, z, s, l, r r → [ü]→ r, t, y, k, č, z, n, ǰ, l
c) medialt före r, t, y, k, č, z, n, ǰ, l _ [ü]→ r, t, y, k, č, z, n, ǰ, l
d) finalt efter l, ǰ, z, l, ǰ, z → [ü]
Stdiere in Schweden, an der Stockhomer Universitet und habe gerade diese Augaben. Verstehe das schon it der Vokalharmoni. Das war es aber nicht worauf mein Lehrer aus war. Er wollte, dass ich die Stellungen dieser beiden Laute beschreibe und dann herausfinde ob es 2 veschiedene Phoneme sind oder zwei Allophonen. Werde nicht schalu. Könnt IHR das??? Freundlichst Susanne
ich muss sagen, es ist ein sehr spanender Artikel und sehr professionell aufbereitet. Habe zwar mit Türkisch nicht viel zu tun, habe aber trotzdem sehr gespannt gelesen.
Das ist mal eine sehr schöne und umfassende Erklärung für die vielen üs im Türkischen — an die müssen sich die Lippen erst gewöhnen. So hab ich das noch nie in meinen Türkisch-Lernbüchern gesehen. Danke!
Dieser Artikel hatte im Schplock noch zwei weitere Kommentare, die erst nach dem Import ins neue Sprachlog erfolgten, daher poste ich sie einfach hier:
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ferhat sagt:
4. November 2012 um 17:27
deutsch ist ja eine wortsprache, türkisch ist dagegen eine silbensprache. d.h. die konsonanten müssen im deutschen aus pragmatischen gründen” betont werden, damit Hörer kein problem hat. im türkischen dagegen gibt es natürlich CVCV verbindungen, die irgendwie die gleichen funktion haben. was aber einfacher ist, müssen die sprecher beiden sprachen entscheiden 😀
außerdem wird ü im türkischen nie als ü: ausgesprochen. zudem ist der mund auch nicht voll gerundet. von daher es ist weniger lustig, wenn man “ülü mülü gülü” hört 😀
noch eine sache türkisch heißt ja im türkischen “türkçe”. drei konsonanten sind r+k+tsch sind hinter einander, wobei der letzte zu der zweiten silbe gehört. das heißt, im türkischen kann man ja die aussprechen 🙂 ein beispiel von oben “fürühstück” passt ja dann nicht ganz. wenn dann “fürühschütück” wäre das aber ich hab seit 3 jahren in deutschland keinen türken gesehen, der so ausgesprochen hatte. hawaiische sprache könnte es vielleicht erlauben 🙂
grüße
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Memo sagt:
16. November 2012 um 15:09
Also “fürühstück” hab ich schon ganz oft gehört. “Fürühschütück” heißt es nicht, weil man ja ganz toll resilbifizieren kann, also fü.rüsch.tück; man verteilt das “st” also auf zwei Silben – Problem gelöst. Wenn “Stück” alleine steht, kommt es dagegen sehr wohl mal zu “Schütück”; je nach Sprecher auch mal “Schitück”.
Darf ich fragen wo du deine Abbildungen her hast? Hast du die selber erstellt oder aus einem Buch? Ich würde die gerne für eine Hausarbeit verwenden wenn das ok ist und müsste eine Quelle dazu angeben 😉
Abbildung 1 ist aus dem WALS (Bild verlinkt auf Quelle), Abbildung 2 hat ja einen Nachweis (und kann damit auch weiterverwendet werden), Abbildung 3 und 4 sind selbst erstellt auf Basis einer Wikipediagrafik (diese, d.h. bei Quellenangabe auch dortiges berücksichtigen), Abbildung 5 bis 7 habe ich vollständig selbst erstellt, die können gerne unter Angabe meines Namens für die Hausarbeit benutzt werden.
Vielen Dank für diesen Post, der mir neue vokalische Welten erschlossen hat. Absolut faszinierend !