Der Schutz geistigen Eigentums und die Erfindung des Computers

Von Anatol Stefanowitsch

Google Books ist für mich schon lange ein unverzicht­bares Werkzeug zur Lit­er­atur­recherche, aber jet­zt hat Google eine weit­ere inter­es­sante Ver­wen­dungsmöglichkeit geschaf­fen (habe ich eigentlich schon mal erwäh­nt, dass ich Google liebe?): den Google Books Ngram Viewer.

Der Google Books Ngram View­er macht es möglich, die Häu­figkeit­sen­twick­lung von Wörtern und Phrasen über die let­zten zwei­hun­dert Jahre zu ver­fol­gen und so eine Vielzahl an kul­tur- und sprachgeschichtlichen Fragestel­lun­gen zu unter­suchen. Schöne sprach­wis­senschaftliche Beispiele find­en sich zum Beispiel in Kristin Kopfs Sch­plock und Michael Manns lexiko­gra­phieblog).

Aber nicht nur Sprach- und Kulturwissenschaftler/innen — die ähn­liche Unter­suchun­gen auch vor Googles neuem Werkzeug schon durchge­führt haben — nutzen den Ngram View­er für inter­es­sante Unter­suchun­gen, son­dern auch viele andere Men­schen. Markus Dahlem, zum Beispiel, hat in den Brain­logs eine kleine medi­zin- und kul­turgeschichtliche Analyse von Migräne, Epilep­sie und Schla­gan­fall durchge­führt, und Techdirt-Grün­der Mike Mas­nick hat nach den Aus­drück­en patents, copy­right, trade­mark und intel­lec­tu­al prop­er­ty gesucht, um einen Ein­druck von der Geschichte dieser Begriffe und der dahin­ter­ste­hen­den Ideen zu bekom­men. Er bekam fol­gen­des Ergeb­nis:

Der Ausdruck <em>geistiges Eigentum</em> im Google-Books-Archiv

Der Aus­druck geistiges Eigen­tum im Google-Books-Archiv

Der inter­es­san­teste dieser Aus­drücke ist für Mas­nick intel­lec­tu­al prop­er­ty: Er tritt über­haupt erst seit etwa 1980 auf und steigt dann in sein­er Häu­figkeit stark an, wird also offen­sichtlich erst mit dem Aufkom­men von Com­put­ern und dem Inter­net gesellschaftlich relevant.

Mich hat inter­essiert, ob das im deutschen Sprach- und Kul­tur­raum auch so ist, und ob wir den Aus­druck geistiges Eigen­tum möglicher­weise aus der englis­chsprachi­gen Welt über­nom­men haben. Ich habe also zunächst nach den unge­fähren deutschen Entsprechun­gen für Mas­niks vier Begriffe gesucht:

Der Ausdruck <em>geistiges Eigentum</em> im Google-Books-Archiv

Der Aus­druck geistiges Eigen­tum im Google-Books-Archiv

Das Ergeb­nis hat mich über­rascht: Es scheint keinen nen­nenswerten Anstieg in der Häu­figkeit des Aus­drucks geistiges Eigen­tum zu geben. Allerd­ings ist er im Ver­gle­ich zu Patent und Urhe­ber­recht ins­ge­samt sehr sel­ten, sodass es mir möglich erschien, dass ein Anstieg vielle­icht nur wegen der gerin­gen Auflö­sung unsicht­bar sein könnte.

Ich habe deshalb noch ein­mal einzeln nach geistiges Eigen­tum gesucht. Dies­mal lässt sich ein klar­er Anstieg fest­stellen, allerd­ings schon viel früher als im Englis­chen, näm­lich zwis­chen 1880 und 1900 — seit­dem ist die Häu­figkeit rel­a­tiv stabil:

Der Ausdruck <em>geistiges Eigentum</em> im Google-Books-Archiv

Der Aus­druck geistiges Eigen­tum im Google-Books-Archiv

Nun muss man im Deutschen allerd­ings, anders als im Englis­chen, die unter­schiedlichen Flex­ions­for­men von Adjek­tiv­en und Sub­stan­tiv­en berück­sichti­gen. Ich habe deshalb noch ein­mal nach allen For­men des Begriffs gesucht, also nach geistiges Eigen­tum, geistige Eigen­tum, geisti­gen Eigen­tum, geistigem Eigen­tum und geisti­gen Eigen­tums:

Der Ausdruck <em>geistiges Eigentum</em> im Google-Books-Archiv

Der Aus­druck geistiges Eigen­tum im Google-Books-Archiv

Das Ergeb­nis ist über­raschend. Die For­men ver­hal­ten sich alle in etwa gle­ich, mit ein­er großen Aus­nahme: Der Gen­i­tiv geisti­gen Eigen­tums steigt ab 1980 stark an, also ab dem­sel­ben Zeit­punkt, ab dem im Englis­chen der Aus­druck intel­lec­tu­al prop­er­ty ansteigt. Es stellt sich natür­lich die Frage, woran das liegen könnte.

Nom­i­nalphrasen im Gen­i­tiv mod­i­fizieren typ­is­cher­weise Sub­stan­tive, und bei „… geisti­gen Eigen­tums“ kamen mir intu­itiv zwei mögliche Kan­di­dat­en für ein solch­es Sub­stan­tiv in den Sinn: Dieb­stahl und Schutz. Eine schnelle Google-Suche ergab, dass dies tat­säch­lich die zwei häu­fig­sten Sub­stan­tive sind, die mit dem Gen­i­tiv geisti­gen Eigen­tums auftreten, und so habe ich im Google Ngram View­er die Aus­drücke Dieb­stahl geisti­gen Eigen­tums und Schutz geisti­gen Eigen­tums gesucht:

Der Ausdruck <em>geistiges Eigentum</em> im Google-Books-Archiv

Der Aus­druck geistiges Eigen­tum im Google-Books-Archiv

Wie man sieht, ist es der Aus­druck Schutz geisti­gen Eigen­tums, der für den starken Anstieg des Gen­i­tivs seit 1980 ver­ant­wortlich ist.

Die Idee des geisti­gen Eigen­tums gibt es im deutschen Sprach- und Kul­tur­raum also schon seit min­destens hun­dert­dreißig Jahren, aber geschützt wer­den muss dieses Eigen­tum erst seit eine Tech­nolo­gie existiert, durch die die Gesellschaft ins­ge­samt daran teil­haben kön­nte. Das ist schade, denn wie das Grundge­setz so schön sagt: „Eigen­tum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugle­ich dem Wohle der All­ge­mein­heit dienen.“

 

BOHANNON, John (2010) Google Opens Books to New Cul­tur­al Stud­ies. Sci­ence 17, S. 1600.DOI:10.1126/science.330.6011.1600 [Link (Kurz­fas­sung)]

MASNIK, Mike (2010) The his­to­ry of intel­lec­tu­al prop­er­ty based on its use in books, Techdirt, 30. Dezem­ber 2010. [Link].

MICHEL, Jean-Bap­tiste, Yuan Kui SHEN, Avi­va PRESSER AIDEN, Adri­an VERES, Matthew K. GRAY, William BROCKMAN, The GOOGLE BOOKS TEAM, Joseph P. PICKETT, Dale HOIBERG, Dan CLANCY, Peter NORVIG, Jon ORWANT, Steven PINKER, Mar­tin A. NOWAK, and Erez LIEBERMAN AIDEN (2010) Quan­ti­ta­tive Analy­sis of Cul­ture Using Mil­lions of Dig­i­tized Books. Sci­ence, DOI: 10.1126/science.1199644. [Link (Kurz­fas­sung)]

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[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Ver­sion enthält möglicher­weise Kor­rek­turen und Aktu­al­isierun­gen. Auch die Kom­mentare wur­den möglicher­weise nicht voll­ständig übernommen.]

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

29 Gedanken zu „Der Schutz geistigen Eigentums und die Erfindung des Computers

  1. Klausi

    Google
    Was mich im Zusam­men­hang mit den Such­maschi­nen zur Zeit beson­ders inter­essiert, ist die Frage, wie weit die Entwick­lung mit den Über­set­zun­gen über den Textab­gle­ich bere­its vorhan­den­er Übe­set­zun­gen im Netz gediehen ist.
    Ich las vor einiger Zeit, dass einige Leute daran arbeit­en, in naher Zukun­ft Texte aus so gut wie jed­er beliebi­gen Sprache in eine beliebige andere zu über­set­zen, indem sie das Netz nach bere­its vorhan­de­nen Über­set­zun­gen durch­forsten, nach Sinnhaftigkeit über­prüfen und die ver­mut­lich richtige auf diese Weise find­en. Mit dieser Meth­ode müsste man sich nicht mehr wie zur Zeit noch mehr oder weniger Wort für Wort durch einen Text und mit immer noch sehr beschei­de­nen Ergeb­nis­sen dur­chack­ern, son­dern erhielte beste Ergeb­nisse, zumal die bish­eri­gen Über­stzung­spro­gramme alle­samt nicht viel zu tau­gen scheinen(?) und let­z­tendlich immer wieder an den Gram­matiken oder an Sprach­fein­heit­en scheitern.
    Vision der Entwick­ler soll sein, dass nie­mand mehr, zum Beispiel Schüler, umständlich und zeitraubend eine oder gar zahlre­iche Fremd­sprachen ler­nen muss, nur um fremd­sprach­liche Pub­lika­tio­nen mehr schlecht als recht lesen zu kön­nen oder gar in ein­er Fremd­sprache zu pub­lizieren. In fern­er Zukun­ft kön­nten nach den Vorstel­lun­gen jen­er auch Über­set­zer in vie­len Fällen über­flüs­sig wer­den und die Kosten dafür somit ent­fall­en, wenn dieses Pro­gramm später nur entsprechend schnell arbeit­eten. Bei der Entwick­lung dear­tiger Pro­gramme set­zt man zur Zeit jedoch nur auf die Schrift­form und noch nicht auf die Kom­mu­nika­tion von Men­schen untere­inan­der, weil die Umset­zung in die gesproch­ene Sprache naturgemäß viel schwieriger ist.
    Meine Frage ist nun, gibt es hierüber schon neue Erkenntnisse?

  2. Kristin

    @Klausi
    Meinst du vielle­icht sta­tis­tis­che maschinelle Über­set­zung? Sie nimmt allerd­ings nicht bere­its über­set­zte Texte als Muster, son­dern ziel­sprach­liche Texte. (Einen groben Überblick gibt die englis­che Wikipedia hier: http://en.wikipedia.org/…cal_machine_translation)

  3. Michael E.

    Guten Tag,
    ich hat­te im Rah­men meines Studi­ums das Glück, den Gastvor­trag eines Anwalts (der übri­gens u.a. das von Ihnen geliebte Google schon ver­trat) ein­er der großen Kan­zleien im europäis­chen Raum (Wolf Theiss), zu besuchen. The­ma dieses Vor­trags war des Anwalts Spezial­ge­bi­et, “Geistiges Eigen­tum”. Dieser Name ist allerd­ings in den drei bis vier Stun­den nicht ein einziges Mal gefall­en, stattdessen wurde kon­se­quent “Intel­lec­tu­al Prop­er­ty” oder nur “IP” — mit engl. Aussprache — verwendet.
    Ist natür­lich abso­lut nicht repräsen­ta­tiv, soll nur als Anstoß dienen — vielle­icht ver­wen­det die Branche hier die englis­chen Begriffe?
    mfg
    [Die Häu­figkeit von IP im hier rel­e­van­ten Sinne lässt sich nicht über­prüfen, da diese Abkürzung ja auch für „Inter­net Pro­to­col“ ste­ht. Der Aus­druck intel­lec­tu­al prop­er­ty kommt natür­lich auch im deutschen Google-Books-Cor­pus vor und steigt ab 1980 an, ist aber ins­ge­samt sel­tener als der deutsche Aus­druck, siehe hier. — A.S.]

  4. Stefan

    Imma­te­ri­al­güter­recht und Marke
    Eine inter­es­sante Analyse bietet auch das Ergeb­nis zum Begriff des Imma­te­ri­al­güter­rechts als ursprüngliche Entsprechung zum Recht des sog. Geisti­gen Eigen­tums. Dieser erlebte offen­bar schon zwis­chen bei­den Weltkriegen eine gewisse Akzep­tanz bzw. Verbreitung.
    Übri­gens wäre für den Begriff Trade­mark der der Marke bzw. des Waren­ze­ichens (bis 1994 gebräuch­liche Beze­ich­nung) die tre­f­fend­ere deutsche Entsprechung.
    [Ja, Imma­te­ri­algut/-güter hat eine inter­es­sante Häu­figkeitsspitze zwis­chen 1920 und 1940, ist aber ins­ge­samt schon damals sel­tener als geistiges Eigen­tum, siehe hier — A.S.]

  5. Patrick Schulz

    Hm, und da sage nochmal jemand, der Gen­i­tiv sei eine ausster­bende Struk­tur im Deutschen…

  6. adenosine

    Das geistige Eigen­tum ist doch eher eine monopo­lar­tige Ver­fü­gungs­ge­walt über Hand­lun­gen, die von der Staats­ge­walt Indi­viduen, Grup­pen oder Lob­bys zuge­s­tanden wird. Im Grund ähn­lich der Über­tra­gung von Zolleinkün­ften, Steuer­priv­i­le­gen oder Han­delsmonopolen also nichts wirk­lich Neues. Der Bedarf an solchen Sachen beste­ht ein­fach deshalb, weil materielle Güter wie Immo­bilien, Gold oder Unternehmen in der Menge begren­zt sind und damit das natür­liche Streben von Inve­storen und Bankern nach immer mehr Reich­tum begren­zen würde.

  7. Marcel

    bis 2008 (2)
    Kristin hat imho einen wichti­gen Zusam­men­hang dargestellt — die ganze Urhe­ber­rechts­diskus­sion ist schließlich vor allem seit dem Aufkom­men der Tauschbörsen und dem damit ver­bun­de­nen (auch selb­stver­schulde­ten) Nieder­gang der Musikin­dus­trie richtig ins Rollen gekom­men. Jeden­falls in mein­er sub­jek­tiv­en Wahrnehmung, und wenn man die Kur­ven bis 2008 ver­fol­gt, dann scheint das genau das zu bestätigen.

  8. Marcel

    Nach­trag 2008
    sel­biges fand eben erst nach der Jahrtausendwende statt… wenn ich mich recht erin­nere ging das so gegen 2001, 2002, 2003 richtig los mit Nap­ster und Konsorten…

  9. KRichard

    Anre­gung
    Eventuell wäre es von Inter­esse ein­fach nur das Wort ´Autorenrechte(e)´ zu suchen. Oder ist dieses Wort zu simpel?
    [Hier der Ver­gle­ich der Wörter Autoren­rechte und geistiges Eigen­tum. — A.S.]

  10. Klausi

    An Kristin
    Ja, das muss es gewe­sen sein. Vie­len Dank für den Wink.
    Habe darüber nun auch was im Netz gefun­den, nach­dem ich das richtige Stich­wort (sta­tis­tis­che Über­set­zung) hat­te. Ich meine sog­ar, es ging in dem Bericht, an den ich mich dunkel erin­nerte, um Franz Josef Och:
    http://www.spiegel.de/…gel/print/d‑28591084.html
    Hier sog­ar per “Tube” http://www.youtube.com/watch?v=rThQedY-H4Q

  11. KRichard

    Danke für den Vergleich
    Die gegen Ende hin deut­lich neg­a­tiv ver­laufende Kor­re­la­tion von Autoren­rechte und geistigem Eigen­tum ist interessant.
    Dies deutet darauf hin, dass es statt Rechtss­chutz andere Ein­flüsse gibt, wieso die Wer­tigkeit von geistigem Eigen­tum in let­zter Zeit wichtiger ist. Kön­nte dieser Hebel nicht der erlös­bare ´Schadenser­satz´ sein, welch­er sich bei Prozessen her­aus holen lässt?
    Manche Werte (Frauen-/Men­schen­rechte (Diskri­m­inierung), Gesund­heit, Moral) haben in den let­zten Jahrzehn­ten nur deshalb eine neue Wertschätzung/Bewertung erhal­ten, weil sich (speziell in den USA) darauf begrün­dete Schadenser­satz­forderung ableit­en ließen.

  12. Wentus

    Monopo­lar­tige Verfügungsgewalt
    @ adenosine
    Die Analyse der monopo­lar­ti­gen Ver­fü­gungs­ge­walt finde ich dur­chaus richtig. Man muss allerd­ings auch bedenken, dass ohne den Schutz geisti­gen Eigen­tums eine Pub­lizierung häu­fig gar nicht stattfände.
    Beispiel­sweise wur­den viele Ent­deck­un­gen von Seefahrern als Geheimwis­sen unter der Decke gehal­ten, um das Wis­sen alleine auszubeuten. Siehe Wikipedia (Ent­deck­er): “um 1000 nach Chr. ent­deck­ten Wikinger unter der Führung von Leif Eriks­son Ameri­ka (Vin­land). Das Wis­sen um diese Ent­deck­ung blieb wohl auf eine kleine Gruppe begrenzt”.

  13. Paul

    Eigen­tum verpflichtet
    Das funk­tion­iert ja schon beim Geld nicht, wieso sollte es bei geistigem Eigen­tum klappen?

  14. Blogwarte.de

    Der Schutz geisti­gen Eigen­tums und die Erfind­ung des Com­put­ers­Die Geschichte des Com­put­ers lässt sich am besten mit dem Com­put­er analysieren. Ein lehrre­ich­es Beispiel ist die zeitliche ¤ufung der Begriffe zum geisti­gen Eigen­tum mit­tels Googles Ngram Viewer.

  15. Gemanistik

    Hin­ter­grun­drecherche
    Imho zeigt dieser Beitrag, dass der Ngram-View­er zwar Dat­en liefert, aber dass daraus Schlüsse zu ziehen dur­chaus schwierig ist. Die Idee des geisti­gen Eigen­tums ist prinzip­iell schon sehr alt, trägt aber den Namen erst seit etwa der Hälfte des 18. Jahrhun­derts (also ent­stand der Begriff vor etwa 250 Jahren). Aber auch schon Autoren wie Mar­tin Luther (Mitte 16. Jh.) empfind­en es als Dieb­stahl, wenn ihre Texte ohne Autorisierung nachge­druckt werden.
    Ich empfehle als Ein­stiegslek­türe zum The­ma The­isohn, Philipp: “Pla­giat. Eine uno­rig­inelle Lit­er­aturgeschichte.” Der Text ist flüs­sig geschrieben und angenehm zu lesen und dabei doch wis­senschaftlich fundiert. The­isohn zeigt darin die Entwick­lung der Idee des gestohle­nen Textes von der griechis­chen Antike bis zur dig­i­tal­isierten Gegenwart.
    Also dieser Beitrag ist eine nette Spiel­erei, sollte aber unbe­d­ingt auch als solche und nicht als mit der geschichtlichen Entwick­lung kor­re­lierend wahrgenom­men werden.

  16. Stefan

    Es gibt nur eines wovor die Besitzer geisti­gen Eigen­tums noch mehr Angst haben als vor seinem Diebstahl:
    Davor, dass es erst gar nicht in Umlauf kommt.
    Wer so besorgt um seine geisti­gen Ergüsse ist, soll sie doch ein­fach für sich behal­ten. Sicher­er geht es nicht!

  17. Jens Best

    Anzahl deutsch­er Quellen
    Inter­es­sante und auf­schlußre­iche Datenabfrage.
    Aber wenn ich mich recht entsinne, sind noch nicht wirk­lich aus­re­ichend deutschsprachige Buchquellen in dieser Daten­bank zur Ver­fü­gung. Eine wirk­lich rel­e­vante Aus­sage bräuchte also noch eine Angabe zur quan­ti­ta­tiv­en Umfang der Quellen.

  18. dot tilde dot

    ohne urhr keine publikation?
    @14 (wen­tus):
    das ist eine oft gehörte these. ger­hard höffn­er kommt in seinem lesenswerten zweibän­der zu anderen schlüssen.
    wenn man weit­er dif­feren­zieren will, als ihre grif­fige behaup­tung es erlaubt, lohnt die his­torische betra­ch­tung der deutschen urhe­ber­rechts­geschichte und der ver­gle­ich mit anderen leg­is­la­turen sehr.
    dazu möchte ich sie ermuti­gen. es reicht nicht, vor ein­er altherge­bracht­en weltan­schau­ung recht zu behal­ten. als pub­lizis­tis­ches ökosys­tem in neuer zeit über­leben zu kön­nen, hat dur­chaus seinen charme.
    .~.

  19. Helge

    intel­lec­tu­al property
    Im Englis­chen gibt es den Begriff tat­säch­lich schon ca. seit den 1860ern. Dort wurde damit, wie heute auch, ver­sucht, Urhe­ber­recht, Patente und Marken­recht unter einen Hut zu brin­gen und somit für diese wesentlich sehr unter­schiedlichen Bere­iche ein­heitliche Restrik­tio­nen einzuführen.
    Nachzule­sen in Adri­an Johns’ “Pira­cy”.
    http://www.goodreads.com/book/show/6990457-piracy

  20. Kristin

    Kor­pus­größe
    @Jens Best: Die Gesamt­menge ist für das Deutsche bekan­nt (37 Mil­liar­den Wörter), nur lei­der nicht, wie genau die Texte auf die Jahre verteilt sind. (Oder ich habe die entsprechende Angabe nur noch nicht gefunden.)
    Für das Gesamtko­r­pus (alle Sprache) ste­ht im Science-Paper:

    The ear­ly decades are rep­re­sent­ed by only a few books per year, com­pris­ing sev­er­al hun­dred thou­sand words. By 1800, the cor­pus grows to 60 mil­lion words per year; by 1900, 1.4 bil­lion; and by 2000, 8 billion.

    Für Wörter, die hochfre­quent sind, und bei denen keine Schwankun­gen erwart­bar sind, scheinen mir im Deutschen ab ca. 1770 hin­re­ichende Dat­en vorzuliegen, d.h. es gibt keine nen­nenswerten Schwankun­gen mehr. Hier mein Test: http://ngrams.googlelabs.com/…=8&smoothing=0
    Für weniger fre­quente Wörter kann das natür­lich anders ausse­hen, je früher die Dat­en, desto weniger zuver­läs­sig, nehme ich an.

  21. Heinrich von Aspelkamp

    Schutz und Dieb­stahl geisti­gen Eigentums
    Geschützt wer­den muß geistiges Eigen­tum erst, seit eine Tech­nolo­gie existiert, die dessen massen­haften Dieb­stahl bzw. dessen Zweck­ent­frem­dung, wider­rechtliche Adap­tion und unau­torisierte Ver­wen­dung ermöglicht. Dies dient sicher­lich nicht dem Wohle der All­ge­mein­heit, denn es führt über kurz oder lang dazu, daß die Erbringer geistiger Leis­tun­gen ebendiese Tätigkeit entwed­er ein­stellen oder ihre Erzeug­nisse nicht mehr pub­lizieren, da diese Leis­tun­gen durch den massen­haften Dieb­stahl im Inter­net nicht mehr in angemessen­er Weise hon­ori­ert wer­den. Die in den let­zten Jahren lei­der in die Mode gekommene Idee, geistige und kul­turelle Leis­tun­gen seien nicht Eigen­tum dessen, der sie erbracht hat, son­dern müßten der All­ge­mein­heit gehören, ist let­ztlich nur eine Fort­set­zung des Enteig­nungswahnes des Sozial­is­mus mit anderen Mit­teln auf geistiger Ebene. Und wohin das geführt hat, sollte jedem halb­wegs geschichtlich informierten Men­schen bekan­nt sein.

  22. netbib Weblog

    Geistiges Eigen­tum… Inter­es­sante Unter­suchung von Ana­tol Ste­fanow­itsch im Sprachlog …

  23. Anatol Stefanowitsch

    @„Heinrich von Aspelkamp“
    Sich­er, die Erbringer geistiger Leis­tun­gen, bis­lang fürstlich ent­lohnt, wer­den bedro­ht durch massen­haften Dieb­stahl im Inter­net — NICHT.
    Tat­säch­lich sind es doch die Verkäufer geistiger Leis­tun­gen, deren Geschäftsmod­ell darauf beruhte, dass sie Mit­telsmän­ner und Wächter der Verteilungs- und Vervielfäl­ti­gung­stech­nolo­gien waren, die durch den freien Zugang zu Infor­ma­tio­nen bedro­ht sind.
    Was Ihr Ver­weis auf Sozial­is­mus soll, erschließt sich mir nicht. Falls es ein Totschla­gar­gu­ment sein soll, muss ich Sie ent­täuschen — hier darf man, anders als im öffentlichen poli­tis­chen Diskurs, Sozial­ist, Kom­mu­nist, Kap­i­tal­ist, Nud­ist, Sex­ist, Paz­i­fist, Sado-Masochist und sog­ar Reli­gion­ist sein und das auch sagen, ohne dass alle in eine begrif­fliche Ans­gst­starre verfallen.

  24. Archivalia

    Sprachlog geht nun auch auf Googles Ngram-View­er ein… dem Beitrag “Der Schutz geisti­gen Eigen­tums und die Erfindung …

  25. mrtnh.de

    Drei nüt­zliche neue Tools (nicht nur) für Online-Jour­nal­is­ten… sei an dieser Stelle zum Beispiel auf die inter­es­sante Analyse von Ana­tol Ste­fanow­itsch im Sprachlog des “Spek­trum der Wis­senschaft”, der einen Artikel bei Techdirt zum Anlass nahm …

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