Die Verwandtschaftstrilogie endet mit etwas, das mich weniger plagt als vielmehr neugierig macht: In manchen Familien gibt es unterschiedliche Bezeichnungen für die Großeltern, je nachdem, ob es die Eltern der Mutter oder des Vaters sind. Und auch sonst ist es spannend, zu welchen Strategien man greift, um die Großeltern auseinanderzuhalten.
Dazu kann man wenig Theoretisches sagen, weil es um Hausgebrauch geht – vom Grimmschen Wörterbuch und meinen üblichen Bibeln ist da nichts zu erwarten. Daher also gleich zu den Ergebnissen meiner Umfrage:
Unterscheidet Ihr in der Familie die Großeltern mütterlicher- und väterlicherseits? Falls ja, wie?
Wenn die einen Großeltern mit dem Nachnamen, die anderen mit dem Vornamen bezeichnet wurden (o.ä.), so wurde beides berücksichtigt. Es fehlt ein bißchen was an 51, weil manche nur “Name” schrieben, das habe ich mal weggelassen, weil etwas unspezifisch.
“Sonstiges” war übrigens ein schöner Fall, in dem die Großeltern nach der Körpergröße in große(r) und kleine(r) Oma/Opa unterschieden wurden.
Diejenigen, die wirklich durch verschiedene Bezeichnungen unterscheiden, finden sich hier noch einmal genauer:
Die “Sonstigen” :
- Oma/Opa vs. Groma/Gropa
- Oma/Opa vs. Großmama/Großpapa
- Omi/Opi vs. Ömi/Öpi
- Oma/Opa vs. Nana/Näni (Schweizer Einfluß)
Eni für ‘Großvater’ (und parallel gilt das auch alles für ‘Großmutter’) ist nach Müller (1979) bis ins 14. Jh. im kompletten süddeutschen Raum belegt, ganz besonders in der Schweiz und auch in Österreich. Um 1900 lebte das Wort als Neni/Näni/Endi(fatter) noch am Südostrand der deutschsprachigen Schweiz (Appenzell – Chur – Davos – Bosco Gurin), über die heutige Verbreitung habe ich zwar nichts gefunden, aber gestorben ist nicht. Die Form ist verwandt mit dem hochdeutschen Ahn, das einmal ‘Großvater’ hieß (vgl. hier).
Fun Fact: Mein Bruder und ich unterscheiden unsere Großmütter nach dem Vornamen (also Oma + Name) – als unsere Großväter noch lebten, wurden sie natürlich auch entsprechend unterschieden, allerdings nur wenn ganz explizit von ihnen die Rede war. Wenn es um das Großelternpaar ging, wurde immer die Bezeichnung für die Großmutter benutzt. Also “Wir fahren zur Oma X!” oder “Ich habe Geld von der Oma X bekommen!”.
So, das war’s mit der Verwandtschaftsumfrage. Ich bedanke mich noch einmal ganz herzlich bei allen, die mir geantwortet haben!
Und hier zum Mitmachen:
Aktualisierung:
Wenn man selbst etwas in der Umfrage einträgt, erscheint nur eine Stimme für “other”. Die Antworten will ich Euch aber nicht vorenthalten:
- Oma Spitzname, Omi (2x)
- Omama/Opapa vs. Ama/Apa
wirklich interessante Ergebnisse.
Vielleicht kann ich hinzufügen, dass als einer der, die in den Großkousinen die Cousinen der Eltern sehen, es bei uns auch eine Bezeichnung für deren Kinder wären, das wäre für mich eine Cousine zweiten Grades. Lustigerweise besteht zu diesen in unserer Familie kein Kontakt, während ich zwei Cousinen und Großcousins dritten Grades kenne.
Die einzig richtige Antwort auf diese Frage, pflegte aber mein verstorbener Großvater (den wir Näni nannten — vgl. Kristins dritter Blogpost, die mit dem Schweizer Einfluss). Sollte über irgendwelche komplizierten Verwandschaftsbeziehungen diskutiert werden, entgegnete er stets bloß:
Die Großmütter waren Brüder.
Lustig darauf die Reaktion. Die tief mit Nachdenken beschäftigten Mitdiskutanten, antworteten meist etwas wie “ach ja so muss es gewesen sein” oder “ahh das könnte stimmen”. 😉
ups eigentlich wollte ich den Beitrag zu Großcousinen und Großcousins einsortieren, dann poste ich ihn halt da noch einmal 😉
Interessant wäre vielleicht noch, herauszufinden, wie diejenigen, die Oma/Opa von Omi/Opi unterscheiden, diese Bezeichnungen zuweisen. In unserer Familie macht man das in der Tat so, und “Omi/Opi” ist dabei väterlicherseits und “Oma/Opa” mütterlicherseits.
Dafür nenne ich meine Eltern “Mutti” und “Papa” (“Pappa”?), dort stimmen die letzten Vokale nicht mit den Seiten überein.
P.S.: Das Buch ist angekommen. 🙂
Die Antworten waren sehr gemischt — ein paarmal waren die Großeltern mütterlicherseits Omi/Opi, ein paarmal die väterlicherseits. Keine Tendenz erkennbar. Aber waren natürlich auch viel zu wenige Ergebnisse.
Diejenigen, bei denen Großmutter/-vater den Koseformen gegenüberstanden, wiesen teilweise darauf hin, dass die Distanz zu Großmutter/-vater auch größer sei als zu Oma/Opa.
Witzig mit Deinen Eltern, denn eigentlich würde man — also ich — Mutti und Vati als zusammengehörig betrachten. (Und Mami — Papi, Mama — Papa.) Woher kommt das, macht man das in Deiner Familie generell so? Wie nannten Deine Eltern ihre Eltern?
Viel Spaß mit dem Buch! Da steht auch was zu Verwandtschaftsbezeichnungen drin.
Meine Großeltern leben leider nicht mehr. Ich habe sie direkt Oma und Opa genannt bzw. wenn ich über sie geredet habe Oma + Familienname bzw. Opa + Familienname bzw. auch die Oma väterlicherseits + Familienname. Den Opa väterlicherseits habe ich nicht gekannt, der ist vor meiner Zeit gestorben.