Intertextuelle Illusionen

Von Anatol Stefanowitsch

Eine Siebzehn­jährige schreibt einen Roman, der inhaltlich und sprach­lich weit über ihren Erfahrung­shor­i­zont hin­aus­ge­ht. Da es um Sex und Dro­gen geht und die Siebzehn­jährige blond und – nun ja, siebzehn ist, kann sich das deutsche Lit­er­atur­feuil­leton kaum einkriegen vor erregten Lobpreisun­gen. Sie bescheini­gen ihr eine „ern­ste Wild­heit, die in eine expres­sive Sprachge­walt drängt“ (Saar­brück­er Zeitung), beze­ich­nen das Buch als „lit­er­arischen Kugel­blitz“ (Die ZEIT) und „großen Com­ing-of-age-Roman der Nuller­jahre“ (Frank­furter All­ge­meine Zeitung) und behaupten ohne Ironie, dass sich „wohl alle deutschsprachi­gen Roman­de­büts [an ihm] messen lassen müssen“ (Tagesspiegel).

Dann stellt sich — eigentlich wenig ver­wun­der­lich — her­aus, dass der Roman „Axolotl Road­kill“ nicht nur jen­seits des sprach­lichen und inhaltlichen Erfahrung­shor­i­zonts der Ver­fasserin Helene Hege­mann liegt, son­dern auch jen­seits ihrer sprach­lichen und erzäh­lerischen Fähigkeit­en: Sie hat Teile daraus aus dem Roman „Strobo“ des Autors Airen abgeschrieben, wie Deef Pir­masens in seinem Blog Gefühlskon­serve zeigt.

Wie gesagt, es ver­wun­dert mich nicht. Natür­lich gibt es lit­er­arische Wun­derkinder; man denke an Jonathan Safran Foer, der ger­ade ein­mal 24 war, als sein über­wälti­gen­des Debüt Every­thing is Illum­ni­at­ed (dt. „Alles ist erleuchtet“) erschien. Nur schreiben die üblicher­weise über Dinge, von denen sie etwas ver­ste­hen. Wenn jemand über Dinge schreibt, von denen er oder sie nichts wis­sen kann, sollte man stutzig wer­den (diese Strate­gie ver­wende ich seit Jahren erfol­gre­ich, um Pla­gia­ris­mus in Sem­i­nar- und Exa­m­en­sar­beit­en aufzuspüren).

Dage­gen bin ich höchst ver­wun­dert über die Reak­tion des deutschen Feuil­letons. Der Fall Hege­mann kön­nte für den Lit­er­aturbe­trieb ein Anstoß sein, die eige­nen Qual­itäts­maßstäbe und die eigene Qual­itätssicherung zu über­denken, oder ein Anlass, sich ern­sthaft mit dem Roman auseinan­derzuset­zen, aus dem Hege­mann ihre kugel­blitzar­tige, Maßstäbe set­zende Sprachge­walt entwen­det hat.

Stattdessen zün­den die Literaturfeuilletonist/innen, bemüht um eine Ehren­ret­tung der eige­nen Wer­turteile und der eben noch gefeierten Jun­gau­torin, ein Feuer­w­erk an begrif­flichen Nebelk­erzen, das eine ein­fache Tat­sache ver­schleiern soll: Axolotl Road­kill ist ein Plagiat.

Am beliebtesten scheint mir die Ausrede zu sein, der Dieb­stahl von Textpas­sagen sei ein Beispiel für Intertextualität:

Mit der These, dass wir immer schon in Zitat­en reden, wenn wir den Mund auf­machen, operiert die ganze post­mod­erne Inter­tex­tu­al­itäts-The­o­rie. [Neue Zürcher Zeitung]

Aber wenn der Begriff „Inter­tex­tu­al­ität“ irgen­det­was bedeuten soll, ist es aus­gemachter Blödsinn, ihn zu ver­wen­den, um Pla­giatsvor­würfe auszuräumen.

Denn entwed­er man fasst den Begriff sehr weit, dann umfasst er jede „effek­tive Präsenz eines Textes in einem anderen“ (um den Lit­er­atur­wis­senschaftler Gérard Genette zu zitieren [Genette 1993, S. 10]), wobei der Begriff „Text“ sich auf tat­säch­liche Texte oder sog­ar auf jede Man­i­fes­ta­tion von Kul­tur (wie bei Kris­te­va 1969) beziehen kann. Die „effek­tive Präsenz“ umfasst deut­lich gekennze­ich­nete Zitate eben­so wie Anspielun­gen auf andere Texte und auch Pla­giate. In diesem Sinne ist Hege­manns Text also tat­säch­lich ein Beispiel für Inter­tex­tu­al­ität. Aber entschuldigen tut das nichts, denn es ist eben die Art von Inter­tex­tu­al­ität, bei der man fremdes Gedankengut und fremde sprach­liche For­mulierun­gen als die eige­nen ausgibt.

Oder man fasst den Begriff etwas enger und ver­ste­ht Inter­tex­tu­al­ität als bewusst einge­set­zte lit­er­arische Tech­nik, dann umfasst er Anspielun­gen und Zitate, die — gekennze­ich­net oder nicht — für die Leser/innen als solche iden­ti­fizier­bar sind und sie dazu anre­gen, Bezüge zwis­chen den Tex­ten herzustellen. Das geht nur dort, wo Autor/innen voraus­set­zen kön­nen, dass die Texte auf die sie Bezug nehmen, den Leser/innen bekan­nt sind. Da Helene Hege­mann behauptet, „Strobo“ selb­st nicht zu ken­nen, kann sie kaum davon aus­ge­gan­gen sein, dass ihre Leser/innen tat­säch­lich Bezüge zu dem weit­ge­hend unbeachteten und in einem wenig bekan­nten Ver­lag erschiene­nen Roman her­stellen können.

Die FAZ, deren Feuil­leton mit am lautesten über Hege­mann gejubelt hat­te und die deshalb viel Glaub­würdigkeit zu ver­lieren hat, scheint das zu ahnen und ver­sucht, einen Begriff der „web­basierten Inter­tex­tu­al­ität“ zu erfind­en, der dem Dieb­stahl von Tex­ten irgend­wie Legit­im­ität ver­lei­hen und gle­ichzeit­ig das Inter­net diskred­i­tieren soll: 

Sich mehr oder weniger unge­niert bei anderen zu bedi­enen und das dann Inspi­ra­tion zu nen­nen, ist die mod­erne Form der web­basierten Inter­tex­tu­al­ität. [Frank­furter All­ge­meine Zeitung]

Hier wird die Schuld von der Pla­gia­torin auf das Inter­net ver­lagert — ein rhetorisch­er Taschen­spiel­er­trick, den auch andere auf­greifen und von ein­er Remix‑, Shar­ing- oder  Sam­pling-Kul­tur im Inter­net faseln:

Eklek­tizis­mus ist frucht­bar, das lernt man an der Volks­bühne, und zum Remix­en gibt die Inter­net­ge­meinde ihren Segen. [Neue Zürcher Zeitung]

Ist das Jungge­nie Helene Hege­mann jet­zt entza­ubert? Irgend­wie schon – aller Verza­uberung durch die Shar­ing-Kul­tur des Inter­nets zum Trotz. [Badis­che Zeitung]

Helene Hege­mann zeigt sich darin ganz als Kind ein­er Kul­tur, die das Col­lage­denken des Dadais­mus und die post­mod­erne Inter­tex­tu­al­ität in die Ära des pop­musikalis­chen Sam­pling und der Mashup-Ästhetik des Inter­nets über­führt hat. [Tagesspiegel]

Aber vielle­icht kann die “Axolotl”-Affäre die Shar­ing-Kul­tur lehren, dass ein ange­blich unzeit­gemäßes Urhe­ber­recht nicht den Konz­er­nen, son­dern etwas Unbezahlbarem dient: der Gerechtigkeit. [Ham­burg­er Abend­blatt]

Die „Inter­netkul­tur“, die hier bemüht wird, ist natür­lich fik­tiv und zeigt nur, dass die Feuilletonist/innen von der Urhe­ber­rechts­de­bat­te im Inter­net eben­so wenig ver­ste­hen, wie von guter Literatur.

Denn die Urhe­ber­rechts­diskus­sion im Inter­net dreht sich nicht um das Recht, ander­er Leute Ideen, Worte und kün­st­lerische Leis­tun­gen zu stehlen und als die eige­nen zu verkaufen, son­dern ganz expliz­it um das Recht von Urhe­bern, die Weit­er­ver­wen­dung ihrer sprach­lichen und kün­st­lerischen Leis­tun­gen dif­feren­ziert selb­st zu regeln. Ich empfehle allen deutschen Feuilletonist/innen die aufmerk­same Lek­türe der Cre­ative-Com­mons-Lizen­zen und der Philoso­phie, die hin­ter diesen Lizen­zen ste­ht. Was diese Lizen­zen gemein­sam haben, ist, dass die Urhe­ber, bei denen man sich, je nach Lizenz, mehr oder weniger umfan­gre­ich bedi­ent, expliz­it genan­nt wer­den müssen — ein ethis­ch­er Grund­satz, an den sich im Großen und Ganzen auch die Teile der Inter­net­ge­meinde hal­ten, die nicht der Cre­ative-Com­mons-Idee folgen.

Hege­mann selb­st hat von dieser Diskus­sion offen­sichtlich keine Ahnung, wenn sie das Fol­gende ernst meint:

[Es] muss auch anerkan­nt wer­den, dass der Entste­hung­sprozess [von Axolotl Road­kill] mit diesem Jahrzehnt und den Vorge­hensweisen dieses Jahrzehnts zu tun hat, also mit der Ablö­sung von diesem ganzen Urhe­ber­recht­sexzess durch das Recht zum Kopieren und zur Trans­for­ma­tion. [Helene Hege­mann in einem Inter­view in Die Welt]

Man kön­nte den Fall Hege­mann dur­chaus nutzen, um über ein verän­dertes Urhe­ber­recht zu disku­tieren. Dieses hat sie näm­lich gle­ich mehrfach ver­let­zt: erstens, indem sie sich bei Tex­ten bedi­ent hat, deren Urhe­ber sie nicht zum „Shar­ing“ und „Remix­ing“ freigegeben hat­ten, und zweit­ens, indem sie diese Urhe­ber nicht genan­nt hat.

Stattdessen ist der Fall Hege­mann ein Lehrstück dafür, wie mit dem Dieb­stahl von frem­den Ideen und For­mulierun­gen unter dem aktuellen, von den Nutzungsrecht­en kom­merzieller Ver­w­ert­er bes­timmten Urhe­ber­recht umge­gan­gen wird: Sie wer­den mit Geld aus der Welt geschafft. Der SuKuL­Tur-Ver­lag, bei dem „Strobo“ erschienen ist, ist zu ein­er „gütlichen Eini­gung“ mit Hege­manns Ull­stein-Ver­lag bere­it (Die Welt).

Ler­nen wird die junge Pla­gia­torin dabei ver­mut­lich nichts, wenn man sich Aus­sagen wie diese vor Augen führt:

Ich selb­st habe den Roman als „Lüge“ beze­ich­net, das ist er auch, aber nur über die Lüge kom­men wir der Wahrheit nahe. [Helene Hege­mann auf Buchmarkt.de]

Nein, Frau Hege­mann. Nur über die Wahrheit kom­men wir der Wahrheit nahe. Und die Wahrheit ist: Sie haben abgeschrieben ohne das zu kennze­ich­nen, und Sie haben damit Geld ver­di­ent. Das ist kein post­mod­ernes lit­er­arisches State­ment und kein Aufruf zu ein­er Reform des gängi­gen Urheberverständnisses.

Es ist Dieb­stahl geisti­gen Eigentums.

GENETTE, Ger­ard (1993) Palimpses­te. Die Lit­er­atur auf zweit­er Stufe. Frank­furt am Main: Suhrkamp.

KRISTEVA, Julia (1969) Séméiôtiké: recherch­es pour une sém­analyse. Paris: Edi­tion du Seuil.

Dieser Beitrag ste­ht unter ein­er Cre­ative-Com­mons BY-NC-SA‑3.0-(Deutschland)-Lizenz.

[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Ver­sion enthält möglicher­weise Kor­rek­turen und Aktu­al­isierun­gen. Auch die Kom­mentare wur­den möglicher­weise nicht voll­ständig übernommen.]

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

57 Gedanken zu „Intertextuelle Illusionen

  1. Stefan

    geistiges Eigen­tum..
    Es… gibt… kein geistige Eigentum.
    Es täte der Urhe­ber­rechts­de­bat­te gut, mal von dieser Methaper wegzukom­men, die prak­tisch immer miss­braucht wird.
    Anson­sten stimm ich ihnen zu.

  2. Katharina

    richtig
    Der beste Text den ich zu dieser ganzen Debat­te gele­sen habe! Stimme voll zu.

  3. neous

    Wenn schon die Rede von dieser “web­basierten Inter­tex­tu­al­ität” ist, darf man doch eigentlich ger­ade nicht ver­leug­nen, dass im Web Bezüge, Zitate, etc. viel ein­fach­er deut­lich gemacht wer­den kön­nen, dies aber noch lange nicht dazu berechtigt, es nicht zu tun.
    Vielle­icht steckt aber hin­ter diesem Begriff noch mehr: dieses so genan­nte “social web”. Erst Google hat es gestern wieder verdeut­licht (im Zuge der Bekan­nt­machung von Google Buzz — zu find­en in diesem Video bei YouTube: http://www.youtube.com/watch?v=yi50KlsCBio ):
    “The first thing we all do when we find some­thing inter­est­ing is share it. More and more, this kind of shar­ing takes place online.”
    Ich möchte mich keines­falls ein­rei­hen in die Suche nach Ausre­den und pos­i­tiv­en Zuschrei­bun­gen, dass das, was Frau Hege­mann getan hat, schon irgend­wie in Ord­nung geht! Ganz im Gegenteil.
    Ich finde jedoch die Argu­men­ta­tion der Medi­en dies­bezüglich ziem­lich schwach.

  4. Kirsten

    Eigentlich hat sie Glück…
    Ich stamme selb­st aus dieser “Remix‑, Shar­ing- oder Sam­pling-Kul­tur” und ich muss Frau Hege­mann ein­räu­men, dass sie Glück hat­te. Das Glück näm­lich, veröf­fentlicht zu wer­den — dabei han­delt es sich dur­chaus um einen nicht zu ver­ach­t­en­den Schutz, wie die von Ihnen angeprangerten Feuil­leton recht ein­drucksvoll beweisen.
    Sieht man sich hinge­gen die Archive an, in denen online Geschicht­en veröf­fentlicht wer­den und der Umgang der Archivleitung und der User mit Dieben — und nichts anderes ist sie ja let­z­tendlich — nun, den Kopf gestre­ichelt hätte sie sich­er nicht bekom­men. Vielmehr hätte sie sich glück­lich schätzen kön­nen, wenn ihr Account gelöscht wird, bevor ein entrüsteter und wenig zim­per­lich­er Mob in ihr Pro­fil und ihre Pri­vate Nachricht­en­box (und vielle­icht auch ins Email­fach und die Mes­sen­ger, falls sie diese öffentlich hat) einzieht…
    Da bleibt mir wohl nicht viel anderes übrig, als Frau Hege­mann viel Glück auf ihrem Weg zu wün­schen — und ihr ans Herz zu leg­en, den Weg von Mit­gliedern der “Remix‑, Shar­ing- oder Sam­pling-Kul­tur” nicht zu offen­sichtlich zu kreuzen…

  5. Gareth

    Sehr guter Blo­gein­trag! Frau Hege­mann scheint das mit der Lüge, die uns in ihrem eso­ter­isch verz­er­rten Welt­bild zur Wahrheit führen wird, schon so stark verin­ner­licht zu haben, dass sie inzwis­chen dazu überge­gan­gen ist, unge­niert in aller Öffentlichkeit zu lügen, näm­lich z.B. zu behaupten, dass sie Airens Buch nicht gele­sen habe, obwohl dessen Ver­lag selb­st ein Buch an ihre Adresse geschickt hat.
    Und wer als Jour­nal­ist allen Ern­stes ein so dreistes und offen­sichtlich­es Pla­giat als ‘inter­textuell’ vertei­digt, hat offen­bar wenig Ahnung vom Schreiben im All­ge­meinen. Ger­ade bei der FAZ über­rascht mich das aber über­haupt nicht.

  6. Patrick Schulz

    Nur ein paar mehr oder weniger spon­tane Gedanken beim Lesen des Beitrages:
    Lit­er­atur ist mehr als Inhalt: Nicht (allein) der Plot macht ein gutes Buch son­dern (auch) die Art und Weise, wie es geschrieben ist. So schreibt beispiel­sweise der Feuil­leton­ist der FAZ gestern, dass Hege­manns Buch Strobo sprach­lich wie stilis­tisch weit über­legen ist:

    Den­noch hat Hege­mann vor Airen einen entschei­den­den Vor­sprung. Keinen altersmäßi­gen, son­dern einen lit­er­arischen. „Strobo“ ist eine gle­ich­mäßig dahin­fließende Litanei, deren Grell­heit­en auf die Dauer etwas Läh­mendes haben. „Axolotl Road­kill“ dage­gen erzählt eine Geschichte.(Quelle)

    Der Kom­men­tar von Hege­manns Ver­lag, den Johannes Boie auf der Schaltzen­trale kom­men­tiert, ist um einiges inter­es­san­ter als die Reak­tion ein­er pubertieren­den Debut-Autorin, von der ich auf Grund ihres Alters nicht anderes erwarten würde als sich rauszuwinden:

    Den Dieb­stahl geisti­gen Eigen­tums der eige­nen Autorin damit zu recht­fer­ti­gen, dass diese “mit der ‘Sharing’-Kultur des Inter­nets aufgewach­sen ist”, ist für eine Ver­lagsmi­tar­bei­t­erin eine gewagte Aus­sage. Gesagt hat den denkwürdi­gen Satz Siv Bublitz, die Lei­t­erin der Ull­stein Buchver­lage, im Zusam­men­hang mit dem […] Pla­giatsvor­wurf gegen […] Helene Hege­mann(Quelle)

    Auch hat Hege­mann, anders als A.S. behauptet, nicht ein­fach „abgeschrieben“, denn darunter würde ich das wörtliche Übernehmen ver­ste­hen. Sie hat sich inhaltlich reich­lich bedi­ent, aber den­noch umfor­muliert und das Ganze in sowas wie eine ansprechende Form gepresst, dazu muss man sich nur die aufge­führten Beispiele auf Deef Pir­masens Blog anschauen.
    Bleiben wir beim ini­tialzün­den­den Blo­gein­trag: Einzig die Tat­sache, dass eine 17-jährige eine für ihr Alter unge­wohnt wendi­ge und „erwach­sen“ klin­gende Sprache ver­wen­det als Anfangsver­dacht für einen Pla­giat zu sehen, mag im Einzelfall funk­tion­iert haben. Bedeutet das nun aber, dass jed­er, der sich nicht Alters- und Standes­gemäß aus­drückt, poten­tieller Dieb geisti­gen Eigen­tums ist? Bleiben wir bei dem Gedanken und nehmen einen älteren Men­schen, der sich gle­icher­maßen auszu­drück­en ver­mag: Woher soll der seine Redege­wandtheit haben, wenn nicht von anderen? Macht er sich auch poten­tiellem Pla­giat schuldig, wenn er irgend­was auf­schreibt und veröffentlicht?
    Nun will ich keines­falls unbe­quelltes Klauen vertei­di­gen, aber seien wir mal einen Moment real­is­tisch: Wer macht das denn nicht? Selb­st Goethe hat Großteile der grundle­gen­den Ideen des Faust (I) aus ein­er Volkssage abgekupfert, was den Faust einzi­gar­tig macht ist die Form, wie es geschrieben ist, die Wort­wahl, das indi­vidu­elle Zusam­men­fü­gen von (teil­weise beste­hen­den) Textfetzen.
    All das führt mich zu einem Gedanken, den ich mal vor einiger Zeit in mein eigenes Blog geschrieben habe (und den ich auch mal irgend­wo anders aufgech­nappt habe): Gibt es sowas wie „geistiges Eigen­tum“ über­haupt? Ich denke nicht. Was es gibt sind ehrgeizige Men­schen, die ihren Namen unbe­d­ingt durch die Assozi­a­tion mit ein­er Idee oder einem Ding vor der Vergessen­heit ret­ten wollen.

  7. Jürgen vom Scheidt

    Danke für Klarheit
    Lieber anatol:
    Danke für die Klarstel­lung. Ich bin schon sehr über­rascht, dass die Jung-Autorin offen­bar ihr “furios­es Debüt” geistigem Dieb­stahl ver­dankt. Ich habe selb­st als 17-jähriger meinen ersten Roman geschrieben (und im Jahr darauf veröf­fentlicht). Von daher weiß ich, wie beschränkt damals meine Lebenser­fahrun­gen waren (was bei einem Sci­ence-Fic­tion-Roman allerd­ings nicht so auffällt).
    Dies ist eine willkommene Gele­gen­heit zur Beichte: Ich habe damals eine Stelle aus einem Sach­buch (A. Bragine: “Atlantis”, S. 238)abgekupfert, weil ich eine Schilderung des Unter­gangs von Atlantis “brauchte” und mich selb­st über­fordert fühlte, die Szene gut zu beschreiben. Ich habe die halbe Druck­seite zwar mit meinen eige­nen Worten wiedergegeben — aber “geklaut” war sie in ihrer Dra­matik der Sezne eben trotz­dem — und dies ohne Nen­nung des Autors. Mea cul­pa — ich war jung und brauchte (nicht das Geld aber den ersten) Erfolg.
    Den­noch, oder ger­ade deshalb: Nie­mand sollte sich mit Inter­net-Ziti­er-Frei­heit her­ausre­den, wenn er fremde Inhalte klaut. Geistiger Dieb­stahl ist und bleibt Dieb­stahl. Zumin­d­est möchte ich um mein Ein­ver­ständ­nis als Autor mit der “Spende” (die ich ja gerne mache) gefragt werden.
    Das gilt auch für jede Art von Raubkopie.

  8. Lälles

    Abschreiben erlaubt?Da hat die 17 jährige Helene Hege­man ein­fach abgeschrieben ohne die Quelle zu nen­nen. Und das nicht nur in einzel­nen Pas­sagen, son­dern wohl recht umfan­gre­ich. Die vorher noch so in den Him­mel gelobte Autorin müsste nun eigentlich tief fall­en. Doch weit ge

  9. david

    DankeDankeDankeDanke
    Großar­tig, der Kom­men­tar. Ich, als vom Lit­er­atur­we­sen unb­eleck­ter, kann mit solchen Begrif­f­en wie “Inter­tex­tu­al­ität” erst­mal wenig anfan­gen. Und wenn die noch in so einem ver­schwurbel­ten Text wie dem von der Hege­mann ste­hen, kriege ich Kopf­schmerzen und füh­le mich doof. Da hil­ft es unge­mein, wenn mir ein Fach­mann das Ganze einord­net und dafür klare Worte find­et. Und ich mit mein­er ersten Wahrnehmung nicht ganz falsch lag: Dass mich (mit solchen Tex­ten) eine selb­stver­liebte Clique ver­arschen will.

  10. Karl Bednarik

    Richtiges Plagi­ieren
    Plagi­ieren, aber richtig:
    Man über­set­zt den zu plagi­ieren­den Text vol­lau­toma­tisch in irgend eine Fremd­sprache, und dann eben­so vol­lau­toma­tisch wieder ins Deutsche zurück.
    Dann noch manuell kor­rigieren, und eine vol­lau­toma­tis­che Rechtschreibkorrektur.
    Ich wette, dass nie­mand das Orig­i­nal dieses Textes im Inter­net wieder findet.

  11. Gareth

    Einzig die Tat­sache, dass eine 17-jährige eine für ihr Alter unge­wohnt wendi­ge und „erwach­sen“ klin­gende Sprache ver­wen­det als Anfangsver­dacht für einen Pla­giat zu sehen, mag im Einzelfall funk­tion­iert haben.

    Den Anfangsver­dacht würde ich nicht nur darin sehen, son­dern v.a. auch in der Tat­sache, dass Hege­manns Dro­ge­neska­paden-Plot auf Szenen aus dem Berghain aufge­baut ist, in dem sie auf Grund ihres Alters mit Sicher­heit noch nicht ein­mal war. Und offen­bar ken­nt sie den Club eben nicht nur, wie viele Berlin­er, vom ‘Hören­sagen’ son­dern eben ganz konkret vom Abschreiben.

    Man über­set­zt den zu plagi­ieren­den Text vol­lau­toma­tisch in irgend eine Fremd­sprache, und dann eben­so vol­lau­toma­tisch wieder ins Deutsche zurück.

    Vielle­icht habe ich (schon wieder) Schwierigkeit­en mit der Ironie, aber ver­mut­lich würde den Text dann nie­mand erken­nen, weil er ungram­matikalisch und ver­fälscht wäre. Eine direk­te Über­set­zung lässt sich jedoch leicht erken­nen, wie ja auch im Fall Hege­mann geschehen, die sich auch per Über­set­zung ein­fach einen Song­text der Band Archive zueigen gemacht hat, ohne dies zu kennze­ich­nen. Im Sinne der Wahrheits­find­ung, selbstverständlich.

  12. Gunnar Ries

    Auf den Punkt gebracht.
    Das bringt es auf den Punkt. Erstaunlich, wie freimütig viele Zeitschriften mit dem Urhe­ber­recht ander­er Leute umge­hen, während sie sel­ber da oft sehr viel schär­fer reagieren, wenn sich mal jemand bei ihnen bedi­nen sollte.
    Beson­ders gut auch der ver­weis auf die Cre­ative Com­mons, die mein­er mei­n­ung nach noch viel zu wenig bekan­nt sind und zu sel­ten genutzt werden.

  13. rob

    dop­pelt schuldig?
    Wenn es “geistiger Dieb­stahl” waere (warum eigentlich nicht “geistiger Mord”, das klaenge noch krass­er? Vielle­icht “geistige Verge­wal­ti­gung”?), und sie sich dop­pelt schuldig gemacht haette (klauen und die quellen nicht nen­nen), macht sich dann auch ein dieb dop­pelt schuldig, wenn er ein auto stiehlt und dann zu allem ueber­fluss sich selb­st nicht mal anzeigt?
    Ein pla­giat ist kein dieb­stahl, und wenn ihr euch, in all eur­er selb­stver­liebten lit­er­aten­pracht, auf den kopf stellt. (Gilt lei­der noch mehr fuer die kom­men­ta­toren bei Deef.)
    Alles gute,
    rob
    PS: abschreiben und als eigenes werk aus­geben ist nat­uer­lich trotz­dem nicht ok. Man muss dafuer aber keine unzutr­e­f­fend­en het­zbe­griffe verwenden.

  14. forschungstorte

    Schaut mal weit­er in die Verangenheit
    Erst­mal danke für diesen Text, der mir einen sat­ten Brock­en für meine Mag­is­ter­ar­beit liefert. Ich werde jet­zt einige vor den Kopf stossen, jedoch ist das was die Hege­mann da gemacht hat im Prinzip ganz nor­male Weit­er­ver­ar­beitung eines Stoffes. Im Mit­te­lal­ter war das Gang und gebe. Da hat sich auch kein­er daran gestört, da es erst später Priv­i­legien gab (Guten­berg) und nur durch das Kopieren — ergo dem Abschreiben — kon­nte ein Stoff erst zum Best­seller wer­den. Dadurch wurde ein Text in den näch­sten auch öfters einge­flocht­en und alte Stoffe neu auf­bere­it­et und umgedeutet. Immer wie es der Zeit­geist oder son­stige Umstände begün­stigt hat. Man denke hier nur an das Nibelun­gen­lied. Es ist in vie­len Hand­schriften über­liefert, entählt viele Teile der Edda und anderen Stof­fen aus ver­schiede­nen Mythen und Erzäh­lun­gen. Die Copy-and-Paste Men­tal­ität ist nicht erst seit dem Inter­net ein The­ma. Wer sich mit der Lit­er­atur der Antike und des Mit­te­lal­ters beschäftigt, wird mir hier zustimmen.
    Die heutige Recht­slage ist in der Kul­turgeschichte ein klein­er Aus­nah­meklacks, der eventuell auch wieder der Ver­gan­gen­heit ange­hören wird. Das Inter­net ermöglicht es, Stoffe und Inahlte viel effizien­ter zu bear­beit­en und so viel rasch­er und vielfältiger Texte zu ver­bre­it­en als der Schreiber­ling im mit­te­lal­ter­lichen Scrip­to­ri­um oder auch her Guten­berg es zu träu­men gewagt hät­ten. Nur haben wir dank der dama­li­gen Erfind­ung des Buch­drucks und der Etablierung der Geld­wirschaft ein Sys­tem erhal­ten, welch­es die Ver­bre­itung viel­er Infor­ma­tio­nen ein­schränkt. Die Infor­ma­tion ist zur Han­del­sware gewor­den und ist somit eini­gen Zwän­gen aus­geliefert. CC-Lizen­zen erle­ichtern es den Infor­ma­tio­nen mit­tler­weile etwas aufzuatmen.
    Ohh wie frev­el­haft mögen einige nun denken die dies lesen. Aber im gesamten Kon­text ist dieses Buch kein Pla­giatsskan­dal son­dern Zeug­nis der kul­turellen Evo­lu­tion die sich ihre Wege um die Restrik­tio­nen des Copy­rights gräbt. Evo­lu­tion kann am besten stat­tfind­en, wenn diese sich frei entwick­eln kann.
    Aus wirtschaftlich­er Sicht ist dieses Buch sicher­lich für Gold­mann ein inter­es­santes Pro­jekt, denn skan­dalumwit­terte Büch­er verkaufen sich gut. Strobo kön­nte durch die Erwäh­nung als “Orig­i­nal” auch einiges mehr verkauft werden.
    Ich werde jeden­falls bei­de Büch­er käu­flich erwer­ben und syn­op­tisch bearbeiten.
    DANKE!
    P.S.: Geistiges Eigen­tum… ich sage nix mehr. Es gibt kein Recht auf Reich­tum für geistige Kinder. Genau­so kann keine Mut­ter tantiemen für ihre Kinder ver­lan­gen. In meinen Augen das­selbe. Allein die Namen­snen­nung (siehe CC-Lizen­zen) empfinde ich als etwas das mit einem Recht ver­bun­den wer­den sollte. Alles andere ist harte Arbeit und wenn Geld dabei herumkommt, ist das natür­lich gut.

  15. Gareth

    Wenn es “geistiger Dieb­stahl” waere […] und sie sich dop­pelt schuldig gemacht haette […]

    Das Wort dop­pelt ist doch in dieser Diskus­sion vorher noch gar nicht gefall­en — das hast du ger­ade dazugedichtet.

    Ein pla­giat ist kein diebstahl

    Deshalb wird ja auch das Wort ‘geistig’ hinzuge­fügt. Was ist daran bitte ein Het­zbe­griff? Wie man mit dem Fall Hege­mann derzeit­ig umge­ht, ist doch das krasse Gegen­teil von Het­ze. Dieb­stahl ist in Deutsch­land übri­gens so definiert, dass man jeman­dem etwas weg­n­immt, um es z.B. sich selb­st rechtswidrig anzueignen. (s. §242 StGB) Wenn jemand etwas ver­fasst und jemand anderes nimmt dies und veröf­fentlicht es unter seinem Namen, ohne ein Zitat ken­ntlich zu machen, dann ist das nichts anderes als geklaut.
    Und das hat die Autorin nach­weis­bar in mehreren Fällen gemacht. Nie­mand will, dass sie dafür ins Gefäng­nis geht, aber es ist auch mehr als ein­fach nur ’nicht okay’, v.a. wenn der Pla­gia­tor sein Pla­giat recht­fer­tigt und weit­er­hin Lügen verbreitet.

  16. Gareth

    Ich werde jet­zt einige vor den Kopf stossen, jedoch ist das was die Hege­mann da gemacht hat im Prinzip ganz nor­male Weit­er­ver­ar­beitung eines Stoffes. Im Mit­te­lal­ter war das Gang und gebe. Da hat sich auch kein­er daran gestört, da es erst später Priv­i­legien gab (Guten­berg) und nur durch das Kopieren — ergo dem Abschreiben — kon­nte ein Stoff erst zum Best­seller werden.

    Entschuldigung, aber das ist kein Argu­ment, son­dern eine nette Anek­dote aus dem Lit­er­aturbe­trieb des Mit­te­lal­ters. Da hat­ten übri­gens auch noch ganz andere Prak­tiken ihren Ursprung, die wir heute nicht mehr so doll find­en — z.B. Judenverfolgung.

    Die heutige Recht­slage ist in der Kul­turgeschichte ein klein­er Aus­nah­meklacks, der eventuell auch wieder der Ver­gan­gen­heit ange­hören wird.

    Oder halt nicht. So schön kann Speku­la­tion sein.

  17. Andreas H.

    Tippfehler
    @A.S.: Im Satz, der mit “Die FAZ, deren Feuil­leton ” begin­nt, ist in der zweit­en Zeile “am” zu viel.

  18. Wentus

    Dieb­stahl
    Was gibt es? Wenn es keinen Dieb­stahl geisti­gen Eigen­tums gibt, kann man ihn ja jed­erzeit ein­führen oder auch wieder abschaf­fen. Wir müssen unsere Regeln so schaf­fen, dass unser Gemein­we­sen möglichst effizient ist. Das hat nicht viel mit der Moral alter Büch­er oder unser­er Großel­tern zu tun. Unsere Moral, unsere Geset­ze, müssen sich an die Ver­hält­nisse anpassen. Wenn wir die “Pro­duzen­ten” zu sehr schützen, kann ihr “Pro­dukt” von der Gemein­schaft nicht hin­re­ichend genutzt wer­den. Wenn wir sie zu wenig schützen, wird es nicht genug “Pro­duk­te” geben.
    Natür­lich kann man sich dabei ein biss­chen vom Umgang mit Sach­w­erten leit­en lassen: Wir akzep­tieren wei­thin den Besitz von Din­gen, aber es gibt massen­hafte Ansätze, andere Men­schen vom Besitz prof­i­tieren zu lassen: Gemein­schaft­seigen­tum von Häusern, öffentliche Grü­nan­la­gen, Ver­mi­etung, Ver­pach­tung, Leasing.
    Inter­es­san­ter­weise ste­ht augen­blick­lich der Unter­schied zwis­chen Sach­w­erten und ideellen Werten in der öffentlichen Diskus­sion: Der Ankauf von gestohle­nen Dat­en ist keine Hehlerei.

  19. Gareth

    Harhar, eine siebzehn­jährige Klep­tomanin anscheinend.

    Mit­tler­weile dürfte Frau Hege­mann der Wahrheit ganz schön nahe gekom­men sein.

  20. Anatol Stefanowitsch

    Noch mehr Plagiate
    @Corax: Danke, ein sehr inter­es­san­ter Link, den ich hier noch ein­mal direkt zur Lek­türe empfehlen möchte:
    http://www.viceland.com/…-eitelkeiten/
    Es geht dort um eine Kurzgeschichte von Helene Hege­mann, die erstaunliche Ähn­lichkeit­en mit ein­er Kurzgeschichte des franzö­sis­chen Schrift­stellers Mar­tin Page aufweist. Hege­manns Kurzgeschichte „Die Spiegelung meines Gesichts in der Erschaf­fung der Welt” ist hier zu lesen, das franzö­sis­che Vor­bild „Un peu de ten­dresse“ hier. Für diejeni­gen, die kein Franzö­sisch kön­nen: Mit „erstaunliche Ähn­lichkeit­en“ meine ich, dass der zweite Teil von Hege­manns Geschichte inhaltlich und von der nar­ra­tiv­en Struk­tur iden­tisch mit der von Page ist, und zwar bis in kleine Details hinein.
    Laut dem ver­link­ten Beitrag hat Hege­mann die Geschichte nicht direkt rezip­iert, son­dern über den Kurz­film „Try a Lit­tle Ten­der­ness“ von Ben­jamin Teske, der auf Pages Geschichte beruht.
    [Nach­trag (11. Feb­ru­ar 2010): Der Fall Hegemann/Teske ist heute mor­gen auch im Feuil­leton angekom­men, z.B. in der Berlin­er Mor­gen­post. Die Springer-Feuil­leton­istin Cosi­ma Lutz, die vor Bekan­ntwer­den der Pla­giatsvor­würfe ein atem­los­es Por­trait über Hege­mann veröf­fentlichte und nach dem Bekan­ntwer­den ein in Zuck­er­wat­te ver­pack­tes Inter­view mit ihr führte, sieht nach wie vor keine Schuld bei Hege­mann. Nein, Schuld ist immer noch das Inter­net, das erst zum Stehlen ver­führt und die Diebin hin­ter­her auch noch an den Pranger stellt:

    Obwohl kaum jemand lacht, ist hier einiges nicht ganz frei von Ironie, zum Beispiel auch der Umstand, dass aus­gerech­net das Inter­net, das die Gren­zen der schreiben­den Sub­jek­te ver­wis­cht, jet­zt so mal­iz­iös zum Aufdeck­en von Pla­giat­en genutzt wird. Und es mag auch ein klein­er Trost für Airen und auch Teske sein, dass ihre Werke und ihre Autorschaften durch diesen lit­er­aturbe­trieblichen Skan­dal ein wenig mehr Aufmerk­samkeit bekommen.

    Tja.]
    [Nach­trag zum Nach­trag: Ach ja, die Springer-Bezahlwand… Die darf man ja wohl, im Sinne des „Shar­ing“ umge­hen, also ein­fach über Google News gehen.]

  21. Dierk

    … also, ich hätte da ein tolles The­ater­stück anzu­bi­eten, geht um so’n Teenag­er, dessen Alter g’rad abgenip­pelt ist. Und jet­zt weiß’r irgend­wie nich’ so, was er machen soll. Ach ja, am Anfang kommt da so sein Alter nochma’ als Geist und sacht ihm der Brud­er hätt’ ihn umge­bracht. Nach­her gibt’s noch’n The­ater­stück im The­ater­stück, so als meta­textuelle Ebene, nich’. Biss­chen Äktschn hab’ ich am Ende, da hauen und stechen die sich, sind dann alle Tod, auch so’n biss­chen Krieg und so.
    Wer will’n das haben, weil, ich will da’n biss­chen was Kohle mit machen, so Druck und Inder­nett und eigentlich auch so auf­fer Bühne. Ange­bote ein­fach an direkt an mich. Oh, der Titel: Omelette oder Unschlüs­sigkeit in Zeit­en des Textes.

  22. YeRainbow

    Der Skan­dal
    scheint heutzu­tage eine notwendi­ge, wenn auch nicht hin­re­ichende, Vorbe­din­gung für den Verkauf von Tex­ten zu sein…
    Wieviel Clev­er­ness muß die junge Frau haben — und wieviel mehr hat der Verlag…

  23. mafigo

    Dann stellt sich — eigentlich wenig ver­wun­der­lich — heraus,”
    “Wie gesagt, es ver­wun­dert mich nicht.”
    Natür­lich, alles schon vorher gewusst…

  24. Gregor Keuschnig

    Sehr gute Analyse
    Schön, wie hier der Begriff der Inter­tex­tu­al­ität erläutert und abge­gren­zt wird. Das scheinen einige Feuil­leton­is­ten schon nicht mehr auf die Rei­he zu bekom­men, was einiges über den soge­nan­nten “Betrieb” aussagt.
    Und lustig wie in Anbe­tra­cht der Argu­men­ta­tion des Autors von eini­gen Kom­men­ta­toren die Exis­tenz von so etwas wie geistiges Eigen­tum ein­fach geleugnet und als “Kampf­be­griff” denun­ziert wird. In der Mehrheit dürften dies Leute sein, die nicht damit ihr Geld ver­di­enen. Sie sind nicht einen Deut bess­er als die Recht­fer­tiger, In-Schutz-Nehmer und Texträuber.

  25. Joachim Klatt

    Ausre­den sind feige!
    Man kann es drehen und wen­den, beze­ich­nen und definieren wie man will: Was dort passiert ist, bleibt falsch. Da nützt es auch nichts, irgendwelche hanebüch­enen Beispiele aus einem ganz anderen Medi­um her­anzuziehen, die — und das sollte man dabei nicht unter­schla­gen — in vie­len Fällen gnaden­los mit Abmah­nun­gen, Unter­las­sungsver­fü­gun­gen und/oder hohen Geld­bußen geah­n­det wer­den. Man sollte also vor­sichtig sein, wenn man sich so öffentlich als “Raubkopier­er” (wir alle wis­sen, daß es sowas nicht gibt, aber die DAUs da draußen nen­nen es so) out­et, der nicht nur Shar­ing betreibt, son­dern damit einen immensen Gewinn erwirtschaftet.
    Und da sind wir bei der unerträglichen Zweizüngigkeit der etablierten Klün­gelge­sellschaft: Das ist plöt­zlich Kun­st und kein Ver­brechen, aber wenn ein 12jähriger seinen LEGO-Film mit Musik von Metal­li­ca hin­ter­legt, soll er zahlen bis zur Rente? Eben­so wie Alko­hol — gegen alle Fak­ten — als weniger gefährlich und vor allem kul­turell wichtig beze­ich­net wird als z.B. Cannabis. Das Feier­abend­bier ist der Inbe­griff der teutschen Gemütlichkeit, der Feier­abend­joint brutzelt das Hirn weg und macht aus braven Gym­nasi­as­ten Mon­stert­er­ro­ramok­läufer. Man kön­nte die Liste weiterführen…
    Doch damit nicht genug. Das Inter­net, mit all seinen bösen Rau­penkopier­ern und Hack­erz ist sog­ar bess­er, ehrlich­er und ver­ant­wor­tungs­be­wußter. Wer schon mal einen Film oder ein Album gesaugt hat, wird die kleinen TXT-Files ken­nen, die dort anhän­gen oder sich auch im Down­load­por­tal find­en. Dort find­et sich IMMER ein Hin­weis wie “Wenn Euch der Film/die Musik gefall­en hat, kauft Euch das Orig­i­nal, um die Kün­stler für ihre Leis­tung zu ent­lohnen.”. Das kön­nte man jet­zt als hohle Floskel belächeln, aber denkt man drüber nach. Sie machen sich immer wieder die Mühe, solche Hin­weise in die Texte zu schreiben. Sie kön­nten auch ein­fach nichts schreiben oder sog­ar “Saugt alles kosten­los, sie haben es nicht bess­er ver­di­ent!”. Passiert aber nicht. Man sol­i­darisiert sich mit den Kün­stlern, man sucht das Gle­ichgewicht zwis­chen fair­er Ent­loh­nung und Ille­gal­ität. Eine Art virtueller Klin­gel­beu­tel, in den man natür­lich nichts wer­fen muß, aber es dann doch tut, weil man sich schuldig fühlt. Aber ich schweife ab…
    Selb­st wenn man Remix und MashUp als Ver­gle­ich her­anzieht, greift das nicht. Solche Kün­stler (ja, das sind sie) suchen nur die Anerken­nung für ihre eigene Leis­tung, als für das “upmashen” und “remix­en”. Sie behaupten nicht, das ver­wen­dete Mate­r­i­al pro­duziert zu haben. Daher find­en sich meist auch umfan­gre­iche Quel­len­nach­weise bei den Dateien, die genau wiedergeben, wessen Pro­dukt hier ver­wen­det wurde.
    All das fehlt bei Frau Hege­mann. Sie ist damit also nicht mal auf dem Niveau von Men­schen, für deren Ergrei­fung sog­ar extra neue Geset­ze geschaf­fen und vom Grundge­setz garantierte Frei­heit­en eingeschränkt wur­den. Wenn schon die anony­men Urhe­ber­rechtsver­let­zer aus dem Inter­net Staat­fein Nr. 1 sind, wie soll man dann dieses Mädel einordnen?
    Was mir gerde so in den Sinn kommt: Da man ihr ja durch die Bank eine große Weisheit bescheinigt hat, die weit über ihr Alter hin­aus­ge­ht, wie sieht das denn vor Gericht aus? Mit 17 würde sie noch als Jugendliche milder behan­delt wer­den. Per­so­n­en über 18 kön­nen auch noch so behan­delt wer­den, wenn man ihnen man­gel­nde geistige Reife zugeste­ht, aber da Frau Hege­mann ja geistig ja schon deut­lich älter ist, kön­nte man diese Begrün­dung für den Jugend­schutz nicht gel­ten lassen. Jaja, ich weiß, in dubio pro reo. Nur so ein Gedanke…
    Ich würde es als Ver­leger von Airen bzw. als Autor in diesem Fall mal drauf ankom­men lassen. Hart bleiben und kla­gen, wenn nicht wenigestens 90% der Gesamten Ein­na­hemn rüber­fließen. Das wäre ein schön­er Muster­prozeß und es wäre inter­es­sant zu sehen, welche Waf­fen das Feuill­ton noch auf­fahren würde, um Hege­mann und sich selb­st zu retten.
    Dazu wird es wohl lei­der nicht kom­men. Schade.
    Es bleibt das gute Gefühl, moralisch ‚trotz einiger Eck­en und Kan­ten, weit über solchen selb­ster­nan­nten Jour­nal­is­ten und Lit­er­aturkri­tik­ern zu ste­hen. Und solchen Pla­giatis­ten. Pfuibäh!
    Joachim

  26. Buchstabensalat

    Pla­giat ist kein Diebstahl?
    Stellt euch mal vor, ihr laßt einen coolen Spruch. Und euer Fre­und hört den.
    Und bei der näch­sten sich bietenden Gele­gen­heit läßt der den ab.
    Und alle Umste­hen­den staunen offe­nen Mundes und klatschen ver­bal Beifall: Hey, coool, super gesagt, Alter.
    Und euer Fre­und grinst und freut sich.
    Wie fühlt ihr euch dann? Und JA, genau so funk­tion­iert “geistiger Dieb­stahl” und Plagiat.
    Was die Jour­nal­is­ten ange­ht, merkt man deut­lich, wie wenig sie von der “Shar­ingkul­tur” des Inter­nets ver­standen haben. Son­st wäre es ihnen schon lange aufge­fall­en, daß die meis­ten Leute über­haupt nichts dage­gen haben, ihre geisti­gen oder kün­st­lerischen Ergüsse auf möglichst vie­len Web­sites wiederzufind­en — solange sie deut­lich als Quelle (oder sollen wir sagen, als URHEBER) genan­nt wer­den. Mit die “schlimm­ste Sünde” im Netz ist Hotlink­ing (zu Eigen machen von Inhal­ten ohne Ken­ntlich­machung der Quelle PLUS Traf­fick­lau, also wirtschaftlichem Schaden). Im Gegen­satz dazu “die größte Ehre”: möglichst viele Links und Trackbacks.
    Dabei wäre es so ein­fach. Shar­ing bedeutet Teilen. Wer möchte im realen Leben schon seinen Keks teilen, ohne auch nur ein Danke dafür zu bekommen?
    Salat

  27. amo

    das ist ja auch so
    es hätte ehrlich gekennze­ich­net wer­den müssen, wo es mas­siv war. aber wo war der ver­lag? der kri­tis­che (auch schützende — sie ist ger­ade so kein kind mehr- verlag)?
    ihr lasse ich es noch als jugend­sünde, jugend­dummheit durchge­hen. alle anderen sind profis. alle anderen (zeitun­gen, ver­lage, claque­ure) gehören noch am härtesten angegangen.

  28. rob

    ich bin lei­der kein dichter 😉
    @gareth:
    > “Das Wort dop­pelt ist doch in dieser Diskus­sion vorher noch gar nicht gefall­en — das hast du ger­ade dazugedichtet.”
    Das _wort_ ja, nicht aber den inhalt:
    “Man kön­nte den Fall Hege­mann dur­chaus nutzen, um über ein verän­dertes Urhe­ber­recht zu disku­tieren. Dieses hat sie näm­lich gle­ich mehrfach ver­let­zt: erstens, indem sie sich bei Tex­ten bedi­ent hat, deren Urhe­ber sie nicht zum „Shar­ing“ und „Remix­ing“ freigegeben hat­ten, und zweit­ens, indem sie diese Urhe­ber nicht genan­nt hat.”
    Zum dieb­stahl: mein­er ansicht nach ist der kern des dieb­stahls nicht, dass der dieb etwas hat, was er vorher nicht hat­te, son­dern dass der bestoh­lene etwas nicht mehr hat. Wenn ich einen rep­lika­tor erfinde und dann mit­tels ein­er wun­der­baren brotver­mehrung in ein­er baeck­erei das brot ver­dop­pele und dann an die hungern­den verteile, habe ich den baeck­er nicht bestohlen.
    Wenn sich eine min­der­w­er­tige kopie bess­er verkauft als das orig­i­nal und wenn dies sog­ar dazu fuehrt (auch wenn ich nicht weiss, wie das hier zusam­men­haen­gen sollte), dass sich das orig­i­nal schlechter verkauft, dann ist das zwar schade, aber das prob­lem ist weniger das kopieren als die bedauern­swerte tat­sache, dass sich qual­i­taet nicht durch­set­zt. Wenn die kopie aber bess­er ist, kann sich dann der autor des orig­i­nals beschw­eren, wenn die leute lieber die bessere ver­sion lesen und kaufen?

  29. Dr. Golz

    Erfreulich klare Worte! Danke!
    Ein kleines Lehrstück darüber, wie sich Medi­en blamieren und weit­er über­flüs­sig machen.
    Nun kann man also in der Zeitung aufgeregte Stel­lung­nah­men zu ein­er ver­meintlichen Selb­st­be­di­enungs­men­tal­ität im Inter­net und der Notwendigkeit beson­der­er Schutzrechte für Ver­lage lesen — und zwei Seit­en weit­er die Vertei­di­gung des Pla­giats als ein­er Art neuer Schreibkul­tur. Dum­m­dreis­ter und schleimiger geht’s kaum noch!

  30. rob

    nicht okay”
    Sor­ry, noch vergessen:
    Wenn ich sage, es war kein dieb­stahl, dann meine ich damit genau so wenig, dass es ok (oder auch nur legal) ist, wie wenn ich sage, eine verge­wal­ti­gung ist kein mord. Ich sage nur, dass ich es nicht fuer sin­nvoll halte es als dieb­stahl zu beze­ich­nen, weil ich das haup­tkriterum [das weg­nehmen] nicht erfu­ellt sehe.
    Und ein het­zbe­griff ist es IMHO deswe­gen, weil beim dieb­stahl mehr oder weniger kon­sens herrscht, was seine ver­w­er­flichkeit ange­ht, und vor allem weil er, eben­falls mein­er per­soen­lichen wer­tung nach, schlim­mer ist, da er ein nat­uer­lich­es recht [eigen­tum bzw. anspruch darauf, dass einem andere nicht ein­fach was weg­nehmen, was man recht­maes­sig besitzt] angreift, was beim “geisti­gen eigen­tum” eben nicht der fall ist. Es ist _nicht_ der nat­uer­liche ursprungszu­s­tand, dass ich anderen leuten ver­bi­eten kann, auf ihrer schreib­mas­chine die sel­ben tas­ten zu drueck­en, die ich vorher gedrueckt habe, nach­dem ich ihnen meinen text gezeigt habe. Oder dass ich ihnen vorschreiben kann, wem [d.h. welchem ver­lag] sie das so beschriebene papi­er fuer wie viel geld ueber­lassen. Somit muss grund­saet­zlich gebru­en­det wer­den, warum es “geistiges eigen­tum” gibt, und nicht, warum es das nicht gibt.
    Urhe­ber­recht kann es nat­uer­lich auch dann geben, wenn man das konzept des geisti­gen eigen­tums nicht anerken­nt. Zum beispiel weil man es fuer sin­nvoll haelt, den oft zitierten aus­gle­ichen zwis­chen kreativem pro­duzent und kon­sument herzustellen, da andern­falls, man­gels anreiz, nicht mehr genug pro­duziert wuerde.
    Ins­ge­samt halte ich das aber fuer eine inter­es­sante und vor allem wichtige diskus­sion, auch unab­haengig vom konkreten fall. Da waere es auch hil­fre­ich, wenn man tren­nt zwis­chen dem abschreiben und dem ver­heim­lichen, denn man kann ja auch das eine akzep­tieren, das andere aber nicht, eben­so wie man bei­des ver­dammen oder tolerieren koen­nte. Es erle­ichtert die kom­mu­nika­tion, wenn klar ist, was man ger­ade kri­tisiert. (Ich kri­tisiere hier die ver­wen­dung des begriffs dieb­stahl und ein ver­bot des abschreibens [von lit­er­atur, ausser­halb der schule ;-)]. Ich _unterstuetze_ der ver­bot des _heimlichen_ abschreibens — welch­es man ver­mut­lich mit dem gesetz gegen den unlauteren wet­tbe­werb erschla­gen kann, voel­lig ohne sich auf ein urhe­ber­recht beziehen zu muessen).
    Alles gute,
    rob

  31. J. Martin

    Abso­lut d’accord: Das hat wed­er etwas mit post­mod­ern­er Inter­tex­tu­al­ität zu tun noch mit der Remix-Kul­tur. Und das Hän­dewedeln von Hege­mann & Feuil­leton in Rich­tung Kathy Ack­er ist ganz beson­ders frech oder dumm oder beides.

  32. Merzmensch

    Vie­len Dank für diesen Artikel — damit wurde eigentlich alles gesagt, was zum Fall Hage­mann gesagt wer­den kon­nte. Oder…
    Ich per­sön­lich bin Frau Hage­mann dankbar. Dass sie — durch ihre eigene (vielle­icht unbe­wusste) Aufopfer­ung die Missstände unser­er Qua­si-Medi­en­welt pas­siv aufgedeckt hat. Und anders als eine Aufopfer­ung kann ich ihre Pla­giat-Tätigkeit­en nicht bew­erten. Denn von nun an ist ihr Name fast schon mit Pla­giat syn­onymisiert (und sie wird es nicht wieder rein­waschen kön­nen mit der schwachen Argu­men­ta­tion des “Post­mod­er­nen” oder des “Inter­textuellen”). Doch es geht hier eigentlich wed­er um sie, noch um das Pla­giat an sich.
    Es geht hier um die manichäis­che Hal­tung und völ­lige Inkom­pe­tenz der Print­me­di­en, was die neuen Medi­en ange­ht. Es geht hier um die blinde und leicht explo­sive Emo­tion­al­ität der Feuil­leton-Bezirke. Es geht hier im End­ef­fekt um die Selb­st­darstel­lung der ago­nisieren­den Printmedien.
    Min­der­w­er­tigkeit­skom­plex der Print­me­di­en (ohne jet­zt ver­all­ge­mein­ern zu wollen, anders aber nicht kön­nend) ist bere­its weit entwick­elt. Und mit Fall Hage­mann sieht man endlich sehr deut­lich, wie weit es gekom­men ist…

  33. Patrick Schulz

    geistiges Eigen­tum
    Ich hat­te gestern erst die Diskus­sion mit mein­er Fre­undin: gibt es sowas wie geistiges Eigentum?
    Der Begriff set­zt voraus, dass eine Idee (= eine geistige Leis­tung) etwas mate­ri­al­isi­er- und han­del­bares ist, was man besitzen und verkaufen kann. Denkt man das weit­er, muss man zwangsweise zu den Schluss kom­men, dass dieser Besitzanspruch aufgelöst wird in dem moment, wo ich meine Idee irgendwem anders mit­teile, da dieser Empfänger der Idee dann eben­falls diese Idee in seinem Kopf trägt. Dem „Empfänger“ der Idee stre­it­et man aber dann das Recht, diese Idee zu Eigen zu haben, ab, gle­ich­wohl sie auch in seinem Kopf for­t­an ver­ankert ist. Klar, kann der­jenige, der eine Idee hat entschei­den, was mit dieser passiert. Das geht aber nur solange, wie er diese Idee nie­man­dem mit­teilt. Was aber hat er dann von seinem Recht auf „geistiges Eigen­tum“, also dem Recht, mit sein­er Idee zu machen, was er will?
    Mit geistigem Eigen­tum kann mal also niemals eine Idee oder ein abstrak­tes Konzept schützen, son­dern nur eine Verbindung von diesem Konzept mit einem konkreten Namen. Diese Verbindung wird aber von Außen hergestellt, näm­lich in dem Moment, in dem eine Idee mit­geteilt wird.
    Was bleibt ist die Tat­sache, dass „geistiges Eigen­tum“ kein Han­delsgut sein kann, wie es materielle Eigen­tümer sind, son­dern nur ein abstrak­ter Begriff, aus dem man irgendwelche Rechte ver­sucht herzuleit­en, die anson­sten völ­lig aus dem Nichts gegrif­f­en sind.

  34. Gegenleser

    Ist das Buch nun gut oder nicht?
    Die Begriff­sklärung ist hil­fre­ich für das Wort “Inter­tex­tu­al­ität”. Aber was hat man erre­icht, wenn man Schwaflern ein einzelnes Wort weg­n­immt? Ver­mut­lich wenig.
    Die Lit­er­atur­markt-Motoren wollen sich ja keines­falls geir­rt haben. Sie haben sich aber unab­hängig von jed­er “Inter­tex­tu­al­ität” in der Qual­ität des “Romans” geir­rt. Wer lesen kann, merkt und fühlt es gle­ich. Um es mit einem Zitat zu sagen: “You imi­tate the best, the rest you mem­o­rize but do you real­ly feel what you feel?” Die anderen merken es dann später, in ein paar Jahren, wenn sich alle wieder ein­mal an die Stirn fassen und denken: Warum hat denn damals dieser Keks so viel Aufmerk­samkeit bekom­men? Eine Glosse wäre es vielle­icht wert gewe­sen ‑aber solche Elo­gen? Pein­lich. Das ist — wie andere hier auch schon fest­get­sellt haben — das wirk­lich Pein­liche. Ach Karl Kraus, mit diesem krachen­den Unfall der Buch-Kri­tik hättest du mehrere Fack­eln anzün­den können.

  35. Gerhard

    Gareth schrieb:
    “Entschuldigung, aber das ist kein Argu­ment, son­dern eine nette Anek­dote aus dem Lit­er­aturbe­trieb des Mit­te­lal­ters. Da hat­ten übri­gens auch noch ganz andere Prak­tiken ihren Ursprung, die wir heute nicht mehr so doll find­en — z.B. Judenverfolgung.”
    Warum schreibt jemand solche einen Unsinn? Was bitte hat die Tat­sache, dass in der Weltlit­er­atur seit Jahrtausenden Stoffe weit­er­ver­ar­beit­et wer­den, mit der Juden­ver­fol­gung zu tun? Ein­fach mal dumm dahergesabbelt, oder was?

  36. Linus

    Herr, wirf Hirn vom Himmel
    Es gibt kein geistiges Eigen­tum, aber was die Hege­mann da gemacht hat ist echt nich ok, ne.
    Was für ein him­melschreien­der Unfug. Und (sor­ry, Klis­chee) meis­tens von denen am lautesten in die Welt geblasen, die keinen blassen haben, wie Kun­st “erschaf­fen” wird. So ein bis­sel copy & paste reicht da nicht. Die (Eigen-Schöp­fung) ist das wichtige. Und die ist ver­dammt nochmal geschützt. Und das ist auch ver­dammt gut so, denn das führt dazu, dass Kün­stler zuallererst­mal für ihre Arbeit bezahlt wer­den, bevor man darüber sal­badert, dass das Resul­tat irgend­wie gefäl­ligst All­ge­meingut zu sein hat.
    Frag doch mal den Schrein­er um die Ecke, wie prick­el­nd er es find­et, wenn man meint, für seinen Tisch nicht bezahlen zu müssen, ihn dann grün stre­icht und dann auch noch so zu tut, als habe man das ganze sel­ber zusam­menge­fum­melt und damit eine Menge Asche einfährt.
    Ich nenne das Dieb­stahl. Und Betrug gle­ich noch dazu.

  37. Axel L. Plattgefahren

    Hochge­jubelt
    Das Feuil­leton (zumin­d­est ein großer Teil des­sel­ben) hat sich von einem gel­tungssüchti­gen Vater aus dem soge­nan­nten Kul­turbe­trieb miss­brauchen lassen.
    Das Mach­w­erk bleibt schlecht, egal ob abgeschrieben oder vom Vater oder der Tochter hingesudelt.

  38. Wilhelm Ruprecht Frieling

    Pein­liche “Edelfed­ern”
    Es ist megapein­lich, die Ver­renkun­gen der “Edelfed­ern” zu lesen, die — nach­dem sie das Mädel unisono gehypt haben — jet­zt zu erk­lären ver­suchen, warum es eine “Kun­st” sei, abzuschreiben. Das deutsche Feuil­leton begräbt sich langsam aber sich­er selb­st. Kein Wun­der, wenn die Lit­er­aturkri­tik in Blogs an Anse­hen gewinnt.

  39. Peer

    Naiv?
    Ich wun­dere mich nicht nur über die (ange­blich) verkehrte Welt (Blog­ger ent­larvt Abschreiberin, Zeitun­gen vertei­di­gen sie) son­dern auch daum, dass alle das State­ment der Autorin als “naiv” einstufen.
    Ich denke, sie hat ganz genau gewusst, was sie da tut und hat nur nicht damit gerech­net, dass man ihr auf die Schliche kommt.
    Ihre Rep­lik erin­nert mich allerd­ings fatal an Ausre­den mein­er Schüler, wenn ich deren Refer­at im Inter­net gefun­den habe…

  40. Gareth

    Ger­hard:

    Warum schreibt jemand solche einen Unsinn? Was bitte hat die Tat­sache, dass in der Weltlit­er­atur seit Jahrtausenden Stoffe weit­er­ver­ar­beit­et wer­den, mit der Juden­ver­fol­gung zu tun? Ein­fach mal dumm dahergesabbelt, oder was?

    Immer mit der Ruhe. Die Juden­ver­fol­gung hat mit der Weit­er­ver­ar­beitung von Stof­fen per se natür­lich gar nichts zu tun. Habe ich auch nicht behauptet. Ich habe auch nicht bestrit­ten, dass man das seit Jahrhun­derten von Jahren so macht. Es geht um Argu­mente! Ich habe also lediglich ange­führt, dass ein Ver­weis auf eine lange Tra­di­tion nicht als Argu­ment dafür benutzt wer­den kann. Sie kön­nen nicht daherkom­men und sagen: “Das wird aber schon seit Erfind­ung des Buch­drucks so gemacht!” bzw. “Es ist deshalb legit­im, weil es die Erfind­er im Mit­te­lal­ter auch so gemacht haben” (para­phrasiert). Ist es näm­lich nicht. Es kann aus ganz vie­len Grün­den legit­im sein, aber nicht aus Tra­di­tion. Daher mein Beispiel mit der Juden­ver­fol­gung (die zufäl­liger­weise auch im Mit­te­lal­ter zum Ren­ner wurde) — dass sie eine jahrhun­derte­lange Tra­di­tion in Deutsch­land hat, legit­imiert sie nicht. Sie kön­nen aber auch tausend andere Beispiele nehmen, wenn Ihnen das nicht passt: Dass asi­atis­che Völk­er seit Jahrtausenden Akupunk­tur betreiben, ist ein Fakt. Dieser hat aber keinen Ein­fluss darauf, ob Akupunk­tur nun gut oder schlecht (bzw. wirk­sam oder unwirk­sam) ist. Ich zwei­fle keine Fak­ten an und ich lasse Ihnen Ihre Mei­n­ung, aber es wäre klasse, wenn nur Argu­mente ange­führt wür­den, die auch welche sind.
    rob:

    mein­er ansicht nach ist der kern des dieb­stahls nicht, dass der dieb etwas hat, was er vorher nicht hat­te, son­dern dass der bestoh­lene etwas nicht mehr hat.

    Dieb­stahl ist aber nicht Ansichtssache. Von mir aus kann man darüber debat­tieren, ob ein Pla­giat wirk­lich Dieb­stahlcharak­ter hat (mein­er Mei­n­ung nach ja, doch darum ging’s mir gar nicht), aber Dieb­stahl ist ein strafrechtlich definiert­er Begriff. Man nimmt jeman­dem etwas weg, um sich selb­st einen Vorteil zu ver­schaf­fen. Alles andere klingt mir außer­dem ein biss­chen arg nach Robin Hood.

    Da waere es auch hil­fre­ich, wenn man tren­nt zwis­chen dem abschreiben und dem ver­heim­lichen, denn man kann ja auch das eine akzep­tieren, das andere aber nicht, eben­so wie man bei­des ver­dammen oder tolerieren koennte.

    Ver­ste­he ich nicht. Wenn man bei jeman­dem abschreibt und es nicht ver­heim­licht, nen­nt man das doch “Zitat”. Die Akzep­tanz dessen ste­ht doch außer Frage.

  41. Philipp Joos

    Sehr richtig!
    Sehr geehrter Herr Ste­fanow­itsch, wie Recht Sie haben!
    Und das Schäbig­ste ist, dass sich hier die blamiertesten Kri­tik­er beson­ders als Klageweiber des immer noch lei­dlich funk­tion­ieren­den Urhe­ber- (Zitat-)rechts her­vor­tun. Beson­ders die, deren Ver­la­gen das nicht genügt, weshalb sie dazu noch ein “Leis­tungss­chutzrecht” haben wollen (wobei sie verken­nen, dass dieses dann ja wohl dem Mörder und nicht dem Ver­leger zuste­hen müsste, der bloß den Bericht eines Jour­nal­is­ten über den Mord abdruckt).
    Ein Gutes hat’s: Es gibt einige Kri­tik­er-Namen, die man in Zukun­ft gar nicht erst wird ignori­eren müssen.
    Apro­pos: Das Kind kann einem ja nur leid tun, egal wie größmäulig es sich gibt. Aber gibt es in Berlin eigentlich keine Jugendämter und Staat­san­wälte, die sich um einem Vater küm­mern, der seine kleine Tochter offen­bar zu der­ar­ti­gen Dro­gen- und Sex-Exzessen anges­tiftet hat, indem er ihr die Gebrauch­san­weisun­gen besorgte?

  42. shadaik

    Was heisst das?
    “Wenn jemand über Dinge schreibt, von denen er oder sie nichts wis­sen kann […]”
    Ohne das Buch gele­sen zu haben: Was denn zum Beispiel? Mir fiele da recht wenig ein (Einkom­menss­teuer zahlen und Rent­ner sein als so ziem­lich einzige Beispiele), worüber man mit 17 grund­sät­zlich nichts wis­sen kann und selb­st da kann man mit Betrof­fe­nen reden und sich informieren. Man ist geschlecht­sreif, hat vielle­icht schon (ferien-)gearbeitet usw.
    Da eine Fre­undin sich (nicht bei Ihnen/dir, nicht in Bre­men) schon einen Pla­giatsvor­wurf gefall­en lassen musste, weil sie sich über das The­ma ihrer Abschlus­sar­beit tat­säch­lich informiert hat (das war dann “Wis­sen, das sie nicht haben kon­nte”), bin ich bei sowas sehr vorsichtig.

  43. werner sauerwein

    fr.helene hege­mann benutzt eine neue erzählform,die zu unser zeit passt,auch wenn sie der bish­er üblichen widerspricht.fr.hegemann hat etwas angestossen,das in zukun­ft als neue wieder­gabe ange­se­hen wird.

  44. shadaik

    Berghain
    Wieso sollte eine 17-jährige nicht übers Berghain schreiben kön­nen? Ich kenne her­vor­ra­gende Romane über den Zweit­en Weltkrieg, geschrieben von Leuten, die deut­lich nach 1970 geboren wurden.

  45. Gareth

    Wieso sollte eine 17-jährige nicht übers Berghain schreiben kön­nen? Ich kenne her­vor­ra­gende Romane über den Zweit­en Weltkrieg, geschrieben von Leuten, die deut­lich nach 1970 geboren wurden.

    Ja, Chance ver­passt, live dabei zu sein… Es kön­nen auch Nicht-Blinde einen Roman schreiben, in dem es um Blinde geht, und der kann auch gut sein. Ich hielt es auch bei Frau Hege­mann nicht für unmöglich, aber zumin­d­est doch für ungewöhn­lich. Nicht dass sie auf Recherche angewiesen war (das ist ja weit­er nicht ver­wun­der­lich), son­dern dass ihr ein laut Feuil­leton ein so “authen­tis­ches” Buch gelun­gen ist über etwas das man — anders als den 2WK — nicht ein­fach tausend­fach in der Lit­er­atur recher­chieren kann. Hat sich dann ja auch her­aus­gestellt, dass es genau die Authen­tiz­ität war, die sie bei anderen geklaut hat.

  46. Anatol Stefanowitsch

    Lit­er­arisches Tal­ent“, so’n Quatsch
    @Werner Sauer­wein und alle anderen Hege­mann-Apolo­geten: Hege­manns ange­blich­es lit­er­arisches Tal­ent und ihre ange­bliche alles verzeih­lich machende jugendliche Naiv­ität sind mir völ­lig egal, eben­so wie die abstruse The­o­rie, dass Abschreiben erlaubt sei, weil andere Autor/innen das auch gemacht haben. Mir geht es um Teile des deutschen Lit­er­atur­feuil­letons und deren unsägliche Recht­fer­ti­gungsarien unter mutwilliger Ver­wen­dung unpassender Begriffe.
    Aber da wir schon bei ein­er Bew­er­tung von Hege­manns Vorge­hen sind: Ihnen und allen anderen, die nicht ver­ste­hen wollen, was Hege­mann falsch gemacht hat sei fol­gen­der Beitrag von Volk­er Ludewig auf FAZ.net ans Herz gelegt: Nicht abschreiben! Sel­ber leben! Sel­ber schreiben!.

  47. Horst

    Exzel­lente Analyse
    Vie­len Dank für diesen her­aus­ra­gen­den Beitrag.
    Ein weit­er­er wichtiger Aspekt ist “share-alike”: Grund­lage für die Nutzung und Weit­er­en­twick­lung (deriv­a­tive works) viel­er unter Cre­ative Com­mons veröf­fentlichter Inhalte ist ja, dass das neu zusam­menge­bastelte Werk *unter den gle­ichen Bedin­gun­gen* lizen­siert wird wie das Aus­gangs­ma­te­r­i­al! Also so, dass der Näch­ste auch wieder einen Remix machen darf.
    So wird durch den Ursprungsautor sich­er gestellt, dass seine Impulse weit­er gegeben wer­den kön­nen und die kollek­tive geistige Entwick­lung voran­schre­it­en kann.
    Und genau das ist bei Axolotl Road­kill eben nicht der Fall. Der Ull­stein Ver­lag beansprucht das volle Copy­right für den Text. Wer einen Remix davon anfer­tigt, bekommt es mit der Rechtsabteilung zu tun und kann sehen, wie er sich aus der Abmah­nung wieder rauskauft.
    Das ist schlicht Dieb­stahl und muss auch klar als solch­er benan­nt wer­den. Wer von Remix-Kul­tur spricht und gle­ichzeit­ig alle Rechte beansprucht und vertei­digt, han­delt zynisch und ohne Ehre.
    Frau Hege­mann und die Ver­lags­branche haben damit — absichtlich oder unfrei­willig — ihre eigene hässliche Fratze entblößt.

  48. Achim

    Einkom­menss­teuer
    @ shadaik:

    Mir fiele da recht wenig ein (Einkom­menss­teuer zahlen und Rent­ner sein als so ziem­lich einzige Beispiele), worüber man mit 17 grund­sät­zlich nichts wis­sen kann 

    Das mit der Einkom­menss­teuer geht dem­nächst wohl los, wenn ich mir anschaue, in welchem Tem­po die Stapel bei Hugen­dubel & Co. umgeschichtet wer­den. Oder sollte sie den Urhe­ber­be­griff auch für sich so lock­er ausle­gen, dass sie den Text ohne anständi­ge Tantiemen­forderung an den Ver­lag gegeben hat?

  49. Hasso

    @rob
    “Zum dieb­stahl: mein­er ansicht nach ist der kern des dieb­stahls nicht, dass der dieb etwas hat, was er vorher nicht hat­te, son­dern dass der bestoh­lene etwas nicht mehr hat. Wenn ich einen rep­lika­tor erfinde und dann mit­tels ein­er wun­der­baren brotver­mehrung in ein­er baeck­erei das brot ver­dop­pele und dann an die hungern­den verteile, habe ich den baeck­er nicht bestohlen.”
    Im wörtlichen Sinne sich­er nicht.
    Wenn der Bäck­er allerd­ings davon lebt, seine Brote zu verkaufen, hast du ihm die Exis­ten­z­grund­lage entzogen.
    Es gibt übri­gens Leute, die haben zwar keinen Rep­lika­tor, aber Arbeit­er, die zu Hunger­löh­nen arbeit­en (müssen) und dann das von denen pro­duzierte Brot zwar nicht an die Armen ver­schenken, aber ein­fach bil­liger als der Bäck­er verkaufen. Das ist in unser­er Gesellschaft auch kein Dieb­stahl, son­dern “Freie Marktwirtschaft”

  50. aundp

    Heute in den Feuilletons…”
    Jaha, Tra­di­tio­nen soll man pflegen…
    …aber meines Wis­sens haben heutzu­tage Feuil­let­onar­tikel einen Autor!
    Wieso wird der nicht genannt?
    Nicht nur in dieser span­nen­den Debat­te ist es doch nüt­zlich zu wis­sen, welch­er Großkri­tik­er welchen Mist verzapft hat ohne müh­sam den Orig­i­nalar­tikel zu konsultieren.
    “…meint die ZEIT, …empört sich die FAZ, …lobt die TAZ” ist anachro­nis­tis­che Nullinfor­ma­tion­srhetorik der alten Schule.
    Warum als Kurz­be­leg nicht ein­fach (M. Biller/FAS)?

  51. TMP

    Dieb­stahl ist aber nicht Ansichtssache. Von mir aus kann man darüber debat­tieren, ob ein Pla­giat wirk­lich Dieb­stahlcharak­ter hat (mein­er Mei­n­ung nach ja, doch darum ging’s mir gar nicht), aber Dieb­stahl ist ein strafrechtlich definiert­er Begriff. ”
    Hui, entwed­er missver­ste­he ich Sie, oder jemand beg­ibt sich hier auf ein ziem­liche dünnes Eis.
    Straftrechtlich ist es nun­mal kein Dieb­stahl, der Para­graph über Dieb­stahl bezieht sich AUSDRÜCKLICH nur auf SACHEN.
    Um den Beginn von “StGB §242 Dieb­stahl” zu zitieren:
    “(1) Wer eine fremde bewegliche Sache[…]”
    Neben­bei ist noch inter­es­sant, das für Dieb­stahl eine Aneig­nungsab­sicht beste­hen muss, das “bor­gen” eines Fahrrads ist also kein Dieb­stahl, weswe­gen es den §248b gibt 😉
    Wed­er in Deutsch­land, noch — meines Wis­sens — inter­na­tion­al haben Begriffe wie geistiges Eigen­tum, Dieb­stahl geisti­gen Eigen­tums, Raubkopie etc irgen­deine rechtliche Bedeutung.
    Es geht auss­chließlich immer um Urhe­ber­recht und Ver­let­zung des Urheberrechts.
    Damit ist es nun­mal ein Begriff der ver­sucht, Emo­tion mit Argu­men­ta­tion zu ver­mis­chen, oder etwas neg­a­tiv­er ein “rein­er Kampfbegriff”.
    Zum Artikel selbst:
    Auf jeden­fall inter­es­sant und habe ich gerne gelesen.
    Der Kom­men­tar ver­schwindet wahrschein­lich unge­le­sen, weil ich “zu spät” etwas geschrieben habe, aber die Sache mit dem Dieb­stahl kon­nte ich so nicht ste­hen lassen. 🙂

  52. Martin Huhn

    @ TMP

    Der Kom­men­tar ver­schwindet wahrschein­lich unge­le­sen, weil ich “zu spät” etwas geschrieben habe, aber die Sache mit dem Dieb­stahl kon­nte ich so nicht ste­hen lassen. 

    Da kann man sich täuschen. Es wer­den auch ältere Artikel und deren Kom­mentare gelesen.

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