Mal wieder ein Link, während ich noch auf eine Mail warte, die Informationen für den nächsten inhaltlichen Beitrag liefern soll. Über Strange Maps gefunden: Eine Karte mit einer Übersicht über Sonderzeichen in den Zeichensätzen europäischer Sprachen:
Die Größe der Länder orientiert sich an der Zahl der über Ascii hinausgehenden Zeichen einer Sprache, ein beliebtes Prinzip. Ein Wort der Warnung: Dass ein ungewöhnliches Zeichen sich im Zeichensatz befindet, heißt noch lange nicht, dass es in der entsprechenden Sprache ununterbrochen in Verwendung ist.
Man kann sich die Karte als Pdf herunterladen oder sogar als Poster zuschicken lassen.
Willkürlich herausgepickt will ich ein bißchen was zum Niederländischen sagen: Es hat sämtliche Vokale mit zwei Punkten drüber. Das sind aber nicht, wie im Deutschen für <ä, ö, ü>, Umlautzeichen, d.h. man spricht sie nicht anders aus als <a, o, u>. Die Punkte dienen vielmehr dazu, die Wortstruktur anzuzeigen und heißen Trema.
Die niederländische Wikipedia zum Trema:
Het trema of deelteken is een spellingsteken dat bestaat uit twee puntjes die boven een klinkerteken worden gezet. Het trema geeft aan dat de ermee gemarkeerde klinker het begin is van een nieuwe lettergreep en dus niet moet worden gelezen als zou hij samen met de er aan voorafgaande letter(s) een klank weergeven, zoals in knieën.
[Meine eilige Übersetzung: Das Trema oder der Trennpunkt ist ein Schriftzeichen, das aus zwei Punkten besetzt, die über Vokalzeichen gesetzt werden. Das Trema zeigt an, dass der damit markierte Vokal den Anfang einer neuen Silbe darstellt und somit nicht so gelesen werden darf, als würde er gemeinsam mit dem/den vorangehenden Buchstaben einen Laut wiedergeben, wie in knieën ‘Knie (Plural)’.]
Ein Wort wie niederländisch knie ‘Knie’ (gesprochen fast wie im Deutschen) wird im Plural also in die Silben knie-ën geteilt. (Im Deutschen sagen wir ja einmal “kni” und einmal “kni-je”, schreiben es aber beide Male gleich.) Beispiele für das Trema (aus dem Wikipediaeintrag):
- <ä> tetraëder ‘Tetraeder’
- <ë> conciërge ‘HausmeisterIn’
- <ï> egoïsme ‘Egoismus’
- <ö> coördinatie ‘Koordination’
- <ü> reünie ‘Treffen’
Die so markierten Buchstaben werden also genauso gesprochen wie ihre punktlosen Kollegen, die Punkte dienen nur der Silbentrennung.
Fälle, in denen die beiden Punkte wirklich einen Umlaut darstellen und somit einen andersklingenden Laut bezeichnen, gibt es zwar auch, aber nur sehr wenige, nämlich Fremdwörter aus dem Deutschen, wie:
- <ä> salonfähig, einzelgänger
- <ö> fremdkörper
- <ü> glühwein, überhaupt
Im Deutschen hingegen gibt es Tremata (d.h. in ihrer Nicht-Umlaut-Funktion) nur bei Eigennamen (i.d.R. aus anderen Sprachen) wie Citroën aus dem Französischen. Tremata auf <a, o, u> gibt es meines Wissens keine, es besteht also keine Verwechslungsgefahr.
Mal wieder ein kleines Fehlerchen: ruïne ist nur ein weiteres Beispiel für ï. Ein ü‑Beispiel kenne ich nicht, vielleicht irgendwas auf ‑uum? Eventuell vacuüm?
Hm, ich sollte mehr Fehler machen, um mehr Kommentare zu bekommen 😉
Tausend Dank, ich hab’s durch reünie ersetzt.
Das Niederländische kennt außer ä ë ï ö ü auch noch á é í j’ (j mit Akut) ó ú ý und è.
Die alte Rechtschreibung (vor 1995) sah außerdem noch à ì ò ù vor (und vielleicht y‘ — y mit Gravis?).