Noch mehr Grundgesetzliches

Von Anatol Stefanowitsch

Durch einen Hin­weis in Kree­trap­pers Blog Tal­ent Copies — Genius Steals bin auf einen Beitrag in Bas­t­ian Sicks „Zwiebelfisch“ aufmerk­sam gewor­den, aus dem her­vorge­ht, dass auch der vom Plan der CDU nicht überzeugt ist, die deutsche Sprache per Grundge­set­zän­derung zur Staatssprache zu machen.

Sicks Diskus­sion ist zwar in seine üblichen Blödeleien und Kalauer ver­packt, die die Mehrheit der Deutschen als „unter­halt­samen Schreib­stil“ empfind­et während ich darin nur — nun, Blödeleien und Kalauer sehen kann, aber trotz­dem nen­nt er ein paar gute Argu­mente gegen eine Staatssprache.

Er schließt sich zunächst dem aus mein­er Sicht schwachen Argu­ment der Bun­deskan­z­lerin an, dass die deutsche Sprache schon deshalb nicht ins Grundge­setz gehöre, weil dann weit­ere Anträge fol­gen kön­nten, die etwa Kul­tur, Sport oder „die Frage der Fam­i­lien“ durch das Grundge­setz geschützt wis­sen möchten:

Davon abge­se­hen mögen die Über­legun­gen der Kan­z­lerin nicht ganz von der Hand zu weisen sein. Ich wüsste auch noch ein paar weit­ere schützenswerte Dinge, von denen im Grundge­setz kein Wort ste­ht. Wie wäre es zum Beispiel mit dem Schutz des Gehörs vor Lärm? Das Ohr ist ein über­aus empfind­lich­es Organ, und doch wird es immer stärk­er stra­paziert, durch Handy-Klin­geltöne, ständig piepende Elek­tron­ik in den Autos, und — ganz schlimm — durch Laubpüster! Die unsin­nig­ste Erfind­ung überhaupt!

Von den Laub­pustern abge­se­hen (was die bet­rifft, bin ich tat­säch­lich ganz ein­er Mei­n­ung mit Sick) überzeugt mich auch die Sick’sche Ver­sion des Merkel’schen Argu­ments nicht: wenn es Dinge gibt, die legit­imer­weise ins Grundge­setz gehören, dann sollte man die sach­lich disku­tieren statt sie aus Änderungs­faul­heit von vorne­here­in auszuschließen. Sport oder Kul­tur (wom­it hier ver­mut­lich die „schö­nen“ Kün­ste gemeint sind) mögen als Staat­sziele etwas triv­ial wirken, aber für die Auf­nahme von Recht­en für Kinder, ein Recht auf Arbeit oder den Umweltschutz wür­den mir schon Argu­mente ein­fall­en (eben­so wie für die Ent­fer­nung christlich­er Mytholo­gie aus der Präambel).

Sick kommt dann kurz auf einen Grund zu sprechen, der für eine Auf­nahme ins Grundge­setz spräche:

Doch bleiben wir sach­lich: Auch die Befür­worter des CDU-Antrags haben ver­ständliche Argu­mente. Die deutsche Sprache ist zweifel­los unser wertvoll­stes Kul­turgut und ver­di­ent es, geschützt zu werden.

Das klang für mich beim ersten durch­le­sen eigentlich ganz plau­si­bel, aber dann hat mein Platitü­den­warn­sys­tem doch noch angeschla­gen: unser wertvoll­stes Kul­turgut? Da wür­den mir ein paar wichtigere Errun­gen­schaften unser­er Kul­tur ein­fall­en: die Gle­ich­berech­ti­gung der Geschlechter, die Presse­frei­heit, das Recht auf Pri­vat­sphäre, freier Zugang zu Bil­dung und so einige andere Dinge, die — obwohl sie im Grundge­setz ste­hen — immer wieder unter Druck geraten.

Aber ich hat­te ja gute Argu­mente versprochen.

Sick stellt sich eine sehr vernün­ftige Frage, die ich auch hier im Sprach­blog schon behan­delt habe (die Links dazu find­en sich in meinem gestri­gen Beitrag):

Wie ist die deutsche Sprache über­haupt definiert? Wer sagt und schreibt vor, was Deutsch ist und was nicht? Würde ein Beken­nt­nis zur deutschen Sprache im Grundge­setz zur Folge haben, dass die Ver­wen­dung englis­ch­er Begriffe wie Feed­back, Meet­ing, Cater­ing und Lap­top kün­ftig straf­bar wird? Wie sag ich dann zu meinem Toast­er? Bekom­men Schüler dem­nächst Straf­punk­te, wenn sie etwas cool finden?

Auch, wenn Sick hier bewusst albern for­muliert, die Frage ist berechtigt: die Kon­se­quen­zen ein­er Staatssprache Deutsch sind völ­lig unklar. Eine Auf­nahme ins Grundge­setz würde natür­lich nicht zwangsläu­fig das Ver­bot von Lehn­wörtern oder der Ver­wen­dung von Dialek­ten oder Migranten- und Min­der­heit­en­sprachen nach sich ziehen, aber sie würde eine ver­fas­sungsrechtliche Grund­lage für solche Geset­ze schaffen.

Ein paar Späßchen später kommt Sick zu seinem näch­sten guten Argument:

Deutsch steckt doch schon im Grundge­setz — wie über­haupt in allen Geset­zen, die in unserem Lande gel­ten. Das ist allerd­ings nicht immer offenkundig. Denn Geset­ze wer­den von Juris­ten for­muliert, und die haben bekan­ntlich ihre eigene Sprache; Amts­deutsch wird sie genannt.

Er geht dann gle­ich dazu über, sich über das Amts­deutsch lustig zu machen, aber das ändert nichts daran, dass er mit seinem Hin­weis Recht hat: das Grundge­setz ist in deutsch­er Sprache ver­fasst — das sollte eigentlich ein aus­re­ichend deut­lich­er Hin­weis darauf sein, dass die Amtssprache in Deutsch­land Deutsch ist (der Name unseres Lan­des liefert einen weit­eren Hin­weis). Wem das zu sub­til ist, der kann übri­gens in den Ver­wal­tungsver­fahrens­ge­set­zten des Bun­des und der meis­ten Bun­deslän­der nach­le­sen: „Die Amtssprache ist deutsch.“

Sick find­et dann noch, wie die FDP, dass man der deutschen Sprache mehr helfen würde, wenn man ihr in den Lehrplä­nen der Schulen einen höheren Stel­len­wert ein­räu­men würde. Anders als die FDP hat er dabei aber — und hier enden seine guten Argu­mente dann auch schon wieder — nicht Deutschkurse für Ein­wan­der­erkinder im Sinne, son­dern mehr Rechtschrei­bun­ter­richt für alle:

Wenn irgend­je­mand einen Sprachver­fall in deutschen Lan­den zu ver­ant­worten hat, so sind es wir Deutschen selb­st — allen voran unsere Poli­tik­er. Die haben durch unsin­nige Refor­men und Einsparun­gen im Bil­dungswe­sen maßge­blich dazu beige­tra­gen, dass der Deutschunter­richt an vie­len Schulen nur noch als Not­pro­gramm durchge­führt wird. Und Wer­bung und Indus­trie ver­mit­teln den Kids das Gefühl, dass es sowieso egal ist, wie man schreibt. Zur Not gibt’s ja immer noch das Rechtschreibkorrekturprogramm.

Dass eine man­gel­hafte Beherrschung der Rechtschrei­bung nichts mit Sprachver­fall zu tun hat, dürfte eigentlich klar sein: ein Aspekt der Sprache, den ein Textver­ar­beitung­spro­gramm (sog­ar eins von Microsoft) bess­er hin­bekommt als die Mehrheit der Sprachge­mein­schaft, kann so wichtig kaum sein.

Und wenn Sick so tut als gin­ge es der CDU um einen bloßen Schutz orthografis­ch­er Tra­di­tio­nen, dann tut er ihnen wohl doch unrecht. Den Urhe­bern des Antrags geht es ver­mut­lich um deut­lich sub­stanziellere Dinge: Deutschtümelei, etwa, ein nationales Gel­tungs­bedürf­nis und die Ablenkung von der Tat­sache, dass mit dem Kap­i­tal­is­mus ger­ade der let­zte Eckpfeil­er der kon­ser­v­a­tiv­en Wel­tord­nung zusammenbricht.

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

24 Gedanken zu „Noch mehr Grundgesetzliches

  1. Daniel

    Ich frage mich vor allem wieso Laub­puster nicht Laub­sauger sind, als solche waeren sie extrem sin­nvoll und wuer­den endlich Jahrtausende rueck­en­brechen­den Laubkehrens durch tech­nis­chen Fortschritt zu einem Ende bringen.

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  2. Jens

    Sport oder Kul­tur (wom­it hier ver­mut­lich die „schö­nen“ Kün­ste gemeint sind)” — wenn ich da “Kul­tur” lese, denke ich ehrlich gesagt erst­mal an Kul­tur. Ob so eine Staat­szielbes­tim­mung ein Gegengewicht zum ausufer­n­den Urhe­ber­rechtss­chutz schaf­fen kön­nte, Stich­wort par­tizipa­torische Kultur?

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  3. Jens

    Ich frage mich vor allem wieso Laub­puster nicht Laub­sauger sind” — es gibt (gab?) doch auch Laub­sauger. Aber waren die nicht böse wegen der Klein­tiere, die damit aufge­saugt und zer­häck­selt werden?

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  4. Daniel

    @ Jens:

    Stimmt schon, wobei sich das soweit ich weiss auf Kle­in­ST­tiere bezieht, das Auf­saugen vom Ham­stern ist zwar sich­er auch moeglich aber schein­bar oekol­o­gisch unbedenklich.Anyway, irgendwelche Viech­er sind IMHO nur im Garten ein Prob­lem wo man son­st den Rechen benutzen wuerde. Auf dem Buerg­er­steig vorm Haus ist es doch egal ob man die Kae­fer nun wegfegt und in die Muell­tonne entsorgt oder ob man sie vorher platzs­parend zerhaeckselt.

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  5. Alex

    Kap­i­tal­is­mus als “let­zter Eckpfeil­er der kon­ser­v­a­tiv­en Wel­tord­nung”? Der ger­ade “zusam­men­bricht”?

    Schus­ter –> Leisten.

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  6. Latze

    Ich bin gegen die CDU-Idee, erst recht bei den bish­er bekan­nten Argu­menten. Doch das Gege­nar­gu­ment, Deutsch sei ja schon als Amtssprache fest­gelegt, finde ich etwas schwach — in vie­len Län­dern ist die Amtssprache eine völ­lig andere als die, die tat­säch­lich von der Bevölkerung gesprochen wird, z.B. in den ehe­ma­li­gen Kolonien in Afrika.

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  7. Anatol Stefanowitsch

    Jens (#2), ich kann es nicht beweisen, aber ich ver­mute, ein Staat­sziel „Kul­tur“ würde eher die Kul­turver­w­ert­er schützen als die Kul­turschaf­fend­en, und dass die Bun­desregierung sich dadurch von ihrer unre­flek­tierten Urhe­ber­recht­spoli­tik ver­ab­schieden würde, glaube ich erst recht nicht.

    Alex (#5), habe ich da einen Nerv getroffen?

    Wald -> Pfeifen

    Latze (#6), die Amtssprache ist diejenige Sprache, die die Bürg­er ihrem Staat gegenüber ver­wen­den müssen. Wollen Sie ern­sthaft, dass der Staat den Bürg­ern außer­dem noch vorschreibt, in welch­er Sprache sie sich untere­inan­der ver­ständi­gen sollen? Ich denke nicht, und nur darum geht es mir bei meinem Amtssprache-Argument.

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  8. Patrick

    Zu sagen, dass der Kap­i­tal­is­mus zusam­men­breche, ist absurd. Die Great Depres­sion war viel, viel drama­tis­ch­er als die jet­zige kleine Krise, und der Kap­i­tal­is­mus hat trotz­dem über­lebt. Außer­dem ist der Kap­i­tal­is­mus an sich nicht kon­ser­v­a­tiv, son­dern ide­ol­o­gisch neutral.

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  9. Achim

    Daniel (#1): Wenn der Stiel des Rechens lang genug ist, geht das ganz gut. Und ist aus mein­er Warte dem Laub­puster deut­lich vorzuziehen, den der Mitar­beit­er ein­er Garten­bau­fir­ma let­zte Woche eine volle Stunde lang vor meinem Büro­fen­ster einge­set­zt hat.

    Zu Kul­tur und Sport im Grundge­setz: Das soll doch wohl vor allem darauf zie­len, die Finanzierung bes­timmter Ange­bote sicherzustellen. So wie dann Sportvere­ine gegenüber den Behör­den mit dem Grundge­set­zt für eine Senkung der Hal­len­mi­ete plädieren kön­nen, soll der Muse­ums­di­rek­tor dies für die Auf­s­tock­ung des Ankauf­bud­gets tun kön­nen. Ob das dann auch funk­tion­iert, ist die zweite Frage. Siehe “Män­ner und Frauen sind gle­ich­berechtigt” und “Nie­mand darf wegen seines Geschlecht­es, sein­er Abstam­mung, sein­er Rasse, etc. pp. benachteiligt wer­den”. Und ob bei Sport dann die Erhal­tung eines Bolz­platzes in einem Wohnge­boet gemeint ist, gegen den die Nach­barn kla­gen, oder doch die Mil­l­lio­nen für “unsere” Olym­pi­oniken? Und ob bei Kul­tur dann das Off-Off-The­ater gemeint ist oder doch die Staatsoper?

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  10. Daniel

    @6: Inwiefern ist es “schwach” festzustellen dass Deutsch bere­its als Amtssprache fest­gelegt ist? Die (uber­flues­sige) Festschrei­bung von Deutsch als Amtssprache ist doch genau dass, was die Befuer­worter ins Grundge­setz schreiben wollen. Oder soll da ihrer Mei­n­ung dann im GG bess­er stehn “Uebe­flues­sige Anglizis­men sind scheisse und wer­den mit Umerziehung im Zwiebelfisch-Lager bestraft?”

    @7: Seinen Hass auf Kon­ser­v­a­tive und/oder Kap­i­tal­is­mus so neben­bei in einem vol­lkom­men anderen the­ma­tis­chen Zusam­men­hang einzus­treuen ist nichts anderes als Trollen. Nat­uer­lich kann jed­er in seinem Blog schreiben was er will etc blabla aber ich koen­nte auch solche Aus­faelle prob­lem­los verzichten 🙂

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  11. Anatol Stefanowitsch

    Wer glaubt, ich sei ein Geg­n­er des Kap­i­tal­is­mus (und damit meine ich eine Wirtschaft­sor­d­nung, die auf Pri­vateigen­tum und Mark­twirtschaft beruht), der irrt sich und ich sehe nicht, wo ich etwas gesagt hätte, das man in dieser Hin­sicht inter­pretieren könnte.

    Aber nur weil ich kein Geg­n­er bin, heißt das nicht, dass ich (a) nicht trotze­dem fest­stellen kann, dass er ger­ade durch mas­sive staatliche Inter­ven­tio­nen (wieder ein­mal) zum Zusam­men­bruch gebracht wird und dass ich (b) nicht das Recht habe, auf meinem eige­nen Blog zwis­chen den Zeilen anzudeuten, dass ich den „Deutsch-ins-Grundgesetz“-Antrag unter anderem für ein Ablenkungs­man­över halte, das die Hand­lung­sun­fähigkeit der Regierung in der aktuellen Finanzkrise verdeck­en soll (staatliche Kre­didte für Banken? Was für eine Art von Kap­i­tal­is­mus soll das denn sein?). Es gibt also dur­chaus einen Bezug, und der Kom­men­ta­tor, der mich hier als „Troll“ beze­ich­net, sollte froh sein, dass mir (a) per­sön­liche Belei­di­gun­gen völ­lig egal sind und dass ich (b) ganz im Sinne des Kap­i­tal­is­mus an ein lais­sez faire auf dem Mark­t­platz der Ideen glaube.

    Nein, ich halte den Kap­i­tal­is­mus zwar für stark verbesserungs­fähig, aber ein Geg­n­er bin ich nicht. Immer­hin hat er uns von Feu­dal­is­mus, Leibeigen­schaft und anderen unan­genehmen Aspek­ten unser­er vorkap­i­tal­is­tis­chen Ver­gan­gen­heit befre­it, allein das spricht schon für ihn.

    Und Kon­ser­v­a­tive has­se ich auch nicht, ich glaube bloß, dass dass ihre Wel­tord­nung ger­ade zusam­men­bricht und dass das nicht unbe­d­ingt etwas Schlecht­es sein muss. Und wen das nicht inter­essiert, der braucht es ja nicht zu lesen.

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  12. Nörgler

    @Anatol Ste­fanow­itsch (#11)

    Bish­er war mir nicht so recht klar, was ich eigentlich unter “Troll” ver­ste­hen sollte. Ich nehme daher mit Inter­esse zur Ken­nt­nis, daß Sie die Beze­ich­nung “Troll” als per­sön­liche Belei­di­gung ver­ste­hen, und schließe daraus, daß Sie selb­st diese Beze­ich­nung mit bewußter Belei­di­gungsab­sicht verwenden.

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  13. Daniel

    Die Beze­ich­nung Troll ist zwar unbe­strit­ten abw­er­tend, ich empfinde und meine sie aber in kein­ster Weise per­soen­lich belei­di­gend, falls dass beim Rezip­i­en­ten so angekom­men ist tut mir das leid.

    Aber bevor wir hier voel­lig OT ger­at­en mal ein Update aus dem Blaetterwald.

    Bei SPON hat ein gewiss­er H. Broder es offen­bar fuer noetig befun­den den Sickschen Artikel nochmal widerzukaeuen:

    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,594647,00.html

    Eigentlich ein eher lang­weil­er Artikel, inter­es­sant fand ich nur dass der Autor in seinen Ansicht­en zum The­ma Noergeln vs. Gehirn­masse eine Art “worst of both worlds” liefert: Er bricht ein­er­seits eine Lanze fuer Anglizis­men und bedauert auf der anderen Seite die alt bekan­nten “Fehler” wie anscheinend vs. schein­bar und das all­seits beliebte “Sinn machen”.

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  14. David Marjanović

    Bish­er war mir nicht so recht klar, was ich eigentlich unter “Troll” ver­ste­hen sollte.

    Sind Sie neu im Inter­net? Ein Troll ist jemand, der an ein­er Diskus­sion teil­nimmt, um bewußt Bemerkun­gen machen zu kön­nen, die die Mehrheit der anderen Teil­nehmer provozieren sollen, und sich dann zurück­lehnt und über die emo­tionalen Antworten lacht.

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  15. Thomas Müller

    @Daniel

    Lang­weilig finde ich Broder’sche Artikel eigentlich nie, aber auch er hat nicht immer hin­re­ichend Ahnung von den The­men, über die er polemisiert. 😉

    @Thema

    Was mir noch auf­fällt, ist, dass kaum ein Jour­nal­ist mal einen Sprach­wis­senschaftler zum The­ma befragt. Beim The­ma Sprache weiß halt doch jed­er selb­st am besten, was richtig ist und was nicht, da braucht es anscheinend keine (oder wenig) Wissenschaft.

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  16. ramses101

    @Thomas Müller: Die haben mit Sicher­heit diverse Sprach­wis­senschaftler befragt, aber die sagen ja immer nur so lang­weilige, unsexy Sachen wie “Sprache muss man nicht schützen, Sprache ändert sich und Deutsch wird es auch in 1000 Jahren noch geben, wie auch immer sich Deutsch dann anhört.” 

    Wenn man so was heute druckt, kann man ja mor­gen nicht mehr poltern.

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  17. Andre

    Oh, was ist über­haupt deutsche Sprache und was nicht. Sehr witzig. Alles dummes Rumgerede, wenn die Väter des Grundge­set­zes das damals reingeschrieben hät­ten, würde sich kein­er darum einen Kopf machen. Ich finde, dass eine Amtssprache schon in eine Ver­fas­sung gehört. Aber natür­lich kann man auch mit den alten Moral­predigten kommen:

    Wenn irgend­je­mand einen Sprachver­fall in deutschen Lan­den zu ver­ant­worten hat, so sind es wir Deutschen selb­st — allen voran unsere Poli­tik­er. Die haben durch unsin­nige Refor­men und Einsparun­gen im Bil­dungswe­sen maßge­blich dazu beige­tra­gen, dass der Deutschunter­richt an vie­len Schulen nur noch als Not­pro­gramm durchge­führt wird. Und Wer­bung und Indus­trie ver­mit­teln den Kids das Gefühl, dass es sowieso egal ist, wie man schreibt. Zur Not gibt’s ja immer noch das Rechtschreibkorrekturprogramm.”

    Das ist es ger­ade: Der Deutsche will seine Sprache als ein spies­siges Kon­strukt haben, bei dem es richtig und falsch gibt, wie bei der Diät, das hat was Religiös­es, was Autoritäres. Sprache ist nicht nur Sprache. Sie will rassere­in gehal­ten wer­den. Jedes Fremd­wort gehört säu­ber­lich isoliert, um die Rassen­schande ist man besorgt. 

    Reform ist gefährlich, denn sie bricht mit Tra­di­tion und herge­bracht­en Regeln. Regeln, deren Befol­gung Dumme und Deutsche scheidet.

    Sprache ist ewig mit dem Schu­lun­ter­richt verknüpft. Mit Regeln und Diktaten. 

    In keinem anderen Land gibt es diesen Schul­sprach-Fetisch. Wehe, der Deutsche nimmt seine Sprache als Gebrauchsmit­tel, geht kreativ mit der Sprache um. Dann kommt der Zwiebelfisch Polemik­er um die Ecke und verteilt Zen­suren und alle sind froh um der Exeku­tio­nen des abwe­ichen­den Sprachverhaltens.

    Dass Deutsch nicht Amtssprache sein soll, das ist eben ger­ade der absurde Aus­druck ihres elitären Charak­ters, der vom Ein­fluss des Staates und falschen Patri­o­tismus zu bewahren sei. Es ist die Furcht, dass Deutsch jedem gehören könnte.

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  18. Klaus Jarchow

    Es gibt nicht zwei Men­schen, die die gle­iche Sprache sprechen” (Fritz Mau­th­n­er). Was soll dann die Auf­nahme ein­er einzi­gen Sprache ins Grundge­setz als verbindlich für alle?

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  19. Julius

    Wie ist die deutsche Sprache über­haupt definiert? Wer sagt und schreibt vor, was Deutsch ist und was nicht? Würde ein Beken­nt­nis zur deutschen Sprache im Grundge­setz zur Folge haben, dass die Ver­wen­dung englis­ch­er Begriffe wie Feed­back, Meet­ing, Cater­ing und Lap­top kün­ftig straf­bar wird? Wie sag ich dann zu meinem Toast­er? Bekom­men Schüler dem­nächst Straf­punk­te, wenn sie etwas cool finden?

    Auch, wenn Sick hier bewusst albern formuliert, ”

    Was ist daran “albern”?

    Natür­lich ist das keine Pro­fes­soren­sprache und: das ist gut so.

    Antworten
  20. Nörgler

    @Julius (#21)

    Was Bas­t­ian Sick da sagt, ist nicht nur albern for­muliert, es ist albern.

    Vieles, was im Grundge­setz ste­ht, ist nir­gends klar definiert. Was ist Men­schen­würde, Kun­st, freie Ent­fal­tung der Per­sön­lichkeit? Darüber stre­it­en sich die Rechts­gelehrten. Die Ausle­gung dieser Begriffe ist Sache der Gerichte, in ober­ster Instanz des Bundesverfassungsgerichts.

    Unsinn ist auch anzunehmen, der bloße Ver­fas­sungspara­graph kön­nte jemals ein­fach so “zur Folge haben”, daß Anglizis­men straf­bar wür­den. Dazu bedürfte es schon eines Geset­zes. Selb­st wenn der Bun­destag ein solch­es Gesetz ver­ab­schieden würde, ist es höchst zweifel­haft, ob ein solch­es vor dem Ver­fas­sungs­gericht Bestand haben würde — mit oder ohne den fraglichen Verfassungsparagraphen.

    Auch ohne Ver­fas­sungspara­graph kön­nte ein Deutschlehrer das Wort “cool” im Schu­lauf­satz als Stil­fehler anstre­ichen, so wie er Rechtschreibfehler anstre­icht, obwohl die Ver­fas­sung nichts zur Orthogra­phie sagt.

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  21. Dierk

    @Anatol Ste­fanow­itsch [#7]: Das Grundge­setz definiert nicht, wie sich der Bürg­er ihrem Staat gegenüber ver­hal­ten [ich set­zte hier ein­mal voraus, dass wir mit ‘Staat’ an dieser Stelle die Ver­wal­tung des Gemein­we­sens durch Regierung, Behör­den, Gerichte und Par­la­ment ver­ste­hen]. Im Gegen­teil, es legt fest, wie sich staatliche Organe gegenüber dem Bürg­er zu ver­hal­ten haben. Das hat sicher­lich auch Auswirkun­gen in umgekehrter Rei­he sowie auf das Ver­hal­ten zwis­chen den Indi­viduen, die in einem Staat­sraum ansäs­sig sind — näm­lich durch Geset­ze und Verordnungen.

    Eine im Grundge­setz fest­gelegte Staatssprache würde fes­thal­ten, wie Behör­den mit Bürg­ern und anderen Bewohn­ern zu kom­mu­nizieren hätte — sicher­lich keine erfreuliche Aus­sicht. Nun ließe sich argu­men­tieren, dass entsprechende Geset­ze und Verord­nun­gen dies auch sehr frei ausle­gen kön­nten. Allerd­ings ergibt sich dann die Frage des Nutzens ein­er Ver­fas­sungsän­derung [ja, das GG ist die deutsche Verfassung].

    So manch ein Bürg­er sollte vielle­icht häu­figer in unser GG sehen, immer­hin ist es für lau zu erhal­ten. Dabei würde vielle­icht auf­fall­en, wie sehr sich die Väter und Müt­ter des GG bemüht haben, ein inklu­sives Regel­w­erk aufzustellen. Es ging ihnen nicht um Aus­gren­zung, son­dern offen­bar um Inte­gra­tion. Ein sehr guter Grund Sprache [und Schrift!] aus dem Grundge­setz raus zu lassen.

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