In der Schule lernen wir, Sprachen, vor allem fremde, als kommunikatives Werkzeug zu betrachten — als Mittel zur Verständigung oder als Tor zu anderen Kulturen. Für diejenigen von uns, die ihr Leben der Beschäftigung mit Sprache und Sprachen widmen, sind Sprachen aber häufig weniger als das, und gleichzeitig viel mehr. Helen De Witt bringt es auf den Punkt:
I think there are people who like languages who don’t necessarily want to communicate with other people, they just like the medium. I have a feeling I’m like that most of the time. I like languages for their grammatical idiosyncrasies — when I come across a rare verb form in Arabic it makes me laugh out loud. I like the different ways they sound, the way Slavic languages are chewy, the way Spanish and Scots use rolled r’s for a sort of verbal pinball, the way Danish has a sort of archipelago of half-submerged consonants. […] Part of the attraction of a different language, though, is that the mind, immersed in this new medium, finds the possibility of a different self. When people do ugly things they don’t use a separate language for them — so the words we use every day, ‘if’, ‘and’, ‘the’, ‘but’, ‘you’, bring back memories of that ugliness. If you escape into a different language you leave all those ordinary words behind; the words of the new language are innocent, harmless, have no history. [Aus einem Interview mit Joey Comeau]
Ich glaube, dass es Menschen gibt, die Sprachen mögen ohne deshalb unbedingt mit anderen Menschen kommunizieren zu wollen — sie mögen einfach das Medium. Ich denke, so ist es meistens bei mir. Ich mag Sprachen wegen ihrer grammatischen Eigenarten — wenn mir eine seltene arabische Verbform begegnet, bringt mich das zum Lachen. Ich mag die unterschiedlichen Arten, wie sie klingen — wie die slavischen Sprachen klingen, als ob man sie kaue, wie das Spanische oder Schottische das R in einer Art sprachlichem Flipperspiel rollen lassen, oder wie das Dänische eine Art Archipel halb versunkener Konsonanten besitzt … Ein Teil der Anziehungskraft einer fremden Srache ist es, dass der Geist, eingetaucht in dieses neue Medium, die Möglichkeit eines anderen Selbst findet. Wenn Menschen hässliche Dinge tun, verwenden sie dafür keine andere Sprache, deshalb bringen die Wörter, die wir jeden Tag verwenden — wenn, und, das, aber, du –, die Erinnerungen an diese Hässlichkeit zurück. Wenn man in eine fremde Sprache entflieht, lässt man all diese gewöhnlichen Wörter hinter sich; die Wörter in der neuen Sprache sind unschuldig, harmlos, haben keine Geschichte.
Genau deswegen habe ich Deutsch studiert. Geht in Ordnung — sowieso — genau.
Oh, sack zement, läuft er noch, der Schwachsinn? Darauf einen Sechsämter!
Muß man diese Diskussion verstehen?
Nicht, wer das Buch nicht kennt, auf das sich die Un-Worte oben beziehen.
(Trilogie des laufenden Schwachsinns, Eckhard Henscheid, Bd. 2: Geht in Ordnung — sowieso — genau)