Die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag hat in der vergangenen Woche Zeit gefunden, sich neben der Demontage des Kanzlerkandidaten ihres Koalitionspartners auch mal wieder ihrer Kernklientel zu widmen — den Senioren. Die müssen besser geschützt werden, weil — ja, warum nochmal genau? Ach so, weil sie reich und anspruchsvoll sind:
Auch als Konsumenten werden Senioren immer wichtiger: Laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung verfügt die Generation der über 60jährigen bereits heute über eine Kaufkraft von 316 Milliarden Euro. Die heute Älteren sind damit die Seniorengeneration mit der größten Konsumkraft aller Zeiten. Diese Entwicklung wird sich in Zukunft noch verstetigen, auch wenn die Alterseinkünfte laut Altenbericht künftig sinken werden. Senioren sind ein „Konsummotor“ unserer Gesellschaft. Ältere Menschen werden zunehmend die Zielgruppe von veränderten Marketingstrategien werden. Dabei sind sie erfahrene Konsumenten mit besonderen Ansprüchen an Qualität, praktische Handhabung, Komfort, Service und Beratung. Sie haben in vielen Bereichen einen vermehrten Informations oder speziellen Beratungsbedarf, wünschen sich eine ausgeprägte Berücksichtigung ihrer Interessen und eine gezielte Ansprache sowie verbrauchergerechte Produkte in erreichbarer Nähe. [Pressemitteilung der CDU/CSU-Fraktion (PDF)]
Und damit sie ungestört konsumieren können, muss alles auf ihre Bedürfnisse abgestimmt werden. Aus Sicht der CDU/CSU müssen dafür hauptsächlich sprachliche Barrieren abgebaut, aber auch das Internet umgebaut werden.
Der erste Vorschlag ist sehr vernünftig, wenn auch nicht unbedingt seniorenspezifisch:
Wir streben eindeutig formulierte und klar erkennbare Wegweiser, Warnhinweise und Produktbeschriftungen an. Einfache Bedienung bei Geräten und gut lesbare Gebrauchsanweisungen sollten selbstverständlich sein. Dabei könnten seniorenfreundliche und damit nutzerfreundliche Gütesiegel ein Anstoß für Unternehmen sein, Produkte und Dienstleistungen seniorengerecht zu gestalten.
Auch gegen den zweiten Vorschlag ist nichts einzuwenden:
Wir appellieren an Unternehmen, die Beschriftung auf Verpackungen deutlich lesbar zu gestalten und alle Produkte mit leserlichen Mindestschriftgrößen zu kennzeichnen. Auch im Internet müssen Schriftgrößen verstellbar sein: Jedes Unternehmen sollte auf seiner Internetseite auf eine barrierefreie Lesbarkeit achten.
Lesbarkeit ist eine gute Sache, natürlich auch im Internet. Die Fraktion könnte da bei ihrem eigenen Netzauftritt anfangen, denn eine verstellbare Schriftgröße sucht der politisch interessierte Senior dort vergebens, und auch sonst hapert es mit der Barrierefreiheit:
Beim Internet fällt der Fraktion vorhersehbarerweise ein, dass dort ja auch böse Menschen ihr Unwesen treiben, und dass man die zwingen müsste, ihre finsteren Machenschaften deutlich zu kennzeichnen:
Das Internet wird immer häufiger von älteren Menschen genutzt. Wie in anderen Alltagsbereichen auch, versuchen hier schwarze Schafe die Unerfahrenheit gerade älterer Menschen auszunutzen. Unübersichtliche Seiten mit versteckten Kosten und Abofallen sowie angeblich lukrative Gewinnspiele die Liste der Probleme ist lang. Umso wichtiger ist es, Kostenfallen im Netz zu minimieren. Ein verpflichtendes Bestätigungsfeld vor jedem Internet-Vertragsabschluss kann gerade älteren Menschen im Umgang mit dem Medium helfen und sie vor bösen Überraschungen schützen.
Ja, eine gute Idee. Wir verpflichten Google — denen gehört doch das Internet, oder? — so ein verpflichtendes Bestätigungsfeld auf allen Webseiten anzubringen. Wenn Google sich weigert, bitten wir Al Gore, ihnen das Internet wieder wegzunehmen.
Die Fraktion kommt dann zurück auf das Thema „Sprache“. Neben der Schrift soll auch die Verständlichkeit wachsen:
Es gilt, die Einflussnahme der Bundesregierung als Anteilseigner, Genehmigungsbehörde oder Investor, eine durchgehende — nicht notwendigerweise ausschließliche — Verwendung der deutschen Sprache, etwa in Beschilderungen, Leitsystemen usw. zu gewährleisten.
Auf diesen Satz komme ich gleich noch einmal zurück.
In Flughäfen und Bahnhöfen ist Deutsch mittlerweile Randsprache geworden. Es ist sinnvoll, Flug und Fahrthinweise auf einem internationalen Verkehrsdrehkreuz zusätzlich auch in englischer Sprache anzubringen. Unverständlich und unzumutbar ist es für viele Einheimische aber, dass inzwischen ausschließlich in Englisch beschriftet oder beworben wird.
Ich würde diese mythischen englischsprachigen Bahnhöfe und Flughäfen in Deutschland gerne einmal sehen. Vielleicht gibt es sie ja wirklich — wenn ja, nehme ich gerne Fotos entgegen, die ich dann hier im Sprachblog veröffentlichen werde. Aber die Bahnhöfe und Flughäfen, die ich kenne — und das sind einige — sind alle zwei- bis dreisprachig beschildert.
Aber es geht der CDU/CSU-Fraktion nicht nur um englischsprachige Beschilderungen, sondern auch um den altbekannten Feind, den Anglizismus. Und immerhin — man muss aufrichtig dankbar sein — erspart man uns das Standardbeispiel Service Point:
An Bahnhöfen, im Internet, bei Telekommunikationsangeboten oder in Einkaufszentren finden sich zahlreiche Anglizismen und Wortschöpfungen, die — nicht nur — älteren Menschen das Leben unnötig schwer machen (MeetingPoint am Flughafen, EyeMakeupRemoverPad in der Kosmetikabteilung oder Touchpoint bei der Bahn). Sprache ist Ausdruck, dient der Verständigung und Orientierung. Etwa einem Drittel der in Deutschland lebenden Bevölkerung ergeht es so: Vor allem ältere Menschen, deren schulische Bildung das Erlernen von Fremdsprachen noch nicht vorsah, sind davon betroffen.
Ja, der fehlende Englischunterricht ist verantwortlich — denn dort, und nur dort, werden Vokablen wie Meeting Point, Eye-Make-up-Remover-Pad und Touchpoint eingeübt. Keinesfalls aber kann man die Bedeutung dieser Wörter lernen, ohne perfekt Englisch zu sprechen.
Wir appellieren ebenso an die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft, dass Gebrauchs oder Betriebsanleitungen, Bedienelemente sowie die Garantiebedingungen eines Produkts auch in deutscher Sprache zu finden sind.
Vielleicht konsumiere ich einfach nicht genug, aber ich habe es seit vielen Jahren nicht mehr erlebt, dass „Gebrauchs oder Betriebsanleitungen, Bedienelemente sowie die Garantiebedingungen eines Produkts“ besagtem Produkt nicht in deutscher Sprache beilagen.
Dies soll ebenso für alle schriftlichen Dokumente wie Rechnungen, Verträge, Formulare, etc. gelten. Den Vorbildcharakter der Bundesregierung gilt es dabei noch stärker zu nutzen: Gesetzestexte, Verlautbarungen, eigene Werbekampagnen der Bundesregierung, Veröffentlichungen aller Art und die weitergehende Kommunikation mit den Bürgern sollen in verständlicher deutscher Sprache abgefasst sein.
Auch hier fragt man sich, warum die Fraktion diesen Ratschlag an sich selbst nicht gleich umgesetzt hat und stattdessen sprachliche Juwelen wie diesen oben bereits zitierten, siebenundzwanzig Wörter langen Satz produziert:
Es gilt, die Einflussnahme der Bundesregierung als Anteilseigner, Genehmigungsbehörde oder Investor, eine durchgehende — nicht notwendigerweise ausschließliche — Verwendung der deutschen Sprache, etwa in Beschilderungen, Leitsystemen usw. zu gewährleisten.
Denn entweder haben wir es hier mit einer semantisch äußerst kurios koordinierten Nominalphrase zu tun, oder es fehlt ein Verb: der Satz hat die Struktur in (1), wobei X für dasjenige steht, das gewährleistet werden soll:
(1) Es gilt, X zu gewährleisten
Und X wäre in diesem Fall potenziell die komplexe Nominalphrase in (2):
(2) die Einflussnahme der Bundesregierung als Anteilseigner, Genehmigungsbehörde oder Investor, eine durchgehende — nicht notwendigerweise ausschließliche — Verwendung der deutschen Sprache, etwa in Beschilderungen, Leitsystemen usw.
Der Satz würde dann bedeuten, dass sowohl die Einflussnahme der Bundesregierung als auch die Verwendung der deutschen Sprache gewährleistet werden sollen. Das dürfte aber kaum gemeint sein. Es geht wohl eher darum, dass die Bundesregierung ihren Einfluss nutzen soll, um die Verwendung der deutschen Sprache zu gewährleisten. Der Satz müsste dann etwa so lauten:
Es gilt, die Einflussnahme der Bundesregierung als Anteilseigner, Genehmigungsbehörde oder Investor dazu zu nutzen, eine durchgehende — nicht notwendigerweise ausschließliche — Verwendung der deutschen Sprache, etwa in Beschilderungen, Leitsystemen usw. zu gewährleisten.
Nun weiß ich selbst, dass man schon mal ein paar Wörter vergessen kann, wenn man einen Text unter Zeitdruck verfasst. Aber die Fraktion hat es sich hier durch einen viel zu langen Satz mit viel zu vielen Nominalisierungen besonders leicht gemacht, das beim Korrekturlesen zu übersehen. Wenn man wirklich verständlich hätte schreiben wollen, hätte das so aussehen können:
Die Bundesregierung sollte dafür sorgen, dass Beschilderungen und Leitsysteme in deutscher Sprache abgefasst werden. Als Anteilseigner, Genehmigungsbehörde und Investor hat sie den dafür nötigen Einfluss.
Hier wäre es schwerer gewesen, Wörter zu vergessen. Allerdings würde man sich als Leser fragen, worauf die CDU/CSU-Fraktion eigentlich mit ihrer Einflussnahme wartet — hat man dort vergessen, dass man die Bundesregierung ist?
Zu den “Beschriftungen”: In meinem Haushalt gibt es tatsächlich mehrere Geräte, die ausschließlich mit englischen Begriffen beschriftet sind. Auf meinem elektrischen Handrührgerät steht “Eject”: Die Funktion des daneben befindlichen Knopfs ist auch Amateurköchen vermutlich intuitiv klar. Meine Mikrowelle kann man “open“en oder die Bestrahlung “cancel“n, viel Unheil kann eine falsche Bedienung da aber nicht ausrichten. Die neben der Schrift angebrachten Symbole helfen sicher auch den des Englischen nicht mächtigen Benutzern.
Wenn man etwas weiter sucht, ist vermutlich ein Großteil der Elektro- und Elektronikgeräte der letzten Jahre derart belastet.
Auch das Beilegen ausschließlich nicht deutscher Anleitungen kommt vor, wenn es auch eher ein Versehen zu sein scheint. Bei einem Fernseher, den mein Vater erwarb, lagen Anleitungen in mehr als einem Dutzend Sprachen bei, kein deutsches Handbuch war zu finden. Handbücher, die auf hunderten Seiten unseren Miteuropäern behilflich sind, enthalten den deutschen Anteil manchmal erst in der zweiten Hälfte. Eine Unterscheidung nach Ziel-Land scheint in Taiwan aufwändiger zu sein als das Unnütze Beilegen dicker Handbücher.
Davon abgesehen gibt es einige CDU- und CSU-Politiker, die mit Offensichtlichem und Belanglosem an die Öffentlichkeit treten; der durchschnittliche BLÖD-Leser mag diesem Aktionismus vielleicht etwas abgewinnen.
Zur verstellbaren Schriftgröße: Wenn man die Funktionalität auf der Website sucht, sucht man an der falschen Stelle. Diese Funktion ist im Browser wunderbar aufgehoben.
Zu den Behauptungen mit den Bahnhöfen und Flughäfen wo kein Schild mehr in Deutsch sein soll, kann man wohl nur sagen: In der Politik wird alles so lange behauptet und diese Behauptungen wiederholt, bis sie geglaubt wird. Gilt übrigens auch für andere Bereiche. 😉
Wiedermal guter Artikel.
Jens (#2), die Funktion wäre im Browser gut aufgehoben, wenn die Webseite der CDU/CSU-Fraktion so aufgebaut wäre, dass ein Vergrößern der Schriftgröße über den Browser möglich ist (beim Theme, dass ich für das Bremer Sprachblog verwende, ist das im Großen und Ganzen der Fall, ein Grund dafür, dass ich es ausgewählt habe).
Die Ersteller der CDU/CSU-Webseite haben leider nicht darauf geachtet. Texte werden beim Vergrößern einfach abgeschnitten, Menüs werden unleserlich und unbedienbar. Den sehbehinderten Senior, der sich hier dann noch zurechtfindet, möchte ich sehen.
Von den für die Senioren unverständlichen Anglizismen, die sich derzeit auf der Startseite der CDU/CSU-Fraktion finden, ganz zu schweigen: Interview, Podcast, Downloads, und — peinlichst — iKauder.de. Auch der Hinweis Beiträge aus Dezember 2008 klingt für mich wie eine direkte Übernahme einer englischen grammatischen Struktur.
hat man dort vergessen, dass man die Bundesregierung ist?
Na ja. Das wurde von der Fraktion veröffentlicht. Die ist ja nun nicht die Bundesregierung, und Fraktion und Regierung können sicher mal verschiedener Meinung sein, gerade was Prioritätensetzung anbelangt.
@Jens: Der Browser macht die Schriftgröße nicht verstellbarer, als sie (nicht) ist. Der Browser kann “nur” zoomen. Schriftgrößenverstellbarkeit ist im Code implementiert (oder nicht). Technisch gesehen also ein Unterschied, aber dem Nutzer wird es wohl egal sein, solange das Ergebnis stimmt. Auf der anderen Seite ist eine Zoomfunktion auf der Website sichtbar: Jeder findet sie und kann sie bedienen. Die Browserzoomfunktion ist versteckt.
@Artikel: Tscha, wenn die Fraktion Usability so gut findet, dann sollte sie sich vielleicht etwas mehr für die Finanzierung der Forschung auf dem Gebiet egangieren, und das nicht Unternehmen überlassen. Die rücken nämlich ihre Ergebnisse garantiert nicht heraus.
@Anatol Stefanowitsch: Das Blog ist ganz, ganz großes Kino. Witzig, spannend. DANKE! Nur ein Weihnachtswunsch: Eine Vorschaufunktion für Kommentare.
So so, wieder einmal braucht es jüngere — ich vermute mal, das Durschnittsalter derjenigen, die das Papier verzapft haben, liegt zwischen 45 und 50 -, die unsere Senioren vor dem Weltuntergang retten. Denn die ’ die Unerfahrenheit gerade älterer Menschen’ lässt diese andauernd in die Fallen von Kriminellen und Armleuchtern treten. Paternalistische Haltung, deutlich gemacht durch die herablassende Formulierung.
Dabei wurde Alter einmal mit Weisheit in Verbindung gebracht, eine Eigenschaft, die man durch die Menge an Erfahrung, angesammelt über die Jahre des Lebens, erhielt. Tja, und heute sind es nur noch die Jungen, die Erfahrung haben. Natürlich nicht die ganz jungen Menschen, die ebenso geführt werden müssen. Wirklich intelligent, gebildet, klug, erfahren sind nur die Menschen der eigenen Altersgruppe — vorwiegend der zwischen 35 und 50.
Zu welchem Zeitpunkt hat sich eigentlich eingebürgert, das Wort “verstetigen” für “festigen” oder gar “zunehmen” zu verwenden? Klingt für mich nach typisch aufgeblasenem Bürokraten-PR-Gefasel, das die CDU-Sprachschützer da ablassen. Wissen nicht genau, was sie mit dem Halbsatz sagen wollen, haben aber ein schönes Wort dafür.
Meines Wissens ist es ein Mangel, wenn die Bedienungsanleitung bei einem in Deutschland verkauften Gerät nicht in deutscher Sprache beiliegt, man kann das Gerät also zurückgeben bzw. reklamieren.
Kleine Beckmesserei am Rande: Der Satz „Es gilt, die Einflussnahme der Bundesregierung …“ scheint mir mit der kleinen Ergänzung „dazu zu nutzen“ nicht zu retten zu sein. Zumindest sollte m. E. „die Einflussnahme“ auch hier schon durch „den Einfluss“ ersetzt werden.
Daks Weihnachtswunsch möchte ich mich anschließen.
Inbezug auf Verständlichkeit sollten die sich vielmehr gerade an den dominierenden englischsprachigen Gegenden orientieren:
Federal Plain Language Guidelines: A guide to help writers avoid confusing language and long-windedness. Can be viewed online or downloaded as a PDF. http://www.plainlanguage.gov/
Ist amtlich verbindlich (für den Bund).
Gibt auf der anderen Teichseite, wobei ich da nichts über den offiziellen Status weiß: http://www.plainenglish.co.uk/
Hier http://usaerklaert.wordpress.com/2006/10/08/plain-english-fur-komplizierte-deutsche/
schön in den Rahmen “Sprachverfall vs. wie mache ich verständlich, was ich (vielleicht) sagen will” eingeordnet.
Natürlich gibt’s auch Wikipediaartikel:
http://en.wikipedia.org/wiki/Plain_language
http://en.wikipedia.org/wiki/Plain_English
der Bert
Am besten sollten Seiten so aufgebaut sein, daß sie (halbwegs) unabhängig von der Schriftgröße funktionieren. Jemand, der es gerne größer hat, wird diesen Wunsch ja wohl unabhängig von der konkreten Website haben — und die entsprechende Einstellung daher ganz allgemein für alle Seiten aktiviert haben.
“Auf der anderen Seite ist eine Zoomfunktion auf der Website sichtbar: Jeder findet sie und kann sie bedienen.” — das bezweifle ich. Websites werden leider immer mehr mit Funktionen überfrachtet, die eigentlich in den Browser gehören. Man denke nur an so Sachen wie Buttons 10 verschiedene Social-Bookmarking-Anbieter (“Dieses Lesezeichen bei … speichern”).
Jens (#11): Die Überfrachtung von Seiten ist eines der Probleme, das alte Menschen bei so manchem Internetauftritt verzweifeln lässt. Aber nicht nur alte Menschen, diese sind halt überdurchschnittlich oft Internet-unerfahren und / oder aufgrund von Behinderungen (Sehbehinderung, motorische Probleme mit der Maus) in der Benutzung von Internetauftritten eingeschränkt.
Im Übrigen lässt sich cducsu.de zumindest mit Firefox ganz gut vergrößern — habe es eben fleißíg mit Strg-+ und Strg– probiert. Tastaturbedienung ist auch ein Aspekt von barrierearmer Software.
“Allerdings würde man sich als Leser fragen, worauf die CDU/CSU-Fraktion eigentlich mit ihrer Einflussnahme wartet — hat man dort vergessen, dass man die Bundesregierung ist?”
Bei der Frage hilft eine fundierte politische Bildung eher als eine klare deutsche Sprache.
Auch wenn es manchmal nicht so scheint: Wir haben immer noch eine Gewaltenteilung. Die Bundesregierung besteht ausschließlich aus der Gesamtheit aller Minister und der Bundeskanzlerin, wobei letztere Weisungsbefugt ist.
Die CDU/CSU-Fraktion hingegen gehört den Parlament an und stellt z.Z. nicht einmal die Mehrheit der Abgeordneten. Aber selbst, wenn sie die Mehrheit der Abgeordneten stellen würde, wäre der Einfluss auf die Bundesregierung beschränkt. Sie kann nur über Gesetze oder den Sturz der Kanzlerin (konstruktives Misstrauensvotum) direkt die Regierung beeinflussen. Eine direkte Weisungsbefugnis besteht nicht. Ansonsten bleibt den Abgeordneten halt nichts anderes übrig, als Bitten an die Regierung zu stellen und diesen u.U. mit Drohungen Gewicht zu verschaffen.
@Marcus: Das ist ein trauriges Beispiel für eine formal richtige, aber die faktisch irreführende Argumentation. Der Einfluss der Fraktionen auf die eigene Regierung kann nicht so gering geredet werden, weil die Regierung ohne eine sichere parlamentarische Mehrheit nicht nur legislativ, sondern de facto auch operativ handlungsunfähig ist (etwa bei der Entsendung der Bundeswehr). Diese Macht _könnte_ eine Fraktion sehr wohl einsetzen, allerdings mit dem Risiko, sich selbst zu gefährden (wenn es dadurch zu Neuwahlen kommt).
Ich bin es wie Herr Stefanowitsch in jedem Fall auch satt, Handlungsappelle von Politikern an Bürger — etwa gegen Rechtsradikalismus — zu hören, wobei ihr politisches Mandat definitiv das Aufräumen mit diesem Spuk umfasst und sie sogar die materielle Macht dazu haben. Und in anderen “Politikfeldern” haben Politiker ja wenig Schwierigkeiten damit, Handlungsmonopole aus ihrem Mandat zu erklären (so etwa Schäuble und Vorratsdatenspeicherung und, demokratisch ein besonders perfides Thema, in der Europapolitik).
@ Wolfgang Hönig-Groß: Es gibt doch sicherlich einen Weg, die Einflussmöglichkeiten der größten Fraktion im Bundestag auszudrücken, ohne sie gleich mit der Regierung gleichzusetzen. Den entsprechenden Satz aus dem Blogbeitrag müsste man so umformulieren: