Wegen meiner Verwandtschaftshausarbeit habe ich mich in der letzten Zeit viel, viel, viel mit Verwandtschaftsbezeichnungen beschäftigt. Dabei gibt es ein paar Dinge, die mich schon immer plagen:
- Ehepartner von Tanten und Onkel
- Großkusinen und Großcousins / Großtanten und Großonkel
- Großeltern mütter- und väterlicherseits
Zu jedem der Punkte will ich in einem eigenen Beitrag ein bißchen was erklären, und dann werden ich pseudo-empirisch: Ich habe eine Umfrage gemacht! Die Ergebnisse baue ich ein, wo sie passen, aber sie sind natürlich nicht statistisch signifikant oder sonstwie ernstzunehmen. Meine Versuchspersonen waren 51 deutsche Studierende/AkademikerInnen (27w/24m), alle mit deutscher Muttersprache1, einige wenige zweisprachig, Altersdurchschnitt 28,4 Jahre.
Mit den Ehepartnern der Tanten und Onkel geht es los:
Die meisten Menschen, die ich kenne, bezeichnen die Ehepartner ihrer Tanten/Onkel ebenfalls als Tante/Onkel. Als Kind fand ich das unmöglich, Heiratsverwandtschaft hatte unter dieser Bezeichnung nichts für mich zu suchen. Aber was ist die Alternative? Jedes Mal zu sagen “Ach übrigens, mein angeheirateter Onkel hat sich gestern zusammen mit dem Mann meiner Tante betrunken” ist ziemlich umständlich, und umständliche Formulierungen umgeht man ja gerne, vor allem bei so hochfrequenten Verwendungen wie meinem Beispielsatz.
Die Wahl, vor der man steht, ist also sich a) präzise oder b) kurz auszudrücken. Kurz ist die natürlichere Wahl. Das zeigt auch das Umfrageergebnis:
Im Gespräch mit Dritten, wie bezeichnet Ihr die Ehefrau Eueres Onkels und wie den Ehemann Euerer Tante?
33 Personen wählten die kürzeste Möglichkeit und bezeichnen die Ehepartner ebenfalls als Tante und Onkel. Zwei besonders spannende Details:
- Eine Person bezeichnet dann nur angeheiratete Tanten/Onkels als Tante/Onkel, wenn die Eheschließung vor ihrer Geburt stattgefunden hat.
- Jemand bezeichnet die ihm sympathischeren und näherstehenden Ehepartner als Tante/Onkel, die weniger sympathischen/entfernteren als Frau von Onkel, Mann von Tante.
Die 11 Personen, die manchmal Tante/Onkel und manchmal Umschreibungen gebrauchen, verweisen meist auf das Kommunikationsziel. Nur wenn ein Mißverständnis droht, greifen sie zur Erläuterung. (Nur drei Personen gaben an, beides austauschbar zu gebrauchen.)
Die 3 Personen, die Erläuterungen bevorzugen, wählen Formulierungen wie “der Mann meiner Tante”, “mein angeheirateter Onkel” oder “mein Onkel, der Mann meiner Tante”.
Es gibt übrigens ein schönes Buch, Comutter, Papi und Lebensabschnittsgefährte von Helen Christen, in dem die neueren Entwicklungen in der Benennung und der Anrede von Verwandten und Ich-weiß-nicht-so-recht-ob-Verwandten untersucht werden. Ich habe es vor Ewigkeiten mal angelesen und komme grade nicht dran, aber wenn ich es das nächste Mal in den Händen halte, schaue ich, ob sich davon nicht etwas für das Schplock eignet.
Für alle, die nicht Teil meiner exklusiven Umfrage sein konnten, gibt’s jetzt noch die Möglichkeit, was zu sagen. Bitte nur einmal abstimmen:
Fußnoten:
1 Sorry an die beiden Nicht-MuttersprachlerInnen unter Euch! Leider stand zu befürchten, dass Ihr Euch in Euerem Urteil durch Euere Muttersprache beeinflussen lasst, deshalb konnte ich Euere Antworten nicht berücksichtigen. Ich habe sie aber trotzdem sehr interessiert gelesen!
Jeden Tag schau’ ich auf das Kalenderblatt,
sehe nach, wer heut’ Geburtstag hat.
Ja, man nennt mich „Lieber Onkel“ nah und fern –
Leute, die was geben, hat man immer gern!
Früher, als ich nichts gehabt, war keiner da,
jetzt sind die entferntesten Verwandten da.
Wenn sie mal Geburtstag haben, komm’n sie fix,
manche komm’n ZWEIMAL im Jahr – ich tu’, als merk’ ich nix.
Meine Nichte ist fünf Jahr’, die macht mir Freud’
die sagt jede Woch’: „Ich hab’ Geburtstag heut’!“
Gestern sprach ich, als sie wieder bei mir war:
„Wenn du jetzt noch zweimal kommst, dann bist du hundert Jahr’!“
Ich beschenke jedermann in Stadt und Land,
ich beschenk’ auch Leute, die ich nie gekannt.
Wer geburtstag hat, den sieht man zu mir geh’n –
nur wenn ICH geburtstag hab’, dann läßt sich keiner seh’n.
wenn der angeheiratte onkel wie ein onkel ist soll er auch onkel sein denn alles was von deiner tante kommt kommt auch von ihm
Einige sagen ja auch zu bekannten einfach Tante oder Onkel so nach dem Motto: “guck mal was dir die Tante mitgebracht hat…”. Oder: “heute müssen wir zum Onkel Doktor…”
Naja wie auch immer.
Ich wollte wissen was es von mir ist : Also von meiner Tante der Mann und von dem Mann die Mutter was ist das von mir?
Ich nenn die Frau von meinem Onkel die “Fronkel” (Frau von Onkel)und den Mann von meiner Tante den “Mante”(Mann von Tante).
Liebe Grüße
Bei mir wurden sogar die besten Freunde meiner Elter als Tante/Onkel bezeichnet, jedoch trennte man da geschickt in dem man den Namen noch dazu sagte (da ich mehrere echte Tanten und Onkel habe) “hey Tante Petra kommt heute zu Besuch”. “Hey deine Tante kommt zu besuch” “welche ?” ” Lisa” so sah das bei mir aus. Problem ist bloß das keiner meiner Tanten/Onkel verheiratet ist weshalb ich dazu nichts genaueres angeben kann. Ich vermute jedoch das es genauso abgelaufen wäre.
Was haltet ihr von: der Schwager (oder die Schwägerin) meiner Mutter (oder meines Vaters)? Dieses Benennungssystem würde auch alle Varianten abdecken.