Die Vermutung, dass Standardenglisch mit seiner Artikellosigkeit meist allein auf weiter Flur steht, hat mich veranlasst, eine kleine Umfrage unter Muttersprachlern europäischer Sprachen mit bestimmten Artikeln (oder deren Äquivalenten) durchzuführen. Dazu bat ich um Übersetzungen von acht Beispielsätzen, in denen das irische Englisch angeblich so signifikant vom Standardenglisch abweicht. Darunter habe ich derzeit Beispiele aus dem Französischen, Italienischen, Ungarischen, Schwedischen und Bulgarischen. Und aus meinem eigenen Dialekt, dem Hochrheinalemannischen.*
Zwar verwenden nur Französich und Italienisch in allen Kontexten der Beispielsätze Definitheitsmarker, aber die Akzeptanzrate — mehr noch, die Notwendigkeit — von bestimmten Artikeln in einigen Kontexten ist für alle Sprachen verblüffend.
Besonders spannend finde ich hier die Kategorie der abstrakten Substantive, unzählbaren Plurale und Substantive mit generischer Referenz, die im Standardenglisch allesamt artikellos sind.
- Water is a precious commodity.
Картофите са скъпи в момента (Bulgarisch)
Vatten är en dyrbar vara. (Schwedisch)
L’eau est un bien précieuse. (Französisch)
A viz értékes dolog. (Ungarisch) - He likes life in Hamburg.
Той харесва живота в Хамбург (Bulgarisch)
Han gillar livet i Hamburg. (Schwedisch)
Er mag das Leben in Hamburg. (*Er mag Leben in Hamburg) - Potatoes are expensive.
Mostanában drága a burgonya. (Ungarisch)
Le patate sono care adesso (Italienisch)
D’Herdäpfel sin düür. (Hochrheinalemannisch, optional, preferred)
Auch bei Institutionen, bei denen im Englischen der Artikel optional (im Standardenglisch “ungrammatisch”) ist, bevorzugen andere europäische Sprachen Definitheitsmarker, in den meisten davon sind sie sogar obligatorisch: *Er geht in Schule ist nicht möglich. Das gleiche gilt für Jahrezeiten und Zeitangaben.
- He had to go to hospital / He left school at the age of 18.
Hij gaat naar het ziekenhuis. (Niederländisch) aber: He gaat naar school.
Er geht ins Krankenhaus.
Il va à l’hôpital/à l’école. (Französisch) - I’ll be going to England in spring.
Je vais aller à l’Angleterre au printemps. (‘à le’) (Französisch)
På våren åker jag till England. (Schwedisch)
Aз ще ходя до Англия през пролетта. (Bulgarisch) - She earns 1000 euros per week (‘in the week’).
Hon tjänar ettusen Euro i veckan. (Schwedisch)
Ella gana mil euros por semana/a la semana. (Spanisch)
Sie verdient 1000 Euro pro Woche/die Woche (Deutsch)
Se verdient 1000 Euro in de Woch (Hochrheinalemannisch, preferred)
Höchstspannend.
*Alle befragten Muttersprachler wussten, worum es ging. Ich bat um die natürlich klingendste Entsprechung in gesprochener Sprache. Außerdem bat ich um einen Kommentar, ob die Artikel bzw. Definitheitsmarker obligatorisch, möglich/optional oder ungrammatisch sind. In den meisten Fällen sind sie obligatorisch, einige Sprecher fügten Kommentare hinzu, etwa “the omission of the article would sound extremely odd” (Bulgarisch, ‘Water is a precious commodity’).