Ich komme gerade von einer Konferenz aus Kiel und sitze im Zug nach Nürnberg. Von da aus muss ich in eine kleine Universitätsstadt in der Nähe, wo ich einen Tag lang zu tun habe bevor ich auf die Tagung der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft in Berlin weiterfahre. Kurz danach muss ich dann schon nach Mannheim auf die Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache; vorher schaue ich vielleicht noch auf dem jährlichen Treffen der SciLogger vorbei, um meine neuen Mitblogger/innen persönlich kennenzulernen.
Ich erzähle das nicht, um auf subtile Weise zu demonstrieren, wie beschäftigt (und damit wichtig) ich bin (obwohl das ein subliminaler Nebeneffekt ist, der direkt auf das Unterbewusstsein der Leser/innen des Sprachlogs einwirkt und dem sie sich nicht entziehen können werden). Nein, ich erzähle es, um klar zu machen, dass ich mich seit Tagen und noch auf absehbare Zeit sehr ausgiebig in Zügen der Deutschen Bahn aufhalte. Und da die sich entschieden hat, alle ihre Intercity-Züge gleichzeitig in die Inspektion zu geben und die ICE-3-Züge, soweit ich das beurteilen kann, immernoch mit nicht-funktionierenden Bremsen auf irgendeinem Betriebshof herumstehen und der Zugmangel durch geschicktes Verkürzen und Zusammenstoppeln der wenigen verbleibenden Züge ausgeglichen wird, ist das viel weniger angenehm, als man denken würde.
Die oft kritisierten Anglizismen der Deutschen Bahn (Service Point, Touchpoint, Call-a-Bike usw.) wären mir spätestens jetzt, in einem überfüllten Zug ohne funktionierendes Reservierungssystem, selbst dann egal, wenn sie mich vorher bekümmert hätten. Entsprechend interessiert mich auch das Versprechen des DB-Vorstandsvorsitzenden nicht, dass die Deutsche Bahn unter seiner Aufsicht in Zukunft weniger englisches Lehngut verwenden möchte:
Laut Grube wird die Bahn ihre Handzettel nicht mehr Flyer nennen, Hotlines sollen demnächst Service-Nummern heißen. [SUEDDEUTSCHE.de/Kratzer 2010]
Der Verein Deutsche Sprache feiert das in einer Pressemeldung als Triumph:
In der Süddeutschen Zeitung versprach Grube, dass es Wörter wie Hotline und Flyer nicht mehr geben und die Dienstleistung Call a bike künftig „Mietrad-Angebot“ heißen soll. [VDS-EV.de 2010]
Dabei verschweigt man bei den Sprachnörglern wohlweislich, dass Service-Nummer nicht viel deutscher ist als Hotline, und die Umbenennung des „Call-a-bike“-Angebots hat man sich rundheraus ausgedacht. Denn Gruber sagt ganz eindeutig, dass die DB bei ihren Markennamen weiterhin auf die englische Sprache setzen will:
Etablierte Markennamen wie Bahn Card oder Intercity, die jeder verstehe, will die Bahn aber weiterhin verwenden. Die Dienstleistung „Call a bike“ soll den Kunden mit der Erläuterung „das Mietrad-Angebot der Deutschen Bahn“ schmackhaft gemacht werden. [SUEDDEUTSCHE.de/Kratzer 2010]
Call-a-bike soll weiterhin Call-a-Bike heißen, für ganz langsame Zeitgenoss/innen soll nur eine deutsche Erläuterung hinzugefügt werden.
Grubers Begründung ist dabei ein Witz: „Markennamen … die jeder verstehe“ — im Gegensatz zu gut etablierten Lehnwörtern wie Flyer und Hotline, die (ebenso wie der Intercity aber anders als die BahnCard oder das Call-a-bike) sogar schon im Duden stehen?
Aber wie gesagt, das alles ist mir völlig egal. Wir haben gerade in Hannover gehalten und ein neuer Schwung verwirrter Fahrgäste mit gültigen Reservierungen aber unklaren Vorstellungen darüber, in welchem Wagen sie sich befinden, zwängt sich durch die Menschenmenge in den Gängen. Von mir aus kann der Zug weiterhin Intercity Express heißen und der bahn.comfort-Bereich kann seinen Namen auch behalten, egal, wie wenig komfortabel es ist, alle zwei Minuten von jemandem belästigt zu werden, der sich in Wagen 10, 11, oder 12 wähnt und mir den Platz streitig machen will.
Denn eigentlich wollte ich über etwas schreiben, was die Sevice-Chefin vorhin in einer Durchsage gesagt hat (das Speiseangebot der Bahn wird ja penetrant auch dann lautstark beworben, wenn die Gänge so verstopft sind, dass keine realistische Möglichkeit besteht, den Speisewagen innerhalb einer durchschnittlichen Lebensspanne zu erreichen):
Sollten Sie lieber gemütlich frühstücken möchten, so empfehle ich Ihnen unser Rührei-Frühstück…
Plötzlich war mir die Enge egal, und auch der Kaffee, den die freundliche Servicekraft mir und einigen unglücklichen Mitfahrenden über die Jacken und Hosen gekippt hatte, denn für diese Augenblicke lebt ein Sprachwissenschaftler.
Was mich an der Durchsage so begeistert hat, war nicht die Aussicht auf ein Rührei für knapp acht Euro, sondern der Infinitiv möchten. Denn den gibt es eigentlich nicht. Das Verb möcht- ist nämlich sprachgeschichtlich der Konjunktiv II von mögen. Der Konjunktiv ist aber natürlich eine gebeugte Form des Verbs — einen Infinitiv gibt es also nicht, denn der wäre eben mögen. Da sich die Form möcht- in Bedeutung und Gebrauch aber zu einem eigenständigen Verb entwickelt hat, braucht dieses natürlich eigentlich eine eigene Infinitivform, damit man es, wie die Servicechefin, in Satzzusammenhängen verwenden kann, in denen eine solche Form grammatisch gefordert ist.
Im Deutschen hat sich bislang eine solche Form nicht durchgesetzt — ein erstaunliches Zeugnis dafür, wie langsam sich unsere Sprache, allen Untergangsphantasien der Sprachnörgler zum Trotz, tatsächlich entwickelt. Trotzdem ist allen Sprecher/innen des Deutschen klar, dass, wenn es eine Infinitivform gäbe, diese möchten wäre (das lässt sich leicht ableiten, wenn man sich klar macht, dass der Infinitiv immer mit dem Präsens der dritten Person Plural identisch ist: sie essen — essen, sie wollen — wollen, sie möchten — *möchten.
Und die Servicechefin ist nicht die einzige, die das erkannt hat — eine schnelle Internetsuche fördert zahlreiche gleichartige Beispiele zutage:
- Sollten Sie Ihren Essenstermin bestimmen möchten, liefern wir tiefgekühlte Menüs , die Sie dann selbst im Backofen oder im Menü — Kocher erwärmen können. [Link]
- Sollten Sie mit Kreditkarte zahlen möchten (VISA/Eurocard/Mastercard), so können Sie ein PayPal-Konto eröffnen (geht schnell und ist gratis) ... [ Link]
- Sollten Sie Mitglied werden möchten, finden Sie hier ein Beitrittsformular. [Link]
(Kurze Anmerkung zwischendurch: Göttingen — ist da tatsächlich schon mal jemand ausgestiegen? Ich fahre immer nur durch. Und warum sitzen in jedem überfüllten Zug genau zwei junge Männer, die sich gegenseitig lautstark gemeinsame Erlebnisse erzählen und noch lautstärker — und, für Außenstehende völlig unmotiviert — darüber lachen? Und warum müssen die immer, aber auch wirklich immer, genau hinter mir sitzen?)
Ich bin dann abenteuerlustig geworden und habe mich gefragt, ob die Form möchten auch in klar markierten Infinitiv-Zusammenhängen gebraucht wird, also mit zu. Und tatsächlich:
- Ohne vorgreifen zu möchten, kann ich vorab sagen, dass wir die Maschine nun seit über einem Jahr in Gebrauch haben… [Link]
- Es geht nicht darum, mit einer hohen Rundenzahl glänzen zu möchten, jedoch sollte man einen bestimmten Zeitraum am Tag für diese Übung bereithalten. [ Link]
- Eine Tagesflatrate … lohnt sich, wenn Sie … gerne einfach und unkompliziert mobil ins Internet gehen möchten ohne sich an einen langfristigen Vertrag binden zu möchten. [Link]
Für Bastian Sick mag diese Infinitivform nur ein weiterer Anlass sein, sich über Menschen lustig zu machen, die weniger gebildet sind als er (Sick 2007). Für mich ist es ein Anlass für Freude: Die Sprachgemeinschaft überwindet ein überflüssiges und zufälliges Überbleibsel eines längst abgeschlossenen Sprachwandelprozesses — wer würde das nicht beobachten möchten?
SICK, Bastian (2007) Wenn man könnte, wie man wöllte. Zwiebelfisch, 12. Dezember 2007 [Link]
SUEDDEUTSCHE.de/Kratzer, Hans (2010) Bahn spricht deutsch. Süddeutsche Zeitung, 16. Februar 2010. [Link]
VDS-EV.de (2010) Bahn will deutsche Sprache einführen. Pressemeldung des Verein Deutsche Sprache e.V., 16. Februar 2010. [Link]
[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Version enthält möglicherweise Korrekturen und Aktualisierungen. Auch die Kommentare wurden möglicherweise nicht vollständig übernommen.]
Zwei junge Männer
Ich sehe das Problem nicht, ich wäre froh um derartige Begleiter. Hinter mir sitzt immer IMMER eine Mutter mit einem schreienden Baby, im Flugzeug, in der Bahn, im der Strassenbahn, einfach überall. Ich bin mir nicht sicher, ob es immer die selbe Mutter ist, die mich ärgern will und ein Kind hat, das nicht wächst. Aber sie ist immer da. Verglichen damit sind doch zwei junge Männer, die lachen, ganz erträglich.
Ein mittelalter Mann
Mein Problem: wenn ich mit meinem Kumpel in der Bahn fahre und wir einander lustige Geschichten erzählen, dann sitzt genau vor uns immer so ein mittelalter, leicht verdrossen guckender Mann, der mit seinem iPhone im Internet herumsurft.
Übrigens störte mich sprachlich bei der Bahn immer die Durchsage, “dort haben sie Anschluß mit…” wegen der falschen Präposition. Bin ich ein Sprachnörgler?
(Die ollen Smileys lasse ich mal weg, da ich Humorkompetenz unterstelle.)
Bei mir sind es immer lautstarke Jugendliche. Die immer erst kommen, wenn der Zug bereits rollt und ich erleichtert aufatme, dass es *diesmal* eine ruhige Zugfahrt werden wird. Und die sich dann — wie unlängst geschehen — auch gerne in angetrunkenem Zustand zielsicher im Ruhebereich des ICE Platz nehmen.
Zum Thema ‘möchten’: Ist mir persönlich bislang noch nicht begegnet (zumindest nie so, dass es mir schon mal aufgefallen wäre), aber eine hochinteressante Beobachtung.
Und dieser Beitrag ist ein Musterbeispiel dafür, wie man aus solchen Phänomenen auch noch echte Sprachwandelfreude beziehen kann, statt mit die üblichen Nörgeleien in die Gegend zu schäumen.
Ich erinnere mich daran, dass meine Oma immer sagte „Magst du noch ?“, während meine Eltern „Möchtest du noch ?“ bevorzugten. Ich selbst bin in Mitteldeutschland aufgewachsen, meine Eltern beide im hohen Norden… Ob das irgendwie regional bedingt ist, ob man „möcht-“ oder „mög-“ benutzt?
Nichts desto trotz geht eine Form von „mögen“ als zweites Modalverb bzw. als zu-Infinitiv bei mir überhaupt nicht, egal ob „mögen“ oder „möchten“. Ich würde stets „wollen“ bevorzugen wollen…
Unterwegs
Wunderbare Belege! Die Modalverbforscher-Community dankt Ihnen. Weiter so! Herzlich, Gerd Fritz
Umbenennungen
“…die Umbenennung des „Call-a-bike“-Angebots hat man sich rundheraus ausgedacht.” Interessant, und meine Tageszeitung hat es natürlich ungeprüft übernommen. Nicht, dass diese Information jetzt sonderlich wichtig wäre, aber es wirft mal wieder kein gutes Licht auf den Journalismus.
Habe möchten noch nie als Infinitiv gehört, aber die Verwendung ist in der Tat interessant und aus sprachhistorischer Sicht logisch.
Göttingen ist dann übrigens wie Hamm auf der ICE-Strecke von Berlin nach Köln.
Ich muß zugeben, daß mir der Infinitiv zu möchten gar nicht so auffällig erscheint. Daß es ihn “eigentlich” gar nicht gibt, wird mir erst bewußt, wenn ich darüber nachdenke. Vielleicht ist der Prozeß, der ihn in die Standardsprache eingliedert schon weiter fortgeschritten als man meint.
Fast noch interessanter finde ich allerdings, daß sich die ersten paar Kommentare fast ausschließlich um Mitreisende in der Bahn drehen. Ich fahre heute zufällig auch mit der Bahn eine längere Strecke (übrigens zur DGfS-Tagung; vielleicht sieht man sich ja dort) und bin jetzt schon ein bißchen gespannt, welcher Typ “nerviger Bahnreisender” hinter mir sitzen wird.
Ich muss Patrick Schulz zustimmen. Diese Verwendung von möchten ist mir bisher auch nie bewusst gewesen. Ich bin auch in Mitteldeutschland aufgewachsen und würde in diesen Kontexten auch “wollen” eher verwenden (“möchten” fühlt sich komisch an).
Das ist der erste Beitrag im Bremer Sprachblog/Sprachlog den ich mit Befremden lese. Für mich ist an “möchten” noch nicht einmal ansatzweise etwas merkwürdig. Die Behauptung, der Infinitiv hätte sich bis heute nicht im Deutschen durchgesetzt kann ich nicht nachvollziehen. Googelt man nach “möchten” finden sich Millionen(!) Treffer — es kommt von Buchtiteln bis zu etablierten Zeitungen nahezu überall vor. Selbst im Fremdsprachenunterricht unter http://class.georgiasouthern.edu/…mar/gr-mag.htm oder http://www.nthuleen.com/…oechtenkoennenexpl.html Es ist also nicht nur mein Bauchgefühl, dass ganz klar sagt, dass “möchten” ein vollkommen normales, etablierter deutscher Infinitiv ist.
“… dass der Infinitiv immer mit dem Präsens der dritten Person Plural identisch ist”
Immer, außer bei “sein” 😉
Der möchten-Infinitiv kommt mir auch noch ziemlich fremd vor, aber eine interessante Entdeckung ist es natürlich allemal. Und interessanterweise halte ich den “Ohne vorgreifen zu möchten, …”-Satz für deutlich unauffälliger als alle anderen Belege.
Interessant ist aber doch, dass möchten zwar entweder als eigenständiges Lexem oder aber als verselbstständigter Konjunktiv behandelt wird, die Seiten jedoch trotzdem kein einziges Beispiel in infinitiver Verwendung bringen.
Dass der Konjunktiv II von mögen mittlerweile eigenständig gebraucht wird, ist ja kein neues Phänomen. Der Gebrauch als Infinitiv erscheint mir aber ungewöhnlich und ich würde ihn auch mit meinem Sprachgefühl noch als falsch bzw. zumindest fragwürdig markieren.
Mit dem Bahnnörgeln…
… ist es wie mit dem Sprachnörgeln: Es bringt nix außer schlechter Laune. Warum regen Sie sich also auf?
Bedeutungsunterscheid
Es ist ein großer Unterschied, ob eine Frau zu einem Mann sagt “Mögen sie mich?” oder “Möchten sie mich?”.
Auch der Satz “Ich mag Vanille-Eis” ist etwas anderes als “Ich möchte Vanille-Eis”.
schwaches Wollen?
Ich frage mich, was die Sprecher motiviert, den Infinitv möchten zu verwenden statt “wollen”. Klar, wollen ist stärker als möchten. “Ich möchte” ist zurückhaltender und höflicher als “Ich will”. Aber der Infinitiv wird ja in Bezug auf Dritte verwendet. Also unterstellt z.B. die Bahn ihren Reisenden nur einen zurückhaltenden Wunsch zu frühstücken und nicht etwa ein entschiedenen Drang danach, den Hunger zu stillen? Beruht das darauf, dass die Bahn davon ausgeht, dass dieses ICE-Frühstück eigentlich niemand wirklich wollen kann? Oder ist es eher der Wunsch, die Bahnreisenden mögen (!) höflich und zurückhaltend sein?
Genauso sehe ich das auch. Und ich möchte (*g*) meinem Namensvetter ebenfalls zustimmen.
“möchte” ist etwas anderes als mögen, soweit klar. Dennoch empfinde ich die konjunktive Verwendung als falsch. “möchte” hat für mich die Konnotation eines konkret erfüllbare Absicht (äquivalent zu wollen), wohingegen mag eher allgemein ist. Eine konjunktive-konkrete Absicht stelle ich mir logisch schwierig vor. Auch wollen hat ja nur theoretisch einen Konjunktiv, bzw nur im klerikalen Kontext.
wollen hat auch praktisch einen Konjunktiv.
Bahnnörgler und Sprachnörgler
@ Bahn: Neulich war es eine Ärztin, die offenbar mit einer Kollegin einen Fall durchsprach und den Hinweis darauf, dass sie sich in der Ruhezone befände, mit Erstaunen quittierte. Wenn’s nach mir geht, schmoren nicht nur die Leute in der tiefsten Hölle, die zunehmend auch an Bahnstrecken Handymasten aufstellen, sondern auch die Erfinder der weiteren mobilen Hardware (leistungsstarke Ohrhörer, Handys mit Außenlautsprecher und UKW-Empfänger…).
@ Göttingen: Ich bin da schon gelegentlich ausgestiegen. Aber was ist schon Göttingen gegen Bielefeld?
@ möchten / mögen: Kann die Beobachtung von Patrick Schulz unterstreichen. Bin in S‑H aufgewachsen und unterscheide zwischen möchten mit aktuellem Bezug (“Möchtest du noch Kaffee?” = “Soll ich noch mal eingießen?”) und mögen als grundsätzliche Aussage (“Ich mag keinen Spinat.”) Zudem sind mir in südlichen Gefilden gelegentlich Äußerungen begegnet wie “Magst du mal das Fenster zu machen?”, was in meinen Ohren sehr seltsam klang.
Das ist vollkommen richtig. Genauso ist der Indikativ etwas anderes als der Konjunktiv und “Ich esse gerne Erbsensuppe” etwas anderes als “Ich äße gerne Erbsensuppe”
Der Vergleich hinkt aber. Ihren Konjunktiv-Satz kann man einfach mit Ich würde gerne Erbsensuppe umschreiben, ohne dass sich die Bedeutung verändert. Ich möchte ein Eis und Ich würde ein Eis mögen sind aber zwei unterschiedliche Dinge — woran man erkennen kann, dass sich der Konjunktiv mit möchte eben verselbstständigt hat.
essen!
Lustiger Artikel
Das hat nichts mit dem Text hier zu tun, aber ich wollte Ihnen diesen Artikel schicken:
“Schlechtes Englisch Goes Viral in Germany”
http://www.huffingtonpost.com/…oes_b_473014.html
Ich fand ihn ganz lustig und das sage ich sehr wertfrei, ich mag weder Sprachnörgler noch übertriebenes Denglisch.
Call-a-bike?
Ist “Call-a-bike” wirklich eine Wendung, die aus dem Englischen (oder wahrscheinlich Amerikanischen) übernommen wurde, also ein Anglizismus?
Oder ist es nicht vielmehr ein Ausdruck, den es so im Englischen gar nicht gibt, oder der zumindest im gegebenen Zusammenhang wenig gebräuchlich ist, der von deutschen Marketingmenschen erfunden wurde, weil … warum auch immer.
Aus den USA ist mir eher der Begriff “Dial a …” geläufig. Niemand würde Telefonsex “call a porn” nennen, das heißt “Dial a porn”. Analog “dial a cab”, “dial a flight” und eben auch “dial a bike”.
Also setzt man bei der Wahl der Lehnwoerter nicht wirklich auf die englische Sprache. Dazu reicht nämlich hierzulande das englische Sprachvermoegen nicht. Oft kommt es zu Wort- oder Begriffsneuschoepfungen, die zwar englisch klingen, aber bei Licht betrachtet ihren Ursprung in unvollkommenen Fremdsprachenkenntnissen haben.
Ich halte das wirklich für ein interessantes Phänomen, das sich übrigens in vielen Ländern der Erde großer Beliebtheit erfreut, man denke an das in amerikanischen Restaurants beliebte “Entree”, womit nicht etwa die Vorspeise, sondern das Hauptgericht gemeint ist, oder das japanische “shuukriimu”, nicht etwa Shuhcreme, sondern eine Verballhornung der franzoeischen Süßspeise “Choux à la crème”.
Ich würde zustimmen, dass auch in UK die Varianten mit dial a… häufiger sind (z.B. Dial a Flight oder Dial a Ride), aber es gibt z.b. in London eine größere Taxiruffirma, die Call a cab heißt. Es ist also nicht per se von deutschen Marketingmenschen erfunden worden.
Man hat sich aber vermutlich für das seltenere call entschieden, weil die meisten hierzulande nicht wissen, was dial heißt.
Namensfindung
Das Hauptproblem, das mit Anglizismen gelöst wird, ist die Erfindung eines Namens, den man nicht mit normalen Aussagen verwechseln kann. Gleichzeitig soll aber klar werden, welche Bedeutung der Name hat. Deshalb werden dafür auch die bekanntesten Fremdsprachen gewählt. Klar ist, dass man nicht einen Markennamen schützen lassen kann, wenn er ein gebräuchliches Wort der Umgangssprache darstellt.
Wenn man also ein Produkt “Taxiruf” schützen lassen will, dann ist eben “Taxiruf ®” (registriertes Markenzeichen) im allgemeinen nicht sinnvoll oder gar juristisch unmöglich. Also muss man es “Taxi Call ®” oder “Call a Taxi ®” oder “llama un taxi ®” oder “trouvez-le-taxi®” oder ähnliches nennen.
Call-a-bike
Ich bin in Colorado aufgewachsen. “Call-a-bike” ist der mir vertraute Begriff.
In einigen US-Städten gibt es auch “Call-a-Ride” (Großraum Denver: “Call-n-Ride”) für Orte, wo es keine gute Busverbindung gibt.
Mein Kommentar zu “Unterwegs”
Wer Stafanowitsch heißt, dem ist doch der Zustand der deutschen Sprache völlige egal. Dafür gibt der Herr Stefanowitsch hier ein gutes Beispiel.
Doswidania
Eigentlich sollte man ein Diskussionsniveau, auf dem der Name des Gegenüber (oder vielmehr dessen mutmaßliche Herkunft) zum Thema gemacht wird, ja nicht dadurch würdigen, dass man darauf einsteigt. Aber vielleicht wäre es doch ganz interessant darauf hinzuweisen, dass sich hier ein VDS-Vertreter so geäußert hat (gesetzt natürlich den Fall, der Kommentator ist “echt”).
Woran lietz nur, dass man den Klub einfach nicht ernstnehmen kann?
Ich gehe zunächst natürlich davon aus, daß es nicht Herr Lietz war. Ich habe ihm gleich eine E‑mail geschrieben und ihn auf diesen Kommentar hingewiesen. Ich erwarte, daß er sich demnächst dazu äußern wird.
In diesem Fall bitte ich selbstverständlich darum, meinen vorherigen Kommentar als gegenstandslos zu betrachten.
Wenn es nicht Herr Lietz war…
… dann ist es eine sehr sorgfältige Fälschung (IP-Adressen lassen sich ja mittels Geolocation bis auf einzelne Stadtteile verorten). Warum sollte jemand einen großen Aufwand betreiben, um einen relativ obskuren Regionalleiter des VDS zu imitieren? Da bleibe ich doch lieber bei der einfacheren Theorie, dass er es selbst war. Es ist übrigens auch nicht das erste Mal, dass mich Mitglieder des VDS in Blogkommentaren oder per E‑Mail in dieser Weise belästigt haben. Wenn er sich meldet und es bestreitet, gibt es ja immer die Möglichkeit, gerichtlich klären zu lassen, ob die betreffende IP-Adresse zum Zeitpunkt des Kommentars seinem Internetanschluss zugeordnet war oder nicht. Ansonsten hat er von mir Nichts zu befürchten, da ich ein sehr absoluter Verfechter freier Meinungsäußerung bin — schon allein deshalb, weil sie dumpfen Gemütern die Gelegenheit gibt, sich selbst zu entlarven.
Er war es wohl wirklich
Das schließe ich zumindest aus seiner Antwort auf meine E‑mail.
Was für ein schöner…
…Blogeintrag! Da macht das Lesen ja richtig Freude! Vielen Dank dafür! Wer würde sich da nicht informieren und unterhalten möchten?
Göttingen
Kein Wunder, dass ich diesen Eintrag erst jetzt finde, denn ich steige nicht nur in Göttingen aus, ich wohne seit einem Jahr dort. Und nicht nur das, ab und an muss ich auch noch nach Hamm! (Beides will, mag und möchte man übrigens eigentlich nicht.)
„… wenn man sich klar macht, dass der Infinitiv immer mit dem Präsens der dritten Person Plural identisch ist: sie essen — essen, sie wollen — wollen, sie möchten — *möchten.“
Sie sind — sind.
Göttingen
Hey, ich wohne da. Das ist eine sehr schöne Stadt. Aussteigen lohnt sich!