Ich bin normalerweise kein Anglizismenjäger. Im Gegenteil: meine Grundmeinung ist, dass die meisten der vielgescholtenen Lehnwörter unser Lexikon bereichern, weil sie in vielen Fällen eben keine direkten Synonyme ihrer deutschen “Entsprechungen” sind. So ist ein Loser nicht immer ein Verlierer und shoppen ist nicht gleich einkaufen. In anderen Fällen wirkt das “alte” deutsche Wort doch arg holprig oder antiquiert: Verabredung für Date (welche auch wiederum nicht komplett synonym sind, aber gut) oder E‑Post für E‑Mail. Das bedeutet nicht, dass mein Wortschatz mit “Fremd“wörtern durchsetzt ist — ich nutze überwiegend Rechner statt Computer, Lied statt Song oder Besprechung für Meeting. Das ist aber meine persönliche Wortwahl — und es muss schon viel passieren, bevor ich Anglizismen für unerträglich halte.
Gestern war’s dann doch mal soweit. Ich habe eine neue Firma, in der wir zwar Deutsch sprechen (und unsere Geschäfte vor allem in Deutschland abwickeln), der Gegenstand allerdings der internationalen (wissenschaftlichen) Verkehrssprache unterliegt. Die zu lesenden Texte sind manchmal nicht besonders schön, aber ich bezweifle, dass ich deren Inhalt verstehen würde, wenn sie auf Deutsch geschrieben wären. Egal.
Gestern war in Teilen Deutschlands Fronleichnam und einige unserer Geschäftspartner waren telefonisch nicht erreichbar (ich bin zwar gelernter Katholik, aber da musste ich auch erst mal nachfragen, was die in NRW genau zu feiern haben — einen freien Tag vermutlich!). Und als eine Kollegin durch den Raum brüllte, dass da keiner antwortet, weil dort ein bank holiday sei, bin ich doch recht vom Glauben abgefallen.
Gut, wenn sie gerade mit einem Partner in Großbritannien auf Englisch telefoniert hätte, der ihr mitgeteilt hätte, dass sie dort nächste Woche einen bank holiday hätten, wäre das ja noch verständlich gewesen. Weshalb aber die Kollegin unsere heiligen Feiertage so nannte, bleibt ihr Geheimnis.
Streng genommen gibt es zwischen bank holiday (Tag, an dem keine Bankgeschäfte abgewickelt werden) und public holiday (Feiertag, an dem nicht gearbeitet wird) einen Unterschied, praktisch sieht es aber so aus, dass an beiden die Bevölkerung schlicht einen Tag frei hat. Bank holidays sind besonders die zusätzlichen zu gesetzlichen Feiertagen gewährten freien Tage; der Unterschied ist vermutlich primär historisch bedingt und/oder hat regionale Schattierungen (z.B. USA, UK oder ‘irgendein anderer Teil der englischsprachigen Welt’). Fronleichnam ist aber in Teilen Deutschlands ein gesetzlicher Feiertag. In jedem Fall finde ich mich bei der “Entsprechung” Bankfeiertag doch verdächtig an eine schlichte Übersetzung von bank holiday erinnert.
Soweit mein Sprachgefühl mich trägt, ist es bei uns einfach ein Feiertag.
aaaber bank holiday klingt doch viel schicker als Feiertag 😉 Da muss man doch Verständnis haben.
Was macht die Lernerei? Geht’s Dir gut?
So, ich muss jetzt auch los, mich mal eben selbständig machen.
*drück*
Einspruch. Bank holiday ist rüschtüsch scheiße 🙂
Sonst ist alles ok, Lernprogramm läuft erstaunlich gut (und in zwei Wochen ist schon alles fast vorbei!!). Und ich drück dir die Daumen für die Selbstständigkeit — auf geht’s!
Ich kommuniziere neuerdings meist per ‘Emil’. Das tippt sich auch leichter.
PS: Ich diskutiere gerne mit Dir. Ich hoffe ich kam Dir neulich nicht zickig rüber. Das wollte ich nämlich vermeiden. Falls es doch der Fall gewesen sein sollte: sorry! Aber ich vermute Du hattest zu tun und ich bin zu sensibel. Drauf geschissen! Nun ist es raus.
Quatsch, ne eigene Meinung haben ist ja nicht zickig sein. Ich diskutiere ja auch gerne mit dir :D. Und ich liebe streitbare Thesen — ich habe in diesem besonderen Fall nur eine sehr klare Meinung, aber das haben wir “drüben” ja schon diskutiert.
Ich habe momentan wirklich sehr viel zu tun, und wenn ich mir mal ne freie Minute gönne, bin ich meistens total erledigt. 8–17 Uhr unter schlechten Bedingungen arbeiten schlaucht ganz schön und dann mach ich abends einfach nur kurz den Laptopdeckel auf und dann auch schon wieder zu und verkrieche mich ins Bett. Und an den Tagen, an denen ich nicht für Geld arbeite, sitze ich dann stundenlang zwischen Texten und Notizzetteln und Karteikarten und und und… und eigentlich sollte ich das hier gerade gar nicht schreiben. Hihi.
Das beruhigt mich, also nicht Dein Stress. Schönes Wochenende wünsche ich Dir.
Vielleicht heiratet Ihr eines Tages und kriegt viele kleine Sprachgeek-Kinder.
<3
Kennt Ihr das, wenn ihr was schreibt, auf senden klickt und gleich denkt “d’oh” ?
oO
😀
Klar kenne ich das, aber erst durch diese ‘Aussetzer’ wird es doch lustig.