Beim aktuellen Besuch von McDonald’s war ich ja ob der Neukreation des Nürnburgers nicht unwesentlich verwirrt. Was mir darüber hinaus aufgefallen ist, als ich auf meine Fritten wartete: wie spricht der Deutsche sie eigentlich aus, die Hamburger, Cheeseburger, Fischburger oder Nürnburger?
An mehreren besonders schönen Exemplaren muttersprachlicher Eimsbüttler fiel mir auf, dass zumindest in Hamburg folgende Aussprachemuster vorliegen (phonologisch besser geschulte Linguisten und technisch versiertere Menschen mögen mir die Abwesentheit einer Transkription auf professionellerem Niveau verzeihen):
- Cheesebörger
- Fischbörger
ABER:
- Hamburger
(Wer Cheesebörger sagte, sagte auch Hamburger.)
Ich würde es übrigens nicht anders aussprechen — die Frage ist, ob dieses Muster auch für andere Teile des deutschen Sprachraums gilt (vermutlich). Die viel spannendere Frage dürfte natürlich sein, welche morphophonologischen Prozesse im Gang sind (d.h. -börger/-burger sind hier lexikalisch bedingte Allomorphe). Ungeklärt bleibt deshalb, wie man seinen Nürnburger bestellt: Nürnburger, Nürnberger, Nürnbörger?
Ich gehe nicht zu McDonald’s, sie nennen es Feldforschung.
Ich würde es, wie gesagt, [’nyrn,børgə] aussprechen.
Verzeih die fehlende Transskription, aber heut in Nürnberg gehört (Stichprobe nicht repräsenatativ 😉 )
“aan Närmbercher kriech ich!”
Ich bin mir nicht mal sicher, ob der Mehrzahl der Nürnberger aufgefallen ist, dass kein Nürnberger, sondern Nürnburger im Angebot ist…
Klingt aber plausibel. Wir sagen ja auch Hamburger…
Also hier in Sachsen hörts sich meist nach einer Mischung aus …bürger und …börger an.
Ich denke, das ist anderswo auch nicht anders — weil uns die Hamburger-Cheeseburger-Allomorphe auch keine verlässliche Treffsicherheit liefern :).
(Im übrigen schmecken die Dinger nach n paar Bier irgendwie richtig gut. Nüchtern betrachtet… naja!)
Hier in der Kurpfalz wird auch zu 99% zu Hamburger Hamburger, aber zu Cheeseburger Dschiisböhga gesagt.
Wieso hat sich eigentlich nie Käsebörger/-burger durchgesetzt??
Man sagt nicht Cheeseburger without Cheese, wohl aber Cheeseburger ohne KÄSE. Seltsam
Jein, aber was sagt uns das? Dass wir wohl wissen, dass im oder auf dem Cheeseburger Käse ist, gleich, ob wir wissen, was cheese im Englischen bedeutet. (Und streitbarerweise dürfte auch jeder wissen, dass der Cheeseburger ohne Käse allgemein ein Hamburger ist. Da es andersrum “Cheeseburger mit doppelt Käse” ein Schuh draus wird, lasse ich die Frage natürlich zu 🙂 )
Funktioniert übrigens auch im Deutschen: Ich hab mich mal bei der Aussage erwischt, in der Bäckerei, als ich sagte: “Ich hätte gern ein Vollkornbrötchen ohne Körner.” Das klingt erst mal total unsinnig, aber gemeint war ein dunkles Brötchen (so wird “Vollkorn” ja oft assoziiert) ohne erkennbar große Körner im oder auf dem Backerzeugnis. Und da ich Flora und Fauna nur rudimentär beherrsche, sehe ich auch den Unterschied zwischen all den Weizens, Hafers, Kleies und dergleichen nicht.
Tja, spannende (und berechtigte) Frage. Sehr wahrscheinlich weil die Initiatoren, McDonald’s & Co., den Burger so auf den Markt gebracht haben. Der Verbraucher hat es so übernommen. Ohne Frage könnte sich im allgemeinen Sprachgebrauch ein anderer Begriff einbürgern, aber dazu müsste er, wenig überraschend, auch benutzt werden. Beim Chickenburger gibt es ja eine ganze Menge Menschen (und “richtige” Restaurants), die einen Hähnchenburger bestellen bzw. anbieten. Da gibt es in der Begrifflichkeit einfach viel mehr rauschen. Und ein Begriff, der nicht (oder nie) benutzt wird, setzt sich nicht durch (oder “stirbt aus”).
Eine gute Ausführung. Das könnte sein.
Hähnchenburger habe ich ja selbst noch nie gehört.
Dieses Video finde ich fantastisch. Das zeigt gut wie absurd die Bezeichnungen des Essens eigentlich sind, was einem erst in der Muttersprache (richtig) bewusst wird, wie ich finde.
http://www.youtube.com/watch?v=GAeZL3jpCyE
http://kuerzer.org/5cc (Selber Link, falls die lange Original-URL nicht funktioniert)
Entschuldige die späte Freischaltung (notwendig, da zwei Links), aber vielen Dank für den Video-Link, der Clip war wirklich sehr nett.
Naja, ob es wirklich absurde Bezeichnungen sind, sei mal dahin gestellt. Es sind einfach lexikalisierte und vollkommen integrierte Begriffe, die, hätten wir sie direkt eingedeutscht, genauso vertraut und normal klingen würden und nicht erklärt werden müssten. Er übertreibt es natürlich auch ein wenig (immerhin müssen wir niemandem erklären, was genau wir bestellen, wenn wir Grünkohl und Pinkel essen wollen). Wie absurd unsere Lebensmittelbezeichnungen für andere wirken, kommt ja dann zum Ausdruck, wenn wir dem Amerikaner die Vorzüge der schwäbischen Küche näher bringen wollen. Oder glaubst du, mouthbags klingen für ihn nach haute cuisine?
Nein, natürlich nicht. Du hast recht, es kommt immer auf den Blickwinkel an, aus welcher Sprache man es betrachtet.
Vielleicht klingt für Amerikaner die Deutsche Küche auch schnöde.
Wenn es bei uns z.B. schlicht Gemischter Gartensalat heisst. Wohingegen in den USA (Vermutung) eher ein paar Füllwörter benutzt werden.
So gesehen, hat irgendwie alles seine Berechtigung.
Ich glaube ich sollte da ein bisschen tolleranter sein.
[Ich habe den Kommentar für das Zitat und die Kursivsetzung bearbeitet. blockquote > und i > wären die Befehle dafür. ‑SF.]