Durch den Wortistiker bin ich auf einen sprachlichen Streit zwischen den Journalisten Marco Dettweiler und Peter Glaser aufmerksam geworden.
Dettweiler hat einen Artikel in der FAZ.net vom 6. August mit dem Satz „Die Welt ist eine Google“ begonnen. Glaser hat am 13. April 2005 diesen Satz schon einmal verwendet und fühlt sich deshalb als Urheber. Er schreibt Dettweiler eine Mail, in der er die Urheberschaft reklamiert. Detweiler schreibt eine unhöfliche Antwort, die Glaser in seinem Blog veröffentlicht. Die Blogsphäre hat einen neuen Skandal, wobei der für einige in Dettweilers unhöflicher Email besteht, für andere in der Tatsache, dass Glaser diese ungefragt veröffentlicht hat und für wieder andere darin, dass Glasers Urheberrechtsansprüche mehr als zweifelhaft sind. Im Kommentarthread zu seinem Blogeintrag nennen seine Leser gleich drei Fundstellen im Internet, die zeitlich vor seiner Verwendung liegen: eine vom 9. April 2005 (vier Tage vor Glaser), eine vom 29. September 2004 (ein halbes Jahr vor Glaser) und eine vom 7. November 2003 (deutlich über ein Jahr vor Glaser). Glasers Urheberschaft ist damit streng genommen vom Tisch, ob er seinen Kalauer nun selbst erfunden hat oder ob er ihn selbst irgendwo geklaut hat.
Er kann ihn aber durchaus selbst erfunden haben, denn, seien wir ehrlich, besonders originell ist der Spruch nicht. Die lautliche Ähnlichkeit zwischen Google und Kugel ist nicht zu überhören, und so finden sich reihenweise Wortspiele mit den beiden Wörtern. Spontan fallen mir die Redewendungen Ich geb mir die Kugel, sich vor Lacheln kugeln und eine ruhige Kugel schieben ein, und tatsächlich finden sich beide auch als Wortspiel: Ich geb mir die Google, googeln vor Lachen und eine ruhige Google schieben. Eine Recherche nach Redewendungen, die das Wort Kugel enthalten, ergibt dann noch das mir bislang unbekannte Das ist eine Kugelfuhr, und auch diese Redewendung hat schon jemand vergoogelt. Aber Wortspiele gibt es nicht nur mit Redewendungen sondern auch auf Wortebene. Spontan finde ich die Weltgoogle, die Erdgoogle und die Kristallgoogle, den Googleschreiber, das Googlestoßen, den Googlefisch, den Googleblitz und das Adjektiv googlerund. Das Wortspiel ist damit zu offensichtlich, um die Schöpfungshöhe zu erreichen, die nötig wäre, um es als geistiges Eigentum zu deklarieren.
Es gab bei meiner Websuche allerdings ein Wortspiel, auf das vor mir scheinbar noch niemand gekommen ist: das Googlelager. Wem eine sinnvolle Verwendung dafür einfällt, dem überlasse ich gerne das Urheberrecht daran.
Lustig — wenn Dettweiler da noch ein “ur just jellus” drunter gesetzt hätt, könnt man ihn glatt für ein beleidigtes Fangirl halten, dessen Mary Sue-Fanfic gerade die erste schlechte Kritik erhalten hat.
Etwas mehr on topic — Leute streiten sich um die Urheberschaft bei einem so schlechten Wortspiel? Da würd ich mir ja eher die Google geben…
“Google sei mit uns” ©. (-;
Hallo Herr Stefanowitsch,
meinten Sie im letzten Satz “scheinbar” oder “anscheinend”?
Gruß U.W.
Da backst dir doch einen Googlehupf …
Besser, nichts mehr veröffentlichen -
Es ist schier alles schon geschrieben,
oft genug auch Eigentum …
Sogar privat: “Liebe Beide”, grüßte ich
ein befreundetes Paar, das gleich eine
Urheberin kannte: Else Lasker-Schüler.
Die hätte ich nennen sollen. Postkarte.
Dankeschön Walther! Ich habe es glatt überelesen.
meng, woran mag das liegen? Vielleicht daran, dass “scheinbar” und “anscheinend” längst nicht mehr die Bedeutungen haben, die ihnen Sick & Co. aufdiktieren wollen?
Ruhe — ihr ebenso ’scheinbar’ minderbemitteltes wie ‘anscheinend’ missgünstiges Pack: Unser wackeres Sprachritterlein Basti (Nickname ‘Sick as a brick’), der kriegt jetzt sogar ’ne eigene Tiwieh-Schoh! Da könnt ihr mit eurem unerheblichem Geläster doch gar nicht dran klingeln …
😉
Sick as a brick. Den muß ich mir merken.
Googlelager: Die Gruppe von Leuten, die Google als einzig wahre Suchmaschine ansehen und keine andere verwenden. 😉
Google-Lager — ist das nicht der Ort, wo die ganzen Suchabfragen und andere private Daten gespeichert werden?
jA, dass stimt wohl mit däm übereianander was, da hinten doch so gesteht hat. jädenfals wahr mich das der begriff