Skurrile Ortsnamen – heute: Katzenelnbogen

Von Kristin Kopf

Das Sch­plock wurde in den let­zten Wochen immer wieder mit Such­abfra­gen wie lustige städte name (8.7.), land­karte lustige städte (6.7.), lustige städte­na­men (3.7., 27.6.), lustige städt­de­na­men deutsch­land­karte (30.6.) und lustide städte namen (28.6.) gefun­den. Auch die Nach­frage nach lusti­gen Deutsch­land­karten war enorm.

Der lustig­ste Ort, der mir so spon­tan ein­fällt, ist Katzenelnbo­gen. Fragt nicht wie, auf dem Weg zu irgen­deinem Fach­schaftswoch­enende sind wir eines Nachts dort vorbeigekommen.

Die Wikipedia bietet eine Ety­molo­gie für den Namen an, näm­lich das lat. Cat­timeli­bo­cus als Zusam­menset­zung aus Cat­ti (ein­er Volks­beze­ich­nung) und Meli­bo­cus (‘Berg, Gebirge’). Als Quelle wird Mey­ers Kon­ver­sa­tion­slexikon angegeben, aber ich bin damit nicht so glück­lich. Der erste zitierte Ein­trag gibt zwar “lat. Cat­timeli­bo­cus, ‘Meli­bokus der Kat­ten’” in Klam­mern nach dem Ort­sna­men an, das heißt aber noch lange nicht, dass die deutsche Beze­ich­nung darauf zurück­ge­ht. Die zweite “Quelle” zeigt, dass Meli­bokus keines­falls ‘Berg, Gebirge’ bedeutet, son­dern vielmehr ein Eigen­name ist und auch Malchen heißt: “ein­er der bemerkenswertesten Gipfel an der hes­sis­chen Bergstraße, am nord­west­lichen Rande des Oden­waldes, östlich von Zwin­gen­berg”. Hier seht ihr, dass der nicht ger­ade in der Nähe von Katzenelnbo­gen liegt. Auch die Infor­ma­tion “Bei Ptolemäos beze­ich­net Meli­bokon oros den Thüringer Wald oder den Harz rückt den Meli­bokus nicht näher an Katzenelnbo­gen heran.

Suchbild mit Katze

Such­bild mit Katze

Die zweite Ety­molo­gie, auf die die Wikipedia ver­weist (“Eine andere Inter­pre­ta­tion besagt…”), stammt von der pri­vat­en Home­page von Hein­rich Tis­chn­er. Die Seite ist ein Kurio­sum – Herr Tis­chn­er liefert beispiel­sweise Über­set­zun­gen in ver­schiedene Sprachen kosten­los, aber expliz­it nicht, wenn man sie sich dann tätowieren lassen will. Und der sprach­wis­senschaftliche Bere­ich bedi­ent sich höchst selt­samer Ter­mi­ni, die Darstel­lung der zweit­en Lautver­schiebung würde ich mal als eigen­willig beze­ich­nen. Der Ein­trag zu Katzenelnbo­gen sieht aber nicht so schlecht aus, lei­der kann ich die genan­nten Quellen momen­tan nicht über­prüfen. Er ken­nt die Geschichte mit den Chat­ten auch, hält sie aber für eine gelehrte Neu­bil­dung. Nach Tis­chn­er kommt die Beze­ich­nung wirk­lich von Katze – als Syn­onym für etwas Kleines/Minderwertiges – und Ellen­bo­gen – als Beze­ich­nung für eine Bach­biegung. Als Ern­st­nen­nung führt er Cazenele­bo­gen (1102) an.

Alles nicht so ganz befriedi­gend … also dachte ich mir, ich schaue mal, was die Katzenelnbo­gen­er selb­st sagen, die wer­den ja hof­fentlich jeman­den haben, der sich mit der Orts­geschichte ausken­nt. Und scheint tat­säch­lich so: “Die wohl warschein­lich­ste [sic!] Deu­tung des Namens ist: ‘Ort an der kleinen Bachkrüm­mung (Dörs­bach)’.” Damit ste­ht es 2:1 für Tis­chn­er & Katzenelnbo­gen vs. IP 89.60.232.82. Ich würde das noch nicht als End­stand beze­ich­nen, aber als Tendenz.

Auf dieser Karte hier habe ich Euch Katzenelnbo­gen markiert, und noch ein paar andere Orte mit skur­rilen oder net­ten Namen: Dün­fus, Möcht­enich, Ken­n­fus, Erpel, Hohn, Guck­heim, Ich­st­edt und Neuglück. Weit­ere Nen­nun­gen sind her­zlich willkommen!

4 Gedanken zu „Skurrile Ortsnamen – heute: Katzenelnbogen

  1. Monika

    Hal­lo Kristin,

    bei mir gibts auch viele komis­che Ort­sna­men. Ich habe auch einnn Faible dafür und so hab ich smir viele gemerkt, ich hoffe daß ich jet­zt nichts durcheinan­der bringe. 

    *lufthol* Also hier gibt es als Ortsnamen:

    Eng­land, Welt, Krem­pel, Krempe, Witz­wort, Kotzen­büll (mein per­sön­lich­er “Liebling”), einen Fluß mit dem Namen Treene… und noch einige mehr, die mir jet­zt nachts aber nicht ein­fall­en. Ach ja, Lun­den (im englis­chen wird manch­mal Lon­don so aus­ge­sprochen) gibts noch… 

    möcht­est du weit­ere? *grü­bel*

    In Schot­t­land glaub ich gab es auf ein­er Land­karte “devil’s elbow” was zu deinem Katzenelnbo­gen paßt. Mein Mann (ein Schotte) sagt allerd­ings, es ist kein Ort­sname, son­dern eine Straßenkurve, wobei der Name sich wohl erklärt.

    Her­zliche Mitternachtsgrüße,

    Moni­ka

    So, nun reichts für heute 😉

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  2. Jens

    Ich fand immer die ganzen ein­sil­bi­gen Ort­sna­men im mosel­fränkischen Bere­ich sehr kurios.
    Zell, Bell, Fell, Kirn, Kaub, Külz, Buch, Kröv, Merl, Zerf, Irsch, Konz, Kenn, …

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  3. Rainer Wolf

    Hal­lo Kirstin,

    bin heute auf Deinen Sprach­blog Katzenelnbo­gen gestossen.
    Einen Bezug zum Melibocus/ Malschen an der hes­sis­chen Bergstrasse gibt es den­noch- Die noerdliche Bergstrasse mit
    Darm­stadt, Zwin­gen­berg, Auer­bach usw. waren im Besitz der
    Ober- Graf­schaft Katzenelnbo­gen. Zu der dama­li­gen Zeit eine
    der ein­flussre­ich­sten Fuer­sten im Reich.

    Mit fre­undlichen Gruessen

    Rain­er Wolf

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  4. John Ohne land

    Ob es inter­es­sant in dem Zusam­men­hang, muss der Lesende selb­st entschei­den. Der Malschen, Meli­bo­cus, wird oft bezüglich seines Namens, der “Fehl“interpretation beze­ich­net. “Gelehrte”, was auch immer das sein soll, beste­hen darauf, es gäbe nur den Meli­bo­cus im Harz. Der an der Bergstraße, sei eben eine Fehlbeze­ich­nung. Nun gibt es von Ammi­an Mar­celli­nus eine Abhand­lung zu Valen­tiani I, indem es auch um eine Schlacht mit Ale­man­ni und Cat­ti geht. Valen­tiani rück­te gegen Sie vor. Capel­latium, Palatium sei die Gegend genan­nt wor­den. Heute eben ehem. Kurp­falz. Rheinis­ches Bergstraßen Gebi­et. In etwa der “Mitte” der Bergstrasse, zwis­chen Hei­del­berg und Darm­stadt, erhebt sich der Malschen. Der Meli­bo­cus. Ein Pyr­mi­den för­miger Berg, der höch­ste der Bergstrasse. Mit allerbestem Aus­blick nach allen Seit­en. Doch den Römern, unbekan­nt geblieben. Glaubt man den Gelehrten. Denn dieser Berg wird nie als “er”, oder wichtiger Ort, von Römern erwäh­nt. Genau bese­hen, kan­nten die Römer den Berg gar­nicht. So wie Men­schen eben den Wald, vor lauter Bäu­men nicht sehen. Im Lat. gibt es die Worte “Male” und “Locus”, in das Deutsche über­set­zt: Male : Schlacht. Locus: Ort. Male Locus dem­nach. Ort der Schlacht. Auch “Malschen” kön­nte darauf zurück gehen. Das Prob­lem der “Ver­gan­genen” für uns heutige, dürfte das “verderbte” Latein, vul­gär Latein sein. Male­lo­cus, kann sehr schnell zu Male­bo­cus wer­den und daraus eben Meli­bo­cus. Vielle­icht zogen sich Cat­ti vom Ort der Schlacht an der Bergstrasse, auf diesen Berg dort nahe am Rhein zurück? Deswe­gen Cat­timeli­bo­cus. Vielle­icht ver­fol­gten Römer die Cat­ti beim Rück­zug bis zu diesem Ort und es fand aber­mals an dem Ort eine weit­ere Schlacht dort statt. Das unsin­nig­ste ist dürfte die Über­set­zung Cat­ti zur Katze sein. Und eben­so wider­sin­nig ist es, “Ell­bo­gen” aus ein­er Bachkrüm­mung zu erken­nen. Vor aallem weil die vorheri­gen so oft geflo­gen und auch Luft­bilder hat­ten. Ich per­sön­lich sehe den Meli­bo­cus, Bergstrasse eben als Male Locus, deen Ort der Schlacht von Valen­tiani geben Cat­ti. Und sein Name war wohl ursprünglich Pyri. Mons Pyri. Der Pyra­mi­den­form geschuldet, oder dem Umstand, dass er ein Feuer­berg war, ein Berg von dem Römer Lichtze­ichen gaben. Doch da wer­den mir Gelehrte wider­sprechen. Römer kan­nten den Meli­bo­cus ja gar­nicht. Den ein­drucksvoll­sten Pyra­mi­den för­mi­gen höch­sten Berg an der Bergstrasse. Und der Mons Pyri sei ja der “Abra­hams­berg” bei Hei­del­berg gewe­sen. Wer wollte Gelehrten wider­sprechen. ICH! tu es. John Ohne Land

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