Bischöfliche Gedanken über die Bildung

Von Anatol Stefanowitsch

Im All­ge­meinen beschw­eren sich alte weiße Män­ner ja eher darüber, dass die Men­schen heutzu­tage (vor allem die jun­gen) zu wenig Bil­dung besitzen — viel weniger als früher. Nicht so Patrick O’Donoghue, Bischof von Lan­cast­er. Er find­et, dass die Men­schen viel gebilde­ter sind, als gut für sie wäre. Seine Aus­sagen sind ein typ­is­ch­er Fall von katholis­ch­er Logik: wenn die Wörter, die er ver­wen­det, das bedeuten, was sie für jeden nor­malen Men­schen bedeuten, erschließt sich nicht, wo genau eigentlich sein Prob­lem liegt.

So fängt er an (ich zitiere ihn nach dem Dai­ly Tele­graph):

What we have wit­nessed in West­ern soci­eties since the end of the Sec­ond World War is the devel­op­ment of mass edu­ca­tion on a scale unprece­dent­ed in human his­to­ry — result­ing in eco­nom­ic growth, sci­en­tif­ic and tech­no­log­i­cal advances, and the cul­tur­al and social enrich­ment of bil­lions of people’s lives.

Seit dem Ende des zweit­en Weltkrieges sind wir Zeu­gen ein­er Bil­dung der Massen in einem Aus­maß gewor­den, das in der Geschichte der Men­schheit vorher nie erre­icht wor­den ist — was zu Wirtschaftswach­s­tum, wis­senschaftlichem und tech­nol­o­gis­chem Fortschritt und einem kul­turellen und gesellschaftlichen Reich­tum im Leben von Mil­liar­den Men­schen geführt hat.

Soweit alles richtig. Aaaaber:

How­ev­er, every human endeav­or has a dark side, due to orig­i­nal sin and con­cu­pis­cence. In the case of edu­ca­tion, we can see its dis­tor­tion through the wide­spread dis­sem­i­na­tion of rad­i­cal scep­ti­cism, pos­i­tivism, util­i­tar­i­an­ism and relativism.

Allerd­ings hat alles men­schliche Han­deln eine dun­kle Seite, die auf die Erb­sünde und die Begierde zurück­zuführen ist. Im Falle der Bil­dung sehen wir sie verz­er­rt durch eine umfassende Aus­bre­itung von radikaler Skep­sis (radikalem Skep­tizis­mus), Pos­i­tivis­mus, Util­i­taris­mus und Relativismus.

Das sind große Worte, die erstein­mal gar nicht so böse klin­gen. Aber vielle­icht hil­ft uns ja Mey­ers Lexikon dabei, ihren Zusam­men­hang mit der Erb­sünde herzustellen.

Skep­sis, so ler­nen wir da, beze­ich­net all­ge­mein „Zweifel“, bzw. eine „kri­tis­che, zurück­hal­tende, mis­strauis­che Betra­ch­tungsweise“, Skep­tizis­mus beze­ich­net eine philosophis­che Rich­tung, die die Skep­sis zum zen­tralen Werkzeug des Denkens erhebt. In ihrer radikalen Form bestre­it­et sie grund­sät­zlich die Möglichkeit, zu irgen­dein­er Erken­nt­nis zu gelan­gen. Pos­i­tivis­mus ist dage­gen eine philosophis­che Rich­tung, die davon aus­ge­ht, „dass die Quelle der Erken­nt­nis das erfahrungsmäßig Gegebene (‚Pos­i­tive‘), die ‚Tat­sache‘ sei“. Man kann also nicht gle­ichzeit­ig radikaler Skep­tik­er und Pos­i­tivist sein — es sei denn, man wäre gle­ichzeit­ig radikaler Rel­a­tivist, ließe also „alle Erken­nt­nis nur als rel­a­tiv gel­ten […], weil sie durch den Stan­dort des Erken­nen­den (beson­ders durch seine Indi­vid­u­al­ität) bed­ingt sei“. Dann kön­nte man, je nach Sit­u­a­tion, mal radikaler Skep­tik­er und mal Pos­i­tivist sein — aber eigentlich wäre man keins von bei­dem. Util­i­taris­mus schließlich erhebt die Kon­se­quenz (den „Nutzen“) ein­er Hand­lung zum Maßstab und fordert, dass jede Hand­lung so beschaf­fen sein solle, dass sie „zum größt­möglichen Glück für die größt­mögliche Zahl von Men­schen“ beitrage. Das ist mit Rel­a­tivis­mus und radikalem Skep­tizis­mus nur schw­er vereinbar.

Vielle­icht wollte der Bischof ja gar nicht sagen, dass die Bil­dung uns zu allen vier Posi­tio­nen auf ein­mal ver­leit­et. Vielle­icht ging es ihm vielmehr darum, dass einige von uns durch sie zu Skep­tik­ern, einige zu Pos­i­tivis­ten, einige zu Rel­a­tivis­ten und einige zu Util­iaris­ten gewor­den sind. Auszuset­zen wäre aber an kein­er der vier Posi­tio­nen etwas. Skep­sis besagt schließlich im All­t­ag nur, dass man sich sein­er Sache nie zu sich­er sein sollte, Pos­i­tivis­mus führt einen wenig­stens ein Stück weit zu einem evi­den­zgestützten Welt­bild, Rel­a­tivis­mus bedeutet, dass man neben dem eige­nen auch andere Stand­punk­te gel­ten lässt und Util­iaris­mus bringt einen dazu, die Ergeb­nisse ein­er Hand­lung höher zu bew­erten als die Ide­olo­gie, die möglicher­weise dahin­ter ste­ht. Das alles klingt für mich nach einem per­fek­ten Rezept für eine Gesellschaft, die auf Respekt, Gle­ich­heit, Ver­stand und Wohlbefind­en aufge­baut ist. Wer kön­nte da ern­sthaft dage­gen sein?

Offen­sichtlich der Bischof (sein Gerede von der „dun­klen Seite“ deutet zumin­d­est darauf hin). Warum er das tut, erläutert er auch im näch­sten Absatz nicht:

Tak­en togeth­er, these intel­lec­tu­al trends have result­ed in a frag­ment­ed soci­ety that mar­gin­al­izes God, with many peo­ple mis­tak­en­ly think­ing they can live hap­py and pro­duc­tive lives with­out him.

Zusam­mengenom­men haben diese intellek­tuellen Entwick­lun­gen zu ein­er frag­men­tierten Gesellschaft geführt, die Gott mar­gin­al­isiert und in der viele Men­schen fälschlicher­weise glauben, sie kön­nten auch ohne ihn ein glück­lich­es und pro­duk­tives Leben führen.

Frag­men­tiert, das bedeutet ja in etwa, dass die Gesellschaft indi­vidu­elle Freiräume zulässt, dass also jed­er auf seine Weise glück­lich wer­den darf. Das klingt doch gar nicht schlecht. Dass die Gesellschaft Gott mar­gin­al­isiert, kann ja nichts Schlecht­es sein, solange sie ihren Mit­gliedern ganz rel­a­tivis­tisch zugeste­ht, ihn (sie?) in den Mit­telpunkt ihres Lebens zu stellen, wenn sie es unbe­d­ingt möcht­en. Ah, aber die armen Men­schen, die das nicht tun — die glauben fälschlicher­weise, sie seien glück­lich. Man kor­rigiere mich: wenn man glaubt, dass man glück­lich sei — ist man dann nicht glück­lich? Ist es nicht die Def­i­n­i­tion von Glück, dass man sich glück­lich fühlt? Was soll „fälschlicher­weise“ hier über­haupt bedeuten? Und pro­duk­tiv — nun, der Bischof selb­st nen­nt doch das Wirtschaftswach­s­tum, den wis­senschaftlichen und tech­nol­o­gis­chen Fortschritt und den kul­turellen und gesellschaftlichen Reich­tum, den diese frag­men­tierten Gesellschaften her­vorge­bracht haben. Für mich deutet das auf eine gewisse Pro­duk­tiv­ität hin.

Nur jemand, der sich eine gle­ichgeschal­tete und total­itäre Gesellschaft wün­scht, deren Mit­glieder unbe­wiesene und unbe­weis­bare Ide­olo­gien kri­tik­los akzep­tieren, diejeni­gen ver­acht­en, die das nicht tun, und die ihre Hand­lun­gen immer nur danach bew­erten, ob sie dieser Ide­olo­gie genüge tun und niemals danach, ob sie wün­schenswerte Kon­se­quen­zen haben — nur so jemand würde ver­ste­hen, worüber O’Donoghue sich hier beschw­ert. Aber mit solchen Men­schen will doch ein Bischof nichts zu schaf­fen haben, oder?

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

32 Gedanken zu „Bischöfliche Gedanken über die Bildung

  1. mawa

    Das Prob­lem ist weniger, dass der Bischof Katho­lik ist, als dass er, wie es The­ologIn­nen üblicher­weise sind, mehr als nur ein biss­chen philosophisch aus­ge­bildet ist und sich daher wohl nicht die “jour­nal­is­tis­chen”, milden Fas­sun­gen der genan­nten Aus­drücke zu Eigen macht, son­dern ihre Stel­lung im philosophis­chen Diskurs als Schlag­wörter für bes­timmte For­men des erken­nt­nis­the­o­retis­chen bzw. ethis­chen Scheit­erns: Radikale Skep­sis macht, wie kor­rekt ange­merkt, jede Erken­nt­nis unmöglich; Pos­i­tivis­mus ste­ht für eine method­ol­o­gisch unre­flek­tierte Über­nahme natur­wis­senschaftlich­er Weltbeschrei­bun­gen als Wel­terk­lärun­gen; Rel­a­tivis­mus macht eben­so wie Util­i­taris­mus, sofern bis zum Ende durch­dacht, jede Ethik unmöglich.

    Inter­es­san­ter­weise wür­den wohl die meis­ten Philosophen bis zu einem gewis­sen Grade unter­schreiben, dass alle vier genan­nten Klem­men durch Kant über­wun­den wor­den sind bzw. er dafür zumin­d­est einen brauch­baren Ansatz geliefert hat, und der ist jet­zt nicht ger­ade der katholis­chste Denker 😉

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  2. Thomas Müller

    Wir sind eben vom Teufel geblendet. Oder nur göt­tliche Glück­lichkeit ist “wahre Glück­lichkeit”. Der Herr Bischof würde bes­timmt irgen­det­was zusam­men­metapho­risieren kön­nen, wenn Sie ihn fragten.

    Pop­ulärthe­olo­gen wie Hahne oder Ratzinger wer­den auch nicht müde, auf die wach­sende Beliebigkeit hinzuweisen, da ist O’Donoghue in “guter” Gesellschaft. Oder denken wir an Palin — Skep­tizis­mus und Pos­i­tivis­mus haben wohl ihren Beitrag geleis­tet für die Forschung an Frucht­fliegen. (I kid you not!)

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  3. Thomas Müller

    Nach­trag @ #1

    Das ist aber eine sehr ein­seit­ige, ten­den­z­iöse Analyse. Mit dem Skep­tizis­mus hat sich noch Wittgen­stein sehr einge­hend befasst, Sie find­en skep­tizis­tis­che Posi­tio­nen auch in der ganz mod­er­nen Philoso­phie des Geistes. In Sachen Pos­i­tivis­mus empfehle ich einen sim­plen Blick auf den Wikipedia-Artikel — der Ansatz war im 20. Jahrhun­dert sehr wichtig. Und Util­i­taris­ten find­en Sie ger­ade auch unter Philosophen immer noch in großer Zahl, ich werfe mal Singer in den Raum. Und zum Rel­a­tivis­mus werfe ich mal das Stich­wort Sapir-Whorf-Hypothese hinterher.

    Soll jet­zt nicht heißen, dass ich die vier genan­nten Posi­tio­nen gut fände, geschweige denn vertei­di­gen möchte. Aber dass “die meis­ten Philosophen” ihre Kant-These “bis zu einem gewis­sen Grade unter­schreiben” wür­den, halte ich für hochgr­a­dig unwahrscheinlich.

    Übri­gens sehe ich nicht, dass sich für Her­rn Stafanow­itschs Analyse irgendwelche sig­nifikan­ten Unter­schiede ergeben wür­den, wenn wir dem Bischof philosophis­che Ken­nt­nisse unterstellten.

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  4. Simone

    Ich habe keine Ahnung von Philoso­phie, inter­pretiere aber, dass alle vier genan­nten Aus­drücke selb­ständi­ges Denken voraus­set­zen und dieses wech­sel­wirk­sam auch fördern. 

    Die katholis­che Kirche ist aber nicht eben dafür bekan­nt, selb­ständi­ges Denken zu fördern. Der aktuelle Papst scheint alles zu unternehmen, (z.B. lateinis­che Messe) um die Kirche ins Mit­te­lal­ter zurück­zuführen, mit einem starken Klerus und einem Volk, dass mehr an die katholis­che Kirche als an Gott glaubt weil es unwis­send ist. Das hat nichts mit Philoso­phie oder Gott zu tun, das ist reine Macht-Politik.

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  5. Klaus Jarchow

    Ich glaube ja, du erweist dem Her­rn zu viel Ehre. Der gute Mann will ein­fach nur sein Dor­fkirch­lein und seine gläu­bi­gen Bäuer­lein wieder­haben, wie in jen­er guten alten Zeit, wo alle noch Achtung vor dem Her­rn Pfar­rer und seinen Mär­lein hatten …

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  6. dirk

    Ich sehe da keine Unvere­in­barkeit. Er bedauert, dass die Men­schen a) zunehmend an Gott zweifeln, b) nur beweis­baren Fak­ten ver­trauen, c) nach rein weltlich­er Nüt­zlichkeit gehen und d) Reli­gion für einen Zeitvertreib hal­ten. Das ist Stan­dard­reper­toire kirch­lich­er Beschw­erde, man lebe in got­t­losen Zeit­en und ver­nach­läs­sige das Seelenheil. 

    Glück­lich ist man wohl, solange man das glaubt. Aber wozu? Die Erde ist ein Jam­mer­tal und wer zulet­zt lacht (wenn die Verzweifel­ten getröstet wer­den, die Gerecht­en belohnt, und die, die ihren Lohn schon hat­ten, ins ewige Leben nicht gelan­gen), lacht am besten.

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  7. mawa

    Thomas Müller, ich befürchte, du hast mich nicht ver­standen. Selb­stver­ständlich weiß ich auch, welche philoso­phiehis­torische Bedeu­tung Pos­i­tivis­mus hat oder dass es auch heute Skep­tizis­ten und Util­i­taris­ten gibt. Ich unter­stelle dem Bischof ja eben, dass er die genan­nten Aus­drücke als Schlag­wörter für Arten des Scheit­erns und nicht als Über­schriften philosophis­ch­er Teil­strö­mungen in Stel­lung bringt. So ist Util­i­taris­mus eben ein­er­seits der Ober­ti­tel für jede Ethik, die auf ein Nutzenkalkül auf­set­zt, ander­er­seits aber auch eine Chiffre für den radikal kon­se­quen­zial­is­tis­chen Ansatz, der bei strin­gen­ter Durch­führung spek­takulär über seine eige­nen Füße fällt.

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  8. Thomas Müller

    @mawa

    Ok, beg your par­don, so kann man es wohl ste­hen lassen! Beziehungsweise, so würde ich dem auch zus­tim­men. Ich finde den Satz:

    […] son­dern ihre Stel­lung im philosophis­chen Diskurs als Schlag­wörter für bes­timmte For­men des erken­nt­nis­the­o­retis­chen bzw. ethis­chen Scheit­erns […]

    aber unglück­lich, denn im philosophis­chen Diskurs ste­hen diese Begriffe ja ger­ade nicht für das Scheit­ern ihrer radikalen Aus­prä­gun­gen, son­dern für die mod­erneren wirk­mächti­gen Formen.

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  9. Nörgler

    @Thomas Müller (#3): “Das ist aber eine sehr ein­seit­ige, ten­den­z­iöse Analyse.”

    Dem stimme ich vol­lkom­men zu — bezo­gen auf den Aus­gangs­beitrag. Wenn man glaubt, daß “jed­er nor­male Men­sch” so denken muß wie man selb­st, dann ist das ja auch kein Wunder.

    Das Nörgeln über die Sprach­nör­gler — mit begren­ztem Reper­toire an Argu­menten — wird ja in der Tat etwas lang­weilig. Also muß — nach dem Papst — auch mal ein Bischof dran glauben (aber — Gott bewahre — ja nicht an die Religion).

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  10. Frank Oswalt

    mawa (#1): Aus den Worten des Bischofs spricht hier nicht ger­ade eine fundierte philosophis­che Aus­bil­dung. Der Mann lehnt ein­fach alle Gedanken ab, die Men­schen außer­halb der Märchen­phan­tasie hat­ten, in der er sel­ber lebt.

    An den Blog­meis­ter: Tol­er­anz gegenüber Trollen in allen Ehren, aber muss man jeman­dem wie „Nör­gler“ hier wirk­lich ein Forum geben, um seine Min­der­w­er­tigkeit­skom­plexe abzuar­beit­en? Ich plädiere nochmal für eine Sperrung.

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  11. corax

    Herr Oswalt,

    ich hab mich hier ja schon mit dem Haush­er­rn und ein, zwei Lesern „gek­abbelt“. Aber eine Sper­rung eines Kom­men­ta­tors in einem frem­den Blog zu fordern, nur weil der eine andere Mei­n­ung ver­tritt, und ohne dass der irgend­was schlimmes äußerst?

    Was ist das denn für eine Ein­stel­lung? Kri­tik­er mund­tot machen, statt dage­gen zu argu­men­tieren oder (was Ihnen freis­te­ht) zu ignorieren?

    Was sind Sie denn für ne dünnhäutige Per­son, bitteschön?

    Wenn Sie sich seinen Aus­führun­gen nicht gewach­sen fühlen dürfte der „Min­der­w­er­tigkeit­skom­plex“ wohl eher bei Ihnen liegen.

    Pfeifen im Keller und so.

    Zur Tol­er­anz soll­ten Sie mal nach Lud­wig Feuer­bach gugeln.

    In meinem Anse­hen sind Sie vor­erst gewaltig abgerutscht.

    Geschlossene Gesellschaft hier, wie bei der Roy­al Soci­ety dazu­mal, oder wie?

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  12. chodo

    Chiffre für den radikal kon­se­quen­zial­is­tis­chen Ansatz, der bei strin­gen­ter Durch­führung spek­takulär über seine eige­nen Füße fällt.”

    Erst ein­mal müsstest du zwis­chen Hand­lungs- und Util­i­taris­mus unter­schei­den. Worauf beziehst du dich?

    Des weit­eren kenne ich kein gutes Beispiel für unmoralische/negative Fol­gen durch kon­se­quente Anwen­dung des Util­i­taris­mus. Die typ­is­chen Beispiele zeigen meist eher, dass der Util­i­taris­mus missver­standen wurde und ein­seit­ig (ungle­ich strin­gent!) aus­gelegt wird.

    Min­der­heit­en­schutz, Schutz vor Aus­nutzung des Sys­tems — für alles lässt sich wun­der­bar util­i­taris­tisch argumentieren.

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  13. Frank Oswalt

    @corax (#11): Mir geht es darum, dass früher in den Kom­mentaren hier im Sprach­blog inhaltlich disku­tiert wurde. Dabei war man oft nicht ein­er Mei­n­ung und es ging vom Ton­fall auch oft hart zur Sache, aber es ging trotz­dem um Inhalte (sog­ar bei Thomas Paulwitz, wer hätte das vorher gedacht…). Die Kom­mentare waren früher für mich fast genau­so inter­es­sant zu lesen wie die Beiträge Aber “Nör­gler” und vielle­icht ein paar andere brin­gen seit einiger Zeit einen Kom­mu­nika­tion­sstil in die Kom­mentare, der sich auf Ad-hominem-Angriffe ohne Inhalt beschränkt. Sie sind ja selb­st schon Ziel davon gewor­den, meis­tens wird aber der Blog­meis­ter auf dümm­liche Art belei­digt. So sehr ich seinen Gle­ich­mut und seine tol­er­ante Kom­metar­poli­tik schätze — langsam mag ich die Kom­mentare hier nci­ht mehr lesen und damit wird das ganze Blog weniger vergnüglich. Ich plädiere deshalb nicht nur für eine Sper­rung von “Nör­gler” son­dern für eine generell stren­gere Kom­men­tar­poli­tik, wie sie zum Beispiel bei “Pharyn­gu­la” gepflegt wird. Ob ich dadurch in Ihrem Anse­hen “abrutsche” ist mir eigentlich wurscht.

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  14. corax

    Herr Oswalt,

    ich lese hier jeden Artikel und jeden Kom­men­tar. Oft kann ich hier sel­ber nix beitra­gen, weil die Ebene auf der Sie und der Herr mit dem ss/ß Artikel (Name grade ent­fall­en, sor­ry David …?) disku­tieren, über­steigt meinen Hor­i­zont. Trotz­dem lese ich das inter­essiert und lerne mitunter was dazu.

    Da wo ich „das Ziel“ gewor­den bin, möchte ich mich noch bei Ihnen bedanken, dass Sie mir beis­te­hen woll­ten bzw sind. Nur, ich hätte das ein­fach ignori­ert. Er, der Nör­gler, war doch bloß sauer, dass ich ihn bei offen­sichtlichem Unfug ertappte (erlernte Intuition).

    Hier gibt’s doch nicht mehr als einen Artikel täglich und dazu etwa 5 Kom­mentare pro Tag. Das ist doch hier nicht das Heise­fo­rum, da kann es doch nicht so schw­er sein, einen trol­li­gen Kom­men­tar ein­fach zu ignori­eren. Ger­ade das Sie sich darüber aufre­gen spornt ihn doch über­haupt erst an. Ignori­ert man Trolle trollen sie sich bald, und wenn nicht ist es auch nicht weit­er schlimm. Er hin­dert doch die anderen Leser nicht daran, sach­liche vernün­ftige Kom­mentare abzugeben.

    Ich find das kindisch, immer wenn einem was nicht gefällt, die Regeln ändern zu wollen, grade wie bei unserem Her­rn Innenminister.

    Demokratie ist anders, Diskurs auch.

    Wenn Sie das wirk­lich nicht schaf­fen täglich einen Trol­lkom­men­tar zu ignorieren .… :–)

    Antworten Sie ihm doch dem­nächst ein­fach immer mit Scooters

    How much is the <°((((< 

    dann ist bald auch wieder

    Sun­shine in the air!!

    Antworten
  15. Nörgler

    Als Betrof­fen­er will ich mich in die Grund­satzde­bat­te über Mei­n­ungs­frei­heit nicht ein­mis­chen. Einige Aus­sagen fordern mich jedoch zur Erwiderung auf.

    @corax

    Wieso ist der Begriff “erlernte Intu­ition” denn “offenkundi­ger Unsinn”? Eine ange­borene Intu­ition wäre ein Instinkt. Instink­te sind bei Men­schen aber bekan­ntlich weniger aus­geprägt. Ein deutsch­er Mut­ter­sprach­ler spricht (einiger­maßen) richtiges Deutsch, weil er es als Kleinkind gel­ernt hat. Die Intu­ition, über­haupt zu sprechen, ist ver­mut­lich ange­boren; die Intu­ition, eine bes­timmte Sprache zu sprechen, ist aber bes­timmt erlernt. Insofern füh­le ich mich keineswegs “ertappt”.

    @Frank Oswalt

    Bitte erläutern Sie mir, wo ich denn jeman­den “ad hominem” ange­grif­f­en hätte.

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  16. David Marjanović

    der Herr mit dem ss/ß Artikel (Name grade ent­fall­en, sor­ry David …?)

    Daniel Koni­et­zko?

    die Intu­ition, eine bes­timmte Sprache zu sprechen

    Naja, ich würde das ein­fach nicht Intu­ition nen­nen. Aber da kann man streiten.

    Antworten
  17. corax

    @ David Marjanović

    David Koni­et­zko heißt er wohl. Und da sollte auch noch ein „u. a.“ ste­hen, also hier sind noch mehr Kom­men­ta­toren die mir zum The­ma Sprache deut­lich über sind. ;–)

    @ Nör­gler

    Eine ange­borene […] wäre ein Instinkt. Instink­te sind bei Men­schen aber bekan­ntlich weniger aus­geprägt. Ein deutsch­er Mut­ter­sprach­ler spricht (einiger­maßen) richtiges Deutsch, weil er es als Kleinkind gel­ernt hat. Die […], über­haupt zu sprechen, ist ver­mut­lich ange­boren; die […], eine bes­timmte Sprache zu sprechen, ist aber bes­timmt erlernt.

    Wenn man in die Lück­en […] Inten­tion ein­set­zt, ergibt das halb­wegs einen Sinn. Anson­sten, wenn Sie bes­timmten Wörtern andere Bedeu­tun­gen zuord­nen als mehr als 90% der Bevölkerung, dürfte auch klar sein wieso Sie ständig irgend­wo „aneck­en“.

    Intu­ition ist han­deln aus dem Unter­be­wusst­sein, aus dem Bauch her­aus, ohne groß darüber nachzu­denken. Es ist genau das Gegen­teil von han­deln nach Über­legun­gen, Erfahrun­gen, Erlern­tem, nach­denken. Entwed­er man reagiert auf eine unbekan­nte Sit­u­a­tion, über­legt, durch Schlussfol­gerun­gen auf Grund zuvor erlern­tem Wis­sen, oder halt völ­lig unüberlegt.

    Allen­falls kann man vielle­icht ler­nen sich auf sein „Bauchge­fühl“ zu verlassen.

    Antworten
  18. David Konietzko

    @ Corax:

    Intu­ition ist han­deln aus dem Unter­be­wusst­sein, aus dem Bauch her­aus, ohne groß darüber nachzu­denken. Es ist genau das Gegen­teil von han­deln nach […] Erlerntem […].

    Wo ist denn da der Gegen­satz? Es gibt doch auch implizites Ler­nen.

    Es existiert ein »wohldokumentiert[er] Trend zur Uni­ver­bierung in der gesproch­enen und der geschriebe­nen Sprache in den let­zten 500 Jahren« (Hart­mut Gün­ther [1997]: »Zur gram­ma­tis­chen Basis der

    Getren­nt-/Zusam­men­schrei­bung im Deutschen«. In: Christa Dürscheid [Hg.]: Sprache im Fokus. Fs. f. Heinz Vater zum 65. Geburt­stag. Tübin­gen. S. 11). Her­rn Ste­fanow­itschs radikale Getren­ntschrei­bung von Ver­bzusatzkon­struk­tio­nen würde also ein­er sehr sta­bilen Intu­ition der Sprachge­mein­schaft widersprechen.

    Antworten
  19. corax

    @ David Konietzko

    impliziertes Ler­nen“ ist doch nicht das gle­iche wie „erlernte Intuition“.

    Vor­raus­set­zung ist doch, bei Ersterem das so etwas wie (die Fähigkeit zur) „Intu­ition“ schon vorhan­den ist, die man dann zum Erler­nen von Din­gen ver­wen­den kann.

    Daraus kön­nen Sie doch nicht ein­fach den Umkehrschluss ziehen, dass man Intu­ition erler­nen kann.

    Das ist doch ein cir­cu­lus vitiosus.

    Sie soll­ten die Math­e­matik und Logik bei Ihrer Liebe zur Sprache nicht so vernachlässigen. ;–)

    Antworten
  20. David Konietzko

    @ Corax:

    Vor­raus­set­zung [sic] ist doch, bei Ersterem das [sic] so etwas wie (die Fähigkeit zur) „Intu­ition“ schon vorhan­den ist, die man dann zum Erler­nen von Din­gen ver­wen­den kann.

    Warum set­zen Sie hier Klam­mern? Wenn man eine Intu­ition erlernt, dann muß triv­ialer­weise die Fähigkeit dazu schon vorhan­den sein. Daraus fol­gt natür­lich nicht, daß die Intu­ition selb­st schon vorhan­den sein müßte.

    Antworten
  21. corax

    @ David Konietzko

    Wenn man eine Intu­ition erlernt, dann…

    Genau das stelle ich in Abrede, dass dies über­haupt möglich sein soll.

    Das „(die Fähigkeit zur)“ ist aus Verse­hen ste­hen geblieben weil ich da vorher noch ein Beispiel mit unterge­bracht hat­te, dann aber gelöscht habe.

    Spie­len Sie hier jet­zt eigentlich Bullshitbingo?

    Glauben Sie man kann Durst erlernen?

    Antworten
  22. David Konietzko

    @ Corax:

    Glauben Sie man kann Durst erlernen?

    Nein. Durst ist auch keine Intu­ition. Kön­nte es sein, daß Sie die Wörter Intu­ition und Instinkt verwechseln?

    In Kom­men­tar Nr. 17 haben Sie definiert:

    Intu­ition ist han­deln aus dem Unter­be­wusst­sein, aus dem Bauch her­aus, ohne groß darüber nachzudenken.

    Intu­itiv han­delt dem­nach z.B. ein deutsch­er Mut­ter­sprach­ler, der nach der Kon­junk­tion daß die Verblet­zt­stel­lung ver­wen­det, »ohne groß darüber nachzu­denken«. Hal­ten Sie das für nicht erlernt, also angeboren?

    Antworten
  23. corax

    @ David Konietzko

    Wenn Sie meine Def­i­n­i­tion von Intu­ition für falsch hal­ten, bieten Sie doch eine alternative. ;–)

    Anson­sten hab ich keine Lust auf Schopen­hauers Kunstgriffe.

    Antworten
  24. David Konietzko

    Im Met­zler Lexikon Sprache (hrsg. von Hel­mut Glück, 3. Aufl. 2005) wird ›Intu­ition‹ wie fol­gt definiert (S. 293):

    Fähigkeit kom­pe­ten­ter Sprech­er ein­er Spr., durch Intro­spek­tion Urteile […] über sprachl. Äußerun­gen zu tre­f­fen, d.h. z.B. deren Gram­matikalität einzuschätzen, Mehrdeutigkeit­en […] zu erken­nen und aufzulösen, Umschrei­bun­gen […] zu find­en usw.

    Diese Fähigkeit ist offen­sichtlich (min­destens zum Teil) erlernt (die Abgren­zung von Erlern­tem und Instink­tivem ist umstrit­ten).

    Antworten
  25. corax

    Jet­zt wird mir einiges klar.

    Auch wenn das hier Bre­mer Sprach­blog heißt, es gibt auch noch andere The­men in der Welt und die Sprache ist auch dazu da diese zu beschreiben.

    Sie kön­nen doch nicht einen all­ge­meinen Begriff nehmen, der in der Sprach­wis­senschaft etwas ganz spezielles aus­drückt, und die dort getätigte spez­i­fis­che Def­i­n­i­tion dann wiederum ver­all­ge­mein­ern, hier auf die (Verhaltens)biologie.

    Ich hab hier unsere „Bibel“ liegen den Richard Lehr. Taschen­buch für den Garten- Land­schafts- und Sport­platzbau Ver­lag Parey.

    Wenn ich Ihnen alle Fach­be­griffe daraus ver­bi­eten würde, in einem anderen Kon­text als dem wie sie im Land­schaft­bau zu ver­ste­hen sind, zu ver­wen­den, dann hätte sich Ihr Wortschatz schla­gar­tig gewaltig verringert. 

    Aber ich spaziere doch nicht durchs Leben und ver­suche Leuten zu erk­lären was ich unter ein­er Drahtzange, einem Löf­fel oder einem Flach­meis­sel ver­ste­he, da etwa Medi­ziener da ganz andere Vorstel­lun­gen haben dürften.

    Davon abge­se­hen, der Begriff „Intro­spek­tion“ wird ja schon in der Medi­zin, Infor­matik und Psy­cholo­gie unter­schiedlich gebraucht. Und die Bedeu­tung „Selb­st­beobach­tung als Analyse des eige­nen Ver­hal­tens“ im Zusam­men­hang mit „Intu­ition“ zu brin­gen läuft der ursprünglichen Bedeu­tung ja vol­lends zuwider.

    Ich halte die Def­i­n­i­tion deshalb für völ­lig verfehlt.

    Und bleibe dabei, Intu­ition ist eine ange­borene Fähigkeit die nicht erlern­bar ist, man aber trainieren kann darauf bei Entschei­dun­gen zu vertrauen.

    Und zu neulich, wenn man sich intu­itiv zwis­chen zwei oder mehr Alter­na­tiv­en entschei­det, die man zuvor erlernt hat, dann bedeutet das noch lange nicht, dass deshalb die Fähigkeit zur Intu­ition erlernt ist.

    Sie argu­men­tieren äußerst fragwürdig.

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  26. David Konietzko

    Der Aus­gangspunkt der Diskus­sion war ja – soweit ich mich erin­nere –, daß corax Nör­glers For­mulierung »erlernte Intu­ition« kri­tis­ert hat. Daß diese Kri­tik unberechtigt war, dürfte nun klar sein. Da es sich hier um ein Blog zum The­ma Sprache han­delt, ist natür­lich nichts daran auszuset­zen, wenn Nör­gler das Wort Intu­ition in sein­er in der Lin­guis­tik üblichen Bedeu­tung ver­wen­det (die meines Eracht­ens mit der all­ge­mein­sprach­lichen vere­in­bar ist).

    Und zu neulich, wenn man sich intu­itiv zwis­chen zwei oder mehr Alter­na­tiv­en entschei­det, die man zuvor erlernt hat, dann bedeutet das noch lange nicht, dass deshalb die Fähigkeit zur Intu­ition erlernt ist.

    Wer hätte das denn behauptet?

    Antworten
  27. corax

    Daß diese Kri­tik unberechtigt war, dürfte nun klar sein.

    Warum?

    Da es sich hier um ein Blog zum The­ma Sprache han­delt, ist natür­lich nichts daran auszuset­zen, wenn Nör­gler das Wort Intu­ition in sein­er in der Lin­guis­tik üblichen Bedeu­tung ver­wen­det (die meines Eracht­ens mit der all­ge­mein­sprach­lichen vere­in­bar ist).

    Wer hat Sie denn bitteschön zum Richter über die Deu­tung­shoheit hier ernan­nt? Und für die „Lin­guis­tik übliche Bedeu­tung“ schulden Sie immer noch belast­bare Quellen ins­beson­dere das „üblich“.

    Wer hätte das denn behauptet?

    Sie impliz­it in #22.

    Tat­sache: Ich behaupte, dass Intu­ition zu erler­nen Unfug ist.

    Muss ich das bele­gen? Ja.

    Hab ich das? Ja.

    Wie: Ich führte eine Def­i­n­i­tion an, die in unzäh­li­gen Quellen nachzule­sen, ist.

    Beispiel: Gugel­suche mit “Intu­ition” + “ler­nen”

    Gegen­be­weis? Nichts außer ein ominös­es Buch von einem Autor der mir nichts sagt. Ich kön­nte auch von Sci­en­tolo­gie oder von cthul­hu irgendwelche Quellen zitieren. Ob das wis­senschaftlich so halt­bar wäre wage ich mal zu bezweiflen.

    Im Übri­gen sind Intu­ition, Instinkt, und Ler­nen orig­inäre Begriffe aus der Verhaltensbiologie.

    Liefern Sie erst­mal nachvol­lziehbare Argu­mente für Ihre Position.

    Die da wäre: “Intu­ition sei erlernbar.”

    Bis dahin halte ich Sie ab jet­zt für einen Troll.

    Und ich werde Ihnen trotz­dem nicht das let­zte Wort über­lassen, son­dern min­destens jedes­mal einen Fisch hinwerfen.

    Ich habe Zeit und Ner­ven genug.

    Antworten
  28. corax

    @ All­ge­mein­heit

    Ist sowas hier:

    Daß diese Kri­tik unberechtigt war, dürfte nun klar sein.“

    jet­zt eigentlich (unwider­sproch­en­er) Standard?

    Dass Mei­n­ung nicht von Tat­sachen getren­nt wird, das mit unzuläs­si­gen Zirkelschlüssen argu­men­tiert wird, oder gar, dass ver­sucht wird Beispiele zu wider­legen die der Geg­n­er gar nicht ange­führt hat?

    Oder, dass als Beleg irgendwelche Zitate aus Lit­er­atur ange­führt wird, von der kaum jemand je etwas gehört hat, und diese dann als unum­stößliche Wahrheit deklar­i­ert wird?

    Das hier rab­u­lis­tis­che Wort­spiel­ereien betrieben wer­den, statt sach­lich Argu­mente (oder abwe­ichende Mei­n­un­gen) zu widerlegen?

    Dass sich hier jemand ein­seit­ig zum Sieger erklärt?

    Pip­pi­langstrumpf­syn­drom der Gesellschaft, oder wie?

    Ist unser Innen­min­is­ter zur Zeit ja auch ganz groß drin.

    Bach­e­lorstudi­um, ja genau. Das wird Deutsch­lands Prob­leme lösen.

    Antworten
  29. Wolfgang Hömig-Groß

    Zum laufend­en Flame­war: Es gibt in dem wun­der­schö­nen Film “Das Leben des Bri­an” (mehr als) eine Stelle, in der die römis­che Besatzungs­macht in aller See­len­ruhe und etwas ver­ständ­nis­los zusieht, wie sich die jüdis­chen Wider­stands­be­we­gun­gen (etwa: “Volks­front von Judäa” und “Kam­pagne für ein freies Galiläa”) mit viel Energie gegen­seit­ig abmurk­sen, anstatt etwas gegen die Römer zu tun, was ihr eigentlich erk­lärtes Ziel ist. So etwa kommt mir das hier vor. Schauen wir doch noch mal kurz, wo der Geg­n­er ist und wo die Ver­bün­de­ten. Die Schwierigkeit ist vor allem, wieder aufzuhören, nach­dem man ein­mal ange­fan­gen hat. Ich rate trotz­dem dazu.

    Antworten
  30. Anatol Stefanowitsch

    Zur Debat­te um die Bedeu­tung des Wortes Intu­ition: Die Debat­te kam auf, weil Herr Koni­et­zko auf eine Studie hingewiesen hat, in der behauptet wurde, dass es eine „Intu­ition der Schreiben­den“ gebe, bes­timmte Wort­grup­pen zusam­men zu schreiben. Davon abge­se­hen, dass ich bis heute auf Evi­denz für diese „Intu­ition“ warte, macht der Kon­text klar, dass es hier um eine natür­liche Intu­ition han­deln soll, denn wenn es eine erwor­bene Intu­ition wäre, kön­nte sie nicht als Argu­ment für eine Zusam­men­schrei­bung dienen — die Schreiben­den kön­nten dann ja auch eine Intu­ition für die gegen­teilige Regel erwer­ben. Auf DIESEN Kon­text bezieht Corax sich hier, und in DIESEM Zusam­men­hang hat er „Nör­gler“ bei offen­sichtlichem Unfug ertappt, denn der fand, dass „auch diese Intu­ition … eben erlernt wer­den“ müsse. Wenn sie aber „erlernt“ ist, taugt sie nicht, um für die Zusam­men­schrei­bung zu argumentieren.

    Nun zur Frage, ob Intu­ition über­haupt „erlernt“ wer­den kann. Die Diskus­sion ist etwas müßig, da der Begriff Intu­ition nicht klar definiert ist. Grund­sät­zlich müsste man aber m.E. neben „ange­boren“ und „erlernt“ auch noch die Alter­na­tive „erwor­ben“ ein­führen, wobei ich die sprachwissenschaftlichen/psychologischen Bedeu­tun­gen von „erlernt“ (≈ ges­teuertes, explizites Ler­nen) und „erwor­ben“ (≈ unges­teuertes, implizites Ler­nen) ver­wende. Mir wider­strebt es, eben­so wie Corax, von „erlern­ter“ Intu­ition zu sprechen, aber mit „erwor­be­nen“ Intu­itio­nen habe ich kein Prob­lem (es sei denn, man ver­sucht, diese dann als Argu­ment für „natür­lich­es“ Ver­hal­ten her­anzuziehen — das bleibt Unfug).

    Schließlich möchte ich hier noch sagen, dass ich David Koni­et­zko, ohne ihn näher zu ken­nen, nicht für einen Troll halte, son­dern für einen vielver­sprechen­den zukün­fti­gen Sprach­wis­senschaftler, dem ich allerd­ings wün­sche, dass er sich intellek­tuell nicht vorschnell auf bes­timmte Posi­tio­nen oder die Ideen und Inter­essen einzel­ner Sprach­wis­senschaftler fes­tle­gen möge. Was ich von „Nör­gler“ halte, dürfte regelmäßi­gen Leser/innen nicht ent­gan­gen sein.

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  31. kamenin

    Geht der ganze Stre­it nicht eh nur darum, dass der eine unter “Intu­ition” den men­tal­en Vor­gang, der andere den men­tal­en Inhalt versteht?

    Ich kann den Beitrag über die “Intu­ition der Schreiben­den” ger­ade nicht find­en und will die Studie auch nicht vertei­di­gen. Intu­ition kann aber auch im größeren Zusam­men­hang geformt wor­den sein. Die Bedi­enung für ein neues Pro­gramm muss ich zum Beispiel in jedem Fall erler­nen — aber ich fände es wenig intu­itiv, wenn inner­halb des Pro­gramms plöt­zlich alles, was son­st einen Linksklick erfordert, plöt­zlich einen Recht­sklick ver­langt und umgekehrt (oder gar noch willkür­lich gemis­cht). Auch eine zu erler­nende Schreibregelung kann dann ein­er Sprach­in­tu­ition wider­sprechen, wenn sie mich zu ganz anderen Über­legun­gen zwingt als sie für andere Wort­grup­pen nötig sind.

    Bezüglich erlern­ter Intu­itio­nen: hängt Intu­ition eigentlich sprach­lich mit tuition zusammen? 😉

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  32. Nörgler

    @Anatol Ste­fanow­itsch

    Mit der Beze­ich­nung “erwer­ben” habe ich auch kein Prob­lem. Man spricht ja dur­chaus von “frühkindlichem Spracher­werb”. Ander­er­seits entspricht es nicht dem all­ge­meinen Sprachge­brauch, den Begriff “ler­nen” nur auf “ges­teuertes, explizites Ler­nen” einzuschränken. Man sagt ja dur­chaus “das Kind lernt krabbeln, laufen, sprechen …”. 

    Corax mag ja “ler­nen” so definieren wie er will, das ist mir völ­lig gle­ichgültig. Er sollte aber seine eigen­willi­gen Def­i­n­i­tio­nen nicht dazu benutzen, anderen “offenkundi­gen Unsinn” vorzuwerfen.

    Imm übri­gen kann selb­st das ges­teuerte, explizite Ler­nen dur­chaus in “Intu­ition” im coraxschen Sinne von “aus dem Bauch her­aus han­deln” überge­hen. Man sagt dann, daß einem etwas “in Fleisch und Blut über­gan­gen” sei. Welch­er erfahrene Aut­o­fahrer denkt denn noch bewußt darüber nach, wann er den näch­sten Gang ein­le­gen soll?

    Eine andere Meth­ode, einem anderen “offenkundi­gen Unsinn” oder gar “Unfug” zu unter­stellen. ist in die Äußerun­gen des anderen etwas hineinzule­gen, das er gar nicht gesagt hat.

    Wer hat denn über­haupt von “natür­lichem Ver­hal­ten” gesprochen? Auch die End­stel­lung des Verbs im deutschen Neben­satz ist ja nicht “natür­lich”. Daß deutsche Mut­ter­sprach­ler diese End­stel­lung intu­itiv ver­wen­den, ist ja auch keine Begrün­dung für diese gram­ma­tis­che Tat­sache des Deutschen. Wäre es im Deutschen anders, wür­den die Kinder es eben anders lernen/erwerben.

    Genau­sowenig “natür­lich” ist es, daß im Deutschen Zusam­menset­zun­gen zusam­mengeschrieben wer­den. Im Englis­chen ist es ja — trotz der engen Ver­wandtschaft mit dem Deutschen — dur­chaus anders.

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