Es ist wieder soweit … geschmacklos verkleidete Menschen pinkeln geräuschvoll an die Hauswand. Und das ist erst der Anfang der Mainzer Fastnacht, liebevoll “Fassenacht” genannt. (Man kann übrigens “Zugplakettcher” in der Stadt kaufen.)
Grimms Wörterbuch charaktierisiert die Fastnacht charmant als “die letzte derb ausgenossene freszzeit vor dem beginn der faste”.
Aber woher kommt eigentlich die Bezeichnung? Die gängige Erklärung lautet immer, es sei eine Zusammensetzung aus “Fasten” und “Nacht”, also quasi die Nächte vor der Fastenzeit — aber ein Blick in Kluges Etymologisches Wörterbuch verrät, dass es sich nur um eine Volksetymologie handelt. In Wirklichkeit ist alles viel … mysteriöser. Die Herkunft ist nämlich unklar.
Es muss einmal eine Form gegeben haben, die fasanaht hieß, wovon der zweite Teil schon ‘Nacht’ bedeutet, aber der erste nicht zuzuordnen ist. Kluge spekuliert ein bißchen und ist dafür, dass es von einer indogermanischen Wurzel mit der Bedeutung ‘reinigen, läutern’ kommt (*pwos-).
Diese wiederum könnte aber auch die Wurzel von fasten sein, *pwos-to- ‘rein, rechtschaffen, gewissenhaft’. Also vielleicht doch die Nacht vor dem Fasten? Hm …
Und was ist mit Karneval? Es kommt vom ital. carnevale, das auch wieder ein Herkunftsproblem hat. Kluge schlägt eine Entwicklung wie diese vor: lat. de carne levare ieiunium ‘von Fleisch wegnehmen Fasten’ (Wort-für-Wort) > carnelevare > carnelevarium > carnevale.
Nach seiner Erläuterung hat uns Kluge noch folgendes zu bieten: “Täterbezeichnung: Karnevalist”.