Guido Westerwelles Weigerung, auf einer Pressekonferenz eine Frage auf Englisch zu beantworten, belustigt und empört derzeit Presse und Blogsphäre gleichermaßen.
Zunächst das Video, falls es jemand noch nicht gesehen hat:
Ich nehme an, ich werde in den nächsten vier Jahren nicht häufig einer Meinung mit Westerwelle sein, aber hier möchte ich ihn in Schutz nehmen: Es ist zwar nett, wenn deutsche Politiker bereit sind, Fragen auch auf Englisch zu beantworten, aber erwarten sollten Journalisten aus englischsprachigen Ländern das ebensowenig, wie etwa polnische Journalisten erwarten, ihre Fragen auf Polnisch stellen zu können.
Ich würde hier eher die anmaßende Weise bemängeln, in der der Reporter des BBC seine Frage stellt:
Doctor Westerwelle, James Coomarasamy from the BBC. If I may ask you a question in English and if you would be so kind as to answer English.
Es ist ja eine Sache, eine Frage auf Englisch zu stellen, aber dass ein Journalist einem zukünftigen Minister, zumal dem eines fremden Landes in dessen Land, auch noch die Sprache vorschreiben will, in der dieser Antworten soll, finde ich anmaßend. Ich habe den Eindruck, Westerwelle reagiert auf diesen Teil der Äußerung, denn er greift die Formulierung If you would be so kind auf — Wenn Sie bitte so freundlich wären….
Im weiteren Verlauf stellt sich heraus, dass Coomarasamy eine Dolmetscherin (oder deutschsprechende Kollegin) neben sich sitzen hat, an die er sich sofort wendet. Für mich stellt sich deshalb die Frage, ob er Westerwelle — im vollen Bewußtsein von dessen notorisch schlechten Englischkenntnissen — mit seiner englischen Frage von vorneherein nur blamieren wollte.
Auf jeden Fall hat Westerwelles Weigerung einen gewissen (wenn auch typisch jungliberal verklemmten) Stil — allerdings nur, bis er in stereotypisierte Vorstellungen von teetrinkenden Engländern abgleitet, nachdem die Frage auf Deutsch gestellt und auf Deutsch beantwortet ist und es eigentlich keinen Grund mehr gibt, auf der Sache weiter herumzureiten:
Und damit das nur gleich klar ist, wir können auch außerhalb einer Pressekonferenz fabelhaft auch uns zum Tee treffen und dann sprechen wir nur Englisch. Aber … es ist Deutschland hier.
Das sollte er noch ein bisschen üben, damit er bei seinem Antrittsbesuch in Paris den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy nicht aus Versehen als käsefressenden Kapitulationsaffen bezeichnet…
bei einem vertreter einer anderen politischen richtung könnte ich mich ihrer argumentation durchaus anschließen, aber einem schergen des neoliberalismus wie herrn westerwelle gönne ich jeden kübel häme.
wer dauernd von elite, leistungsträgerschaft, globalisierung, flexibilisierung etc. pp. schwallt und dann vor anforderungen wie sie jeden uniabsolventen im bewerbungsgespräch treffen versagt der entlarvt sich als heuchler nach dem muster ”do as i say don’t do as i do”.
Na, da sind wir uns einig — das war keine Sternstunde der Diplomatie.
Ein amerikanischer Kollege des BBC-Reporters hat heute nachmittag in NDR2 auch Westerwelle in Schutz genommen, und ihn zugleich dafür gerügt, nicht mit der gebotenen Gelassenheit reagiert zu haben. Der amerikanische Journalist zeigte auch Alternativen auf: Westerwelle hätte sich die Frage anhören können, auf Deutsch antworten können, oder den BBC-Mann auf einen weiteren Termin hinweisen können, sodenn man in Großbritannien auf einem O‑Ton bestanden hätte.
In der Sache hat Westerwelle sicherlich Recht, und ich gebe auch Herrn Stefanowitsch Recht, die Art des BBC-Reporters war anmaßend (anmaßend sind übrigens auch die Reaktionen, die das in Großbritannien ausgelöst hat). Aber, wo ich schon dabei bin, Zustimmung zu verteilen — hat auch Westernworld einen Standpunkt: das war unglaublich unsouverän von Westerwelle, dem fleischgewordenen Gesicht der Leistungsgesellschaft. Mir war die notorische Englischschwäche von Westerwelle nicht bewußt. Und jeder der aufstrebenden “Young Potentials” muss auf soetwas vorbereitet sein. Unnötig von Westerwelle außerdem der Nachsatz “Dies ist Deutschland”. Damit spielt er jedem Protektionisten der deutschen Sprache, von mir aus auch den Anhängern des Denglishpopulismus in die Hände.
Auch ich denke, dass Westerwelle auf eine klare Herausforderung eine einigermaßen souveräne Reaktion gezeigt hat. Eine noch souveränere wäre in meinen Augen die Replik gewesen, sich die Frage gern auf englisch stellen zu lassen, die Antwort aber auf deutsch zu geben. Aber es musste ja wohl schnell gehen und er war sichtbar verblüfft…
Es kann auch sein, dass die deutschsprachige Kollegin das Dolmetschen von sich aus angeboten hat — zumindest in dem Ausschnitt, den man sieht, sieht man sie sich zuerst zu ihm wenden. Ansonsten stimme ich aber zu.
Bei näherem Nachdenken halte ich das Territorialargument “das ist eine Pressekonferenz in Deutschland” für nicht besonders angemessen. Und das war anscheinend auch nicht Westerwelles Beweggrund. Ihm ist der kalte Schweiß ausgebrochen, und weil er — und das kann man ihm wirklich vorwerfen! — wie alle Spitzenpolitiker um jeden Preis souverän wirken will, hat er das nicht zugegeben (z.B. “My English is not so good, but I can try”), sondern hat eine Ausflucht gesucht. Und da hat er eine erwischt, die eher dumm ist und von weiteren Dummen als nationalistisch verstanden werden kann. Besser wäre gewesen “Das ist hier ist eine Pressekonferenz auf Deutsch”, aber klar, dass ihm, um das abzuwägen, nicht die Zeit blieb.
Wobei die Briten die Franzosen eher als Frogs sehen:
http://www.encyclopedia.com/doc/1G1-106652581.html
Eine Pressekonferenz eines deutschen Politikers zur Bundestagswahl in Deutschland wird nun einmal auf Deutsch abgehalten. Das man die jeweilige Amtssprache benutzt, ist wohl in jedem anderen Land auch so. Ob Fragen auf Englisch zugelassen werden oder nicht, sollte den handelnden Personen selbst überlassen werden. Dass Reporter einem die Sprache vorschreiben, in der man zu antworten hat, ist aber lächerlich. Und dass Herrn Westerwelles Englischkenntnisse schlecht sind, mag lustig sein, andererseits hat das aber auch nicht allzu viel Bedeutung — dafür gibt es ja Dolmetscher. Und das sage ich, obwohl ich den Mann persönlich unausstehlich finde.
“If I may ask …” und “if you would be so kind …” sind aber doch recht klare Höflichkeitsmarkierungen, oder? Insofern finde ich es nicht so anmaßend.
@ Till: Ja, das sind Höflichkeitsformeln, aber eben nur Formeln, die man auch als Sahnehäubchen auf Beleidigungen setzen kann. So, wie man einen angriffigen Geschäftsbrief etwa mit der Grußfloskel “Hochachtungsvoll” endet.
Als Österreicherin habe ich von Herrn Westerwelle bislang nur wenig mitbekommen. Dennoch muss ich sagen: Wenn die eingangs zitierten Sätze O‑Ton waren (ich gestehe, hab mir das YT-Video nicht angesehen), dann hat Herr Westerwelle nicht nur mit Englisch, sondern sogar mit Deutsch ein Problem, und das ist ja wohl mal eine Schande.
Ich finde, es sollte zur Grundvoraussetzung für JEDEN Politiker (gleich welchen Landes) gehören, dass er zum einen die Muttersprache beherrscht und auch rhetorische Fähigkeiten besitzt, immerhin gehört das Halten von Reden zum Berufsbild und damit repräsentiert der Politiker auch sein Land.
Zweitens kann ich Gareth nicht zustimmen: Englisch sogar relativ fließend sprechen zu können, erachte ich auch als Voraussetzung. Unsere Politiker verdienen weiß Gott nicht schlecht, und heutzutage werden von jeder kleinen Sekretärin schon mehr Fremdsprachenkenntnisse erwartet. Es ist ja wirklich keine so schwierige Sprache (wenn man sie nicht eben auf literarischem Niveau beherrschen will, was in der Politik nicht der Fall ist), dass man sich darum drücken dürfte. Mit dem gleichen Argument könnte man ja auch sagen, ein Politiker müsse nicht rechnen können, weil das seine Finanzbeamten tun, und er müsse keine Gesetze kennen, weil das seine Justizbeamten tun… etc.pp. Er muss kein Vollprofi in allen diesen Belangen sein, aber er muss Ahnung haben. Wozu sollte man denn einen ahnungslosen Hansel an die Spitze stellen?
“Nicolas Sarkozy nicht aus Versehen als käsefressenden Kapitulationsaffen bezeichnet…”
Wieso denn aus Versehen? Soviel “Versehen” konnte ich gegenüber Coomarasamy auch nicht erkennen — der strahlende Gewinner hat dem blöden Green-Card-Paki mit dem seltsamen Namen halt mal einwandfrei klar gemacht wo er sich befindet und mit wem er es zu tun hat. Die Sprachenfrage “Englisch oder nicht” war längst geklärt, die Reporterfrage “Was wird sich ändern” war längst abgebügelt. Und dann wird halt noch schnell nachgekartet. Respekt, Herr Westerwelle. So macht man das.
Find ich Richtig so, nur hätte er es netter verpacken können. Naja…
Mehr Respekt vor Herrn Westerwelle bitte! Das ist immerhin unser nächster Aussenminister. Sein Stil wird uns in Zukunft der Welt vorstellen.
Daß ich das noch erleben darf: Anatol Stefanowitsch und Walter Krämer sitzen im selben Boot und verteidigen Guido Westerwelle, der lieber Deutsch statt Englisch spricht.
Interessant ist die Frage, wie gut Westerwelle Englisch beherrscht, hinsichtlich der sprachpolitischen Forderung der FDP-Bundestagsfraktion an die Bundes- und Landesregierungen, „verhandlungssicheres Englisch als Einstellungsvoraussetzung zu verlangen, insbesondere im höheren, auf jeden Fall aber im ministerialen Dienst; verhandlungssichere Kenntnisse von Französisch können an die Stelle von verhandlungssicherem Englisch treten.“ Es stellt sich also die Frage, inwieweit Westerwelle den Ansprüchen der eigenen Partei gerecht wird und also „ministrabel“ ist.
Siehe:
http://www.fdp-fraktion.de/files/723/080529_Positionspapier_Deutsch__als_Arbeitssprache_1.pdf
Woher wissen so viele hier, dass der BBC-Reporter beleidigen wollte? Und warum sollte er das tun? Ich habe eher den Eindruck, er wollte einfach einen netten Originalton des fürs Ausland demnächst wichtigsten Deutschen haben, eines noch jungen Mannes, der in D als großes Politiktalent gehandelt wird. Ein liberaler, weltoffener Mensch, dem seit einiger Zeit Ambitionen auf das Amt des Außenministers — und damit obersten Diplomaten! — nachgesagt werden.
Inhaltlich war die Antwort Westerwelles vollkommen i.O., tonal komplett daneben, gerade in Bezug darauf, dass viele Briten Deutschland den Blitz noch nicht verziehen haben. Kann passieren in so einer Situation, das Nachtreten dann aber eindeutig nicht mehr. Das war insgesamt nicht souverän, wird aber auch zu einem Skandal aufgebaucht, obwohl es gerade mal ein kleiner Fettnapf war.
Nina, er spiegelt in gewisser Weise nur die allgemeine Situation in der Gesellschaft wider. Deutsche Abiturienten werden seit den 90ern mindestens neun Jahre, oft aber sogar elf Jahre in Englisch unterrichtet und haben danach erschreckend schlechte Sprachkenntnisse. Diejenigen, die auf Grundlage des Schulunterrichts wirklich angemessenes Englisch sprechen, sind leider auch in der heutigen Abiturientengeneration definitiv in der Minderheit.
Es freut mich sehr, daß Herr Westerwelle, der absolut nicht aus »meiner« Partei stammt, hier verteidigt wird. Seit den ersten negativen Meldungen komme ich aus dme Kopfschütteln nicht mehr heraus.
Gut, seine Begründung war unglücklich gewählt, aber das war sicherlich situationsbedingt, schließlich war es kein vorbereiteter Text. Für die Zukunft wird er da sicherlich eine bessere Floskel parat haben. Der Punkt ist ja, man darf als Deutscher in Deutschland gar nicht mal mehr Deutschland sagen, egal ob als Rechter oder Linker oder Liberaler. Eigentlich warte ich noch auf einen Hitler- oder Goebbels-Vergleich zu diesem Vorgang …
Was mir noch auffällt, ich weiß ja nichts über diese Veranstaltung, aber bei Pressekonferenzen von größerem Format gibt es üblicherweise konkrete Vorgaben, in welchen Sprachen, evtl. in welchem Umfang, Fragen gestellt werden können. Das ist mir als üblich bekannt, und es wäre also sogar denkbar daß der BBC-Journalist hier eine Regel überschritten hat. Wie gesagt nur eine Vermutung, die mir aber nicht ganz aus der Luft gegriffen scheint.
Man korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber meiner Meinung nach hat doch Herr Westerwelle vor allem nicht nur einen Mangel an Englischkenntnissen, sondern vor allem einen Mangel an Diplomatie und allgemeiner Kulturkompetenz zu erkennen gegeben.
Ich finde aus, dass es eine Sache ist, bei der Beantwortung der Frage auf dem Deutschen zu bestehen – das ist meines Erachtens nach völlig legitim, wenn auch etwas unglücklich (ich war zuvor davon ausgegangen, dass es gerade Herrn Westerwelle, immerhin einer der jüngeren im Kabinett und außerdem doch der Wirtschaft sehr zugetan, nicht an Englischkenntnissen mangeln würde).
Dabei jedoch pampig zu werden und sich die Überforderung bzw. den Unmut so anmerken zu lassen (und dann noch mit der Einladung zum Tee nachzusetzen) ist eines Amtes wie dem des Außenministers nicht würdig. Hätte es denn so schwierig sein können, auf die (unverschämte?) Forderung etwas diplomatischer zu reagieren? – “Herr Korrespondent, ich bedanke mich herzlich für Ihr Interesse; ich möchte Ihre Frage gerne präzise und so detailliert als möglich beantworten – weil aber Englisch nicht meine Muttersprache ist und ich gerade nicht darauf vorbereitet bin, werden Sie sicher Verständnis dafür haben, wenn ich Ihnen die Antwort – auch aus Respekt für die anderen Pressevertreter und die Zuschauer – auf Deutsch gebe. Haben Sie vielleicht einen Übersetzer dabei? Ansonsten stelle ich mich Ihnen gern im Anschluss für ein Interview zur Verfügung.”
Ich bin nicht überzeugt, dass so ein Moment der richtige für Herrn Westerwelle ist, um sich als weniger aalglatt als gedacht zu präsentieren. Vielleicht gilt in dem Fall doch, dass am meisten Profil immer noch das Gesicht hat, dass man schief von der Seite anschaut. Ein höflich-spitzzüngiges Zurückspielen des Balles hätte doch auch genügt – ich bin sicher, der Korrespondent hätte es verstanden.
Damit niemand auf die Idee kommt, dass ich tatsächlich mit Walter Krämer einer Meinung sei, hier die Presseerklärung des VDS zu dieser Angelegenheit:
Ich empfinde Westerwelles Auftritt weder als „souverän“, noch glaube ich, dass der betreffende Spiegel-Artikel Westerwelle dafür kritisiert, dass „der zu seiner Mutersprache steht“. Ich bin auch nicht grundsätzlich der Meinung, dass man „auf Pressekonferenzen in Deutschland erwarten darf, Deutsch zu sprechen“ — ich habe das zunächst nur für Pressekonferenzen (aktueller oder zukünftiger) deutscher Regierungsangehöriger so gesagt.
Und, trotz Westerwelles Recht darauf, Deutsch zu sprechen: Renate Künast ist schon cool.
Ich mag ihn zwar nicht übertrieben, unseren Guido, aber jetzt seid doch mal nicht so streng mit ihm. Er hat sich eben etwas unglücklich ausgedrückt aber im Prinzip hatte er ja recht. Man könnte seinen Kommentar mit der “Einladung” zum Tee mit etwas gutem Willen ja auch als Versöhnungsangebot oder als freundschaftliche Geste interpretieren, wenn auch recht unglücklich vorgetragen.
Was seine Englischkenntnisse angeht, so hoffe ich, dass diese passabel vorhanden sind. Auch wenn die Deutschen ja tendenziell eher kein Englisch können (wollen), so gehört es meinem Verständnis nach doch zu den erforderlichen Qualifikationen eines Außenministers, dieser Sprache ausreichend mächtig zu sein.
Allerdings scheinen solche harten Softskills nur in der Wirtschaft gefordert zu sein, in der Politik muss man außer von Politik anscheinend keine Ahnung haben.
An die Leute, die in James Coomarasamy einen Fallensteller sehen, der nix besseres zu tun hat, also Westerwelle aufgrund eines alten Youtube-Videos gebrochenes English abzuverlangen, um ihn laecherlich zu machen:
1. Er scheint mir entweder kein Deutschland-Korrespondent zu sein, oder noch nicht lange in Deutschland zu sein. Er hat bis vor kurzem als BBC-Korrespondent in Washington DC gearbeitet. Das ist das ehemalige Sumpfgebiet, in dem bis vor kurzem noch GWB seinen Wohnsitz hatte, also weltpolitisch totales Hinterland.
2. Ihm die Verwendung einer Hoeflichkeitsform als versteckte Beleidigung unterstellen zu wollen, ist ja wohl unter aller Kanone. Denk Ihr, wenn jemand hoeflich zu euch ist, dass derjenige euch zwangslaeufig verachtet? Coomarasamy arbeitet fuer die BBC, nicht fuer die SUN, da gibt es schon einen Unterschied.
Ich finde dass sich Herr Westerwelle hier nicht besonders elegant aus der Affäre gezogen hat. Als zukünftiger Außenminister sollte er sich schon etwas souveräner verhalten. Er ist doch sonst nicht auf den Mund gefallen.
“…fabelhaft auch uns zum Tee treffen…” ist grammatisch katastrophal.
Aber Deutsch ist eben eine schwierige Sprache, selbst für uns, für die es Muttersprache ist.
Auch ich habe den Eindruck dass Mr. Coomarasamy hier auf einen Lacher aus war. Insbesondere dann, wenn Hr. Westerwelle mit holprigem English versucht hätte, komplizierte außenpolitische Themen darzulegen.
Allerdings finde ich den Vergleich mit den polnischsprachigen Journalisten doch etwas abwegig. Wenn nämlich polnische oder andere ausländische Journalisten im Raum gewesen wären, hätten sie ihre Fragen mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls auf Englisch gestellt. Es ist inzwischen weltweit üblich dass auf politischen Pressekonferenzen Fragen auf Englisch gestellt werden. In China, Indien, Ägypten und überall sonst regt sich darüber niemand auf. Man kann ja schließlich nicht erwarten dass die internationale Presse sämtliche Nationalsprachen spricht.
Ausser in Deutschland und Frankreich.
Denn hier leben (Achtung jetzt kommt ein Vorurteil) die schlimmsten Sprachmuffel des Planeten. Möglicherweise gehören die Engländer auch dazu, aber bei denen fällt es nicht auf, weil die natürlicherweise von Haus aus English können.
Und dies ist auch der WAHRE Grund warum die Anglizistenjäger unermüdlich auf der Pirsch sind. Es ist die RACHE für schlechte English-Zensuren in der Schulzeit, es ist der NEID weil English überall auf der Welt verstanden wird,
es ist die panische ANGST dass English möglicherweise eines Tages als übergeordnete Sprache in der EU eingeführt werden könnte.
Letzteres wäre mir sehr Recht, aber ich habe irgendwo mal gelesen, dass die Briten selbst dagegen sind, und damit ist dieses Thema ohnehin vom Tisch. Deutsch wäre natürlich gut für uns Deutschen, aber diesen Zungenbrecher können wir unseren europ. Freunden nicht zumuten…
Trotzdem finde ich dass das babylonische Sprachgewirr in Europa keinesfalls “wertvoll” ist, sondern die Völker extrem und nachhaltig trennt. Darum bin ich schon immer dafür gewesen eine einheitliche offizielle Nationalsprache in Europa einzuführen. Die bestehenden Nationalsprachen bleiben natürlich trotzdem erhalten und werden auch in hunderten Jahren nicht verschwunden sein.
In Indien gibt es meines Wissens über 30 offizielle Sprachen.
Dieser Auftritt sei Hr. Westerwelle nochmals verziehen. Aber ich ERWARTE von einem deutschen Außenminister, und ebenso von der Bundeskanzlerin daß er/sie auf Pressekonferenzen im Ausland ihre Anliegen fließend in Englisch darlegen können, genau so wie es sämtliche andere Staatsoberhäupter (ausser Franzosen) ebenfalls tun.
Ich werde dies auf CNN und BBC aufmerksam verfolgen und evtl. meine zukünftige Wahlentscheidung davon abhängig machen.
Merke: Traue keinen Politikern, die kein Englisch können.
Gruss aus dem dunklen und mittlerweile herbstlichen Schwarzwald.
Ach, da war Schwesterwell’ (oder “Westerwave” las ich schon) unfreundlich?
Ich kann mich an Kohlismen und Straußismen erinnern, die waren schlichtweg dumm und dreist!
Der “Man in coming” (“MINISTER” hieße “PFARRER”) war höflich und wollte ein Zeichen setzen in unserer aller Sprache, die in EU durchaus eine Leitfunktion hat!
@Tanja Langen: Hab mich schon gefragt, wann der erste homophobe Spruch kommt.
@Tanja: Minister ist auch ein Pfarrer, aber eben nicht nur. Diese Argumentation, dass wir es hier mit einem “Pfarrer” zu tun hätten, haute etwa in eine ähnliche kerbe wie das Argument, der Bodybag wäre allein ein Leichensack; beim minister als Regierungsmitglied ist die Bedeutung sehr viel klarer und unzweideutig, vor allen Dingen, wenn die Rede sich in einem politischen Kontext bewegt. (Der minister im kirchlichen Sinne wird auch als pastor, priest, clergy, chaplain (oft auch ein Ansprechpartner für diverse “Minderheiten” in australischen High Schools beispielsweise) oder elder bezeichnet, nur um einige zu nennen.)
Das ist doch völliger Unsinn. Warum sollte Deutsch ein Zungenbrecher für Europäer sein? Erstens hat das Englische nicht weniger Phoneme als das Deutsche, zweitens benutzt das Deutsche keine besonders exotischen Laute, vom /p͡f/ abgesehen. Selbst das für einige Lerner gewöhnungsbedürftige /ç/ existiert in anderen europäischen Sprachen, wie z.B. Isländisch, Norwegisch oder Griechisch.
Dazu hätte ich gerne den Videobeweis. Hu Jintao, Wladimir Putin, Silvio Berlusconi, Mahmud Ahmadinejad (um nur einige zu nennen) tun das glaube ich auch nicht. Und die regieren ja nicht irgendwelche Hinterländer. Und ihre Mutterspracher ist — um dein Vorurteil aufzugreifen — auch nicht Französisch.
Ich wäre mir nicht so sicher, ob Westerwelle wirklich den Satz des Engländers aufgegriffen hat. Dieses “wenn sie bitte so freundlich wären” gehört zu seinen Standardfloskeln…
Andererseits.. ist es egal. Westerwelle kann vermutlich besser Englisch als manche Außenminister und Kanzler vor ihm, also schockt mich das nicht wirklich. Und darauf bestehen, in Deutsch gefragt zu werden und zu antworten hat er auch… das hat er allerdings nicht sehr souverän hingekriegt.
Einen Aussenminister, der kein Englisch kann? Das hatten wir doch schonmal.
http://www.gegenstimme.net/2009/10/03/zweierlei-mass/
Fischer hat immerhin souverän reagiert, während Westerwelles Verquastheit mit der nachträglichen Einladung zum englischen Teegespräch wenig Hoffnung auf selbstbewusstes Auftreten auf dem internationalen Parkett macht. Glückliche Zeiten, in denen John Miltons Amt zur Verteidigung des englischen Commonwealth noch “Secretary of Foreign Tongues” hieß.
Zwar etwas spaet, aber dennoch mein Senf zur selbigen Angelegenheit:
Ich denke durchaus dass der BBC-Reporter auf eine Art “Fallenstellen” aus war, vllt aus seiner Sicht eher investigativ als bosartig, wer weiss.
Aber in der englischen Presse sind Westerwelles Englischkenntnisse durchaus ein Thema.
In der Times vom Wahlmontag steht ueber Westerwelle z.B. in der Analyse sowas wie “Westerwelle, who spent some time recently brushing up his English skills will probably be foreign minister…”
Auch in irgend einer TV-Sendung vorher habe ich sowas schonmal erwaehnt gehoert.
Ich muss mich auch noch dazu äussern.Als möglicher Aussenminister sollte Westerwelle auf genau solche Fragen eingestellt sein.In Zukunft erhoffe ich mir etwas dezentere Auftritte.
Nun hat Guido Westerwelle in einer unvorhergesehenen Situation vielleicht nicht so elegant reagiert, wie er nach Meinung einiger hätte reagieren können. Da weiß der Stammtisch-Blogger natürlich sofort, daß er selbst es sehr viel besser gemacht hätte.
Auch Cem Özdemir muß als Oberbesserwisser natürlich auch seinen Senf dazugeben. In einer mutmaßlich wohlüberlegten und wohleinstudierten, anbiedernd-unterwürfigen Videoaufnahme wendet er sich an seine “Dear friends from the BBC”. Da heißt es dann: “I don’t know what you felt when you saw yesterday Gu-ido [spricht man das im Englischen so aus?] Westerwelle not trying to speak English.”
Was will er damit sagen? Westerwelle hat doch nicht nur nicht versucht, englisch zu sprechen, er hat es ausdrücklich abgelehnt.
Dann hat er für seine englischen Freunde eine nicht sehr trostreiche “Versicherung” parat: “Let me just assure you: unfortunately, this is going to be German foreign policy for the next four years.” Ich vermute, daß die Deutsche Außenpolitik, unter welchem Minister auch immer, wichtigeres zu tun haben wird.
Ob Cem Özdemir sich auf Deutsch wohl auch so ausgedrückt hätte?
Einen Trost hat er immerhin zu spenden: “… and don’t forget, the next election will come, 2013, and then we will be back”. Schließlich verabschiedet er sich von seinen englischen Freunden mit einem kumpelhaften: “See you, guys, take care”.
Da kann ich nur hoffen, daß das nicht der Stil der deutschen Außenpolitik in vier Jahren sein wird.
@ Nörgler
Der Kritiker muss mitnichten besser können, was er kritisiert.
Souverän wäre es gewesen, er hätte den Frager zunächst in seiner Landessprache abgefangen, um dann auf deutsch fortzufahren: “Mr. Coomarasamy, when in Germany do as the Germans do. So would you please so kind and accept my answer in German: [folgt Antwort auf deutsch] …”.
… ein ‘be’ fehlt …
Nicht so direkt falsch. Sie kommen dort her, sind von der BBC entsandt worden…
Im Englischen gibt es diesen Namen meines Wissens ganz einfach nicht… nur… wieso wird er eigentlich auf deutsch mit französisch stummem U ausgesprochen?
Wieso? Höfliche Begrüßungen hören sich im Englischen überhaupt auf. Da reise ich voriges Jahr in die USA ein, gehe zum Schalter, um meinen Paß herzuzeigen, will gerade “good evening” sagen, da sagt der Beamte “hi, how are ya”…
“Es ist Deutschland hier” — das war der beste Satz, den ein Deutscher Politiker jemals von sich gab und die beste Antwort, die man der Arroganz eines BBC-Journalisten entgegensetzen konnte! It was wonderful!
@Friedel Volmer: Der “beste Satz”? Das ist dann vielleicht doch übertrieben.