Rückbesinnung auf die Muttersprache

Von Anatol Stefanowitsch

Wolf­gang Böh­mer, Min­is­ter­präsi­dent von Sach­sen-Anhalt, käut in ein­er Videobotschaft zur Eröff­nung des Fest­spiels der Deutschen Sprache in Bad Lauch­städt die Great­est Hits des Vere­in Deutsche Sprache wieder.

Es ist alles mit dabei: Die wun­der­baren franzö­sis­chen und lateinis­chen Lehn­wörter, die die deutsche Sprache belebt und bere­ichert haben, die kom­mu­nika­tions­faulen jun­gen Men­schen, die keine Briefe mehr schreiben son­dern nur noch „sim­sen“ und „mailen“, was erstens dazu führt, dass wir alle nur noch in Kürzeln sprechen und zweit­ens keine ele­gan­ten Ein­deutschun­gen sind, und der Nieder­gang der Kul­tur, der dro­ht, wenn wir unsere Sprache nicht pflegen.

Und auch jene mythis­chen Wis­senschaftler erwäh­nt er, die „seit Jahren vor ein­er Verküm­merung der deutschen Sprache und vor ein­er Verküm­merung des Sprachge­fühls“ warnen.

Die realen Wis­senschaftler, die seit hun­dert­fün­fzig Jahren ver­suchen, den Sprach­nör­glern zu erk­lären, dass Verän­derung keine Verküm­merung ist, erwäh­nt er nicht.

5 Gedanken zu „Rückbesinnung auf die Muttersprache

  1. Dierk

    Tja, der Som­mer ist vor­bei, der Wahlkampf beste­ht nur aus den bei­den Fest­stel­lun­gen, ‘Es gibt keinen Wahlkampf’ und ‘Viele Deutsche wis­sen gar nicht, dass am 27. Sep­tem­ber Bun­destagswahl ist’. Da kriechen sie wieder unter ihren schützen­den Steinen her­vor, suchen das nun nicht mehr bren­nende, nicht mehr aus­trock­nende, fast ver­glim­mende Licht der Sonne: die Mut­ter­sprach­schützer. Jene sel­tene, aber laut­starke Art, geschützt in speziell ein­gerichteten Biotopen wie dem Krämer’schen Egopark oder der welft­frem­den Chefredak­tion des Ham­burg­er Abend­blatts, wo zwar kein­er wirk­lich schreiben oder rechercheiren kann, aber jed­er sich aufregt.

    Herr Iken über den Ver­fall der deutschen Mut­ter­sprache, der inzwis­chen [!] auch die Medi­en erfasst hätte: http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article1180778/Dummdeutsch-und-Denglisch-wie-wir-unsere-Sprache-zerstoeren.html

    Sein wir beruhigt, seit 14 Tagen find­en sich die ersten Wei­h­nachts-Son­der­tis­che in den Super­märk­ten, die Wahl ist nur noch 2 Wochen hin, Tag der deutschen Ein­heit, dann Wei­h­nacht­en — es wird bald reich­lich anderes Unin­ter­es­santes zu bericht­en und kom­men­tieren geben.

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  2. DrNI@AM

    Wer­be­filme” als das Maß aller Dinge? Was soll man das sagen? Antwort: LOL! Wenn ich mich über Anglizis­men in der Wer­bung aufrege, dann kann ich mich genau­so über mys­tis­che Zahlen im Tele­fon­buch beschweren.

    Was die SMS ange­ht, so find­et hier genau wie in Chats, bei Twit­ter und zum Teil auch ander­so im Netz eine “Ver­schriftlichung” von Mündlichkeit statt. Würde Herr Böh­mer sich mit der gesproch­enen Sprache der Deutschen auseinan­der­set­zen, so würde er schock­iert fest­stellen müssen, dass die meis­ten eben keine Goethes sind. Und jet­zt schreiben diese Nicht­goethes auf ein­mal wie sie sprechen. Ich hab allerd­ings noch nie­mand ern­sthaft in Inter­net-Akro­ny­men reden gehört. Andere Offline-Abkürzun­gen wie “Bafög” oder “Azu­bi” sind dage­gen schon zu eige­nen Wörtern geworden.

    Später im Video ist es amüsant, dass der Herr mit dem Aufzählen von so deutsch-einzi­gar­ti­gen Begrif­f­en wie “Sehn­sucht”, “Gebor­gen­heit” genau den Grund liefert, Fremd­wörter zu haben: Weil sie eine ein­ma­lige Bedeu­tung, einen scharf abge­gren­zten Satz an Kon­no­ta­tio­nen mit­brin­gen. Das macht ihren Import attraktiv.

    Die Wis­senschaftler” tre­ffe ich eigentlich täglich, und gestern hat sich ein­er davon mit iro­nis­chem Genuss als “Sprach­pan­sch­er” beze­ich­net. Sprachüberwach­er wie den im Video nehmen sie dage­gen schon lange nicht mehr ernst.

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  3. Andreas H.

    @DrNI@AM:

    Zitat: “… so würde er schock­iert fest­stellen müssen …”

    Achtung: Sie ver­wen­den eine ver­al­tete Schreib­weise. Die deutsche Sprache hat sich bere­its verän­dert. Bitte ver­wen­den Sie ab sofort “geschockt”.

    🙂

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  4. Pingback: Gsallbahdr

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