Wir können jetzt auch Hochdeutsch

Von Kristin Kopf

Unter dem Titel “Wir kön­nen jet­zt auch Hochdeutsch” schrieb der Mannheimer Mor­gen am let­zten Mittwoch:
Jetztauchhochdeutsch2
Eine ver­wirrende Antwort? Zugegeben, wenn Herr Rein­hart das wirk­lich gesagt hat, ist er ein besser­wis­serisch­er Haarspal­ter – aber Recht hat er. His­torisch gese­hen kann man das deutsche Sprachge­bi­et in drei Gebi­ete teilen. Das hat­ten wir ja schon mal, im Pfin­gst-Artikel. Zur Erinnerung:

2009-06-01-Heutige_deutsche_Mundarten-Ausschnitt

Niederdeutsch (keine 2. Lautverschiebung)

________________

Mit­teldeutsch (teil­weise 2. Lautverschiebung)

+

Oberdeutsch (kom­plette 2. Lautverschiebung)

=

Hochdeutsch

Die Beze­ich­nung mit Nieder-, Mit­tel-, Ober- und Hoch- kommt aus der Geografie des deutschen Sprachraums: Der Süden liegt um einiges höher als der Nor­den. Es geht also nicht drum, wo auf der Land­karte oben ist, son­dern darum, wo die Berge sind.

Relief2
Die mit­tel- und oberdeutschen Dialek­te, darunter das erwäh­nte Schwäbisch, Kurpfälzisch, Ale­man­nisch und Fränkisch (wobei Schwäbisch sowieso zu Ale­man­nisch gehört), bilden zusam­men die hochdeutschen Dialek­te. Die Beze­ich­nun­gen Hochdeutsch (also ohne den Hin­weis auf Dialek­te) wird allerd­ings heute mit Stan­dard­deutsch gle­ichbe­deu­tend gebraucht, beze­ich­net also die stan­dar­d­isierte Varietät.

Natür­lich ist es nicht so schlau, ein­mal Hochdeutsch als Syn­onym für die Stan­dard­sprache zu gebrauchen (Wir kön­nen alles. Außer Hochdeutsch) und ein­mal für das Dialek­t­ge­bi­et (Also kön­nen wir sog­ar beson­ders gut Hochdeutsch). Baden-Würt­tem­berg ist zwar stolz darauf, die Stan­dard­sprache nicht zu beherrschen − wenn das aber zum Vor­wurf gemacht wird, flüchtet man sich ein­fach in eine andere Def­i­n­i­tion von Hochdeutsch und kann es somit doch. Wom­it man seine eigene Wer­bekam­pagne sabotiert. Ist das Politik?

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