Suchmaschinenträume

Von Anatol Stefanowitsch

Wenn ich nach Sprach­blog­barem google — dazu ver­wende ich vordefinierte Kom­bi­na­tio­nen von Such­be­grif­f­en, mit denen ich Google News durch­suche — find­en sich unter den Ergeb­nis­sen immer jede Menge Pressemel­dun­gen zu uni­ver­sitären Forschung­spro­jek­ten. Ich ignoriere diese Pressemel­dun­gen nor­maler­weise und greife sie, wenn über­haupt, erst dann auf, wenn sie es tat­säch­lich in ein Presse­or­gan geschafft haben.

Aber selb­st dann sind sie meis­tens nicht geeignet: die Forschung­spro­jek­te sind aus wis­senschaftlich­er Sicht oft ziem­lich unbe­deu­tend und wenig orig­inell. Ich nehme an, die Kolleg/innen wis­sen das meis­tens — als Hochschullehrer ste­ht man häu­fig durch die Press­es­telle sein­er Uni­ver­sität oder durch die Hochschulleitung unter Druck, sich öffentlichkeitswirk­sam zu verkaufen, und dazu eignen sich rel­a­tiv triv­iale aber eingängige The­men oft bess­er als die anspruchsvolleren, aber auch obskur­eren Forschungs­fra­gen, die einem eigentlich am Herzen liegen.

Ich kann also nur ver­lieren, wenn ich eine solche Pressemel­dung auf­greife: Entwed­er, ich bespreche sie pos­i­tiv, und helfe dabei mit, Triv­i­al­itäten als echte Wis­senschaft zu verkaufen, oder ich bespreche sie neg­a­tiv und lege mich ohne Not mit Fachkolleg/innen an (anders sieht es natür­lich aus, wenn ein/e Kolleg/in sich aktiv in den öffentlichen Diskurs um Sprache ein­schal­tet und dort Falschheit­en von sich gibt — dann muss er/sie kri­tisiert wer­den, fach­liche Loy­al­itäten hin oder her).

Ich wollte deshalb auch die fol­gende Pressemel­dung eigentlich nicht auf­greifen — sie enthält keine Falschheit­en und, so meine Vorher­sage, sie wird von keinem Presse­or­gan aufge­grif­f­en wer­den: Indoger­man­is­ten der Friedrich-Schiller-Uni­ver­sität Jena wollen die Web­suche rev­o­lu­tion­ieren. Das will alle paar Monate irgen­dein sprach­wis­senschaftlich­er Lehrstuhl tun, und jedes­mal juckt es mir in den Fin­gern, dazu etwas zu sagen. Und heute kann ich mich nicht beherrschen.

Los gehts:

Das Prob­lem ken­nt wohl jed­er, der schon ein­mal eine Inter­net­such­mas­chine benutzt hat: Wählt man den Such­be­griff zu all­ge­mein, so wird man von ein­er riesi­gen Anzahl an Tre­f­fern über­flutet. Ist der Such­be­griff dage­gen zu speziell, ent­ge­hen einem viele wichtige Infor­ma­tio­nen: Sin­nver­wandte Wörter, Ober- oder Unter­be­griffe des Gesucht­en wer­den von den heute gängi­gen Such­maschi­nen nicht erfasst. „Das macht eine Recherche im Inter­net oft­mals unüber­sichtlich und zeitraubend“, sagt Dr. Bet­ti­na Bock von der Friedrich-Schiller-Uni­ver­sität Jena.

Das ver­spricht schon ein­mal nichts Gutes: die Forsch­er hal­ten eine „riesige Anzahl von Tre­f­fern“ für ein Prob­lem, wollen aber, so lässt diese Pas­sage ver­muten, „sin­nver­wandte Wörter, Ober- oder Unter­be­griffe“ in die Suche mit einschließen.

Und das, was die „heute gängige Such­maschi­nen“, und ich nehme an, damit ist Google gemeint, nach zehn Jahren inten­siv­er Forschung, an der Dutzende, wenn nicht Hun­derte von Computerlinguist/innen beteiligt sind und waren, nicht geschafft haben, wer­den die Jenaer nur sechs Monat­en liefern:

Doch das kön­nte sich bald ändern: Denn Dr. Bock und einige Kol­legin­nen vom Lehrstuhl für Indoger­man­is­tik haben gemein­sam mit Wirtschaftsin­for­matik­ern der Jenaer Uni­ver­sität ein Pro­jekt ins Leben gerufen, das Such­maschi­nen kün­ftig wesentlich „intel­li­gen­ter“ machen kön­nte. Das Bun­desmin­is­teri­um für Bil­dung und Forschung (BMBF) unter­stützt das Vorhaben im Rah­men des Förder­pro­gramms For­MaT (Forschung für den Markt im Team) in den kom­menden sechs Monat­en mit 100.000 Euro.

Und so soll es funktionieren:

Die Idee ist, unsere Erken­nt­nisse auf dem Gebi­et der mehrdi­men­sion­alen Wortschatzver­net­zung für prak­tis­che Anwen­dun­gen nutzbar zu machen“, begrün­det Dr. Bock die ungewöhn­liche Koop­er­a­tion von Sprach­wis­senschaftlern und Wirtschaftsin­for­matik­ern. So kön­nte die Benutzer­fre­undlichkeit von Such­maschi­nen z. B. dadurch erhöht wer­den, dass auch sin­nver­wandte oder Teil­be­griffe als Tre­f­fer angezeigt und vor­sortiert wer­den. „Wenn Sie beispiel­sweise nach der ‚Uni­ver­sität Jena‘ suchen, wür­den Sie dann automa­tisch auch Ein­träge zur ‚Hohen Schule‘ oder ‚Salana‘ erhal­ten, aber auch zur Jenaer Fach­hochschule, weil das für Sie vielle­icht auch inter­es­sant sein kön­nte“, verdeut­licht Prof. Dr. Rose­marie Lühr, Inhab­erin des Jenaer Lehrstuhls für Indogermanistik.

Dazu muss man wis­sen, dass die Uni­ver­sität Jena bei ihrer Grün­dung 1558 „Hohe Schule“ hieß und dass „Salana Jenen­sis“ ein alter­na­tiv­er Name für die Uni­ver­sität Jena war (heute heißt die Katholis­che Stu­den­ten­verbindung der Uni­ver­sität so).

Ich sehe drei Prob­leme mit dem Plan der Sprachwissenschaftler.

Erstens halte ich es für aus­geschlossen, ihn umzuset­zen. Wenn es nur um die Erweiterung der Suche durch Syn­onyme und Ober- und Unter­be­griffe gin­ge, wäre das kein Prob­lem. Alles, was man dazu bräuchte, wäre ein The­saurus (der Open The­saurus wäre geeignet) und ein Perl-Skript von ein paar Zeilen. Das Skript müsste die Such­be­griffe nehmen, im The­saurus nach­schla­gen, Syn­onyme, Ober- und Unter­be­griffe hinzufü­gen, und das ganze an Google weit­er­leit­en. Wenn ich beispiel­sweise nach “Uni­ver­sität Jena” suche, würde das Skript die Wörter im The­saurus nach­schla­gen. Für Jena gibt es dort keine Syn­onyme, für Uni­ver­sität ste­hen dort Akademie, Alma Mater, Hochschule und Uni. Das Perl-Skript würde nun aus mein­er Suche “Uni­ver­sität Jena” das Muster (Universität|Akademie|Alma Mater|Hochschule|Uni) Jena” machen, und die Adresse http://www.google.de/search?q=”(Universität|Akademie|Alma+Mater|Hochschule|Uni)+Jena” aufrufen. Ich denke, ich würde einen Tag brauchen, um so etwas inklu­sive ein­er beque­men Benutze­r­ober­fläche zu schreiben und ein echter Pro­gram­mier­er müsste es in ein­er hal­ben Stunde schaffen.

Aber die Jenaer Wis­senschaftler wollen etwa anderes: Die Such­mas­chine soll nicht nur seman­tis­che Felder und Hier­achien ken­nen, sie soll Weltwissen besitzen. Sie soll also nicht nur wis­sen, dass Akademie, Alma Mater, Hochschule und Uni Syn­onyme von Uni­ver­sität sind, son­dern sie soll speziell für die Uni­ver­sität Jena — und natür­lich auch für alle anderen Begriffe, nach denen Men­schen möglicher­weise suchen kön­nten — Infor­ma­tio­nen über alter­na­tive Namen, ver­wandte Insti­tu­tio­nen, etc. haben. Die Welt ist aber schlicht zu groß, um diese Art von Infor­ma­tio­nen per Hand zusam­men­zu­tra­gen (automa­tisch kann man es zusam­men­tra­gen, dazu später mehr).

Zweit­ens halte ich es nicht für wün­schenswert, diesen Plan umzuset­zen: wie soll mir damit gedi­ent sein, dass die Such­mas­chine mir Ergeb­nisse für Begriffe liefert, nach denen ich gar nicht gesucht habe? Wenn ich nach der Uni­ver­sität Jena suche, dann will ich eben nicht Tre­f­fer für die Fach­hochschule Jena geliefert bekom­men — son­st hätte ich ja danach gesucht. Die Jenaer Forsch­er erken­nen ja das Prob­lem, dass mir nor­maler­weise schon jet­zt viel zu viele Ergeb­misse geliefert wer­den — die Auf­gabe ein­er Such­mas­chine ist es, die Ergeb­nisse auf das wirk­lich rel­e­vante einzu­gren­zen, nicht, sie auszuweiten.

Drit­tens unter­schätzen die Jenaer Forsch­er die derzeit ver­füg­baren Such­maschi­nen. Google hält sich rel­a­tiv eng an die Such­be­griffe — ein­er der Gründe, warum ich diese Such­mas­chine bevorzuge –, aber selb­st hier wer­den z.B. gebeugte For­men der Such­wörter (und manche abgeleit­eten For­men) mit­ge­sucht. Es wäre für Google ein Leicht­es, dies auf Syn­onyme auszudehnen.

Dass man das bei Google nicht tut, hat ver­mut­lich die Gründe, die ich oben angeris­sen habe. Das heißt aber nicht, dass es nicht Such­maschi­nen gibt, die etwas Ähn­lich­es tun:

  • Yahoo! bietet einem schon beim Ein­tip­pen des Such­wortes ver­wandte Begriffe an, mit denen man seine Suche „ver­fein­ern“ kann. Für Uni­ver­sität Jena bietet Yahoo! einem zunächst Stu­den­ten, Uni­ver­sität­sklinikum, Thürin­gen, Jenaer, Kliniken, Wis­senschaftler, Fakultäten, Polik­linik an.
  • Cuil bietet einem ver­wandte Such­be­griffe an, die sog­ar in Kat­e­gorien unterteilt sind. Für Uni­ver­sität Jena funk­tion­iert das nicht sehr gut, aber das dürfte daran liegen, dass Cuil bis­lang noch eine Ten­denz zu amerikanis­chen Suchergeb­nis­sen hat. Für Mass­a­chu­setts Insti­tute of Tech­nol­o­gy bekommt man neben ein­er Land­karte und ein­er Zeitleiste der Suchergeb­nisse die Kat­e­gorien „Tech­nis­che Uni­ver­sität“, „Physik­er“, „Hochschullehrer (MIT)“, „US-amerikanis­che Organ­i­sa­tion“, „Stiftung in den Vere­inigten Staat­en“, „Har­vard Uni­ver­si­ty“ und „Kog­ni­tion­swis­senschaftler“, jew­eils mit einem Dutzend Links. Das scheint mir ziem­lich genau das zu sein, was die Jenaer sich vorstellen, wobei Cuil meinem Ein­druck nach diese Ergeb­nisse automa­tisch, und nicht auf der Grund­lage manuell erstell­ter „Wort­felder“ erzeugt.
  • Wenn es einem eher um das Vor­sortieren der Ergeb­nisse geht, sollte man sich Clusty und Kar­too näher anse­hen. Clusty bietet einem Yahoo!-ähnliche Zusatzvorschläge an, allerd­ings nicht bei der Suche, son­dern in einem Side­bar zusam­men mit den Ergeb­nis­sen. Kar­too erstellt Ver­net­zun­gen auf der Grund­lage von Begrif­f­en, die in den Tre­f­fern häu­fig auf­tauchen und stellt das Ganze als Net­zw­erk­di­a­gramm dar.

Auch bei anderen Anwen­dun­gen ihrer Wort­felder sind die Jenaer Forsch­er nicht auf der Höhe:

Denkbar ist hier neben dem Bere­ich der Such­maschi­nen vor allem Über­set­zungssoft­ware“, sagt Dr. Sabine Ziegler, die das Pro­jekt gemein­sam mit ihrer Kol­le­gin Dr. Bock ini­ti­iert hat. „Diese Pro­gramme arbeit­en bis­lang automa­tisiert und vor allem nach sta­tis­tis­chen Kri­te­rien ohne Kon­textbezug; sie sind somit äußert fehler­an­fäl­lig: Bei ein­er Suche nach dem Stich­wort ‚Frei­heit’ wird zum Beispiel unter den Ober­be­grif­f­en auch ‚Heli­um’ aufge­führt, was jedoch an spezielle chemis­che Kon­texte gebun­den ist“, weiß die Jenaer Indoger­man­istin. Sprach­wis­senschaftliche Erken­nt­nisse, die unter anderem nach Kon­no­ta­tio­nen, Stilebe­nen und Fach­sprachen dif­feren­zieren, kön­nten die Über­set­zungs­ge­nauigkeit dieser Soft­ware wesentlich verbessern.

In den achtziger Jahren war das so: Über­set­zung­spro­gramme kon­nten keine kon­textuellen Infor­ma­tio­nen nutzen. Inzwis­chen ist das anders, und zwar nicht trotz, son­dern wegen der Tat­sache, dass die Über­set­zung­spro­gramme nach sta­tis­tis­chen Kri­te­rien vorge­hen. Google Trans­late unter­schei­det rel­a­tiv prob­lem­los zwis­chen unter­schiedlichen Bedeu­tun­gen eines Wortes: They walked along the bank of the riv­er wird mit „Sie gin­gen ent­lang der Ufer des Flusses“ über­set­zt und They took their mon­ey to the bank mit „Sie nahm ihr Geld an die Bank“. Die Über­set­zungssoft­ware hat klar Prob­leme, aber die liegen nicht im Bere­ich des Dif­feren­zierens von Wortbedeutungen.

Ich wün­sche den Jenaer Indoger­man­is­ten natür­lich viel Glück bei ihrer Such­mas­chine und bei ihren Über­set­zung­spro­gram­men. Aber ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass sie jeman­den hät­ten fra­gen sollen, der sich mit so etwas ausken­nt (klein­er Tipp: Es gibt in Jena eine her­vor­ra­gend beset­zte Com­put­er­lin­guis­tik, die sich mit genau den Din­gen beschäftigt, die man braucht, um intel­li­gen­tere Such­maschi­nen zu bauen).

9 Gedanken zu „Suchmaschinenträume

  1. Stefan

    Der­ar­tige Funk­tio­nen sind bere­its jet­zt bei den üblichen verdächti­gen Anbi­etern von Such­maschi­nen­tech­nolo­gie ver­füg­bar. Drill down ist ein Stan­dard­ver­fahren, dass z. B. häu­fig ver­wen­det wird. Nur eben nicht von Google. Und Syn­onyme sind ohne­hin nicht der Rede wert. Das kann man z. B. bei Lucene (http://lucene.apache.org/java/docs/index.html) schön zeigen: http://lucene.apache.org/java/2_4_1/api/org/apache/lucene/index/memory/SynonymTokenFilter.html — Ein­fach­er geht’s nicht. Wenn man Java kann 🙂

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  2. Marco

    Net­ter Kom­men­tar zum Funk­tion­sum­fang der aktuellen Such­maschi­nen. Aber auch google hat einen inte­gri­erten The­saurus, wenn man ihn denn benutzen möchte.

    Ein­fach­es Beispiel: Ein­fach mal auf google.com nach “auto­mo­bile” suchen und die Ergeb­nisse mit der Suche nach “~auto­mo­bile” ver­gle­ichen. Nettes Fea­ture, das jedoch für die google-Mach­er so irrel­e­vant zu sein scheint (naja, oder ein­fach als so der­maßen teuer eingestuft wird), dass es kaum ein­er kennt.

    Über den Sinn und Unsinn ein­er solchen Möglichkeit kann man defin­i­tiv stre­it­en, ich halte die Lösung, die bei cuil ver­fol­gt wird noch für die vielver­sprechend­ste: Dem Benutzer die Möglichkeit geben, anhand von the­ma­tisch struk­turi­erten Vorschlä­gen(!) seine ursprünglichen Suchkri­te­rien zu verän­dern. Wenn das mal tat­säch­lich gut und sin­nvoll funk­tion­iert (auch google arbeit­et meines Wis­sens hart an sowas), dann hat das tat­säch­lich einen Mehrw­ert. Automa­tis­che Expan­sion dage­gen ist, wie im Artikel tre­f­fend dargelegt, Unsinn und ver­wirrend für den Benutzer (der sich vielle­icht _absichtlich_ sehr präzise aus­ge­drückt hat).

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  3. DrNI@AM

    Such­maschi­nen sprießen hier und dort — auch bei mir, allerd­ings ist der Blog Post dazu noch in Arbeit. Ich bin ges­pan­nt, wie man in Jena das Prob­lem der Word Sense Dis­am­bigua­tion bei der Query Expan­sion lösen will. Der Klas­sik­er im Deutschen wäre eine Suche nach “bank berlin-friedrichshain”… es ist klar, dass die ver­wandten Begriffe je nach Bedeu­tung von “Bank” (Sitzmö­bel, Geldin­sti­tut) ganz anders aus­fall­en müssen. Klas­sis­che Ansätze dafür wären, den Kon­text zu analysieren. Such­maschi­nen-Queries geben aber nur sehr wenig Kon­text her — vielle­icht sucht der Benutzer ja wirk­lich eine Bank zum Sitzen in Friedrichshain.

    Was eigentlich wün­schenswert wäre, das wäre eine Such­mas­chine, die nicht Zeichen­ket­ten mit Zeichen­ket­ten zusam­men­bringt, son­dern Wortbe­deu­tun­gen mit Wortbe­deu­tun­gen. Dafür müssen aber sowohl im Query als in den Doku­menten alle Wörter mit ihrer Bedeu­tung auf ein­er abstrak­teren Ebene (z.B. Ein­trag in Wort­netz) verse­hen sein.

    Zum genan­nten Vorhaben der Verknüp­fung ein­er Such­mas­chine mit einem seman­tis­chen Netz wur­den im Umfeld des Ger­maNet-Pro­jek­ts an der Uni Tübin­gen schon einige Arbeit­en pub­liziert. Das Prob­lem bei all diesen Ansätzen ist die beschränk­te Abdeck­ung manuell erstell­ter Ressourcen wie The­sauri oder Wort­net­ze: Da ste­ht ein­fach zu wenig drin. Zum Auffind­en ver­wandter Begriffe eignen sich auch sta­tis­tis­che Ver­fahren. Die Beschränk­theit der Wort­net­ze wird hier mit der Analyse großen Kor­po­ra umgan­gen. Die größte Daten­ba­sis hat — wer hätte es gedacht — natür­lich Google. Und das ist, was sie fürs Englis­che daraus machen: http://labs.google.com/sets

    Was nicht zu ver­nach­läs­si­gen sein dürfte ist, dass Benutzer die spez­i­fis­che Dummheit von Google etc. gewohnt sind. Auch will ver­mut­lich nie­mand ein natür­lich­sprach­lich­es Benutzer­in­ter­face. Wer will schon etwas wie “Wie heißt das Mais­bier mit Tequi­la?” ein­tip­pen, wenn er jahre­lang geübt hat, den Com­put­er ein­fach mir “mais tequi­la bier” zu bew­er­fen. Unter Umstän­den sind also die Benutzer schon so weit (v)erzogen wor­den, dass sie eine solche Funk­tion­al­ität nicht annehmen können.

    Fra­gen über Fra­gen, auf jeden Fall ein span­nen­des Vorhaben in Jena. Vie­len Dank für die Mitteilung.

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  4. Dominik R.

    Ohne unver­schämt wirken zu wollen, zum besseren Verständnis:

    Der Absatz ab “Doch das kön­nte sich bald ändern:” (vor dem ersten län­geren Zitat) ist fälschlicher­weise nicht als Zitat markiert, stammt aber aus dem ver­link­ten Artikel.

    [A.S.: Danke für den Hin­weis, habe die Tags repariert.]

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  5. Thidrek

    Ein großes Prob­lem heutiger Such­maschi­nen ist meines Eracht­ens, dass die Leute bei ihrer Suche eine eindi­men­sion­ale Liste erhal­ten, die ein­fach Suchergeb­nisse nach gewis­sen Rank­ingkri­te­rien untere­inan­der auflis­tet. Auch Such­maschine­nen­twick­ler denken noch zu häu­fig in solch ein­er Lis­ten­form. Denkbar wären aber mehrdi­men­sion­ale Ergeb­nis­grafiken, ‑bäume oder ähn­lich­es. So kön­nte auch die “Bank Berlin-Friedrichshain” ver­schiedene assozi­a­tion­s­ge­bun­dene Ergeb­nisse liefern und der Such­er kön­nte sich entschei­den, welchem “Strang” er denn nun fol­gt, dem Sitzbank- oder dem Geldinstituts-Strang.

    In die Rich­tung geht ja schon http://www.eyeplorer.com, wobei diese Such­mas­chine nicht unbe­d­ingt als Web­suche gedacht ist und zudem auch noch deut­lich unaus­gereift (so bekommt man fast nur Wikipedia-Artikel aus­gegeben und nicht vorge­se­hene Eingaben sind nicht möglich).

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  6. Christoph Päper

    A cou­pla months in the lab­o­ra­to­ry can save a cou­pla hours in the library can save a cou­pla min­utes in the office next door.

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  7. Klaus

    Ich glaube viele Leute denken zu Kom­plex und zu sehr in ihrem Fachge­bi­et ver­graben. Wichtig allein ist, was der Benutzer will. Und da sind die Anforderun­gen eher schlicht gestrickt: Die meis­ten Nutzer von Such­maschi­nen wollen einen oder mehrere Schlag­wörter eingeben und das Gesuchte unter den Top 5 wiederfind­en. Alles andere ist Schnickschnack welche die Nutzer eher ver­wirrt und anwidert.

    Wenn ich “Uni Jena” ein­tippe, dann inter­essiert mich nur die Home­page als Top 1. Da brauch ich keinen Baum und keine Zeitleiste. Alles was über diese ein­fache Anforderung geht, ist zu kompliziert. 

    Google war ein­fach immer die Meis­terin darin sowas pro­fanes zu liefern. Lei­der schaf­fen die es auf­grund der zahlre­ichen “Opti­mierun­gen” der Web­seit­en nicht immer. Daher sehe ich das Prob­lem eher bei der Analyse der Web­seit­en. Die Eingabe ist eigentlich jet­zt schon opti­mal gelöst.

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  8. Julius

    Als ich von dem Forschungsvorhaben las dachte ich nur “och ne”. Also nichts gegen Forschung auf dem Gebi­et, ich wün­sche den Beteiligten auch viel Spaß, Erfolg und inter­es­sante Erken­nt­nisse — und irgend­wo zwis­chen Google und alpha ist sich­er auch noch mehr als genug Platz für ein biss­chen IR — den Artikel kann ich aber genau so unterschreiben.

    Und das kann ich dann auch noch zugeben: Ein biss­chen ver­wun­dert, vielle­icht schon geärg­ert hat mich die Förderung:

    Zum anderen fördert das Pro­gramm die inter­diszi­plinäre Zusam­me­nar­beit: Lehrstüh­le aus der tech­nisch-natur­wis­senschaftlichen Forschung, aber auch sozial- und geis­teswis­senschaftliche Fach­bere­iche bilden mit wirtschaftswis­senschaftlichen Fakultäten ein Team.”

    Hab ich auch nichts gegen, aber man fragt sich schon, ob das Vorhaben nicht eh in den Bere­ich der CL fällt und vielle­icht auch die Fördergelder dort lan­den soll­ten. Jaja, der Neid! 😉

    (Recht­fer­ti­gungsver­such: Ne, ich geb zu, ich hat­te schon zu viel mit Lin­guis­ten zu tun, die z.B. von quant. Lin­guis­tik nichts hal­ten und mit Infor­matik­ern, die sich zwar mit IR beschäfti­gen, aber von Lin­guis­tik keine Ahnung haben)

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  9. DrNI@AM

    @Klaus: Nun, so ein­fach ist es nicht. Es gibt ver­schiede­nen Query-Typen und das “Uni Jena”-Beispiel ist ein Nav­i­ga­tion­al Query, bei dem man genau zu ein­er bes­timmten Web-Site find­en möchte. Es gibt aber noch einige andere Query-Typen, zum Beispiel wenn man Infor­ma­tio­nen über X möchte, egal wo her, oder man möchte Z kaufen, z.B. vom gün­stig­sten Anbi­eter. Google ist hier zum Beispiel nicht opti­mal gelöst, wenn man Infor­ma­tio­nen über ein Pro­dukt möchte. Meis­tens find­et man nur Shop­ping-Ange­boten, zumin­d­est wenn man nur den Pro­duk­t­na­men eingibt.

    Was die Top 5 ange­ht, so deutet eine Eye-Track­ing-Studie von Gran­ka et al 2004 daraf hin, dass sog­ar nur die ersten zwei Tre­f­fer vom Benutzer genauer betra­chtet werden.

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