uMzantsi Afrika: Sprachen in Südafrika

Von Kristin Kopf

Ja, ne, Kristin ver­sucht krampfhaft, der WM lin­guis­tis­che Aspek­te abzugewin­nen. Weniger von der Fußball­seite (zu der es natür­lich auch – teil­weise weniger glob­ale – Unter­suchun­gen gibt) als vom Aus­tra­gung­sort her: Welche Sprachen wer­den in Südafri­ka eigentlich gesprochen?

Oh Gott, viel zu viele für einen Sch­plock­beitrag! (Eth­no­logue zählt 31.) Ich beschränke mich mal auf die elf offiziellen:

Afrikaans, Nde­bele (auf der Karte isiN­de­bele), Nord-Sotho (Sesotho sa Leboa), Süd-Sotho (Sesotho), Swati (siSwati), Tsonga (Xit­songa), Tswana (Setswana), Ven­da (Tshiv­en­da), Xhosa (isiX­hosa), Zulu (isiZu­lu) und Englisch.

Alle außer Afrikaans & Englisch gehören zu den soge­nan­nten Ban­tus­prachen (von denen ich Xhosa schon ein­mal wegen sein­er Klick­laute erwäh­nt habe!).

Offizielle Sprachen Südafrikas in ihren dom­i­nan­ten Regio­nen — Quelle: Wikipedia (Htonl),

Wahrschein­lich ist den meis­ten von euch gle­ich aufge­fall­en, dass die Ban­tus­prachen zwei sehr ähn­liche Beze­ich­nun­gen haben – je eine davon besitzt einen Zusatz am Anfang: isiNde­bele, Sesotho sa Leboa, Sesotho, siSwati, Xitsonga, Setswana, Tshiven­da, isiXhosa, isiZulu.

Das ist kein Zufall, son­dern liegt in ein­er gemein­samen gram­ma­tis­chen Beson­der­heit begrün­det. Sub­stan­tive in den Ban­tus­prachen gehören ver­schiede­nen Nom­i­nalk­lassen an. Das ist ganz ähn­lich wie Genus (also Maskulinum, Fem­i­ninum, Neu­trum) bei uns, allerd­ings viel umfan­gre­ich­er. Für die Ursprache Pro­to-Ban­tu set­zt man über 20 ver­schiedene Klassen an (wobei es auch Extrak­lassen für Sin­gu­lar und Plur­al gibt, die da mit­gezählt wer­den und die Zahl etwas aufblähen).

Die Ein­teilung der Sub­stan­tive fol­gt ver­schiede­nen Kri­te­rien. Viele der Sub­stan­tive ein­er Klasse ste­hen in einem gewis­sen Bedeu­tungszusam­men­hang miteinan­der. Für Pro­to-Ban­tu set­zt man eine Klasse mit Men­schen an, eine mit Pflanzen, mit Tieren, mit Flüs­sigkeit­en, mit beson­ders kleinen Din­gen (damit kann man also Diminu­tive bilden), mit beson­ders großen Din­gen (Aug­men­ta­tive), … (vgl. Demuth, S. 36)

Die Klassen­zuge­hörigkeit wird mit einem Prä­fix markiert, das heißt alle Wörter ein­er Klasse fan­gen mit dem­sel­ben Prä­fix an. Ein und das­selbe Wort kann mehreren Klassen ange­hören – dann wirkt(e) die Klassenbe­deu­tung auf die Wortbe­deu­tung ein. So gibt es im Setswana mit dem Stamm Tswana noch Botswana, Motswana und Batswana:

  • Setswana: die Tswana-Sprache – Klasse 7 (Quelle für die Setswana-Klassen)
  • Botswana: das Tswana-Land – Klasse 14
  • Motswana: ein Tswana-Men­sch – Klasse 1
  • Batswana: das Tswana-Volk, mehrere Tswana-Men­schen – Klasse 2 ( hier sieht man, dass das Wort zur Plu­ral­bil­dung die Klasse wech­selt, von Mo- zu Batswana)

Klasse 7 scheint in allen Ban­tus­prachen eine Klasse für Sprachen zu sein (unter anderem). Die oben zu sehen­den Sprach­prä­fixe (isi-, se-, si-, xi- und tshi-) sind, soweit ich das über­prüfen kann, immer die Mark­er der Klasse 7 und damit his­torisch ver­wandt. Für Pro­to-Ban­tu geht man nach der oben ver­link­ten Tabelle davon aus, dass sich in dieser Klasse Wörter sam­melten, die so etwas wie Art und Weise beze­ich­nen. Setswana wäre damit vielle­icht die Art und Weise, wie Tswana sprechen? (Aber das ist reine Spekulation!)

Wenn man nur von Tswana oder Xhosa etc. spricht, lässt man also das Klassen­prä­fix weg.

So, weit­er lehne ich mich heute nicht mehr aus dem Fen­ster, denn viel mehr weiß ich lei­der auch nicht über die Ban­tus­prachen. Aber ihr kön­nt ja mal Google auf Xhosa benutzen. Und für die prak­tisch Ver­an­lagten gibt’s noch ein paar the­ma­tisch passende Xhosa-Wörter:

Aussprachehin­weise müsst ihr euch aber ander­swo suchen 😉

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5 Gedanken zu „uMzantsi Afrika: Sprachen in Südafrika

    1. Kristin Beitragsautor

      Ja, zugegeben, es sind nicht DIE (einzi­gen) Sprachen mit den Klicks und erfun­den ham sie’s auch nicht, aber bekan­nt dafür sind sie schon. (Bei mir zumindest 😉 )
      Unter den von mir genan­nten Sprachen gibt’s Klicks auf jeden Fall im Xhosa, Zulu, Swati, Nde­bele, Sesotho und Tsonga.
      Ich glaube nur Ven­da und Setswana haben keine (?).

      —–
      Ich habe übri­gens hier noch einen net­ten Text zur Sprach­si­t­u­a­tion in Südafri­ka gefun­den, mit ein­er inter­es­san­ten Behauptung:

      Regierungserk­lärun­gen und auch Geset­zes­texte – also offizielle Doku­mente – wer­den in alle elf Sprachen über­set­zt. „Dafür gibt esb ein spezielles Über­set­zung­spro­gramm. Wird ein Text zum Beispiel in Swati eingegeben, über­set­zt ihn die Soft­ware automa­tisch in die anderen zehn Amtssprachen“, erk­lärt Brenzinger.

      Sowas geht? Ern­sthaft? Ich bin skeptisch.

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      1. Jens

        Sua­he­li (Kiswahili), das ich für die bekan­nteste Ban­tu-Sprache halte, hat aber z. B. keine Klicks … bei mir sind Ban­tu-Sprachen vor allem für Nom­i­nalk­lassen bekan­nt. Und vielle­icht auch noch dafür, daß die südlich­sten Klicks aus Khoisan-Sprachen entlehnt haben 😀

        Eine vol­lau­toma­tis­che (und dann auch noch kor­rek­te) Über­set­zung, ins­beson­dere zwis­chen Sprachen, die nicht sehr nah ver­wandt sind, dürfte (noch?) nicht möglich sein.
        Daß die Texte in alle offiziellen Sprachen über­set­zt wer­den, hab ich aber auch schon gehört. Das wird sich­er auch maschi­nengestützt passieren, aber eben nur ‑gestützt, nicht vollautomatisch.

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        1. Kristin Beitragsautor

          Nagu­u­u­ut, ich geb mich geschla­gen :p

          Alle außer Afrikaans & Englisch gehören zu den soge­nan­nten Ban­tus­prachen (die mit den Klicklauten!).

          wird zu:

          Alle außer Afrikaans & Englisch gehören zu den soge­nan­nten Ban­tus­prachen (von denen ich Xhosa schon ein­mal wegen sein­er Klick­laute erwäh­nt habe!).

          @Jens: Ja, die Nom­i­nalk­lassen sind für mich auch das abso­lut promi­nen­teste Merk­mal, weshalb ich hier ja drauf einge­gan­gen bin 😉
          Saaag­mal, Du hast nicht zufäl­lig Lust, einen Gastsch­plock­post zu Afrikaans zu schreiben?

  1. Pingback: WM-Exkurs: Südafrikas Sprachen! « linguistik und so…

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