Heute mal wieder ein Link- und Lesetipp, dank einem Offline-Tipp von Luise: Luca und Leonie in Love.
Es geht um die Androgynisierung von Rufnamen1 im Deutschen, d.h. das Phänomen, dass sich männliche und weibliche Vornamen immer ähnlicher werden. Frau Nübling (Vorname: Damaris) hat es untersucht und ein Journalist (Vorname: Alfons) hat einen wirklich lesenswerten Artikel draus gemacht, Respekt! Es werden sogar Dinge wie die Sonoritätshierachie erklärt
(So sieht sie Vokale und Konsonanten auf einem phonetischen Kontinuum, auf dem stimmhafte Dauerlaute wie „l“, „m“, „n“, „j“, weil sie weicher klingen, den Vokalen näher stehen als die stimmlosen Plosive „p“, „t“, „k“),
und ansatzweise2 auch Silbenstrukturen
(Die lieblichen Laute stehen auch nicht mehr so oft neben anderen Konsonanten (wie das „l“ in Elke), sondern können sich zwischen Vokalen (wie das „l“ in Julian) oder vor Vokalen (wie das „l“ in Leah) lautlich viel freier entfalten. […] Zudem bestätigt die Liste, dass Konsonantencluster — wie bei den ersten beiden Buchstaben von Brigitte — am Aussterben sind).
Nach all den langweiligen Top-Ten-des-Jahres-Artikeln, die ich im Laufe meines Lebens lesen musste, ist das echt mal was anderes.
Fußnote:
1Rufnamen sind für so eine Untersuchung viel besser geeignet als Vornamen generell, weil Zweitnamen oft viel konservativer sind als die eigentlichen Rufnamen, was besonders mit der sogenannten “Nachbenennung” zu tun hat – nach der Patentante Elisabeth, der Oma Gerlinde, dem Urgroßonkel Franz-Josef etc. Nachbenennung war übrigens im Mittelalter mal ein richtiges Problem und ist unter anderem mit schuld daran, dass es Nachnamen gibt – irgendwie musste man all die Johannes’ und Margarethes ja unterscheiden!
Leider unterscheiden die Vornamenstatistiken (dort ganz unten auch ein historischer Vergleich) nicht zwischen Vor- und Rufnamen (was auch schwierig ist, da der Rufname nicht unbedingt der erste der Namen sein muss), weshalb oft typische Zweitnamen als Dauerbrenner in den Listen auftauchen.
2“zwischen Vokalen” entsteht natürlich automatisch, wenn dem Konsonanten immer ein Vokal folgt und die Silbe damit zuende ist, wie bei Ju-li-jan.