Sprache in Scherben

Von Anatol Stefanowitsch

Judith Holofernes von Wir sind Helden ist ein poet­is­ches Genie, und „Kaputt“ vom Album „Sound­so“ ist ein­er ihrer besten Texte (Nör­gler, dibbe­d­abb & Co: das ist keine wis­senschaftliche Aus­sage, son­dern eine Mei­n­ung — die dür­fen Wis­senschaftler auch haben).

Aber der Refrain des Liedes birgt ein kleines sprach­wis­senschaftlich­es Rät­sel. So wird er auf der Web­seite der Band zitiert:

So viel kaputt

aber so vieles nicht

Jede der Scherben

spiegelt das Licht

So viel kaputt

aber zwis­chen der Glut

zwis­chen Asche und Trümmern

war irgend­was gut

Ich bin mir aber sich­er, dass das nicht dem entspricht, was Holofernes tat­säch­lich singt: ich höre ein­deutig Jeder der Scher­benScherbe(n) wäre hier ein Maskulinum. Und damit bin ich offen­sichtlich nicht ganz allein, auch wenn die Mehrzahl der Google­tr­e­f­fer für die Zeile die fem­i­nine Form enthält (wer sich selb­st ein Bild machen will, der kann bei Ama­zon genau den fraglichen Schnipsel hören).

Wenn ich richtig höre, stellt sich die Frage, woher die masku­line Form kommt. Das Duden-Uni­ver­sal­wörter­buch ken­nt nur die Scherbe, aber das Deutsche Wörter­buch der Gebrüder Grimm ken­nt neben dieser stan­dard­deutschen Form auch das Maskulinum der Scherbe/n, das im älteren Neuhochdeutschen neben der fem­i­ni­nen Form zu find­en war. So find­et sich in Bibelaus­gaben dieser Zeit sowohl und er nam eine scher­ben und sch­a­bet sich (Hiob 2:8), als auch er ver­grůb sich in den mist, und mit einem scher­ben kratzet er den grind ab der haut. Die Grimms weisen noch darauf hin, dass „heutzu­tage … das masc. beson­ders in den bair.-österr. mundarten gebräuch­lich“ sei, wobei „heutzu­tage“ Mitte des 19 Jahrhun­derts war. Judith Holofernes stammt allerd­ings nicht aus Bay­ern oder Öster­re­ich, son­dern aus Berlin.

Da wir für den oder die Liegestütz/e/n so detail­lierte dialek­tale Infor­ma­tio­nen sam­meln kon­nten, gelingt das ja vielle­icht auch für den oder die Scherbe/n. Also: wer ken­nt die masku­line Form aus dem alltäglichen Sprachge­brauch (bitte mit Angabe der Herkunftsregion)?

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

38 Gedanken zu „Sprache in Scherben

  1. mawa

    Der Scher­ben” ist auch heutzu­tage in der Hochsprache noch gängig, näm­lich als Fachaus­druck für gebran­nte Keramik.

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  2. Dierk

    Ich kenne bei­de Vari­anten allerd­ings in min­i­mal unter­schiedlich­er Bedeutung:

    die Scherbe — Bruch­stück ein­er Keramik

    der Scher­ben — das gesamte [Werk]Stück in der Her­stel­lung eben jen­er Gegen­stände, die dann zu weib­lichen Scher­ben zer­fall­en; Fach­be­griff aus dem keramis­chen Handwerk

    Region: echt­es Nord­deutsch­land [Lach­stadt, Schläfrig-Hohlschwein, nördlich­es Nieder­set­zen, Meck-Pomm rotweiß] 

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  3. Wentus

    Ich kenne zwar die masku­line Form nicht, mir fällt dazu jedoch ein, dass es im Deutschen noch Reste ein­er Kollek­tiv-Form gibt, wie sie beispiel­sweise im Ara­bis­chen aus­geprägt ist. Sie beze­ich­net typ­is­cher­weise ein Mate­r­i­al im Gegen­satz zu einem Stück. Ein Beispiel: Fels — Felsen. In ähn­lich­er Weise kön­nte hier das Mate­r­i­al “gebran­nter Ton” und ein Stück davon gemeint sein.

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  4. Hedonistin

    Den Scher­ben kenne ich aus der südlichen Steier­mark als alltägliche Beze­ich­nung für Tonge­fäße, z.B. Blu­men­töpfe. Meines Wis­sens in ganz Ostöster­re­ich gebräuch­lich ist die Redewen­dung “den Scher­ben aufhaben” für eine höchst unglück­selige Sit­u­a­tion — gemeint ist dabei nicht irgen­dein Gefäß, son­dern ein (gefüll­ter) Nachttopf. 🙂

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  5. Lars von Karstedt

    Zu der von Wen­tus (Kom­men­tar 3.) ange­sproch­enen Kollek­tiv-Form kann ich beitra­gen, dass es in der Imk­erei die Wen­dung “der Bien” gibt (oder zumin­d­est gab, meine Quelle ist nicht die neueste). Damit beze­ich­net der Imk­er das kom­plette Bienen­volk im Gegen­satz zum einzel­nen Indi­vidu­um, das er, wie alle anderen auch, als “die Biene” bezeichnet.

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  6. Lukas

    Ver­mut­lich eher so mit­tel-hil­fre­ich, aber: Judith Holofernes zog mit sechs Jahren von Berlin nach Freiburg im Breis­gau, wo sie blieb, bis sie 20 war.

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  7. Michael E.

    Guten Tag, ein Wiener hier.

    Ich bestätige Hedo­nistins Wis­sen — hier im Osten hat man regelmäßig sprich­wörtlich “’n Scherb’n auf”, die Bedeu­tung ist “Pech gehabt”. Außer­dem wird die Toi­lette auch wenn man sie nicht auf hat als “der Scher­ben” beze­ich­net. Andere Ton- und Keramikge­fäße sind davon ausgenom­men, “der Scher­ben” ist nur die Kloschüssel.

    Im Bezug auf Bruch­stücke höre ich die masku­line Form häu­fig, aber nicht auss­chließlich. Ver­hält­nis ist wohl Pi*Daumen 50:50.

    Jet­zt bilde mir allerd­ings ein, dass bes­timmte Ver­ben eine bes­timmte Form bevorzu­gen… das muss ich mal länger beobachten 😉

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  8. Anatol Stefanowitsch

    Die masku­line Form der Scherbe(n) als Beze­ich­nung für ein Gefäß ist bei den Grimms getren­nt verze­ich­net, aber in dem Text geht es ja nicht um Gefäße son­dern um Bruch­stücke von irgendetwas.

    Die Möglichkeit ein­er Kollek­tiv­form ist inter­es­sant, aber der gram­ma­tis­che Kon­text (Jed­er der Scher­ben) lässt diese Lesart für diesen Text nicht zu.

    Lukas (#6), doch das ist sehr hil­fre­ich, denn es stellt einen Zusam­men­hang zu der Sprachre­gion her, in der laut den Grimms die masku­line Form zumin­d­est im 19. Jahrhun­dert noch ver­bre­it­et war!

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  9. David Marjanović

    Ich kann “hat den Scher­ben auf” als wiener­isch bestäti­gen, aber die Beziehung zur Scherbe habe ich gar nicht hergestellt.

    Das mit der Kollek­tiv­form ist sehr inter­es­sant. Vielle­icht erk­lärt das, warum manche weib­lichen Nomen auf ‑e (Pfanne, Zunge, Schoko­lade, Schule…) in den bairisch-öster­re­ichis­chen Dialek­ten so wie die säch­lichen (Auge, Ende…) das ‑e ver­lieren, die meis­ten (Hose, Brille, Seite, Seife, Haube, Truhe, Flasche, Pflanze, Tablette, Plat­te, Dose, Fliese, Suppe, Schale…) es aber durch ‑n (-m, ‑ng) erset­zen, wenn auch unter Beibehal­tung des Fem­i­ninums und ohne jede kollek­tive Bedeutung.

    Übri­gens: in Öster­re­ich heißt es nicht die Socke, son­dern der Sock­en.

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  10. David Marjanović

    und er nam eine scher­ben und sch­a­bet sich

    Wo, geo­graphisch, kommt das her? Es passt näm­lich genau in meinen Dialekt, wo “Scherbe” auch so ein Wort auf ‑n ist (und weib­lich bleibt).

    Ich hätte dazusagen müssen, dass ich erst mit 11 Jahren nach Wien gekom­men bin und vorher in Linz gewohnt habe.

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  11. Julius

    Jet­zt kommt mal was weit herge­holtes: “Die Scher­ben” — alle Mit­glieder der Band “Ton, Steine, Scherben”. 😉

    Ne ne, ich würd auch mal auf Freiburg tip­pen oder ein­fach auf bessere ‘Singbarkeit’ durch reinge­mogeltes ‘Fugen‑r’ bzw. Schwa-Laut.

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  12. David Marjanović

    Jet­zt fällt mir erst das Prinz-Eugen-Lied ein! Er ließ schla­gen einen Bruck­en, dass man kun­nt hinüber­ruck­en mit d’r Armee wohl für die Stadt.

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  13. David Marjanović

    Hier zwei leicht mod­ernisierte Fas­sun­gen des Prinz-Eugen-Liedes.

    bessere ‘Singbarkeit’ durch reinge­mogeltes ‘Fugen‑r’ bzw. Schwa-Laut.

    Kapi­er ich nicht. Wieso soll jed­er der bess­er singbar sein als jede der?

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  14. christoph kratistos

    Tut mir leid, falls mein Unver­ständ­nis sprach­lich­er Halb­bil­dung entspringt, aber:

    Was ist daran männlich?

    Jede der Scher­ben spiegelt das Licht.” Die Scherbe spiegelt das Licht. Die Scher­ben spiegeln das Licht. Jede einzelne der Scher­ben spiegelt das Licht. So wie “Jede (einzelne) der Frauen trug einen Topf.”

    Ich bin verwirrt.

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  15. Julius

    @David: hm… bess­er singbar, naja, kam mir (als rhein­län­der) ganz sub­jek­tiv grad so vor. lip­pen offen­er und run­der? ne, irgend­wie nicht. an der zun­gen­stel­lung liegts auch nicht. ok, bei genauer­er betra­ch­tung ziehe ich meine these (als nicht-phonetik­er) zurück 😉

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  16. Achim

    Ich habe mir den Schnipsel jet­zt nicht ange­hört (so was macht man nicht im Büro, wenn andere zuhören…), aber gegugelt habe ich. Und von den stolzen acht Tre­f­fern mit “jed­er” sind zwei offen­bar Zitate aus dem Gedächt­nis, die ein “in” davor geset­zt haben:

    Soviel kaputt aber so vieles nicht in jed­er der scher­ben spiegelt das licht soviel kaputt aber zwis­chen der glut zwis­chen asche und trüm­mern war irgend­was gut.

    Und kann es vielle­icht ein Ver­sprech­er sein? Ist da halt reingerutscht und wurde nicht bemerkt, oder der Take war anson­sten gut gelun­gen, so dass die Helden sagten “sei’s drum”.

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  17. Anatol Stefanowitsch

    Achim (#19), da der Refrain min­destens dreimal wieder­holt wird und Holofernes jedes­mal jed­er der Scher­ben singt, halte ich einen Ver­sprech­er für unwahrschein­lich. Und der Take ist zwar gut, aber SO gut, dass man einen Genus­fehler ignori­ert? Nein, entwed­er ich ver­höre mich hier oder es liegt ein dialek­taler Ein­fluss vor.

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  18. amfenster

    Ups, das ging daneben… Also nochmal:

    M.E. han­delt es sich um einen Hör­fehler. Frau Holofernes neigt ja zu einem sehr run­den und offe­nen Schwa-Laut (“Bit­töö gib mir nur ein Wort”), deswe­gen höre ich das auch als “jede” (bzw. eben “jedöö”).

    Weiß jemand, wie’s im Book­let ste­ht? Wenn es für die Helden denn wirk­lich “der Scher­ben” wäre, wür­den sie das doch wohl auch so abdruck­en, oder?

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  19. Gareth

    Ich halte zwar über­haupt nichts von Wir sind Helden, will mich aber trotz­dem zum eigentlichen The­ma äußern. Ich höre da auch kein jed­er her­aus, weil sie das Schwa, wie schon erwäh­nt, eher untyp­isch singt.

    Ich habe der Scher­ben jeden­falls noch nie gehört, wed­er als Ersatz für die Scherbe noch in einem Bedeu­tung­sun­ter­schied zu derselben.

    @David Mar­janović: Mein deutsch­er Spracher­werb hat im Ruhrge­bi­et stattge­fun­den und dort ist eben­falls der Sock­en geläu­fig, dieses Phänomen ist also nicht auf Öster­re­ich beschränkt.

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  20. RvBarg

    Ich wage ja zu behaupten, dass das schlicht und ergreifend an unsauber­er Artiku­la­tion liegt, anson­sten kön­nte man auch noch die Ver­mu­tung anstellen, dass es sich um ein Spie­len mit der Asso­nanz von Scher­ben zu ‘Scher­gen’ han­delt, also jen­seits von gut und böse, ähm, dialek­tal­en Unter­schieden liegt.

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  21. giardino

    Erstens wer­den ‘E’s bei Judith Holofernes oft zu ‘A’s beim Sin­gen, sie singt z. B.: 

    Steig auf, ich tra­gA dich” (Ein Ele­fant Für Dich) 

    Du Awartest viel zu viel” (Aure­lie)

    Und Rand und Band ziehn ohnA mich aufs Land” (Auss­er Dir)

    Bin ich nicht wütend gAnug für dich” (Wütend Genug)

    usf.

    Zweit­ens ste­ht im Book­let von “Sound­so” tat­säch­lich “Jede der Scher­ben spiegelt das Licht” — insofern würde ich den Klang “Jed­er” genau­so der Holofern­schen Vokalfär­bung (“Jeda”) zuordnen.

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  22. kreetrapper

    Achim (19)

    Ich habe mir den Schnipsel jet­zt nicht ange­hört (so was macht man nicht im Büro, wenn andere zuhören…), aber gegugelt habe ich. Und von den stolzen acht Tre­f­fern mit “jed­er” sind zwei offen­bar Zitate aus dem Gedächt­nis, die ein “in” davor geset­zt haben:

    Ich höre da auch ein (zugegeben sehr schwach gesproch­enes) “in” vor “jed­er”. Und dann paßt es ja wieder zum femininum.

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  23. Ute

    Hier in Kon­stanz, im badis­chen Süden des Län­dles, sagen wir “der Scherbe(n)” nicht die Scherbe. Damit wäre es: jed­er der Scherbe(n). Das “n” wird nicht gesprochen. 

    Genau­so wie wir “der But­ter” oder “der Marme­lad” sagen. 

    Die männlichen For­men über­wiegen im Dialekt ins­ge­samt, je nach­dem wie stark noch Dialekt gesprochen wird, wer­den männliche For­men auch für Frauen genutzt, statt:

    das gehört der Frau”

    das ist der “Frau” seins”

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  24. corax

    Herr Ste­fanow­itsch,

    wieso ver­weisen Sie zur Hör­probe eigentlich auf amazon? :—)

    Man kann sich das Stück in her­vor­ra­gen­der Qual­ität doch auf der ver­link­ten Home­page direkt anhören.

    Also ich hab’s mir mehrfach von der CD ange­hört und höre da auch ein „Jed­er“ heraus.

    Also hier im west­lichen, rheinis­chem Ruhrge­bi­et (Das Ruhrge­bi­et ist ja sprach­lich zweigeteilt) hab ich „Der Scherbe(n)“ im All­t­ag noch nie gehört.

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  25. Jens

    Ich denke, gia­r­dano (25) hat hier recht und es ist ein­fach nur eine Sache der Aussprache. Wenn man sich mal das Lied „Ein Ele­fant für dich“ anhört, kann man leicht her­aushören, daß sie die unbe­ton­ten [ə]s sehr offen ausspricht, so daß sie kaum von [ɐ]s zu unter­schei­den sind.

    Ich weiß, dein­er Mon­ster sind ger­nau wie mein­er und so.

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  26. drago starcevic

    @ #4

    och men­sch ich hat­te die öster­re­ich­er für viel poet­is­ch­er gehal­ten. wer “den scher­ben aufhat” hat einen GEFÜLLTEN nacht­topf auf dem kopf?

    ich hab mir die reden­sart bish­er so erklärt:

    wenn ein­er über nacht ver­rückt wird und nacht­topf mit hut ver­wech­selt — nun gut, wenn er nachts in den hut pinkelt ist das sub­op­ti­mal, aber immer­hin merkt es kein­er. anders, wenn er sich am näch­sten mor­gen den scher­ben auf­set­zt und das haus ver­lässt: in diesem moment SEHEN ALLE DASS ER SPINNT, und so hab ich die reden­sart bish­er gedeutet.

    wieder eine illu­sion weniger *seufz*

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  27. Stephan

    Grimm ist nicht der einzige, der die männliche Vari­ante ken­nt. Auch in neueren Wörter­büch­ern ist sie zu find­en. Siehe jew­eils die erste Lesart:

    DWDS:

    http://www.dwds.de/?kompakt=1&sh=1&qu=scherben

    Scher|ben, der; ‑s, -: 1. (südd., österr.) Scherbe. 2. (südd.) ird­en­er Topf [für Blu­men]. 3. (Keramik) gebran­nter, aber noch nicht glasiert­er keramis­ch­er Werk­stoff: die Glasur wird auf den vorge­bran­nten S. aufgeschmolzen.

    © 2000 Duden­ver­lag, Das Große Wörter­buch der deutschen Sprache

    Dies, in Kom­bi­na­tion mit ein­er im Breis­gau ver­bracht­en Jugend, kön­nte vielle­icht die männliche Form erk­lären; es sei denn, es liege tat­säch­lich ein­fach an der Aussprache “jeda”.

    Zur eigentlich gestell­ten Frage: In meinem Dialekt, dem Zürichdeutschen, ist das Wort (Schèèrbe) auch als Bruch­stück männlich.

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  28. Ingenieur

    Wie wäre es denn, Judith H. ein­fach zu fra­gen, was sie da genau singt und wo es herkommt? Kann doch gut sein, dass eine entsprechende Mail-Anfrage beant­wortet wird.

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  29. David Marjanović

    och men­sch ich hat­te die öster­re­ich­er für viel poet­is­ch­er gehal­ten. wer “den scher­ben aufhat” hat einen GEFÜLLTEN nacht­topf auf dem kopf?

    Das sind nur die Wiener. Aus Linz war mir wed­er die Reden­sart noch der männliche Scher­ben geläufig. 🙂

    wenn ein­er über nacht ver­rückt wird

    Nein, wenn er, statt in der Tinte Scheiße zu sitzen, …

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  30. David Marjanović

    Und jet­zt habe ich mir das Lied endlich angehört…!

    Ja, ich höre da am ehesten noch mein /ɐ/ her­aus, also “jed­er der Scher­ben”. Trotz­dem ist dieser Laut sehr leicht von Holofernes’ /ɐ/ zu unter­schei­den: sie hat näm­lich über­haupt keins. Sie nimmt stattdessen /aː/: zweimal der­selbe Vokal in Vater [ˈfaːtʰaː], zweimal der­selbe in darunter [daːˈʀʊn­tʰaː].

    (Das macht die Merkel doch auch, oder?)

    Dann habe ich mir wie emp­fohlen “Ein Ele­fant für dich” ange­hört. Holofernes’ Schwa ist, wenn es lang gesun­gen wird (ich fraaaageeee kommt vor), irgen­dein gewürgter gerun­de­ter Zen­tral­vokal, ver­mut­lich das halb mythis­che [ʚ]; wenn es kurz ist, kommt etwas her­aus, das wirk­lich nahe am [ɐ] ist. Also höre ich beina­he, wie beschrieben, “dein­er Mon­ster sind ger­nau wie mein­er” — und dieses “beina­he” kön­nte daran liegen, dass ich ja ger­ade gel­ernt habe, dass sie /ɐ/ durch /aː/ ersetzt.

    Kommt davon, wenn man sich über­haupt ein Schwa zulegt. Wo ich herkomme, gibt es sowas nicht. =8-) 😉

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  31. olli

    Nochmal was Neues: Die entsprechende Fär­bung kön­nte auch durch den Ein­satz von klang­bear­bei­t­en­den Effek­ten her­rühren. In der Tat wäre eine direk­te Anfrage an die Dame für die Klärung am sinnvollsten.

    gutentag@wirsindhelden.de

    Bin ges­pan­nt, ob noch was kommt.

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  32. Fabian

    Sprachge­fühl sagt:

    - Stan­dard­deutsch: ein­deutig feminin

    - Schweiz­erdeutsch: ein­deutig maskulin

    Ich höre übri­gens auch “Jed­ER”

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  33. Sebastian

    Ich habe den Song jet­zt mehrmals gehört. Ein­deutig “Jed­er”. Und nun grüble ich über mein Sprachge­fühl, das sich weigert, das als falsch zu empfind­en. Umgekehrt habe ich bei “die Scherbe” das­selbe Gefühl wie bei “die But­ter” — es wirkt fremd, aber auch nicht falsch. Aufgewach­sen bin ich auf der Baar (zwis­chen Schwarzwald und Schwäbis­ch­er Alb).

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