Schneechaos im Wörterbuch

Von Anatol Stefanowitsch

Wenn Sie wegen Anja Wässer­bachs Artikel „Inu­it und der Schnee von gestern” in den Stuttgarter Nachricht­en oder im Schwarzwälder Bote hier gelandet sind und nun mehr über Schnee und Eski­mos wis­sen möcht­en, empfehle ich Ihnen die fol­gen­den Artikel aus meinem alten Blog, dem „Bre­mer Sprachblog“):

Außer­dem hoffe ich, dass Sie sich auch hier in meinem neuen Blog umse­hen und empfehle Schneefre­un­den fol­gende Beiträge: 

  • Schneeschleud­ern (in dem es um Win­ter­mode und noch mehr Eski­mowörter für Schnee geht),
  • Ein Traum in Weiß (in dem der Nach­fol­ge­mythos aufge­grif­f­en wird, dass die Eski­mos aber doch wenig­stens ein Dutzend Wörter für die Farbe Weiß haben).

Damit der Beitrag nicht nur aus Verknüp­fun­gen beste­ht, hier noch die Wörter für „Regen“, deren Exis­tenz ich im Artikel ohne großes Nach­denken behauptet hatte:

gießen, schif­f­en, tropfen, nieseln, plad­dern, plätsch­ern, pras­seln, rieseln, schauern, tröpfeln, fis­seln, drip­peln, ras­seln, peitschen, schütten

Wem fall­en noch mehr ein?

[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Ver­sion enthält möglicher­weise Kor­rek­turen und Aktu­al­isierun­gen. Auch die Kom­mentare wur­den möglicher­weise nicht voll­ständig übernommen.]

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

22 Gedanken zu „Schneechaos im Wörterbuch

  1. Gustav mit der Hupe

    drip­peln
    … hab ich ja ewig nicht mehr gehört. Dachte immer, dass das ein Dialek­t­wort wäre.

  2. Michael

    pis­sen
    … und im Wörter­buch ste­hen noch über ein halbes Dutzend mehr (allerd­ings meist region­al­sprach­lich). Die tippe ich jet­zt nicht ab, das wäre ja wie spicken.

  3. Dennis M.

    dröp­peln…
    … ist im nord­deutschen Raum auch recht ver­bre­it­et, mein­er Erfahrung nach. “Es kübelt” habe ich auch schon mal gehört, aber nur ein mal.

  4. foxi

    zum regen
    sagte mein opa gerne mal “es prscht”; von tschechisch “prší” (es regnet).

  5. suz

    plör­ren, sprühen, bitzeln.
    Let­zteres kön­nte auch dialek­tal abgeleit­eter Fam­i­lien­sprech sein (von ‘ein bisschen/ä bitzel’, meist bei Niesel in Abgren­zung zum Regen: “Nein, es bitzelt nur.”).
    kübeln nutze ich, äh, sehr oft.
    [Eine schnelle Google­suche ergibt für bitzeln nur die Bedeu­tun­gen „kribbeln, prick­eln, juck­en“. — A.S.]

  6. Patrick Schulz

    Mich würde mal inter­essieren, wie viele Wörter für Nebel es im Lon­don­er Dialekt gibt… *duck*and*cover*
    Zum Thema:
    Mir ho frier fei „dreb­bln“ odr “drah­schn” gesoht.
    ok, weniger dialek­tal sollte wohl pieseln sein, eine Vari­ante, die sog­ar meine Eltern benutzt haben.

  7. Eno

    pis­sen
    Ins­beson­dere, wenn man sich beim Regen draußen befind­et und man deswe­gen aufge­bracht ist, ist auch “pis­sen” ein möglich­es Wort.

  8. Hopalong

    Inu­it?
    So weit, so gut.
    Gle­ichzeit­ig kol­portiert Frau Wässer­bach eine weit­ere Leg­ende, von der ich dachte, dass sie über­holt sei, näm­lich dass der Inu­it nicht Eski­mo genan­nt wer­den möchte. Ich dachte das Wort “Eski­mo” ist inzwis­chen nach neueren Erken­nt­nis­sen vom “Rohfleis­chess­er” zum “Schneeschuh­bauer” gead­elt wor­den und deshalb poli­tisch kor­rekt, wohinge­gen die Eski­mos, die keine Inu­it sind, eben nicht Inu­it genan­nt wer­den wollen.
    Wäre dies vielle­icht auch ein The­ma für den Sprachlogger?
    [Wäre es. Ich habe das Frau Wässer­bach gegenüber sog­ar erwäh­nt, aber ich kann nachvol­lziehen, dass sie (oder der zuständi­ge Textchef) trotz­dem lieber das Wort Inu­it ver­wen­det haben. Das Prob­lem ist hier, dass viele Leute glauben, dass die Ange­höri­gen aller Eski­mostämme „Inu­it“ genan­nt wer­den möcht­en; wenn man bei „Eski­mo“ bleibt, bekommt man viele böse Briefe. Außer­dem gibt es ja tat­säch­lich einige Stämme, die nicht „Eski­mo“ genan­nt wer­den wollen, eine all­ge­mein akzept­able Gesamt­beze­ich­nung existiert also nicht. Noch nicht ein­mal „Ure­in­wohn­er (des Nord­po­larkreis­es)“ träfe die Sache, weil die Eski­mos nicht über­all plau­si­bler­weise als Ure­in­wohn­er beze­ich­net wer­den kön­nen (in Grön­land sind sie z.B. wohl erst nach den Wikingern, oder zumin­d­est unge­fähr gle­ichzeit­ig angekom­men). Im lin­guis­tis­chen Zusam­men­hang bietet sich die Beze­ich­nung Eski­mo an, weil die Sprach­fam­i­lie Eski­mo-Aleut heißt. — A.S.]

  9. Armin

    Wie, keine Anglizismen?
    Im Zuge der Ver­denglis­chichung (ja, das Wort habe ich mir glaube ich ger­ade aus­gedacht) der Deutschen Sprache hat­te ich da eigentlich ein paar Englis­che Anlei­hen erwartet. Wie waere es mit:
    Es raint ger­ade total heavy.
    oder:
    Es chuckt es ger­ade runter.
    😉

  10. nömix

    schif­f­en, und wascheln (damit das Ost­mit­tel­bairische nicht ganz zu kurz kommt.)
    Ver­mut­lich wür­den die Eski­mos auch erheit­ernd find­en, dass der Win­ter auf Zeitungs­deutsch nicht “Win­ter” heißt, son­dern “Schnee­walze”.

  11. Katharina

    tullern
    kenne ich von meinen Eltern, sowohl im Sinne von “Reg­nen” als auch von “pinkeln”

  12. Elmo

    Pieseln”
    benutze ich häu­fig. Eine etwas zah­mere Ver­sion von “pis­sen”, möglicher­weise in Anlehnung an “nieseln”.
    “Mist, das pieselt ja schon wieder!”
    Die Vor­lesung heute (Vari­eties) war übri­gens großar­tig, sehr span­nend. Ich freue mich schon auf näch­ste Woche.

  13. effjot

    All­gäu
    Ich kenn da noch “saiche”, was wie so viele Worte für “reg­nen” auch für urinieren ver­wen­det wer­den kann…
    Mir scheint es beim Urinieren zwei Grup­pen zu geben: Worte, die man auch für Regen nehmen kann (z.B. pis­sen, schif­f­en oder o.g. saiche), und solche, bei denen das nicht geht (z.B. pinkeln, brun­zen). Hat das irgen­dein uner­schrock­en­er Sprach­wis­senschaftler schon unter­sucht? Leck­er The­ma, ich weiß. 😉

  14. effjot

    Schnee nochmal
    Im Post “Schneeschmelze” kann man lei­der nicht mehr kom­men­tieren. Als weit­ere deutsche Wörter für Schnee ste­hen da Firn, Harsch und Sulz.
    Fehlt da nicht noch Mulf? Oder ist das nur ein regionaler Begriff?

  15. gnaddrig

    reg­nen?
    Da gibt es noch “gatschen” — ist mir zwis­chen Harz und Hei­de begegnet.

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