Die „CDU folgt dem VDS“, wie letzterer in seiner Pressemeldung treffend formuliert — der Parteitag der CDU hat seine Absicht bekundet, die deutsche Sprache ins Grundgesetz aufzunehmen:
Die CDU Deutschlands setzt sich für die Verankerung der deutschen Sprache im Grundgesetz ein. Dies soll durch einen Zusatz in Artikel 22 des Grundgesetzes erfolgen mit dem Wortlaut: „Die Sprache der Bundesrepublik ist Deutsch. [Link (PDF, 336 KB)]
Über die Probleme und die fragwürdige Sinnhaftigkeit eines solchen Verfassungszusatzes habe ich mich schon vor über einem Jahr ausführlich geäußert, und vermutlich wird es ihn in absehbarer Zeit auch nicht geben, denn auf Gegenliebe stößt der Parteitagsbeschluss nicht einmal bei der Bundeskanzlerin. Die ist besorgt, dass eine Änderung des Grundgesetzes an dieser Stelle eine Reihe mehr oder weniger trivialer Änderungsanträge nach sich ziehen könnte:
„Ich war dagegen heute“, sagte die Bundeskanzlerin bei RTL. „Ich persönlich finde es nicht gut, alles ins Grundgesetz zu schreiben. Wir haben jetzt Anträge auf Kultur, auf Sport, auf die Frage der Familien, auf die deutsche Sprache jetzt, und wir müssen aufpassen, dass das jetzt nicht inflationiert.“ [Handelsblatt]
Die SPD ist für die Aufnahme einer Staatssprache ins Grundgesetz ohnehin nicht zu haben:
Deutliche Kritik kam von SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann. „Das ist überflüssig. Die Amtssprache ist Deutsch. Ansonsten werden bei uns viele Sprachen gesprochen“ [Welt Online]
Es sei denn, die CDU würde sich auf eine Reihe mehr oder weniger trivialer Änderungsanträge einlassen:
SPD-Fraktionschef Peter Struck sagte, bislang habe die Union immer strikt betont, sie wolle das Grundgesetz an keiner Stelle mehr ändern. Allerdings sei die SPD bei diesem Thema unter bestimmten Bedingungen gesprächsbereit. Im Gegenzug müsse die Union jedoch zu „wichtigeren Dingen“, wie der Aufnahme von Kinderrechten oder des Sports in die Verfassung, bereit sein. [Welt Online]
Die FDP findet, dass man die deutsche Sprache an anderer Stelle besser fördert:
Statt sich um eine bessere Integrationspolitik und eine fortschrittliche Zuwanderungssteuerung zu bemühen, betreibt die Union Symbolpolitik. Besser wäre es gewesen, die CDU hätte mehr Deutsch für Migranten beschlossen. Die FDP-Bundestagsfraktion will bessere Integrationskurse, und stellt dies heute im Innenausschuss des Deutschen Bundestages zur Abstimmung. Da kann die Union beweisen, wie ernst es ihr mit der Integration ist. [FDP]
Und auch die Grünen durchschauen, dass da von echten Problemen abgelenkt werden soll:
„Muss ich als Schwabe jetzt hochdeutsch sprechen?“, fragte sich der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir im Gespräch mit der FR. Er bezeichnete es als einen „Offenbarungseid der Christdemokraten“, dass sie mit solch „fragwürdiger Bekenntnisrhetorik“ versuchten, die eigenen Leerstellen zu übertünchen. [FR Online]
Die Frage der Dialekte, die Özdemir nebenbei anspricht, greift auch die Bayernpartei auf:
Gleichzeitig darf nicht übersehen werden, dass das, was wir als Schrift- oder Hochdeutsch bezeichnen, nur der kleinste gemeinsame Nenner der verschiedenen deutschen Sprachen ist. Das Bairische, das Sächsische, das Schwäbische, das Friesische, das Sorbische, das Fränkische, etc. sind dem ‚Deutschen‘ mindestens gleichgeordnet. Wenn dieser Grundgesetzartikel die Dialekte und Regionalsprachen in der Bundesrepublik diskriminieren soll, dann lehnen wir ihn entschieden ab. [Bayernpartei]
Die Linke vermutet Fremdenfeindlichkeit hinter dem Beschluss:
Die CDU pflegt ihre rechten Rabatten und schürt nationalistische Ressentiments gegen Migrantinnen und Migranten, um ungestört Sozialabbau und Umverteilung von unten nach oben betreiben zu können. Dieser Politik wird sich DIE LINKE weiter entschieden entgegenstellen. [Ulla Jelpke, Die LINKE]
Der Vorsitzende der Gesellschaft für deutsche Sprache, Rudolf Hoberg, glaubt dagegen nicht, dass sich Einwanderungswillige durch eine Verankerung des Deutschen als Staatssprache von ihrem Einwanderungswunsch abbringen lassen würden. Seine Begründung ist allerdings kurios:
Armbrüster: Meinen Sie denn, dass man damit möglicherweise Ausländer, die zu uns kommen, tatsächlich auch verstören und einschüchtern könnte?
Hoberg: Das weiß ich nicht. Die meisten lesen wahrscheinlich das Grundgesetz nicht so genau. Von daher gesehen sehe ich da keine Gefahren. [Deutschlandfunk]
Inflationiert ist auch ein lustiges neues Wort. Das habe ich noch nie bemerkt.
Man wird das Gefühl nicht los, dass es unseren Volksvertreten irgendwie langweilig ist und sie mal wieder einen kräftigen, regulierungswütigen Furz lassen müssen.
Abgesehen davon, dass Deutsch als Sprache vermutlich weniger gefährdet ist als Millionen andere Dinge, ist es ja noch nicht mal geklärt, was Deutsch eigentlich ist. Standarddeutsch ist ein Konstrukt und wird von den wenigsten wirklich beherrscht.
Als schwäbischer Muttersprachler bleibt mir nicht viel mehr als ein behäbiges Kopfschütteln. Werde ich bald ausgewiesen, weil ich kein Deutsch kann, und wenn ja, wohin?
Peter Müller muss sich halt gegen Lafontaine wehren. Da ist so ein Vorschlag, der mindestens so emotional wie sinnlos ist, doch ganz praktisch, um sich zu profilieren. An andere Gründe für diesen Antrag glaube ich erst, wenn die CDU welche nennt.
Standarddeutsch? Ist damit das deutsche Standarddeutsch gemeint? Nicht daß hier noch jemand anfängt, österreichisches Standarddeutsch zu sprechen …
„[U]nter bestimmten Bedingungen gesprächsbereit“ klingt doch prima. Ich schlage vor, im Gegenzug endlich mal diesen toten Link auf den unsichtbaren Freund aus der Präambel zu löschen.
^_^J.
Kein Kommentar, aber eine Anregung, die analog vielleicht auch die Sorben auf den Weg bringen sollten:
GROTENDÖÖR nds — DE PLATTDÜTSCHE UNNERGRUND
gifft bekannt:
++++
GROTENDÖÖR feddert Plattdütsch in dat Grundgesett
GROTENDÖÖR, de Plattdütsche Unnergrund, feddert:
Dat de Regeren von de Bundesrepublik Dütschland Schutz un Schul, Pleeg un Stöhn von de Plattdütsche Sprak in dat Grundgesett verankert.
De Plattdütsche Sprak is just as Nordfresisch, Satersch, Sorbisch, Dänisch un dat Romanes dorch de Regeren von Bund un Länner al in de Europäische Charta von de Regional- oder Minnerheidenspraken as Sprak mit egen Wert un Geschicht kennt worrn. Düt Kennen von’n Rang sall nu ok in dat Grundgesett verankert weern.
Doto weert vörslahn, düssen Tosatz to § 22 von dat Grundgesett in düsse Wies totosetten: “Die Sprachen der Bundesrepublik sind Deutsch, Dänisch, Friesisch, Niederdeutsch, Romanes sowie Sorbisch. Die Bundesrepublik setzt sich für die Wahrung dieser Sprachen sowie der Rechte ihrer Sprecher ein. Die Rechte der Sprecher anderer Sprachen werden hierdurch nicht eingeschränkt.” (“De Spraken von de Bundesrepublik sünd Düütsch, Dänisch, Fresisch, Plattdüütsch, Romanes un Sorbisch. De Bundesrepublik sett sik för dat Wohren von düsse Spraken un för de Rechten von ehr Sprekers in. De Rechten von Sprekers von annere Spraken weert dorch düsse Regel nich anlangt.”)
GROTENDÖÖR nds — DE PLATTDÜTSCHE UNNERGRUND sett sik in för de Sprakrechten von de Sprakminnerheiden in Europa un von dat Plattdütsche in’t Besonnere.
Plattdütsch in dat Grundgesett — Nu! Dal mit de Sprakdaldukerie! De Plattdütsche Unnergrund behöllt sik vör, düssen Wunsch dorch Aktionen Nadruck to geven, wenn de bundesdütsche Sellschop ehr Politik von dat sutje un stille Sticken un Rutdringen von de Minnerheidenspraken nich stoppt.
Jo, wi köönt Wannel vullbringen. De Revolution hett anfungen.
++++
GROTENDÖÖR fordert: Plattdeutsch ins Grundgesetz
GROTENDÖÖR, der plattdeutsche Untergrund, fordert:
Dass die Regierung der Bundesrepublik Deutschland Schutz und Wahrung, Pflege und Unterstützung der Plattdeutschen Sprache im Grundgesetz verankert.
Die Plattdeutsche Sprache is ebenso wie Nordfriesisch, Saterfriesisch, Sorbisch, Dänisch und Romanes durch die Regierung von Bund und Ländern bereits in der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen als Sprache mit eigenem Wert und eigener Geschichte anerkannt. Diese Anerkennung soll nun auch im Grundgesetz verankert werden.
Dazu wird vorgeschlagen, § 22 des Grundgesetzes um diesen Zusatz zu erweitern: “Die Sprachen der Bundesrepublik sind Deutsch, Dänisch, Friesisch, Niederdeutsch, Romanes sowie Sorbisch. Die Bundesrepublik setzt sich für die Wahrung dieser Sprachen sowie der Rechte ihrer Sprecher ein. Die Rechte der Sprecher anderer Sprachen werden hierdurch nicht eingeschränkt.”
GROTENDÖÖR nds — DER PLATTDEUTSCHE UNTERGRUND setzt sich ein für die linguistischen Rechte der Sprachminderheiten in Europa und des Plattdeutschen im Speziellen.
Plattdeutsch in das Grundgesetz — Jetzt! Nieder mit der Sprachopression! Der Plattdeutsche Untergrund behält sich vor, diesem Wunsch durch Aktionen Nachdruck zu verleihen, wenn die bundesdeutsche Gesellschaft ihre Politik der langsamen und stillen Erstickung und Verdrängung der Minderheitensprachen nicht beendet.
Jo, wi köönt Wannel vullbringen. Die Revolution hat begonnen.
++++
düt hett Grotendöör bekannt geven.
++++
GROTENDÖÖR nds — DE PLATTDÜTSCHE UNNERGRUND
Front för Sprakrechten — Front für Sprachrechte
grotendoer@gmail.com
Angela Merkel hat es “auf den Punkt gebracht”, um mich auch mal sprachwandlerisch zu äußern. Ich bin auch dagegen, alles mögliche ins Grundgesetz aufzunehmen.
Die Kritik der SPD, der Grünen und der Linken ist aber heuchlerisch. Wer will denn sonst das Recht auf Arbeit, Umweltschutz, Tierschutz und was weiß ich ins Grundgesetz bringen? Ist das etwa keine “Bekenntnisrhetorik”?
@Nörgler (#7): Das Recht, Deutsch zu sprechen, ist ja im Grundgesetz verankert. Artikel 3, Abs. 3:
Was soll also der Vergleich mit dem Recht auf Arbeit? Und Umweltschutz halten Sie nicht für wichtiger als die überflüssige Aufnahme einer Staatssprache ins Grundgesetz? Ihre Kommentare fügen sich langsam zu einem stimmigen Bild…
Na hoffentlich sind dann nicht demnächst Formulierungen wie „von daher gesehen“ durch das Grundgesetz gedeckt. 😉
und prompt nimmt sich auch die Zeitung mit den großen Buchstaben in ihrer heutigen Ausgabe auf Seite 2 ausführlich des Themas an, u.a. mit der Frage: Wie übersetzt man Rumpsteak. Antwort: Rinder-Fleischscheibe.
Erbarmen — Anglizismenjäger sind in der Stadt.… 😉
Notfalls könnte die CDU diese Änderung doch als ‘Amendment’ durchbringen?
Das ist alles so maßlos traurig.
Sabine (#1), mir war das Wort auch neu, aber es hat doch mehr als eine Handvoll Google-Treffer. Aber was kann man schon ausrichten gegen die Latinismen, von denen die deutsche Sprache seit eintausend Jahren überschwemmt wird.
Herr Schirrmeister (#6), ein wichtiger Hinweis. Nicht, dass wir uns am Ende einen langwierigen Krieg gegen den plattdeutschen Terrorismus einhandeln.
Markus (#10), etwa in der Art:
Rumpsteak — Rinderfleisch-Scheibe
Beefsteak — Rinderfleisch-Scheibe
Rib Steak — Rinderfleisch-Scheibe
Rib Eye Steak — Rinderfleisch-Scheibe
Porterhouse-Steak — Rinderfleisch-Scheibe
T‑Bone-Steak — Rinderfleisch-Scheibe
Tenderloin-Steak — Rinderfleisch-Scheibe
Sirloin-Steak — Rinderfleisch-Scheibe
Es lebe der Reichtum der deutschen Sprache! (Und haben die Wirklich Rinderfleisch geschrieben?).
@Frank Oswalt (#8)
Falls es Sie wirklich interessiert, helfe ich Ihnen gerne dabei, ein noch stimmigeres Bild zu erhalten.
Na da sind ja wieder einmal alle Gutmenschen aus ihren Löchern gekrochen. Das gibt es nur in Deutschland.
17 andere europäische Staaten haben es hingegen unfallfrei geschafft, die Landessprache in die Verfassung aufzunehmen. Aber na ja, andere Staaten haben es auch unfallfrei geschafft, die Nichtraucher zu schützen. Bin ich eigentlich noch in Deutschland oder schon in Absurdistan?
Ein bekennender Bösmensch. Schau, schau. Oder soll ich sagen “the dork side of the farce”?
Unfallfrei schon, aber überflüssig wars trotzdem.
Tu ich schon die ganze Zeit. Komplett mit Unterschied zwischen “ich bin gestanden” und “ich habe gestanden”.
Was ist gegen eine Formulierung wie im Artikel 8 der österreichischen Verfassung einzuwenden?
“Artikel 8. (1) Die deutsche Sprache ist, unbeschadet der den sprachlichen Minderheiten bundesgesetzlich eingeräumten Rechte, die Staatssprache der Republik.”
Ein bisschen Identität kann nicht schaden.
@17
Es wäre erstmal zu belegen, dass ein solcher oder ähnlicher Passus tatsächlich identitätsstiftend oder fördernd wirkt, sprich: ob das Ganze den beabsichtigten positiven Effekt überhaupt hat. Nur weil es intuitiv einleuchtend ist, muss es nicht stimmen.
Negative Folgen hätte es aber ganz offensichtlich: Vertreter verschiedener Verbände beschweren sich schon jetzt über den bloßen Vorschlag. Einige oder viele von ihnen fühlen sich von dieser Idee augenscheinlich schon ins Abseits gestellt.
Natürlich: Ob das nicht eine Überreaktion ist, und ob die Vorteile nicht vielleicht diese Nachteile aufwiegen, das ist eine offene Frage. Aber um sie beantworten zu können, müsste man die Existenz etwaiger Vorteile erstmal zeigen. Nur von ihnen zu sprechen, ihre Existenz einfach anzunehmen, das ist bloßes Geschwätz.
In der Debatte zeigt sich mE mal wieder, wie hoch die eigenen Intuitionen eingeschätzt werden, und wie wenig Interesse am (wissenschaftlichen) Überprüfen derselben man doch hat. Umso wichtiger sind Wissenschaftler!
Ich würde in der Mitte bleiben: Es ist weder gut noch schlecht, Deutsch in die Verfassung aufzunehmen, es ist egal. Und deshalb sind die CDU-Idee und die Diskussion darübber nicht mehr und nicht weniger als grandiose Zeitverschwendung.
Nörgler (#14), das dann aber bitte in Ihrem eigenen Blog.
Tümmler (#15), na, werden die Hetzreden und das gegenseitige Schulterklopfen im VDS-Forum doch manchmal langweilig? Sie sind herzlich eingeladen, sich hier im Bremer Sprachblog jederzeit eine Portion Gutmenschentum abzuholen.
Frank Rawel (#17), was dagegen einzuwenden ist, habe ich in einer Reihe von Beiträgen dargelegt (und ich bin mir da sogar mit Bastian Sick einig). Und „ein bisschen Identität“? Ich BITTE Sie, wo brauchen die Deutschen denn Nachhilfe bei der Identitätsbildung? Es wird immer wieder so getan, als stünden unsere Sprache und Kultur kurz vor dem Aussterben — bei hundert Millionen Muttersprachlern, die auf drei wirtschaftsstarke europäische Kulturnationen verteilt sind, ist das doch ein schlechter Witz. Den Sprachnörglern fehlt offensichtlich ein natürliches kulturelles Selbstbewusstsein, anders kann man sich diese ständigen Untergangsfantasien nicht erklären.
Die CDU ist gleichzeitig zu kurz und zu weit gesprungen. Die Verfassung kann vorschreiben, wie sich die Staatsorgane äußern, also die Amtssprache festlegen. Das ist meines Wissens aber ohnehin schon geschehen. Also zu kurz gesprungen. (Außerdem: Wieso “die Sprache der Bundesrepublik ist deutsch”? Wenn schon, dann “die Sprache Deutschlands ist deutsch” — aber da wäre der Blödsinn gleich aufgefallen.) Andererseits wurde ja hier schon auf Art. 3 Abs. 3 GG verwiesen, wonach die Verfassung keinem Bürger Vorschriften machen kann, welche Sprache er benutzt. Also zu weit gesprungen.
Aber bauen wir den CDU-Vorschlag im Hinblick auf die Amtssprache mal aus: “Die Sprache der Behörden der Bundesrepublik Deutschland ist gutes, verständliches und fehlerfreies Deutsch, und zwar im Hinblick auf Satzbau, Zeichensetzung, Rechtschreibung und Wortwahl. Des Deutschen nicht hinreichend mächtige Personen haben Anspruch auf eine einwandfreie Übersetzung.” Damit wären die meisten schriftlichen Absonderungen z.B. der Anstalt aus Nürnberg mit dem großen A verfassungswidrig.
Und dann noch ein Wort zur Definition von “Deutsch”: Für mich zählen auch die Dialekte dazu. Selbst Sächsisch 😉
Deutsch als offizielle Amtssprache festzulegen finde ich sehr gut. Sonst schaffen Mehdorn und Deutsche Bank unsere Landessprache in ihrem Englischwahn noch ganz ab. Es gibt uns auch eine starke Position in der Europäischen Union, wo Verfassungsrücksichtigen ein gutes Verhandlungsargument sind.
@Frank Oswalt (#8)
Ich habe mich zur Wichtigkeit von irgendetwas üerhaupt nicht geäußert. Wenn man alles, was wichtig ist oder für wichtig gehalten wird, im Grundgesetz ausdrücklich verankern wollte, dann bekämen wir ein sehr langes Grundgesetz.
Das Recht zu arbeiten ist bereits durch das Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit garantiert.
Artikel 3(3) GG ist eher ein Argument für die Verankerung der Deutschen Sprache im Grundgesetz. Sonst könnte ja jemand auf die Idee kommen, daß die Forderung nach Deutschkenntnissen als Voraussetzung für die Einbürgerung eine Diskriminierung darstelle, die nach Art. 3(3) verfassungswidrig wäre.
Deshalb geht auch der Hinweis, daß die Amtssprache Deutsch anderswo festgelegt sei, fehl. Gerade wegen Art. 3(3) könnte man argumentieren, daß die deutsche Sprache Verfassungsrang haben müsse.
Die spanische Verfassung unterscheidet zwischen Staats- und Amtsprache und postuliert sogar eine Pflicht aller Spanier, die Staatssprache zu kennen:
Art. 3. (1) Kastilisch ist die offizielle Staatssprache. Alle Spanier haben die Pflicht, sie zu kennen, und das Recht, sie zu gebrauchen.
(2) Die anderen Sprachen Spaniens sind in den Autonomen Gemeinschaften und gemäß ihren jeweiligen Statuten ebenfalls Amtssprachen.
(3) Der Reichtum der unterschiedlichen sprachlichen Gegebenheiten Spaniens ist ein Kulturgut, das besonders zu achten und zu schützen ist.
@13 Anatol: ja, es heißt dort Rinderfleischscheibe! Schön auch die angegebene Variante für Steakhouse: Fleischgaststätte.
Markus B. (#24),
Ah, das ist nun wirklich inkonsequent. Natürlich müsste es „Rinderfleischscheibengaststätte“ heißen.
Fleisch? Ha. 50 % Bindegewebe. Und die Graphitkruste außen… aber lassen wir das.
Die Sprache hat im Grundgesetz nichts zu suchen. Ich gehe sogar davon aus, dass sie mit Bedacht weggelassen wurde. Und natürlich finden sich später ahnungslose kurz denkende Politiker, die es wieder reinflicken wollen.
Im Gegenzug darf die Regierung in ihrer _Regierungspraxis_ aber nur zu gern an die Verwendung unserer Amtssprache denken statt sich übersetzungsfaul mit echten und unechten Lehnwörtern zu zeigen.
In diesem Sinne @13:
wir sollten die deutsche Sprache nicht ärmer machen als sie ist.
Rumpsteak — Rinderfleisch-Scheibe -> Stück(ja, daher kommt das amerikanisch Wort “Steak”)/Scheibe aus dem Hinterteil
Beefsteak — Rinderfleisch-Scheibe -> Stück Rindfleisch (oft: Hackstück)
Rib Steak — Rinderfleisch-Scheibe -> Rippenstück
Rib Eye Steak — Rinderfleisch-Scheibe -> Hochrippe
Porterhouse-Steak — Rinderfleisch-Scheibe -> großes (vorderes)(Rinder-) Kotelett
T‑Bone-Steak — Rinderfleisch-Scheibe -> Kotelett
[ist das englische nicht auch von vollendeter Einfachheit und Schönheit? T‑Knochen-Stück! so klar, so einfach. Ganz ohne den typisch deutschen Diebstahl aus dem Lateinischen und Französichen]
Tenderloin-Steak — Rinderfleisch-Scheibe -> Lenden-Filet (Stück…:)
Sirloin-Steak — Rinderfleisch-Scheibe -> Lenden-Stück [ja, irgendeins, also nicht das Filet…]
in diesem Sinne: die deutsch Sprache in die Köpfe und in Wort und Schrift, aber nicht in’s Grundgesetz.
Zugegeben: das Klammern an Grundgesetzeinschübe ist vielleicht ebenso überspannt wie das rigorose Ablehnen solcher.
Dutzende andere Völkerschaften aber finden, dass die Amtssprache/Landessprache in die Verfassung gehört wie die Farben der Landesfahne. In Portugal oder Frankreich wären solche selbstzerfleischenden Debatten undenkbar.Wir Deutschen kränkeln lustvoll am Deutschen.
Was an dieser Debatte nervt: Der Gedanke, man könne durch die Festschreibung des Deutschen als Amtssprache verhindern, dass die Sprachbenutzer kreativ mit ihr umgehen. Da hülfe auch keine Akademie oder ähnliche Wächterinstitution. Eigentlich wollten die CDU-Delegierten, die diesen Beschluss unterstützt haben, doch ein Anglizismen-Verbot. Dabei beweist doch schon der Begriff des Anglizismus, dass es sich um Wörter aus dem Wortschatz der deutschen Sprache handelt: Solche nämlich, die aus dem Englischen übernommen bzw. nach englischen Vorbild oder aus englischem Material gebildet wurden.
Man kann diese Wörter und ihren Gebrauch doof finden, aber nicht verbieten. Schon gar nicht den Bürgern und privaten Unternehmen.
Auch der Chef des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, ist für die Grundgesetzänderung. Zuwanderer sollen auch qua Verfassung merken, was dieser Staat und dieses Gemeinwesen erwarten. Die Gegner sind demnach Leute, die eine Atomisierung in verschiedene Sprachkulturen und Parallelgesellschaften wünschen. Die Sprache ist nämlich Mittel zum Zweck: der Identität als Kulturnation. Und die ist bedroht, z.B. hat das Deutsche die Eroberung des Lebensraums im Osten verschlafen (Ich sehe die Gefahr, dass sie dort vom Englischen verdrängt und nicht mehr als erste Fremdsprache gelehrt wird.), derweil es im Inneren durch die Rechtschreibreform zersetzt wurde, die hat die Attitüde vermittelt, Sprache sei nichts Exaktes. Und jeder Anglizismus zählt — endlich ist mir klar, warum: weil manche nur einen Wortschatz von 800 bis 1200 Vokabeln nutzen, was (ich habe nachgezählt) nicht einmal für die Bildzeitung reicht. Wer ‘Christmas’ sagt, muss ‘Weihnachten’ vergessen.