Apples iPhone musste sich seit seiner Markteinführung viel Kritik gefallen lassen: Es sei kein Smartphone und deshalb nicht businesstauglich, es sei zu teuer, zu langsam und zu angeberisch und es sei giftig und könne unfruchtbar machen.
Außerdem betreibt es sprachliche Diskriminierung: ebenso blind wie gnadenlos verwandelt seine Autokorrekturfunktion schweizer Dialekte in bundesdeutsch eingefärbtes Kauderwelsch. Aus isch guet, de znacht staht ufm herd. s häd no brate mit härdopfel („Ist gut, das Abendessen steht auf dem Herd. Es gibt Braten mit Kartoffeln“) wird beispielsweise isch gurt es unscht draht urm herd. so bär no beate mit härdöpfel.
Ein Berner Designer will das nicht länger hinnehmen: Auf der Webseite „Please let us disable auto-correction, Steve“ sammelt er Unterschriften, die den Apple-Chef Steve Jobs überzeugen sollen, die Nutzer diese Autokorrektur wenigstens ausschalten zu lassen.
Ich bin seit fast zwanzig Jahren überzeugter (wenn auch nicht besonders fanatischer) Apple-Nutzer, aber ich muss mich immer wieder über die Super-Nanny-Einstellung wundern, die Apple den Kunden gegenüber hat. Die Autokorrekturfunktion des iPhone lässt sich nicht abschalten?
Den schweizer Apple-Nutzern möchte ich zurufen: Bleibt mit euren Forderungen nicht bei etwas stehen, das selbstverständlich sein sollte. Die Autokorrektur auf dem iPhone sollte nicht nur abzuschalten sein, sie sollte auch Dialekte beherrschen.
Die Petition läuft noch bis Ende September.
Ich bin mir relativ sicher, dass eine online-Petition noch _nie_ irgendetwas bewegt hat. 10 Menschen, die auf der Straße protestieren bewegen mehr als 100.000 online-Signaturen.
Ich hab selber kein iPhone, und genau das Problem der penetranten Autokorrektur ist für mich ein Grund, vorläufig keines zu kaufen. Zwar gehöre ich zu einer Generation von Schweizern, die noch brav bundesdeutsch tippen (ausser “ß”), aber ich pflege Mails und SMS auf deutsch, englisch oder holländisch zu schreiben. Was macht wohl ein iPhone aus “ik heb je heel erg lief”? Meines Wissens ist es nämlich nicht möglich, die Sprache umzustellen, aber ich hatte nie Gelegenheit, das zu testen.
Dass ein iPhone unsern Dialekt beherrschen sollte, ist allerdings etwas viel verlangt, das tun wir ja selber nicht 😉
Sei Dir meines Erstaunens versichert über die Tatsache, daß das iPhone überhaupt schweizer Dialekte in irgendeiner Form beherrscht. Das sich irgendetwas gar nicht Abschalten lässt verblüfft mich allerdings auch. Vielleicht ist der “Ausschaltknopf” aber auch nur zu offensichtlich und wird daher übersehen 😉
p.
Naja, daß das iPhone Schweizerdeutsch beherrsche ist etwas viel verlangt bei der Vielzahl an Dialekten und der überhaupt nicht normierten Schreibweise. Wahrscheinlich müßte man pro Wort etwa 20 Varianten (mindestens) zulassen, das ist irgendwie nicht realistisch.
Aber naja, als immer stärkerer OpenSource-Verfechter wird mir sowieso unbegreiflich bleiben, wie sich Leute auf Produkte einlassen können, die sie nicht einmal so verwenden dürfen wie sie wollen… (iPod nur mit iTunes? Was soll das denn?).
Können handelsübliche Handys mit diesem T9 oder wie das heißt (schalte das selbst immer ab) nicht neue Wörter lernen? Sprich: Wenn es ein Wort mal nicht kennt, Taste drücken, danach weiß es bescheid. Damit könnte man einem Handy in relativ kurzer Zeit den ganz persönlichen Dialekt beibringen. Wenn da mehrere User über’s Internet konzertiert zusammenarbeiteten, müssten sich recht flott normierte Dialektpakete erstellen lassen. Also, technisch sollte das doch machbar sein. Sogar für Apple. 😉
Wenn es die Benutzeroberfläche (also die Ausgabe) des I‑Phones auf Schweizerisch gäbe, dann könnte man erwarten, dass es auch bei der Eingabe unterstützt wird. Bedingung dafür wäre aber erstmal eine allgemein akzeptierte Schriftform, ansonsten müsste Apple sie erst schaffen (lassen) und damit wäre auch wieder niemand einverstanden (ala „ausländischer Konzern schreibt uns unsere Schreibung vor“). Natürlich könnten die Deutschschweizer die Entstehung einer eigenständigen Sprache durch Etablierung einer Schriftnorm forcieren wie es die Luxemburger getan haben, aber ich wüsste nicht, dass es dafür ernsthafte Bestrebungen gibt. Vermutlich liegt das u.a. daran, dass die Dialekte untereinander stark variieren und das Hochdeutsche als Mittler gut genug funktioniert (und was als gut genug wahrgenommen wird, wird selten durch etwas besseres ersetzt, siehe bspw. Tastaturbelegungen).
Davon abgesehen sollte jeder Automatismus abschaltbar bzw. überstimmbar sein, vor allem, wenn er fehleranfällig ist, was in der Spracherkennung alle sind.
PS: Ich weiß, wie „man“ à la schreibt.
Schweizerdeutsch ist keine normierte Sprache, fast jedes Dorf hat nen anderen Dialekt… Hat schon seinen Grund warum wir die offizielle Kommunkation auf Hochdeutsch umstellen.
WTF.