Bibliothekskatalog auf Bairisch

Von Anatol Stefanowitsch

Regionale Dialek­te sind mal mehr, mal weniger beliebt, aber selb­st bei den beliebten Dialek­ten lässt sich über viele Sprachen hin­weg beobacht­en, dass Sprech­er klare Stereo­type mit Hochsprache und Dialekt verbinden: Dialek­t­sprech­er sind sym­pa­thisch, fre­undlich, loy­al, ver­trauenswürdig aber ein biss­chen ein­fach gestrickt, während Sprech­er der Stan­dard­va­ri­etät intel­li­gent, gebildet, erfol­gre­ich, dafür aber ein biss­chen arro­gant und unfre­undlich wahrgenom­men wer­den. Sprachge­mein­schaften mit ein­er dom­i­nan­ten Stan­dard­vari­ante sind sich häu­fig einig, dass der Dialekt ins Pri­vatleben gehört, während das öffentliche Leben in der Hochsprache abgewick­elt wer­den sollte.

Diese Aufteilung ist eine der let­zten gesellschaftlich akzep­tierten Bas­tio­nen über­holten Nor­m­denkens. Kein vernün­ftiger Men­sch würde heute mehr auf die Idee kom­men, dass der Zugang zum öffentlichen Leben Men­schen mit ein­er bes­timmten Haut­farbe, einem bes­timmten Geschlecht oder ein­er bes­timmten sozialen Herkun­ft ver­weigert wer­den sollte. Nur von Dialek­t­sprech­ern erwartet man nach wie vor völ­lig selb­stver­ständlich, dass sie sich an die Hochsprache anpassen oder auf eine Teil­nahme am öffentlichen Leben verzichten.

Wenn es in Deutsch­land eine Sprachge­mein­schaft gibt, die diese Diskri­m­inierung über­winden kann, dann sind das die Bay­ern (deren Dialekt gle­ichzeit­ig zu den beliebtesten und unbe­liebtesten Dialek­ten im deutschen Sprachraum gehört). Nur dort hat man ein aus­re­ichen­des kul­turelles Selb­st­be­wusst­sein, um die eigene Sprache auch im öffentlichen Leben zu ver­wen­den (Bun­de­spoli­tik­er aus Bay­ern, zum Beispiel, geben sich wenig Mühe, ihre sprach­liche Herkun­ft herunterzuspielen).

So über­rascht es nicht, dass man gearde bei der Bay­erischen Staats­bib­lio­thek zu dem Schluss gelangt ist, dass das Bairische auch in Bil­dung­sein­rich­tun­gen einen Platz hat:

Die Bay­erische Staats­bib­lio­thek bietet Ihren Nutzern auf ihrer Home­page seit neuestem so genan­nte E‑Tutorials, kurze Ein­führungs­filme zum Bib­lio­thek­skat­a­log OPAC­plus, dem Daten­bank-Infos­ys­tem der Bib­lio­thek und zu Web of Sci­ence, ein­er wichti­gen Daten­bank an. Die Ein­führun­gen zum Bib­lio­thek­skat­a­log ste­hen auch auf Bairisch zur Ver­fü­gung. [Pressemit­teilung der BSB]

Der pro­fes­sionell und ohne Affek­tiertheit und Augen­zwinkern gesproch­ene Ein­führungs­film begin­nt dann wie folgt:

Grüaß Gott, beinand. Her­zlich Willkom­men bei unserem E‑Tutorial OPAC­plus — Ein­stieg in Recherche und Bestel­lung. Der OPAC­plus ist die beste Möglichkeit, um in der Bay­erischen Staats­bib­lio­thek des zum find­en, was ma suacht. Im OPAC­plus ist der BSB-Kat­a­log, der Bay­erische Ver­bund­kat­a­log und die BVB-Auf­satz­daten­bank drin. Jet­zt in der­er Ein­führung beschäfti­gen wir uns nur mit dem BSB-Kat­a­log, des is der Kat­a­log, in dem alle Bestände der Bay­erischen Staats­bib­lio­thek nachg’wiesen san. Im ersten Teil lernen’s jet­zt erst amal, wie Sie ganz grund­sätlich vorge­hen ken­na beim Suacha, und wia dann des B’stell’n funktioniert.

Wie man sieht ist das eine sehr hochdeutsche Vari­ante des Bairischen — die Sprecherin hat natür­lich einen deut­lichen bairischen Akzent, den ich hier nur dort wiedergebe, wo er sich deut­lich vom Hochdeutschen unter­schei­det, aber Gram­matik und Wortschatz sind von zwei Kleinigkeit­en abge­se­hen kaum auf­fäl­lig (des zum find­en, in der­er Ein­führung).

Im Laufe des Films ändert sich das ein wenig, man hat fast das Gefühl, die Sprecherin muss sich in ihre unge­wohnte Auf­gabe erst hine­in­find­en. Der bairische Akzent ist streck­en­weise deut­lich stärker:

Sie ken­na a jed­erzeit des, was Sie ursprünglich g’sucht ham, wieder ändern und krieg’n dann dementsprechend a anderes Ergeb­nis. Büach­er und andere Medi­en, die in die Hand­bib­lio­theken von die Lesesääl sten­gan, müassen’s ne b’stellen, die können’s aber a ned für dahoam auslei­hen. Des is dann der Fall, wenn die Sig­natur, beziehungsweise der Stan­dortver­merk, mit die Buch­staben Hb ofangt. Wenn’s Hbl hoaßt, dann is des Buach in der Hand­bib­lio­thek zum all­ge­meinen Lesesaal. In der Regel is oweil die neueste Auflage für Sie im Lesesaal zum Oschauen.

Hier sieht man zum Beispiel sehr schön den Weg­fall von Kasus­markierun­gen, der alle deutschen Dialek­te außer dem Hochdeutschen kennzeichnet.

Aber ins­ge­samt muss ich sagen, dass ich ein wenig ent­täuscht bin. Man hätte hier, wenn man die Filme schon auf Hochdeutsch und auf Bairisch pro­duziert, eine weit­er vom Hochdeutschen ent­fer­nte Vari­ante des Bairischen wählen kön­nen, vor allem, wenn man, die die Bay­erische Staats­bib­lio­thek, vor­rangig sprach­poli­tis­che Ziele verfolgt:

Mit den bay­erischen Vari­anten der E‑Tutorials möchte die Bay­erische Staats­bib­lio­thek als zen­trale Lan­des­bib­lio­thek für den Freis­taat Bay­ern den Gebrauch der bay­erischen Sprache im All­t­ag unter­stützen. [Pressemit­teilung]

Aber wahrschein­lich zählt schon der Gedanke — der rel­a­tiv gemäßigte Dialekt der Filme kann erst ein­mal dafür sor­gen, dass die Sprachge­mein­schaft seine Ver­wen­dung für Bil­dungszwecke über­haupt akzep­tiert. Das wäre, selb­st im selb­st­be­wussten Bay­ern, ein beein­druck­ender Etap­pen­sieg für sprach­liche Grundrechte.

14 Gedanken zu „Bibliothekskatalog auf Bairisch

  1. wakaranai

    Inter­es­sante Sache, ger­ade für mich als Bayern.

    des zum find­en” ist allerd­ings nicht ger­ade das, was ich auf­fäl­lig nen­nen würde, immer­hin entspricht es struk­turell 1:1 dem Hochdeutschen — das sagt mir zumin­d­est mein Sprachge­fühl so spontan.

    Auf jedn Foi a guade Sachn!

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  2. Carsten aus Hannover

    Vielle­icht liegt die stärkere Dialek­t­fär­bung im späteren Teil auch an der starken Präsenz von Bib­lio­thek­s­jar­gon im ersten Teil. Ger­ade Wörter wie “Ver­bund­kat­a­log” und “Auf­satz­daten­bank” sind ja etwas sper­rig und entsprechen auch klar der oben erwäh­n­ten Kat­e­gorie “öffentlich­es Leben”. Im zweit­en Teil ist die Begrif­flichkeit weniger fachsprachlich.

    Auch der Inhalt der Texte lässt sich grob den bei­den Kat­e­gorien “öffentlich” und “pri­vat” zuord­nen. Im ersten wird die Bib­lio­thek beschrieben, im zweit­en Teil eher Hand­lun­gen des Benutzers. 

    Auf jeden Fall ist es als Nord­deutsch­er schön anzuhören. Wann zieht die Unibib­lio­thek Bre­men mit Platt-Instruk­tionsvideos nach?

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  3. slackenerny

    Na her­rlich, da soll Europa zusam­menwach­sen, im Grunde sog­ar die ganze Welt, und hier wird zusät­zliche Abschot­tung und kle­in­staaterei beklatscht. In vie­len Bere­ichen ist ja nichtein­mal mehr Hochdeutsch als Sprache aus­re­ichend… In ein­er glob­al­isierten Welt hat Dialekt eben außer­halb des lokalen Bere­ich­es (also pri­vat und z.B. der Bäck­er) keinen Platz.

    Let­ztlich gebi­etet schon die Höflichkeit (und der Wun­sch einen gewis­sen Zweck zu erfüllen) sich so auszu­drück­en, dass man ver­standen wer­den kann…

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  4. Sprachspielerin

    Man muss vielle­icht mitbe­denken, dass die Staats­bib­lio­thek ja nicht irgend­wo in Bay­ern ist, son­dern in München! Und dass man in München eine spezielle Art des bay­erischen Dialek­tes spricht, die eben eher gemäßigt und dem Hochdeutschen ähn­lich­er ist als andere Vari­etäten des Bayrischen. Und man kann von ein­er Münch­n­er Insti­tu­tion nun wirk­lich nicht ver­lan­gen, dass sie diese anderen Vari­etäten des Bayrischen statt der Münch­n­er benutzt, das geht nicht! 😉

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  5. David Marjanović

    In Ö (außer Wien*) ist die Sit­u­a­tion anders: strik­te Diglossie (oder Schizoglossie, wie man die nor­wegis­che Sit­u­a­tion genan­nt hat) — Schrift­sprache zum Schreiben (und Vor­lesen), bei offiziellen Anlässen, und für Bay­ern auf Rügen, son­st Dialekt. Wir haben alle einen Schal­ter, und wenn man da drauf­drückt, klin­gen wir wie Zeit-im-Bild-Ansager; es kostet nur etwas Kraft, ihn gedrückt zu halten.

    * In Wien ist die Gesellschaft näm­lich geschichtet. Ein paar Ober­schicht­fam­i­lien sprechen tat­säch­lich nach der Schrift, und der ganze Rest spricht… naja… langsamen Dialekt ohne å, in mein­er Gen­er­a­tion fast immer als Mut­ter­sprache. Manche von denen schaf­fen es übri­gens nicht, Wiener Merk­male (das Fehlen von Zwielaut­en) oder sog­ar das Mei­dlinger L (um den 12. der 23 Bezirke, pharyn­gal­isiert) bei offiziellen Anlässen abzuschal­ten; sowas kenne ich son­st nur von bay­erischen Ansagern in der Deutschen Bahn, die es nicht zusam­men­brin­gen, ihr [ɒ] durch [a] zu ersetzen.

    Na her­rlich, da soll Europa zusam­menwach­sen, im Grunde sog­ar die ganze Welt, und hier wird zusät­zliche Abschot­tung und kle­in­staaterei beklatscht.

    So ein Blödsinn. Nie­mand will die Schrift­sprache abschaffen.

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  6. Christoph Päper

    Nur von Dialek­t­sprech­ern erwartet man nach wie vor völ­lig selb­stver­ständlich, dass sie sich an die Hochsprache anpassen oder auf eine Teil­nahme am öffentlichen Leben verzichten.

    Nee, Dialek­t­sprech­er sind nicht wie reiche weiße Män­ner und arme schwarze Frauen, son­dern eher wie Rauch­er: wenn sie unter sich sind, kön­nen sie tun und lassen was sie wollen, aber in der Gemein­schaft haben sie sich (mündlich wie schriftlich) dem gemein­samen Nen­ner zu beu­gen, wenn sie an ihr teil­haben wollen. Wie immer gilt das Mot­to: Sei lib­er­al in dem, was du von anderen annimmst, und sei kon­ser­v­a­tiv in dem, was du anderen anbi­etest. Ich bemühe mich ja auch, nicht zu nuscheln und leser­lich zu schreiben. (Was den Dialekt ange­ht, bin ich als Ost­nieder­sachse weit­ge­hend raus.)

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  7. Wentus

    Ich bin ger­ade von ein­er Marokko-Run­dreise zurück und habe mich extra auf den dor­ti­gen Dialekt vor­bere­it­et, um auf der Straße nach Preisen zu fra­gen oder im Restau­rant zu bestellen. Allerd­ings wäre es mir unmöglich, den Nachricht­en annäh­ernd zu fol­gen, wenn sie nicht auf Hochara­bisch gesprochen wären. 

    Aber sog­ar Marokko ist weltläu­fig genug, um alle öffentlichen Angele­gen­heit­en grund­sät­zlich auch auf franzö­sisch regeln zu können.

    Wenn die Bay­erische Staats­bib­lio­thek natür­lich nur von ein paar Dör­flern aus der Umge­bung besucht wird, ist die Wahl des Bay­erischen kor­rekt. Jed­er dis­qual­i­fiziert sich selb­st, so gut er kann. Es sei denn, es ste­ht auch eine hochdeutsche und eine Englis­che Ver­sion des Ein­führungs­films zur Verfügung.

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  8. TS

    Und gibt es eigentlich keine Regel, ob es “Bairisch” oder “Bay­erisch” oder eine der anderen möglichen Ver­sio­nen heißt? Ich hätte gedacht, daß sich eine Web­seite wenig­stens ein für alle­mal auf eine Vari­ante einigt…

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  9. Andreas Schmeller

    Lieber Wen­tus,

    wie wäre es denn, sich vorher zu informieren, bevor man hier antwortet. Die Bay­erische Staats­bib­lio­thek hat natür­lich auch eine hochdeutsche Vari­ante im Ange­bot. Aber erst ein­mal lästern…

    Wer niemals Dialekt gel­ernt und benutzt hat, weiß gar nicht, welche Aus­drucksstärke im Dialekt liegt, die man mit Hochdeutsch nur schw­er nach­bilden kann. Dass Dialekt nicht für alle Sit­u­a­tio­nen die beste Wahl ist, liegt sowieso auf der Hand.

    Ein vere­intes Europa ist ein Europa der Regio­nen und da hat der heimatliche Dialekt alle­mal seine Daseins­berech­ti­gung. Anson­sten müssten wir auch Hochdeutsch über Bord wer­fen, da es der Ver­ständi­gung à la slack­en­erny (Kom­men­tar 3) im Wege steht.

    Servus!

    Da Rais

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  10. Andreas Schmeller

    @TS

    Klar gibt es eine ein­deutige Regel: Bairisch bezieht sich auf die Sprache, bay­erisch bezieht sich auss­chließlich auf den bay­erischen Staat seit 1825. Zu diesem Zeit­punkt hat König Lud­wig I. die hel­lenis­tis­che Vari­ante als heute noch gültige Schreib­weise für den Staat Bay­ern per Anord­nung eingeführt.

    Merke: In Bay­ern leben ein paar Mil­lio­nen Nicht-Baiern (Franken, Schwaben) und nicht jed­er, der Bairisch spricht wohnt in Bay­ern (son­dern vielle­icht in Öster­re­ich oder Südtirol).

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  11. Achim

    Müsste die Bay­erische Staats­bib­lio­thek nicht alle Regierungs­bezirke des Freis­taats im Blick haben? Ich ver­misse fränkische und schwäbis­che Versionen!

    (Selb­st bin ich zwar in Schläfrig-Holzbein aufgewach­sen, käme mit ein­er plattdeutschen OPAC-Anleitung aber nur schw­er zurecht.)

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  12. Karlson

    Es ist schon inter­es­sant, was ver­schiede­nen Leuten dazu ein­fällt. Keines­falls kön­nte ich dem Bre­mer Sprachen­blog (Ana­tol Ste­fanow­itsch) zus­tim­men, der gerne eine weit­er vom Hochdeutschen ent­fer­nte Vari­ante des Bairischen hören würde.

    Man muss halt auch dazu beacht­en, dass — wie Sprach­spielerin ganz richtig schreibt — sich alles in München abspielt. Ich stelle mir das wahnsin­nig schw­er vor, einen bairischen Dialekt für ALLE zu find­en und muss der Sprecherin ein großes Kom­pli­ment machen. Wer die ver­schiede­nen Gaue und Eck­en bzw. deren Dialek­te schon mal im Süd­bay­erischen ken­nt, der weiß von was ich spreche. Im Bay­er. Wald spricht man ganz anders als z.B. in Ruh­pold­ing, Reit im Win­kl oder im 

    Ober­land.

    Hinzu kommt, dass — wie Carsten aus Han­nover richtig erkan­nt hat — der erste Teil mit fach­sprach­lichen Begrif­f­en wie Recherche, Bestel­lung, Ver­bund­kat­a­log und Auf­satz­daten­bank keine Spiel­räume für Dialek­te bietet und deshalb dann im 2. Teil die umgangssprach­lichen Hand­lungsan­weisun­gen “bairisch­er” gestal­tet wurden.

    Ob Marokko öffentl. Angele­gen­heit­en in franzö­sisch regelt, sollte uns hier eigentlich nicht bee­in­flussen, hoffe dass Wen­tus anson­sten einen schö­nen Urlaub in Marokko genießen konnte.

    David Mar­janovic muss ich ent­ge­gen­hal­ten, ger­ade wenn alles auf ein vere­intes Europa und unendliche Glob­al­isierung hin­aus­läuft, dann ist es beson­ders wichtig, dass wir uns von dem vere­in­heitlicht­en Sprachen­brei so gut wie möglich abtren­nen. Abtren­nen im üblichen Sinne kön­nen und wollen wir uns ohne­hin nicht, wir Bay­ern müssen ver­suchen, unser Bairisch möglichst lange zu erhal­ten und unser­er Jugend und den nach­fol­gen­den Gen­er­a­tio­nen weit­erzugeben, das muss unser Ziel sein.

    Die Aktion der Bay­erischen Staats­bib­lio­thek sehe ich sehr pos­i­tiv und (wie Ana­tol Ste­fanow­itsch anmerkt) es kann zumin­d­est das Bemühen um einen Etap­pen­sieg sprach­lich­er Grun­drechte ange­se­hen werden.

    Den dafür Ver­ant­wortlichen grat­uliere ich zu dieser Entschei­dung! Lei­der wird bei uns in Bay­ern nur immer in Son­ntagsre­den für den Erhalt der bairischen Sprache gewor­ben, im All­t­ag merkt man dann nicht mehr sehr viel davon. Ger­ade in Behör­den und Ämtern ist Bairisch ver­pönt, die Amtssprache ist halt Deutsch, das ist auch mir klar.

    Umsomehr lobe ich diesen muti­gen Schritt der Bayerischen 

    Staats­bib­lio­thek, dass es hier wieder Kri­tik­er und Besser­wiss­er gibt, das dürfte von Anfang an klar gewe­sen sein. Es ist halt so, wie meis­tens in Deutsch­land: Nix tun bringt keine Kri­tik, da kann man nicht auf­fall­en. Aber davon erhal­ten wir unsere bairische Sprache gewiss nicht.

    Ich kann nur sagen: Weit­er so und nicht “ein­schüchtern” lassen!

    Servus

    Karl­son

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  13. David Marjanović

    David Mar­janovic muss ich ent­ge­gen­hal­ten, ger­ade wenn alles auf ein vere­intes Europa und unendliche Glob­al­isierung hin­aus­läuft, dann ist es beson­ders wichtig, dass wir uns von dem vere­in­heitlicht­en Sprachen­brei so gut wie möglich abtrennen.

    Wieso mir, und was hat ein vere­in­heitlichter Sprachen­brei mit einem vere­in­ten Europa zu tun?

    Antworten
  14. Karlson

    David Mar­janovic, entschuldigen Sie bitte, Sie haben natür­lich Recht mit der Frage “wieso mir?” Das war ein Verse­hen und galt eigentlich slack­en­erny, dessen Äusserung Sie ja nur nochmals als Zitat auf­führten und schon als Blödsinn beze­ich­net haben.

    Das vere­inte Europa hat vielle­icht nicht direkt etwas mit dem “Sprachen­brei” zu tun. Aber es ist auch ein Teil der Glob­al­isierung und eine wichtige Schlüs­selqual­i­fika­tion dazu erfüllt die Englis­che Sprache, die in der Prax­is die Kom­mu­nika­tion über die nationalen Län­der­gren­zen hin­weg ermöglicht. Neg­a­tive Vor­re­it­er sind die in unserem All­t­ag auf­tauchen­den Anglizis­men, die für viele schon zum ganz nor­malen Wortschatz gehören und einge­bürg­ert sind. Ich denke da z.B. an das altge­di­ente Wort “Orts­ge­spräch”, die bei Tele­fonge­sellschaften durch “City-Call” erset­zt wer­den, oder im Restau­rant die “Selb­st­be­di­enung” durch “Self Service”.

    Hier ließe sich eine lange Liste mit dieser neg­a­tiv­en Entwick­lung erstellen. Die Glob­al­isierungswelle wird, und das kann wohl nie­mand ver­mei­den, ihren Über­griff auf unsere Sprache fort­set­zen. Dabei kom­men wir dann zu einem ein­heitlichen Sprachen­brei, der vielle­icht zur weltweit­en Ver­ständi­gung notwendig ist, dem man also schon auch Pos­i­tives abgewin­nen kann. Aber wenn wir dazu unser echt­es bairisch erhal­ten wollen, was vie­len am Herzen liegt, dann müssen wir uns mit allen Mit­teln dage­gen stem­men und jede Gele­gen­heit nutzen, bairisch anzuwen­den und hin­ter dieser unser­er liebenswerten Heimat­sprache zu ste­hen. Eine große Aktion zum möglichst noch lan­gen Erhalt dieses Dialek­ts gibt es nicht, es kön­nen nur viele kleine Maßnahmen(-versuche) sein, die uns diesem Ziel näher brin­gen. Ein­er davon ist gewiss die von der Bay­er. Staats­bib­lio­thek jet­zt prak­tizierte Veröf­fentlichung der Bedi­enung­sh­in­weise in unser­er schö­nen bairischen Sprache, die übri­gens hier kein “urbairisch­er” Dialekt sein kann. Man muss halt gle­ich beim Hin­hören merken, dass man in München oder Bay­ern ist und nicht in Frank­furt, Köln, Ham­burg oder Berlin. Und das erfüllen diese E‑Tutorials in her­vor­ra­gen­der Weise!

    Servus!

    Karl­son

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