Folgende Paketbenachrichtigung erwartete uns am Sonntag:
Ein genauerer Blick:
Amerzon? Nicht so dumm, wie man im ersten Moment vielleicht denkt. Hier haben wir einen klassischen Zusammenprall von Aussprache und Schreibung: Das vokalisierte r, in IPA: [ɐ].
Im Deutschen wird -r nach Vokal oft a-ähnlich ausgesprochen:
- mir wird zu mia,
- Kirche zu Kiache,
- Uhr zu Ua.
Bedingung ist allerdings, dass der Vokal und das r zur selben Silbe gehören:
- O-ra‑to-ri-um bleibt Oratorium,
- Ge-rüst bleibt Gerüst.
Auch die Kombination -er als Ganzes wird häufig vokalisiert:
- Kinder zu Kinda,
- Gärtner zu Gärtna,
- hier zu hia.
Am Wortanfang wird nicht das ganze er- zu [ɐ], sondern nur das r:
- Erwachsene zu Eawachsene.
Diese Aussprache führt dazu, dass besonders beim Schreibenlernen häufig ein <a> geschrieben wird, wo eigentlich ein <r> oder ein <er> stehen müsste. Irgendwo bei meinen Eltern liegt noch ein Bild, auf dem ich den “KINDAGEBUATSTAK BEI EMANUEL” dargestellt habe. Scanne ich euch bei Gelegenheit mal.
Was der Hermes-Bote hier getan hat, ist quasi das Gegenteil: Er weiß, dass er häufig ein a spricht, wo eigentlich ein <er> stehen muss und korrigiert sich entsprechend – in diesem Fall zu viel: die Hyperkorrektur hat mal wieder zugeschlagen. Wo er bei Amazon ein a spricht, steht auch eines.
Der Fehler scheint gerne gemacht zu werden, immerhin hat sich jemand die Mühe gemacht, www.amerzon.de zu registrieren. Die Seite sagt:
“Bitte überprüfen Sie Ihre Schreibweise und versuchen Sie es erneut.”
(Ob der Besitzer der Seite etwas mit amazon.de zu tun hat, weiß ich nicht, bezweifle es aber. Er besitzt auch noch die Domain amanzon.de, die denselben Text bietet. Andere Leute treiben mit der Ähnlichkeit richtig Schindluder, die verlinke ich jetzt aber nicht.)
Ich habe die Schreibweise auch mal gegooglet:
“Suche dvd von der bundeslade dokumentation bitte nicht von amerzon?” (Quelle)
“Eine andere Frage bei BOD heist es in der Hilfe nach der Freigabe dauert es 14 Tage bis es bei Amerzon erscheint, nun die Freigabe ist 9 Tage her und es ist noch nicht mal auf der HP von BOD?? Ist das normal?” (Quelle)
“Gerade bei Amerzon geschaut 19,95 €” (Quelle)
“So bat Werner M. HELP um Hilfe, doch auch uns gegenüber betonte Amerzon, dass das Buch über den Amazon-Marketplace gekauft wurde.” (Quelle)
Überraschend daran finde ich, dass der Fehler gemacht wird, obwohl Amazon ein Name ist, den man ja in erster Linie aus einem schriftlichen Medium kennt.
Und damit melde ich mich für den Rest der Woche ab, um auf die StuTS zu fahren – vielleicht sehen wir uns da ja?
Hm, hiess die Generalisierung nicht, dass immer dann zum [ɐ] reduziert wird, wenn es in der Coda auftaucht? (so würde ich beispielsweise “vampir” ebenfalls mit [ɐ] aussprechen). Daneben hängt das wohl auch vom Dialekt ab, hier in sachsen wird man wohl eher ein [ɒ] oder gar [ɔ] sprechen.
Mir ist auch aufgefallen, dass Du „gegooglet“ schreibst, obwohl Präskriptivisten „googel-“ als Stamm vorschreiben (vgl. hier). Wäre mal interessant rauszufinden wie oft dieser „Fehler“ so im Schnitt passiert.
Viel Spass bei der StuTS, da in LE GGS-Tagung ist, kann ich diesmal leider nicht mitkommen.
Ich folge da dem Prinzip, Eigennamen zu erhalten — einen Eigennamen zu zerstückeln ist im Deutschen schon ein schweres Sakrileg.
Die Vokalisierung gibt es meiner Meinung nach auch, wenn das r nicht der letzte Laut ist, wie in “Herz” etc. Das unterliegt aber natürlich lokaler Variation. Ich selbst vokalisiere auch nicht sooo stark. Aber natüalich muss der Laut in der Coda stehen, dass im Anlaut nicht vokalisiat wird, habe ich ja gesagt.
Viele Grüße von der StuTS!
Servus Kristin,
kann ich das Foto twittern? Grandios!
Aber klar!
Wupi! Das ist echt genial. Hatte mal ein Seminar in einer Kaserne und da wurde mir folgender Passierschein ausgehändigt.
http://twitpic.com/15fnf0
Ist ungefähr dieselbe Liga.
> Im Deutschen wird ‑r nach Vokal oft a‑ähnlich ausgesprochen:
[…]
> Bedingung ist allerdings, dass der Vokal und das r zur selben Silbe gehören: […]
Ich widerspreche ja nicht zu ungern. Vielleicht ist das auch eher noch ein anderer Fall.
Also: Überlegt mal bitte, was ihr bei Lehrarin macht. Bei mir ist der Stamm /Lehrer/, was in meinem Deutsch (östliches Ruhrgebiet, westl. Westfalen) eindeutig [Lerɐ] ergibt (unicode geht hier doch, oder?)
Oh, wo ich’s grad oben dazutippe: [andɐrɐ] ist auch so. Cool, das war mir bei /ander/ noch nicht bewusst.
Schönen Gruß aus Jener,
Thomas Hanke
Emerson.de
1. Amazon: da war noch was.
Als Amazon (ziemlich) neu (in Deutschland) war, hab ich das mal empfohlen für englische Bücher. Name auf Englisch…
Feedback, ungelogen: komisch, Emerson.de gibt’s gar nicht. (Hintergrund: Anglistin)
2. Mh, okay, das mit /ander/ war mir wohl doch bewusst. Das interessante daran ist, dass dann /-in/ ein Allomorph /-rin/ hat. Oder eben doch ein /r/ da ist, was ich sonst immer abstreiten würde.
Minimalpaar? Weiß keins.